Casa Germanica - Cubiculum Calvena

  • Die Freude darüber, dass Calvena sich so bereitwillig dazu breischlagen ließ, ihm die Geschichte von Romulus und Remus zu erzählen, rüttelte den Knaben noch einmal wach. Er riss die Augen auf und setzte sich halb auf.


    “Gut, danach werde ich schlafen gehen, ich verspreche es!“ antwortete er ihr rasch, bevor er sich wieder in die Decke kuschelte und voller Spannung darauf wartete, dass Vena begann zu erzählen. Seine Augen hefteten sich auf ihr Gesicht, er beobachtete ihren Mund, der die vertrauten Worte erzählte und ein tiefes Gefühl von Geborgenheit und Wärme durchströmte den Kinderkörper. Es wurde ihm so warm, dass die Müdigkeit keine Schwierigkeit mehr hatte, sich über ihn zu legen wie eine zusätzliche wärmende Decke. Die Kindheit der Knaben Romulus und Remus bekam Marcus noch mit, doch hinter den schweren Augenlidern verschwand Calvena immer länger. Als die beiden Jungen aus der Erzählung erwachsen waren, blieben seine Augen geschlossen, und als der Streit zwischen den Brüdern entbrannte, wurde Venas ruhige Stimme immer undeutlicher und verschwamm schließlich zur Gänze mit der Ruhe des Schlafes.

  • Natürlich hätte sie sich auch weigern können und Marcus umgehen in sein Bett schicken. Aber sie mochte ihren kleinen Cousin. Außerdem hatte der Junge es nicht leicht. Es fiel ihm schwer sich an die neuen Regeln zu halten und sich anzupassen. Mit Bia hatte er ja schon einen unangenehmen Zusammenstoß gehabt. Teilweise zu Recht, denn wenn Marcus jederzeit gegen die Regeln verstoßen konnte ohne bestraft zu werden, würde schon bald die Casa nicht mehr stehen. Natürlich war es unangenehm, aber am Ende war es nur zu seinem Besten. Aber nicht nur deswegen fand sie sich in der Rolle der netten Cousine wieder, die ihm das ein oder andere durchgehen ließ. Es lag wohl auch daran, dass ihre Anfangszeit in Rom ihr auch nicht gerade leicht gefallen war. Was Marcus brauchte waren Freunde und Verbündete und sie gehörte gern dazu.
    Während sie die Geschichte erzählte, sah sie immer wieder verstohlen zu dem Jungen hinüber, nach einer Weile war er dann endlich eingeschlummert und im Land der Träume. Lächelnd deckte sie den Knaben noch einmal zu, nachdem sie geendet hatte und fand sich dann aber selbst vor einem kleinen Problem wieder. Marcus hatte sie ziemlich breit gemacht und sie somit mehr oder weniger aus ihrem Bett vertrieben. Sie seufzte, schnappte sich ihre Decke und ging nach neben an in ihr Aufenthaltszimmer, wo sie sich eine Öllampe anzündete, eine Schriftrolle schnappte und sich dann in einem Korbstuhl gemütlich machte.
    Irgendwann schlief sie in einer ziemlich ungemütlichen Haltung ein…

  • Vitale klopfte ein weiteres Mal an Calvenas Tür, um folgenden Brief abzugeben:

    Ad
    Germanica Calvena
    Roma, Italia




    Salve Calvena,



    zunächst muss ich mich für die lange Zeit, die seit deinem Brief vergangen ist, entschuldigen. Der Tribunatsposten hier in Mantua ist doch anstrengender als bisher gedacht. Seit meinem ersten Tag hier bin ich fest eingespannt und finde nur selten Zeit, um Briefe zu schreiben.
    Zur Zeit bin ich noch am Aufräumen der Stadt nach einem großen Unwetter. Nunja, vielmehr lass ich aufräumen.
    Um jedoch nun zu deinen Neuigkeiten über Septima und ihr Gatte zu kommen...ja, ich wusste von deren Hochzeit. Sie hat mir das selbst erzählt, als wir uns zufällig begegnet waren. Mein Herz versprührt seit dem kaum noch Freude, zum Glück lenkt mich die Arbeit und auch die Distanz zu Rom ab. Vielleicht kann ich sie ja vergessen, auch wenn ich mir das im Moment nicht vorstellen kann.
    Inzwischen ist schon ein Drittel meiner Amtszeit vorbei, ich hoffe doch, dass die Casa immernoch steht und meine Sklaven dir nicht all zu viele Sorgen bereiten. Ich werde versuchen, so früh wie möglich wieder nach Rom zu kommen, um dann meine Wahl zum Quästor vorzubereiten. Hoffentlich haben mich die Leute nicht vergessen...


    Ich muss jetzt aufhören zu schreiben, die Arbeit ruft. Grüß mir deinen Onkel Sedulus herzlich und natürlich auch deinen zukünftigen Gatten Valerian.


    Freue mich schon auf ein Wiedersehen, fühl dich umarmt.


    Vale,


    Octavius Macer




    Sim-Off:


    Tut mir leid für die Verspätung, war wegen technischen Problemen verhindert...

  • Wieder einmal saß sie vor dem Ding. Sie hatte es sorgfältig bespannt und wog nachdenklich das Schiffchen in ihrer Hand. Nur keine Hektik, das würde die Arbeit der letzten Stunden zunichte machen. Immer noch übte sie meist an dem kleinen Spielwebrahmen ihrer Cousine, wenn sie an ihrer Tunica recta arbeitete, dann nur unter Laevinas Aufsicht. Nur langsam machte sie Fortschritte, zu langsam, denn die Hochzeit rückte immer näher und näher. Das machte sie nervös und versetzte sie in Panik. So würde es nie etwas mit ihrem Hochzeitskleid. Sie war am verzweifeln. In diesem Moment klopfte es, während sie das Schiffchen durch die Kettfäden schob. Konzentration und Präzision waren der Schlüssel zu Erfolg. Erst nach einiger Verzögerung bat sie dann ihren Gast herein.


    „Komm rein!“ meinte sie und betrachtete das Ding mit einem finsteren Blick. Was hatte sie sich da nur vorgenommen?

  • "Salve" grüßte Vitale Calvena, die er vor ihrem Webrahmen vorfand. "Ich wollte dir nur kurz diesen Brief überreichen." fuhr er fort. "Du siehst beschäftigt aus. Wenn du meine Hilfe nicht brauchst, lasse ich dich wieder alleine." sagte er und wartete ab, ob sie noch etwas brauchte.

  • Dieses Ding ließ sie verzweifeln. Dabei konnte doch jede junge Frau aus gutem Hause weben und sie stellte sich so ungeschickt an. Das gab es doch nicht. Sie konnte verschiedene Instrumente spielen, aber an einer einfachen Hausfrauentätigkeit versagte sie. Leise seufzte sie und hob den Kopf, als Vitale ihr Zimmer betrat. Sie lächelte dem Scriba zu, dankbar für die Ablenkung.
    „Salve Vitale“, grüßte sie ihn und nahm ihm den Brief ab. „Danke! Wie geht es dir?“ fragte sie ihn, um es erst einmal hinauszuzögern sich weiter mit dem Webrahmen zu beschäftigen.

  • "Danke, es geht mir gut." antwortete Vitale. "Ach ja, und hier ist noch ein Brief, ich hätte ihn fast vergessen."

    Ad
    Germanica Calvena
    Casa Germanica
    Roma, Italia



    Salve Calvena,


    Ich bin sehr erfreut über die bevorstehende Doppelhochzeit der Gens Germanica. Gerne werde ich dabei sein und mit euch das Glück feiern. Leider kann ich nicht viel mehr als diese Worte schreiben.
    Deshalb mach es gut, ich freue mich auf das Wiedersehen.



    Vale,


    Faustus Octavius Macer



    Calvena sah nicht so aus, als dass sie es eilig hätte, weiter zu weben. Die Briefe würden ihr wohl erst einmal Abwechslung verschaffen.

  • Vitale schien sich eingelebt und auch eingearbeitet zu haben, auch wenn er wohl nicht so viel zu tun hatte, wie er es erwartet hatte. Einmal davon abgesehen, dass eine große Hochzeit bevorstand und die Sklaven des Hauses ziemlich herum gescheucht wurden.
    „Freut mich zu hören. Hast du sonst schon Bekanntschaften gemacht?“ fragte sie ihn und nahm den zweiten Brief entgegen. Dieser war recht kurz, von daher überflog sie ihn und lächelte dann zufrieden. „Wunderbar, Octavius Macer kommt zur Hochzeit!“ sagte sie und legte diesen Brief auch erst einmal Beiseite, wobei ihr Blick den Webrahmen streifte. Es gab Dinge die tat sie gern, aber weben gehörte eindeutig nicht dazu. Sie konnte sich einfach mit diesem Ding nicht anfreunden, auch wenn sie sich alle Mühe gab. Aber es wurde einfach nichts, egal wie viel Mühe sie sich gab. Calvena spürte Frustration in sich aufsteigen. So würde sie niemals ihre tunica recta Fertigstellen. Wer hatte sich eigentlich diese Tätigkeit ausgedacht? Der Erfinder sollte in Plutos Unterwelt schmoren.

  • "Ich gewöhne mich langsam an das Leben in Rom." antwortete Vitale. "Ich habe jetzt übrigens einen kleinen Raum als Officum für meine Schreibarbeiten. Wenn du mich einmal brauchen solltest, kannst du mich dort finden. Kann ich dir noch bei den Vorbereitungen helfen?" fragte er dann noch, denn Calvena sah etwas unter Druck aus.

  • Marcus hingegen hatte es bequem. Keine Alpträume suchten ihn in Calvenas Zimmer heim. Er schlief tief und fest – aber auch nicht länger als sonst. Wie immer sehr früh am Morgen, zu dieser Jahreszeit pflegte die Sonne gerade aufzugehen, begann er sich im Schlaf zu recken und erwachte kurz darauf. Mit dem ersten Wimpernschlag wusste er, wo er sich befand. Mit dem zweiten saß er auf und sah sich nach der eigentlichen Bewohnerin des Cubiculums um. Sie war nicht im Bett, wo er nachts neben ihr eingeschlafen war. Dock bevor der Schreck sein Herz erreichen konnte, erblickte er sie schlafend in einem Korbsessel.


    Lächelnd wühlte er sich aus den Decken und ging zu der Schlafenden. Einen Moment blieb er unschlüssig vor ihr stehen. Sollte er sie schon wieder wecken? Vielleicht würde sie ihm böse sein, wenn er schon wieder Grund für eine Ruhestörung. Aber vielleicht war es besser, wenn er ihr ihr Bett überließ. Der Sessel sah wirklich unbequem aus.


    Mit einem Schulterzucken entschied der Knabe sich. “Vena!“ flüsterte er dann leise aber nachdrücklich und wartete ab, ob sie reagierte oder weiter schlief.

  • Zitat

    Original von Volubilis Vitale
    "Ich gewöhne mich langsam an das Leben in Rom." antwortete Vitale. "Ich habe jetzt übrigens einen kleinen Raum als Officum für meine Schreibarbeiten. Wenn du mich einmal brauchen solltest, kannst du mich dort finden. Kann ich dir noch bei den Vorbereitungen helfen?" fragte er dann noch, denn Calvena sah etwas unter Druck aus.



    „Das freut mich! Ich hab mich ganz schön Unwohl gefühlt, als ich nach Rom gekommen bin“, gab sie zu, auch wenn dieses Unwohlsein auch auf andere Dinge bezogen werden konnte. Es war vielmehr der Umstand gewesen wie es sie in die ewige Stadt verschlagen hatte. Eine ähnliche traurige Geschichte verbarg sich ja auch hinter Vitales Gründen.
    Der Scriba berichtete von seinem kleinen Officium im Haus. Anscheinend fühlte er sich sehr wohl in der Casa Germanica und nun hatte er auch einen kleinen Rückzugsort um dort seiner Arbeit ganz entspannt nach gehen zu können. Die Frage ob er ihr etwas Arbeit abnehmen konnte, ließ sie kurz eine Grimasse schneiden, denn ihr Blick fiel sogleich wieder auf den Webrahmen.
    „Nicht wirklich“, antwortete sie. „Es gibt ein paar Dinge die ich selbst machen muss!“ Dann lächelte schief. „Nur hab ich zwei Linke Hände wie es aussieht!“ Sie versuchte ihre Unfähigkeit mit Humor zu nehmen. Was aber nicht wirklich überzeugend war.


    Sim-Off:

    Sorry, voll übersehen!

  • Zitat

    Original von Marcus Germanicus Pius
    Marcus hingegen hatte es bequem. Keine Alpträume suchten ihn in Calvenas Zimmer heim. Er schlief tief und fest – aber auch nicht länger als sonst. Wie immer sehr früh am Morgen, zu dieser Jahreszeit pflegte die Sonne gerade aufzugehen, begann er sich im Schlaf zu recken und erwachte kurz darauf. Mit dem ersten Wimpernschlag wusste er, wo er sich befand. Mit dem zweiten saß er auf und sah sich nach der eigentlichen Bewohnerin des Cubiculums um. Sie war nicht im Bett, wo er nachts neben ihr eingeschlafen war. Dock bevor der Schreck sein Herz erreichen konnte, erblickte er sie schlafend in einem Korbsessel.


    Lächelnd wühlte er sich aus den Decken und ging zu der Schlafenden. Einen Moment blieb er unschlüssig vor ihr stehen. Sollte er sie schon wieder wecken? Vielleicht würde sie ihm böse sein, wenn er schon wieder Grund für eine Ruhestörung. Aber vielleicht war es besser, wenn er ihr ihr Bett überließ. Der Sessel sah wirklich unbequem aus.


    Mit einem Schulterzucken entschied der Knabe sich. “Vena!“ flüsterte er dann leise aber nachdrücklich und wartete ab, ob sie reagierte oder weiter schlief.


    Elissa wäre wohl aus allen Wolken gefallen, wenn sie ihre Herrin in dieser merkwürdigen Haltung im Korbstuhl hätte schlafen sehen und sich vor allem gefragt warum sie ihr bequemes Bett gegen den Stuhl eingetauscht sein. Marcus jedenfalls konnte sich nicht beschweren, er hatte es gemütlich und jede Menge Platz. Er hatte sie schließlich mehr oder weniger unbeabsichtigt aber erfolgreich aus ihrem Bett vertrieben. Ein Vorteil hatte das ganze, sie schlief recht ruhig, ansonsten wäre sie wohl auch auf den Boden gefallen. Etwas erschrocken schreckte sie hoch, als sie ihren Namen hörte. „Autsch!“ sagte sie und griff sich an den Nacken. Das hatte sie nun davon. Mit etwas Glück würde ein Bad die Verspannungen lösen. Etwas verschlafen und sich den Hals reibend sah sie Marcus an. „Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“ fragte sie den Knaben und streckte sich, was die Schmerzen in ihrem Nacken nicht gerade milderten. Kurz verzog sie das Gesicht.

  • Marcus beobachtete und stellte fest, dass die liebste erwachsene Bewohnerin des Hauses nicht sonderlich ausgeruht aussah. Er nickte rücksichtsvoll unspektakulär und runzelte dann die Stirn. “Aber du nicht, oder?“ Er fing an unruhig von einem Fuß auf den anderen zu treten. “Du kannst dich ja wieder in dein Bett legen und noch etwas schlafen. Du siehst ein bisschen müde aus.“ Er selbst war ja zumeist ein kleines Stehaufmännchen. Kaum waren die Augen geöffnet, war er auch schon putzmunter und zu allen Schandtaten bereit. Dann hellte sich sein Gesicht auf. Offenbar hatte er gerade eine Idee. “Und ich gehe runter in die Küche und sage den Sklaven, dass sie dir ein schönes Frühstück machen können.“ Er strahlte, fand diese Idee offenbar spitzenklasse. Er wollte sich wohl revangieren.

  • Calvena verbarg ein Gähnen hinter ihrer Hand. Sie war müde, sie hatte schon besser geschlafen. Zwar auch schon schlechter, aber sie bevorzugte es ausgeruht zu sein. Wieder musste sie sich den Nacken reiben, die Verspannung war wirklich unangenehm. Sie lächelte Pius zu, als er sich einfühlsam zeigte. „Es geht schon“, meinte sie lächelnd und winkte dann sein Angebot ab zurück ins Bett zu gehen. „Ich werde mir ein Bad gönnen, danach geht’s mir wieder besser!“ meinte sie zuversichtlich. „Aber deine Idee mit dem Frühstück ist toll. Wir können ja dann gemeinsam anschließend frühstücken!“ schlug sie ihm dann vor. Das Bad würde ihr die Gelegenheit geben die Lebensgeister zu wecken. Außerdem würde sie dann ein wenig Zeit für sich haben. Suchend sah sie sich in ihrem Zimmer um, stand auf und wühlte dann mehr oder weniger kurz in ihrem Schrank herum bis sie das gesuchte Kleid fand.

  • Die Idee konnte Marcus ja nur toll finden. “Au ja! Du gehst Baden und ich geh in die Küche und warte dann im Triclinium auf dich.“ Er strahlte, dann wurde sein Gesicht gar noch heller. “Vorher, also bevor ich ins Triclinium gehe, ziehe ich mich um, wasche mich und vielleicht ist ja Sabina schon wach. Aber ich glaube nicht.“ Er grinste. Dann stand er da, mitten im Zimmer, und dachte kurz nach. Vena hatte sich ein Kleid herausgenommen. Marcus lächelte sie kurz wie ein Unschuldslämmchen an (sodass man nur Panik bekommen konnte, was er jetzt schon wieder ausheckte). Dann ging er auf Vena zu, langsam, etwas unschlüssig, aber dann doch sehr entschlossen. Er schlang die Arme um ihre Mitte und sah nach einem Moment in ihr Gesicht. “Du bist ein netter Mensch, ich hab dich lieb.“

  • Ihre Idee fand Anklang bei dem Jungen, er war regelrecht begeistert und der Tatendrang war ihm anzusehen. Kurz lächelte sie ihm zu und nickte. „Ich werde mich beeilen“, versprach sie ihm, da er sicherlich Hunger hatte und sie ihn nicht unnötig lange warten lassen wollte. Der Tunika folgte eine passende pala und als Elissa kurz den Kopf rein steckte schickte sie diese ins Bad, damit sie dieses vorbereiten konnte.
    Etwas überraschend kam die Zugneigungsbekundungen von Marcus. Sie freute sich darüber und streichelte ihm über den Schopf. „Danke! Ich hab dich auch Lieb!“ erklärte sie ihm dann ernst. Anscheinend sehnte er sich nach Zuneigung. Es würde wohl auch nicht für Pius leicht werden, wenn sie dann schon bald auszog. Leise seufzte sie, da hatte sich Sabina damit abgefunden, dass Calvena schon bald das Haus verlassen würde und nun kam Marcus, dem es wohl gar nicht behagen würde, eine seiner wenigen Bezugspersonen ziehen zu lassen. Marcus und Sabina würden sie besuchen dürfen, so oft sie wollten.
    „Ab mit dir!“ scheuchte sie ihn dann mit einem sanften Lächeln aus ihrem Zimmer. „Sonst werden wir auf unser Frühstück warten müssen!“ zwinkerte sie ihm zu und folgte ihm dann. Ihr Weg würde sie ins Bad führen und der von Marcus in die Küche und in sein Zimmer.

  • Er lächelte und hopste davon, offensichtlich in Höchstlaune.


    Mit Bezugspersonen war das bei Marcus so eine Sache… Gerade mit den weiblichen. Er hatte ein großes Defizit, was das anbelangte. Seine Mutter starb früh und aufgrund des Lebensstiles, dem er wegen den beruflichen Pflichten seines Bruders unterworfen war, hatte er selten näheren Kontakt zu Frauen gehabt. In Rom jetzt hatte er gar einige. Da waren Bia und Calvena. Erstere übernahm mehr so die Funktion der strengen Mutter. Calvena war anders. Streng konnte sie auch sein, aber sie zeigte viel mehr Wärme.

  • Einige Tage nach Calvenas desaströsen und erschreckend stümperhaften Versuchen an Laevinas eigenem Webstuhl stand diese mit einem unauffälligen Bündel unter dem Arm vor dem Cubiculum ihrer Großnichte. Am liebsten wäre sie natürlich wie immer einfach unangekündigt ins Zimmer hineinmarschiert, aber in Anbetracht ihrer in dieser Hinsicht etwas delikaten gemeinsamen Vorgeschichte und der in knapp zwei Wochen bevorstehenden Hochzeit entschied sich die alte Germanica ausnahmsweise für den zwar langweiligen aber dafür stressfreieren Weg und klopfte an. Hoffentlich ließ das Mädchen sie nicht allzu lange warten, denn für Laevina gab es nichts schlimmeres als untätig zeronnene Zeit.

  • Zwei Wochen waren es nur noch. Zwei sehr kurze Wochen, denn irgendwie verging die Zeit wie im Fluge. Ihre Verpflichtungen im Tempel, die Hochzeitsvorbereitungen die Treffen mit ihren Freundinnen und die vielen Kleinigkeiten sorgten dafür, dass der Tag nicht genug Stunden hatte. In ihren wenigen freien Minuten hatte sie sich dann mit Laevina zusammen gesetzt und versucht ihre Tunica recta zu weben, was zu keinem befriedigendem Ergebnis geführt hatte. Dieser Punkt sorgte für zunehmende Panik bei ihr und die alte Germanica schien die Geduld zu verlieren. Die Idee durchzubrennen und die ganze Hochzeit abzublasen, war irgendwie verlockend, aber das konnte sie dann Serrana nicht antun, schließlich war es ihr gemeinsamer großer Tag… Calvena war frustriert, das beschrieb ihren Gemütszustand ziemlich genau. Sie saß in einem der beiden Korbsessel und starrte ein wenig missmutig einen imaginären Punkt an der Wand an. Unerwartet wurde sie aus ihren Grübeleien gerissen als es klopfte. Wer da wohl was von ihr wollte? Sie erhob sich und öffnete die Tür und sah zu ihrer Verwunderung Laevina davor stehen. Was wollte die denn hier? Sich an ihrer Verzweiflung weiden? Zu zutrauen wäre es ihr jedenfalls. Dennoch zwang sie sich nicht gleich giftig die Alte fort zu schicken. Schließlich war sei nicht schuld an ihrer schlechten Laune. Ganz im Gegenteil sie versuchte ihr ja nur zu helfen.
    „Salve“, grüßte sie diese und ließ sie dann einfach erst einmal herein. „Möchtest du was trinken?“ fragte sie und wollte nur zu gern wissen, was Laevina in ihr Zimmer verschlagen hatte.

  • Zu ihrer großen Erleichterung stellte Laevina fest, dass Calvena weder ihre Harfe noch irgend ein anderes Musikinstrument in den Händen hielt, als sie den Raum betrat. Man hatte ihr nach den Fontinalia zwar zugetragen, dass das Mädchen eine wirklich bemerkenswerte Singstimme hatte, aber die alte Germanica hatte es aus unerfindlichen Gründen immer schon gehasst, anderen Leuten beim musizieren oder gar singen zuzuhören. Das machte sie jedes Mal unfassbar aggressiv und nötigte sogar ihrer schier unerschütterlichen Selbstbeherrschung einiges ab. Nein, Calvena musizierte nicht und sah irgendwie auch gar nicht besonders gut gelaunt aus, ein Umstand, über den Laevina sich vor wenigen Wochen diebisch gefreut hätte. Naja, ein wenig amüsierte es sie auch jetzt, aber das war wahrlich nicht dasselbe. Ob sie wohl alt und rührselig wurde, wie so viele andere alten Schachteln ihres Alters?
    Falls ja, musste da dringend gegengesteuert werden!


    Den Gruß unerwidert lassend marschierte Laevina schwungvoll ins Zimmer und drückte Calvena dann das in unauffälligen Leinenstoff eingeschlagene Bündel gegen die Brust. "Hier, probier das mal an. Noch ist Zeit genug, um etwas zu ändern, falls die Länge oder sonst irgendwas nicht stimmen sollte."

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