Casa Germanica - Cubiculum Calvena

  • Calliphana hörte Calvenas Erzählungen aufmerksam zu. Sie zupfte nur so an der Lyra rum derweil. Einfach ein paar Töne, nichts besonderen. Unbewusst machte sie immer so was ähnliches. Sie musste ihre Hände nebenbei beschäftigen. Das war nicht immer Damenhaft, vor allem in großer Gesellschaft, aber sie konnte nichts dafür.


    "Viel herum gereist? Wo warst du schon überall? Ich muss gestehen dass ich außer Roma nur in Corduba, Hispania, bei meiner Tante für 4-5 Jahre!"


    Musikalisch begabt war sie auf jeden Fall, und wenn sie das von ihrer Mutter gelernt oder geerbt hatte, lag es wohl in der Familie. Sie konnte sich aber ihre Onkel den Senator Sedulus und ihren Vorgesetzten in der Schola, Avarus nur schwer mit Instrumenten vorstellen. Sie musste bei der Vorstellung auch schmunzeln. "Sie war bestimmt eine begabte Musikerin, genau so wie du!"


    "Ich glaube, du warst ziemlich schockiert, nicht wahr? Wenn meine Sklavin so kommen würde, dass sie Centho nach spioniert hatte, würde ich im Erdboden versinken! Und vor allem dann, wenn es raus käme! Aber anderer Seits, es war von ihr eine sehr loyale und aufrichtige Tat. Nicht viele hätten dies gemacht, nur weil sie ihre Domina beschützen wollten! Sie ist zwar nur eine Sklavin, aber meinen Respekt über ihre Loyalität zu dir, hat sie!"


    Das war auch beneidenswert. Eine solche Leibssklavin zu besitzen ist Gold wert.

  • Mit halben Ohr lauschte Calvena dem Spiel von Calliphana. Sie hatte Talent, doch fehlte ihr die Ausbildung. Es gab kleine Akkorde die nicht recht in die Melodie passen wollten. Kaum jemand wären diese Kleinigkeiten aufgefallen, doch sie hörte so etwas heraus. Fast konnte man das als Berufskrankheit sehen, denn ihr bisher ganzes Leben war von Musik geprägt gewesen. „Du hast Talent, aber es fehlt dir an Übung“, meinte sie etwas abwesend, ehe sie dann auf ihre Frage einging. Ihr Kommentar war keineswegs böse gemeint.


    „Britanien, Germanien, Gallien, Ägypten und Hispania. Eigentlich in fast jedem Land das zum Imperium gehört“, berichtete sie. „Ich hab viel gesehen und auch gelernt. Meine gesamte Kindheit hab ich mit Reisen verbracht“, fuhr sie fort. Es war eine schöne Kindheit gewesen, auch wenn sie etwas gefährlich gewesen war.


    „Nun meine Mutter war ein besonderer Mensch, vor allem ungewöhnlich“, meinte sie. Sie wusste nur wenig über die Familie ihrer Mutter, nur das ihre Mutter sehr unglücklich gewesen war. Deswegen war sie auch fortgelaufen und hatte dann ein Leben als Gauklerin geführt.


    Calvena nickte zustimmend. „Ich war gar nicht begeistert. Aber auf der anderen Seite bin ich gerührt. Sie macht sich eben sorgen um mich. Aber in Zukunft wird sie das nicht mehr machen.“


    Dann kam ihr ein Einfall. "Sag, Calliphana, wollen wir deinem Centho einen Überraschungsbesuch abstatten?" fragte sie dann.

  • "Es fehlt mir an Übung?!" . schaute Calliphana ein wenig erstaunt. War das wirklich ihre Meinung, eines Menschens, der ihr ganzes Leben unter musikalischem Einfluss lebte?! "Das ist Untertrieben! Mir fehlt es an VIEL Übung!" - fügte sie lachend hinzu.


    "Das ist bewundernswert, du hast in der Zeit bestimmt viel von den anderen Kulturkreisen gesehen und gelernt! Wo hat es dir am besten gefallen? Und was überhaupt nicht?" - sie hörte interessiert zu, sie konnte bei solchen Gesprächen immer etwas neues lernen, und das war ihr sehr viel wert. Zwar wären eigene Erfahrungen besser gewesen, aber solange sie diese nicht machte, schnappte sie einige Informationen aus Erzählungen auf, um damit ihr Wissen zu erweitern. Sicherlich, jeder hatte eine andere Betrachtungsweise, aber die konnte man nachher mit den anderen vergleichen.


    "Einen Überraschungsbesuch?!" - sagte sie mit verblüfftem Blick. "Meinst du das geht? Und wenn er beschäftigt ist, oder einen wichtigen Besuch bei sich hat? Ich weiß nicht, hältst du das wirklich für eine gute Idee?... Ich meine, ja das wäre machbar, aber... aber... Meinst du wirklich?!..." - sah sie mit großen Augen Calvena an. Hat sie das jetzt ernst gemeint? Aber wie sieht das aus, wenn plötzlich zwei junge Damen vor dem Tore der Casa Iulia stehen und nach Iulius Centho fragen, aber nicht verraten wollen, wieso sie denn überhaupt da sind und sagen, es ist eine Überraschung! Wie sieht das dann wieder aus?... Sie machte sich so einen Kopf drüber, was dann andere davon denken könnten. Wobei... Es war doch gar keine schlechte Idee! Wieso ist sie nicht darauf gekommen bisher! Weil du dich nicht getraut hättest du Hasenfuß!! - sprach sie innerlich mit sich selbst.

  • Zunächst klang Calliphana doch etwas beleidigt, doch dann schien sie sich ehrlich über ihre Meinung zu freuen. Bedächtig nickte sie. „Du hast Talent, nur fehlt dir die Übung und ich glaube auch das Ohr für die Feinheiten. Aber Beides kann man lernen!“ meinte sie. „Wenn du magst kannst du öfters vorbei kommen und dann bring ich dir bei, was dir noch fehlt!“ schlug sie vor. Es würde auch ihr gut tun, wieder mehr zu musizieren und wenn sie eine Freundin hatte, mir der sie dies gemeinsam tun konnte, dann konnte sie sich fast vortäuschen es wäre wie früher. Wenn sie mit Menme zusammen gesessen hatte. Ein wenig wehmütig wurde sie, aber verscheuchte dann die düsteren Gedanken.


    „Ich habe vor allem immer und überall neue Lieder gehört und gelernt. Durch Musik kann man auch die ein oder andere Sprache lernen!“ gab sie zu und war auch ein wenig stolz auf ihre Fähigkeiten. Bevor sie lesen und schreiben gelernt hatte, war das wissen um Musik und Sprachen ihr größter Wissensschatz gewesen. Nachdenklich sah sie aus dem Fenster. Wo es ihr am Besten gefallen hatte, das war schwer zu beantworten. „Einmal als wir in Britanien waren, haben wir auf einer kleinen Lichtung unser Lager aufgeschlagen. Sie war unglaublich verwunschen, sodass man den Geschichten über Feen und Drachen glauben schenken konnte“, berichtete sie. „Ansonsten war ich fast überall, an manchen Orte kann ich mich nicht erinnern, weil ich zu klein war, aber ich kenne die Geschichten darüber. Ich bin ehrlich gesagt, nicht der Freund großer Städte, mir gefällt es auf dem Land besser“, erzählte sie. Das war Valerians größte Sorge gewesen. Aber dort wo er war, konnte sie nur glücklich werden und er würde sie sicherlich nicht einsperren. Hin und wieder würde sie sicher die Gelegenheit bekommen, Rom den Rücken zu kehren. Am liebsten mit ihm, aber er hatte eben auch seine Verpflichtungen, wie sie die ihren. Wenn sie jedoch verheiratet waren, würde sich sicherlich das ein oder andere ändern und sie war gespannt darauf, was das sein würde.


    Sie musste lachen, als sie Calliphanas Gesichtsausdruck sah, ihr Vorschlag war natürlich etwas unerhört, aber auf der anderen Seite eine gute Gelegenheit für sie Beide. „Natürlich geht das! Ich bin sicher, der Türsklave würde zumindest dich sofort einlassen. Wir waren einfach spazieren, kamen an der Casa Iulia vorbei und dachten uns nichts dabei, deinen Centho zu besuchen. Und welcher Sklave kann unserem hübschen Lächeln dann noch widerstehen?“ meinte sie mit einem unschuldigen Augenaufschlag und musste dann noch einmal lachen. „Aber wir können es dir lassen, wenn es dir unangenehm ist!“ fügte sie dann noch hinzu. Sie war sich ziemlich sicher, dass Calliphana auf ihren Vorschlag eingehen würde. Sie konnte sehen wie es ind er Freundin arbeitete und sich immer mehr begeisterte.

  • Calvena schlug ihr vor, dass sie bei ihr ein paar Stunden nehmen könnte. Das wäre wirklich eine hervorragende Idee. Sie wollte Centho so gerne überraschen, jetzt hätte sie etwas, womit sie ihm eine Freude bereiten konnte.


    "Das ist wirklich nett von dir Calvena, ich würde mich darüber sehr freuen! Ich nehme dein Angebot gerne an! Schreib mir dann einen Brief wann du Zeit hättest. Bei mir im Officium ist in letzter Zeit so wenig los, da kann ich mal - mal ein - zwei Stunden früher weg..." - sagte sie mit einem viel sagendem Zwinkern.


    "Mir gefällt es sowohl auf dem Land, als in der großen Stadt. Jedes hat ihre Vorzüge. Zwar auch Nachteile, aber die werden neben den vielen Vorteilen in den Hintergrund gedrängt. Ich sehe immer alles positiv, deswegen fällt es mir auch leicht mich in eine neue Umgebung ein zu leben. Ich bin gespannt, wohin mich das Leben das nächste mal hin weht." Sie war es zwar nicht gewohnt so viel unterwegs zu sein, oder so oft um zu ziehen wie ihre Freundin, aber dennoch hat sie nie die große Angst eingenommen, als sie in eine neue Umgebung kam. Zum Beispiel als sie in Hispania war. Daran hatte sie sich auch recht schnell gewöhnt. Zwar hat sie nicht immer alles sofort verstanden, aber sie hat schnell dazu gelernt. Wenn jemand dazu gezwungen ist sich in einer Umgebung zu Recht zu finden, dann geht das Lernen schnell, als würde man mit dem Finger schnippen.


    "Nein, nein... Das ist es nicht! Ich würde schon gehen, aber ich mach mir nur zu viele Gedanken. Ich hoffe er nimmt es mir nicht übel! Es ist aber kein schlechter Plan, ganz im Gegenteil. Durchaus machbar. Und seit wann brauchen hübsche junge Frauen einen Grund das zu tun was sie wollen?" - lachte sie. "Ich hab den Türsklaven noch nicht gesehen, nur von ihm gehört, er soll ein ziemlicher Riese sein! Man würde glauben die Riesen aus den griechischen Geschichten leben immer noch!" Wohl war... Das erste was Centho ihr über die Casa erzählte war der Türsklave. Selbst Centho war ziemlich schockiert darüber wie groß er war. Obwohl Centho ja auch kein kleiner Mann ist, der Sklave triumphierte dennoch mehr als einen Kopf größer zu sein, als sein Herr.

  • Es würde ihr Freude machen, Calliphanas Fähigkeiten auszubauen. „Ich mach das gern!“ erwiderte sie lächelnd. „Das wird uns Beiden sicherlich Spaß machen.“ Kurz dachte sie nach, wann sie das nächste Mal etwas mehr zeit am Tag erübrigen konnte. „Den Brief bekommst du“, versicherte sie ihr dann. „Ich kann aber auch gern dich besuchen kommen. Ich bring dann meine Lyra einfach mit!“ fügte sie dann noch hinzu. „Irgendwie werden wir uns schon arrangieren“, meinte sie dann recht zuversichtlich.


    „Was mich an Städten stört, ist dass die Menschen immer so hektisch sind und sich selten mal ein wenig Zeit nehmen. Mittlerweile weiß ich auch warum und mir geht es an einigen Tagen ebenso. Morgens ein kurzer Besuch im Tempel, dann zum Unterricht und Abends dann mit der Familie essen. Mein leben hat sich doch ein ganzes Stück verändert, seitdem ich in Rom bin“, meinte sie nachdenklich. War das gut oder schlecht? So recht beurteilen konnte sie es nicht. Sie konnte nicht umhin zu bemerken, dass sie zwar ihre Ziehfamilie vermisste und ihr Tod sie immer noch schmerzte, aber auf der anderen Seite war sie jetzt auch sehr glücklich. Sie brauchte nur an Valerian denken und schon kribbelte es in ihrem Bauch, als würden Ameisen eine wilde Orgie feiern. Sie vermisste ihn ganz furchtbar, sie sahen sich leider nicht ganz so oft, wie sie es sich wünschte. In der Hinsicht konnte sie ihre Freundin zu gut verstehen. Da würde auch ihr etwas Abwechslung gut tun.


    „Warum sollte dir Centho es Übel nehmen, dass du ihn vermisst und ihn sehen willst?“ stellte sie die rein rhetorische Frage. „Er wird sich freuen dich zu sehen!“ versicherte sie Calliphana. Amüsiert lauschte sie der Beschreibung des Türsklaven der Iulia. Sie empfand ja schon den Germanen der Casa Germanica als groß, aber sie wusste durchaus das Nubier größer waren als ein durchschnittlicher Mensch. „Auch wenn er ein Riese ist, ich bin sicher mit einem hübschen Lächeln lässt er sich bezaubern. Wir können ja Sabina mitnehmen. Centho ist doch einer ihrer Kindermädchen!“ kicherte sie und erinnerte sich an das Gespräch während der Fontinalien.

  • Calvenas Antwort erfreute sie sehr. "Das wäre auch eine gute Idee, allerdings müsste ich davor meine Vermieterin fragen, wann es denn nichts ausmacht, wenn wir 'Lärm' machen!" - kicherte sie. "Aber eine Lösung gibt es immer!"


    "Ach nein, was für eine süße Idee! Den Wunsch kann ihr bestimmt keiner abschlagen! Sei er noch so kaltherzig und unwirsch! Das ist eine geniale Idee Calvena!" - erwiderte sie freudig. Sabina konnte einfach kein Mensch widerstehen... Sie war auch perfekt darin einem Honig um den Maul zu schmieren. Gerissen, klein, süß und charmant eben! :D


    "Das glaub ich dir aufs Wort! Seitdem ich alleine bin geht es mir ähnlich. Bisher hat mir meine Mutter geholfen einige Dinge zu erledigen und zu handhaben, aber das ist auch schon lange her. Das verberge ich vor allen anderen, aber ich glaube dir kann ich soweit trauen, dass ich es dir erzähle... Meine Mutter ist vor kurzem verstorben... Ich dachte, sie geht damals nach Sparta um einige unserer Verwandten zu besuchen, und weil sie Heimweh hatte. Aber so war es nicht... Sie wollte zu mir nur Abstand halten, damit ich nicht mitbekomme, wie schwer krank sie ist. Sie wollte nicht, dass ich mir um sie Sorgen mache, und das dann auf die Kosten meiner Arbeit geht. Ich bewundere sie für ihren Mut, aber ich bin ein wenig auch noch gekränkt, wieso sie mir diese Letzte Zeit nicht gegönnt hatte, mit ihr zu sein! Ich hätte mich noch von ihr verabschieden können..." - verzog sie den Mundwinkel und machte ein trauriges Gesicht. Ihre Mutter war ihr Leben lang immer für sie da, und nun kommt sie sich wie eine Verstoßene vor. Als hätte ihre Mutter sie als persona non grata gesehen... Und dennoch verstand sie allmählich mit der Zeit, welchen Mut und Stärke es von ihrer Mutter forderte, ihr einfach den Rücken zu kehren, um ihr so viel Leid zu ersparen...


    "Erinnerst du dich noch an die Ludi Romani? An die Cena später bei den Iuniern? Deswegen war ich so traurig an dem Abend, obwohl ich es versuchte dies zu verbergen. An dem Abend habe ich einen Brief von meiner Mutter erhalten, in dem sie mir die Wahrheit offenbarte, und mir mitteilte, sie würde mich gerne in sicheren Händen wissen, also bat sie auch so gleich Sergia Severa, meine Vermieterin, dass sie meine sogenannte "Ersatzmutter" wird... Zwar nicht gesetzlich, aber als ein Gefallen... Ich hoffe du verstehst mich jetzt ein wenig besser!" - erzählte sie weiter und hoffte auf Verständnis. Es war ihr nicht gerade leicht gefallen dies einer anderen Person, als Centho zu erzählen.

  • „Von wegen Lärm“, empörte sie sich lachendd. „Also zumindest ich mache keinen!“ scherzte sie. „Aber bei dir sieht es da wohl noch etwas anders aus. Hast du eigentlich ein eigenes Instrument?“ fragte Calvena dann noch nach.


    Zustimmend grinste sie vor sich hin. Wenn sie Sabina mitnahmen, dann würde sicher ihnen jeder Tür und Tor öffnen. Zwei wunderhübsche junge Frauen, begleiten von einem unschuldigen Kind und alle lächelten sie freundlich. Das brachte sicherlich selbst das kälteste Männerherz zum schmelzen. „Sabina freut sich sicherlich auch, wenn wir sie mitnehmen!“ Sie erhob sich und bat einen der Sklaven dann ihre Cousine zu suchen und her zu bringen.


    Calliphanas Miene verfinsterte sich und ein trauriger Ausdruck trat in die Augen der Freundin. Mitfühlend nickte Calvena. Sie wusste nur zu gut, wie es ihrer Freundin ging, es war eine Mischung aus Hilflosigkeit, Wut, Trauer, Schmerz und auch Wut, weil man nichts ändern konnte. „Ich bin sicher, deine Mutter will nur das Beste für dich!“ sagte sie sanft und teilnahmsvoll. Als sie ihr dann erzählte, dass sie bei den Ludi Romani davon erfahren hatte, spürte sie einen kleinen Stich. Sie hatten alle so viel Spaß gehabt und die Furia hatte ihren Kummer gehabt und vor allen verborgen. „Es tut mir furchtbar Leid für dich!“ Mitfühlend tätschelte sie Calliphanas Hand. „Ich weiß wie du dich fühlst“, seufzte sie, auch ihre Miene verfinsterte sich ein wenig. „Ich hab meine Ziehfamilie verloren. Es ist nicht leicht mit der Trauer umzugehen“, erklärte sie ihr.

  • "Ja dich habe ich damit auch gewiss nicht gemeint!" - lachte sie. "Ein eigenes Instrument habe ich leider nicht, aber vielleicht haben die in der Casa Sergia eine Lyra, ich muss dann nachfragen ob ich sie mir leihen kann! Da gibt es bestimmt eine, ich höre manchmal Chaerea singen, vielleicht haben sie auch Instrumente da." Sie fing an zu Grübeln... Außer auf dem Dachboden war sie schon fast überall in der Casa, natürlich ließ sie die Räumlichkeiten der anderen Mieter aus.


    "Ja das tut sie bestimmt, und wenn sie dann auch noch eins ihrer neuen Kindermädchen treffen kann, dann erst recht!"


    Calliphana fing an darüber nach zu denken, wie es aussieht wenn sie drei sich in der Casa Iulia blicken lassen. Sie stellte sich eins der unmöglichsten Situationen vor, und fing an zu lachen. Sie vergaß auf einmal dass sie bei Calvena war, sie musste bestimmt einen verblüfften Gesichtsausdruck machen, dass sie auf einmal einen Lachanfall bekam. Sie sah es nicht, weil sie schon fast Tränen in den Augen hatte...


    Calliphana dachte einen Moment nach. Ja, es war wirklich nicht leicht mit der Trauer um zu gehen. Für sie war es neu. Zwar hat sie schon ihren Vater verloren, aber da war sie noch ein Kind, und Kinder gehen mit Trauer ganz anders um als Erwachsene. Für sie scheint es irgendwie weniger Ernst zu sein... "Danke für deine aufbauenden Worte. Magst du mir erzählen, wie du sie verloren hast? Musst du aber nicht wenn du nicht willst. Ich kann das verstehen..." Sie wollte auch nicht unhöflich sein, und vor allem nicht aufdringlich, aber da war dieses etwas... die Neugierde.

  • Sabina hatte gerade ihren Unterricht bei ihrem griechischen Lehrer beendet, als Saldir ihren hübschen Kopf herein steckte.


    „Was kann ich für dich tun, mein Kind?“ fragte der Lehrer dann auch direkt die Sklavin.


    „Calvena möchte Sabina sehen!“ erklärte sie dann nur knapp und musterte den Alten etwas abschätzend, sie mochte ihn nicht, da sie das Gefühl hatte dumm zu sein, wenn sie in seiner Nähe war. Die hellste war sie tatsächlich nicht, aber dafür die hübscheste Sklavin im Haus. Doch der Alte schätze ihre Schönheit nicht, sondern behandelte sie herablassend. Solch ein Verhalten war sie von Männern nicht gewohnt, egal wie alt sie waren.


    Verdutzt kaute der Grieche auf seinem Bart herum und nickte dann. „Geh nur, Sabina. Vergiss aber deine Aufgaben nicht!“ sagte er als er das Mädchen mit einer schlichten Geste entließ.


    „Vale Ómiros!“ verabschiedete sie sich artig, ehe sie hinüber zu Calvenas Zimmer rannte, nur kurz anklopfte und dann ohne zu warten ins Zimmer kam. Fröhlich lächelte sie die beiden Frauen an.
    „Salve Calliphana und Calvena!“ grüßte sie sie. Sabina konnte sich noch gut an die andere junge Frau erinnern, sie hatte sie bei den Fontinalien kennen gelernt. „Was wollt ihr denn von mir?“ fragte sie und sah sie Erwartungsvoll an.

  • Breit grinste, sie als Calliphana zugab, dass sie wohl noch viel üben musste. Aber Calvena war zuversichtlich, dass ihre Freundin sicherlich auch bald wirklich gut spielen konnte. Es mangelte ihr eben nur an Übung und da sich auch herausstellte, dass sie kein eigenes Instrument hatte, war auch klar warum. „Sollte Chaerea keine Lyra haben, kann ich dir ein Instrument leihen!“ lächelte sie und überlegte sich, ob sie Calliphana dann nicht zu ihrer Hochzeit ein solches Instrument schenken sollte. Aber noch stand ja nicht fest wann und ob Centho die Furia fragen würde. Hoffentlich bald, denn sie konnte Calliphana ansehen, wie sehr sie darauf hoffte und wartete.


    Nachdem sie der Furia ihr Beileid bekundet hatte, kam die Frage nach ihrem eigenem Kummer. Ein wenig zögerte sie. Zwar wusste sie, dass sie Calliphana vertrauen konnte, doch kannte diese nur die abgewandelte Version ihrer Vergangenheit und sie wusste nicht wie sie ihr erklären sollte, wie sie ihre Ziehfamilie verloren hatte.
    Noch ehe sie dann auf Calliphanas Frage eingehen konnte, tauchte Sabina auf und lächelte sie Beide fröhlich an. Ein wenig erleichtert war Calvena schon darüber, dass sie nun erst einmal ein anderes Thema ansprachen. Aber früher oder später würde sie Calliphana wohl etwas erzählen. „Sabina“, lächelte sie ihrer Base zu. „Komm nur her“, winkte sie das Mädchen näher heran. „Wir wollen Centho besuchen gehen und wollten fragen ob du mitkommst!“ erklärte sie, warum sie die kleine Germanica hatten sehen wollen.


    „Du weißt doch noch wer Iulius Centho ist, oder? Ihn hast du auch bei den Fontinalien kennen gelernt“, sagte sie.

  • "Das würdest du? Das ist so nett von dir, danke!"


    Ein zauberhaftes, kleines Wesen trat durch die Tür rein, wie eine kleine Prinzessin, und sie schaute uns beide abwechselnd mit einem erwartungsvollem Blick an. Als ob sie schon wüsste, worum es ginge. Aber so oder so hätte sie bestimmt nichts dagegen gehabt, statt dem Privatunterricht mit den beiden Frauen spazieren zu gehen.


    "Ja, hallo Sabina. Ja zu Centho, du weißt doch, eins deiner neuen Kindermädchen..." - zwinkerte sie ihr zu.

  • Aus dem freundlichen Lächeln wurde ein wunderbares strahlen, als Calvena ihr mitteilte, dass sie Centho besuchen wollten. Natürlich konnte sich das Mädchen auch an diesen Gast erinnern und vor allem daran, dass sie ein kleines Geheimnis miteinander hatten. Kurz warf sie Calliphana einen schiefen Blick zu und kicherte dann mädchenhaft. Außerdem war die Verlockung eines Ausfluges zu groß, als dass sie diesen Vorschlag ausgeschlagen hätte.


    „Ich weiß wer Iulius Centho ist“, sagte sie eifrig nickend. „Er hat mich vor Bia versteckt. Genauso wie Valerian!“ Bei der Erwähnung des Quintiliers kicherte sie wieder, denn sie wusste bereits, dass Calvena ihn heiraten würde.


    „Ich geh mich schnell umziehen!“ sagte sie eifrig und rannte wieder davon. Nur um wenige Minuten später zurück zu kommen, gehüllt in einen warmen Mantel und feste Stiefel tragend. „Na los jetzt!“ sagte sie ungeduldig und ergriff Calvenas Hand um sie sogleich aus der Tür zu ziehen. Sabina ging einfach davon aus, dass Calliphana ihnen folgen würde.

  • Sabinas Begeisterung war förmlich zu spüren und noch ehe sie oder Calliphana irgendwas weiteres sagen konnten, lief das Kind davon und kam gestiefelt und gespornt zurück. „Warte lass mich noch etwas überziehen!“ lachte sie, als Sabina sie zur Tür zerrte. Eilig griff sie nach einem Mantel und zog ihn sich über.


    „Komm Calliphana, ich fürchte Sabina sollten wir nicht warten lassen!“ lachte sie. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu der Casa Iulia.

  • So rasch Sabina verschwand um sich um zu ziehen, so schnell war sie auch schon wieder da, ja klar... Es hieß ja : aus der Casa RAUS!!!! Hätte man ihr gesagt sie solle noch ihre Hausaufgaben machen, hätte sie wahrscheinlich einen Tempo vorgegeben, neben dem wirkte eine Schnecke wie ein Marathon-Läufer!


    Als aber Sabina dann auch noch Calvena am Arm packte und sie nach draußen zog, war sie leicht durcheinander und wusste nicht, wie sie reagieren sollte.


    Dann rief ihre Freundin nach ihr und sie sprang auf und lief den beiden hinterher...

  • Es war ein grauer Wintertag und die Läden waren fest verschlossen worden, damit der kalte Wind nicht herein kam. Kerzen und Öllampen beleuchteten das Zimmer und erfüllten es mit warmen Licht. Einige Winterblumen in Vasen zierten das Zimmer, ebenso die Instrumente auf einer Kommode und der großen Harfe in einer Ecke des Raumes. Die Herrin über dieses Reich saß in einem der bequemen Korbstühle, ein Becher Tee stand auf dem Tisch.
    Calvena beugte sich gerade über ein Buch, als ihr mitgeteilt wurde, dass Serrana sie besuchen wollte. Ein Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen.


    „Schick sie nur hoch!“ sagte sie zu der Sklavin. „Und bring auch gleich etwas zu trinken und ein wenig Gebäck!“ fügte sie eilig hinzu und legte dann die Schriftrolle beiseite. Lang brauchte sie nicht warten, als sich die Tür erneut öffnete und ihre Freundin das Zimmer betrat.


    „Schön dich zu sehen, Serrana!“ begrüßte sie ihre Freundin und umarmte sie kurz. Nur einen Moment später kam die Sklavin mit Saft und Keksen ins Zimmer, ehe sie wieder entschwand.

  • Die letzten Wochen waren wegen des nahenden Endes ihrer gemeinsamen Ausbildung ziemlich hektisch gewesen, und so waren die beiden Mädchen kaum dazu gekommen, mehr als ein paar private Worte miteinander zu wechseln.
    Umso mehr freute sich Serrana jetzt, ihre Freundin wiederzusehen und erwiderte deren Umarmung sehr innig und fast ein wenig ängstlich, als würde sie befürchten bald keine mehr zu bekommen.


    "Ich freue mich auch." antwortete sie dann und wies auf das Päckchen auf ihrem Arm.. "Ich hab dir endlich dein Kleid und deinen Schmuck wieder zurückgebracht. Vielen Dank noch mal, dass du mir die Sachen für das Fest geliehen hast, ich hab mich darin sehr wohlgefühlt."

  • Das Leben war turbulent, nicht nur dass sie fleißig lernte, auch wollten viele Leute wissen woher sie die Künstler für das Fest her hatte, auch wurde sie ständig gefragt, wann sie das nächste Fest ausrichten sollte. Dies alles hatte dafür gesorgt, dass sie nicht gerade viel mit ihrer Freundin hatte reden können.


    Sie strahlte, als Serrana ihr erklärte, dass sie ihr das Kleid zurück brachte. Sie nahm das Paket ab und legte es erst mal auf einem Hocker ab. „Du warst auch wunderhübsch!“ versicherte sie ihr noch einmal. „Nur Laevina war wenig begeistert“, berichtete sie ihr dann kurz. „Sie war wütend, dass du dich so herrichten lassen. Aber die Männer waren begeistert!“ kicherte sie.


    „Komm setzt dich!“ forderte Calvena sie dann auf.

  • "Oh, vielen Dank, du aber auch!" gab sie Calvenas Kompliment strahlend zurück. Bei dem Gedanken an ihre grimmige Großmutter verfinsterte sich ihr Blick jedoch gleich wieder ein wenig.


    "Das kann ich mir vorstellen. Am liebsten wäre ihr wahrscheinlich, ich würde in Sack und Asche vor die Tür gehen, damit mich bloß keiner anschaut, der nicht durch ihre persönliche Kontrolle gegangen ist."Wieder einmal bekam Serrana ein schlechtes Gewissen, weil sie sich seit Laevinas Sturz ins Impluvium nicht mehr bei dieser hatte sehen lassen.
    "Hat sie sich denn gut von dem Unfall erholt?" Diese Frage hatte Sedulus ihr ja eigentlich bereits beantwortet, aber das wusste Calvena schließlich nicht und würde sich sicher wundern, wenn Serrana sich nicht nach dem Befinden ihrer Großmutter erkundigte.


    Bei Calvenas letzter Bemerkung musste die junge Iunia automatisch mitkichern, konnte es jedoch nicht vermeiden ein wenig rot dabei zu werden.


    "Meinst du? Hm..., ja..., dem einen oder anderen hat es vielleicht gefallen." stammelte sie ein bisschen und setzte sich dann schnell hin, um sich und ihre Freundin ein wenig von ihrer Verlegenheit abzulenken.

  • Calvena lächelte dankend, als sie nun ihrerseits ein Kompliment erhielt. Das Kleid, welches sie an diesem Abend getragen hatte, war etwas besonderes. Lange hatte sie danach gesucht und am Ende eine ägyptische Schneiderin aufgesucht. Das Kleid hing nun in ihrem Schrank und wartete darauf, dass es ein weiteres Ereignis gab, bei dem sie es tragen konnte. Vielleicht die Hochzeit einer Freundin. „Hoffentlich bekomme ich noch mal eine Gelegenheit um das Kleid zu tragen“, meinte sie nachdenklich lächelnd. "Vielleicht ja zu Arvinias Hochzeit", meinte sie nachdenklich.


    „Mach dir keine Gedanke wegen Laevina. Sie kann froh sein, dass du dich nicht versteckst!“ meinte sie heiter.
    „Laevina geht es soweit gut“, berichtete sie dann. „Ich bin froh, dass sie den Abend in ihrem Zimmer verbracht hat...“, gestand sie ihrer Freundin dann. „Sie hätte mir beinahe den Abend verdorben“, erzählte sie. „Ich weiß nicht wie, aber Laevina hat irgendwie heraus gefunden, dass meine Ziehfamilie Gaukler waren. Das hat sie mir an dem Abend auf die Nase gebunden!“ nun verfinsterte sich ihre Miene auch ein wenig. Sie fand diesen Gedanken erschreckend und fragte sich noch immer auf welche Weise Laevina dies heraus gefunden hatte. Sie glaubte nicht das Serrana dies ihrer Großmutter erzählt hatte, oder einer ihrer anderen Freundinnen. Dabei wussten es nur sehr wenige und allen konnte sie vertrauen, Serrana, Romana und Valerian. Auch Sedulus und Avarus würde soetwas nicht einfach auspaludern.


    Als sie auf die Bewunderer ihrer Freundin zu sprechen kamen, wurde diese etwas verlegen. Calvena lächelte darüber und konnte sie gut verstehen. „Sei nicht so bescheiden. Du bist Hübsch und das kannst du ruhig betonen!“ versicherte sie ihr dann.

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