Ob sie kommen würde? Ich betrat den kleinen Platz vor dem Nymphaeum, und sah mich um. Hier war man mitten in der weitläufigen Parkanlage, die sich am Stadtrand, gerade noch innerhalb der Mauer erstreckte. Tagsüber war hier eine Menge los, die meisten der Menschen in der Stadt lebten ja dicht an dicht, auf engstem Raum, und verlagerten gerne einen Teil ihres Lebens nach draussen. Aber heute war es kalt, ausserdem wurde es schon langsam dämmrig, und nachts war es im Park nicht ungefährlich. Mir waren nur zwei Spaziergänger entgegengekommen, und am Rande des Platzes baute gerade einer seinen Essens-Stand ab, und verstaute alles in seinem Handwagen. Ein grosses Schild an dessen Seite verkündete, dass er das beliebte Kornbrot der Bäckervereinigung der Via Lata verkaufte - nur die beste Qualität. Da musste ich gleich an den armen Equus October-Fahrer denken. Der Mann mit dem Handwagen verschwand auf einem der Wege, die wie die Streben eines Fächers von diesem Platz abgingen, und jetzt war niemand mehr zu sehen.
Ich setzte mich auf den Rand des Brunnens, und betrachtete schwermütig, wie das Wasser aus dem oberen Becken in das untere floss. Ganz oben stand zwischen Säulen eine Gruppe von Nymphen, Naiaden, die aus ihren Krügen das Wasser rinnen liessen, und hinter dieser Umfassung stieg das Gelände zum Hang des Viminal an, der ganz oben von den klobigen Wehrmauern der Castra Praetoria gekrönt wurde. Hohe Weiden umschlossen den Platz, ein paar ihrer Zweige streiften die Wasseroberfläche.
Heute trug ich, anders als beim vorigen Treffen mit meiner mysteriösen neuen Bekannten, meine Rüstung, darüber mein Sagum, und an der Seite mein Gladius. Nur den Helm hatte ich in der Castra gelassen. - Eigentlich hielt ich es für ziemlich unwahrscheinlich, dass sie kam, obwohl ich natürlich darauf hoffte... Wie lange ich warten sollte? Rumsitzen und Nachdenken tat mir zur Zeit nicht gut, in der Castra dagegen hatte ich immer was zum Ablenken. Wieder drehte ich den Kopf, und liess langsam den Blick über die Wege schweifen.