Die Sonne schien, als wäre es bereits Mittsommer gewesen, doch trügte dieser Eindruck. Es wehte ein eisiger Wind, der besonders in der gerodeten Umgebung um Mogontiacum und auf den langen Straßen der Römer ordentlich unter die Klamotten fegen konnte. Skaga preschte nur so über das Pflaster hinweg, was Witjon ebenso genoss wie sein Reittier. Er war heute auf dem Weg nach Vicus Novus, denn die Verbindungsstraße von dort nach Mogontiacum sollte Schäden aufweisen, die es zu beheben galt. Er hatte dieses mal keinen Magistratus darauf angesetzt, sondern die Aufgabe selbst übernommen, weil er es satt hatte den lieben langen Tag im Officium herumzuhängen. Mit sich mitgenommen hatte er stattdessen nur einen Scriba und einen Agrimensor, der bereits öfter zuvor den Straßenbau beaufsichtigt hatte.
Bald schon fielen ihm die ersten Schlaglöcher auf und an einigen Stellen war die Straße sogar etwas abgerutscht, weil starker Regen den Untergrund weggeschwemmt hatte. Nicht viel später kam die kleine Siedlung in Sichtweite, die bei dem Steinbruch lag, der Petronius Crispus gehörte.
Der Vicus Novus war nicht mehr als eine Ansammlung von Hütten und Werkstätten, die von einem knapp mannshohen Zaun umgeben war. Sie gehörte zum Verwaltungsbezirk seiner Civitas Mogontiacum, weshalb nun eben er und nicht jemand anderes hier war und nach dem Rechten sah. Ein graufelliger, schäbiger Köter kam kleffend heran, als Witjon das Tor, welches nur aus einer offenen Stelle im Zaun bestand, durchritt und sich umsah. In den Werkstätten wurde fleißig gearbeitet und auch die umliegenden Langhäuser waren von geschäftigem Treiben gekennzeichnet. Frauen wuschen Kleidung, arbeiteten in kleinen Gemüsegärten oder trieben Gänse in ihr Gatter. Die kleine Gruppe um den Duumvir hielt auf dem Dorfplatz inne und musste nicht lange warten, bis ein älterer Mann auf sie zukam, der aussah als hätte er Verantwortung inne.