[Probatio] Grundausbildung Caius Decimus Celsus

  • Die Runden um die Barracken hatten Celsus gut getan, und das in jeglicher Beziehung!


    Wie gut, daß er sich eingelaufen hatte und seine Muskeln dementsprechend trainiert waren.


    Celsus nahm scutum und pilum auf. Er hatte das Glück, in der ersten Reihe zu laufen. Somit trat zunächst das Problem eines Abstands zu einem Vordermann nicht auf. Aber nur solange wie die Kolonne nicht gedreht wurde.


    Die probati begannen zu laufen. Die Leichtigkeit zu Beginn änderte sich schnell durch die mitgeführten Ausrüstungsgegenstände. Aber noch konnte Celsus mit dem optio Schritt halten.

  • Allzu lange ließ der Optio die jungen Männer allerdings nicht laufen. Schließlich hatte er heute noch anderes vor. Es war vielleicht gerade einmal eine Runde um den Exerzierplatz gewesen, als er sie wieder anhalten ließ. Nicht ganz zufällig war am Rand des Exerzierplatzes wieder einer der hölzernen Verschläge für Übungswaffen in der Nähe.


    "Heute machen wir mal wieder ein bisschen Speerwerfen", verkündete er das Programm für den weiteren Vormittag. "Scuta et pila deponite! Holt euch Übungsspeere aus dem Verschlag." Auch hier war es wieder so, dass die Übungswaffen schwerer waren als die echten, so dass die Soldaten gut trainiert wurden. Außerdem verbogen sich die Holzspeere nicht beim Aufprall wie ein Pilum, so dass man mehrmals mit ihnen üben konnte.


    "Probatus Celsus, her zu mir!", kommandierte der Optio den neuesten Frischling zu sich. "Du übst erstmal ohne Schild in der linken Hand und nur aus dem Stand. Speer in die rechte Hand, ausholen, nach vorne beschleunigen, Ausfallschritt, loslassen." Er führte die Bewegung vor, ohne dabei tatsächlich einen Speer zu werfen. "Zielen ist unwichtig. Sieh erstmal zu, dass der Speer mit der richtigen Seite nach vorne ankommt."

  • Aufmerksam lauschte Celsus den Anweisungen des optio und beobachtete dessen Technik. Denn in den letzten Übungen hatte er gelernt, daß gute Technik mangelnde Kraft ersetzen konnte und ein Übermaß an Kraft nur mit der richtigen Technik die optimale Wirkung entfaltete.


    Celsus hielt das pilum unten am Schwerpunkt aus dem Oberarm heraus etwa in einem 45 Grad-Winkel nach oben gerichtet.


    Er nahm er das rechte Bein nach hinten und das linke nach vorne. Dann nahm er Anlauf in vielen kleinen Schritten und als er jenen beendete, standen seine Beine in der gleichen Stellung wie vorhin. Das pilum flog einigermaßen gerade und bohrte sich auf den Boden der Exerzierplatzes.


    Celsus holte das pilum, ging wieder zum Ausgangspunkt zurück und warf erneut.

  • "Halt!" brüllte Priscus ziemlich laut und blickte dabei alles andere als erfreut.


    "Probatus Celsus! Ich habe gesagt, du übst aus dem Stand! Aus dem Stand heißt, dass du keinen Anlauf nimmst! Was ist daran so schwer zu verstehen?" Er wartete die Antwort aber gar nicht erst ab, sondern schimpfte gleich weiter. "Und außerdem geht hier niemand einfach sein Pilum holen, ohne sich umzuschauen, ob die anderen gerade nicht werfen!"

  • Vor lauter Übereifer war Celsus nicht nur sondern hatte auch im wahrsten Sinne des Wortes über das Ziel hinausgeschossen.


    Kleinlaut sah er den optio an. Er überlegte kurz, ob er dem Vorgesetzten irgendeine Ausrede auftischen sollte, von wegen Befehl nicht richtig verstanden oder ähnlichem. Er hielt besser den Mund.


    Noch war er ein probatus, der, wenn er während der Grundausbildung keine ausreichende Leistung zeigte, vom Dienst in der Armee ausgeschlossen werden konnte.


    Celsus nahm das pilum in die rechte Hand, holte aus, beschleunigte nach vorne, machte einen Ausfallschritt und warf.


    Dann wandte er sich dem optio zu.

  • Ein Nicken mit einem leicht grimmig verzogenen Gesicht zeigte dem Rekruten, dass der Optio mit dieser Art der Ausführung zufriedener war. Die anderen Rekruten, die den Ablauf der Übung schon kannten, hatten etwa zeitgleich geworfen und nun konnten alle gleichzeitig ihre Speere zurück holen.


    Priscus ging im Verlauf der Übung wieder von einem zum nächsten, um seine Leistung zu beobachten und zu verbessern, wo es nötig war. Schließlich kam er auch wieder bei Celsus an, um zu sehen, wie der nach seinen ersten Versuchen abschnitt.

  • Nach weiterem Werfen war Celsus so weit, daß er seine Tätigkeiten mit denen der übrigen probati in Einklang brachte:


    Wie die anderen nahm er das pilum in die rechte Hand, holte aus, beschleunigte nach vorne, machte einen Ausfallschritt, warf, wartete ab bis alle geworfen hatten, sah sich um ob andere nicht doch noch warfen und holte sein pilum.


    Dann nahm er es wieder in die rechte Hand, holte aus ...

  • Der Optio hatte einige Würfe beobachtet und war soweit zufrieden. "Celsus, das sieht nicht schlecht aus. Dann hol' dir mal ein Scutum dazu, das du während des Wurfs in der linken Hand hältst."


    Das zusätzliche Gewicht würde den Rekruten erstens deutlich mehr Kraft kosten und zweitens die Balance des Körpers beim Wurf ganz erheblich verändern.

  • Celsus beeilte sich das scutum zu holen.


    Er nahm es, wie ihm der optio befohlen hatte, in die linke Hand und wartete.


    Nicht, daß er nicht werfen wollte, aber er hatte in der Zwischenzeit gelernt, nie etwas ohne einen Auftrag oder Befehl zu tun.


    Und so wartete er auf eben diesen Befehl.

  • Mit einem kurzen Blick vergewisserte sich der Optio, dass niemand im Wurfbereich herum lief und die anderen Rekruten auch wieder zum Wurf ansetzen wollten. "Weitermachen!", ordnete er daher an, damit sich Celsus in dieser Runde auch wieder beteiligte. Selber ging er scheinen Schritt zurück, um nicht beim Ausholen im Weg zu stehen.

  • Celsus hatte sich mit der Zeit mit dem pilum eingeworfen. Es bereitete ihm keine Mühe mehr, selbst gesteckte Ziele zu treffen.


    Aber nun hatte er am anderen Arm das scutum.


    Das schwere Gewicht machte ihm zu schaffen, konnte er den linken Arm damit doch nicht so einfach wie gewohnt weit ausstrecken. Entsprechend kläglich fielen auch hier wieder die ersten Versuche aus.


    Aber schon bald zeigte sich, was die Übung ausmachte und es dauerte nicht lange und seine pila fanden auch mit dem scutum ihr Ziel.

  • Der Optio beobachtete einige der kläglichen und später auch einige der gelungenen Würfe. Mit den Übungseinheiten der ersten Tage schien dieser Rekrut keine größeren Probleme zu haben. Aber auch die schönste Übung musste einmal vorüber gehen. "Letzter Wurf von jedem", rief Priscus daher laut aus. "Anschließend Speere wegräumen und in Linie antreten!"

  • Der letzte Befehl hatte den Anschein, als wollte der optio anschließend das Übungspensum für diesen Tag beenden.


    In Windeseile deponierten die probati die pila wieder in dem hölzernen Verschlag für Übungswaffen und und es dauerte nicht lange, bis sie in einer Linie angetreten waren, in einer Linie, von der so hofften, daß der optio an ihr nichts zu beanstanden hatte, hing von ihr womöglich der weitere Tagesablauf ab.

  • An der Linie hatte der Optio tatsächlich nichts auszusetzen und so führte er die kleine Truppe wieder im Gleichschritt zurück zu den Barracken, wo sie ein wenig Pause hatten, bevor die nachmittägliche Übungseinheit mit der gesamten Centurie anstand.


    Am nächsten Morgen mussten dann wieder die Probati zu ihrer speziellen Übungseinheit antreten. "Probati, state!", kommandierte Priscus und schritt die Linie ab. "Heute machen wir mal etwas ausgefalleneres" verkündete er dann und führte die Gruppe gleich wieder im Gleichschritt vom Exerzierplatz hinunter, ohne das Ziel ihres Weges anzukündigen.

  • Ein optio, überlegte Celsus, der etwas Ausgefalleneres machen will, ist mit Vorsicht zu genießen.


    Zu weiteren Überlegungen über die Steigerung des Ausgefallenen kam er nicht, da ihn der Fuß seines Hintermanns bereits wiederholt in der Ferse erwischte und er nun mit allen Mitteln dessen weiteres Treiben zu verhindern suchte.


    Gespannt marschierten die probati weiter. Ein jeder hing seinen Gedanken nach, denn fast alle kannten ihren optio.

  • Der Weg führte vom Exerzierplatz nicht ins Lager zurück, sondern auf die Straße in Richtung der Stadt. Aber bevor sie diese erreichten, ging es wieder nach links auf einem Feldweg in Richtung Fluss. Der Weg knickte noch einmal ab, bis Priscus die Rekruten am Ufer anhalten lies.


    "Heute ist ein schöner Tag, heute gehen wir schwimmen!", erklärte er, was die meisten inzwischen wohl geahnt hatten. "Celsus, kannst du schwimmen?"

  • Für Celsus war die Frage des optio fast eine Herausforderung. Ob die im Rekrutierungsbüro auch Nichtschwimmer nahmen?


    Er war nahe daran, seine Antwort auf die Frage des optio mit "selbstverständlich" zu beginnen. Dann aber besann er sich darauf, daß er den Vorgesetzten auf diese Weise wahrscheinlich nur unnütz reizen würde und beantwortete die Frage so wie sie gestellt war.


    "Ich kann schwimmen, optio."

  • "Das ist gut", antwortete Priscus. Mit anderen Rekruten hatte er da mehr Mühe gehabt, ihnen zumindest soweit das Paddeln beizubringen, dass sie sich über Wasser halten konnten.


    "Rüstung ablegen und alle einmal zum gegenüberliegenden Ufer und zurück schwimmen", kommandierte der Optio dann, um die Übung einigermaßen locker angehen zu lassen.

  • Das ließ sich Celsus nicht zweimal sagen.


    In Sekundenschnelle hatte er sich seiner Rüstung entledigt und schon war er im Wasser und damit in seinem Element.


    Er sah sich nicht lange um und war kurze Zeit später unter dem Wasser verschwunden. Getaucht schwamm er weiter und tauchte erst wieder auf, als die Luft knapp wurde.


    Prustend sah er sich nun um: Da waren einige, die plantschten im Wasser und paddelten wie Hunde, wieder andere standen erst mal nur bis zur Brust im Wasser und einer, Celsus mußte lachen, hatte Schwierigkeiten, sich von seiner Rüstung zu trennen.


    Dann schwamm er bis ans andere Ufer, wendete und erreichte mit kräftigen Zügen wieder den Ausgangspunkt.

  • Der Optio ließ es weniger schnell angehen wie einige der Rekruten und legte ganz in Ruhe seine Rüstung und seine Tunika ab. Er musste ohnehin den Überblick behalten, dass ihm keiner der Rekruten abhanden kam.


    "Na los, 'rüber auf die andere Seite! Der erste ist schon wieder zurück!", trieb er dann aber doch ein paar allzu Vorsichtige an. "Ihr seid doch nicht zum ersten mal im Wasser!"


    Für Celsus hatte er dann gleich einen Sonderauftrag. "Schwimm mal ein bisschen in die Richtung dort und schaue, wie tief es dort ist und ob man dort stehen kann" ordente er an und zeigte in die gewünschte Richtung. Natürlich wusste er, dass dort eine flachere Stelle war, an der man mit dem Kopf über der Wasseroberfläche den ganzen Fluss durchqueren konnte, denn schließlich war er nicht mit der ersten Ausbildungsgruppe hier. Aber das brauchte der Rekrut ja nicht zu wissen.

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