Calvenas Tonfall veränderte sich etwas, aber ein Kind, das sehr sensibel war, konnte es wahrnehmen. Mit den Geschwistern hatte er anscheinend ausgerechnet ein Thema erwischt, das die junge Frau traurig stimmte. So sagte der 6-jährige erst einmal nichts, sondern beobachtete den Ausdruck auf dem Gesicht der Germanica, um daraus zu deuten, was nun kommen würde. Er war in dieser Disziplin Meister, wie die meisten Kinder auch. Es war die einzige Waffe, die ihm noch blieb, wenn die Laune eines Erwachsenen zu kippen drohte. Und das konnte manchmal sehr schnell gehen und sehr unerwartet kommen.
Er lauschte ihren Worten und da sie am ihrem Ende sogar lächelte, wähnte der Junge sich und seinen Geschichtenabend in Sicherheit. Auch auf sein Gesicht stahl sich ein kleines Lächeln, das aber wieder verschwand, als Vena andeutete, wie schlimm ihr Traum gewesen sein musste. Umso froher war er, dass er sie aufgeweckt hatte. Er und nicht Valerian.
“Ja, bitte. Irgendeine!“ munterte er sie schließlich auf. Er war wirklich nicht anspruchsvoll, was Geschichten anging. Aber es lag ihm doch sehr am Herzen, etwas über Vena zu erfahren. Schließlich wusste er wirklich wenig von ihr. “Vielleicht eine Geschichte von den Abenteuern, die du mit deinen Ziehbrüdern und –schwestern erlebt hast?“