Officium Temporalis | Manius Tiberius Durus


  • OFFICIVM


    M' TIBERIVS DVRVS


    Dem Brand der Villa Tiberia fiel auch das Tablinium, wie das alte Officium des Tiberius Durus zum Opfer. Da Durus jedoch dennoch einen Arbeitsplatz braucht, bis der repräsentative Bereich der Villa wiedererrichtet ist, hat er ein vorläufiges Officium im Wirtschaftstrakt in unmittelbarer Nähe zum neuen Haupteingang bezogen.


    Es handelt sich um eine ehemalige Abstellkammer, in der vor allem Livrees für die Sklaven bei Convivia gelagert worden waren. Dennoch verfügte er über ein kleines Fenster zu einem Innenhof und war darüber hinaus ausreichend geräumig um die anfallenden Arbeiten zu erledigen. Unerfreulicherweise war dem Brand nicht nur die Büste seines Vaters, die sein altes Officium geziert hatte, sondern auch seine juristischen Texte zum Opfer gefallen. Zumindest war das Archiv der Villa, das nun im Raum nebenan lagerte, gerettet worden.


    Der Raum war frisch gekalkt worden, hatte als Einrichtung einen Tisch, sowie drei Klappstühle erhalten und mit einem Vorhang verziert worden. Dennoch machte es einen ziemlich provisorischen Eindruck.

  • Bereits kurz nachdem Durus seinen neuen Titel als Pontifex pro magistro erhalten hatte, stellte er fest, dass an diesem Posten weitaus mehr hing, als er anfänglich erwartet hatte: Er musste praktisch alle Ernennungen stadtrömischer Priester siegeln, weshalb nun auch das Siegel des Cultus Deorum direkt auf seinem Schreibtisch stand, wurde ständig von irgendwelchen Collegia consultiert und bekam auch sonst ständig irgendwelche Aufgaben zugeteilt. Zusammen mit seiner temporären Rechtsberatung des Kaisers hatte er einfach nicht mehr genügend Zeit, seinen Pflichten als Princeps Factionis nachzukommen. Schweren Herzens hatte er daher beschlossen, dieses Amt zur Wahl zu stellen.


    Und damit dies geschehen konnte, musste er eine Generalversammlung einberufen. Rasch hatte er seinen Scriba herbeigeholt und ein Diktat aufgesetzt, das er sich nun noch einmal persönlich durchsah.



    Ad
    <NOMEN>



    Princeps Factionis Venetae M' Tiberius Durus <NOMINI> s.p.d.


    Nach langer Zeit rufe ich Dich wieder zu einer Generalversammlung aller Sodales der Factio Veneta. Nachdem die letzte derartige Sitzung auf wenig Widerhall gestoßen ist, bitte ich Dich diesmal besonders um Dein Erscheinen.


    Als Themen sollen ein Jahresrückblick, sowie die Neubesetzung wichtiger Ämter innerhalb der Factio, sowie Planung für das kommende Jahr auf der Tagesordnung stehen.


    Als Termin wurde der Nachmittag der Iden des Februar (13.2.2009/106 n.Chr.) bestimmt. Selbstverständlich werde zu diesem Anlass als Abschiedsgeschenk ein kleines Gastmahl in unserem Vereinsheim finanzieren.


    Solltest Du Interessenten an einer Mitgliedschaft in unserer ruhmreichen Factio kennen, bitte ich Dich, sie zu dieser Versammlung mitzubringen, sodass sie gehört und aufgenommen werden können.



    Vale bene
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    Noch einmal überprüfte Durus alles, dann setzte er sein Siegel (wobei er aufpassen musste, nicht das Siegel des Cultus Deorum zu verwenden). Anschließend gab er das Schreiben mit einer Liste der Sodales an seinen Sekretär, der alles vervielfältigen und versenden würde.

  • Nachdem nicht das gesamte Familienarchiv der Tiberier gerettet worden war und darüber hinaus vieles in Unordnung geraten war, hatte Durus beschlossen, eine Neuordnung zu beginnen. Dabei entdeckte er einen Brief, den er noch gar nicht gelesen hatte. Offensichtlich war der Brief vom Boden seines Cubiculums aufgelesen und auf seinen Schreibtisch im Tablinium gelegt. Und dort war er offensichtlich liegen geblieben. Dann war er bei dem Brand zusammen mit all den anderen Dingen gepackt und gerettet worden. Und nun tauchte es wieder auf und Durus kam endlich dazu, ihn zu lesen:


    Salve Tiberius Durus,


    ich sitze mit einem Lächeln hier und halte Deinen Brief und die wunderschönen Blumen in meinen Händen. Ich habe mich wirklich sehr über diese schönen Blumen und deine Worte gefreut und vor allem bin ich froh zu hören, dass es dir gut geht.
    Ich hatte nicht damit gerechnet, dass dieser Sturz doch so schlimm gewesen war und glaubte außer dem Kratzer würde nichts weiter übrig bleiben, doch bin ich froh, dass es sich nun langsam wieder bessert.


    Ich...würde mich freuen wenn sich unsere Wege irgendwann wieder einmal kreuzen würden, dann aber vielleicht auf eine andere Art und Weise und nicht mit einem Unfall. Das kurze Gespräch hatte mir gefallen und ich würde es sehr gerne weiterführen.


    Mit einem Lächeln und einem lieben Gruß verbleibe ich.


    Caecilia Calena


    Als Durus dies las, war er zuerst sehr erstaunt. Dann jedoch irgendwie auch erfreut: Er hatte das Mädchen gemocht und sie offensichtlich auch. Wenn er das gewusst hätte, als sie den Unfall in seinem Haus gehabt hätte! Vielleicht sollte er sie doch einmal wieder besuchen...oder ihr zumindest schreiben...

  • An diesem Tag flatterte Durus ein Brief herein, wie er ihn selten erhielt: Verginius Esquilinus, den der Tiberier aus seiner Zeit als Augur noch sehr gut kannte, hatte ihm geschrieben!

    L Verginius Esquilinus Magister Augurum Pontifici pro magistro M' Tiberio Duro Senatori s.p.d.


    Aufgrund des Todes unseres ehrenwerten Collega hat das Collegium Augurum darüber beraten, wen sie für eine Cooptatio vorschlagen solle.


    Nach langer Debatte haben wir uns auf Manius Aurelius Orestes, einen gläubigen Mann gewählt, der designiert ist zum Vigintivir und dem Staat als Sodalis Saliorum Palatinorum und Sacerdos Publicus dient.


    Ich bitte Dich, den Vorschlag dem Senat zur Abstimmung vorzulegen oder ihn kraft Deines Amtes direkt zum Augur zu ernennen, soweit dem Pontifex Maximus unsere Wahl gefällt.



    Mögen die Unsterblichen Dich behüten


    L Verginius Esquilinus


    Beim Lesen des Briefes zog sich eine Augenbraue des Tiberiers überrascht in die Höhe: Er hatte von dem Ausscheiden des Auguren erfahren und war bereits gespannt gewesen, wer dessen Platz ausfüllen würde - dass man jedoch ausgerechnet Aurelius Orestes dazu bestimmt hatte, war mehr als erstaunlich! Eigentlich hatte Durus mit einem alten Senator gerechnet, der den Platz der reinen Ehre wegen erhalten hätte. Doch ausgerechnet der Bald-Angetraute von Arvinia! Wirklich überraschend...


    Nun war es also seine Aufgabe, diesen Vorschlag dem Senat vorzulegen - wobei man an dieser Stelle wieder endlose Diskussionen führen musste, ob Orestes nun geeignet war, da er doch nicht einmal Senator war! Vielleicht war dies die Stelle, an der er dem jungen Aurelius ein wenig unter die Arme greifen sollte und von seiner Macht als Pontifex pro Magistro Gebrauch machen sollte...gewissermaßen als Hochzeitsgeschenk!

  • An diesem Tag hatte Durus sich eine besondere Aufgabe vorgenommen: Er wollte sich wieder einmal an seinen Verwandten Quintus wenden, der nun bereits seit langer Zeit in Mantua saß, ohne sich zu melden. Dies jedoch war nicht gut, wenn man die Familienbande erhalten wollte und auch wenn der tiberische Pontifex nicht die uneingeschränkte Begeisterung von Vitamalacus für das Militär teilen konnte und überdies glaubte, dass es seinem Vetter nicht schaden würde, wenn er in manchen Fällen ein wenig mehr Standesethos an den Tag legen würde, so gehörte er doch zur Familie.

    Ad
    Q Tiberius Vitamalacus
    Legio I Traiana Pia Fidelis
    Provincia Italia



    Manius Quinto suo s. p. d.


    Wir haben lange nicht mehr voneinander gehört, sodass ich mich kaum an unser letztes Zusammentreffen erinnern kann. Zwar habe ich dich bei der Einführung des neuen Praefectus Praetorio von weitem gesehen, doch leider warst du offensichtlich nicht lange genug in Rom, um mich zu besuchen oder mir zu ermöglichen, dir einen Besuch abzustatten. Deshalb schreibe ich dir diese Zeilen, um dich über die neuesten Entwicklungen hier in Roma zu informieren und zu erfahren, wie es dir inzwischen als Legatus Legionis geht.


    Zweifelsohne hast du bereits von den laufenden Debatten im Senat, sowie den allgemeinen Entwicklungen der Stadt erfahren, denn dies breitet sich ja ohnehin wie ein Lauffeuer im gesamten Imperium aus. Daher vielleicht einige persönliche Einschätzungen und Meinungen dazu: Leider zeigt sich der Kaiser äußerst selten in der Öffentlichkeit, was möglicherweise mit seiner Krankheit zusammenhängt. Vielleicht um sich mehr zu schonen, hat er mich außerdem zu seinem Vertreter in allen religiösen Angelegenheiten ernannt, wofür ich mich sehr geehrt fühle. Ansonsten scheint der neue Praefectus Praetorio noch kaum Fuß gefasst zu haben, denn ich höre wenig über ihn.


    Doch auch in der Familia Tiberia selbst gibt es zahlreiche Neuigkeiten, die ich dir nicht vorenthalten möchte: Der Wiederaufbau unseres Hauses geht voran, so wird bereits das Obergeschoss gemauert und die Dachziegel angeliefert. Ich habe einen fähigen Architekten beauftragt, dessen Pläne auch die Zustimmung der übrigen Familienmitglieder erhalten haben - ich bin überzeugt, dass es auch dir gefallen wird. Leider hatten wir einige Probleme damit, ausreichend Marmor für die Wandverkleidungen zu erhalten, doch ich bin sicher, dass sich das Problem bald lösen wird.


    Ein weiterer, hochinteressantes Factum dürfte es sein, dass ich beschlossen habe, nun ebenfalls den Bund der Ehe einzugehen. Aurelius Corvinus, ein sehr vielversprechender, aufstrebender Politiker, der bereits das Pontifikat inne hat, hat mir sein Mündel Aurelia Laevina angeboten und ich bin geneigt, dieses Angebot anzunehmen, um die Differenzen mit der Gens Aurelia und uns, die ein politisches und gesellschaftliches Risiko darstellen, endgültig auszuräumen. Zusätzlich hat Manius Aurelius Orestes, der ebenfalls an der Schwelle zum Cursus Honorum steht, um die Hand deiner Schwester angehalten. Da ich der Meinung bin, dass ein solches Angebot nicht abgelehnt werden sollte und auch Arvinia einer solchen Verbindung sehr zugeneigt ist, habe ich mir die Freiheit genommen, in Kürze ein Treffen mit den Aureliern zu arrangieren, bei dem wir über die Mitgift und einen Termin für die Sponsalia verhandeln werden.


    Aber genug aus Roma, sicherlich gibt es auch aus Mantua viel zu berichten. Insbesondere würde mich interessieren, ob du auf deinem Posten noch immer zufrieden bist. Aufgrund meiner Verbindungen könnte ich dir nämlich anbieten, mich an oberster Stelle für eine Versetzung oder eine Ablösung einzusetzen, aber auch eine Kandidatur zur Praetur zu unterstützen. Desweiteren bin ich selbstverständlich auch daran interessiert, wie es deiner Verlobten geht und wann ihr gedenkt, zu heiraten.


    Ich hoffe, wir begegnen uns in naher Zukunft auch wieder persönlich, doch leider ist es mir im Augenblick schwerlich möglich, Rom zu verlassen - der Kult der Götter bindet mich!



    Mögen die Götter dir zugeneigt sein
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    Am Ende drückte Durus sein Siegel in das flüssige Wachs und betrachtete den Brief zufrieden. Die Passage über den Kaiser war stark entschärft worden, da Durus wusste, dass Quintus ein fanatischer Anhänger des Kaiserhauses gewesen war und nun sicherlich in ebensostarker Treue zum neuen Imperator stand, aber auch, weil ein Brief, der durch die Hände von Legionsschreibern ging, besser nicht allzu kaiserkritisch gehalten sein sollte - wer wusste schon, ob es sich beim Sekretär eines Legaten nicht um einen Speculator handelte? Und Durus hatte definitiv genug von diesen Prätorianern...


    Schließlich verschloss Durus den Brief und gab ihn einem Cursor, der sich auf den Weg machen durfte, das Schreiben durch halb Italia zu transportieren...

  • Albina stand vor der Tür von Durus Officium, in der Linken eine der Einladungen zur Hochzeit. Sie wollte ihm diese geben und ihn um einen Gefallen bitten. Sie hoffte nur, dass sie ihn antreffen würde. Hoffnungsvoll klopfte sie an.


    *klopf*

  • Unterdessen hatte Durus keine Ahnung, dass ihn überhaupt eine Einladung erwartete. Stattdessen saß er über dem Gutachten eines Auguren zu irgendeinem Blitzeinschlag an irgendeinem unbedeutenden Ort im Süden Italias. Dieser war so übereifrig gewesen, an das Collegium zu schreiben und Durus als Quasi-Vorsitzender durfte dies natürlich zuerst bearbeiten.


    So war er eigentlich sehr glücklich, dass es klopfte, denn dies bedeutete Abwechslung. Er blickte auf und rief


    "Ja?"

  • Albina trat ein und fand Durus, wie so oft, hinter seinem Schreibtisch vor. Sie schenkte ihm ein Lächeln und trat vor.


    "Salve, Durus. Ich hoffe ich störe dich nicht, aber ich würde gerne kurz mit dir sprechen."


    Albina hatte keine Ahnung, dass Durus nichts von der bevorstehenden Hochzeit wusste. Sie selbst hatte ihn in der letzten Zeit zwar nur selten gesehen, war aber davon ausgegangen, dass Quintus ihn über die Neuigkeiten unterrichtet hätte. Von daher sprach sie über die Hochzeit völlig selbstverständlich.


    "Ich habe soeben die Einladungen zur Hochzeit verschickt und dachte mir, dass ich dir deine persönlich gebe. Das ganze findet früher statt, als ich erwartet hatte und daher ist ein wenig Eile geboten. Gerade deswegen wollte ich dich auch noch um etwas bitten."


    Während sie sprach, legte sie die schriftliche Einladung vor Durus auf den Tisch.



    EINLADUNG



    Sei gegrüßt Senator Manius Tiberius Durus,


    hiermit laden wir,


    Senator Spurius Purgitius Macer
    &
    Tiberia Albina,


    dich und deine Begleitung herzlich dazu ein, unsere Vermählung und damit die Verbindung unserer beider Familien gemeinsam mit uns zu feiern.


    ANTE DIEM VIII ID APR DCCCLIX A.U.C.
    (6.4.2009/106 n.Chr.)
    beginnt die Hochzeit in der Villa Tiberia von wo aus der Brautzug am Abend zur Casa Purgitia führen wird.




    SPURIUS PURGITIUS MACER
    et
    TIBERIA ALBINA


  • Dass Albina vor seiner Tür stand, verwunderte Durus erneut. Er hatte lange nicht mehr mit ihr gesprochen, was vermutlich auch der Grund war, warum er noch nichts von der Hochzeit wusste, obschon man ihm berichtet hatte, dass das Mädchen sich gelegentlich mit Purgitius getroffen hatte. Als sie dann allerdings bereits die Hochzeitseinladung vorlegte, musste Durus doch staunen. Hochzeit? Er hatte noch nicht einmal von Sponsalia gehört! Und dazu auch noch vor den Iden des Aprilis! Das war mehr als eine Überraschung!


    "Albina...du...heiratest? Purgitius Macer? Davon habe ich ja noch gar nichts gehört! Und das hier!"


    Tausend Gedanken schwirrten durch den Kopf des Tiberiers. Das Haus musste vorbereitet werden, er musste sich eine neue Toga anschaffen, die Gästeliste musste kontrolliert werden (schließlich wollte man ja niemanden dadurch beleidigen, dass er nicht eingeladen war)...und natürlich erfahren werden, wer all das nun wieder eingefädelt hatte! Sicherlich Quintus - der kannte Macer ja von der Armee!


    "Hat Quintus das alles angebahnt oder...wie?"


    Irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass Macer und Albina sich einfach so angefreundet hatten, doch andererseits war es durchaus möglich - aber unwahrscheinlich.


    Die Bitte hatte er über all diesen Neuigkeiten ganz vergessen.

  • Als Albina Durus Überraschung war nahm war sie selbst einen Moment perplex. Hatte Quintus ihm etwa überhaupt nichts von der ganzen Angelegenheit berichtet? Dann musste er nun wirklich aus allen Wolken fallen... und Albina war es ein wenig unangenehm, dass sie es ihm nicht bereits mitgeteilt hatte. Doch sie war felsenfest überzeugt gewesen, dass Quintus Durus davon in Kenntnis gesetzt hätte.


    "Ich...ja...ich meine: hat Quintus dich denn garnicht unterrichtet?" Eigentlich war die Frage aufgrund von Durus Reaktion überflüssig und dennoch konnte Albina sie nicht unterdrücken. Sie schwieg einen Augenblick und ordnete ihre Gedanken um sinnvolleres als das Vorherige zu sagen.


    "Quintus hat vor einigen Wochen die Verlobung mit Furianus gelöst. Frag mich nicht nach den Beweggründen. Wie es scheint hat sich seine Meinung geändert und er hält Purgitius Macer für die bessere Partie."


    Dass Albinas Interessen bei dieser Eheschließung keine Rolle spielten versuchte sie Durus nicht einmal zu verhehlen. "Ich ging davon aus, dass er dich über die Verlobung und die anstehende Hochzeit schon längst unterrichtet hätte.", versuchte sie dieses Versäumnis zu entschuldigen.

  • Quintus - also tatsächlich! Aber dieser hatte ihm wirklich schon lange nicht mehr geschrieben. Irgendwie waren sie sich vielleicht nie so richtig warm geworden - jeder kam gut ohne den anderen aus! Das galt es allerdings zu ändern, Durus hatte bereits einen Brief geschrieben, doch bisher wartete er noch auf die Antwort. Vielleicht hatte der Legat es aber auch einfach vergessen...nunja, jetzt wusste er es ja.


    "Oh, verstehe. Aber Furianus hatte mir geschrieben, dass er seinerseits vorhabe, die Verbindung zu lösen. Nun ist Quintus ihm also zuvor gekommen - hoffentlich hat das Furianus nicht vor den Kopf gestoßen."


    Für Durus war Furianus ein politischer Freund, doch ob Quintus ähnlich rücksichtsvoll mit dem Flavier umging, wusste er nicht. Purgitius Macer war zumindest ebenfalls keine schlechte Wahl, auch wenn er noch kein Praetorier war. Immerhin war er ein Kriegsheld und besonderer Freund des Kaiserhauses!


    "Nunja, vielleicht sollten wir ein wenig an der Kommunikation innerhalb der Familie arbeiten. Aber wie dem auch sei - ich weiß nicht, ob das Atrium bis Aprilis fertig wird. Wir müssten dann vielleicht den Garten herrichten, wenn das Wetter es zulässt."


    Der April war eigentlich ein wettermäßig sicherer Monat, doch andererseits konnte es im Frühling durchaus noch regnen...

  • Ja, Furianus... Immer noch war Albina froh, dass die Verlobung gescheitert war und konnte dennoch nicht umhin Furianus nett zu finden. Er war nie schlecht zu ihr gewesen und seine lange Krankheit hatte ihr Leid getan. Wer weiß, vielleicht würde sie ihn irgendwann mal wieder sehen...


    "Hmm...ich denke, dass Quintus ein Lösung gefunden haben wird, die Verbindung zu lösen ohne Furianus vor der Kopf zu stoßen. Er hat ihn zwar nie wirklich gemocht, glaube ich, aber wird sich der politischen Bedeutung durchaus bewusst sein."


    Zumindest hoffte sie, dass Furianus bei der ganzen Angelegenheit nicht allzu schlecht wegkommen würde. Zur Kommunikation in der Familie sagte Albina dann allerdings nicht mehr. Die Situation selbst erübrigte jeden Kommentar.
    "Den Garten?" fragte Albina dann leicht überrascht. Sie konnte sich nicht vorstellen die gesamten Gäste von Rang und Namen im Garten zu empfangen. "Ich weiß nicht so recht... können wir die Renovierungsarbeiten nicht irgendwie schneller vorantreiben oder ähnliches?"

  • "Wir können es versuchen. Zumindest das Atrium - aber da muss ich noch einmal mit dem Architectus reden."


    erwiderte Durus und lehnte sich zurück. Wenn man ihn etwas früher informiert hätte, hätte er das ganze möglicherweise auch frühzeitiger vorantreiben können. Nun war es jedoch denkbar knapp - naja, vielleicht konnte ein wenig mehr Geld das ganze noch retten, gewissermaßen als Hochzeitsgeschenk.


    "Habt ihr schon vereinbahrt, wie hoch die Dos ist? Und sind sonst auch alle Dinge geklärt?"


    fragte er dann weiter. Um eine Ehe herum gab es ja viele Formalien, darauf musste stets geachtet werden!

  • "Vielleicht kann ich dir dabei ja irgendwie unter die Arme greifen..." meinte Albina dann. Ob jetzt mit Überwachung der Arbeiten oder finanziellen Mitteln ließ sie erst einmal dahin gestellt.


    Während Durus sich in seinem Stuhl zurücklehnte, stand Albina immer noch vor seinem Schreibtisch. Sie verlagerte das Gewicht von einem auf den anderen Fuß, damit das Stehen auf Dauer nicht anstrengend würde.


    "Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht. Quintus hat derlei Dinge nicht mit mir besprochen, aber wie ich Macer verstanden habe, haben die beiden alles Nötige geklärt."


    Dass Quintus es nicht für nötig hielt, diese Dinge mit ihr zu besprechen ließ sie unkommentiert. Sie hatten seit Quintus ihr von der Hochzeit erzählt hatte, nicht mehr miteinander gesprochen und darüber war Albina auch recht froh. Momentan wollte sie von ihrem Vetter nichts wissen...


    "Die Pronuba wird eine alte Freundin von mir sein und die eigentlich Aufgabe meiner Mutter wird als nächste weibliche Verwandte dann Arvinia übernehmen. Die Einladungen wurden heute morgen verschickt. Ich denke sie sind komplett, es sei denn du wünscht jemanden bestimmten einzuladen."

  • "Nunja, du könntest ab und an auf der Baustelle vorbeisehen. Und die Inneneinrichtung bräuchten wir noch. Du könntest Stoffe für Vorhänge kaufen - ich habe in diesen Dingen kein übermäßig gutes Auge."


    meinte er, denn an Geld fehlte es dem Tiberier natürlich nicht. Er hätte es sich wohl auch leisten können, ein komplett neues Haus auf den Esquilin zu stellen (wenn es noch freie Grundstücke gäbe), doch ästhetische Fragen lagen ihm wirklich nicht besonders.


    Als dann die wichtigsten Akteure aufgezählt wurden, überlegte Durus, wen man vergessen haben konnte...Aelius Quarto und Vinicius Hungaricus waren sicher von Macer geladen worden, die Flavier? Gracchus war ja inzwischen aufgrund eines seltsamen Krankheitsfalles verschwunden, die übrigen standen den Tiberiern eigentlich nicht besonders nahe (schade eigentlich), dann die Aurelier - oh, die konnten leicht übersehen werden!


    "Habt ihr Aurelius Corvinus, Aurelia Laevina und Aurelius Orestes geladen? Letztere beiden werden bald zur Familia gehören, Aurelius Corvinus wird ein wichtiger politischer Verbündeter."

  • Mal die Baustelle beobachten und Vorhänge kaufen? Ja, das sollte Albina noch hinbekommen.
    "Natürlich, ich werd mich gleich morgen um die Stoffe kümmern und versuchen anschließend die Baustelle zu besichtigen." erwiderte sie daher. Sie würde Durus gern unter die Arme greifen. Vor allem, da die Hochzeit so überraschend für ihren Vetter kam und die Aufgabe sie noch dazu davon abhielt, weiter darüber nachzudenken.


    Dann musste sie einen Moment nachdenken.
    "Sowohl Aurelius Orestes, als auch Corvinus sind eingeladen worden. Laevina hat allerdings soweit ich weiß noch keine eigene Einladung erhalten. Müsste ich Laevina kennen?" Albina hatte die Aurelierin noch nie getroffen, soweit sie sich erinnern konnte. Aber wenn Durus ein besonderes Interesse an ihr hätte, würde sie diese natürlich einladen.

  • "Sie wird aller Voraussicht nach meine Gattin werden."


    erwiderte Durus. Schon seltsam, dass er es ausgerechnet auf diese Art und Weise verkündete. Wieder einmal eines dieser verflixten Kommunikationsprobleme!


    "Aber ich hoffe, Corvinus bringt sie ohnehin mit - andererseits wäre es doch ein schönes Zeichen, wenn wir sie zu unseren Familienfeiern persönlich laden."


    Immerhin, jetzt hatte er dies bereits verkündet. Und an der Hochzeit ließ sich ja möglicherweise sogar ein weiterer Hochzeitstermin vereinbahren...

  • Als Durus meinte, dass die Aurelierin seine Frau werden würde, konnte Albina nicht anders als zunächst einmal große Augen machen. Welch eine merkwürdige Unterhaltung das doch war... sie steckte anscheinend voller Überraschungen.
    "Oh... das ist ja großartig." lächelte sie dann. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass Durus ebenfalls demnächst heiraten würde. "Ich meine...meinen herzlichen Glückwunsch, Durus."
    Sie musterte ihren Vetter und fragte sich, ob er begeistert von dieser Verbindung war. Doch da er als Mann sich frei entscheiden konnte, wäre es auch eher unwahrscheinlich, dass er sich zu einer nicht gewollten Beziehung verpflichten müsste.
    "Ich werde natürlich gleich eine weitere Einladung aufsetzen und sie in die Villa Aurelia schicken. Sie soll sich ja hier willkommen fühlen." Sie lächelte noch immer. "Welch eine Überraschung!"

  • "Danke, danke, Albina. Ehrlichgesagt war es Corvinus' Idee."


    erklärte Durus und lehnte sich lächelnd zurück. Irgendwie freute er sich bereits darauf, eine geregelte Ehe zu haben - es war wahrlich höchste Zeit dafür, wenn er noch vernünftige Nachkommen zeugen wollte, die er auch aufwachsen sah.


    "Kann ich dir irgendwie bei den Vorbereitungen helfen?"

  • Nach jener schicksalhaften Sitzung im Senat kam Durus voller Wut nach Hause. Bereits im Atrium warf er seine Toga von sich, sodass die Sklaven sich ängstlich duckten. Mit einem Fluch, weil das Tablinium noch immer nicht fertig war, stürmte er weiter zu seinem Officium und rief nach einem Boten.


    Er hatte wirklich genug: Dass er eine Fehde mit Avarus führte, war das eine, doch dass ihn nun auch noch ein ehemaliger Handwerker und Optio, der durch irgendeine ungerechte Fügung des Schicksals zum Senatorenpurpur gekommen war und noch nicht einmal das Aedilat hinter sich gebracht hatte, ihn, den angesehenen Praetorier und Pontifex pro Magistro auf derartig freche Weise beleidigte und die edle und nobilitierte Gens Tiberier als Erbsenzähler titulierte, das ging wahrhaftig zu weit! Einige Zeit überlegte er, wem er schrieb: Der Praetor oder doch direkt dem Kaiser? Bei einem Prozess würde er wohl gewinnen, denn dies war Beleidigung und Üble Nachrede nach § 84, zweifelsohne! Andererseits: Was waren schon ein paar Sesterzen? Diese Plebejer hatten ja durch allerlei für Durus sehr fragwürdige Arbeiten so viel Geld angehäuft, dass ihnen ein paar hundert Sesterzen kaum wehtun würden! Dann doch der Kaiser.


    "Wir schreiben dem Kaiser!"


    fuhr er seinen Sekretär an und begann dann, einen Brief zu diktieren:


    Ad
    Imperator Caesar Augustus
    C Ulpius Divi Iuliani F Aelianus Valerianus
    Palatium Augusti



    Pontifex pro Magistro M' Tiberius Durus Imperatori Caesari Augusto C Ulpio Divi Iuliani F Aeliano Valeriano Censoriae potestate s. p. d.


    Ich schreibe Dir aufgrund einer unerhörten Handlung, die sich während der Sitzung des Senates ANTE DIEM VIII ID APR DCCCLIX A.U.C. (6.4.2009/106 n.Chr.) zugetragen hat. Möglicherweise hat der ehrenwerte Consular Aelius Dir bereits davon berichtet, doch da ich nicht nur in meiner persönlichen Ehre, sondern auch der meiner Familie stark gekränkt wurde und die Ehre und Würde des Senates in Gefahr sehe, wende ich mich dennoch an Dich in Deiner Funktion als Wächter über sie Mores Maiorum.


    Im Laufe jener Sitzung hat jener Quintus Germanicus Sedulus, der ANTE DIEM IV NON SEP DCCCLVIII A.U.C. (2.9.2008/105 n.Chr.) von Dir mit der Würde eines Senators geehrt wurde, nachdem er seine Quaestur absolviert hatte, nachdem er sich, anstatt der Sitzung zu folgen, ständig ungerechtfertigte Einwürfe gegeben hatte, sich plötzlich von der diskutierten Sache abgewandt und ist in wüste Beleidigungen verfallen. Insbesondere bezeichnete er mich als verschwenderischen Faulenzer und die gesamte Gens Tiberia, die Dein göttlicher Vater einst aufgrund ihrer zahlreichen Verdienste um die Res Publica unter die Patrizier adlegierte, als ein Geschlecht von "Erbsenzählern". Abgesehen davon, dass er damit indirekt Deine Entscheidungen und die Deines Vaters, meiner Gens und mir derartige Ehren zuteil werden zu lassen, wie es getan wurde, als falsch und ungerechtfertigt abtut, verletzt er damit die Sitten unserer Vorväter aufs Schärfste, indem er einen deutlich ranghöheren Senator in aller Öffentlichkeit beleidigt.


    Besonders schwer wiegt dieser Frevel jedoch, weil er nicht etwa in einer Gasse der Subura oder in einer Taverne, sondern in einer Versammlung des Senates, jener heiligen und ehrwürdigsten Institution der gesamten Res Publica, in der die besten und weisesten Männer des Reiches versammelt sind, getätigt wurde. In Deiner Funktion als Träger der censorischen Gewalt und als Wächter über die Mores Maiorum bitte ich Dich daher, gegen eine derartige Beleidigung des Staates vorzugehen.



    Mögen die Götter Dich behüten und Dir ein langes Leben schenken!
    [Blockierte Grafik: http://img157.imageshack.us/img157/6083/siegelmtdsenatorhc0.gif]


    "Schick das sofort ab!"


    befahl Durus, nachdem er sein Siegel in das Wachs gedrückt hatte. Der Sekretär schien unsicher, ob er einen derartig im Zorn geäußerten Befehl sofort befolgen sollte (immerhin ging das Schreiben an den Kaiser!), doch der Tiberier verleihte seinen Worten Nachdruck:


    "Los!"


    sodass er den Brief einpackte und verschwand, um ihn umgehend zuzustellen.

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