Atrium | Der Sklavenjäger ist da! - Der Jäger Ib

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    Phoebus führte den Fremden ins Atrium. Er gehörte nicht unbedingt zu der Sorte Besucher, denen man ohne Weiteres eine Erfrischung anbot. Er bot ihm auch keinen Platz an, sondern ließ ihn einfach stehen. Bevor er die Herrschaften von der Anwesenheit des Sklavenjägers unterrichtete, sah er sich noch einmal verunsichert um. Wenigsten hatten sich die beiden Sklaven im Atrium postiert, die auf den Fremden ein Auge werfen sollten.

  • Schweigend war er dem Knaben gefolgt und wartete nun allein, wenn auch unter strenger Beobachtung auf die Person oder die Personen, die mit ihm sprechen würden. Unauffällig sah er sich um. Für seinen Geschmack eindeutig zu pompös und luxuriös. Vielleicht war der wichtigst Wesenszug eines Bewohners dieser Räumlichkeiten, dass er bei all diesen Annehmlichkeiten nicht zu sehr abschlaffte und verweichlichte. Catubodus traute sich nur eingeschränkt derart viel Standhaftigkeit zu.
    Erneut schob er geschickt sein Süßholzstückchen im Mund umher. Verdammt! Das würde man sicher für unhöflich halten. Suchend blickte er sich um. Doch es war nichts zu sehen, das geeignet schien sein Kauobjekt verschwinden zu lassen. Dann kam ihm eine zündende Idee, die ihn Schmunzeln lies. Vielleicht war es ein wenig gewagt und auf jeden Fall war es zu dick aufgetragen, doch er konnte es sich beim besten Willen nicht verkneifen. Er winkte einen seiner Aufpasser heran, hielt ihm mit Daumen und Zeigefinger das Wurzelstückchen hin und sagte mit einem Ton der klang als wäre es für ihn das natürlichste auf der Welt:


    "Entsorg das!"

  • Grimmig, derart war der Ausdruck von Marcus schon den ganzen Tag, eigentlich seitdem er erfahren hatte, daß eine ganze Abteilung von Sklaven verschwunden war, aber genauso seine Ehefrau mit sich verschleppt hatten; seinen ersten Impuls, ein Pferd zu nehmen und den Sklaven hinter her zu reiten hatte Marcus nach einigem tiefen Durchatmen wieder verworfen; er konnte hier nicht weg im Moment, gleichwohl es ihn in den Fingern juckte und er sich große Sorgen um Epicharis’ Wohlergehen machte. Gerade, als er dabei war, eine Notiz an einige alte Soldatenbekannten zu schreiben, die er auf die Sklaven hetzen wollte, klopfte es sachte an der Tür zu seinem Zimmer.
    „Herein!“
    Ein Sklave streckte seinen Kopf durch die leicht geöffnete Tür.
    „Herr, da ist ein Mann, der von der Flucht erfahren hat. Er scheint ein Sklavenjäger zu sein.“
    - „Ein Was?“
    „Jemand, der für Geld entflohene Sklaven wieder einfängt. Wenn die vigilen dazu nicht in der Lage sind, dominus!“
    - „Hm…ist er schon im Hause?“
    Der Sklave nickte; Marcus legte die Schreibutensilien zur Seite und erhob sich, um an den Sklaven vorbei in Richtung des atrium zu laufen; da er heute alle Amtsangelegenheiten abgesagt hatte, trug er – wie oft im Hause – nur eine recht einfache Tunika und seine Haussandalen. Marcus musterte den Fremden einige Herzschläge lang und versuchte einzuschätzen, mit was für einen Schlag Mensch er da zu tun hatte, wobei er die letzten Worte von Catubodus aufschnappte und prompt seine linke Augenbraue - in höchst flavischer Manier, womöglich eher gracchischer Art - anhob und den Mann einen Herzschlag lang geringschätzig musterte.
    Salve!“
    Marcus nickte dem Mann reserviert, aber nicht abweisend zu.
    „Ich habe gehört, daß Du unsere Sklaven wieder einfangen kannst. Hast Du Erfahrung in so etwas?“

  • Kaum hatte er sich seiner Last entledigt, als er auch schon begrüßt wurde. Trotz der Größe der Villa schienen die Wege im Inneren erstaunlich kurz gehalten zu sein. Wegen seiner Ablenkung hatte er kaum Zeit im Herannahen des Mannes diesen einzuschätzen. Was er allerdings trotz der ziemlich schlichten Tunika an der Haltung des Mannes erkannte, war ein gewisser aristokratischer Zug, der zusammen mit der Qualität der einfachen Tunika verriet, das er nun tatsächlich vor einem Flavier stand. Offen hielt er dessen Blick stand und verbeugte sich nur leicht als er antwortete:


    "Salve Dominus. Es wäre beileibe nicht das erste Mal, dass ich mich mit derlei Angelegenheiten beschäftige."


    Er hätte nun auch großartig aufschneiden können, wie das die Händler auf den Märkten zu tun pflegten. Doch das hätte eher zu Eutychides von Pergamon oder Callianax von Lugdunum gepasst. Da er aber nicht Inkognito unterwegs war unterließ er wohlweislich derlei Anpreisungen. Er war sich seiner Fähigkeiten sicher und er hatte in der Tat bereits an einigen Sklavenjagten teilgenommen und auch schon eine geleitet. War nur die Frage ob der Flavier, der durchaus etwas größer als er selbst war, ihm das auch zutrauen würde.


    [SIZE=1]edit: Körpergrößen angepasst[/SIZE]

  • Dominus? Das zeugte doch von Respekt, oder? Auf jeden Fall gefiel es Marcus und sein verschloßenes Gesicht von vor wenigen Herzschlägen entspannte sich marginal, unbedeutend, weil seine Frau verschleppt, sein ehemaliger Leibsklave geflohen war und der Parther sich aus dem Staub gemacht hatte. Wie sollte man da noch eine gute Laune bekommen? Und das zeigte sich natürlich auch auf dem Gesicht des Flaviers, der langsam nickte als er die Antwort vernahm. Jemand mit Erfahrung war natürlich von Vorteil, selbst wenn er den Mann nicht alleine auf seine Sklaven hetzen wollte, ein wenig ein Kontrollfaktor war schon notwendig, nur was…und wie? Ein Teil seiner Gedanken drehte sich kreisend und träge um das Problem.
    „Nun, die Erfahrung wirst Du auch brauchen, die Sklaven, die geflohen sind, sind reichlich gefährlich.“
    Etwas, was er für den Preis nicht hätte erwähnen sollen, aber das war nur sekundär wichtig, in erster Linie kam es Marcus darauf an, daß die Sklaven eingefangen wurden und seine Ehefrau gesund nach Hause zurück kam.
    „Es sind drei Sklaven, die geflohen sind. Ein Sklave namens Hannibal, er dient mir eigentlich schon recht lange und er kennt sich in Italia gut aus. Dann ein Parther namens Cassim. Er ist erst seit einigen Monaten in der villa und ein…ähm…Barbar namens Chimerion.“
    Wo dieser her kam, wußte Marcus nicht, aber letztendlich war das ohne Bedeutung.
    „Sie haben eine Geisel dabei und eine junge Sklavin, die auch nicht ganz freiwillig mitgekommen ist. Traust Du es Dir zu, die Sklaven wieder einzufangen. Und wenn ja, was benötigst Du dafür an Ausrüstung, Sklaven oder sonstigem?“
    Die Zeit brannte Marcus unter den Nägeln und er wollte keine lange Reden verschwenden, wenn er doch gleich zum Punkt kommen konnte, der wichtig war.

  • Der junge Phoebus hatte mich in einer ungünstigen Situation erwischt. Ich war nicht darauf vorbereitet, Besucher zu empfangen, und schon gar keine peregrinen Sklavenfänger, wie der Junge mir berichtet hatte. Doch hatte dies meine Neugier geweckt. Je mehr Zeit verstrich und ich, wir untätig hier zubrachten, desto größer wurde der Vorsprung der Sklaven.... Ich wollte ihn wieder haben, kostete es, was es wolle. Das hatte ich mir geschworen!


    Charis tat ihr Möglichstes, um mir auf die Schnelle ein einigermaßen ansprechendes Auftreten zu verschaffen. Die dunklen Ränder unter meinen Augen verschwanden unter ägyptischer Schminke. Auf Schmuck verzichtete ich, da ich ja nur eine einfach gehaltene Tunika trug. Lediglich meine Frisur hatte die Sklavin neu geordnet.
    Leicht verspätete traf ich, in Begleitung meiner Leibsklavin im Atrium ein. Marcus hatte sich bereits zu dem Besucher gesellt und man hatte, wie mir schien, bereits mit den Verhandlungen begonnen.
    "Thraker! Chimerion, er ist Thraker.",ergänzte ich Marcus. Natürlich war Thraker fast gleichbedeutend mit der Bezeichnung Barbar.
    "Salvete!", begrüßte ich beide Männer gleichermaßen. Marcus nickte ich freundlich zu, während ich den Peregrinen etwas abschätzig musterte. Das sollte ein Sklavenfänger sein?! Nun ja, ich hatte in meinem bisherigen Leben noch keinen einzigen gesehen. Dies stellte also eine Premiere dar. Aber wie ein Sklavenfänger sah er nun gerade nicht aus. Sicher hatte ihn Marcus bezüglich seiner Erfolgsquote bereits ausgequetscht.
    Vorerst schwieg ich und lauschte dem sich anbahnenden Gespräch. Zur passenden Gelegenheit wollte ich mich einbringen.

  • Aufmerksam nahm Catubodus die Informationen auf, die sein Gegenüber ihm mitteilte und mit einem eilig gezückten Griffel kratzte er sich einige Notizen in eine ebenso schnell hervorgezauberte tabula. Diese waren allerdings nur für die Berechnung des Preises notwendig. Natürlich würde er alles Relevante im Gedächtnis behalten. Was nicht ganz einfach war, denn die Sätze des Aristides waren bis zum Bersten mit Nützlichem angefüllt. Kein Wort war zuviel. Eine Geradlinigkeit, wie sie Catu sehr schätzte. Als die Dame mit ihrer Begleitung heran trat begrüßte er auch sie mit einer leichten Verbeugung und einem leisen "Salve, Domina", schließlich wollte er den Herrn ja nicht unterbrechen. Sie wusste ja gar nicht wie wichtig ihre Information sein konnte. Entlaufene Sklaven strebten oft, wenn auch nicht immer dem Land ihrer Ahnen zu. Somit war auch die Kenntnis ihrer Herkunft nicht selten ein wichtiges Puzzlestück bei ihrer Verfolgung.


    "Sie zu finden und einzuholen traue ich mir sehr wohl zu. Allerdings brauche ich dazu alle Informationen die du mir geben kannst. Weist du denn wo jener Hannibal seine Ursprünge hat? Gibt es Hinweise über ihr vorläufiges Ziel? Wie sieht es mit Ausrüstung, Bewaffnung und reiterischen Fähigkeiten er Gruppe aus?"


    Ohne Klärung dieser Fragen würde einfach zu viel wertvolle Zeit mit Irrwegen verschwendet. Catubodus hoffte inständig, dass schon erste eigene Nachforschungen angestrengt worden waren, wie die Erkundigung nach der Wache des Stadttores, durch das sie geflohen waren, deren Verhör und dergleichen. Zumal er als Peregriner da nicht so leicht an Informationen kam.
    Eine Geisel und eine halbe gab es auch noch? das verkomplizierte die Lage allerdings, würde die Gruppe vermutlich aber auch bremsen. Da diese vermutlich befreit werden sollte und die Sklaven ja lebend eingefangen werden sollten - davon ging Catu aus - würde er wohl Unterstützung brauchen. Da ihm diese auch umgehend angeboten wurde ging er auch darauf ein:


    "Sie alle zu überwältigen dürfte allerdings nicht ganz so leicht werden und jede Unterstützung ist mir dabei willkommen. An Ausrüstung brauche ich noch so einiges. Ich habe mich noch nicht vorbereitet, da ich ja nicht wusste ob an dem Gerücht etwas wahres dran ist. Ich kann mich selbst ausrüsten und es auf die Spesenrechnung setzten oder du stattest mich aus und und ich bringe zurück, was kein Verbrauchsgut ist."


    Es war ihm eigentlich gänzlich egal welchen Weg der Flavier bevorzugte. Er würde ihn nicht übervorteilen. An geschicktesten wäre es wenn er direkt vor Ort samt seiner etwaigen Unterstützung ausgestattet würde. Dann müsste er nur noch seine Waffen holen und könnte umgehend loslegen.

  • Zufrieden deutete Marcus ein Nicken an, es würde sich erweisen, ob es bei dem Mann um einen Aufschneider oder einen Könner sich handelte; aber er würde den Mann sicher nicht alleine auf die Jagd nach den Sklaven schicken und ihm noch einige Sklaven seines 'Vertrauens' mitgeben; so schlug er zwei Fliegen mit einer Klappe, die Sklaven hatten jemand, der sie anführte und koordinierte, hoffentlich mit Können die Jagd anleitete und gleichzeitig würde er einen der Sklaven darauf aufmerksam machen, dafür zu sorgen, daß alles gut über die Bühne ging, nur welchen Sklaven? Nachdenklich runzelte Marcus für einige Herzschläge die Stirn und nickte einen Moment fahrig bei den Worten des Catubodus, ehe ihm eine Idee kam. Marcus winkte einen der Sklaven heran und flüsterte ihm etwas zu, ehe dieser sich mit dem Auftrag davon machte.
    „Hannibal? Der Sklave ist schon sein ganzes Leben lang ein Sklave, um genau zu sein, entstammt er einer flavischen Sklavenlinie, eigentlich sind diese Sklaven uns bis zum Tode loyal, aber es gibt immer wieder einige schwarze Schafe. Geboren wurde er in Baiae, wie ich, und er kennt sich in diesem Land hervorragend aus, wie ich. Laut meines Wissenstandes ist ihr Ziel Ravenna, wahrscheinlich wollen sie von dort aus ein Schiff nehmen, womöglich sogar nach Syrien. Die Gruppe ist wohl mit Pferden ausgerüstet, sie haben einige aus dem Stall gestohlen. Wieviel an Waffen und Geld ihnen zur Verfügung steht, weiß ich nicht. Ansonsten...Hannibal ist ein miserabler Reiter. Cassim hinwieder müsste das exzellent beherrschen, er war mal Soldat bei der Elitereiterei der Parther und da kommt man nicht hin, wenn man es nicht wirklich beherrscht. Chimerion...?“
    Marcus warf Celerina einen fragenden Blick zu, denn über ihren Sklaven wußte Marcus reichlich wenig, eigentlich gar nichts, er konnte noch nicht mal ein Gesicht mit dem Namen verbinden.
    „An Ausrüstung kannst Du alles hier in der villa erhalten, was Du und die Anderen brauchen, sowohl Pferde, Waffen, Proviant und ähnliches. Es kann binnen einer hora alles bereit sein. Ich werde Dir eine Handvoll Sklaven mitgeben, custodes, und eine ehemalige gladiatrix, die Sklavin des flavischen Haushaltes ist, ihr Name ist Penthesilea.“
    Nach eben jener hatte er den Sklaven vorhin schicken laßen und er hoffte, daß die junge Frau sich sputen würde, im atrium zu erscheinen.
    „Was verlangst Du als Bezahlung?“

  • Im Grunde jagte eine Peinlichkeit die nächste, wenn es darum ging, über Chimerion zu berichten. Nur die Götter wußten, wie er es geschafft hatte, mich so um den Finger zu wickeln. Doch wenn ich den Thraker wieder haben wollte, mußte ich dem Sklavenjäger alle Informationen geben, die ich hatte. Und ich wollte ihn, einfach nur, um ihn in die Augen zu schauen und herauszufinden, warum er das getan hatte. Was ich danach mit ihm machen würde, darüber war ich mir noch nicht im Klaren. Wenn er für die Entführung Epicharis´ verantwortlich war, dann gab es für ihn nur noch eins, das Kreuz!
    "Nun, wie ich bereits sagte, er ist Thraker. Er ist ein Freigeborener und ist seit gut einem Jahr Bestandteil meines Haushalts. Davor gehörte er einem Decurio aus Germanien, der ihn nach Hispania schickte, um ihn dort zum Gladiator ausbilden zu lassen. Von dort ist er geflohen." Als ich offenbarte, daß dies nicht die erste Flucht des Sklaven war, traute ich mich kaum noch, Marcus und den Peregrinus anzuschauen. Ich hätte einem Geflohenen niemals so viel Vertrauen entgegen bringen dürfen. Ich hätte ihn damals schon brandmarken lassen sollen, damit er für Jedermann als Sklave erkennbar war. Ich hätte, ich hätte, aber ich tat es nicht. Doch es sollte noch besser kommen!
    "Chimerion war mein Custos Corporis. Ich habe ihm voll und ganz vertraut und erlaubte ihm sogar, mit Cassim, dem anderen Flüchtigen, zu trainieren. Er ist ein guter Reiter, wie er mir einmal versicherte und… ich habe ihm das Pferd geschenkt, mit dem er nun geflohen ist." Am liebsten Wäre ich im Boden versunken.


    Natürlich wollte ich auch alles mir mögliche dazu beitragen, um die Sklaven wieder zu beschaffen. Geld spielte keine Rolle! Und wenn ich meine letzte Sesterze dafür ausgeben mußte, ich hätte sie gegeben. Für einen Augenblick dachte ich darüber nach, meinen Parther mit auf die Jagd zu schicken. Schließlich war er ja auch einer dieser Kataphrakte gewesen. Doch ich verwarf den Gedanken gleich wieder. Ein verlorener Sklave war durchaus ausreichend. Außerdem bot Marcus seine Gladiatorin an, die er nach den Spielen erworben hatte.

  • Zwei Tauben gurrten auf dem roten Dach des Stalls über mir. Ich saß auf einem Holzblock und kaute gelangweilt auf einem Strohalm herum. Es fiel mir nicht im Traum ein dem Knecht hinter mir zu helfen der den Stall ausmistete, obwohl er mir immer wieder wie Wurfdolche böse Blicke in den Rücken schickte. Vielleicht hätte mir die Arbeit sogar gut getan denn ich langweilte mich ganz schrecklich. Schon seit vier Wochen war ich in dieser Villa und hatte merken müssen dass sie meine Arbeit eigentlich kaum brauchten. Die Familie meines Herrn Flavius Gracchus ging selten in die Stadt und brauchte deswegen in den eigenen vier Wänden natürlich keine Leibwächterin. Ich war aber das tägliche harte Training in der Gladiatorenschule gewöhnt. Aufstehen bei Morgengrauen, einige Stunden gegen die Strohpuppen kämpfen, die Muskeln stählern und am Nachmittag dann gegeneinander Übungskämpfe mit Holzwaffen führen. Und genauso vermisste ich die Abende unter meinen Kameraden und Freunden wenn wir aus der Schule durften und uns von den alten Preisgeldern einen billigen Fusel leisteten. Die Villa hatte ich nur einmal ganz kurz verlassen dürfen und mit den Sklaven war hier reichlich wenig anzufangen. Gut am Anfang hätte ich mich kaum entfernen können denn ich musste immer noch die Wunden des letzten Gladiatorenkampfs ausheilen lassen. Ich spürte die Wunde an der Schulter immer noch.


    Ich schloss meine Augen und ließ die warmen Sonnenstrahlen auf meine Karamellhaut scheinen. Endlich kam der Frühling nach Rom und das Frieren in den bescheidenen Unterkünften der Sklaven würde hoffentlich bald ein Ende haben. Ein Schatten trat zwischen mich und die liebkosende Sonne. Ich öffnete blinzelnd die Augen und spähte zu dem Mann hoch. »Dominus Aristides erwartet dich im Atrium.«
    »So? Warum?«
    »Woher soll ich das wissen?? Du solltest dich aber beeilen!!« Ich warf den Strohhalm auf den Boden und erhob mich geschmeidig. Ich beachtete den Sklaven nicht mehr und lief in die Villa. Inzwischen konnte ich mich auch einigermaßen in dem Anwesen zurecht finden und so gelangte ich in die große und pompöse Eingangshalle der Patrizier. Meine Augen streiften die Flavierin die ich nur aus weiter Ferne gesehen hatte. Und wenn man den Gerüchten unter den Sklaven Glauben schenken durfte dann war das auch gut so. Den Flavier hatte ich seit dem er mich aus der Schule geholt hatte auch nicht mehr gesprochen. Und der dritte war mir völlig unbekannt. Abschätzig musterte ich ihn. »Dominus?« Ich neigte respektvoll meinen Kopf und strich anschließend meine langen und schwarzen Locken zurück. Sie fielen über die lange und weinrote Tunika, die ich von einem Verwalter erhielt. Sie ging mir bis zu den Knien, doch ich hatte sie an der Seite bis zur Mitte des Oberschenkels aufgeschlitzt um mehr Beinfreiheit zu haben. Dazu trug ich dunkelbraune Ledersandalen die über meine trainierten Waden gebunden waren.

  • Aufmerksam lauschte Catubodus des Worten des Flaviers, schließlich konnte jedes Detail wichtig sein. Dieser Hannibal kannte sich in Italia aus, dann würde er wohl ausreichend Schleichwege kennen um nicht die Straßen benutzen zu müssen. Schade. Allerdings konnte man auf Straßen schneller reisen. Nach Ravenna wollten sie womöglich? Catubodus behielt im Hinterkopf, dass er da unbedingt noch nachfragen musste.
    Wie vermutet waren sie beritten, der Italiker war allerdings kein guter Reiter. Das hörte sich ja schon besser an. Auch wenn Catubodus eine Täuschung von Seiten des Hannibal in Betracht zog, allein schon wegen des Namens. Nicht so angenehm war hingegen die Aussicht einem parthischen Elitereiter gegenüberzustehen, auch wenn dieser wohl nicht gerüstet war. Sein Großvater hatte ihm einst Geschichten über diese Panzerreiter erzählt und wenn nur die Hälfte stimmte, was er annahm, da sein Großvater sich ja im Osten als Söldner verdingt hatte, konnte diese Jagt durchaus heiter werden.
    Nicht zu vergessen der thrakische custos corporis, der nicht zu ersten mal floh. Auf dem Pferd floh, das seine Herrin ihm geschenkt hatte! Welch eine Ironie. Catu konnte sich eines schelmenhaften Lächelns nicht erwehren, wurde einen Augenblick später jedoch so ernst wie zuvor.
    Zu seiner Erleichterung wurden die Nachrichten allerdings zunehmend besser. Nicht nur, dass man ihn ausrüsten würde, nein, auch auf tatkräftige Unterstützung konnte er augenscheinlich zählen. Dass er damit auch unter Beobachtung stand war ihm durchaus bewusst. Doch es war ihm einerlei.


    "Solange ihr und den anderen klar ist, wer die Leitung hat, ist mir das recht.
    Wie sicher ist, das heißt woher hast du die Information bezüglich Ravenna?"


    Nun blieb noch der finanzielle Teil zu regeln. Catu überlegte kurz. Er hatte schon allerlei Erfahrungen jedweder Art gemacht, was das anging. Was mochte wohl der zufriedenstellendste modus operandi sein? Schließlich machte er einen Vorschlag:


    "Zum einen bräuchte ich eine Art Spesenkonto für unerwartete Ausgaben. Für den Fall etwa, dass wir tatsächlich eine Schiffspassage nehmen müssen und dergleichen. Mindestens 500 sollte ich zur Verfügung haben, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Was die eigentliche Erfolgsprämie angeht, so kommt es darauf an was dir die Geisel und die Sklaven wert sind."


    Catubodus hatte sich zuletzt in Alexandria auf Sklavenjagd begeben und es mochte wohl sein, dass die Preise für derlei Dienste von jenen dort abwichen. Also sondierte er erstmal und gab die Problematik des ersten Angebots zunächst an den Flavier zurück.
    Mit einem Seitenblick musterte er flüchtig die herangetretene Sklavin. Nach der Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen zu urteilen war sie die angekündigte gladiatrix. Da er zum einen nicht zum Vergnügen hier war und sie zudem mit ihrer dunklen Haut trotz ihrer atemberaubenden Figur nicht sein Typ war, wandte er sich umgehend wieder den Römern zu.


    [SIZE=6]edit: ich hatte die dunkle Schönheit versehentlich ignoriert[/SIZE]

  • Aus den Augenwinkeln bemerkte Marcus das Herannahen der Sklavin, nach der er den anderen servus eben noch geschickt hatte; zufrieden nickte Marcus marginal auf ihr Erscheinen und deutete ihr, etwas näher und in die Szenerie zu treten; ehedem er sich wieder dem Sklavenhändler widmete, die junge Sklavin würde ihren Auftrag schon noch erfahren, sobald er das Geschäftliche mit dem Fremden geregelt hatte und sie zu einer Einigung kamen.
    „Sie sind Sklaven, sie befolgen Befehle. Bezüglich Ravenna, nun, wie ich vorhin sagte, ist eine Sklavin unfreiwillig mitgenommen worden. Sie hat uns eine Nachricht hinterlaßen, wo die Sklaven hin wollen und was ihre Pläne sind; zumindest die erste Etappe scheint sie erfahren zu haben. Es ist auch nicht ganz abwegig, denn wenn es nach Cassim gehen würde, dann werden sie bestimmt Richtung Syria und Parthia fliehen wollen, wo die Heimat des Sklaven liegt. Hannibal hätte keinen Platz, wo er sonst hin fliehen soll und bei dem Dritten...“
    Marcus zuckte mit der Schulter und sah wieder zu Celerina, schließlich kannte sie ihren Sklaven am Besten, oder zumindest so wie Marcus Cassim kannte. Die Frage des Geldes war natürlich sehr leidlich und natürlich war die Rettung seiner Ehefrau unbezahlbar, die Sklaven waren dagegen keinen Pfifferling mehr wert. Er winkte wieder den Sklaven heran, der ihm schon so gute Dienste geboten hat und flüsterte ihm leise etwas zu, der verschwand darauf hin.
    „Die Fünfhundert sollst Du bekommen. Für die Ergreifung der Sklaven weitere fünfhundert und für die Rettung meiner Frau tausend Sesterzen.“
    Das Monatsgehalt eines Zenturios, wie Marcus sehr wohl wußte; aber Marcus war kein Mann, der gut mit Geld umgehen konnte und manche Maßstäbe – eben, was man einem Sklavenhändler zahlen sollte – waren ihm einfach unbekannt.

  • Für einen winzigen Augenblick zog Catu die Stirn kraus. Warum sollte man, wenn man nach Parthien wollte nicht über Land nach Brundisium reisen um von dort nach Laodiccea einzuschiffen? Warum Ravenna? warum erst nach Norden? Vermutlich waren dort wohl die Chancen besser eine Passage zu erhalten. Allerdings war der Flottenstützpunkt auch ein Risiko. Deshalb blieben einige Zweifel bei Catu bestehen, zumal er die Nachricht einer Sklavin unter den gegebenen Umständen für nicht allzu vertrauenswürdig einstufte.


    "Kann ich die Nachricht mal sehen?"


    Ohne die geringste Regung hörte er sich das Angebot an. Es war gut, ja sehr gut. Zustimmend nickte er nur, froh nicht schachern zu müssen wie mit einem beliebigen Händler. So schnell wie die Verhandlungen voran gingen, wenn man das überhaupt so nennen konnte würde er noch binnen Stundenfrist aufbrechen. Diese Aussicht aus Rom herauszukommen und eine Jagd unternehmen zu können und wenn es auch eine Menschenjagd war hob leicht Catus Stimmung. Er würde bald wieder unter freiem Himmel dahinreiten. Nur er und sein Pferd, die Landschaft um ihn und die Sonne über ihm. Bezahlt wurde er dafür auch noch.
    Doch wie ein Tropfen Farbe im Ozean verflüchtigte sich die Vorstellung wieder als ein kleines Detail an Catubodus Ohr drang, von dem er bislang nichts wusste: Die Geisel war gar die Ehefrau seines Auftraggebers. Das setzte ihn natürlich nicht wenig unter Druck. Er durfte sich keinen Fehler erlauben und wenn durch sein Verschulden der Dame etwas geschähe, nicht auszudenken. Er würde sin Bestes tun wenn es jemandem gelingen konnte, dann ihm, da war er sich ziemlich sicher. Aber das waren Probleme die sich in all ihrer Gefährlichkeit erst noch ergeben würden. Zunächst galt es sich um die restlichen Informationen und die Ausrüstung zu kümmern. In Gedanken begann er schon mal eine Liste der benötigten Gegenstände zusammenzustellen.

  • Nachdem ich den Gedanken, Phraates loszuschicken, längst wieder verworfen hatte, ließ ich noch einmal Revue passieren, was ich soeben vor dem Sklavenjäger und meinem Verwandten gestanden hatte. Wie benommen stand ich nun da, voll von meinen Selbstvorwürfen. Hatte Epicharis mich nicht sogar selbst davor gewarnt, eine zu enge Bindung mit meinem Sklaven einzugehen? Ja, das hatte sie und nun war sie durch meine Schwäche selbst in Mitleidenschaft gezogen worden! Es war wirklich beschämend. Ob ich Marcus deswegen jemals wieder ins Gesicht schauen konnte, ohne vor Scham im Boden zu versinken? Noch ahnte niemand, wie sehr ich mich von dem Sklaven hatte verleiten lassen, wie viel er mir immer noch bedeutete. Eines mußte mir aber auch klar sein, wenn er mir zurückgebracht werden würde, mußte ich an ihm ein Exempel statuieren um nicht vollkommen mein Gesicht zu verlieren.
    Fast abwesend bekam ich die weitere Unterhaltung nur lückenhaft mit. Die Gladiatrix, die Gracchus nach den Spielen erstanden hatte, war inzwischen erschienen. Ich hatte erst gar keine Augen für sie gehabt. Im Grunde war mir alles recht, wenn ich nur meinen Sklaven unversehrt zurück bekam.
    Dann erst bemerkte ich, wie mich Marcus plötzlich ansah, als warte er auf eine weitere Antwort.
    "Oh, äh so viel ich weiß, hat er keine Familie mehr. Was ihn natürlich nicht davon abhalten könnte, in seine alte Heimat zu fliehen." brachte ich schließlich hervor und schwieg dann wieder.
    Bald kam die Frage nach dem Geld auf. Marcus machte ein sehr großzügiges Angebot, dem auch ich mich nicht entziehen konnte.
    "Gut, von mir erhältst du vorab auch fünfhundert Sesterzen. Sofern du mir Sklaven lebend und wohlauf zurück bringst, erhältst du weitere fünfhundert Sesterzen."
    Tausend Sesterzen für einen Sklaven, der mich betrogen und hintergangen hatte und den ich aller Wahrscheinlichkeit nach ans Kreuz schlagen lassen würde. Welch eine Vergeudung! Und doch war es der Zorn in mir, der dies verlangte und der den Schmerz meines Verlustes überwog.


    Sim-Off:

    Wisim!

  • Kein Gefeilsche? Marcus' Gesicht bekam darüber einen zufriedenen Ausdruck, denn er mochte das Feilschen nicht und schon gar nicht in dieser Angelegenheit. Marcus winkte den Sklaven heran und schickte ihn leise flüsternd wieder davon, damit dieser die Tafel holte, die ihnen die kleine Dido hinterlaßen hatte. Derweil winkte er auch die gladiatrix zu sich und näher zu treten, an Catubodus gewandt meinte Marcus:
    „Das ist Penthesilea, sie ist eine ehemalige gladiatrix und sie wird Dich mit einigen anderen Sklaven begleiten, um die Flüchtigen zu faßen.“
    Worauf die Sklavin dabei zu achten hatte, das würde Marcus ihr später noch unter vier Augen sagen, aber nicht jetzt und hier im atrium. Der Sklave kam bereits wieder zurück und Marcus ergriff die Tafel, die er ihm gebracht hatte. Einige Schriftzeichen waren darauf verwischt, da die Tafel leider im Schlamm gelandet war, ehe sie ihren Weg in seine Hände gefunden hatte, aber man konnte noch genügend identifizieren, um den Sinn der Botschaft zu erkennen; er reichte sie Catubodus weiter und fügte an:
    „Das ist die Botschaft von der Sklavin Dido, die unfreiwillig mitgeflohen ist. Sie ist die Tochter von Hannibal, was der Grund wohl ist, daß er sie mitgenommen hat.“

  • Als die Flavierin das Angebot des Aristides durch ein separates für ihren Sklaven nebst nochmals dem selben Spesenkonto ergänzte war Catubodus endgültig sicher, das er an diesen Auftrag gut verdienen würde. Auch ihr nickte er zu. Nicht zu vergessen das, wenn der Auftrag erfolgreich verlaufen würde er die Flavier womöglich bei weiteren solcher Aufträge als Referenz angeben konnte. Doch das war Zukunftsmusik. Noch war er damit beschäftigt, sich Sorgen zu machen. Womöglich teilte sich die Gruppe in Ravenna und der Thraker floh weiter über Land oder auf einem anderen Schiff als der Rest. Für diesen Fall war wirklich Eile geboten.
    Doch zunächst galt seine Aufmerksam wieder Aristides und dieser machte ihn mit der gladiatrix bekannt, noch ehe er sich selbst überhaupt namentlich vorgestellt hatte.
    "Penthesilea." Catubodus wiederholte ihren Namen und nickte ihr zu. So konnte sie gegebenenfalls seine Aussprache korrigieren und ihm fiel es leichter, den Namen zu behalten. Kam war dies geschehen, als auch schon ein Sklave mit der Botschaft herbeieilte, die ihren Weg dann in Catus Finger fand. Aufmerksam las es was es zu lesen gab und kam zum Schluss, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich einen Verrat an den wirklichen Flüchtlingen darstellte. Zum einen die Übertreibung der eigenen Leistung. Wer eine Vergewaltigung verhindern konnte, hätte es auch vermocht die Flucht aufzuhalten, sei es durch Lärm oder dergleichen. Zum anderen war der Ton und die postscripti, die erkennen ließen, dass sie ihre Angelegenheiten nicht vorab geregelt hatte, was die Glaubwürdigkeit erhöhte. Allerdings war er über die Länge der Botschaft erstaunt. Das war eigentlich zu viel um es in größter Not dahinzukratzen. Also blieben leichte Zweifel. Nicht desto Trotz würden sie der Spur folgen, denn eine bessere hatten sie nunmal nicht.
    "Ich halte die Botschaft für ausreichend glaubwürdig, um dieser Spur zu folgen. Wenn du direkt die Sklaven zusammenstellen kannst brauchen wir uns nur noch auszurüsten, dann kann es auch schon los gehen."

  • Zufrieden nickte Marcus, er glaubte der kleinen Dido, denn sie hatte immer den Eindruck erweckt, zufrieden mit ihrem Dasein zu sein und nicht gut Freund mit ihrem Vater; Marcus sah von ihrem neuen Sklavenjäger zu der dunkelhäutigen Sklavin.
    „Du wirst dafür Sorge tragen, daß ihr alles an Ausrüstung, Pferde und Proviant zusammen bekommt und führe...“
    Er sah verwirrt zu dem Sklavenjäger.
    „Wie ist eigentlich Dein Name?“
    Immerhin war es gut, zu wißen, wen er da hinter den Sklaven herschickte.
    „Entschuldige uns bitte einen Moment!“
    Marcus drehte sich um und berührte Penthesilea am Arm, um sie etwas von den Anderen zu führen. Neben einigen Säulen und in einem ausreichenden Abstand blieb er stehen und musterte die junge Frau; gewaschen, manierlich angezogen und wieder von den Wunden genesen sah sie auf dem zweiten Blick durchaus reizend aus, und sie hatte eine sehr schöne Hautfarbe, wie Marcus fand, seine Augen verirrten sich auch einen Moment in Richtung ihres Auschnitts ehe er leise zu ihr meinte:
    „Du wirst dafür Sorge tragen, daß der Sklavenhändler das tut, was er versprochen hat. Wenn er versuchen sollte, mit dem Geld zu fliehen, dann strecke ihn nieder, wenn er sich von den Sklaven beschwatzen laßen sollte oder ähnliches, dann dassselbe. Du wirst dort meine Augen und Ohren sein! Und Du darfst jedes Mittel nutzen, um meine Frau lebend und gesund zurück zu bringen. Die Sklaven sind bedeutungslos dagegen und ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert, sie müßen nicht lebend zurück kommen.“
    Er sah ihr eindringlich in die Augen und hoffte, daß sie ihn ausreichend verstanden hatte; Marcus drehte sich wieder um und ging zurück zu den Gruppe.
    „Penthesilea wird Dich zu den Ställen führen und auch die Sklaven mit Dir aussuchen, das werde ich eurem Urteil überlaßen. Hast Du noch Fragen?“

  • "Catubodus oder Catu wenn dir das beliebt,..." antwortete Catu nicht ohne anzudeuten, das auch er noch nicht erfahren hatte mit wem er denn verhandelte. Es war sogar der Grund dafür, das er das Angebot machte ihn bei seinem Kurznamen zu nennen. Dadurch sparte er sich eine Geste und den entsprechenden fragenden Gesichtsausdruck.
    Als der Patrizier die Sklavin zur Seite führte nutze Catu die Gelegenheit das Wort an die Römerin zu wenden: "Gibt es noch irgend etwas was ich über deinen Sklaven speziell wissen sollte?"


    Alsbald kam der Römer zurück und in der Tat hatte Catu eine letzte Frage: "Nur damit keine Missverständnisse auftreten: Willst du die flüchtigen Sklaven unversehrt zurück oder reichen irgendwelche Trophäen?" Er sagte absichtlich flüchtig um klar zu stellen, dass er Dido nicht zu den potentiellen Todeskandidaten zählte. Ersteres wäre zwar komplizierter und würde auf dem Rückweg länger dauern. Zweiteres war ziemlich blutig. Catubodus wäre es dennoch lieber. Wenn es auch grausam war so machten Trophäen weniger Scherereien und brauchten nicht verpflegt zu werden.

  • In der Zwischenzeit hatte ich Charis losgeschickt, um die Summe, die ich dem Sklavenjäger als Vorschuß geben wollte, zu holen. Es dauerte ein wenig, bis sie wieder kam, doch dann gab ich ihr zu verstehen, sie solle ihm den Beutel mit den Münzen übergeben.
    Während Marcus sich noch mit der dunkelhäutigen Sklavin besprach, trat dieser Catubodus an mich heran. Dies war der Moment, in dem ich ihn mir noch einmal etwas genauer betrachten konnte. Bei den Göttern, diesem Kerl wollte ich bestimmt nicht des Nachts begegnen. Glücklicherweise mußte ich das auch nicht und wenn er meinem Sklaven etwas zuleide tat, denn kostete ihm das die weiteren fünfhundert Sesterzen, die ich ihm noch geben wollte, sobald Chimerion wieder da war.
    "Nun, ich denke, ich habe dir alles mitgeteilt, was du über ihn wissen mußt. Falls du noch ein Pferd brauchst, ich kann einige der schnellsten Reitpferde Roms, mein Eigen nennen. Eventuell könnte ich dir eines davon zur Verfügung stellen." Ich mußte heute wirklich bei guter Laune sein, sonst hätte ich ihm dieses lukrative Angebot niemals gemacht.
    Marcus kehrte nun wieder zu uns zurück und gab seine letzten Anweisungen, der Ausrüstung betreffend. Catubodus sollte schließlich alles haben, was er brauchte, um erfolgreich zu sein. Trotz allem erschütterte mich die letzte Frage des Sklavenjägers, die er betreffend des Rückgabezustandes der Sklaven stellte. Mein Entsetzen bekundete ich mit dem typisch flavischen Anheben der Augenbraue, bevor ich mich zu Wort meldete, denn alleine bei dem Wort Trophäe schüttelte es mich bereits. Ohne übereifrig zu wirken, antwortete ich, bevor Marcus etwas sagen konnte. Diesem blutgierigen Barbaren mußte Einhalt geboten werden! "Wie ich dir bereits sagte, lege ich großen Wert, auf die körperliche Unversehrtheit meines Sklaven. Krümmst du ihm nur ein Haar oder ist er gar tot, dann wirst du von mir keine einzige Sesterze mehr sehen. Haben wir uns da verstanden? Ich möchte selbst mit ihm fertig werden!", antwortete ich streng.

  • Natürlich hatte ich in der Gerüchteküche des Hauses von der Flucht der Sklaven vernommen. In diesen Tagen sprachen die Sklaven kaum von etwas anderem und manche wirkten dabei spöttisch und hämisch, andere wiederum neidisch und sehnsüchtig. Die einen glaubten dass die Sklaven bald am Kreuz endeten und manche bewunderten ihren Mut die Freiheit zu jagen und dabei selbst verfolgt zu werden. Ich kannte keinen der Sklaven wirklich und meinte den einen oder anderen höchstens vom sehen her zu kennen aber ganz sicher war ich mir dabei auch nicht. In den letzten Wochen waren einfach zu viele Namen und neue Gesichter auf mich eingestürzt. Es überraschte mich jedoch nicht dass ich mit bei der Suche helfen sollte und ich musterte eher neugierig den Mann der uns dahin gehend anleiten sollte. Ich mochte Männer mit heller Haut und hellen Haaren es war nur schade dass er nicht die Größe der Nordmänner geerbt hatte. Mein Name bekam in seinem Mund eine ganz eigene Note und es missfiel mir nicht denn es klang dadurch eigen. Meine Mundwinkel zuckten und ich nickte ihm zu wobei ich mich bemühte einigermaßen meinen Gesichtsausdruck neutral wirken zu lassen.


    Folgsam lief ich hinter Aristides her und blieb neben ihm stehen wobei mir sein Blick nicht entging. Da konnte ich wohl froh sein dass nicht er mein Herr war sondern Flavius Gracchus!! Ich bemühte mich erneut nicht mein Gesicht zu verziehen. »Aber natürlich Dominus, ich werde ihn genau im Auge behalten und dafür Sorge tragen dass er seine Aufgabe erledigt und nicht mit deinem Geld abhaut.« Wäre ja noch schöner denn ich hatte es gar nicht gerne wenn so eine stolze Summe unnütz den Bach herunter floss während es doch besser investiert werden konnte!! Nämlich in meinen Geldbeutel für meine Freiheit!! Ob ich auch eine Belohnung erhielt wenn die Sklaven gefasst wurden? Ich wollte gerade den Mund aufmachen um unverschämt und dreist die Frage zu stellen doch Flavius Aristides schenkte seine Aufmerksamkeit bereits dem Sklavenjäger. Ich klappte meinen Mund wieder zu und folgte brav zurück.

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