Arbeitszimmer | institutio Cultus Deorum - Quintus Philo

  • Einer der Klienten Felix' - von welchen Gracchus auch nach Aristides Rückkehr nach Rom noch immer zahlreiche empfing - hatte ernsthafte Probleme, ob dessen Gracchus mit ihm zur Besprechung dieser in seinem Arbeitszimmer war gewesen, jedoch hatte der Mann bereits geraume Weile zuvor den Raum verlassen, über die Ausgabe der sportula zum Ausgang zu gelangen, so dass Gracchus einige Papiere sortierte, als Quintus Philo zu ihm wurde geführt. Sonderlich viel wusste er nicht über den Peregrinus, nur, dass er Klient des Aurelius Corvinus war, und in den römischen Dienst an den Göttern sollte eingeführt werden.
    "Salve, Quintus Philo"
    , grüßte Gracchus den jungen Mann und war sich wie stets bei Peregrinen nicht gänzlich sicher, welcher Teil des Namens welche Stufe der Vertrautheit repräsentierte, so dass er schlussendlich stets den vollen Namen bevorzugte. Er deutete auf einen der Stühle ihm gegenüber auf der anderen Seite des großen Schreibtisches.
    "Bitte, nimm doch Platz. Du möchtest dich also mit dem römischen Kult auseinander setzen, so dass du selbst zur Ausübung dessen befähigt wirst. Woher stammst du, Quintus Philo, und was zieht dich zur römischen Religion?"
    Zwar klang der Name des Discipulus nicht danach, als würde er aus Gegenden fernab der Provinzen stammen, doch schlussendlich konnte man dies bei Peregrinen nie mit Bestimmtheit wissen.

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  • Quintus Philo bewunderte - wie auch sonst bei jedem Gang in der villa Aurelia zur salutatio seines patronus - die Gänge und Räume der flavischen villa. Doch er war zu einem anderen Zwecke vorgeladen, sodass er weiter lief und zu M'. Flavius Gracchus vorschreitete ohne lange stehen zu bleiben, um vielleicht in Gedanken die Säulen und Statuen zu betrachten. Als er ankam, wurde Philo bereits empfangen, begrüßt und auf einen Stuhl hingewiesen, auf den er sich schließlich auch saß.


    "Salve, M' Flavi Gracche. Ich bin Quintus Philo aus Patavium und meine durch Interesse angetriebenen Studien der Philosophie, Rhetorik und Recht in Griechenland und meine Ehrfurcht vor den Göttern bringen mich dazu, endlich in das caput mundi zu kommen, um dort den Göttern zu dienen."


    Er hielt kurz inne, bis er mit einem weiteren Satz versuchte, seine Meinung zur Politik und zur Religion verdeutlichend zu unterstreichen.


    "Denn ich finde ohne Religion und die Götter ist selbst die Politik machtlos."

  • Patavium, dies war weit, doch nicht allzu fern, italischer Boden gar, keine halb barbarische Provinz, gleichsam wurde Quintus Philo augenscheinlich von höchst ehrbarem Wissensdurst getrieben, so dass Gracchus' anfängliches Befangen einem Peregrinus gegenüber ein wenig schwand, gar ein schmales Lächeln seine Lippen kräuseln ließ.
    "Der Cultus Deorum ist Politik, wie au'h deren Voraussetzung."
    Obgleich Quintus Philo der Einzug in die Curia Iulia, und damit das höchste Ziel römischer Politik aufgrund seiner Herkunft stets verwehrt würde sein, so würde er mit Eifer und Ausdauer durchaus den Weg in eines der höheren kultischen Collegien, und damit in wahrhaftige Kultpolitik beschreiten können.
    "Darob ist im öffentlichen Kult stets die Waage zu halten, zwischen dem Wohl der Götter und dem Wohl des Imperium Romanum."
    Gracchus wandte sich seinem Sklaven zu, welcher neben der Tür wie stets verharrte.
    "Siehe nach, ob Serenus bereits seine heutigen Patronatspflichten beendet hat, er soll sich hernach uns anschließen."
    Der Sklave nickte und verließ den Raum, ob dessen Gracchus sich wiederum Quintus Philo zuwandte.
    "Mein Neffe Serenus strebt ebenfalls danach, den Dienst an den Göttern anzutreten. Es wird eine gute Gelegenheit für ihn sein, sich dem Unterri'ht anzuschließen, denn obgleich er bereits einiges an Vorwissen besitzt, kann es nicht schaden, dies zu vertiefen, glei'hsam werdet ihr euch gemeinsam in euren Studien unterstützen können, so dass ihr beide davon profitiert."

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  • Große Worte schienen zu fallen und Quintus Philo konnte sich nur dem anschließen, was sein Gegenüber anscheinend zu sagen pflegte. Als M' Flavius Gracchus seinen Sklaven loschickte und dieser aus der verschwandt, versuchte Philo ihm soweit wie möglich nachzuschauen. Es war alles so geordnet in diesem patrizischen Hause, einfach vortrefflich.


    "Eine gute Idee. Man lernt am besten durch eigene Fehler, die wohl wiederum nur ein zweiter uns aufzuzeigen am besten vermag."


    Das hatte man ihm sooft in Athenae während seiner Studien gesagt, als Philo oft davon überzeugt war, seine Annahmen seien richtig, bis es stets seines Lehrers bedürfte, der ihn auf seine Fehler hinweisen musste, da Philo durch seine Überzeugung den Fehler nicht sah.

  • Sciurus hatte Serenus auf dem Weg ins Triclinium erwischt, wo er nach dem letzten Klienten in der Regel eine Kleinigkeit zu speisen und etwas Abstand zu gewinnen gedachte, während die Scribas bereits die ersten Ergebnisse der Klientenbesuche bearbeiteten.


    Sichtlich ermattet, heute waren einige Klienten wieder besonders anstrengend gewesen, machte sich Serenus mit Sciurus ins Arbeitszimmer seines Onkels auf.


    Zuerst drückte sich Nero, der gewaltige Molosserhund von Serenus durch die Tür. Er warf Quintus Philo einen kurzen Blick zu, schien einmal zu schnuppern und ignorierte ihn anschließend, indes er Flavius Gracchus mit einem lauten „WUFF“ und 3 Schwanzwedlern begrüßte. Dann begab der riesige Hund sich an den Platz wo kurz zuvor Sciurus gestanden hatte. Er legte den Kopf auf die Pfoten und heftete seinen Blick wieder aufmerksam auf Philo.


    Es folgte der fünfzehnjährige Serenus in einer kastanienbraunen Tunika mit farblich passendem Gürtel und Sandalen, in den Händen eine XXL-Wachstafel haltend. Sein Onkel schien sich gerade ebenfalls in einem Patronatsgespräch zu befinden. Zumindest hatte er heute damit einen guten Teil seines Tages ausgefüllt, wie Serenus wusste. Er nickte dem ihm unbekannten Mann höflich zu.


    „Salvete!“


    Dann wandte er sich an seinen Onkel. Es mußte etwas Wichtiges sein, daß es nicht bis zum gemeinsamen Abendessen der Familie warten konnte.


    „Was liegt an, Onkel?“

  • Es dauerte nicht lange, dass die Türe sich öffnete und Sciurus zurück kehrte, vor ihm indes das haarige Ungetüm seines Neffen, sowie diesem hernach Serenus selbst.
    "Serenus, ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich deine Hunde n'ht in meinem Gemächern wünsche. Bitte schicke ihn nach draußen. "
    Gänzlich sicher war Gracchus sich dessen nicht, was seine Worte anbelangte, andererseits war es kaum zu glauben, dass er dies nicht bereits hatte getan, als Serenus zuletzt für längere Zeit die Villa hatte mitsamt seinen wandelnden Bettvorlegern bewohnt.
    "Danach nimm bitte Platz. Dies ist Quintus Philo, er ist Discipulus des Cultus Deorum und wurde mir zur Ausbildung zugewiesen. Du wirst gemeinsam mit ihm diese Ausbildung dur'hlaufen und dein kultisches Wissen festigen, wie auch erweitern, so dass du nach dem Ablegen der Bulla alsbald deinen Dienst als Sacerdos wirst aufnehmen können, wie wir dies bereits bespro'hen haben."
    Selbstredend war dies nicht alleinige Entscheidung Serenus' und Gracchus' gewesen, Aristides als der Vater des Jungen hatte dem zugestimmt, sowie - was weitaus mehr Gewicht noch hatte - dessen Großmutter Agrippina.

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  • Als plötzlich der Hund in das Zimmer kam, schien es fast so, als würde Philo sich ein wenig mehr in seinen Stuhl krallen, doch er versuchte sich wenig anzumerken. Freundlich grüßte er den Neffen des M'. Flavius Gracchus zurück, als dieser in die kleine Runde grüßte.


    "Salve.", sagte Philo mit einem begleitenden Kopfnicken.


    Die Erlösung kam dann, als M' Flavius Gracchus den Hund nicht in diesem Zimmer sehen wollte. Vermutlich ließ er erst dann die Armlehnen seines Stuhls wieder etwas locker.

  • Serenus schaute seinen Onkel mit unschuldigen Gesicht an.
    „Ich fürchte ich muß dich korrigieren, Onkel Gracchus. Deine letzte Aussage hinsichtlich der „Jungs“ war, dass du sie nicht bei den Mahlzeiten neben den Klinen haben möchtest. Von deinem Arbeitszimmer hast du nichts gesagt. Aber wenn du möchtest, dann schicke ich Nero zu Gracchus Minor, damit er mit allen Hunden spielen kann.“


    Serenus wandte sich dem riesigen Hund zu, wobei er sich ganz vage daran erinnerte, dass Nero Onkel Gracchus zu Lebzeiten von Tante Leontia in dessen Arbeitszimmer mal ganz übelst angeknurrt hatte. Onkel Gracchus hatte das auf sein Rasierwasser geschoben, aber sich den Hund auf Distanz gewünscht.
    „Nero! Such Minor! Lauf zu Domitian und Sofia! Auf!“

    Der Hund erhob sich mit beachtlicher Geschwindigkeit und verschwand durch die Tür um Klein-Minor und Tante Antonia zusammen mit den anderen Hunden zu erfreuen.


    Serenus musterte den Discipulus mit gütigem Patronus-Gesichtsausdruck und versuchte dessen Namen und Gesicht in seine Klientenlisten einzuordnen. Nein, einer von seinen Klienten war er nicht. Anschließend fragte er in den Raum.


    „Wann fangen wir mit der Unterweisung wo und wie an? Soll ich schon mal ein Opfertier bei den Händlern unseres Vertrauens reservieren lassen?“

  • Die Korrektur Seitens Serenus überging Gracchus, denn schlussendlich wies der Junge seinen Hund an, das Zimmer zu verlassen, und dies war alles, was er hatte erreichen wollen - und möglicherweise hatte er tatsächlich nie etwas anderes gesagt. Dass das Ungetüm indes sich zu seinem Sohne würde aufmachen, beunruhigte Gracchus nicht im geringsten, wusste er doch um die beständige Acht seiner Gemahlin, welche einer Löwin gleich ihr Junges verteidigte, und die Anwesenheit der großen Hunde ohnehin nicht würde tolerieren, solange Minor noch nicht über deren Schnauzen konnte hinüber blicken.
    "Wir werden sogleich beginnen und uns heute vorerst mit den theoretischen Aspekten beschäftigen."
    Er erwartete nicht, dass Serenus dem widersprach, hatte sein Neffe doch seine Patronatspflichten bereits hinter sich gebracht und hernach, soweit Gracchus wusste, keine weiteren dringenden Verpflichtungen, welche essentieller denn seine Ausbildung wären.
    "In seinen Grundzügen unterscheidet sich der öffentliche Kult nicht von privatem Kult, dennoch gibt es einige grundlegende Unterschiede. Der Cultus Deorum muss in erster Linie dem Wohle des Staates untergeordnet sein, in zweiter einem etwaig beauftragenden Opferherren. Vorwiegende Aufgabe des Cultus Deorum ist die für das gesamte Volk stellvertretende Verehrung der Götter durch festgelegte kultische Rituale und Handlungen, und damit die Wahrung der pax deorum, des Friedens mit den Göttern. Als Grundelemente dieser Rituale und Handlungen merkt euch die Prozession - die pompa-, das Gebet und das Opfer, sowie Spiele zu Ehren der Götter, und das öffentliche Gelübde, das votum, wel'he alle sowohl einzeln, als auch in verschiedenen Kombinationen möglich sind. Kennt ihr beide die Aspekte, welche das religiöse Handeln auszeichnen, privat wie öffentlich?"

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