Casa Germanica - Cubiculum Calvena

  • "Ich bin die Erste, die etwas erfahren wird? Das finde ich gut, ich bin nämlich schon furchtbar neugierig." sagte Serrana vergnügt. Dass Calvena sich Gedanken um ihre näherkommende Hochzeit machte, war vollkommen normal, aber die Iunia war felsenfest davon überzeugt, dass ihre Freundin alle im Vorfeld vielleicht auftauchenden Schwierigkeiten bravourös bewältigen würde. Schließlich kannte sie Calvena jetzt schon eine ganze Weile und wusste, wie stark diese sein konnte.


    Bevor sie endgültig aufstand, umarmte sie ihre Freundin noch einmal kurz aber innig und strich ihr dann kurz mit der Hand über den Arm. "Unsinn, du warst nicht dumm. Du hast nur Angst um jemanden gehabt, der dir sehr viel bedeutet. Und und so etwas kann ich mittlerweile nachvollziehen. Vielleicht können wir uns demnächst ja noch mal in Ruhe über alles unterhalten, das fände ich sehr schön. Und einkaufen hört sich gut an, wenn es einigermaßen preiswert ist. Das, was daheim an Kleidern in meiner Truhe liegt, kann wirklich niemanden vom Hocker reissen. Ich glaub die Sachen waren schon langweilig und unmodern, als ich noch in Nola gelebt habe."

  • „Wem soll ich denn sonst als Erstes davon erzählen? Du bist meine beste Freundin!“ sie lächelte Serrana warm an. Auch wenn sie an diesem tag schon einmal kurz an ihrer Freundschaft gezweifelt hatte. Zu ihrem Glück hatten sie dieses Missverständnis schnell aus der Welt geräumt. Sie schämte sich immer noch für die falsche Verdächtigung und war froh, dass Serrana ihr verziehen hatte und dies auch noch mal beteuerte. Ihr fiel ein Stein vom Herzen und erwiderte die Umarmung. „Serrana ich war dumm“, sagte sie noch einmal. Dieses Mal mit etwas nachdruck. „Aber ich bin froh, dass wir geredet haben. Ich könnte auf dich als Freundin niemals verzichten!“ sie lächelte Serrana an. „Wir werden bald einkaufen gehen. Ahh… warte mal einen Moment...“, sie sprang auf und eilte nach neben an in ihr Schlafzimmer und kam mit zwei Kleidern zurück. „Sie waren ein Fehlkauf und sind mir etwas zu lang. Da du ein Stück größer bist, dürften sie dir passen!“ Sie hielt ihrer Freundin ein lavendelfarbenes und ein hellgrünes Kleid hin. „Nimm sie!“ sagte sie und drückte sie ihr einfach in die Arme. „Keine Wiederrede!“ fügte sie mit hoch erhobenem Finger hinzu. „Ich hab so viele Kleider das ich nicht weiß, wohin damit und ich weiß, das ich dir damit eine Freude machen kann. Einkaufen gehen wir natürlich auch“, fügte sie noch hinzu.

  • "Du musst auch nicht auf mich verzichten. So schnell wirst du mich nicht los." antwortete Serrana lächelnd und sah Calvena überrascht hinterher, als diese plötzlich in den Nebenraum lief um dann mit zwei Kleidern auf dem Arm zurückzukehren. War sie tatsächlich größer als ihre Freundin? Das war Serrana irgendwie noch gar nicht aufgefallen. Ihre leichte Verwirrung verwandelte sich jedoch recht schnell in Bestürzung, als Calvena weitersprach und sie sah ungläubig auf die beiden Kleider hinab, die nun plötzlich in ihren eigenen Armen lagen.


    Andächtig und auch ein bisschen sehnsüchtig fuhr sie mit dem Finger über den seidenweichen Stoff, schüttelte dann jedoch den Kopf. "Oh nein, das kann ich doch nicht annehmen. Diese Kleider sind wunderschön aber auch viel zu wertvoll. Wenn sie dir zu lang sind, dann solltest du sie einfach kürzen lassen, das würde sich bestimmt lohnen." Serrana sah wieder auf und stellte fest, dass sie angesichts dieser mehr als großzügigen Geste ihrer Freundin ernsthaft Gefahr lief, zum dritten mal an diesem Tag in Tränen auszubrechen.

  • Sie musste lachen, als Serrana meinte, sie würde sie nicht mehr so schnell loswerden. Es tat gut so unbefangen mit ihr zu scherzen. Sie stand ihr so nahe wie eine Schwester und sie würde jedes kleine Geheimnis anvertrauen.
    Das die Kleider ihr zu lang waren, war eigentlich eine Ausrede. Sie wusste das Serranas Garderobe nicht gerade dem entsprach, was man sich in Rom darunter vorstellte und sie wusste auch das ihre Freundin nach ein klein wenig Luxus sehnte. Aber sie wusste auch, das Serrana die Kleider nicht annehmen würde, wenn sie ihr direkt sagte, dass sie die Kleider einfach so haben konnte. Mit dieser kleinen Notlüge, würde sie ihre Freundin eine große Freude machen.


    „Serrana“, sagte sie nachdrücklich. „Nimm sie. Ich werde sie nicht vermissen und ich könnte sie zwar ändern, aber dann auch nur dafür, dass sie nur im Schrank hängen. Ich will dir etwas Gutes tun, wenn es schon Laevina nicht tut.“ Ernst sah sie ihre Freundin an. Sie würde die Kleider nicht mehr zurück nehmen. Schließlich schloss sie Serrana noch einmal in die Arme. „Komm gut nach Haus!“ verabschiedete Calvena sie, ehe diese ihr noch einmal widersprechen konnte.

  • Dass Laevina ihr in letzter Zeit nicht allzuviel Gutes getan hatte, war ein wahres Wort. Vermutlich würde ihre Großmutter sich sogar erkenntlich zeigen und ihr das eine oder andere Kleidungsstück spendieren, wenn Serrana dafür bei ihr zu Kreuze kroch. Aber dazu würde es nie kommen, denn neben ihrem eher schüchternen und ängstlichen Naturell besaß die junge Iunia auch eine ganz ordentliche Portion Stolz.


    "Ich danke dir." sagte sie ganz schlicht und erwiderte Calvenas Umarmung. Vermutlich hätte sie wesentlich klangvollere Worte finden können, aber irgendwie füllten diese drei kleinen Worten sie im Moment vollkommen aus und ihre Freundin würde ohnehin wissen, wieviel Serrana diese Geste bedeutete. Sie legte die Kleider ganz vorsichtig zusammen, damit sie auf dem Heimweg keinen Schaden nehmen konnten und wandte sich noch ein letztes Mal um, nachdem sie die Tür geöffnet hatte.


    "Ich werde schon auf mich aufpassen." sagte sie mit einem Augenzwinkern. "Und gib mir einfach Bescheid, wenn es Zeit ist für unsere kleine Falle, dann werde ich sofort kommen." Mit diesen Worten winkte sie Calvena lächelnd zu und verließ dann das Zimmer, um wieder heim zu gehen.

  • Serrana strahlte und auch wenn diese etwas befangen war und nicht so recht wusste, was sie auf das Geschenk hin sagen sollte, war ihr doch anzusehen, dass sie sich freute. Sie brauchte nicht viel sagen, Calvena konnte auch so sehen, dass sie ihrer Freundin einen großen gefallen getan hatte. „Nichts zu danken“, meinte sie lapidar und drückte Serrana noch einmal kur an sich, ehe diese sich dann der Tür zuwandte.


    „Ich werde Elissa sofort zu dir schicken, wenn ich unsere kleine Idee umsetzen will. Vielleicht bitte ich noch Calliphana dazu oder Romana. Die würden sicherlich auch mit machen“, lachte sie und winkte der Freundin kurz zu. Sie war ziemlich zuversichtlich, dass Laevina in diese kleine Falle tappen würde. „Vale, Serrana!“ sagte sie zum Abschied und schon schloss sich die Tür hinter der Iunia. Calvena war nun wieder allein in ihrem Reich und stand einen Moment unschlüssig herum. Schließlich nahm sie eine Schriftrolle vom Tisch und ging in die Bibliothek um sich ihren Studien zu widmen.

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    Quadrata, serva


    Meine Herren, war das heute eine Rennerei....Quadrata war zwar trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch recht gut zu Fuß, aber allmählich hatte sie auch keine Lust mehr. Naja, nur noch eine Tür, dann hatte sie es geschafft!


    Kaum hatte sie den anklopfenden Finger wieder vom Holz der Tür genommen, als Quadrata auch schon den Kopf durch eben diese steckte und sagte: "Im Oecus wartet Besuch. Ein gewisser Quintilius Valerian." Anspruch auf ungestörte Privatssphäre hatte in diesem Haus schließlich in erster Linie ihre Herrin Laevina!


    So, das musste genug sein, jetzt brauchte sie erstmal ein Päuschen von der Wieselei. Am besten sie legte neben der Porta der Casa ein kleines Verschnaufspäuschen ein...

  • Mit leicht verzweifeltem Gesichtsausdruck saß Calvena auf dem Boden starrte den kleinen Holzrahmen an, welchen sie auf ihrem Schoß hielt. Es war ein Kinderwebrahmen, sie versuchte sich selbst das weben beizubringen. Sie wollte den Stoff für ihr Hochzeitskleid, wie es Tradition war, selbst zu machen. Doch ehe sie sich an dem großen schweren Webrahmen heran traute, wollte sie es mit diesem Kinderspielzeug versuchen. Sabina hatte es ihr geliehen und sie ausgelacht, als diese erfuhr, wofür sie es haben wollte. Schließlich hatte sie ihrer kleinen Base das Versprechen abgeluchst, niemanden ihre Pläne zu verraten. Nun saß sie aber da, völlig ratlos. Die grobe Wolle hatte sich verheddert, verknotet und um ihr Handgelenk gewickelt. Die Zungespitze schob sie zwischen die Lippen, während sie versuchte die Kettfäden zu spannen. Es war schon fast ein Hoffnungsloses unterfangen, die Fäden waren entweder zu lang und hingen durch oder zu straff, so dass das Holz ächzte. „Verdammt noch mal....“, entwich ihr ein undamenhafter Fluch. Mehr schlecht als Recht hatte sie es zumindest nach einer halben Ewigkeit geschafft, die Fäden mit dem Holzrahmen zu verknoten, nun betrachtete sie reichlich skeptisch das Schiffchen in ihren Händen. Zum Glück gelang es ihr, die Wolle halbwegs glatt aufwickeln, dennoch einige Knoten konnte sie nicht verhindern. Kurz holte sie tief Luft und schob dann das flache Stück Holz durch die Fäden. Ein Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen, als der Schussfaden an seiner Stelle blieb. Das war doch nicht so schwer wie sie gedacht hatte. Doch im nächsten Augenblick verschwand ihr Lächeln und wurde durch eine mürrische Miene ersetzt. Sie hatte das Schiffchen wieder zurück geschoben und der mühsam aufgewickelte Faden, löste sich einfach auf. Zurück blieben nur die ungeraden Kettfäden und der Schussfaden hing baumelnd von ihrer Hand herab. Sie war völlig entgeistert und spürte wie Tränen der Frustration sie zu überwältigen drohten. Was war denn das für ein Mist. In diesem Moment klopfte und ganz eilig schob sie den Webrahmen unter ihre Kommode, gefolgt von der Wolle und dem Schiffchen. Gerade rechtzeitig, denn der Spion des Hausdrachen steckte den Kopf herein.
    Verblüfft hörte sie, dass Valerian da war. Vergessen war der Kampf mit dem Spielzeug, vergessen die Wut über die Wolle.
    Sie sprang auf die Beine und sah in die polierte Kupferplatte, welche ihr als Spiegel diente. Ihr Haar hatte sie zu einem festen Zopf geflochten, sie war dezent geschminkt -dies hatte sie sich angewöhnt, seitdem Laevina im Haus wohnte und damit diese keinen Grund zum herum mäckeln hatte- und sie trug eine schlichte blaue Tunika. An sich war sie vorzeigbar, aber für Valerian hätte sie sich gern hübscher gemacht. Was er wohl wollte? Kurzerhand griff sie nach einer Kette mit blauen Perlen und einem Delphinanhänger. Valerian hatte ihr das kleine Holztier geschenkt und sie hatte eine Schmuckstück daraus machen lassen. Kurzerhand legte sie sich die Kette um den Hals und eilte dann hinunter.

  • Vitale freute sich diesmal über seinen Botengang. Er brachte ein gerade eingetroffenens Schriftstück in das Zimmer Calvenas. Diese hatte er bereits bei Laevina kennengelernt und sie machte einen sehr netten Eindruck.
    Er klopfte also an die Tür, um ihr folgendes Schriftstück zu übergeben:


  • Es klopfte, doch öffnete dem Scriba niemand. Die Bewohnerin des Zimmers war ausgeflogen, sie war in der Bibliothek und durchstöberte die Regale nach etwas interessantem zu lesen. Auf dem Rückweg traf sie dann auf Vitale, der vor ihrer Tür anscheinend auf sie wartete.


    "Salve Vitale!" grüßte sie ihn mit einem strahlendem Lächeln.


    "Hast du Post für mich oder willst du etwas plaudern?" fragte sie und öffnete die Tür. Mit einem Wink bat sie ihn ein zu treten.Alle Privaträume der Familie waren Zweigeteilt. Er stand nun in ihrem Aufenhaltszimmer, ein Tisch mit zwei Korbstühlen stand mittig, dahinter führte eine weitere Tür ins Schlafzimmer, eine große Harfe stand in der Ecke und auf der Kommode neben der Tür lagen weitere Instrumente, eine Flöte und eine kleine Lyra. Eine Vase mit Winterblumen stand auf dem Tisch- Eine gewisse Unordnung herrschte: verstreute Schriftrollen auf dem Tisch und einem Stuhl und ein Wollknäul lag mitten auf dem Boden. Verlegen sah sie ihn an.


    "Entschuldige die Unordnung!" lächelte sie verlegen. Ziemlich geschwind räumte sie die Schriftrollen alle sorgfältig auf den Tisch und auch die Wolle ließ sie unauffällig verschwinden. "Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?"

  • Als ihm niemand öffnete, entschloss er sich zu gehen. Doch da kam sie ja. Sie begrüßte ihn sehr freundlich und betrat mit ihm das Zimmer. Über die herrschende Unordnung sah er hinweg und freute sich vielmehr, sich mit so einer gutgelaunten Hausbewohnerin unterhalten zu dürfen.
    "Ja, ich bringe dir ein Schriftstück, das gerade angekommen ist." (sim-off: siehe oben)
    Er war sich nicht sicher, ob es klug war, die Einladung auf ein Getränk anzunehmen, obwohl er schon Lust hatte. Trotzdem bedankte er sich und sagte:
    "Ich werde mal meinen Aufgaben weiter nachgehen. Ich hoffe, dich immer so gut gelaunt anzutreffen!"

  • Sie nahm ihm den Brief ab und überflog und betrachtete kurz den Absender. Ziemlich eilig überflog sie dann den Brief. Sie wurde ein wenig blass um die Nase. Da überstürzten sich die Ereignisse aber gerade. Einen Moment lang bekam sie gar nicht mit das Vitale noch in ihrem Zimmer stand. Erst als er dann sprach wurde sie ihres Gastes gewahr.
    "Entschuldige... ich war grad abgelenkt. Was hast du gesagt?" fragte sie ihn dann mit einem entschuldigendem Lächeln. "Der Brief kommt vom Cultus Deorum. Ich kann meine Opferprüfung ablegen", erklärte sie. Warum sollte sie daraus auch ein Geheimnis machen.


    "Ach bevor ich es vergesse. Hüte dich vor Laevina, sie hat die Angewohnheit fremder Post zu durchstöbern",wanrte sie ihn dann vor der sehr neugierigen Großtante. Sie zog eine leichte Grimasse. "Liebend gern durchstöbert sie ja meine Post... Ich hab sie dabei erwischt wie sie hier herum geschnüffelt hat. Seit dem bin ich ziemlich vorsichtig was das angeht", erklärte sie ihm.

  • "Oh, deine Opferprüfung. Bekommst du danach einen Titel oder eine Aufgabe? Was sind denn die Inhalte dieses Kurses?" fragte Vitale aufrichtig interessiert.
    "Mir schien die ältere Dame erst einmal sehr freundlich zu sein. Aber wie die Bewohner dieses Hauses zueinanderstehen, dass werde ich wohl erst nach und nach herausfinden." sagte er unverbindlich, um nicht in ein Fettnäpfchen zu treten. "Dass sie die Post anderer liest, kann wohl auch ich kaum vermeiden..."

  • "Wenn das Opfer von den Göttern angenommen wird und ich somit meine Prüfung bestanden hab, dann bin ich eine Priesterin des Cultus Deorum. Meine Pflichten sind dann recht vielseitig, von öffentlcihen Opfern bis hin zur Pflege der Tempel. Ich hab mich entschlossen Iuno zu dienen", erklärte sie mit einem Lächeln und betrachtete dann noch einmal den Brief. Eine gewisse Nervosität verspürte sie. Sie würde sich wohl recht schnell an die Vorbereitungen machen müssen. Ein Opfertier musste her, dann Ministri und Musikanten... Ihr Lächeln schwand und wich einem etwas angespannten Gesichtsausdruck.


    "Lass dich nicht zwangsläufig von Laevina nettem auftretten täuschen. Ich bin darauf auch rein gefallen....", entgegnete sie. "Sie will immer wissen was vor sich geht und steckt ihre Nase in Angelegenheiten die sie nichts angehen.... Mittlerweile achte ich selbst drauf, dass sie meine Post nicht zu lesen bekommt. Sollte ich also einmal nicht da sein, dann gub bitte Elissa meine Post. Sie weiß diese dann vor neugierigen Blicken zu schützen. Du wirst früher oder später deine eigenen Erfahrungen mit Laevina machen."


    Wenn der alte Drachen wüsste, dass sie den Scriba vor ihr warnte, dann könnte sie sich auf ein Donnerwetter gefasst machen. Aber da sie sich ziemlich sicher war das weder Quadrata noch Laevina an ihrer Tür lauschten, sprach sie ziemlich freimütig darüber.


    "Ansonsten steht die Familie eigentlich fest zusammen. Avarus kann hin und wieder etwas ruppig sein, aber im Kern ist er ein sehr netter Mensch. Vor allem liegt ihm viel am häuslichen Frieden. MIt Sedulus kann man eigentlich über fast jedes Problem reden. Er ist mein Onkel und auch gesetzlicher Vormund. Sabina ist seine Tochter, sie kann ein Sonnenschein sein, aber auch ein kleines Biest und dann ist da noch Laevina. Sie ist sehr neugierig, ziemlich bissig, hat aber auch durchaus ihre guten Seiten. Und seit kurzem sind dann da noch Marcus und Aculeo. Viel kann ich dir über die Beiden noch nicht sagen, aber an sich sind Beide sehr umgänglich", fasste sie auf die schnelle die Familienverhältnisse zu sammen. "Aber bilde dir lieber ein eigenes Bild", schmunzelte sie.

  • Calvena antwortet ihm sehr freundlich und ausführlich. Sie schien aber mit ihren Gedanken schon bei der Vorbereitung für ihre Prüfung und aus diesem Grunde ließ Vitale sie nun auch allein.
    "Vale erst einmal, vielleicht laufen wir uns ja noch öfter über den Weg."

  • "Ich denk mal, das wir uns noch einmal über den Weg laufen werden. So groß ist die Casa nun auch wieder nicht!" schmunzelte sie. Zwangsläufig begegnete man immer einem Familienmitglied. "Vale Vitale", lächelte sie ihm zum Abschied zu und widmete dann sich erst einmal wieder ihrem Brief. Nun wo sie allein war, wurde ihr ihre Nervosität bewusst... Das konnte ja noch heiter werden.

  • Mit gemischten Gefühlen hatte Marcus seinen Weg vom Atrium aus in das obere Geschoss des Stadthauses fortgesetzt. Er hatte den Senator noch etwas schreien hören, aber dann war es mucksmäuschenstill geworden. Wie Bia ihm aufgetragen hatte, war Marcus in sein Zimmer getrottet, doch dort hatte er nicht recht Lust entwickelt, zu spielen oder zu lesen oder zu schreiben… Natürlich nicht. Zudem hatte ihn ein Gefühl der Traurigkeit übermannt. Sein Bruder, zu dem er sich jetzt gerne verkrochen hätte, war nicht hier und er damit ganz allein in einer Familie, die ihm noch sehr fremd war.


    Unschlüssig war der Junge wieder aus dem Zimmer gegangen. Zuerst hatte er daran gedacht zu Sabina zu gehen, aber da er nicht so genau wusste, ob sie stinkig auf ihn war, hatte er diesen Gedanken schnell verworfen. Sein Spiel von vorher fortzuführen wäre wohl auch keine so glückliche Idee gewesen. Jetzt waren alle Gemüter zu erhitzt.
    Aber was sollte er tun? Wo sollte er hin? Es war doch keiner da, der ihn jetzt gerne bei sich gehabt hätte. Alle hatten den Lärm dort unten mitbekommen und wo Vitale sich hin verkrochen hatte, konnte er nicht sagen.


    Ratlos nahm er das angemalte Schneckenhaus aus seinem Beutelchen und ließ es an den Wänden entlanglaufen. Es schlidderte mehr, denn es hatte ja keine Füße. Es war ein Schiffchen auf dem Ozean und es durfte nicht in die tiefen Strudel geraten, was die lauernden Zimmertüren waren. “Abheben, Männer! Rudert schneller, damit wir fliegen wie ein Vogel“ imitierte er für seine Verhältnisse auffallend leise die Stimme des Kapitäns des bunten Schiffes. Dann wurde das Schiff doch in einen Strudel gerissen. “Oh nein, ihr elenden, nimmersatten, blöden.... schmutzigen Ratten! Bringt uns hier wieder raus oder eure Teller bleiben heute Abend l-„, weiter kam er nicht, denn als er die Hand an die Tür gelehnt hatte, ging diese leise knarzend nach innen auf. Vorsichtig lugte er ins Zimmer, indem er den Kopf durch den Türspalt steckte und die Tür somit noch weiter öffnete.

  • Wieder saß sie über den kleinen Webrahmen gebeugt und starrte das elende Ding finster an. Noch nie war es ihr wichtig erschienen, solch einer Tätigkeit nach zu gehen, aber nun wo sie diese Fähigkeit brauchte, verzweifelte sie beinahe daran. Es war zum Mäuse melken, egal wie sie es anging, das ganze Ding war weder vernünftig gespannt, noch blieben die Fäden da wo sie hin gehörten. Stattdessen löste sich es immer wieder auf.
    Nur am Rande hatte sie mitbekommen, dass Marcus und Sabina im Haus gespielt hatten, aber der Wirbel war an ihr vorbei gegangen. Vielmehr hatte sie sich mit konzentrierter Miene der vor ihr liegenden Aufgabe gewidmet. Mit recht wenig Erfolg. Trotz aller Versuche, gelang es ihr nicht sich das weben selbst bei zu bringen. Sie hatte eigentlich gehofft, Laevina etwas überraschen zu können, wenn sich die beiden Frauen zusammen setzten, aber anscheinend würde sie vollkommen bei Null anfangen müssen... Frustriert betrachtete sie den Rahmen und die Wolle und bekam zunächst nicht mit, dass sie die Tür zu ihrem Zimmer nicht richtig geschlossen hatte und auch nicht, dass sie einen kleinen Besucher hatte. Schließlich gab sie auf, es würde ihr ohne Anleitung nicht gelingen zu weben. Gerade als sie den Rahmen wieder unter ihre Kommode schieben wollte, entdeckte sie Marcus. Freundlich lächelte sie ihm zu.


    „Salve, Marcus“, lächelte sie ihm zu. „Komm nur rein, ich beiße nicht!“ forderte sie ihn auf und machte eine einladende Geste. „Hast du Durst?“ fragte sie ihn und strich leicht Gedanken verloren über die Saiten ihrer Lyra. In der Ecke stand eine große keltische Harfe und statt des üblichen kreativen Chaos, herrschte Ordnung.

  • Offenbar hatte er Calvenas Cubiculum gefunden. Die junge verlobte Frau saß mit angestrengtem Blick an einem seltsamen Gegenstand und bekam gar nicht mit, dass er den Kopf ins Zimmer gesteckt hatte. Ob er besser wieder ging? Genau da bewegte sie sich und bemerkte, dass er da war.


    Vorsichtig trat Marcus ein. Ebenso vorsichtig sah er sich um. Die komische Geschichte da unten hatte ihn offenbar ganz schön aus der Bahn geworfen, dabei war er sonst doch eher rustikalen Gemüts. Sein Bruder wäre, hätte er ihn so gesehen, wahrscheinlich rasend vor Sorge geworden. Aber sein Bruder war nicht hier. “Salve, Calvena,“ grüßte er recht verhalten zurück und sah auf die klingende Lyra. Ob Calvena auch sauer war weil sie gespielt hatten? Sie sah nicht so aus.


    “Ja, ein bisschen schon.“ Langsam näherte er sich Calvena, die vor einem seltsamen Gerät saß. “Was ist das?“ fragte er neugierig und musterte den komischen Rahmen, das bunte Schneckenhaus noch in der Hand haltend. So etwas hatte er noch nicht gesehen. Ob das vielleicht ein Spiel war?

  • Ein wenig besorgt betrachtete sie den Jungen, sie hatte Marcus eigentlich als aufgweckten und offenen Burschen kennen gelernt, diese Zurückhaltung mochte so gar nicht zu seinem Wesen passen. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte sie ihn. Sie griff nach einer Kann mit Pfirsichsaft und reichte ihm dann erst einmal einen Becher. „Setz dich ruhig“, sagte sie sanft. Ihr Blick fiel auf den Webrahmen und ihre Wangen färbten sich vor Verlegenheit zart rosa. „Das ist ein Webrahmen... aber nur ein kleiner. Eigentlich nicht mehr wie ein Spielzeug...“, erklärte sie ihm und verstaute das Ding dann einfach in der Kommode. Aus den Augen aus dem Sinn, war die Devise. Sie würde sich später noch genug mit dem Weben beschäftigen.


    Sie bemerkte die Zurückhaltung des Jungen. „Du kannst dich ruhig umsehen, solange du meine Instrumente nicht anfässt. Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel das kaputt gehen kann“, grinste sie und zwinkerte sie ihm zu. Sie sah die Dinge nicht ganz so eng wie Sedulus oder Avarus.

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