In der Villa | Noch´n Parther!

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    Nach der Rückkehr in der Villa, nahm sich Diomedes des neuen Sklaven an. Der Kerl hatte unbedingt ein Bad nötig und ein paar neue Kleider konnten ihm auch nichts schaden. So jedenfalls konnte man ihm kaum zur Herrin vor lassen. Den meisten Sklaven in der Villa war die Empfindlichkeit der Celerina bekannt. Sie hasste Schmutz und üblen Geruch.
    "So Freundchen, du kommst erst mal mit mir! Wie heißt du gleich nochmal? Ich kann mir diesen komischen Namen nicht merken!" Diomedes führte den Parther zum Bad der Sklaven. Hier stand allesbereit, damit der Neue sich waschen konnte. Eine junge Sklavin mit blonden Haaren huschte schnell an der Tür vorbei und riskierte einen Blick auf den neuen Sklaven. Genau diese Sklavin war es auch, die kurze Zeit später mit einer frischen weißen Tunika unter dem Arm und einem Paar ledernen Sandalen ins Bad trat, um die frische Kleidung auf einem Hocker abzulegen. Dann verschwand sie auch schon wieder, allerdings nicht ohne noch einmal einen Blick auf Phraates zu werfen.
    "Parther bist du also! Kriegsgefangener, hm? Man sagt, die Herrin hat eine Schwäche für Exoten, wie dich." sinnierte der Leibwachter, während er den Neuen musterte. was sie nur an diesen Kerlen fand? Ihr letzter Sklave, der Thraker, war ausgerechnet an den Saturnalien geflohen. Dieser Idiot, dachte Diomedes. Hoffentlich bedeutete das keine Repressalien für die Sklavenschaft an den kommenden Saturnalien.
    "Brauchst du noch was, oder hast du alles?", erkundigte er sich, dieweil der neue Sklave die Gelegenheit hatte, sich zu waschen.

  • Die Aufgabe, Phraates einzuweisen, fiel an den Dicken Sklaven. Von naeherem wirkte seine Aehnlichkeit mit einem armenischen Fleischklops noch verblueffender als von der Ferne, wenn man seine Falten und Runzeln in Betracht zog. Immerhin schien er es aber gut zu meinen, und er schlug ein Bad vor. Das stimmte. Der Sklavenhaendler hatte sich kaum die Muehe gemacht, seine Sklaven ordentlich zu waschen. Womoeglich hatte er sich gedacht, auf der dunkleren Haut der Parther sah man den Schmutz sowieso nicht.
    Er registrierte, dass ihn der Dicke eseinen Freund nannte, was Phraates in eine etwas unverkrampftere Stimmung versetzte. Er nickte kurz langsam mit dem Kopf zu Diomedes hin und sagte dann: "Mein Name ist Phraates. Phra-A-tes.", sagte er. Er betonte die Mittelsilbe. Hoffentlich merkte man sich die Aussprache. "Wie heisst du? Wo kommst du aus?"
    Er blickte der Sklavin nach. Hm. Phraates und sie tauschten einen schnellen Blick. Unter anderen Voraussetzungen waere das ein prima Tag gewesen - gleich das Interesse von drei schoenen Frauen zu wecken - aber das zu sagen waere eine Verkennung der Tatsachen. Dieser Tag hatte ihn von einem Kriegsgefangenen, einen Status, mit dem er zurechtkam, in einen Sklaven verwandelt. Nein, das war nicht gut. Er seufzte auf.
    Er bemerkte, wie der Sklave ihn wieder ansprach. "Exote?", wiederholte er unglaeublig das Wort, das er noch nie gehoert hatte. "Ja. Ich bin gefangen von Krieg, von Krieg von die Roemer gegen die Parther.", bestaetigte er Diomedes' Worte. "Und, ja, ich bin Parther.", meinte er, stolz darueber, Buerger des praechtigsten Reiches der Welt zu sein. "Ich bin... war Kataphrakt. Schon hast du gehoert von denen?"
    Die letzte Frage nahm er dankbar zur Kenntnis. Lange schon hatte sich keiner mehr um sein Wohlergehen geschert. "Ich denke, ich habe alles.", meinte er, die selbe Formulierung wie sein Mitsklave nutzend. "Danke." Er blickte ueber das Bad der SKlaven, es sah ordentlich und sauber aus. Er tupfte vorsichtig mit dem Zehen ins Wasser. Die Temperatur schien in Ordnung zu sein. Fragend blickte er nach hinten zu Diomedes, als ob er nicht ganz sicher waere, dieses Bad benutzen zu duerfen.

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    Was für seltsame Namen manche Leute doch hatten! Diomedes, der in der Villa nicht unbedingt für seine Begabung für Sprachen bekannt war, versuchte sich im Nachsprechen, des sklavischen Namens "Fra… Fates, nein Fra ates. Stimmts so?"Es war ganz verständlich, daß auch nun der Sklave wissen wollte, mit wem er es zu tun hatte. Zwar war Diomedes nicht unbedingt das, was man als redselig umschrieb, aber den Parther dumm sterben lassen, wollte er auch nicht. "Man ruft mich Diomedes, und woher ich komme? Na von hier! Ich bin hier geboren. Meine Mutter war Sklavin und mein Vater, na ja, ich nehme mal an, der war auch Sklave. Keine Ahnung, ich hab die beiden nie näher kennen gelernt. War wohl ´ne Griechin, meine Mutter." Diomedes hatte sich noch nie viele Gedanken um seine Herkunft gemacht, einfach deshalb, weil es noch nie jemand von ihm verlangt hatte.


    "Die gefällt dir, was?" bemerkte Diomedes gleich, nachdem die Sklavin wieder gegangen war. Das war dem armen Kerl ja auch nicht zu verdenken! Von Parthien bis hier war es schon ein Stück und der Krieg war ja auch schon einige Zeit vorbei. Wie lange der Parther schon keine Frau mehr hatte lag da ja auf der Hand! "Na ja, wenn du dich nicht so blöd dran stellst, kriegst du vielleicht mal eine von denen für ´ne Nacht!" sagte Diomedes grinsend. Er selbst mußte sich da weitaus weniger Gedanken machen. Er war in dieser Beziehung sehr etabliert.
    "Ja, Exoten. Sklaven aus fremden Ländern, mit dunkler Haut, langen Haaren oder sonst was! So wie auch dein Vorgänger!" Ohoh, ob das wirklich so klug gewesen war, dem Neuen gleich etwas über Chimerion zu erzählen, gleich an seinem ersten Tag? Ach was! Er erfuhr es ja doch früher oder später!
    Nun begann der Parther ihm von seiner Herkunft vorzuschwärmen und dass er Katafdingsbums war! Ehrlich gesagt, hatte Diomedes keinen Schimmer, wovon er da sprach und es interessierte ihn auch nicht wirklich, aber er fand, es war an der Zeit, den Burschen mal wieder auf den Teppich zu bringen.
    "Hör mal Jungelchen, das ist ja alles schön und gut. Am besten fährst du aber, wenn du das alles vergisst! Du bist jetzt Sklave und deine Herrin heißt Flavia Celerina. Sie alleine sagt dir, ob du essen, schlafen oder, na du weißt schon, machen darfst. Hast du das kapiert?" Das waren harte Worte für den Neuen! Aber besser kurz und schmerzlos ins kalte Wasser geworfen, als ewig um den heißen Brei geschlichen, dachte sich der Sklave, der nun wieder einen versöhnlichen Gesichtsausdruck hatte.
    "Na los Kleiner! Geh schön baden! Dann zeig ich dir, wo du ab heute schläfst!"
    Er nickte dem Parther aufmunternd zu und beobachtete, was er jetzt machte.

  • "Genau. So. Phra-a-tes.", bestaetigte er. Er freute sich, dass jemand seinen Namen richtig aussprach. Er hoerte dem anderen aufmerksam zu, was sein name war. "Diomedes. Freut mich.", meinte er. Der Name war wohl Griechisch. Aber dass sich jemand nur so wenige Gedanken um seine Herkunft machte, war Phraates nicht wirklich versaendlich. Er selbst konnte seinen Stammbaum bis zu einem der Gefaehrten vom grossen Arsakes zurueckverfolgen. Aber er glaubte nicht, dass dies hier viel galt. Rom war nicht Parthien.
    Diomedes schien zu erkennen, was in Phraates Augen lag. Phraates grinste zurueck und seine Augen leuchteten, als Diomedes von einer Nacht sprach. Vielleicht, ja, vielleicht wuerde es so kommen... wer wusste das?
    Er nickte bedaechtig, als ihm Diomedes die bedeutung des Wortes erklaerte. "Also ich bin auch ein... Exote.", meinte er. Bei den letzten Worten des Diomedes wurde er hellhoerig. Vorgaenger! Bei grossen Ahura Masda! Hatte man den totgepruegelt? Phraates entschloss sich, lieber nicht zu fragen. Er wollte es gar nicht wissen.
    Phraates wollte nun seinerseits schon beginnen, Diomedes von Parthien vorzuschwaermen. Seiner Heimat. Seiner Familie. Von der Zeit, die er dort verbracht hatte, seine Zeit im Heer. Doch sein mitsklave unterbrach ihn.
    Phraates hoerte ihm zu. Er atmete tief ein, als er die Bedeutung von Diomedes' Woertern in sich einsacken liess. Seine Schultern sackten nach unten. Dann nickte er. Der eifrige Ausdruck, den er vorher im Gesicht getragen hatte, war verschwunden.
    Wie sollte er vergessen koennen? Aber vielleicht hatte der Mann wirklich recht. Vielleicht war Verdraengen die beste Taktik.
    Er laechelte Diomedes noch einmal zu, wobei dieses Laecheln irgendwie nicht in seine Augen vordrang, zog seine Tunika aus und stieg dann ins Bad hinein.
    Was fuer eine Erfrischung! Unglaublich! Ja, er hatte schon einige Zeit nicht mehr gebadet. Niemals haette man das in Parthien bei kriegsgefangenen zugelassen. Sich hier nun baden zu koennen war ein wundervolles Gefuehl.

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    Selbst einem Klotz, wie Diomedes, war dieser Ausdruck von schwindender Hoffnung in dem Gesicht des Neuen nicht entgangen. Für einen, der die Freiheit kannte mußte es ganz schön schlimm sein, in eine solche ungewohnte Situation zu kommen. Aber auch der Parther würde es lernen, so wie die meisten hier, oder früher oder später untergehen, wie manch einer in der Sklavenschaft. Die Flavier waren nicht gerade berühmt für menschenfreundliche Art gegenüber ihren Sklaven. Aber trotz allem konnte man mit ihnen auskommen. Früher, als der alte Senator Flavius Felix noch in Rom weilte, war es besonders schlimm gewesen. Diomedes kannte die Flavia nicht näher und konnte so auch nur wenig über ihre Eigenheiten berichten, nur das, was man so über sie herumtratsche, war ihm wohl vertraut.
    "Kopf hoch Kleiner! Die Flavier haben noch nie einen ihrer Sklaven unschuldig zu den Löwen geschickt! Du wirst sehen, wenn du deine Herrin erst mal kennen gelernt hast, dann sieht die Welt wieder anders aus!" Wenn er da so an den Thraker dachte, konnte er es immer noch nicht verstehen, warum er getürmt war. Er schüttelte schweigend den Kopf und behielt seine Gedanken für sich.
    Das Plätschern des Wassers holte Diomedes ins hier und jetzt wieder zurück. "Ist gut, nicht?" Der Sklave hatte den erquickenden Ausdruck in Phraates Gesicht entdeckt. "Ja, ja, das Wasser ist ganz frisch! Hast Glück gehabt, daß das Wasser von heute Morgen schon weggekippt wurde! Warte mal, ich hab was für dich!" Der Sklave ging zu einer schäbigen Holztruhe, die schon weitaus schönere Tage gesehen hatte. Er öffnete sie und holte ein kleines Fläschchen heraus, dann ging er damit zum Bottich, in dem der Parther saß. Dieses Fläschchen hatte er durch Zufall entdeckt. Er wusste nicht, woher es stammte oder ob es einer der Sklaven gestohlen hatte.
    Diomedes öffnete das Fläschchen und goß von dem duftenden Inhalt ins Wasser. Ganz schnell hüllte sich der Raum in eine, nach Moschus duftende Grotte "So, danach stinkst du, wie ein Wiedehopf." erklärte Diomedes feixend. Er persönlich hielt nicht davon, wenn Männer auf solche Duftwässerchen zurückgriffen, doch in Rücksichtnahme auf das empfindliche Riechorgan der Flavia, fand er, dies sei eine gute Idee.

  • Diomedes wusste, was sich abspielte, das sah Phraates. Fuer ihn war das ein schwerer Schlag. Er hatte seinen vater ein versprechen gegeben, ein Versprechen, seine Familie wieder zu alter Ehre zu bringen. Er hatte gesagt, wenn er zurueckkaeme, wuerde er Geld und Ruhm mit sich bringen. Und dann wuerde er heiraten koennen.
    All dies verpuffte nun. Phraates konnte sein Versprechen nicht einloesen.
    Traurig blickte er fuer einen Moment ins Bassin, dann durchfuhr ihn ein Gedanke. Wenn du jetzt schon aufgibst, dann bist du es nicht wert, ein mann genannt zu werden. Ein echter Parther geht nicht unter. Schon gar nicht wegen irgendeiner Roemerin.
    Er hoerte Diomedes zu und hoffte, dass er recht hatte. "Wie ist Herrin? Ist brutal sie? Grausam? Oder gut? Wie werden Sklaven be...", wie hiess dieses Wort schon wieder? Bekauft? Behandelt? Begeschaeftet? Er entschied sich fuer eine Umformulierung. "Wie hier geht es uns Sklaven?", fragte er Diomedes.
    "Ja, ist gut.", stimmte er ihm zu, als der Dicke ploetzlich mit einer komischen Flasche daher kam. Was war das? Wieso...? Beim heiligen Feuer des Himmels! Er kannte diesen Geruch. Es war das Parfum, welches man in Parthien bei den reichen Familien benutzte. Seine Schwester hatte etwas davon, sie hatte es bei ihrer Hochzeit benutzt. Es war schon in Parthien rechtteuer. Wie teuer musste es hier sein? Und dieser Sklave schuettete damit unbekuemmert herum. Phraates sah ihn an. "Das ist Moschus!", meinte er zu ihm, etwas aus der Ruhe gebracht. "Das viel wert ist."
    Er blickte an sich herunter, als sich die Duftwolke legte. "Das ist fuer Frau.", meinte er und blickte Diomedes ein bisschen vorwurfsvoll an. Dann verlor sich seine lustlose Miene. Er begann zu laecheln und warf eine Handvoll von Wasser in sein Gesicht. Es tat gut, zu wissen, dass das Gesicht endlich wieder sauber war, nach so langer Zeit.

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    Diomedes kniff die Augen zusammen. Der Neue fragte genau das, worauf er eigentlich gar rihtige keine Antwort kannte. Die Flavia hatte erst seit Chimerions Flucht seine Dienste in Anspruch genommen. Davor hatte er nur das gehört, was man so über sie erzählte. "Ja, also weißt du, ähm..." Er räusperte sich, um Zeit zu gewinnen und die richtigen Worte zu wählen. "Also die Herrin hat eine schlimme Zeit hinter sich. Vor einigen Monaten wurden sie und ihre Leibsklavin von Piraten entführt und als sie nun vor einigen Wochen zurückkam, sah sie ganz schön übel zugerichtet aus. Deshalb schmiert sie sich auch so viel Schminke ins Gesicht. Aber mal ganz ehrlich, ich glaube, die Kerle haben noch viel Schlimmeres mit ihr angestellt, als sie nur zu grün und blau zu schlagen. Auf jeden Fall ist sie seitdem ganz schön trübselig und seitdem dieser Thraker weg ist, ist es noch schlimmer geworden." Der Sklave wirkte ganz betroffen. Wie die Herrin den neuen Sklaven behandeln würde, konnte niemand ahnen. Selbst zu den altgedienten Sklaven in der Villa hatte sich ihr Verhältnis geändert.
    "Am besten, du gibst ihr keinen Anlaß dazu, sich ärgern zu müssen. Rede nie, ohne gefragt worden zu sein und widersprich ihr niemals. Dann kannst du nichts falsch machen. Na ja, sie kann ganz schön launisch sein. Aber das ist ja kein Wunder, sie ist eben eine Frau! Ihrem alten Sklaven hat sie sogar ein Pferd geschenkt." Womit er dann auch geflohen war. Im Grunde war sie unberechenbar.
    Dem Neuen schien der Moschusduft zu gefallen. Diomedes fand ihn dagegen furchtbar. "Was für ein Zeug ist das? Moschus, aha! Viel wert, weiß nicht, ob das viel wert ist." Hauptsache der Neue roch gut! Dann hatte er vielleicht auch bessere Chancen bei Celerina. Weswegen er ihn nun so vorwurfsvoll ansah, verstand er nicht. Aber dann verstand Diomedes. Der Neue glaubt wohl, weibisch zu wirken, wenn er nach dem Zeug roch. "Glaub mir, mit dem Zeug, wird sie dich mögen!"
    Er beobachtete ihn noch eine Weile, wie er das reinigende Naß genoß. Ein lustiges Kerlchen war das, dacht er sich und schüttelte grinsend den Kopf.
    "Wenn du fertig bist, hier ist ein Handtuch für dich." Diomedes deutete auf das bereitliegende Handtuch.

  • Phraates, der sich schon im Wasser suhlte, hoerte Diomedes zu. "Feige.", meinte er. "Man darf keines Frau schlagen." Er schuettelte den Kopf. In Parthien haette sich niemand das zu wagen getraut. So was konnte ja nur im Imperium Romanum passieren.
    "Thraker? Ist das Vorgaenger? Und weg er ist?", fragte Phraates unglaeubig. "Deshalb!", murmelte er zu sich selbst. Darum war der Mann der Vorgaenger. Nicht weil er tot war, sondern weil er die Muecke gemacht hatte. Was fuer ein Genie! Phraates laechelte leicht. Ahura Masda moege den Fluchtweg jenes Mannes beschuetzen. Doch gleichzeitig wusste er auch, dass die Flucht jenes Mannes wahrscheinlich seine kuenftige Herrin noch schwieriger gemacht hatte, wie schon vorher.
    Er schien also gut beraten zu sein, die Vorschlaege des Diomedes ernst zu nehmen. Er nickte, als er Frauen erwaehnte. "Frauen. Wieso so komisch sie?", fragte er, wohl wissend, dass dies eine aeonenalte und schrecklich schwere Frage ist, die selbst die Gescheitesten nicht zu beantworten wissen. ;)
    "Sie wird moegen das Zeug?", fragte er sich. "Komisch." Nichtsdestotrotz protestierte er nicht weiter, sondern spielte sich weiter mit dem Wasser. Es war so wohltuend, sich endlich wieder saeubern zu koennen.
    Bald war er auch fertig, griff nach dem Handtuch, entstieg dem becken und rieb sich ordentlich ab. Dann zog er die frische Tunika an, die alte, verstaubte wollte er ja nicht mal mehr angreifen. Dann wandte er sich an Diomedes. "Wohin jetzt?", fragte er.

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    Diomedes nickte nachdenklich. Es war wirklich eine Schande, wie die Piraten die Flavia zugerichtet hatten. Er war einer derer gewesen, die sie gesehen hatte, als der Centurio von der Classis sie nach Hause gebracht hatte. Damals gingen die wildesten Gerüchte herum. Manche abergläubige Sklaven sprachen noch Tage danach von der Rückkehr eines Geistes, weil man doch wenige Wochen zuvor eine Trauerfeier für die Flavia abgehalten hatte und man der frohen Botschaft nicht traute.
    "Ja, der Thraker ist dein Vorgänger! Aber an deiner Stelle würde ich den in ihrer Gegenwart nicht erwähnen. Sie war ganz schön sauer gewesen, als sie von seiner Flucht erfuhr!" Die Herrin hätte einem beinahe leid tun können, dachte sich der Sklave, als er länger darüber nachdachte. Aber so war das eben mit den feinen Herrschaften, dafür waren sie frei und reich und konnten tun und lassen, was sie wollten. Da blieb er doch lieber ein unbedeutender Sklave, der sein tägliches Warmes und ein einigermaßen sauberes Bett zum schlafen hatte.
    Über die Frage des plantschenden Parthers war er doch sehr erstaunt. Waren in Parthien die Frauen etwa anders? "Na hast du schon mal ´ne Frau getroffen, die nur das gemacht hat, was du ihr sagst? Ständig haben sie Kopfweh, oder dieses oder jenes!" Es gab da insbesondere eine Frau, die ganz besonders komisch war! Aber das war eine andere Geschichte!
    Nach einer Weile hatte der Neue genug geplanscht und entstieg der Wanne. Wurde ja auch mal Zeit, dachte sich Diomedes, der einen Blick auf den gesäuberten Körper des Parthers zu werfen. Muskeln hatte er ja, er war halt nur nicht ganz so groß, der Kleine. Die neue Tunika stand ihm auch. Dann konnte es ja weiter gehen!
    "Na schön, äh Frates, dann zeig ich dir mal die Sklavenunterkunft. Komm mit!" Diomedes ging voraus, schnurstracks den Gang entlang und sah sich gelegentlich nach dem Parther um. "So, hier wären wir! Das ist unser Reich!" Nun ja, Reich war vielleicht so viel gesagt. Zugiges, dunkles Drecksloch wäre wahrscheinlich die bessere Umschreibung gewesen. Vor ihnen tat sich ein kleiner dunkler Raum auf, mit unverputzten Wänden, in denen mehrere Holzpritschen standen, deren Matratzen mit Stroh gefüllt waren. Die Luft roch abgestanden.
    Diomedes griff nach einem Öllämpchen und leuchtete sich einen Weg zu einer Pritsche, die zwar nicht mehr ganz jungfräulich wirkte aber dennoch seit einigen Tagen unbenutzt war. "Das ist jetzt dein Bett!" Dann zeigte er auf eine kleine hölzerne Truhe, die unmittelbar neben der Pritsche stand. "Und da kannst du dein Zeug rein räumen, Kleidung, Sandalen und so was!"

  • Es schien ein stummes Einverstaendins zu geben zwischen dem Parther und dem Griechen. Es gab Dinge, die ein Mann, der es wert ist, ein Mann genannt zu werden, einer Frau nicht antun darf. Selbst seiner schlimmsten Feindin wuerde Phraates niemals so etwas wuenschen.
    Er hoerte Diomedes zu. So ein Fuchs, einfach auszubrechen. Wenn es dem thraker gelungen war, wieso sollte es auch... ach was! Er kannte die Roemer. Sie wuerden die 3 wieder einfangen und zurueckbringen. Und am Ende wuerde es allen Sklaven schlechter gehen. Er nickte also. "Ich werde nicht sagen.", versprach er.
    Er bemerkte das Amuse-Gueule des Diomedes und grinste. "Nein, ich nur habe getroffen komisches Frauen in meines Leben. Deshalb frage ich ja." Diomedes schien da aehnliche Erfahrungen gemacht zu haben. Wie jeder einzelne Mann auf der Erde.
    Sein mitsklave schaute schon ungeduldig, als Phraates sich zurecht machte. Haette er sich noch laenger im Bad aufgehalten, haette der ihn sicher rausgezogen.
    Er blickte an sich runter. Hurra, endlich war er kein Schmutzfink mehr! Die Tunika war ihm etwas peinlich, in Parthien verhuellten naemlich die Maenner ihre Beine. Er wuerde sich dran gewoehnen, und vermutlich war es die richtige Kleidung fuer Italien, wo die Sonneneinstrahlung nicht so intensiv war wie in Parthien, aber es trotzdem durchs ganze Jahr relativ warm war.
    Er folgte Diomedes. nicht lange danach erreichten sie die Sklavenunterkunft, und sein Bett wurde ihm gezeigt. Er blickte drauf und erinnerte sich sehnsuechtig an sein eigenes Bett zuhause in parthien. Wuerde er je wieder drinnen liegen? Er sog tief die Luft ein. "Nicht sehr gutes Riechen.", stellte er fest. Hier musste gelueftet werden, und ein Verputz musste angebracht werden. Doch vermutlich wurde das von den Herren nicht bewilligt, sonst waere es sicher schon getan worden.
    Er setzte sich auf die Pritsche. Sie knarzte, und Phraates seufzte. Er blickte auf die Kiste, die ihm gezeigt worden war, und nickte schicksalergeben.
    "Das Zimmer hier schaut aus... schlecht.", meinte er zu Diomedes. "Noch nie hat jemand versucht zu neu machen?" Er machte eine grosszuegige Geste durch den Raum. "Das hier ist wie Carcer.", meinte er geschockt und schuettelte den Kopf. In Parthien (wo sowieso alles besser war) waere so etwas nie zugelassen worden.
    Er blickte Diomedes an. "Wann werde ich Celerina lernen kennen?", fragte er. Eine gewisse neugier konnte er sich halt einfach nicht verkneifen.

  • "Na siehst du!" rief Diomedes, so als hätte er nichts anderes erwartet. Frauenwarenauf der ganzen Welt alle gleich, ob sie nun Römerinnen waren oder Partherinnen oder Griechinnen, alle litten sie unter einer ganz besonderen Macke. Er klopfte dem Parther freundschaftlich auf den Rücken und ging weiter.
    Phraates Kommentar zur Sklavenunterkunft ließ ihn aber stutzig werden. "Wie meinst du denn das, es riecht nicht gut? Was glaubst du denn? Hier schlafen manchmal bis zu fünfzehn Männer, momentan sind´s ein paar weniger. Es gibt hier kein Fenster nur die kleinen Lüftungsschlitze dort oben." Der Sklave wies auf die kahle Wand in der sich tatsächlich einige Schmale Öffnungen befanden, durch die sich allerdings nicht mal eine Katze hätte durchzwängen können. Doch dann begann er zu lachen, als der Parther meinte, ob niemand versucht hatte, die Unterkunft zu renovieren. "Nein, Jungchen, das ist nicht der carcer! Da sieht´s richtig übel aus! Da solltest du auch nie versuchen, hinzukommen!"Donnerwetter! Der Kleine konnte es gar nicht abwarten, dachte Diomedes und grinste. "Da gehen wir jetzt hin! Das heißt, wenn sie dich empfangen will!" So genau konnte man das ja nicht wissen. Denn genauso wie die einfachen Frauen, die nur Sklavinnen waren, so waren auch römische Patrizierinnen einfach nur komisch! Und Celerina war ein besonders launisches Exemplar! "Komm mit! Und denkt dran, was ich dir alles gesagt hab! Klar Fra äh… Fates!"
    Wieder ging Diomedes vor. Bald schon hatten sie den Sklaventrakt verlassen und errreichten den Teil der Villa, den die Herrschaften bewohnten. Hier war es hell und freundlich. Die Wände waren mit schönen Fresken aus der römischen Mythologie verziert, ab und an passierte man einen zu Stein gewordenen Flavier oder einem Abbild eines anderen Römers, den man in Marmor, Alabaster oder einem anderen Gestein gehauen hatte.
    Vor einer hölzernen Tür kamen sie zum stehen. Diomedes klopfte und wartete. Die Tür öffnete sich und eine Sklavin streckte ihren Kopf heraus. Es war Charis, die neue Leibsklavin der Celerina. "Die Herrin erwartet euch! Bitte tretet ein!"

  • Diomedes klopfte Phraates auf die Schulter, und Phraates klopfte zurueck. Er schien schon eine Art Kumpel gefunden zu haben, was ihn zutiefst beruhigte, jemanden, den er fragen konnte, wenn er auf Probleme stiess. Das war gut.
    Doch der Grieche schien Phraates' Kritik and der Sklavenbude nicht verstaendlich zu finden. Anscheinend gibt es hier im Haus einen Carcer, wohl fuer die Sklaven. Phraates schauderte. Das Prinzip der Sklaverei war in Parthien im Osten und der Mitte (woher er stammte) unbekannt, und im Westen nur spaerlich verbreitet. Es gab leibeigene, ja, aber niemand haette gewagt, sie so zu halten. Er selbst hatte vor seiner Kriegsgefangenschaft immer in einem nett eingerichteten Zimmer geschlafen, und es nahm ihn schon her, dass das nicht mehr so sein wuerde.
    Doch Diomedes war nie etwas anderes gewohnt gewesen. Der arme, arme Mensch. Er hatte etwas besseres verdient wie das.
    Sein Mitsklave zeigte ihm aus dem schauderhaften Verlies, das von nun an seine Bettstelle sein wuerde, heraus. Ahura Masda sei Dank. Phraates folgte Diomedes, und er spuerte, wie mit jedem Schritt das Haus schoener eingerichtet war. Er blickte auf die schoenen Reliefs, Buesten und Wandmalereien, an denen er vorbeikam. Die Roemer verstanden durchaus etwas von Kunst.
    Bald erreichten sie eine Tuer. Sie war relativ schmucklos, aber dafuer in all dieser Pracht umso effektvoller.
    Eine SKlavin blickte raus und bedeutete den beiden, hineinzukommen. Phraates fuehlte, wie sein Herz erbebte. Er schauderte. Das letzte Mal hatte er so etwas erlebt, als er zu einem parthischen General vorgeladen wurde. Er hoffte er machte keine Fehler. Es wusste, sollte das passieren, war er unten durch bis in alle Zeiten. Heiliger Himmel, steh mir bei, dachte er sich und schritt durch die Tuere.

  • Mein zukünftiger Gemahl hatte schon bei Zeiten gewußt, wie er mir eine Freude bereiten konnte. Nicht nur Saba, meine geliebte ägyptische Katze hatte er mir geschenkt, nein auch eine neue Sklavin hatte er mir zugedacht, als Ersatz und Trost für den Verlust meiner armen Ylva.
    Genau Letztere war es, die mir gerade die letzten Male meiner Verletzungen versorgte. Nur mit einem dünnen Umhang bekleidet, unter der sich andeutungsweise mein Körper abzeichnete, saß ich an meiner Kommode. Charis rieb meine Beine und Arme mit einer Salbe ein, als es klopfte.
    Das mußte der neue Sklave sein! Ich war sehr gespannt auf den Parther. Auch wenn ich derzeit nicht gut auf Parther zu sprechen war! Doch der Gedanke, einen eigenen Parther zu besitzen gefiel mir!
    "Er soll herein kommen! Alleine!" Charis ließ den neuen Sklaven ein, wies aber Diomedes ab.
    Ich richtete meinen erwartungsvollen Blick zur Tür und da war er! Er sah ganz anders aus, jetzt da er gesäubert war! Mit meinem Finger winkte ich ihn zu mir, damit ich ihn noch besser beschauen konnte.
    "So, du bist also der Parther! Ich nehme an, Diomedes hat dir einen ersten Einblick gewehrt? Sag mir, wie ruft man dich?"
    Meine Katze, die mir zu Füßen lag, reagierte etwas distanzierter. Sie begann zu knurren und sträubte ihr Fell. Ich hob, ganz der flavischen Manier, leicht eine Augenbraue an. Hatte dies etwas zu bedeuten? Diese Reaktion hatte ich auch bei dem Thraker feststellen dürfen.

  • Vorsichtig kam Phraates Celerina naeher, als er naehergewunken wurde. Er fuehlte sich irgendwie... nackt. Blossgestellt. Das war nicht nur aufgrund der kurzen Tunika, sondern vor allem wegen dieser Situation. Seine Herrin war das jetzt. Kurz musterte er den Raum sowie die Roemerin.
    Der Gedanke, den er schon auf der Sklavenversteigerung gehabt hatte, bestaetigte sich. Seine neue Herrin war mit einer grossen Schoenheit gesegnet. Dafuer schienen auch die Umrisse, die er unter dem Gewand sah, zu sprechen. Dies zeugte von einer Koketterie, die im sittenstrengen Orient fuer eine allgemeine Entruestung gesorgt haette. Doch dies gewaehrte ihm auch Einblick in die Wunden, die Celerina noch immer hatte. Einige davon wuerden Narben bilden.
    Er sah auch die Katze. Sie fauchte ihn an, das depperte Vieh. So ein bloedes Tier. Die Tatsache, dass die Katze ihn nicht mochte, verstaerkte nur noch seine Aufgeregtheit und Angst, die er hier auf ganz soldatische Wiese zu unterdruecken suchte.
    Was also tun? Er legte die rechte Hand auf die Brust und machte einen tiefen Kratzfuss. Er hatte durchaus ueberlegt, ob er nicht einfach auf den Boden hinknien sollte und der Frau die Schuhe kuessen sollte, aber das machte er nicht - hauptsaechlich aus Respekt vor der Katze, die ihn sicher das Gesicht zerkratzen wuerde. Und er wusste auch nicht, ob es gut angekommen waere, er wusste ja kaum etwas ueber roemische Sitten.
    Er richtete sich wieder auf und hoerte ihren Fragen zu. "Ja, das stimmt, Herrin.", sagte er und redete betont langsam, um sich selbst Zeit zu geben, die Saetze in einer halbwegs akzeptablen Grammatik und Aussprache zu sprechen.
    "Ich bin der Parther. Meine... mein!... Name ist Phraates."

  • Gleichmäßig verrieb Charis wieder die Salbe auf meinem Arm. Einige blaue Flecke waren noch zu sehen. Die offenen Wunden waren zumeist abgeheilt. Die Salbe sollte mir Linderung verschaffen.
    "Soso!",quittierte ich nachdenklich Phraates´ Äußerungen. Auch bemerkte ich sein mühevoller Versuch, langsam und fehlerfrei zu sprechen. Sein ganzer Auftritt war wesentlich demütiger als der des anderen Parthers, Aristides´ Parther, mit dem ich einschlägige Erfahrungen gesammelt hatte.
    "Der Sklavenhändler sagte, du seist Kriegsgefangener. Stimmt das?" Die Sklavenhändler erzählten viel, wenn der Tag lang war. Man durfte ihnen nicht alles glauben. Ich musterte ihn mit meinem genauen Blick von oben bis unten. Muskulös war er ja. Ich spielte mit dem Gedanken, mir ihn etwas genauer zu betrachten, ihn sich entblößen zu lassen, so wie ich es auch bei dem vermaledeiten Thraker getan hatte. Aber nein, danach stand mir nicht der Sinn danach. Im Grunde fuchste es mich, mir einen neuen Sklaven kaufen zu müssen, ihn neu einweisen zu lassen, ihn kennenzulernen. Das hätte alles nicht sein müssen, wäre er, dessen Name ich nicht mehr zu hören wünschte, nicht geflohen!
    "Meine Katze mag dich nicht! Kannst du dir das erklären?" Meine Frage hatte einen vorwurfsvollen Klang, obwohl der Parther wohl am wenigsten dazu konnte, daß Saba ihn nicht mochte. Saba mochte die halbe Sklavenschaft nicht, insbesondere die männlichen Sklaven. Wahrscheinlich würde sie sogar Corvinus nicht mögen. Sanft strich ich dem Tier über dasFell, damit sie sich wieder beruhigte.
    Mir schien es, als sei ihm nicht ganz wohl dabei, vor mir zu stehen. War es vielleicht, weil ich eine Frau war, weil er mit seiner Situation noch nicht zurecht kam, oder waren es vielleicht die blauen Flecke auf meiner Haut, die er immer wieder mit seinen Augen anpeilte?
    "Du hast davon gehört, was mir widerfahren ist?", fragte ich und deutete mit dem Kinn auf meinen Arm, den Charis gerade massierte. Bestimmt hatte er das! Wenn Sklaven eines konnten, dann war es tratschen!
    "Erzähl mir ein wenig von dir, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe!", befahl ich Phraates, während ich mich erhob und es mir auf einer Kline bequem machte.

  • "Ja, ich bin Kriegsgefangener.", versetzte Phraates, der sich noch Muehe gab, ordentlich zu reden. "Man hat mich genommen gefangen in eine Kampf in Mesopotamien." Er dachte noch immer daran. Verletzt war er unter seinem toten Pferd gelegen. Die Roemer hatten ihn gefunden und mitgeschleppt. Seine Ruestung hatten sie genommen. Seine Ruestung! Er hatte seinem Vater versprochen, mit der Ruestung zurueckzukehren. Vermutlich lag sie jetzt irgendwo in einem Lagerhaus, oder sie war jetzt Eigentum irgendeines Roemers in einer noerdlichen Provinz. Und dann hatte man ihn so viele Monate in einem Kriegsgefangenenlager schmoren lassen... niemand konnte sein Loesegeld zahlen... und am Ende wurde er nach Rom verschifft, um dort versteigert zu werden.
    Die naechste Frage verblueffte ihn. Es musste ein Test sein. Sie wollte sicher seine Schlagfertigkeit pruefen. Er ueberlegte, waehrend die Roemerin das elende Tier kraulte. Warum sie ihn nicht mochte? Natuerlich, weil sie ein dummes, verzogenes Vieh war. Phraates freute sich schon drauf, der Katze irgendwann einmal heimlich einen Tritt zu versetzen.
    Er antwortete: "Ich bin ein Freund von Hunde. Die Katze merkt das.", log er in Ermangelung einer besseren Antwort.
    Von den drei Moeglichkeiten, die Celerina vorschwebten, war einduetig die mittlere die richtige. Phraates wuchs die Situation ueber den Kopf. Es fuehlte sich so... falsch an. Es war nicht gut.
    Er nickte nur, als die Frau ihn fragte, ob er von ihren Leiden gehoert hatte. "Es waren Schweine.", meinte er mit Ueberzeugung. Selbst eine Sklavenhalterin durfte nicht so behandelt werden, niemand durfte das. Es verstiess gegen jegliche Verhaltungsnorm, und vor allem gegen die Verhaltungsnorm vom parthischen Adel.
    Er leistete ihren Befehl Folge, hoffend, dass er sich nach einem ordentlichen Wortschwall besser fuehlen wuerde.
    "Ich wurde geboren in Aspadana.* Meiner Eltern sind adeliges Landbesitzer." Wie wenig Land sie nur noch mehr besassen, verschwieg er. "Mein Vater wollte, dass ich gehe zur Heer. Er hat mir seines Ruestung gegeben und mir... mich weggeschickt. Ich war bei den Kataphrakten.", sagte er jetzt auch zu ihr, obwohl seine Hoffnungen, dass dies die Roemerin beeindrucken wuerde, massiv gesenkt waren. "Roemer sind in Land eingefallen. Mein Heer ist gegen sie gegangen. Wir haben verloren. Ich wurde gefangen." Wenn er die Augen zumachte, sah er die Schlacht vor sich. Das Gemetzel. Das Blut. Die Leichen. Schnell machte er sie wieder auf. "Dann ich wurde in Lager gehalten. Von dort hat man mich nach Rom gebracht.", schilderte er sein Leben.


    Sim-Off:

    *Aspadana = Isfahan

  • Also war doch ein Fünkchen Wahrheit an der Beschreibung des Sklavenhändlers! Aber andererseits waren die meisten parthischen Sklaven Kriegsgefangene, also mußte der Rest, was der Händler erzählt hatte, nicht der Wahrheit entsprechen.
    Saba schnurrte inzwischen wieder auch wenn sie jede einzelne Bewegung der Parthers mit verfolgte. Seine Antwort auf meine zugegebenermaßen hinterhältige Frage, beantwortete er ohne zu zögern und alleine das schon ließ mich erstaunen. Mir fiel da auch zwangsläufig Serenus´ Töle ein, die Ylva so gemocht hatte. Ich hatte nun wirklich nichts übrig für Hunde! "So du bist ein Freund von Hunden! Dann laß dir gesagt sein, daß du ab dem heutigen Tag auch für das Wohlergehen meiner Katze verantwortlich bist, Phraates, Hundefreund!" Falls es ihr einmal wieder einfallen sollte, in den Garten zu entwischen und auf Bäumen herumzuklettern.
    Ich konnte mir nicht helfen, der Sklave wirkte auf mich, als habe er Furcht. Er war das krasse Gegenteil zu Aristides´ Parther, der einfach nur unverschämt war. Womöglich hatte ich doch einen guten Griff getan. Auch als er meinte, das hätten Schweine mir angetan, war ich doch etwas überrascht - positiv überrascht! Denn alles sprach dafür, daß er es do gemeint hatte, wie er es sagte.
    Als er nun begann, von sich zu erzählen, hörte ich gut zu. Aber ich dachte mir, zuhören macht durstig! Also schickte ich Charis nach etwas trinkbarem.
    "Wo warst du? Bei den Kataphwas?" Dieses Wort hatte ich noch nie gehört. Aristides hätte es mir womöglich auch erklären können, denn er hatte ja am Parthienfeldzug teilgenommen.
    Er erzählte weiter und je mehr er erzählte, desto betrübter wirkte er. Aus einem unerfindlichen Grund konnte ich ihm nachfühlen. Ich hatte erfahren was es hieß, alle Hoffnung zu verlieren.
    Charis trat wieder ein mit einem Tablett auf dem sie zwei Karaffen mit Wasser und Wein und einem Becher balancierte. Sie schenkte mir ein undreichte mit den Becher. Als er geendet hatte, sah ich Phraates an. "Das klingt sehr traurig. Möchtest du etwas trinken?" Ich hielt ihm den gefüllten Becher hin. Ich war mit natürlich im klaren, das es sich bei ihm um einen Gegner der glorreichen römischen Armee handelte und daß in diesem Fall die Sklaverei die gerechte Strafe für die Feinde des Imperiums war.
    "Erzähle mir von deinem Land. Ich hörte, dort gäbe es nur Wüste."

  • Sie schien ihm seine Antwort halbwegs abzukaufen und wechselte das Thema schnell, offenbar war sie sich gerade der Eigenartigkeit, man koennte auch sagen, Hirnrissigkeit, ihrer Frage bewusst geworden. Phraates war dankbar dafuer. Abgesehen davon, dass sie ihn Hundefreund nannte, ein Titel, der ihm nicht recht gefallen wollte. Er konnte nicht viel mit Koetern anfangen, aber sie waren noch immer besser wie diese Katzen! Und fuer deren Wohlergehen war er nun verantwortlich. Er blickte Celerina verwundert an. Er, fuer eine Katze sorgen? "Aeh, Herrin, aber ich bin..." Was war dieses Wort schon wieder? Es war was mit A. Garantiert. Alegr...Alger...Alerg... ja, genau, das war es! "...allergisch.", fuhr er fort. "Gegen Katze. Ich wuerde muessen viel niesen."
    Sein Bammel schwand, als er sah, dass sie Phraates durchaus mit Wohlwollen begenete, was auch der Grund war, wieso er seine Katzenhaarallergie ueberhaupt erwaehnt hatte. Er bemerkte auch, dass sie ihm aufmerksam zuhoerte, sie schien sich also fuer die Vorgeschichten ihrer Sklaven zu interessieren. Offenbar war dies dafuer gedacht, dass sie ihre Sklaven besser einordnen konnte.
    "Kataphrakte.", wiederholte er. "Sie sind in Parthien wie in Rom Praetorianer. Auf Pferden. Bestes Kaempfer in Parthien!", meinte er sehr stolz ueber seinen Rang in der parthischen Armee (den er doch noch hoffentlich noch immer hatte).
    Die Roemerin merkte seine Erschuetterung, als er zurueckdachte an jenen schlimmen Tag damals.
    Was ihn erstaunte, war, dass sie ihm nun einen Becher mit Wein anbot! Erst jetzt merkte Phraates, dass er ziemlich durstig war. "Danke!", meinte er, nahm den Becher und kippte dessen Inhalt ihn mit einem Schluck hinunter. Das tat sehr, sehr gut.
    Als er alles geschluckt hatte, begann er zu erzaehlen. "In Parthien ist viel Wueste. Aber nicht alles ist Wueste. Es gibt vieles gutes Felder, und Fluesse, wie Euphrat und Tigris. Und es gibt kaspisches und indisches Meer. Dort ist viel Land, das nicht ist Wueste." Er hoffte, es war ihr klar, das das maechtigste... na gut, einer der maechtigsten Laender der Erde nicht nur aus Wueste bestehen konnte. "Es gibt viele grosse Stadte... Staedte! Wuerde es nicht geben nur in der Wueste.", meinte er stolz. "Ktesiphon ist die grosstes und schoenstes. Aber es gibt auch viele anderes, zum Beispiel Hatra, Susa, Ecbatana oder Aspadana.", zaehlte er auf. "Dort auch sind viele Menschen und schoene Gebaeude. Es ist... vieles sehr anders als hier. Es ist viel kaelter hier."

  • Was war das? Aber Herrin. Von meinen Sklaven war ich es nicht gewohnt, daß sie widersprachen. Dieser hier wagte es ganz einfach dreist, nur die richtigen Worte fehlten ihm. "Wie bitte?", fragte ich pikiert. "Ach papperlapapp! Wenn du mit Hunden umgehen kannst, dann kannst du das auch mit Katzen. Und wenn schon, dann niest du eben!" Er sollte sie ja nicht den ganzen Tag auf dem Arm umhertragen, sondern nur das Füttern erledigen und die Katze sauber halten, mehr nicht! Schrecklich, wie manche Sklaven sich anstellten!
    "Kataphrakte, aha! Davon habe ich noch nie gehört. Was machen diese, na du weißt schon?" In seiner Erklärung klang eine ordentliche Portion Stolz mit, so wie ich sie auch bei dem anderen Parther erlebt hatte. Dieser Stolz war nicht sehr vorteilhaft für einen Sklaven. Er brachte ihn nur auf dumme Gedanken, die damit endeten, andere, treue Sklaven zur Flucht zu überreden, oder etwas in dieser Art. "Nun, wären diese Kataph.. na du weißt schon, was ich meine, wirklich so gut, dann wärst du wohl kaum hier! Ist es nicht so?" Den Guten zurück auf den Teppich holen, konnte nichts schaden. Ganz im Gegenteil.


    Nachdem er den Becker ausmeiner Hand genommen hatte, wies ich Charis an, mir einen weiteren zu bringen, was sie auch sofort tat. Während ich auf den Becher wartete, hörte ich ihm weiter zu, wie er damit begann, von seinem Land zu erzählen.
    "Soso! Große Städte also. Sie können wohl unmöglich größer sein, als es Rom ist. Aber erzähle nur weiter. Ich höre dir zu. Erzähle mir etwas über die Menschen. Du musst wissen, ich habe bisher nur unverschämte Parther angetroffen." Außer ihm hier vielleicht. Wobei, wahrscheinlich war er nur noch in der Testphase.

  • Er haette es sich ja denken koennen. Seine Herrin wuerde ihn nicht mal ignorieren, sondern ihn auch noch herunterputzen fuer diese Worte. Und dies war nun geschehen. Was fuer eine verdammte Demuetigung! Um nicht noch einen auf den Deckel zu kriegen, blickte er zu Boden und dachte sich seinen Teil. Sein Blick streifte die Katze, die noch immer dasass, blitzdumm und voll mit all diesen Haaren. Nun gut, dann war er halt jetzt der depp vom Dienst fuer die Katze. Besser als fuer einen Hund, dann waere es naemlich herausgekommen, dass er mit diesen Koetern auch nur wenig anfangen konnte.
    Es freute ihn, dass sie den Namen seiner Einheit richtig herausbrachte. Doch was sie danach sagte, liess ihn das Herz sinken. Er redete sich ein, dass das nicht wahr gewesen war, die Roemer waren ihnen zahlenmaessig ueberlegen gewesen. Doch tief in ihm drinnen gab eine gemeine Stimme der Roemerin recht. Es war ja die Wahrheit: Nicht einmal sie hatten ihr Reich vor der Niederlage beschuetzen koennen.
    Im selben Moment fragte er sich, ob es ueberhaupt wuenschenswert war, in naechster Zeit auszubrechen und zurueckzukehren. Vielleicht wuerde er dort zur Zeit nicht willkommen sein. Als Unterlegener. Als Besiegter.
    Mit einem Gesichtsausdruck, der aufgrund seiner kurzen Verwirrung dem eines Dackels nicht unaehnlich war, sueffelte er aus dem Becher. Die Sklavin brachte noch einen weiteren Becher, derentweilen Celerina weiterfragte. Sie schien trotz allem doch ziemlich interessiert an Parthien zu sein. "Nein, sie sind nicht groesser als Rom.", bestaetigte er Celerinas Vermutung. "Aber groesser als alles anderes Staedte im Imperium Romanum. Die Menschen, ja, sie sind sehr... verschieden. Von Provinz zu Provinz. Ich bin aus Oberpersien. Oberpersien ist besser als Unterpersien." Das sollte eh eine Selbstverstaendlichkeit sein. "Aber die Leute aus anderen Provinzen sind sehr anders. Von Sogdien wilde Menschen kommen, sie sind gute Krieger, aber sehr... unklut... unkultiviert.", brachte er hervor. "Aus Medien sind anderes Leute. Bewohner von Berge, tapfer und stolz. Aus Mesopotamien sind Flussleute. Dort ist Ktesiphon. Sehr westlich. Alles Griechen.", ereiferte sich Phraates. "Dann gibt es Sakastane. Im Osten. Und Gedrosien. Dort ist nur Wueste. Dort die Leute sind sehr zaeh. Es gibt viele Volke... Voelker in Parthien."

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