Casa Germanica - Cubiculum Calvena

  • Serrana schmunzelte, als Calvena für einen kurzen Moment wirkte, als wäre sie ganz wo anders. Noch vor gar nicht allzulanger Zeit hätte sie mit einem derartigen Gesichtsausdruck gar nichts anfagen können, aber seit einigen Tagen war sie selbst immer wieder vollkommen geistesabwesend und konnte sich auf die einfachsten Dinge des täglichen Lebens nicht richtig konzentrieren. Die Vorstellung, sich gerade unter dem selben Dach aufzuhalten wie ihre Großmutter, trug nach wie vor nicht zu Serranas Wohlbefinden bei, aber die Vorstellung von einer wachsamen Elissa war schon ziemlich beruhigend...


    "Das ist gut." sagte sie mit deutlicher Erleichterung in der Stimme und wandte den Blick wieder von der Zimmertür ab und ihrer Freundin zu. "Ich fürchte, irgendwann erfährt sie es sowieso, aber je länger sich das vermeiden lässt, desto besser..."


    Calvena wirkte ein wenig traurig, als sie von der immer noch ausstehenden Heiratserlaubnis für Valerian sprach, aber das war ja auch nicht weiter verwunderlich, denn wer wartete schon gern?. "Das tut mir leid für euch." antwortete Serrana mitfühlend. "Aber lange wird es sicher nicht mehr dauern, das hab ich irgendwie im Gefühl. Und dann wird eure Hochzeit um so schöner!"

  • Das Elissa ein wachsames Auge auf Laevina und deren alte Leibsklavin hatte, war auch für Calvena eine Erleichterung. Sie wollte schließlich nicht das ihre Gespräche belauscht wurden oder das die alte Germanica wieder in ihrem Zimmer herum schnüffelte. Nach wie vor ging sie ihr lieber aus dem Weg, als das sie mit Laevina wieder zusammen stieß. Meist reichte ein Kommentar aus um einen Streit vom Zaum zu brechen.
    „Ich weiß was du meinst“, sagte sie und nickte bedächtig. „Laevina kann eine furchtbare Schreckschraube sein!“


    Serranas aufmunternde Worte brachten sie zum Lächeln. „Eilig haben wir es nicht mit der Hochzeit, aber naja...“, sie machte eine kurze Pause und wurde etwas verlegen. „Wir wollen gern zusammen sein“, sie ließ offen, was sie nun genau damit meinte, ihre Freundin hatte genug Fantasie um sich solche Dinge selbst zusammen zu reimen.

  • Dieser Einschätzung ihrer Großmutter konnte Serrana beim besten Willen nicht widersprechen und daher nickte sie nur. "Es tut mir wirklich leid, dass du sie jetzt Tag und Nacht um dich hast, du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass ich sie jetzt nur noch ab und zu mal sehe..."


    Als Calvena dann über darüber sprach, warum sie sich eine baldige Hochzeit wünschte, nickte Serrana zum zweiten Mal. Bis vor kurzem hätte sie mit der Formulierung "wir wollen gern zusammensein" noch nicht allzuviel anfangen können, aber jetzt drückte sie all die zum Teil noch unklaren Wünsche und Hoffnungen, die sie selbst hegte perfekt aus. Und bei dem brennenden Wunsch mit jemandem zusammen zu sein fiel ihr plötzlich wieder ein, dass sie Axilla ja etwas versprochen hatte.


    "Ich hätte da noch eine Bitte, die Valerian betrifft." sagte sie ein wenig zögerlich, da das Missverständnis um dessen Person ja noch nicht allzu lang zurücklag."Meine Cousine Axilla würde gern wissen, für welchen Prätorianer-Offizier ein gewisser Duccius Vala als Scriba arbeitet. Weißt du das zufällig oder meinst du, du könntest Valerian fragen?"

  • Nachsichtig lächelte Calvena ihrer Freundin zu. „Du bist nicht Schuld, dass sie nun hier ist. Du hast das richtige getan und hast dich von ihr gelöst. Ich bin mir sicher, spätestens nachdem sie dich verheiratet hätte, wäre sie nach Rom gekommen“, meinte sie mit leicht düsterer Stimme und lag wohl mit ihrer Vermutung goldrichtig. „So oder so, es ist nur halb so schlimm“, sie lächelte wieder. „Wir geraten zwar aneinander, aber ich bin schon etwas länger im Haus und hab mich mit den meisten Sklaven angefreundet und in diesen Verbündete gefunden“, verriete sie ihr. „Außerdem verstecke ich nun alle Briefe und andere Dinge, die sie nicht sehen soll“, vertraute Calvena der Iunia an. „Sollte sie also noch einmal auf die Idee kommen, bei mir herum zu stöbern, wird sie reichlich enttäuscht sein!“ Bei diesem Gedanken musste sie lachen. Aber es gab noch einen weiteren Grund, warum sie diese Sache mit Laevina nicht so eng sah. Auch wenn es noch ein wenig dauern würde, sie würde bald heiraten und dann ausziehen. Ein wenig melancholisch wurde sie bei diesem Gedanken schon, sie mochte ihre Verwandten und wenn sie zu Valerian zog, dann würde sie in einen völlig fremden Haushalt kommen. Zumindest hatte sie dann Elissa bei sich.


    Kurzes Schweigen herrschte zwischen ihnen, als sie Beide ihren Gedanken an die Zukunft nach hingen. Calvena war aufgeregt, ungeduldig und auch etwas verunsichert, wenn sie daran dachte, dass sie heiraten würde. Ihr Leben würde sich dann verändern. Mehr als alles andere wollte sie mit ihrem Valerian zusammen sein, aber sie wurde dennoch nervös und befürchtete, wenn es denn soweit war, seinen Erwartungen nicht entsprechen zu können. Leider hatte sie keine verheiratete Freundin, welche sie um Rat bitten konnte und Laevina wollte sie sich nicht anvertrauen. Es war ein ganz schönes durcheinander der Gefühle, wenn sie es sich erlaubte darüber nach zu denken. „Ein wenig nervös bin ich schon, wenn ich darüber nachdenke“, gestand sie Serrana dann. Zumindest mit ihr reden konnte sie, auch wenn die Iunia ihr vermutlich nicht wirklich helfen konnte. Ihre Freundin machte ja gerade ähnliche Dinge durch, hatte aber genauso wenig, wenn nicht gar noch weniger Erfahrungen mit Männern und Ehe. So ungern sie es sich ein gestand, anscheinend würde sie doch zu Laevina gehen müssen...


    Kurz machte sie eine kleine Geste mit der sie ihrer Freundin anzeigte, dass diese ruhig weiter reden konnte. Sie war ihr nicht mehr Gram. Solch ein furchtbares Missverständnis würde nicht mehr zwischen ihnen stehen. „Also den Namen haben ich noch nie gehört, aber ich kann Valerian fragen, wenn ich ihn wieder sehe!“ versprach sie ihr. „Warum will deine Cousine das wissen?“ fragte sie nach.

  • Die Vermutung, die Calvena gerade über Laevina ausgesprochen hatte, war für Serrana vollkommen neu und doch hatte sie das Gefühl, dass ihre Freundin damit Recht haben könnte.
    "Meinst du wirklich?" fragte sie überrascht und mit aufkeimender Wut nach. "Glaubst du, sie hätte sich so oder so nach Rom abgesetzt? Und hätte mich dort in der Campania bei diesem widerlichen Fischkopf verschimmeln lassen?" Serrana schüttelte sich bei der bloßen Vorstellung vor Abscheu, nickte dann aber nachdenklich. "Das Schlimme ist, dass du vermutlich Recht hast. Aber ganz egal, wie Großmutters Pläne für mich und sich selbst auch ausgesehen haben mögen, von jetzt an wird sie keine Entscheidungen mehr für mich fällen, das schwöre ich dir. Wenn sie nichts mir nicht mehr zu bieten hat, als mich nach Kräften zu drangsalieren, dann soll sie mir in Zukunft den Buckel runterrutschen!" sagte sie dann und wunderte sich selbst ein bisschen über die wachsende Entschlossenheit in ihrer Stimme.


    Dass Calvena, die soviel selbstsicherer auftrat als sie selbst, angesichts ihrer nahenden Hochzeit nervös war, wunderte Serrana ein wenig, aber im Grunde konnte sie deren Gedanken gut nachvollziehen. "Ja, das kann ich mir vorstellen. Wenn man seinen Bräutigam nicht mag, so wie ich seinerzeit, dann hat man einfach nur Angst. Aber wenn einem wirklich an ihm liegt, dann will man ja auch um seinetwillen so perfekt wie möglich sein. Und das ist ja nicht so einfach..." Serrana musterte ihre Freundin etwas genauer und als sie die Besorgnis in deren Augen sah, ergriff sie ihre Hände und drückte sie leicht. "Aber ich bin mir sicher, dass du dir keine Gedanken machen musst. Valerian ist so sehr in dich verliebt und das, weil du genau bist, wie du nunmal bist. Und vielleicht macht er sich ja ähnliche Gedanken, warum sollte das bei Männern anders sein..."


    Dann fiel der Iunia ein, dass Calvena ihr noch eine Frage gestellt hatte. "Nun, Axilla hat Vala durch Zufall kennengelernt, und ich glaube, sie würde gern ein bisschen mehr über ihn erfahren." lächelte Serrana bei der Erinnerung an die durchs Atrium tanzende Axilla. "Deshalb wäre ich dir wirklich dankbar, wenn du Valerian fragen würdest."

  • „Zuzutrauen wäre es Laevina alle mal. Und einmal ehrlich, kaum wärst du verheiratet gewesen, hätte sie keinen Grund mehr gehabt auf dem Land zu versauern“, gab Calvena mit einer gewissen Bitterkeit zu denken. Serrana hatte wohl die Einzig richtige Entscheidung getroffen, als sie sich von ihrer Großmutter gelöst hatte. Schließlich lächelte sie dann doch wieder aufmunternd. „Du hast dich richtig entschieden“, stimmte sie ihrer Freundin zu. „Ach und wo wir gerade bei dem Thema sind. Ich hab mich wirklich mal mit Laevina unterhalten und sie meinte recht freundlich, dass du sie gern einmal besuchen darfst“, erzählte sie ihr vorsichtig. „Ich glaube sie ist in gewisser weise Stolz auf dich, aber wenn du sie nicht sehen willst, dann kann ich das nur zu gut verstehen!“


    Calvena war bei weitem nicht so selbstsicher, wie es den Anschein machte. Aber Serrana schien zu verstehen, warum sie nervös wurde, wenn sie auch nur an ihre Hochzeit dachte und beschrieb ihre Gefühle nur zu gut. Etwas unsicher nickte sie und lächelte, als die Iunia ihr Mut machte. „Ich glaube Männer machen sich nicht so viele Gedanken, wie wir Frauen“, scherzte sie mit einem schiefem Lächeln. „Oder aber sie können es gut vor uns verbergen!“ fügte sie hinzu. Die Fürsprache ihrer Freundin tat ihr gut und beruhigte ihre Nerven.


    Sie musste kichern, als Serrana ihr berichtete, dass deren Cousine wohl ein Auge auf diesen Vala geworfen hatte. „Ich werde Valerian einmal nach ihm Fragen!“ versprach sie.

  • Bei dem Gedanken an eine Laevina, die fröhlich durch Rom spazierte während sie selbst in der Campania bei einem verhassten Mann festsaß, ballte Serrana vor Wut die Fäuste, entspannte sich jedoch relativ schnell wieder. "Naja, ist ja auch egal, jetzt sind wir beide hier und so wie es aussieht, fühlen wir uns auch beide ganz wohl." Calvenas nächste Worte überraschten sie dann aber doch sehr. "Großmutter will mich sehen? Das kann ich mir kaum vorstellen..." murmelte sie ungläubig. "Und sie soll plötzlich stolz auf mich sein? Dann müsste sie sich aber sehr verändert haben." Serrana fielen auf Anhieb dutzende Menschen ein, die sie lieber treffen würde als ihre Großmutter, aber dann schüttelte sie diesen Unmut so gut es ging ab und nickte. "Gut, wenn sie mich wirklich sehen will, dann werde ich sie besuchen. Ich bin zwar nicht sicher, ob das wirklich so eine gute Idee ist, aber ich kann ihr ja nicht immer aus dem Weg gehen und irgendwie will ich es auch nicht mehr..."


    Calvena wirkte immer noch noch ein wenig besorgt, und die Iunia überlegte, wie sie ihrer Freundin am besten helfen konnte. Leider waren ihre eigenen Erfahrungen auf diesem Gebiet ja alles andere als beeindruckend, aber Calvena sollte zumindest spüren, dass sie jederzeit auf sie und ihre Unterstützung und Hilfe zählen konnte.


    "Meinst du wirklich?" fragte sie auf die Bemerkung ihrer Freundin hin. "Wenn sie sich wirklich nicht so viele Gedanken machen, dann ist das Leben für Männer wohl noch leichter, als ich ohnehin schon gedacht hatte..." Serrana spielte eine Weile nachdenklich an ihrem Armreifen herum, dann fiel ihr noch eine Frage ein. "Sag mal, weißt du eigentlich schon, ob du sine manu oder cum manu heiraten willst?"

  • Calvena konnte Serranas Wut über Laevina nur zu gut verstehen. Sie wäre ebenso sauer, wenn sie an deren Stelle wäre. Aber das Leben hatte sich geändert, vor allem auch für Serrana. „Nun, sie hat nicht direkt gesagt, dass sie dich sehen will. Ihr genauer Wortlaut war: Das du sie jederzeit besuchen darfst“, erzählte sie ihrer Freundin. „Du weißt ja selbst am Besten, wie sie ist. Aber das kommt einer Einladung wohl am ehesten nahe!“ meinte sie mit einem leichten Schulterzucken. „Wenn du willst, kann ich dich begleiten, oder aber Elissa bleibt in deiner Nähe, wenn du sie besuchst. Damit jemand eingreift, sollte es eskalieren“, schlug sie vor. Es würde wohl nicht wirklich gesund sein, wenn sie sich einmischte, aber sie fühlte sich wohler bei dem Gedanken, dass ihre Freundin nicht allein der alten Germanica gegenübertreten musste.
    „Ich weiß was du meinst“, sagte sie, als Serrana andeutete, sie wolle Laevina nicht länger aus dem Weg ging. Auch wenn Laevina Serrana nicht immer mit Liebe aufgezogen hatte und sie mehr drangsaliert hatte, als sie zu unterstützen, war die Alte doch noch ein Teil der Familie ihrer Freundin und es bestand eine Bindung.


    „Ich denk mal schon, dass sich Männer über solche Dinge weniger Gedanken machen. Aber es gibt sicherlich auch Ausnahmen!“ meinte sie. Nachdenklich runzelte sie die Stirn. „Ich hab mir darüber noch keine Gedanken gemacht“, gestand sie dann Serrana. „Das sollte ich wohl“, fügte sie dann hinzu.

  • "Eigentlich gehört das Wort "dürfen" gar nicht zu Großmutters Wortschatz." sagte Serrana nachdenklich. "Das Wort "müssen" ist ihr da schon deutlich sympathischer. Aber ohne Grund wird sie dir das nicht gesagt haben. Am besten ich bringe es so schnell wie möglich hinter mich und warte ab, was sie mir zu sagen hat. Sie soll natürlich nicht das Gefühl haben, dass ich Angst vor ihr habe, aber wenn jemand unauffällig in der Nähe bleiben könnte, wäre mir das ganz recht."


    In Calvenas und Valerians Fall hatte die Entscheidung, welche Form der Ehe sie den Vorzug geben würden, wohl noch ein wenig Zeit, trotzdem nickte Serrana als ihre Freundin sagte, sie müsse wohl noch darüber nachdenken.


    "Naja, es ist ja schon eine wichtige Entscheidung, ob man in der eigenen Gens verbleibt oder in die des Ehemannes übergeht." sagte sie dann. "Allein, dass man im Falle einer Ehe cum manu einen anderen Namen bekommt, muss doch schon ganz seltsam sein. Das ist ja fast, als würde man plötzlich eine ganz andere Person. Ich kann mir das irgendwie gar nicht vorstellen..."

  • „Ich werd Elissa und Simplex abstellen. Die Beiden lassen sich sicherlich eine Ausrede einfallen, warum sie ausgerechnet vor Laevinas Zimmer sich aufhalten“, meinte sie. „Ich bin sicher du wirst deiner Großmutter die Stirn bieten. Du hast dich ein wenig verändert, seitdem du hier in Rom bist und du brauchst dich auch nicht kleiner machen als du bist. Schau doch nur, du bist bald Priesterin der Minerva“, machte sie ihrer Freundin Mut. Sie wusste wie gut es tat, wenn man jemand hatte der einem Mut machte und an einen glaubte. Serrana fand meist auch die richtigen Worte, wenn sie selbst Zweifel hatte. „Laevina hat allen Grund Stolz auf dich zu sein. Du magst dich ihrem Willen widersetzt haben, aber du hast auch etwas aus deinem Leben gemacht“, sie lächelte ihr Zuversichtlich zu.


    „Es gibt noch viele Dinge, die Valerian und ich klären müssen, wenn wir heiraten. Ich bin aber erst einmal froh, wenn unsere Verlobung offiziell ist und dann haben wir ja noch ein Jahr um alles zu planen!“ Kurz wanderte ihr Blick nachdenklich durch den Raum. Wenn sie den Namen von Valerian annahm, dann würde sie die Verbindung zu ihrer Familie kappen. Arvinia hatte ihr ja erzählt, dass sie cum manu ihren Orestes heiraten würde und hatte ihre Bedenken geäußert. Sie hatte ihr erklärt, dass sie doch im Grunde nicht ihre Familie verlor, sondern nur eine weitere dazu gewann. Nun, wo sie selbst vor der Frage stand, bekam sie leise Zweifel, wegen der Antwort. Sie liebte Valerian, ohne Zweifel, aber sie war unsicher, ob es klug war, seinen Namen anzunehmen. Auf einmal wurde ihr bewusst, welcher Schritt das war, zu heiraten. Das sie einen anderen Namen dann trug und eine andere Person wurde, war nicht das, was sie beschäftigte. Sie hatte schließlich einen Künstlernamen gehabt und sie war immer noch sie selbst gewesen. Zumindest hatte sie sich niemals anders gefühlt.

  • "Elissa und Simplex zusammen vor Großmutters Tür? Na, das nenne ich mal eine interessante Kombination." entgegnete Serrana überrascht auf Calvenas Vorschlag und musste ein wenig kichern. "Aber warum nicht, vielleicht verstehen sie sich ja ganz gut, sie sind ja auch beide wirklich nett anzusehen."


    Ob Calvena wohl wirklich der Meinung war, dass sie sich in den letzten Monaten verändert hatte? Ihre Freundin konnte das sicherlich beurteilen, schließlich kannte sie Serrana ja quasi fast seit deren erstem Tag in Rom. Und warum sollte sie sich so etwas ausdenken, zumal sie selbst mittlerweile das Gefühl hatte, nicht mehr ganz so unbeholfen und verschreckt zu sein wie am Anfang.


    "Danke, dass du das sagst." Jetzt war sie fast ein wenig verlegen, aber das Lob freute sie auch ungemein und machte ihr Mut, den eingeschlagenen Weg einfach weiterzugehen. "Und du bist dann Iuno-Priesterin, stell dir nur vor, wir werden dann sogar ein bisschen wichtig sein."


    Beim Thema Hochzeitsplanung kannte sich Serrana nun überhaupt nicht aus, deshalb bot sich jetzt eine gute Gelegenheit mal ein wenig dazuzulernen.


    "Was muss man denn da alles planen? Ich hab ja überhaupt keine Ahnung vom Heiraten. Ziemlich peinlich, wenn man bedenkt, dass ich es fast schon gemusst hätte, aber da hat sich Großmutter mit Feuereifer in die Vorbereitungen gestürzt. Deshalb war sie vermutlich auch doppelt so wütend, als aus der Feier nichts geworden ist..."

  • Kurz kicherte, als sie sich vorstellte, wie Elissa und Simplex versuchten möglichst unauffällig herum zu lungern. Etwas überrascht hörte sie dann den nächsten Kommentar bezüglich der beiden Sklaven. Bisher war sie nicht auf den Gedanken gekommen, dass sich die Beiden womöglich miteinander vergnügten. Im Grunde sprach ja nichts dagegen, sie freute sich sogar für die Beiden, wenn es denn so war. Vor allem Elissa wirkte oftmals sehr einsam. Aber irgendwie wirkten der Leibwächter und ihre Leibsklavin nicht so, als würden sie sich nahe stehen. Sie hatte eher das Gefühl, dass sich die Beiden aus dem Weg gingen.
    „Die Beiden haben sicherlich so ihre Geheimnisse vor mir“, meinte sie mit einem leichtem Lächeln und schob das Rätsel um die Sklaven erst einmal beiseite.


    Das sie mit ihren Worten Serrana jede Menge Mut gemacht hatte, sah man ihr an. Sie wirkte sogleich wieder etwas selbstbewusster. „Ein bisschen wichtig. Das klingt gut“, lächelte sie. „Vielleicht können wir auch etwas beeinflussen“, meinte sie nachdenklich. Doch im Grunde hatte sie andere Dinge im Kopf. Erst einmal wollte sie ihre Prüfung hinter sich haben und danach würde der Rest schon kommen. Hoffentlich erst einmal die Hochzeit.
    „Nun, wir müssen uns Gedanken über die Gäste machen, wer soll kommen. Dann brauchen wir auch noch einen Termin und dann will das Essen noch geplant sein und das Hochzeitskleid und der Schleier, ich brauch noch eine Brautführerin und einen Priester und...“, je mehr sie aufzählte, desto panischer wurde sie, als ihr bewusst wurde, wie viel auf sie zu kommen würde. Ein Fest wie die Fontinalien ausrichten war doch etwas anderes wie die eigene Hochzeit. Vorallem fand sie sich nun vor unzähligen Problemen wieder und ihr wurde nur allzu sehr bewusst, das sie keine klassische römische Erziehung hatte. Irgendwie war sie für den Moment einfach nur überfordert.

  • Dass sie selbst in Zukunft vielleicht irgendetwas würde beeinflussen können, konnte Serrana sich eigentlich noch nicht so richtig vorstellen, aber die Vorstellung hatte schon was...


    Die Versuchung, ein wenig von ihrem künftigen Dasein als Priesterin zu träumen, aber dann hielt sie sich kurzentschlossen selbst davon ab. Zum einen wollte sie Fortuna nicht versuchen, indem sie über diese Dinge nachdachte, bevor sie ihre Prüfung überhaupt bestanden hatte. Und zum anderen schien Calvena plötzlich von Minute zu Minute nervöser zu werden, und das hatte in jedem Fall Vorrang.


    Serrana nickte, während ihre Freundin die einzelnen Sachen aufzählte und streichelte ihr dann aufmunternd über den Unterarm.


    "Mach dir nicht so viele Sorgen, ich werde dir auf jeden Fall so gut es geht helfen. Ich kenne mich zwar, wie gesagt, nicht besonders gut aus aber ein bisschen Unterstützung schadet ja nie." Im Nachhinein ärgerte Serrana sich nun doch ein bisschen, dass sie Laevina seinerzeit nicht bei deren Planungen über die Schulter geschaut hatte. Dann hätte die unerfreuliche Gnaeus Balbus-Episode wenigstens einen einzigen Vorteil mit sich gebracht! Andererseits...


    "Sag mal,".... begann ein Serrana ein wenig zögerlich, " ich weiß ja nicht, ob das überhaupt für dich in Frage kommen würde, aber vielleicht solltest du meine Großmutter mal um Rat fragen. Natürlich ist sie furchtbar anstrengend, aber mit diesen Dingen kennt sie sich wirklich gut aus. Alles, was sie in den letzten Jahren organisiert hat, hat immer hervorragend geklappt...."

  • Nervös war gar kein Ausdruck, für einen kurzen Moment war sie einer Panik reichlich nahe. Eigentlich war das ja sonst nicht ihre Art, aber irgendwie schaffte es der Gedanke, dass sie heiraten würde, sie völlig durch den wind werden zu lassen. So viel dazu, dass Calvena selbstbewusster, als ihre Freundin war. Nun wurde durchaus deutlich, dass auch sie so ihre kleinen Schwächen hatte und Lampenfieber gehörte wohl dazu.
    Ein wenig beruhigte sie sich, als Serrana ihr versprach, dass sie ihr helfen würde. Leicht geistesabwesend nickte sie, fasste sich jedoch, als ihre Freundin vorschlug, dass sie sich an Laevina wenden sollte. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe, irgendwie behagte es ihr so gar nicht, sich Hilfe suchend an den alten Drachen zu wenden, aber auf der anderen Seite hatte Laevina nun einmal Erfahrung. Schließlich war diese schon zweimal verheiratet gewesen und sie besaß einiges an Lebenserfahrung.


    „Ich weiß nicht“, sagte sie leise, es war ihr anzusehen, dass sie nicht wirklich begeistert war von diesem Vorschlag. Aber im Grunde konnte sie niemand anderes Fragen. Schließlich seufzte sie ergeben, nachdem sie noch einmal all ihre Möglichkeiten in Gedanken durch gegangen war. „Du hast recht… Nur will ich der Schreckschraube keinen Sieg einräumen“, ihre Miene verdüsterte sich ein wenig. „Wer weiß, welche Gemeinheiten sie sich einfallen lässt, wenn ich sie um Hilfe bitte!“ vermutlich würde sie dies so lange hinauszögern wie sie konnte, aber am Ende würde sie sich dann doch ihrem Schicksal fügen. Warum nur musste ausgerechnet Laevina die Einzige weitere Frau in diesem Hause sein.

  • Auch wenn Calvena sich ganz offensichtlich bemühte, sich nichts davon anmerken zu lassen, konnte Serrana die Nervosität ihrer Freundin doch deutlich spüren und sie sah diese mitfühlend an, ohne wirklich zu wissen, wie sie ihr die Ängste nehmen sollte. Die Bedenken, die Calvena ihrer Großmutter gegenüber hatte, konnte sie selbstverständlich hervorragend nachvollziehen, aber vielleicht gab es ja auch da eine Möglichkeit....


    "Ja, ich glaube, ich verstehe was du meinst." überlegte Serrana laut und kratzte sich gedankenverloren an der Nase. "Ich würde Großmutter auch nicht um Hilfe bitten wollen, aber vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, dass sie ihrerseits die Initiative ergreift. Ich bin sicher, dass sie sich im Grunde ein bisschen langweilt, man müsste ihr also nur den richtigen Köder vor die Füße werfen.."

  • Ihre Nervosität wegen ihrer bevorstehenden Hochzeit konnte sie wirklich nicht verbergen und gegenüber Serrana brauchte sie das auch nicht. Auch wenn ihre Freundin dies nicht nachvollziehen konnte, war sie doch da und baute sie auf. So langsam konnte sie sich auch beruhigen. Zumal ihre Freundin ihr einen Vorschlag unterbreitete, der sie zum nachdenken brachte. Nun runzelte sie ebenfalls die Stirn und blickte nachdenklich drein.
    „Laevina darf natürlich gar nicht erst auf den Gedanken kommen, dass ich ihr einen Köder vor die Füße werfe...“, sagte sie und sah Serrana an. Plötzlich zeigte sich ein Lächeln auf ihren Zügen. „Was hältst du von einem Gespräch unter Frauen über Hochzeitsplanung. Am besten im Oecus, dort unten im Haus schleicht sie ja eh immer umher.“ Etwas spitzbübisches lag auf ihren Zügen. „Die Tür ist zufällig nur halb geschlossen, was für sie im Grunde wie eine Einladung ist.“ Diese Idee gefiel ihr sehr gut und Laevina würde das Gefühl haben einen Triumph über sie erlangt zu haben. Erleichtert sah sie Serrana an. „Das könnte klappen“, grinste sie und kicherte. „Und Laevina würde gar nicht mal vermuten, dass sie in eine Falle getappt ist. Wir holen Elissa dazu und dann klappt das schon!“

  • Offenbar war es ihr doch gelungen, Calvena ein wenig aufzuheitern, denn allmählich machte sich wieder ein Lächeln auf deren Gesicht breit, das Serrana automatisch erwiderte.


    "Halbgeschlossene Tür hört sich hervorragend an." antwortete sie und das Lächeln verwandelte sich allmählich in ein breites Grinsen. "Ich weiß nicht, wie das genau funktioniert, aber sobald sich in Großmutters Nähe Menschen befinden, die sich ungestört unterhalten wollen, dann wird sie davon angelockt wie eine Fliege vom Honig. Und wenn sie selbst mal etwas nicht mitbekommen sollte, dann ist garantiert Quadrata zur Stelle und sagt ihr sofort Bescheid..."


    Serrana beugte sich sich aufgeregt zu ihrer Freundin hinüber. "Was meinst du, wann sollen wir den Köder auslegen?"

  • Bei dem Gedanken, Laevina eine kleine Fall zu stellen, damit diese ihr half, wurde ihr etwas leichter ums Herz. Vielleicht auch würde dies für ein besseres Klima führen und wenn nicht, sie würde ja bald ausziehen. Kurz sah sie sich in ihrem Zimmer um, ehe sie den Blick ihrer Freundin erwiderte. „Den Köder legen wir aus, wenn die Verlobung offiziell ist. Vorher würden wir nur die Pferde scheu machen“, sie lächelte schief. „Ich bin eh schon viel zu nervös“, eine Spur Galgenhumor klang in ihrer Stimme mit. „Ich glaube kaum, dass du mich völlig panisch haben willst, wenn wir Laevina in unser Netz ziehen“, scherzte sie und meinte es doch ein wenig ernst. Warum nur war sie so nervös, wenn sie daran dachte, dass sie bald heiraten würde. Sie konnte es sich ja selbst nicht erklären. Auch als Sedi ihr vorgeschlagen hatte die Fontinalien auszurichten, war sie nervös geworden, dies hatte sich aber gelegt, nachdem sie sich Kopf über in die Vorbereitungen gestürtzt hatte. Vielleicht würde es diesmal auch so sein. Sie hoffte, das dies der Fall war, ansonsten würde sie die aufmunternden Worte ihrer Freundin brauchen. Am besten wäre es wohl, wenn sie sich einmal wieder mit Arvinia traf.

  • "Ja, natürlich, das macht Sinn." pflichtete Serrana ihrer Freundin zu und lächelte diese ein weiteres Mal l aufmunternd an. Sie selbst befand sich im Moment noch in einem wundervollen rosaroten Schwebezustand, in dem man sich noch um nichts weiter kümmern müsste. Angesichts der konkreten Planungen, die Calvena bevorstanden, würde sie allerdings vermutlich genauso nervös werden. "Gib mir einfach Bescheid, wenn es soweit ist, dann komme ich her. Und mach dir bis dahin nicht so viele Sorgen, es wird schon alles glatt gehen und du wirst eine ganz wundervolle Hochzeit feiern." Serrana trank noch einen Schluck Saft und spürte, wie sie allmählich müde wurde. Der bisherige Tag war zwar kaum mit körperlicher Arbeit verbunden gewesen, doch langsam forderten die vielen gefühsmäßigen Hochs und Tiefs der letzten Stunden, die Serrana in ihren Unterhaltungen mit Axilla und Calvena durchlebt hatte ihren Tribut.
    "Ich glaube, ich werde jetzt auch mal wieder aufbrechen." sagte sie daher und rieb sich leicht mit der Hand über die Augen, denen man die viele Weinerei des heutigen Tages hoffentlich nicht mehr ansah und sah dann noch mal in Richtung des mitgebrachten Päckchens. "Möchtest du vielleicht noch schnell nachschauen, ob mit dem Kleid und dem Schmuck auch alles in Ordnung ist?"

  • Ein wenig leichter war ihr nun ums Herz. Es würde schon alles klappen und sie hatte ja noch ein paar Freundinnen die ihr tatkräftig helfen würde. Und wenn es ihnen dann auch noch gelang Laevina unauffällig als Hilfe zu motivieren, konnte sie ihre Sorgen zerstreuen. Dennoch, sie wurde bei dem Gedanken nervös. Lag wohl einfach daran, dass eine Hochzeit doch das Leben gewaltig veränderte. Nur immer mit der Ruhe, gemahnte sie sich selbst. Noch hast du viel Zeit, sagte sie zu sich selbst. Wirklich viel half dies nicht. Es war Serranas aufmunterndes Lächeln, welches ihre Nerven beruhigte. „Du wirst wie immer die Erste sein, die etwas erfährt“, versprach sie ihr. „Ich werd mir Mühe geben. Aber die Gedanken kommen immer von allein, ebenso wie die Sorgen“, meinte sie mit einem schiefen Lächeln und einem leichten ratlosen Schulterzucken. „Ich werd mich schon abzulenken wissen!" sagte sie dann etwas zuversichtlicher. Außerdem hatte sie ja noch Elissa, ihr würde sicherlich etwas einfallen um ihre Herrin auf andere Gedanken zu bringen.
    „Ich hab mich sehr über deinen Besuch gefreut... ich war ja sooo dumm.“ Sie winkte dann aber ab. „Das mach ich später. Ich weiß du hast das Kleid in Ehren gehalten. Wir sollten mal dringend für dich einkaufen gehen“, lächelte sie. „Ich kenn da eine wunderbare Schneiderin, sie ist auch nicht zu teuer“, wusste sie doch, dass Serrana nur ein kleines Taschengeld hatte. Sie würde einfach ihren Onkel um Geld zum einkaufen bitten, nur würde er dann aber nicht erfahren, dass sie es dann für Serrana ausgegeben hatte.

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