Roma nocturna | "Wo bitte geht´s hier ..."

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    "… zum edelsten lupanar der Stadt? … Jetzt schaun´s mich halt net so entsetzt an! Oder traun´s mir etwa net zu, dass ich so einer bin, der sich eine Frau kaufen muss?", wiederholte Alexandros seufzend seine Frage, wobei er einen zunehmend genervten Blick hinüber auf die andere Straßenseite warf, wo die beiden Aureliae zusammen mit ihren Leibwächtern warteten. Als ob er jemals solch ein Etablissement besuchen würde, Frauen! … außer - es gäbe da so spezielle Häuser, wo Männer wie er hingehen könnten … aber gab´s so etwas überhaupt? Wenn ja, dann höchstens am anderen Ufer des Tibers, aber da wollten die beiden Patrizierinnen ganz sicher nicht hin.


    Es half nichts. Ergeben blickte Alexandros wieder zu dem Mann den er soeben angesprochen hatte und der in seiner feinen Kleidung eindeutig zu den reicheren Bürgern Roms zählte. Eindeutig das Klientel das er/sie suchten nur … ob dieser auch ein solches "Objekt der Begierde" von innen kannte?


    Im Moment runzelte dieser noch ratlos die Stirn, legte dabei stumm den Zeigefinger an die Lippen und betrachtete eher mitleidig den Sklaven vor sich. Kein Wunder. Alexandros hatte es sich nicht nehmen lassen, heute seine zartrosa Tunika mit den weißen Hasenfell-Puscheln und die Sandalen mit den roten Schleifchen anzuziehen. Zudem grenzte es an ein Wunder, dass nicht sämtliche Bienen Roms Alexandros Kopf umschwärmten bei dem betörenden Blumenduft, den er verströmte.


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    "Also ganz ehrlich? Nein das traue ich dir nicht zu Bursche. Aber mir soll es egal sein."Meinte der Fremde schließlich mit einem Schulterzucken: "Versuch es mal im ars amandi oder in der casa lustra. Außerdem gibt es noch das lupa et amor und die villa kunterbunt. Dort verkehren nur Reiche, Senatoren und Patrizier. Ist allerdings ein Geheimtipp wenn du verstehst was ich meine, Bursche." So einen wie Alexandros würden die da nie rein lassen, das stand fest, also grinste der Bürger zum Abschied nur wissend und ging wieder seiner Wege.


    "Pöh! Ist ein Geheimtipp wenn du verstehst was ich meine ...", äffte Alexandros den Mann leise nach und schnitt ihm eine Grimasse hinterher. Als der Mann sich in diesem Moment noch einmal kurz zu ihm umdrehte, zog Alexandros allerdings mit fuchtelnden Armen den Rückzug an. "Herrinnen, Herrinnen …ich hab was … ich weiß jetzt welche lupanare gut sind" Hektisch tippelnd überquerte er die Straße, wich in letzter Sekunde kreischend einem herannahenden Ochsenkarren aus und prallte fast gegen Brix, der angewidert die Nase rümpfte und ihn schnell wieder ein paar Zentimeter von sich weg schob.


    Noch völlig außer Atem erstattete der rosarote Kundschafter den beiden Frauen sogleich seinen Bericht: "Ach ist des alles kompliziert. Aber der Kerl da konnt mir wenigstens mal ein paar gute Adressen nennen. …Also da gibt´s des ars vivendi, die casa nostra des lupa di mare und die villa bunter hund. Da verkehr´n nur die Schwerreichen hat er g´sagt. Reicht euch des? Also mir reicht´s zumindest ... darf ich jetzt heim?" ,zählte Alexandros an seinen Fingern die Adressen auf und überlegte dabei angestrengt, ob er auch alles richtig im Kopf behalten hatte.



    Das glaub ich jetzt nicht … wenn der so weiter macht, erfährt noch halb Rom von unserem Plan. Prisca schüttelte nur den Kopf und vermied jeden weiteren Kommentar über den Sklaven und die Szene, welche sie gerade hatte mit ansehen müssen. Erwartungsvoll wandte sie sie sich stattdessen an ihre Cousine und meinte mit gesenkter Stimme zu ihr: " Was meinst du Laevina, versuchen wir es bei einer dieser Adressen, oder fragen wir lieber noch einmal selbst nach? ..." Was vielleicht das Beste wäre. Mit einem deutlichen Nicken in Richtung Alexandros machte Prisca ihrer Cousine unmissverständlich klar, was sie von dessen Auftritt hielt ...

  • Kichernd hatten Prisca und ich die Szene beobachtet, die sich uns bot. Es war einfach herrlich. "Wo hast Du nur diesen Vogel her?", wisperte ich etwas zu laut und drehte mich dann schnell weg als der befragte Mann in unsere Richtung blickte. Er sollte ja nicht ahnen, wer wirklich hinter diesem Gefrage steckte.
    Als der komische Sklave dann Bericht erstattette hatte auch ich das Gefühl, irgendetwas sei verkehrt. "Die Namen klingen aber sehr, sehr komisch.", bemerkte ich zweifelnd und fügte hinzu: "Irgendeiner will uns hier auf den Arm nehmen." Dabei dachte ich nicht nur an Alexandros sondern auch an den reichen Bürger, der Opfer der Frageattacke geworden war. Ich konnte es ihm nicht verübeln.
    Ganz ungerührt wandte ich mich an meine Cousine und urteilte über den Kundschafter, der direkt und empört daneben stand: "DER hier ist auf jeden Fall der falsche für den Job!"
    Aber selbst nachfragen war gefährlich. Wir durften auf keinen Fall auffliegen. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn Corvinus - oder gar die Acta von unserem Plan erführe.
    "Vielleicht müssen wir einen richtigen... einen deiner Leibwächter schicken." Ohne Erlaubnis abzuwarten, wandte ich mich an Brix, der sehr kräftig und überaus männlich und ernst zu nehmend aussah.
    "Geh Du, sag, Du fragst für Deinen Herrn!"
    Eine Sänfte hatte auf der Strasse vor uns gehalten und ein Bote hatte sie verlassen um in einem nahe gelegenden Hauseingang zu verschwinden.
    Brix sträubte sich verständlicherweise gehörig, aber mit einem "Los, das ist Deine Chance, sag Dein Herr sitzt da drin!" schubste ich ihn auf die Strasse. Natürlich war das lächerlich, ich war viel zu schwach um den Mann zu schubsen, aber dies war doch der ernsthafteste und spürbarste Impuls, den ich zu geben fähig war.

  • Tja es war wirklich ein Fehler gewesen Alexandros mit zu nehmen. Das sah auch Prisca ein, jetzt, da sie sich zwar mit Laevina köstlich über den Sklaven amüsierte , er sie aber ansonsten kein Stück weiter gebracht hatte. "Dieser komische Vogel da gehört unserem Onkel, schon vergessen…", erwiderte Prisca leise kichernd und senkte schnell den Blick zu Boden, als der Befragte sich noch einmal in ihre Richtung umdrehte.


    Das fehlte gerade noch, dass ihr Plan wegen Alexondros auffliegen würde. "Du hast Recht, so ganz geheuer kommen mir die Namen auch nicht vor und Alexandros ist wirklich keine große Hilfe. … Versuchen wir es also so, wie du sagst", pflichtete Prisca ihrer Cousine bei , strafte Alexandros kurz mit einem bösen Blick und beobachtete dann gespannt, was Laevina vor hatte. Hoffentlich nur, stellt Brix sich etwas geschickter an


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    Brix war es hingegen ziemlich egal, ob der Plan funktionieren würde oder was auch immer die beiden Aureliae vor hatten. Er wollte einfach nur seine Pflicht tun und die beiden Patrizierinnen beschützen, mehr nicht.


    >>"Geh Du, sag, Du fragst für Deinen Herrn! … "Los, das ist Deine Chance, sag Dein Herr sitzt da drin!"<<


    "Och nee … warum gerade ich?" Ausgerechnet ihn musste die eine Herrin auswählen, um nach den Weg zu fragen. Genervt blies Brix seine Backen auf und wich etwas vor der Herrin zurück. Doch sich sträuben würde ihm sicher nichts helfen, dazu kannte er die aurelischen jungen Damen mittlerweile zu gut. Wenn die sich etwas in den Kopf gesetzt hatten, dann waren die nicht mehr so schnell davon ab zu bringen. Was soll´s . Mit einem missmutigen Knurren ließ er sich schließlich doch von der Aurelia auf die Straße schubsen. Naja von 'schubsen' konnte nicht wirklich die Rede sein. Brix folgte einzig aus dem Grund weil er sich nicht blamieren wollte. Wenn schon so eine halbe Portion wie Alexandros versagte, wollte er wenigstens beweisen wie man es richtig machte.


    Was sollte er sagen Sein Herr sitzt in dieser Sänfte dort? Brix sah zu der leeren Sänfte hinüber und stieß einen kurzen Lacher aus. Na gut, wenn sie es so haben wollte.


    Als nächstes warf er einen prüfenden Blick in die Runde und machte in dem Gewühl von Menschen schließlich einen potentiellen "Lupanar-Kenner" aus. Kurzerhand stellte er sich diesem Passanten in den Weg und meinte mit tiefer aber freundlicher Stimme: "Salve! … Entschuldige bitte, dass ich dich so einfach anspreche. Aber vielleicht könntest du mir, besser gesagt meinem Herrn dort ..." Brix nickte mit dem Kinn hinüber zu jener leeren Sänfte, ehe er die Stimme noch ein wenig senkte: " sagen, wo es hier ein gutes lupanar gibt?... "


    Ob er noch einen Grund nennen sollte? Nein wozu, schließlich war normalerweise klar, warum man(n) so einen Ort besuchen wollte. Also wartete Brix gespannt auf eine Antwort, so wie wahrscheinlich auch die beiden jungen Patrizierinnen, die etwas abseits vor einem Töpferladen standen und so taten, als würden sie die Auslagen studieren.

  • "Lalala, lalala, trallalalala..." Piso war in guter Laune, und man hoerte es ihm an. Wie immer, wenn er guter Laune war, sang er. Zum Nachteil seiner Naechsten, deren Ohren solch eine Folter nicht lange aushalten konnten. Nur ein Blick auf Pisos Schuhe konnte die Passanten davon ueberzeugen, ihn nicht zu ueberwaeligen und zu knebeln, sondern lieber aus der Seite zu gehen, oder die Strassenseite zu wechseln.
    Piso beugte sich zu Cassivellaunus, seinem daemlichen und nutzlosen Leibsklaven, hin. "Alle Leute gehen mir aus dem Weg, wenn ich singe. Sie schaemen sich, weil sie nicht so gut singen koennen wie ich. Merk dir das gut." Cassivellaunus nickte und grinste nur. Was konnte er denn sonst machen? Alles andere waere vergebens.
    "Die unterschwellige Aesthetik eines Spaziergangs durch die Stadt... soviele schoenen Menschen - nein, dich meine ich damit nicht, Cassivellaunus - so viel Treiben, Leben, huch, was bist denn du fuer einer?"
    Die letzte Frage war gar nicht so seltsam und aus dem Blauen heraus, wie es sich anfangs anhoerte. Die Frage war an den Sklaven gerichtet, der sich vor Piso aufgebaut hatte.
    Piso betrachtete das Subjekt mit einer Mischung aus Geringschaetzung und Verwunderung. "Glaubst du, du... du, da, dass ich wuesste, wo ein Lupanar liegt? Meinst du, ein Lupanar waere mir wuerdig? Und vor allem, meinst du, dass ich eines noetig haette?", rief er.
    Dann blickte er um sich, insgeheim und verstohlen. Dann nickte er. "Wenn du wirklich einen Herrn hast, der so was braucht... ich kenne ein Lupanar. Ja, gut, ich war schon mal dort. Einmal. Oder zweimal. Oder dreimal, oder so. Das dolce vita, so heisst es. Ich sage dir, die Maedchen da... mmmmmutz!", machte er einen Kuss lautmalerisch nach. "Gehen wir einfach zur Saenfte hin und erklaeren den Weg... warte... die Saenfte..." Er blickte zu ihr hin, beziehungsweise, zu jenem Platz, wo sie gerade gestanden war. Sie war verschwunden.



    Der Eigentuemer der Saenfte, Lucius Manlius Vulso, ein junger Patrizier aus reichem Hause, der sein ganzes Leben lang im Reichtum gelebt hatte und auch nicht vorhatte, diesen Reichtum je zu missen, war zur seiner Saenfte, welche er leer stehen gelassen hatte, zurueckgekehrt, hatte sich in seine Saenfte gesetzt und die Saenftentraeger angewiesen, sich so rasch wie moeglich zu entfernen. Er wollte weg von jenem Ort, heim zur Casa, war es doch zu spaet geworden. Sein Pater wuerde sich Sorgen machen.


    Piso blickte auf den Sklaven. "Was soll das? Willst du mich verarschen? Erklaere das mal!", rief er aufbrausend.

  • simoff: Ich mach mal so lange nur mit Brix weiter, bis Laevina wieder da ist ;)


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    … huch, was bist denn du fuer einer?


    Hoppla! Erschrecken wollte Brix den Mann natürlich nicht. Weder durch seine große Gestalt noch durch sein delikates Anliegen, also hob er kurz entschuldigend die Hände, ehe er sie wieder sinken ließ und den abwertenden Blick des Fremden mit stoischen Gelassenheit erwiderte.


    "Glaubst du, du... du, da, dass ich wuesste, wo ein Lupanar liegt? Meinst du, ein Lupanar waere mir wuerdig? Und vor allem, meinst du, dass ich eines noetig haette?"


    "mmh …", mehr sagte Brix dazu nicht. Sein rechter Mundwinkel zuckte zusammen mit seinen Schultern nach oben, was so viel heißen sollte wie: Naja, nein … doch, ja … irgendwie schon …. Er hatte sich eben ganz spontan auf den ersten Blick hin für jenen Mann entschieden und ...


    "Wenn du wirklich einen Herrn hast, der so was braucht... ich kenne ein Lupanar. Ja, gut, ich war schon mal dort. Einmal. Oder zweimal. Oder dreimal, oder so. Das dolce vita, so heisst es. Ich sage dir, die Maedchen da... mmmmmutz!" … "Gehen wir einfach zur Saenfte hin und erklaeren den Weg... warte... die Saenfte..."

    Aha! Er hatte sich also nicht geirrt, wie Brix erfreut fest stellte. Der Fremde war ein Kenner und Genießer! Na ihm sollte es reicht sein, so lange der Mann da wusste wovon er sprach. "Ja genau so etwas sucht mein Herr! … Das ist wirklich sehr nett von dir Herr, dass du uns den Weg zeigen willst ...", bedankte sich Brix mit einer leichten Verbeugung und warf einen triumphierenden Blick hinüber zu den Aurelierinnen.


    Das würde seine Herrinnen sicher freuen. Momentan hielten sie ja einen gebührenden Sicherheitsabstand zu ihm ein und das würde auch garantiert so bleiben, bis er alle Informationen zusammen hatte.


    "Was soll das? Willst du mich verarschen? Erklaere das mal!"


    "Was, wie bitte? … " Für einen kurzen Moment hatte Brix sich ablenken lassen und als er sich wieder umdrehte war die Sänfte plötzlich verschwunden. "So ein Mist! Das gibt´s doch nicht. .. Ehm .. nein, natürlich wollte ich dich nicht … verarschen. Es … es ist nur so ... " Brix kam ins stocken, denn nun musste er sich auf die Schnelle eine plausible Erklärung einfallen lassen.


    "Naja ich geb´s zu, das war gar nicht mein Herr. Entschuldige bitte. Es ist mir nur so peinlich das zu sagen, denn eigentlich suche … ich ein gutes Lupanar. Mein richtiger Herr hat mir diesen Besuch nämlich zu den Saturnalien spendiert. Er wollte mir eine Freude machen, da ich ihm gute Dienste geleistet habe und ich schon lange nicht mehr … na du weißt schon ... es mit einer Frau gemacht habe.", redete sich Brix so gut es ging heraus und hob abschließend die Augenbrauen, um den Mann aus großen Augen fragend und gleichermaßen erwartungsvoll an zu starren. Ob der ihm diese Geschichte abgenommen hatte?… Oh wie Brix es hasste, dass wieder mal alles an ihm hängen blieb ..

  • Sim-Off:

    Ich dann auch...


    Jetzt, wo er den Mann so betrachtete, kam er ihm irgendwie... bekannt vor. Er konnte sich aber beim besten Willen nicht daran erinnern, an wen in der Kerl erinnerte. Na ja, war ja auch egal.
    Auf jeden Fall schien der Sklave von seiner Reaktion etwas irritiert zu sein. Er hob sogar die Hände hoch, und Piso war schon bereit, sich zu ducken, in der Furcht, der Mann könnte aus dem heiteren Nicht heraus beginnen, ihn zu schlagen. Doch dies passierte nicht, viel eher ließ der Sklave passiv den Wortschwall des Piso über sich ergehen. Der Kerl brummte nur und grinste ihn dämlich an. Piso wollte den Sklaven deswegen schon anfahren, doch dann ließ er es sein. Es würde eh nichts bringen. Am Ende würde dann noch alles enden wie damals, als er und diese elende germanische Sklavin... nicht darüber aufregen, Aulus! Denk an deinen Blutdruck!
    Unbeirrt redete er also fort, und zwar genauso, wie im vorvorherigen Beitrag geschildert, ohne noch einen weiteren Gedanken an dieses deplorable Ereignis zu verschwenden. Und er war schon richtig in Fahrt gekommen, als er das Verschwinden der Sänfte bemerkte. Der Sklave deutete seinen ungläubigen Blick auf die leere Stelle, wo sich vorher noch die Sänfte befunden hatte, komplett falsch, und faselte davon, wie sehr er sich über die Kooperation des Patriziers freue... doch da bemerkte auch er das Verschwinden des Objekts in Frage, spätestens, nachdem ihn Piso angefahren hatte.
    Und nun fing die Stotterei an. Piso blickte abschätzig zum Sklaven hin, welcher sich wand wie ein Wurm. Leider konnte er nicht zu ihm herabblicken... Piso war beileibe kein Zwerg, doch was der Hüne da für eine Körpergröße hatte, das sprengte alle Vernunft. Wie konnte da noch der Metabolismus funktionieren? Bekam man nicht Hirnschäden, wenn man so unerhört groß war? Litt man da nicht an ständiger Schwindeligkeit, wenn man herunterblickte? Was tat man, wenn man so groß war und Angst vor Höhen hatte?
    Offenbar war nun ein solcher Fall eingetreten, denn es dauerte durchaus eine gewisse Zeit, bis der Sklave wieder einen geraden Satz hervorbrachte.
    „Zu den... Saturnalien?“, fragte Piso bass erstaunt. „Das ist schon... mehr als 3 Monate her!“ Er blickte den Mann an wie einen Außerirdischen. „Und erst jetzt nimmst du dieses Versprechen wahr? Dummkopf! Ich an deiner Stelle wäre schon sofort zum Lupanar gegangen! Scheinst aber einen freundlichen Herren zu haben, der seine Versprechen so lange einhält. Iiiiiiich!“, betonte er. „Ich würde meinem Cassivellaunus nie so was erlauben. Vollkommen unmoralisch und verdorben, so was, nicht wahr?“
    Cassivellaunus grummelte nur. Er hätte nichts gegen einen Lupanarbesuch gehabt (würde er doch andernfalls eh keine kriegen), doch er würde sich hüten, seine Intentionen zu verlautbaren.
    Piso seufzte. „Und jetzt muss ich wohl einen Sklaven das Lupanar zeigen, was? Na bravo. Aber, um dir meine nicht enden wollende Grossmut, und meine gigantische Empathie und Fürsorge zu zeigen, werde ich es dir zeigen. Ich war gerade auf dem Weg dahin... äh, natürlich, meine ich, ich würde auf meinen Wegen ganz zufällig vorbeikommen. Gaaaanz zufällig, nicht, dass du etwas anderes denkst.“ Theatralisch wirbelte er seine Hände in der Luft herum, Cassivellaunus duckte sich, um nicht von einer seiner großzügigen Gesten getroffen zu werden.
    „Folge mir, Sklave. Kommst du wohl mit!“, meinte er und schritt voraus. Cassivellaunus zottelte mit, nicht ohne Brix einen Blick zuzuwerfen und die Augen zu verdrehen.

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    Für einen kurzen Augenblick dachte auch Brix darüber nach, ob und wo er den Mann vielleicht schon mal gesehen hatte. Bekannt kam er ihm jedenfalls vor. … Hm, auf der Nordwind, auf der Hochzeit seines Herrn vielleicht - ja das wäre möglich. Da war jede Menge Prominenz anwesend gewesen und so fein wie der Fremde da vor ihm herausgeputzt war, gehörte er bestimmt auch zur Oberschicht Roms. Aber da Brix in seiner neuen Funktion als maiordomus zum Glück nicht mehr ganz vorne im Service mithelfen musste, hatte er sich die Gesichter der einzelnen Gäste auch nicht so genau gemerkt.


    Dafür prägte sich Brix sein Gesicht nun um so mehr ein, um dem Mann nach Möglichkeit in Zukunft aus dem Weg zu gehen, sollte dieser jemals die villa Aurelia besuchen. Auch wenn er als unbedeutender Sklave sicher keinen so bleibenden Eindruck bei dem Römer hinterlassen dürfte. Obwohl? Dafür, dass der reiche Schnösel ihn erst mal ordentlich runter machte, nahm er sich sehr viel Zeit ihn zu belehren und zeigte dabei eine erstaunliche Geduld und Ausdauer.


    „Zu den... Saturnalien?“, ... „Das ist schon... mehr als 3 Monate her!“ … „Und erst jetzt nimmst du dieses Versprechen wahr? Dummkopf! Ich an deiner Stelle wäre schon sofort zum Lupanar gegangen! Scheinst aber einen freundlichen Herren zu haben, der seine Versprechen so lange einhält. Iiiiiiich!“,... „Ich würde meinem Cassivellaunus nie so was erlauben. Vollkommen unmoralisch und verdorben, so was, nicht wahr?“


    >>Dummkopf, pah!<< "grrrr…", mit einem unmerklichen Knurren und einem weiteren ergebenen Schulterzucken schloss sich Brix dem Grummeln von Cassivellaunus an, welcher offensichtlich nichts gegen ein solches Geschenk einzuwenden gehabt hätte. Tja Brix sicher auch nicht. Sofern seine Geschichte wahr gewesen wäre. War sie aber nicht. Andererseits verspürte der aurelische maiordomus jetzt nicht sooo das dringende Bedürfnis, eine lupa auf suchen zu müssen. Denn rein subjektiv betrachtet hielt Brix seine Chancen auf dem 'freien Markt der Liebe' für um einiges besser, wie die seines kleinen schrulligen Leidensgenossen. Wie auch immer, heute zumindest würden sie beide ganz sicher nicht mehr in den Genuss kommen eine Frau beglücken zu wollen, wohingegen der Römer da ganz offensichtlich noch eindeutige Pläne hatte. Oder?


    „Und jetzt muss ich wohl einen Sklaven das Lupanar zeigen, was? Na bravo. Aber, um dir meine nicht enden wollende Grossmut, und meine gigantische Empathie und Fürsorge zu zeigen, werde ich es dir zeigen. Ich war gerade auf dem Weg dahin... äh, natürlich, meine ich, ich würde auf meinen Wegen ganz zufällig vorbeikommen. Gaaaanz zufällig, nicht, dass du etwas anderes denkst.“


    "Ich danke dir sehr für deine Güte Herr! Das werde ich dir nie vergessen. … Natürlich gaaaanz zufällig und ich denke auch nicht, Herr, schließlich bin ich nur ein Sklave ", gab sich Brix ganz demütig und machte schnell eine tiefe Verbeugung vor dem Flavier. Zum einen damit seine Dankbarkeit echt wirkte, zum anderen um dem Gefuchtel auszuweichen das der Römer mit seinen Händen in der Luft veranstaltete. Nur ein flüchtiges Schmunzeln huschte ihm dabei über die Lippen, da Cassivellaunus ebenfalls in Deckung gehen musste und anschließend genervt mit den Augen rollte.


    „Folge mir, Sklave. Kommst du wohl mit!“


    "Sehr wohl Herr, ich folge dir! ... "auf dem Fuße. "Wo müssen wir denn lang?" So kurz vor dem Ziel wollte Brix nichts mehr riskieren. Schnell reihte er sich hinter dem Flavier und seinem Sklaven ein und ließ sich gerade soweit zurück fallen, um unbemerkt den Anderen einen Wink mit der Hand zu geben. Na was ist jetzt? … Kommt endlich ihr beiden! Jetzt habt ihr doch was ihr wolltet, warf er speziell den beiden Aurelierinnen einen strengen wie auch eindeutig zu lesenden Blick zu ...

  • Sim-Off:

    Jetzt bin ich endlich wieder da...


    Brix stellte sich nicht blöd an, zumindest nicht so, wie der vorige Sklave. Und der Mann, den er ansprach, der sehr wohlhabend schien, und wohl auch zum Adel gehörte, war dem Brix Anliegen auch offenbar nicht komplett abgeneigt - was ihn in meinen Augen allerdings des Adels kaum mehr würdig sein liess. Das war natürlich ein völlig naives Bild von Roms Oberschicht, und das wusste ich auch, aber es gehörte sich wohl trotzdem, dass ich es missbilligte, wenn ein Angehöriger meines Standes wusste, wo ein gutes Lupanar war.
    Prisca und ich kicherten vor uns hin, während Brix die Arbeit machte und warfen nur dann und wann verstohlene Blicke nach ihm und dem Fortschritt seines Auftrags.
    Auf einmal bemerkte ich, wie ein junger Mann in die Sänfte stieg, die ich mir ausgeguckt hatte... und diese sich in Bewegung setzte. "Ooooh nein!",
    entfuhr es mir und bereitete mich schon auf eine Niederlage vor, doch gleichzeitig war ich gespannt, wie Brix wohl die Schläge oder die Abfuhr des Mannes aufnehmen würde. Doch es kam anders. Unerwarteter Weise - ich kannte Brix ja kaum und hatte ihm den Intelligenzquotienten eben eines durchschnittlichen Leibwächters zugetraut - musste dieser geschickt und geistesgegenwärtig eine neue Geschichte erfunden haben. Auf jeden Fall beruhigte sich der Römer schnell und schon kurz darauf liefen wir hinter Brix hinterdrein, der hinter dem Fremden herlief und uns aufforderte ihm unauffällig zu folgen. Ich war begeistert und beeindruckt und strahlte Brix an. Dann sagte ich an Prisca gewandt in einem verschwörerischen Ton während wir uns so unauffällig wie eben möglich hinter den Männern herbewegten: "Ich glaube, wir sind Brix etwas schuldig..." Lob oder Belobigung hatte er sich schon verdient, und hoffentlich würde er auch den Rest des Abends so gut zu Diensten sein.


    Wohin mochte der Patrizier uns wohl führen? Waren die guten Lupanare auch im Transtiber-Distrikt gelegen wie die billigeren - wie ich gehört hatte - oder in einer anderen ähnlich gefährlichen Gegend? Ich war sehr gespannt und fasste nach Priscas Hand um mich zu beruhigen. Nur schwer konnte ich das Kichern unterdrücken, um nicht völllig unsere Deckung zu verspielen.

  • Sim-Off:

    :)


    Prisca war natürlich nicht minder gespannt wie ihre Cousine, wie sich Brix wohl anstellen würde. Laevinas Plan mit der Sänfte, die rein zufällig in der Nähe herum gestanden hatte, war einfach genial. Das musste einfach klappen! Kichernd standen die Aureliae also beisammen und warfen sich und Brix immer wieder verstohlene Blicke zu, während dieser sich auf der Straße suchend nach einer geeigneten Zielperson umsah. Und Brix wurde relativ schnell fündig: Es war ein geschmackvoll gekleideter Mann, durchaus attraktiv … sicher zur Oberschicht gehörend. Gar ein Aristrokrat - am Ende sogar ein … Flavier?!


    Ach du meine Güte, den kenn ich doch! … erschrocken hielt Prisca sekundenlang den Atem an, da sie mit großen Augen die beiden Gestalten wieder erkannte. Das ist doch der von der Hochzeit meines Onkels! Der mit dem schrulligen Sklaven. Ja genau!… Flavius Pi ..Pi..Piso, so hatte er sich mir vorgestellt! Bei dieser Erkenntnis streifte Prisca hastig die palla über das Haar, zog ein Stück des Stoffes schützend vor den Mund und tat einfach so, als wolle sie sich gegen den Geruch der Straße schützen.


    Natürlich wollte Prisca nur eines - nicht erkannt werden! Von dem Verschwinden der Sänfte bekam sie deshalb zunächst gar nichts mit, bis … Laevinas Seufzer sie völlig erstaunt zu der Stelle blicken ließ. "Was ist denn? … Herrje die Sänfte ist weg, auch das noch!", murmelte Prisca verzweifelt vor sich hin und für einen kurzen Moment war sie überzeugt, dass ihr gemeinsamer Plan damit zum scheitern verurteilt war.


    Doch halt! Brix schien die Situation gerade noch in den Griff zu bekommen und ab da entspannte sich Prisca wieder etwas. Laevina griff spontan nach ihrer Hand um den Männern zu folgen und Prisca drückte und hielt die Hand ihrer Cousine ebenso selbstverständlich, wie sie ihre Freundin niemals im Stich lassen würde. Ein Zeichen der Verbundenheit welches beruhigend wirkte während sie gemeinsam dem Flavier und Brix, in einem gebührenden Sicherheitsabstand folgten.


    "Laevina?! … Du weißt schon, wen Brix da gerade angesprochen hat?", fragte Prisca hinter vorgehaltener Hand flüsternd nach. " Ich kenne den. Das ist ein Flavier ... Flavius Piso. Hast du ihn denn nicht auch auf der Hochzeit unseres Onkels gesehen? … Wir müssen sehr vorsichtig sein, hörst du, damit er uns nicht erkennt." Prisca warf ihrer Cousine einen eindringlichen Blick zu, ehe sie wieder verstohlen die Männer vor ihnen beobachtete. Wohin werden sie uns wohl führen! … Du meine Güte bin ich aufgeregt.


    Irgendwie war das Ganze ziemlich spannend und es verlockte Prisca eher zum weiter machen, als dass sie sich über die möglichen Konsequenzen Gedanken gemacht hätte. Andererseits - was sollte denn schon passieren, außer, dass sie dem Flavier zufällig in dem Lupanar wieder begegnen könnten. Und was wäre dann? … Na dann müsste der Kerl uns erst Mal erklären, was er da zu suchen hat. , gab sich Prisca ganz zuversichtlich und presste die Lippen angestrengt aufeinander um ja nicht los zu kichern. Laevina erging es anscheinend nicht anders und so konnten sie nur hoffen, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde bis sie ihr Ziel erreicht hätten ...

  • Das Grummeln hatte Piso durchaus nicht gefallen, doch der Sklave machte das wieder mit einer sehr artigen Bewegung wett. Nur aus diesem Grund hatte er sich noch dazu herabgelassen, sein Versprechen einzulösen.
    Hätte der Sklave Piso besser gekannt, ware er sich wohl nicht ganz so sicher gewesen, ob Piso wirklich ins Bordell wollte. Er wollte es auch gar nicht. Er hatte die Wahrheit gesprochen, und würde wirklich nur zufällig vorbeikommen. Sein übertriebenes Getue ließ vermuten, dass dem nicht der Fall war. Doch hatte Piso die besondere Gabe, die Dinge, auch unabsichtlich, so darzustellen, dass der Angesprochene überhaupt nicht wusste, woran er war. Piso, nie um eine seltsame, überkanditelte Phrase verlegen, nannte das „konversationelle Ästhetik“. Er war früher einige Male zu den leichten Mädchen gegangen – doch eine Frau war in sein Leben getreten, und zwar so dramatisch, dass er sicher nicht von einer anderen befriedigt werden konnte. Nein, zum Lupanar wollte er nicht.
    Zum anderen hatte Piso den Sklaven noch nie gesehen. Doch es war ihm aufgefallen – und jetzt, wo er schon seine Schritte durch die Straßen Roms lenkte, realisierte er es selber auch – dass der Kerl seinem anderen Sklaven, Artomaglos, irgendwie ähnlich sah. Er zuckte die Schultern. Vermutlich nur ein Zufall.
    Wie er so sich durch die Menschenmenge hindurchdrückte, drehte er sich gar nicht um, um nachzusehen, ob Brix ihm nachkam. Das war auch gut so, amsonsten hätte er die beiden Aurelierinnen gesehen. Zweifelsohne hätte er Prisca erkannt, und sie wäre einem überfreundlichen Redeschwall ausgesetzt worden. Also, bei Iuppiter, gut, dass er sich nicht umsah.


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    Cassivellaunus war ein kleines Stück hinter Piso, bemüht, weder seinen mit langen Schritten vorangehenden Herrn noch den hinterherzottelnden Brix aus den Augen zu verlieren. Das gerade vorhin war wieder einmal ein Paradebeispiel für die Unmöglichkeit seines Herrn gewesen. Doch Cassivellaunus würde seinen Herrn nicht verlassen. Er war erstens treu, und zweitens nicht ganz so dumm, wie er ausschaute. Obwohl, hie und da ergriff ihn das Heimweh... nach den Küsten Britanniens. Den Klippen... das grüne Gras... ja, er würde seine Heimat Rom vorziehen. Obwohl er dort niemanden mehr hatte. Ausbüxen, so wie Fiona es getan hatte, ja, das wäre keine schlechte Sache gewesen...


    Soweit zu den Tagträumen des schmuddeligen Sklaven aus dem einst großen und nun unterworfenen Stamm der Icener. Wenden wir uns wieder dem strahlenden Helden des Geschehnisses zu, welcher hurtig Richtung Mercatus Urbis eilte. Ginge jemand zum Markt, würde er unweigerlich am dolce vita vorbeikommen, welches in einer der Straßen, die zum Markt hinführten, stand. Er war gut vorangekommen und konnte es schon in der Ferne sehen. Immer vorwärts! Er drängte sich durch die Menschen durch und stand schließlich vorm dolce vita, in all seiner Pracht. Nun, endlich, drehte er sich um, um nach Cassivellaunus zu schauen.


    Jener hatte es schwierig gehabt, seinen Herrn zu folgen. Wieso tat der andere auch so langsam! Es war fast so, als würde der hinter ihm noch jemanden den Weg zeigen! Seltsam. Cassivellaunus sah seinen Herrn vor einem Gebäude zu stehen kommen, welches er sofort erkannte. Er drehte sich um. „Komm, Freund! Da drüben ist es!“ Er wartete etwas auf Brix, dann ging er rasch weiter. Die beiden Damen hatte er gesehen, doch er maß ihnen kaum Bedeutung bei. Cassivellaunus eilte zu seinem Herrn hin und verkündete schwer schnaufend: „Hier bin ich.“ „Das sehe ich.“, meinte Piso lakonisch. „Wo steckt denn der Sklave?“ Er blickte kurz auf das dolce vita hinauf. Sollte er vielleicht doch... es wäre doch wieder einmal ganz nett... hmmmm...


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    Das dolce vita war einmal im Besitz der Prudentier gewesen, wem es jetzt gehorte wusste Piso nicht mehr. Er wusste nur noch, dass er dort immer jedes Maedchen, dass er wollen hatte, finden konnte. Wenn er zurueckdachte an diese Orgie mit der Skythin, der Griechin und der Ibererin... gute Zeiten... er laechelte leicht vertraeumt.

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    Endlich erreichten sie das dolce vita und Brix war ehrlich beeindruckt von der Größe dieses Etablissements. Das war sicher kein billiger Schuppen, das erkannte der maiordomus sofort und er nahm sich fest vor diese Adresse im Gedächtnis zu behalten. Nur für den Fall, dass mal einer der aurelischen Herren das diskrete Bedürfnis nach käuflicher Liebe äußern sollte. Welchen Grund auch immer dieser haben sollte, es wäre Brix jedenfalls egal. Schließlich kannten Römer auch keine Skrupel mit ihren Sklavinnen zu schlafen, obwohl sie bereits verheiratet waren. Warum also nicht mal zur Abwechslung eine Kurtisane beglücken während die Freundin - Verlobte - Ehefrau brav zu Hause sitzt? … Andererseits - wäre das auch für sie die Gelegenheit, um ihm die Hörner aufzusetzen …. ^^


    Aber egal wer nun mit wem, wie, wann und wo … der Flavier und sein Sklave stoppten jedenfalls vor dem Eingang und man rief nach Brix. Schnell nickte er Cassivelaununs freundlich lächelnd zu, als dieser ihn sogar mit 'Freund' anredete. Irgendwie sympathisch der Kleine! Fast tat er Brix sogar leid, wie er da die ganze Zeit so verloren und etwas unbeholfen zwischen seinem Herrn und ihm her gelaufen war. "Danke Cassivelaunus! … Mach´s gut. Vielleicht sieht man sich mal wieder" Brix klopfte dem anderen Sklaven aufmunternd auf die Schulter und huschte dann schnell weiter zu dem Flavier, der sich gerade zu Wort meldete: „Wo steckt denn der Sklave?“


    "Ja hier bin ich Herr. Ist es das? … Boah das sieht ja sehr nobel aus. Ob die mich da überhaupt rein lassen?! … ", gab sich Brix völlig erstaunt auch wenn es ja nur zum Vorwand wäre. Mit der Rechten befühlte er kurz den prall gefüllten Geldbeutel, den er in Verantwortung für seine Herrinnen am Gürtel trug. Das Klimpern der vielen Aureii war deutlich zu hören und sollte eigentlich als Eintrittskarte reichen. Trotzdem! - Sicher gab es so eine Art Türsteher oder Kassierer, oder wen auch immer an dem er … und letztendlich auch die beiden Aureliae vorbei müssten. "Wo geht es denn da hinein und muss ich auf irgend etwas besonderes achten?...", sondierte Brix vorsichtshalber mal die Lage weiter, obwohl die Herrinnen sicher schon voller Ungeduld im Hintergrund warteten ...

  • "Nein!? Das ist nicht wirklich ein Flavier? Und Du kennst ihn auch noch..." Ich musterte den Mann noch einmal eingehender, doch ich kannte ihn mit Sicherheit nicht. Vielleicht hatte er mich aber bei der Hochzeit gesehen. So zog auch ich vorsichtshalber mein Gewand über den Kopf - im Zweifelsfall würde es nicht viel helfen.


    Eine ganze Weile - zumindest für eine kleine verwöhnte und Sänftengewöhnte Patrizierin - waren wir hinter ihm hergeeilt. Zum Glück guckte er sich nicht um, denn unsere Tarnungsversuche waren oft wenig erfolgsversprechend. Schliesslich kam er vor einem grossen Gebäude in der Nähe eines Marktes zu stehen und schaute zu den Fenstern hinauf. Sofort versteckten wir uns hinter einer Menschenmenge und im Schatten auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Die Dämmerung war angebrochen, so waren wir nicht mehr allzu leicht zu erkennen. "Das muss es sein!", wisperte ich Prisca zu. Doch warum verschwand der Flavier nicht einfach mit seinem Sklaven und warum konnte nicht endlich Brix kommen und uns hineinbringen. Stattdessen begann Brix noch ein Gespräch mit dem Mann. Was wollte er noch? Jetzt, wo wir so nah dran waren, war ich furchtbar aufgeregt und konnte es kaum noch abwarten.
    "Also wir suchen nach unseren... Verlobten...", versuchte ich flüsternd schon die ersten Abmachungen mit Prisca zu treffen, doch in dem Moment begannen sich zwei Frauen auf der Strasse anzuschreien. Über was sie sich stritten, ob sie womöglich sogar zum Lupanar gehörten, konnte ich nicht ausmachen, aber meine Aufmerksamkeit wurde für einen Augenblick von dem neuen Geschehnis angezogen. Schnell wich ich in den Schatten zurück, als mir Bewusst wurde, wie offen ich auf der Strasse gestanden hatte. Hatte der Flavier mich gesehen? Aber selbst wenn... er wusste vermutlich nicht, wer ich war und auf jeden Fall nicht, dass ich zu Brix gehörte.

  • Piso musste tatsächlich nicht lange warten auf Brix. Der Germane beeilte sich, schnell zum Flavier hinzurennen und sich zu melden, nicht ohne in Erstaunen über das Bordell auszubrechen. Piso lächelte leicht. „Sklave, du kannst das nicht vergleichen mit den Freudenhäusern in Alexandria oder Antiochia, sage ich dir... wie dem auch sei, ich wünsche dir viel Spaß. Sie werden dich schon reinlassen. Ich meine, besonders toll schaust du echt nicht aus, aber was sie da für Sandler hie und da reinlassen, ist ein echter Skandal, jawohl! Also dann. Suche dir nicht die Hübscheste aus, das sind immer die, mit denen es am Wenigsten Spaß macht! Die aus der zweiten Reihe, vom Aussehen her, die geniiiiiiiießen es!“, gab er dem Sklaven noch einen gut gemeinten Ratschlag. „Und schwängere niemanden. Also dann, Cassivellaunus, wir geh...“ Er unterbrach sich, als er etwas Merkwürdiges sah. Nur kurz, für eine Sekunde, war seine Aufmerksamkeit vom Sklaven zu den beiden sich ankeifenden Weibern geglitten. Und direkt neben ihnen sah er eine sehr junge Frau, die in der Mitte der Straße stand. Seltsam, sie erinnerte ihn an jemanden, den er schonmal gesehen hatte, doch er wüsste nicht, wem. Doch ihr Gesicht hatte er sich gemerkt. Ob die Erinnerung an ihr Gesicht verblassen würde, oder ob er sich noch später an ihr Aussehen erinnern würde? Wie dem auch sei, Piso kam es höchst suspekt vor, dass eine Frau wie sie, so reich bekleidet, mitten auf der Straße stand. Wenn schon reiche Frauen auf der Straße unterwegs waren, dann in einer Sänfte und vielen Sklaven. Was also hatte sie hier zu suchen? Verdächtigerweise schob sie noch eine Falte ihres Kleides über ihr Gesicht und schlich zurück in die Schatten. Seltsam. Fast schon hätte Piso Brix danach befragt, doch dann ließ er es sein. Selbst wenn er was wüsste, würde er jegliches Wissen abstreiten. Da war er sich sicher.
    Brix‘ nächste Frage lenkte ihn sowieso wieder ab. Er blickte ihn an. „Aaaaaalso.“, sagte er gewichtig. „Du gehst rein, sagst, du willst ein Mädchen, und das passt dann. Fragen werden nicht gestellt, also musst du auch deinen Stand nicht rechtfertigen. Alles ganz einfach. Und ich muss jetzt weiter. Viel Spaß.“, meinte er, lächelte ein wenig arrogant a la „Wenn du so etwas wirklich brauchst, Bürschelchen, dann soll es in Ordnung sein“, drehte sich mit einem in die Luft gejauchzten „Vale!“ um und schritt mit langen Schritten hinfort. Cassivellaunus nickte dem Germanen nochmals zu, dann beeilte er sich, seinem Herrn nachzukommen.

  • "Wenn ich es dir sage. … Allerdings kenne ich ihn nur flüchtig. Wir haben uns kurz auf dem Schiff unterhalten, mehr nicht., erklärte Prisca schnell woher sie den Flavier kannte. Viel Zeit zum reden blieb allerdings nicht mehr, denn sie mussten sich richtig beeilen um unbemerkt mit den Männern Schritt zu halten. Also rein in den Schatten - raus aus dem Schatten - den entgegenkommenden Menschen ausweichen … puh! Mit einer Sänfte hätten sie gar keine Chance gehabt und mit den Leibwächtern war es immer noch mehr als anstrengend zu Fuß durch die Straßen zu eilen. Deshalb seufzte Prisca auch erleichtert auf als sie endlich vor den dolce vita ankamen. ... 'Das muss es sein' ...


    "Ja ich denke hier sind wir richtig", nickte Prisca zu Laevinas Worten ohne den Blick von dem imposanten mehrstöckigen Haus zu nehmen, das auf der anderen Straßenseite stand. Der Flavier und Brix standen direkt davor und unterhielten sich noch ... Herrje, was tun die da noch so lange, gehen die jetzt rein oder nicht?, dachte Prisca voller Ungeduld und wandte sich zu Laevina um, die gerade noch einmal die Abmachung bekräftigen wollte. "Genau so machen wir es. … ", wollte Prisca es gerade bestätigen, doch weiter kam sie nicht da plötzlich zwei Frauen ganz in ihrer Nähe miteinander zu streiten begannen. Worüber stritten die sich bloß? Egal - geistesgegenwärtig huschte Laevina sofort zurück in den Schatten und Prisca tat es ihrer Cousine nach indem sie sich schnell hinter sie stellte, um möglichst nicht gesehen zu werden.


    Vor Aufregung leise keuchend spähte Prisca an Laevinas Schulter vorbei in die Richtung wo Brix und der Flavier eben noch gestanden hatten, konnte aber von ihrem Standpunkt aus nicht mehr sehen was sich da vorne abspielte. "Kannst du erkennen was die da noch machen und ob man uns bemerkt hat? …", fragte die Aurelia flüsternd nach in der Hoffnung, dass die Männer mehr von den beiden streitenden Furien, als von allem anderen abgelenkt worden waren…


    ~ Zur selben Zeit, nur einige Meter entfernt ~


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    …folgte Brix artig nickend den Worten des Flaviers: "Ja Herr wenn ihr es sagt, werde ich es so machen!", stimmte er ehrfurchtvoll allem bei, was ihm der Mann über das Bordell berichtete. Hauptsache der Kerl entschied sich bald, ob er gehen oder da rein gehen würde. Egal wofür er sich entschiede - wirklich beeinflussen konnte es Brix ohnehin nicht. Aber er wollte es endlich hinter sich bringen, hier den Mittler für die beiden Aureliae spielen zu müssen.


    Das Gekeife von zwei Frauen ließ auch seinen Blick kurz über das Geschehen in nächster Nähe schweifen und natürlich erkannte Brix dabei auch die beiden Patrizierinnen, die etwas abseits schnell in eine dunkle Seitengasse verschwanden. Hoffentlich hatte der Mann neben ihm nichts davon mit bekommen, doch dieser verabschiedete sich in dem Augenblick auch schon mit einem ziemlich arrogantem Grinsen im Gesicht.


    "Vale bene… und nochmals vielen Dank Herr!", rief Brix dem Fremden noch nach, ehe er erst einmal erleichtert durch atmete. Dieser Schnösel hatte offensichtlich doch nicht die Absicht das Etablissement heute zu betreten. Sehr gut! So konnte er den beiden Herrinnen endlich das Zeichen zur Entwarnung geben. "Herrinnen, alles klar bei euch?! … kommt! Hier entlang …", wies Brix den beiden Frauen mit Gesten und flüsternder Stimme den weiteren Weg. Er öffnete zudem vorsorglich die Pforte und hielt sie auf, damit die beiden Aurelia möglichst schnell hinein huschen könnten ...

  • Fast hätte er mich entdeckt. Für eine ganze Weile meinte ich noch seine Blicke auf mir zu spüren, als ich schon lange wieder aus Sicht sein musste. "Uff, das war knapp!", flüsterte ich Prisca erleichtert zu. Oder war es zu knapp gewesen? Prisca konnte nichts sehen, also stellte ich mich auf Zehenspitzen und versuchte einen Blick von dem Mann zu erhaschen, der uns hergeführt hatte. Doch er war verschwunden. Und Brix auch! "Sie... sie sind weg!", keuchte ich und erschrak furchtbar, als Brix plötzlich neben uns auftauchte und uns hineinbegleiten wollte. Mit der Hand auf meinem schlagenden Herzen atmete ich erst einmal tief durch.
    Ich wollte ihn gerade ausschimpfen, aber nicht nur die Tatsache, dass er uns schon so einen grossen Dienst erwiesen hatte, sondern auch dass er bereits die Tür aufhielt, hielten mich davon ab.
    Da ich noch immer ganz erschreckt war, suchte ich ohne genauer hinzugucken nach Priscas Hand und klammerte mich fest, als ich meinte sie gefunden zu haben. "Jetzt geht es los!" Wir würden so schnell wie möglich das Lupanar betreten müssen um nicht entdeckt zu werden und nicht zu viel Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Aber zur gleichen Zeit sollten wir wenn wir drinnen waren auch dort so unauffällig sein, wie möglich. Wir waren immerhin seriöse und ernstzunehmende Damen... Naja, wir gaben uns wenigstens als solche aus...

  • Laevinas entwarnende Worte ließen Prisca kurz durch atmen. Es schien nochmal alles gut gegangen zu sein! Doch Sekunden später sog die Aurelia erneut hörbar die Luft ein da Brix sie so unvermittelt auf sie zu trat und sie beide aufforderte, endlich das Objekt der Begierde zu betreten. Prisca hegte in diesem Moment echte Zweifel, ob es richtig war was sie da taten, doch diese schwanden ebenso schnell dahin, wie ihre Cousine nun ihre Hand griff und sie mit sich mit zog. "Jetzt geht es los!"


    "Warte! Nein, oder … doch, schnell jetzt, los ..los!", hin und her gerissen angesichts ihres Vorhabens zögerte Prisca mit Worten und handelte zugleich entgegen, in dem sie - Hand in Hand - mit Laevina in das dolce vita huschte. Vorbei an Brix und den übrigen Leibwächtern, die sich natürlich den beiden Aureliae anschlossen. Alleine und hilflos wären sie also nicht, egal was sie da drinnen erwarten würde. Wobei Brix seinen Leuten, mit einer unscheinbaren Handbewegung und einem verschmitzten Grinsen zu verstehen gab, dass sie ruhig den beiden Frauen den Vortritt und das Reden überlassen sollten. Sie würden nur im Notfall einschreiten, sonst nichts ...


    Somit waren die beiden Patrizierinnen mehr oder weniger auf sich allein gestellt, in dieser für sie so fremden und ungewohnten Umgebung. Ja was genau erwartete sie eigentlich hier? In der ersten Sekunde war Prisca einfach überwältigt! … Tja, nur von was eigentlich?... Das Licht im Inneren war sehr gedämpft und um sie herum herrschte eine konstante Geräuschkulisse: Von überall her war Gelächter, Kreischen und auch Stöhnen zu hören. Ein Mann kam ihnen unmittelbar entgegen, starrte die beiden Frauen kurz ungläubig an und schob sich dann schnell an ihnen vorbei nach draußen. Von rechts huschte eine leicht bekleidete Sklavin mit einer Amphore vorbei und verschwand damit in einem angrenzenden Raum.


    Du meine Güte wie sieht es denn hier aus?! Prisca hielt kurz den Atem an während ihr Blick über die vielen Türen wanderte, die von dem rechteckigen Eingangsbereich weg führten. Sie alle waren mit Vorhängen verhängt und an einer Seite des Raumes führte eine Treppe ins Obergeschoss. "Sieh doch nur! .. Oooh", hauchte Prisca fast andächtig und sie deutete dabei auf die Wände, an denen die gleichen Darstellungen zu sehen waren wie auf den Zeichnungen, die sie und Laevina zusammen angeschaut hatte. Nur waren diese Bilder hier viel größer und noch eindeutiger …


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    "Na ihr beiden Hübschen?! … Habt ihr euch in der Tür geirrt, oder womit kann ich euch - oder besser noch - könnt ihr mir dienen?!"
    Urplötzlich ertönte eine süßlich widerliche Stimme hinter den beiden Aurelierinnen. Die Stimme gehörte einem Kerl, der an einem Tisch neben dem Eingang saß und eifrig Sesterzen zählte, die sich darauf stapelten. War das der Kassierer oder gar der Besitzer?


    Priscas Herz hörte vor Schreck fast auf zu schlagen. Sie wirbelte herum und nahm den Typen mit einer Mischung aus Furcht, Ekel und Verblüfftheit spontan in Augenschein. Wie erging es wohl Laevina in dieser Sekunde? Prisca warf ihrer Cousine schnell einen fragenden Blick zu. Jetzt oder nie?! … Ob unser Plan funktionieren wird?

  • Und plötzlich standen wir IM Lupanar. Auch ich wurde von dem ersten Eindruck überrascht. "Ooooh..." antwortete ich schockiert auf Priscas gleichartigen Kommentar.
    Doch dann wurden wir auch schon angesprochen. Ein ziemlich gruseliger Mann fragte uns aus. Ganz spontan antwortete ich empört: "Was erlaubst du dir eigentlich? Also wirklich..." Dann fiel mir ein, wo wir waren und ich schaute mich besorgt um, schliesslich wollte ich hier keine Szene machen und für viel Aufmerksamkeit sorgen. Im Gegenteil, so ruhig wie möglich wollten wir soviel sehen wie möglich. Die sehr detaillierten Bilder in der Eingangshalle waren schon ganz nett, doch ich war vor allem gespannt auf die Damen... und Herren?! - die hier arbeiteten. An SO einen Typ hatte ich aber sicher nicht gedacht. Durch die kurze Gedankenpause nun doch verunsichert, blickte ich mich einmal versichernd zu Prisca um. Wir ihm dienen? Ob wir dafür "geeignet" wären... mal abgesehen von unserem Stand? Darüber hatte ich noch nie nachgedacht, der Gedanke war so fern... Aber schlecht sahen wir nicht aus... Mit einem kräftigen Kopfschütteln vertrieb ich den Gedanken und fuhr den Mann - mit etwas ruhigerer Stimme - an: "Wir bieten dir überhaupt nichts an... Wir brauchen eine Auskunft. Es ist nämlich soo..." Ich unterbrach, als ich die sehr interessierten Blicke eines Mannes sah, der ganz in der Nähe auf einer Kline lag und sich von einer jungen Frau mit Weintrauben füttern liess. Er schien sich von seinen Abenteuern zu erholen, doch die Blicke, die er Prisca und mir zuwarf, regten Ekel in mir und ich raunte dem Portier oder Besitzer oder wem auch immer zu: "Können wir irgendwo in Ruhe reden?" Dabei öffnete ich einen kleinen Beutel, in dem sich mein Siegelring befand um dem Mann zu bedeuten, dass wir ein Gespräch wert waren. Den Adel musste er nun erkennen, doch auch die Münzen, die sich in dem Beutel befanden, hatte er gesehen. Eins von beidem würde ihn vielleicht dazu bewegen uns das Haus zu zeigen oder doch wenigstens mit uns zu reden.

  • Der Mann vor ihnen sah wirklich unheimlich aus, aber hier und jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich zu fürchten. Im Gegenteil. Was fällt dem Kerl eigentlich ein, so mit uns zu reden?! Prisca atmete tief durch, sagte aber nichts weiter da Laevina als Erste das Wort ergriff. Und sie machte das gut! Also verfolgte Prisca gespannt das Gespräch, jederzeit bereit, bei Bedarf die doppelte weibliche Stimmgewalt auf diesen Widerling nieder prasseln zu lassen.


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    Auf die schroffe Ansage der Frau hin wollte der Kassierer eigentlich süffisant und breit grinsend zur Antwort geben, dass er sich hier alles erlauben könne, wenn er wolle. Doch das Grinsen gefror ihm recht schnell zu einer eher schmerzverzerrten Fratze, als er auf den Siegelring starrte, welchen die eine Frau aus einem Beutel zog. Bei allen Göttern! Was hatten zwei Patrizierinnen - noch dazu so junge - hier in einem Lupanar zu suchen? Das konnte doch nur Ärger bedeuten. Mit dem Vater, dem Vormund, oder wem auch immer und diesen Ärger wollte der Kassierer unbedingt vermeiden. Die adelige männliche Kundschaft war nämlich sehr ..sehr eigen. Allein die ganzen Sonderwünsche und -behandlungen die diese Adeligen stets wollten. Was wäre erst, wenn hier der gute Ruf (in Form der unbescholtenen Töchter) auf dem Spiel stünde? In jedem Fall wäre es sehr schlecht fürs Geschäft, wenn einer dieser Patrizier seine Beziehungen spielen lassen würde ...


    "Ehm, Verzeihung, … ich fürchte ich kann den beiden Damen nicht ganz folgen?!", stammelte der Kassierer in einem, nunmehr eher unterwürfigen Tonfall. Etwas unbeholfen erhob er sich und starrte dabei händeringend die beiden Aureliae an. Einen ruhigen Ort zum Reden? In einem Lupanar? .. Ja wo...? "Bitte wo ..worüber sollten wir uns denn unterhalten wo ..wollen? … Ihr wo..wollt doch nicht etwa …", der Mann unterbrach sich kurz, hob die Augenbraue und senkte gleichzeitig seine Stimme zu einem undeutlichen Nuscheln: "*hüstel* Die beiden Damen wollen doch nicht etwa gar die Dienste von Lustsklaven in Anspruch nehmen, oder doch?", zog er den völlig falschen, aber für ihn einzig vorstellbaren Schluss. O tempora, o mores … Welch Verfall der guten Sitten würde dies bedeuten, wenn sich jetzt schon die heiratsfähigen Töchter aus adeligem Hause, in Lupanaren wie diesen herum trieben.


    "Was erlaubst du dir eigentlich? Also wirklich …", platzte es da spontan - im gleichen Wortlaut, wie ihre Cousine - aus Prisca heraus. So eine Unverfrorenheit! Soll ich ihm dafür Eine runter hauen, oder gegen das Schienbein treten, oder beides? Während Prisca ernsthaft in Erwägung zog, sich die Finger an diesem niederen Subjekt schmutzig zu machen, hatte Laevina wieder ganz das Wort ...

  • Der Siegelring hatte eindeutig Eindruck auf den abscheulichen Mann gemacht, wie ich mit Zufriedenheit feststellte. Er verhielt sich sogleich angemessener und damit angenehmer für uns. Allerdings wollte er offenbar nicht an einem ruhigen Fleck mit uns reden. Zumindest reagierte er überrascht und ausweichend auf meine Forderung. Mit gesenkter Stimme machte er dann einen unerhörten Vorschlag. Da ich leicht zu erschrecken war, riss ich die Augen auf und öffnete den Mund. Doch da Prisca das Schimpfen übernahm, beschränkte ich mich auf einen todbringenden Blick und erklärte unsere Angelegenheit nun mit vor Verachtung triefender Stimme so: "Wir sind auf der Suche nach jemandem. Aber entweder du führst uns jetzt an einen stillen Ort, wo wir ungestört reden können..." Ein Blick über die Schulter bestätigte mir, dass wir von den Gästen des Hauses, die sich in der Umgebung befanden nach wie vor höchst interessiert beäugt wurden. "Oder du bringst uns zu deinem Chef, dem Besitzer oder sonst einem anständigen Mann!" Ich war zu dem Schluss gekommen, dass es sich hier nicht um den Kerl handeln konnte, den wir suchten. Er verhielt sich zu unprofessionell, er war zu verkommen und zu dreist für einen Boss - und wenn es nur der Boss eines Lupanars sei.
    Auch zu unseren Leibwächtern - angeführt von Brix - schaute ich mich noch einmal sicherheitshalber um und war glücklich, sie dabei zu haben. Wer wusste schon, wie lange der Siegelring uns genügend Schutz vor Frechheiten gewähren würde. Ich hoffte inständig, dass der Mann uns endlich zu seinem Vorgesetzten führen würde. Mit ihm selbst wollte ich mich nicht länger abgeben und mich ihm vor allem nicht anvertrauen. Unsere - ausgedachte - Geschichte war schon peinlich genug.

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    Der Kassierer wurde von Sekunde zu Sekunde kleiner, angesichts der wort- und blickgewaltigen Frauen vor ihm. Sichtlich eingeschüchtert rang er die Hände und suchte verzweifelt nach einer passenden Antwort. Bei allen Göttern, was suchen die beiden Harpyien denn ausgerechnet in unserem Lupanar??"Mit jemanden reden .. REDEN??? Na gut, NA GUT -VERZEIHUNG!!! Was immer die Damen wünschen. … Ich dachte ja nur … Ach egal. Jedenfalls ist das kein Grund, mich mit euren Blicken zu töten, oder?! … Ich bin doch nur der Kassierer und dafür verantwortlich, dass der Laden läuft!", verteidigte er sich kleinlaut und wirkte so gar nicht glücklich über die Lage in der er sich augenblicklich befand. Nur kein großes Aufsehen, das war immer schlecht für das Geschäft und einige Gäste beäugten die Szene schon mit wachsendem Interesse.


    Die beiden wollen ungestört reden? "Wenn ihr unbedingt reden wollt, bringe ich euch am besten zum Besitzer dieses Etablissements. Bitte folgt mir. Hier die Treppe hinauf, den Gang entlang, das letzte Zimmer ist es dann", wies der Mann schnell den Weg zum Chef, winkte den beiden Frauen zu und huschte auch schon voraus, dieTreppe nach oben.


    "Na also, warum nicht gleich so du .. du Lump", rief Prisca nur giftig hinter dem Mann her und grinste gleichzeitig ihrer Cousine freudig ins Gesicht. Dem haben wir es aber richtig gegeben, nicht wahr?! Wollen wir mal hoffen, dass der Besitzer so anständig ist wie du es gefordert hast." Mit einem Wink, gab Prisca den Leibwächtern ein Zeichen und folgte dann dem Kassierer hinauf in den ersten Stock. So weit so gut, da konnte es doch nur noch besser werden … oder?


    Im ersten Stock angekommen, führte ein langer Gang weiter durch das Lupanar. Links und rechts zweigten Räume ab, denen ein besonders geschäftstüchtiger Mensch wohl eine ganz bestimmte Bedeutung geben wollte, indem er ihnen eigens Namen verliehen hatte...


    "Im Tal der Pharaonen"
    "Asgard - Heim der Asen"
    "Der Harem des Shah"
    "Das Refugium des Imperators"
    "Griechische Nächte"
    "Carcer"


    … stand da auf Tafeln neben den einzelnen Türen, die zweifellos nur für gut betuchte Gäste geöffnet wurden und welche wohl dem Besucher ganz bestimmte Orte oder Szenarien, oder gar beides suggerieren sollten. Priscas Mund stand ungläubig offen und ihre Neugier war zum zerreißen gespannt. Aber noch zögerte sie, eine der Türen zu öffnen und einen Blick hinein zu werfen. Schließlich war der schmierige Kerl vom Empfang nur wenige Schritte vor ihnen und schneller als erwartet, standen sie vor einer Türe, die auch einen ganz bestimmten Namen trug:


    "privatus"


    "Wir sind da. Wenn ich die Damen bitten dürfte einzutreten und sich einen kurzen Augenblick zu gedulden. Ich hole eben den Besitzer. Er ist momentan nebenan und vergnü … ehm, ich meine er hat gerade geschäftlich zu tun. … Ach! Was weiß ich, was er da gerade treibt. Wartet einfach hier!" Mit diesen hastig gesprochenen Worten verabschiedete sich der Kassierer und schloss erleichtert die Türe hinter sich.


    Doch lange würde es bestimmt nicht dauern, bis sich diese wieder öffnen würde. Bliebe da überhaupt die Zeit sich in Ruhe umzusehen und gab es in einem Büro wie diesem überhaupt etwas zu bewundern? ... Hoffentlich ist der Besitzer genauso leicht zu beeindrucken wie der Kassierer, dachte sich Prisca gerade und warf einen entsprechend fragenden Blick zu ihrer Cousine.

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