[Vicus Novus] Witjon auf dem Land

  • Die Sonne schien, als wäre es bereits Mittsommer gewesen, doch trügte dieser Eindruck. Es wehte ein eisiger Wind, der besonders in der gerodeten Umgebung um Mogontiacum und auf den langen Straßen der Römer ordentlich unter die Klamotten fegen konnte. Skaga preschte nur so über das Pflaster hinweg, was Witjon ebenso genoss wie sein Reittier. Er war heute auf dem Weg nach Vicus Novus, denn die Verbindungsstraße von dort nach Mogontiacum sollte Schäden aufweisen, die es zu beheben galt. Er hatte dieses mal keinen Magistratus darauf angesetzt, sondern die Aufgabe selbst übernommen, weil er es satt hatte den lieben langen Tag im Officium herumzuhängen. Mit sich mitgenommen hatte er stattdessen nur einen Scriba und einen Agrimensor, der bereits öfter zuvor den Straßenbau beaufsichtigt hatte.
    Bald schon fielen ihm die ersten Schlaglöcher auf und an einigen Stellen war die Straße sogar etwas abgerutscht, weil starker Regen den Untergrund weggeschwemmt hatte. Nicht viel später kam die kleine Siedlung in Sichtweite, die bei dem Steinbruch lag, der Petronius Crispus gehörte.


    Der Vicus Novus war nicht mehr als eine Ansammlung von Hütten und Werkstätten, die von einem knapp mannshohen Zaun umgeben war. Sie gehörte zum Verwaltungsbezirk seiner Civitas Mogontiacum, weshalb nun eben er und nicht jemand anderes hier war und nach dem Rechten sah. Ein graufelliger, schäbiger Köter kam kleffend heran, als Witjon das Tor, welches nur aus einer offenen Stelle im Zaun bestand, durchritt und sich umsah. In den Werkstätten wurde fleißig gearbeitet und auch die umliegenden Langhäuser waren von geschäftigem Treiben gekennzeichnet. Frauen wuschen Kleidung, arbeiteten in kleinen Gemüsegärten oder trieben Gänse in ihr Gatter. Die kleine Gruppe um den Duumvir hielt auf dem Dorfplatz inne und musste nicht lange warten, bis ein älterer Mann auf sie zukam, der aussah als hätte er Verantwortung inne.

  • Diotberaht:


    Der Magister Vici Diotberaht wurde aus seiner mickrigen Amtsstube geholt und zum Duumvir geführt. Der Germane begrüßte seinen Vorgesetzten erfreut.
    "Salve Duumvir Duccius. Es ist mir eine Freude, dich in Vicus Novus begrüßen zu dürfen. Was führt dich und deine Begleiter in unsere bescheidene Siedlung?"


    Witjon nahm die Hand des Magisters und nickte freundlich. "Ich bin über deine Schadensmeldung informiert worden und wollte mich gerne selbst darum kümmern, dass die Straße wieder instand gesetzt wird. Auf dem Weg hierher konnten mein Agrimensor und ich bereits die Schäden unter die Lupe nehmen. Ich schlage vor wir verwenden Baumaterial und Arbeitskräfte aus dem hiesigen Steinbruch. Oder hast du bereits andere Vorschläge parat?"


    Diotberaht nickte eifrig und zeigte sich schwer begeistert. "Nein Duccius, ich habe bisher nur die Schäden auflisten lassen." Er schickte einen Jungen, die Liste aus seinem Arbeitsraum zu holen und fuhr fort. "Deine Ideen sind hervorragend, Duumvir. Wir haben hier einige Junge burschen, die wir von den Feldern abziehen können und aus dem Steinbruch werden sich sicherlich auch etliche Männer finden. Hier kann jeder eine Nebeneinkuft gebrauchen. Komm, wir gehen in die Dorfhalle, um Genaueres zu besprechen."

  • Die Dorfhalle war nicht mehr als ein Langhaus, dessen Wohnraum etwas vergrößert worden war, um Zusammenkünfte zu ermöglichen. Auch wenn in den Vici oft großer römischer Einfluss auf die Architektur der Bewohner einwirkte, so bestand Vicus Novus doch nicht ausschließlich aus Mietshäusern. Sie setzten sich also zusammen und diskutierten eine ganze Weile, bis sie ein genaueres Konzept ausgearbeitet hatten. Das Grüppchen trat wieder hinaus auf den Dorfplatz und Witjon konnte wieder den eisigen Wind in seinem Gesicht spüren. Wenn die wärmende Sonne sich hinter die Wolken verzog, wurde es noch schnell kalt, weshalb man immer einen Umhang mit sich führen sollte. Witjon wandte sich an den Magister Vici: "Diotberaht, ich werde mich nun wieder auf den Weg nach Mogontiacum machen. Mein Agrimensor Turpilius Blosius hier wird mit dir die Männer und das Baumaterial organisieren. Ich werde in zwei Tagen noch einmal herkommen, um den Beginn der Arbeiten zu beaufsichtigen." Diotberaht nickte noch einmal eifrig und wünschte einen angenehmen Heimritt, dann machte er sich an die Arbeit. Witjon unterdessen ließ den beiden noch einen Scriba da und schwang sich dann auf Skaga, um wieder nach Mogontiacum zurückzukehren.

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