Atrium | Pisos Ankunft

  • Der Junge schritt voran und führte Herrn und Sklaven direkt ins Atrium. Dort bot er Piso an, doch Platz zu nehmen, bis dominus Gracchus erschien.
    Er war mächtig stolz darauf, daß er es diesmal war, der die Herrschaften ins Haus führen durfte.
    "Was kann ich noch für dich tun, Herr?", piepste der Kleine. Etwas mitleidig schaute er zu dem Sklaven hinüber, der den Neuankömmling begleitet hatte. Der Kerl mit der komischen Nase konnte einem richtig leid tun, dachte er sich. So einen Zinken im Gesicht zu haben, wünschte man nicht mal seinem ärgsten Feind!

  • Piso war dem Jungen nachgeschritten, mit Cassivellaunus im Schlepptau. Er nahm Platz dort, wo es ihm der Sklave gesagt hatte, und hoerte ihm zu. "Nein, danke, danke. Du kannst gehen."
    In dem Moment stellte Cassivellaunus mit einem Krachen seine Kisten am Boden ab. Dann beugte er sich herunter und tastete den Boden ab. Er hatte seinen Wachsknoedel verloren.
    Einen strengen Blick von Piso sehend, gab er die Suche auf. "Ja.", meinte er. "Ich werd' schon noch anderswo an Wachs kommen." Er setzte sich neben Piso hin und schwieg.

  • Der Weg von Gracchus' Arbeitszimmer bis zum Atrium der Villa Flavia war nicht eben lang, dennoch reichte die Strecke durchaus, sich einige Gedanken in die Sinne zu rufen, Reminiszenzen und Erinnerungen, Überlegungen und Erwägungen. Es war lange her, dass Gracchus seinen Vetter Piso hatte von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden, als jener noch bei seinem Vater Aetius lebte, war Gracchus selbst bereits in Achaia, hernach war Piso seinem inneren Drang gefolgt und in der Welt herumgezogen - etwas, das Gracchus nicht im Geringsten konnte nachvollziehen - und später dann als sein Vetter zurück in Ravenna war, blieb Gracchus selbst in Rom weder Zeit - zumindest gab er dies stets vor -, noch drängte es ihn, die Stadt zu verlassen, insbesondere nicht, um Aetius' Anwesen zu betreten. Nach Agrippina war Aetius derjenige Flavier, welchen Gracchus am meisten fürchtete, obgleich sein Onkel sich selten hatte dazu herabgelassen, überhaupt sich mit Gracchus zu befassen - abgesehen von seinem Verhältnis zu Aetius' Tochter Leontia - seiner geliebten Base, welche gemeinsam mit seinem Bruder am tiefen Grunde des mare internum lag, jener epihanen Muse, welche Gracchus um der adorablen Schönheit ihres Geistes willen hatte bewundert, hatte verehrt, hatte geliebt - doch niemals auf jene Art, welche sein Onkel ihm hatte vorgeworfen, was er doch niemals hatte negieren können, aus Scham und Furcht vor seinen eigenen Neigungen. Aetius indes hatte - gegenteilig zu seinen eigenen Vergehen - nie einen Hehl daraus gemacht, so dass vermutlich seine gesamte Sippschaft um jene verhängnisvolle Nacht wusste. Es war ob dessen, dass Gracchus an diesem Tage nicht mit leichtem Herzen sich zu seinem Vetter begab, sondern durchaus mit einem gewissen Maß an Vigilanz.
    "Salve, Piso, willkommen in Rom! Wie geht es dir und wie geht es den deinen in Ravenna? Es befinden sich hoffentlich alle wohl?"
    Das seltsame Subjekt neben dem Patrizier ignorierte Gracchus gänzlich, denn auf den ersten Blick bereits war deutlich, dass es nicht mehr als ein Sklave war.

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  • Er hoerte Gracchus nahen. Auch bei ihm stiegen einige Erinnerungen hoch, als er Gracchus' Gesicht sah. Schon lange, lange hatte er ihn nicht mehr gesehen. Sein Vater hatte ihm eingetrichtert, er solle Gracchus hassen bis zu seinem Lebensende, hatte er doch die Blutschande begangen, ein unverzeihliches Vergehen. Und dazu noch an Leontia.
    Piso hatte den Hass seines Vaters auf Gracchus nie geteilt. Gut, Inzest war ekelig. Aber wenn Gracchus und Leontia auf so etwas standen, wollte er sich nicht einmischen.
    Und trotzdem. Ein ungutes Gefuehl war er nie losgeworden. Und es hatte sich noch verstaerkt, als er seinem Vater eroeffnete, dass er nicht in Ravenna versumpern wollte, sondern in die Welt gehen wollte, nach Rom, der Hauptstadt des Reiches, zu Gracchus.
    Es hatte eine wahres Donnerwetter gegeben, doch Piso war durch nichts davon abgebracht worden.
    Am Ende aber hatte er seinen Vater so weit gebracht, dass er ihm ziehen liess. Nicht ohne dass Aetius ihm noch gesagt haette, dass er sich an Aristides halten solle, weil Gracchus so ein mieser Charakter waere.
    Doch Piso hatte sich zuerst an Gracchus nun gewandt. Er wollte unbedingt sehen, wie sein Vetter auf seine Ankunft reagieren wuerde.
    "Salve, Gracchus.", begruesste er seinen Vetter laechelnd. "Ich danke dir fuer deinen Willkommensgruss. Mir geht es gut, danke, und auch in Ravenna sind alle wohlauf und lassen dich herzlich gruessen." Wie herzlich, konnte sich Gracchus vermutlich denken. "Bei den Goettern, Gracchus. Ich habe dich schon wirklich lange nicht mehr gesehen. Ich hoffe doch auch, dass es bei dir und bei unserer Familie in Rom zum besten steht." Er wischte sich ein paar Staubfussel von seinem Reisegewand und machte eine Geste zu Cassivellaunus, die bedeutete, dass er sich zurueckziehen solle, was dieser auch tat.

  • Pisos Familiengrüße konnten keinerlei äußere Reaktion auf Gracchus' Antlitz hervorlocken, denn solange Aetius in Ravenna weilte, war er weit weg, und Gracchus hatte keinerlei Ambition, Rom zu verlassen und noch weniger, im Falle eines Falles, die Küstenstadt im Norden zu besuchen.
    "Hier in Rom geht es allen bestens. Von Aristides' Hochzeit im letzten Jahr hast du sicherli'h gehört, seine Gemahlin Epicharis lebt sich sehr gut ein. Sein Sohn Serenus befindet sich ebenfalls wohl, ebenso wie der meinige und meine Gemahlin. Nur unser Vetter Aquilius bereitet mir ein wenig Sorge, er hat si'h vor einiger Zeit aus Rom zurück gezogen, obgleich seine Karriere überaus gut voran schritt. Celerina indes, unsere Nichte aus Hispania, hat sich erst kürzlich mit Senator Aurelius Corvinus verlobt, eine Hochzeit ist darob bald zu erwarten."
    Obgleich Piso Celerina nicht persönlich kannte - bis zu ihrer Rückkehr aus Hispania hatte sie keiner der römischen Flavier gekannt - nahm Gracchus an, dass Piso doch genau wusste, wer derzeit in der Villa Flavia Felix residierte. Gracchus nahm auf einer der schmalen Klinen Platz und bedeutete einem Sklaven, seinem Vetter und sich selbst verdünnten Wein einzuschenken.
    "Aristides und ich werden zur nä'hsten Wahl des Cursus Honorum kandidieren, wir befinden uns bereits im Wahlkampf. Wir werden ob dessen Gladiatorenspiele im flavischen Amphitheater ausrichten, etwas kleines nur, doch groß genug, um Aristides ein wenig bekannt zu machen - ob seiner langen Dienstzeit in der Legion ist sein Name zu fremd unter den Senatoren. So du vorhast, länger zu bleiben, steht dir selbstredend ein Platz in der ersten Reihe bei der Familie zu."
    Gracchus selbst hätte eine solche Aussicht kaum locken können, doch für einen begeisterten Spielegänger war dies das Höchste aller Gefühle. Mit ein wenig Neugier blickte er Piso an.
    "Wie lange wirst du in Rom bleiben?"

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  • Gracchus wusste ganz genau, dass die Gruesse aus Ravenna alles andere als vom herzen kam. Um ehrlich zu sein, war der einzige, der gruessen liess, einer der Sklaven seines Vaters gewesen, weil er gedacht hatte, er wuerde dafuer eine Beguenstigung kriegen. Weit gefehlt, er musste weiter Pampe essen wie alle anderen Sklaven.
    "Natuerlich habe ich von der Hochzeit gehoert. leider habe ich nicht kommen koennen, die Umstaende haben mich dran gehindert. Ich freue mich schon drauf, Epicharis kennen zu lernen, ich habe nur gutes ueber sie gehoert. Obwohl sie im Grunde eine Claudierin ist.", grinste er.
    Ueber Celerina hatte er schon gehoert, aber er hatte sie noch nie persoenlich gesehen. Er wuerde sie sicher kennen lernen, spaetestens bei der Hochzeit.
    "Es scheint bald noch eine Hochzeit zu geben, ich bin wohl gerade noch zeitig gekommen.", meinte er hocherfreut. hochzeiten waren doch immer wieder was feines. Man konnte soviel trinken wie man will, ohne dass irgendjemand einem das uebel nehmen wuerde.
    Eines fiel ihm auf, Gracchus hatte seinen Sprachfehler noch immer nicht abgelegt. War schon mies, wenn man nicht mal den eigenen Namen aussprechen konnte. Gut, dass Gracchus es war, der den Sprachfehler hatte, und nicht er, denn als Aesthet haette er das untragbar gefunden.
    Bei der Erwaehnung von Gladiatorenspielen nickte er leicht. "Danke, das ist sehr nett.", meinte er. Nicht, dass er Gladiatoren mochte, aber so ein kleines Gemetzel war schon immer wieder ganz nett, und er schaute es sich schon hie und da an, weil es einfach en vogue war.
    "Hier in Rom bleiben... hmm...", meinte er. "Um ehrlich zu sein, so viel treibt mich jetzt nicht nach Ravenna zurueck. Mein Vater ist... wie du weisst... etwas... eigen. Um es kurz zu sagen, wir hatten eine gewisse Meinungsverschiedenheit. Ausserdem, ich wollte schon immer einmal in Rom leben. Wer weiss, vielleicht kann ich einmal dem Staat in einem oeffentlichen Amt diesen, so wie du."

  • Obgleich die claudische Familie stets für eine Spitze aus flavischem Munde sich anbot, hob sich doch bei Pisos scherzhafter Bemerkung Gracchus' Augenbraue marginal, fühlte er gleichsam sich bemüßigt, nicht nur Epicharis, sondern ebenso seine eigene Gemahlin in Schutz zu nehmen, deren Untadeligtkeit doch außer Frage stand, wie auch - bei Antonia war er sich dessen gewiss, in Epicharis' Falle konnte er nichts anders sich vorstellen - sie über jeden Zweifel waren erhaben.
    "Epicharis ist durch und dur'h eine Claudia, weshalb es für Aristides kaum eine bessere Wahl hätte geben können."
    Der Sklave goss aus einer gläsernen Kanne den rotfarbenen Wein und hernach aus einer weiteren das klare Wasser nach, wodurch das Plätschern der Flüssigkeiten - nicht nur dasjenige aus den Kannen, sondern gleichsam jenes aus dem impluvium mittig des Atrium - kurze Zeit das einzige Geräusch zwischen ihnen war, währenddessen Gracchus sich die Worte seines Vetters bezüglich dessen Beweggründe, Ravenna zu verlassen, durch den Kopf gehen ließ. Augenscheinlich schien Aetius noch jedem seiner Kinder vor den Kopf zu stoßen, und wie seinerseits Leontia hatte es auch Piso ob dessen nach Rom gezogen, gleichsam war es für einen Mann seines Alters und von seiner Herkunft wohl auch die einzig richtige Entscheidung.
    "Ich werde ein Zimmer für dich bereiten lassen, so es dir an etwas sollte mangeln, zögere ni'ht, die Sklaven anzuweisen. Und so du dich entschieden hast, in welche Richtung du deine Karriere starten mö'htest, wirst du dir meiner Unterstützung selbstredend versichert sein können."
    Es war dies ein ernsthaftes Angebot, welches Gracchus keinem Angehörigen der Familie je hatte verweigert, noch würde dies tun, denn in einem solchen Falle zählte nicht die emotionale Bindung untereinander, nicht deren Festigkeit, zählten nicht geteilte Erlebnisse und Erinnerungen, zählte einzig das Blut.

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  • Ujegerl, das kleine Bonmot war wohl ueberhaupt nicht gut angekommen. Piso wuergte das Laecheln, das ihm auf den Lippen gelegen war, ab. Natuerlich, Gracchus Frau war ja auch Claudierin. Na super, wieso konnte er seinen Mund nicht halten? Den Goettern sei Dank, dass Gracchus seiner Bemerkung keine weitere Beachtung schenkte.
    Also: Volle Kraft zurueckrudern!
    "Aeh, stimmt.", meinte er also nur. "Aristides hat nichts schlechteres als eine echte Patrizierin verdient."
    Was nun kam, gefiel Piso weitaus besser. Wein! Das Goettergetraenk! Piso wollte gerade ein Lied auf jenes kostbare Nass anstimmen, jedoch musste er wieder an das unschoene Bruellduell denken, welches sich zwischen ihm und seinen Vater entsponnen hatte. Er liebte seinen Vater, doch alles liess er sich nicht gefallen. Ein kurzes Laecheln entfloh ihm, als er daran dachte, wie sehr es Aetius jetzt wurmen wuerde, koennte er sehen, was fuer ein gepflegtes Gespraech er jetzt mit Gracchus hatte.
    Da sprach sein Vetter schon wieder. Und wieder bewies sich, dass Blut dicker als Wasser war. Ohne Piso wirklich gut zu kennen, bot er ihm einfach eine Unterkunft in der Villa an.
    "Danke, Vetter, danke. Du bist wirklich zu grosszuegig!", meinte er mit ehrlicher Aufrichtigkeit in seiner Stimme. "Weisst du, bezueglich meiner Karriere... ich verhere die Goetter inbruenstig, aber ich fuehle mich nicht dazu befaehigt, ihnen zu dienen." Zwar mochte er die Tempel, doch er konnte sich einfach nicht als Priester sehen. "Die Legion zieht mich auch nicht an." Im Matsch herumzumarschieren und Blut zu vergiessen, grauenvoll! "Viel eher treibt es mich in Richtung Staatsdienst. Arbeiten zum Wohle meines Volkes und des Kaisers, das klingt gut.", ueberlegte er laut.

  • Mit einer lockeren Bewegung aus der Hand heraus winkte Gracchus ab, war es ihm doch überaus unangenehm, gönnerhaft zu erscheinen, insbesondere, wenn er dies im Grunde nicht war, sondern nur tat, was außer Frage stand.
    "Es gibt wirklich ni'hts zu danken, Piso."
    Um seine Verlegenheit zu überdecken, nippte Gracchus an dem Glas und ließ die kühle Flüssigkeit nicht nur seinen Mundraum und seine Kehle kühlen, sondern gleichsam auch seine Sinne, während er die Karrierewünsche seines Vetters überdachte.
    "Einen Posten in der Verwaltung des kaiserlichen Palastes zu erhalten, dürfte augenblicklich ni'ht allzu leicht werden. Nicht nur der Imperator selbst entstammt der aelischen Familie, dessen Bruder Aelius Quarto, der amtierende Consul, ist zudem außerhalb seines Amtes einer der engsten Berater des Augustus. Eine Personalentscheidung muss vermutli'h an seiner Person vorbei getroffen werden, und Aelius Quarto ist nicht gänzli'h unvoreingenommen, was die flavische Familie betrifft - er war von Domitians Verbannung betroffen und hegt ob dessen einen gewissen Groll, wenn auch nicht publik, so doch si'her noch immer unterschwellig. Als unser Vetter Felix noch in Rom und im Senat weilte, waren die beiden stets differenter Meinung, gleich in wel'her Angelegenheit, nur ob des Prinzipes und Familienstolzes wegen. Diese Zeit mag zwar längst vergangen sein, ich persönlich könnte zudem ni'ht behaupten, Aelius Quarto zum Feind zu haben, gleichsam ich ihn auch kaum zu meinen Freunden zählen kann."
    Ohnehin war dies nicht mehr denn eine Redewendung, zählte Gracchus doch ohnehin kaum Freunde - nicht etwa ob seiner Unbeliebtheit wegen, sondern seiner natürlichen Selbstzweifel, welche kaum den Gedanken erlaubten, dass irgendwer als Freund ihn mochte ansehen, weshalb solcherlei, so es sich ergab, ihm stets überaus befremdlich erschien.
    "Es könnte schwer werden, seinem Misstrauen der flavischen Familie entgegen in den kaiserlichen Palast einzuziehen, und sei es nur in eines der Officien. Darüber hinaus steht dir die städtische Verwaltung offen, dabei kann ich dir augenblickli'h jedoch zu nichts weiter raten, es ist dies kein Gebiet, in welchem ich stets die Entwicklungen im Auge behalte."
    Ein kultisches Amt hätte Gracchus seinem Vetter ohne weiters antragen können, doch in allem anderen war er stets ein wenig weltfremd - oder eher stadtfremd.
    "Oder aber, so du daran Interesse hegst, könntest du Aristides oder mir während der Amtszeit unterstützend zuarbeiten - so die Wahl erfolgreich verläuft, versteht sich."

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  • Fast sah es so aus, als haette Piso Gracchus beschaemt durch seinen Dank. Hatte er jetzt schon wieder ein Fauxpas begangen? Ungewoehnlich waere es ja nichts.
    Er hoerte aufmerksam den Worten des Gracchus zu. Genau... das Aelierproblem. Oder halt, er hatte bei den Aeliern ja noch einen Stein im Brett... viellicht half ihm seine Bekanntschaft mit Quartos Vetter zweitem Grades ja.
    "Denkst du, es gaebe keinen Weg, wie man Quarto herumkriegen koennte? Ich meine, den groll, den die Aelier auf uns hegen, ist ja schon laecherlich. Es sollte irgendwann beendet werden."
    Stadtverwaltung klang ja aber auch gut. Zwar hatten die beiden Flavier Aristides und Gracchus keinen Fuss in diesem Geschaeft, doch irgendjemand musste ja einmal den ersten Schritt machen.
    Doch was jetzt Gracchus sagte, klang sehr gut. "Ich wuerde euch liebend gerne in der Wahlkampagne und eurer nachfolgenden Amtsperiode helfen!", freute er sich.
    "Es faellt eigentlich durchaus in die Art von Arbeit, die ich mir vorgestellt habe. Weisst du, Gracchus, dadurch koennte ich dir und dem Staat helfen. Ich habe schon einiges ueber die Rechtstheorie gehoert - mit grossem Interesse habe ich die grossen Reden des Cicero, aber auch des Hortalus und der Anwaelte Griechenlands gelesen - und will so bald wie moeglich den CRV und dann den Cursus Iuris ablegen, um die noetigen Qualifikationen fuer Aemter zu erwerben, die ich dann in weiterer Folge anstrebe. Ich wuerde gerne Senator werden, so wie du. Ich weiss, es ist ein langer Weg, aber es waere..." Wie sollte er das sagen? "Die Erfuellung eines langgehegten Traumes.", schloss er.

  • Marginal nur hob Gracchus seine Schultern empor, was seine Ratlosigkeit bezüglich der aelischen Familie unterstrich.
    "Ein Ende wird dies vermutlich erst dann finden, wenn all jene, welche es einstig betroffen hat, ni'ht mehr auf dieser Erde weilen, und wenn nicht sie ihre Feindseligkeit an ihre Nachkommen weiterrei'hen oder jene sich dagegen verwehren."
    Was Aelius Quarto betraf, war Gracchus sich stets überaus unsicher. Der Consul schien ihm zwar überaus vernünftig und bedacht, doch gegenüber Flaviern war er gleichsam stets verhalten, zeigte gerade soviel Freundlichkeit, wie es seinem Amt wurde abverlangt.
    "So du dich an Aelius Quarto wenden möchtest, solltest du dies tun, solange er im consularischen Amt ist, denn als Consul muss er jedem Bürger gegenüber mehr oder minder aufgeschlossen sein und er kann niemanden bereits an seiner Türe abweisen."
    Ein feines Lächeln umschloss schlussendlich Gracchus' Lippen bei Pisos Eröffnung seines Traumes, war es doch eine überaus amüsante Laune des Schicksals, dass der Traum jeden patrizischen Vaters - ein Sohn, welcher nichts mehr begehrte denn die Stufen des Cursus Honorum empor zu klettern, um schlussendlich in den heiligen Hallen der Curia Iulia seinen Platz einzunehmen - seinen eigenen Vater letztlich doch nicht konnte zufrieden stellen.
    "Es ist ein langer Weg in den Senat, doch so es derjenige ist, wel'hen du gehen möchtest, wird er vermutlich nicht allzu steinig."
    Wenig gab es dieser Tage, was einen Politiker zu Fall bringen konnte, der Senat selbst war hierfür zumeist viel zu träge, das Volk begehrte selten gegen einen einzelnen Mann auf, und der Imperator Caesar Augustus schien ohnehin an jeglichen Angelegenheiten desinteressiert.

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  • Piso konnte die Verwunderung Gracchus' ob der Eigenarten der Aelier gut nachvollziehen. Er wusste, dass nicht alle Aelier so waren. und er hatte eine hohe Meinung vom Consul. Gerade deshalb war es fuer ihn so schwer, diesen Konflikt zu verstehen. Er selbst hatte nichts mit diversen Unannehmlichkeiten, die die Aelier erlitten hatten, zu tun gehabt.
    "Vielleicht hast du recht, Vetter. Traurig waer's aber.", konstatierte er.
    "Danke fuer den Rat." Er dachte kurz nach. Zu Quarto gehen und sich direkt bewerben? War das nicht schon etwas unverfroren? Doch ein Posten in der Stadtverwaltung war fuer ihn nicht wirklich meoglich. Er kannte Rom zu wenig gut. Die Provinz an sich kannte er aber ausgezeichnet, und er wollte auch eine Arbeitsstelle in der Provinzverwaltung. Es war deprimierend. Doch es fuehrte kein Weg am Consul vorbei. Er wollte es versuchen. Selbst wenn es zum Scheitern verurteilt war. Doch niemand sollte ihm nachsagen koennen, er hatte die Hose... die Tunika vollgehabt.
    Ein undeutbares Laecheln spielte auf Gracchus' Lippen. Piso konnte es nicht entschluesseln. Doch es klang relativ gut, was Gracchus sagte. Nicht allzu steinig... Das war gut.
    "Welchen Posten wird mir der Consul geben? Vermutlich wird er es geniessen, einen patrizischen Scriba unter sich zu haben. Noch dazu einen Flavier." Er seufzte auf. "Aber wenn dies der einzige Weg ist, dann soll es so sein."

  • Für die kaiserliche Verwaltung hatte Gracchus bisherig kaum nur Interesse aufgebracht, darob war er sich nicht gänzlich sicher, welche Ämter im Palast derzeit nur notdürftig waren besetzt, bis ein besserer Kandidat sich anbot.
    "Allfällig könntest du von den Palasttoren aus di'h zum passenden Officium leiten lassen, einen etwas geringeren Posten kannst du etwaig au'h an Aelius' Aufmerksamkeit vorbei erhalten. Die praetorianischen Torsoldaten sind zumeist überaus freundli'h und hilfsbereit, sofern du ihre Perlustrierung geduldig über di'h ergehen lässt."
    Obgleich er der praetorianischen Garde stets mit größter Vorsicht gegenüber trat, zumeist auch mit ein wenig Sorge um das eigene Wohlergehen, so hatte Gracchus doch bei seinen bisherigen Besuchen im Palast niemals Grund zur Beanstandung gehabt.
    "In der Finanzverwaltung oder in der Kanzlei sind, soweit i'h weiß, immer Stellen frei. Allfällig solltest du di'h vorher no'h genauer informieren, denn es ist immer besser, wenn du bereits weißt, was du mö'htest."

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  • "Die Praetorianer koennen mir eine Arbeitsstelle vermitteln?", fragte Piso unglaeubig nach. Diese Leute mussten ja unglaublich viel Macht in Rom haben. Nun, ihr Obmann war ja einer der maechtigsten Leute des Imperiums, soviel er gehoert hatte.
    "Die Finanzverwaltung oder die Kanzlei. Das waere also inmitten der kaiserlichen Verwaltung. Da muss ich mich wohl direkt an diverse Prokuratoren wenden, statt an den Consul?", fragte er nach. "Und gut, dann danke ich dir. Ich werde mich dann auch noch ueber diese Arbeitsstelen informieren. Eh klar." Er versuchte, seine Nervoesitaet davor, ein komplett neues Leben zu beginnen, herunterzuspielen.
    Auf jeden Fall schienen die Moeglichkeiten, die Rom bot, ausserordentlich spannend zu sein. Er bereute ueberhaupt nicht, dass er hierher gekommen war, im gegenteil, er bereute seinen langen Aufenhalt in Ravenna. Naechstens wurde er dreissig, und er hatte noch immer nichts erreicht! Dies sollte sich aendern. Er wuerde in die kaiserliche Administration kommen und dort ordentlich aufmischen. Ha, das sollte doch klappen.
    Hoffentlich einmal. Aber Piso, der sich selbst als Optimist sah, wollte die Moeglichkeit des Scheiterns psychisch so weit wie moeglich von sich entfernt halten.

  • "Die Praetorianer vermitteln dir keine Arbeitsstelle, sie weisen dich nur in das Officium des passenden Prokuratoren. Denn ohne dass du ihnen glaubhaft versi'herst, dich um einen Posten bemühen zu wollen, werden sie dich nicht erst in den Palast hinein lassen. Sie sind überaus gründli'h in ihrer Wacht."
    Ein interessanter Aspekt der Machtverteilung war dies unbezweifelt, denn stand die falsche Palastwache am Tore oder hatte diese einen schlechten Tag, konnte ein niederrangiger Soldat durchaus überaus einfach die Karrierepläne eines aufrechten Römers durchkreuzen - zumindest kurzweilig, oder aber langfristig, so der ambitionierte Arbeitssuchende zu schnell das Gladius ins Korn warf. Gracchus indes war zumeist eher dankbar für die Sorgfalt der praetorianischen Garde, nicht etwa aus Sorge um den Imperator, sondern da sie Besucher doch stets bis zu ihrem Ziel geleitete, während er alleine zweifellos schon mehr als einmal in dem gewaltigen Gebäude eine falsche Abzweigung hätte genommen.
    "Allerdings musst du nichts überstürzen. Sieh' dich ein wenig um in Rom, knüpfe einige Kontakte - die Hochzeit Celerinas wird sich zweifellos dafür eignen, Senator Aurelius ist immerhin kein unbedeutender Mann, dementspre'hend wird sich die Gästeliste lesen - und triff deine Entscheidung wohlüberlegt, anstatt kopflos dich in irgendein Amt zu stürzen, welches deiner Herkunft ni'ht angemessen ist."
    Bei diesen Worten dachte Gracchus vornehmlich an seinen Vetter - welcher eigentlich sein Neffe war - Furianus, der in seinem Karrieretrieb manches mal gar jegliche Bedenken guten Geschmacks hatte über Bord geworfen. Glücklicherweise hatte im Laufe der Zeit sich dies ein wenig gelegt, so dass letztlich ein durchaus respektabler Senator aus ihm war geworden.

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  • "Ach, so ist das!", meinte Piso nur und blickte Gracchus mit einem Blick an, der das "Aha"-Erlebnis widerspiegelte. Trotz allem schien die Praetorianer aber doch nuetzlich zu sein, sie schienen zu wissen, wo es lang ging. Allerdings vermeinte Piso in Gracchus' Blick ein warnendes Funkeln zu sehen, und Piso wusste wohl, was er meinte. Hie und da war es ganz einfach ein aufreibender Prozess, eine Arbeitsstelle zu finden. Besonders, wenn Praetorianer am Druecker waren. Immer die. Er hatte schon einiges ueber sie gehoert, und vor allem ueber ihren Anfuehrer, diesen Vescularier, der ja angeblich die Ehre des Senates besudelte, wohin er auch kam.
    Piso war sein Vetter dankbar dafuer, dass er ihn warnte, nichts zu ueberstuerzen. Die Hochzeit! Genau, dort wuerde er einige bedeutende Leute kennen lernen, ohne Zweifel. Darunter auch diesen einen Senator. Er hatte schon von ihm gehoert, von deisem Aurelier. Angeblich hatte der einiges an Macht akkumuliert. Er wuerde einmal schauen, ob er mit ihm ins Gespraech kommen wuerde.
    Die eltzten Worte hallten in seinem gehirn wider. Ein Amt, welches seiner Herkunft nicht wuerdig war. Er hatte sicher nicht vor, als Scriba anzufangen wie irgendein dahergelaufener Peregrinus aus dem dunkelsten Balkan. Nein, er wuerde sich an den Senator halten. Er wuerde doch sicher wenigstens einen Termin mit ihm ausmachen koennen.
    So hoffte er.
    "So dringend ist das ja nicht mit der Arbeit. Ich habe ja noch meine Laendereien. Die werfen einen ziemlich guten Ertrag ab. Davon kann ich leben, ohne an dem Rockzipfel der Familie zu haengen.", meinte er mit Bestimmtheit. So ein landbesitz war schon was feines. Vielleicht wuerde er spaeter einmal weitere Laendereien kaufen, und sich dann, wenn er erst einmal alt und debil war, dort niederlassen. Dort wuerde niemand seine Lyra hoeren und daran herummaeckeln koennen... was fuer ein Leben.
    "Dann werde ich auch zur Hochzeit gehen. Ich freue mich schon drauf.", meinte er, dankbar fuer den Ratschlag seines Vetters.

  • Dass Piso nicht ob des Gehaltes wegen eine Beschäftigung anstrebte, verstand sich von selbst, ging Gracchus doch davon aus, dass alle flavischen Zweige in etwa ähnlichem Überfluss lebten. Er hob sein Glas empor, noch einmal daran zu nippen, als sein Vilicus Sciurus im Hintergrund in das Atrium trat, in respektablem Abstand stehen blieb, jedoch unmissverständlich seines Herrn Aufmerksamkeit forderte - ob seiner bloßen Anwesenheit wegen. Da er bereits einen Umhang in den Händen hielt, bedurfte es indes nicht einmal eines Wortes, um Gracchus' Gedanken in Gang zu bringen, so dass er dem Sklaven zunickte.
    "Verzeih, Piso, ich habe noch einen Termin in der Regia und muss allmähli'h aufbrechen. Einer der Sklaven wird dich zu deinem Cubiculum geleiten, und, wie bereits erwähnt, so du etwas bedarfst, wende dich nur an einen von ihnen. Ansonsten sehen wir uns si'herlich heute Abend beim Essen."
    Er stellte das Glas ab und erhob sich.

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  • Sim-Off:

    Gerade in der Wisim gesehen! Danke! :)


    So ein Wicht naeherte sich den beiden Roemern. Irgendwie starhlte schon die blosse Praesenz des Kerls Stress aus. Piso trank seinen Becher aus und stellte in an ein Tischchen hin.
    "Dann moechte ich dich nicht aufhalten, Vetter.", meinte Piso, blickte nochmals verunsichert zu Sciurus und nickte. "Ich wuensche dir dann noch einen schoenen Tag."
    Waehrend er dies sagte, liess er sich Gracchus' Worte durch den Kopf gehen. Ein Cubiculum fuer ihn selber, sehr schoen. Und Abendessen, dies war auch gut, darauf freute er sich schon. Angeblich ging es bei den Abendessen der Flavier in Rom immer sehr munter zu, und das Essen waere angeblich unvergleichlich.
    "In jenem Fall, vale.", meinte Piso zu seinem Bruder, als ein Sklave herbeieilte , neben ihm zu stehen kam und ihm zufispelte, dass sein Cubiculum fertig sei.

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