Vereinseigentum

  • Wieder einmal hatte Tiberius Durus nachgedacht und das Gesetz studiert, insbesondere nachdem er seinen Platz an der Spitze der Factio Veneta abgegeben hatte. Vor geraumer Zeit bereits hatte der göttliche Iulianus ein Gesetz erlassen, das gänzlich jeglicher praktischer Nützlichkeit widersagte und dem Tiberier von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen war.


    Aus diesem Grund ließ er sich vom Consul mit seiner Angelegenheit auf die Tagesordnung setzen und erhob sich, als er aufgerufen wurde. Leise räusperte er sich, dann setzte er an.


    "Patres conscripti,


    mein Anliegen am heutigen Tage ist eines, das mir bereits seit längerer Zeit am Herzen liegt, denn es geht um die Änderung eines Gesetzes, das der alltäglichen Praxis nicht ferner sein könnte. Ich spreche von der Lex Communitatis, die sich mit den Rahmenbedingungen für Collegia, Societates und sonstiger Gemeinschaften beschäftigt. Obwohl es mir weitestgehend angemessen erscheint, muss ich heute doch am letzten Paragraphen, versehen mit der Nummer Vier, Kritik üben. Sein Inhalt lautet:


    (1) Es ist dem Verein nicht gestattet, Eigentum in jeglicher Form zu besitzen.
    (2) Ein Verein darf kein Geld erwirtschaften durch Verkäufe etc. und keine Spenden annehmen.
    (3) Ein Verein darf kein Gewerbe führen.


    Manch einer von Euch, der etwa in einer der Factiones tätig ist, wird stutzen, denn seit jeher ist es dort üblich, eine gemeinsame Kasse zu führen, um die Ausgaben für den Rennstall zu bestreiten. Nach jenem Gesetz sind derartige Kassen jedoch illegal.


    Nicht nur aus diesem Grund, sondern auch, weil bei zahlreichen anderen Gemeinschaften ähnliche Probleme auftreten und es unnötig umständlich ist, dass etwa Kultvereinigungen abwechselnd für Kosten aufkommen müssen, anstatt jeweils den gleichen Betrag in eine Gemeinschaftskasse zu legen, möchte ich für eine Änderung jenes Paragraphen plädieren.


    Da ich weiß, dass der Grund für dieses Gesetz Fälle von Steuerhinterziehung waren, bei denen feige Männer die Großzügigkeit unseres Staates, der Vereine von sämtlichen Steuern ausgenommen hatte, ausnutzten, indem sie ihr Privatvermögen in den Vereinskassen versteckten, möchte ich einen Kompromiss vorschlagen:


    Warum sollten Vereine nicht die Möglichkeit besitzen, eine gemeinsame Kasse zu führen, von der jedoch regelmäßig ebenso Steuern fällig werden, wie sie es bei Privatpersonen der Fall ist?
    Um jegliche Steuerhinterziehung zu verhindern, könnten Vereine mit einer Kasse außerdem dazu verpflichtet werden, dem A Rationibus regelmäßig Bericht zu erstatten, was sich im Besitz des Vereins befindet mitsamt eine Erklärung dafür, sodass zusätzlich von Fall zu Fall eine Obergrenze für den Besitz festgelegt werden könnte. Damit könnte dem Rechnung getragen werden, dass eine Factio ein größeres Vermögen benötigt als etwa der Kultverein einer regionalen Gottheit, die nur einen Altar betreiben, auf dem sie regelmäßig kleine Opfer darbringen.


    Sollte das Gesetz jedoch weiter bestehen bleiben, würden unsere Factiones mit ihrer langen Tradition, ebenso zahlreiche andere Gemeinschaften in konsequenter Ausführung des Gesetzes ihre finanzielle Basis verlieren und damit letztendlich eingehen oder zu privaten Veranstaltungen verkommen. Dies sollte verhindert werden, darum bitte ich um Eure Meinung zu dieser Angelegenheit."

  • Hätte nicht ein anderer Senator oder gar Sedulus selbst diesen Gedanken haben können. Warum mußte es ausgerechnet dieser Tiberier sein, warum der?
    Ging es Sedulus durch den Kopf.
    Da er ja selbst in einem Verein tätig war und von daher um dieses Problem wußte, war er ja im Grunde für diesen Vorschlag aber...
    Irgendwie ging es ihm mit diesem Mann wie seinem Onkel. Er wußte nicht was es war und auch nicht warum. Es war einfach so.
    Er konnte diesen Durus einfach nicht ab haben.


    So mußte sich Sedulus also feste auf die Lippen beißen, um ihm am Ende nicht doch noch zuzustimmen. Was ihm doch recht schwer fiel.

  • "Ah Tiberius Durus hat seine Studienzeit in den Archiven sinnvoll genutzt."


    Welch Seltenheit. Avarus kam nicht umhin diesen Teil denkend beizufügen. Die Stimmlage offenbarte es auch so.


    "Doch bevor wir alle Vereine, Vereinigungen und Vereinanlehnungen in einen Topf zusammenrühren, stellt sich mir die Frage: Sollten wir nicht auch differenzieren können?


    Die von dir angesprochenen Factiones waren einst in einem anderen Artikel durchaus im Codex Universales beheimatet. Dort wurde herumgedoktert und schließlich eine Lücke geschaffen, die jetzt irrtümlich in gleicher Hinsicht zu den Vereinen klafft. Ich schlage daher vor in solch einer Diskussion die Factiones gesondert zu betrachten als Vereine des Kultes, der Kollegien, der Veteranen und Blumenzüchter, der Viehtreiber und Kaufleute sowie aller anderen Vereine und Vereinigungen jenseits des Pferderennsportes."

  • Als Princeps Factionis der Russata hatte Macer an diesem Thema ein natürliches Interesse. Auch wenn er sich in letzter Zeit wenig Gedanken um das Thema gemacht hatte, erhob er sich daher bald von seinem Platz und meldete sich damit zu Wort.


    "Ich halte diese Initiative für begrüßenswert. Dass Tiberius Durus gleich von Beginn an die historischen Hintergründe für das gerzeit gültige Gesetz in Betracht zieht und diesen Rechnung trägt, zeugt von einem wohl vorbereiteten Vorschlag", lobte er zunächst einmal den Starter der Debatte. Auch vor Avarus hatte er zunächst einige zustimmende Worte. "Ebenso denke ich, dass die von Germanicus Avarus vorgeschlagene Differenzierung zwischen verschiedenen Arten von Vereinen und Vereinigungen sinnvoll ist."


    Damit war es dann aber vorbei mit der Zustimmung. "Ich halte es jedoch nicht für notwendig oder objektiv begründbar, dass ausgerechnet die Factiones des Rennsports ein besonderes gesetzliches Privileg erhalten sollen. Ich sage dies ganz bewusst in meiner Rolle als Princeps der Factio Russata. Außerdem glaube ich nicht, dass es in irgendeiner Art und Weise praktikabel ist, dass Vereine dem Procurator a rationibus Bericht über ihr Vermögen erstatten. Wenn sich an diesem Verfahren wie von Tiberius Durus vorgeschlagen jeder Kultverein für eine regionale Gottheit beteiligen müsste, dann würde das zwar den Wachstafelherstellern ungeahnte Umsätze bescheren, aber letztlich wohl einen Verwaltungsaufwand erzeugen, der niemanden glücklich macht."

  • Natürlich musste Avarus wieder beleidigend werden, bevor er Einwände äußerte. Aber heute war Durus gut gelaunt, daher überging er die Äußerung großzügig und hörte dann Macer zu, auf dessen Wort er ohnehin mehr gab als auf das seines Erzfeindes.


    Natürlich hatte er auch darüber nachgedacht, wie man unterscheiden konnte, wer eines Vermögens bedurfte und wer nicht. Factiones waren natürlich dabei, doch eigentlich konnte man mit einem allgemeinen Gesetz gar nicht festlegen, wer Geld brauchte und wer nicht, denn von allem gab es Ausnahmen, daher war seine Idee mit dem A Rationibus gekommen.


    "Natürlich könnte man auch unangekündigte Kontrollen durch die jeweils zuständige Steuerverwaltung bestimmen. Allerdings bin ich der Meinung, dass die Steuerzentrale oder der zuständige Procurator zumindest einen Überblick benötigt, welche Vereine mit Kasse existieren."


    Leider schien es das bestgehütetste Geheimnis des Imperiums zu sein, wie genau die Steuerschätzung festgelegt wurde und wie viel der einzelne zu zahlen hatte.


    "Eine Einteilung halte ich für schwierig, daher würde ich vorschlagen, dass eine Vereinsbesitz von der Steuerverwaltung zu genehmigen ist, beziehungsweise diese zu entscheiden hat, ob dies notwendig ist, denn im Rahmen eines allgemeinen Gesetzes ist es schwierig, genaue Grenzen zu ziehen."

  • "Jeder Vereinsbesitz?" fragte Macer nach, denn dieser Vorschlag erschien ihm noch drastischer als der vorherige, und mit dem war er ja schon alles andere als glücklich gewesen. "Ich halte es für völlig unmöglich, dass jeder Verein jeden Besitz beziehungsweise jede Erwerbung durch die Steuerverwaltung prüfen lassen muss. Das würde meines Erachtens sowohl den gewaltigen Verwaltungsapperat in Rom als auch jegliche Finanzprokuratoren in den Provinen völlig überlasten. Im Moment wird alles über private Kassen finanziert und das führt dazu, dass man den Übeblick im Verein hat und kein unnötiges Geld ausgegeben wird. Wenn ich für ein Vereinsfest auf eigene Kosten zehn Amphoren Wein kaufe, dann ist das kein Problem. Sollen diese nun als Vereinsbesitz gemeldet werden müssen? Und muss ich dann zuvor melden, dass ich dem Verein einen Geldbetrag eben in der nötigen Höhe für den Einkauf von zehn Amphoren Wein zur Verfügung gestellt habe?" Macer stellte die Fragen bewusst mit leicht erhobener Stimme. Er war sich sicher, dass er entweder irgendetwas falsch verstanden hatte oder die ganze Sache unglaublich aufwändig werden würde.

  • "Auch bei dieser Frage läßt es sich differenzieren. Was ist Besitz, was ist Eigentum, welches Vereinseigentum gehört kontrolliert? Prakmatisch ist keine dieser Archivierungen, die nur eins bedeuten nämlich aus einer Fliege Elefanten zu zeugen. Meiner Meinung nach gehört es den Vereinen einen maßvollen Zugang zu Eigentum zu gewähren und dies ohne Geiselung. Was braucht ein Verein, das sollte uns intressieren, genauso die Frage was braucht er nicht. Sicherlich ist es bei der Fülle an unterschiedlicher Vereinslagen nicht einfach diese beiden Grundsätze zu beantworten, aber ein Gut schließt sich bei jedem Vereinsbild aus: Luxus. Und ... wir müssen uns fragen, ob nicht verderbliche Ware von vornherein unbeachtet jener Listen bleiben kann, die Eigentum von Vereinen enthält?! Sollte es je dieses Monstrum an Bürokratie geben oder dieser Vorschlag des Tiberius hier eine Mehrheit finden."

  • Die Bedenken seiner Kollegen waren durchaus berechtigt, doch konnte er natürlich auch heute, an diesem Tag, an dem er so gut gelaunt war, die Worte des Avarus einfach stehen lassen. Und seine Erfahrung als Pontifex war in diesem Fall besonders nützlich:


    "Natürlich kann ein Verein gerade Luxus-Artikel benötigen - denken wir nur an Kultvereine, die Weihrauch für ihre Opfer benötigen oder ihre Priester in kostbare Seide kleiden wollen - für römische Kulte mag das unnötig sein, aber die Kulte im Osten haben durchaus derartige Wünsche.


    Warum allerdings Nahrungsmittel völlig unbeachtet bleiben sollten, ist mir ebenfalls schleierhaft, denn sie bieten genau die gleichen Möglichkeiten wie anderweitige Güter. Möglicherweise wäre es sinnvoller, Käufe und Verkäufe über einem bestimmten Betrag an die Steuerverwaltung zu melden - sagen wir über 1000 Sesterzen. Dann können die kleinen Dinge des Alltags unbürokratisch ge- und verkauft werden, dennoch kann ein Verein dem Staat nicht durch Immobilien- oder Geldtransaktionen große Steuersummen entziehen. Zusätzlich könnten natürlich dennoch stichprobenartige Kontrollen stattfinden."


    Es war wirklich gar nicht so einfach, eine unkomplizierte und zugleich bürokratisch sinnvolle Lösung zu finden. Vielleicht sollte man auch ganz auf regelmäßige Berichte verzichten und gänzlich auf unangekündigte Kontrollen bauen? Durus wusste ja noch nicht, dass Verkehrsunternehmen in zweitausend Jahren nahezu komplett auf der Angst vor Kontrollen basierten und sehr erfolgreich waren!

  • "Den Betrag für einzelne Käufe und Verkäufe zu begrenzen, halte ich für völlig unpraktikabel", wandte Macer sofort ein. "Wenn man nicht gerade ganze Gebäude kauft, kann man über so eine Regelung nahezu jedes Geschäft in beliebigen Umfang abwickeln, nicht nur bei Nahrungsmitteln und anderen verderblichen Waren. Dann kaufe ich für meine Factio eben nicht vier Pferde auf einmal, sondern vier mal je ein Pferd. Von mir aus auch an verschiedenen Tagen, wenn es das Gesetz vorschreiben sollte. Und jede weitere detailliertere Regelung an dieser Stelle würde nur einen völlig unkontrollierbaren Wust an Vorschriften erzeugen. Da könnte man dann gleich diverse Quaestoren drauf ansetzen, das zu kontrollieren."


    Er machte eine kurze Pause, bevor er weiter sprach, denn er wollte noch zu etwas Grundsätzlichem kommen. "Für noch wichtiger als die Kontrollierbarkeit von Regelungen halte ich es jedoch, eine Regel so zu gestalten, dass man sie einfach versteht und gerne befolgt. Warum hinterziehen Menschen Steuern? Was erhoffen sie sich davon? Verstehen sie nicht, dass sie sich damit gegen die Gemeinschaft stellen? Wenn wir das beantworten und danach handeln, dann brauchen wir uns um spezielle Regelungen für Vereine keine Gedanken mehr zu machen."

  • Das wiederum war natürlich wahr, doch so konnte gar keine Regelung gefunden werden. Jede Regel war leicht zu umgehen, je genauer sie war, desto genauer zeigten sich vermutlich Schlupflöcher. Letztendlich konnte man dies nicht verhindern. Aber letzterer Kommentar passte irgendwie gar nicht zu Macer, denn er entsagte jeglicher Praktikabilität!


    "Purgitius, ich glaube nicht, dass wir irgendeine Möglichkeit haben, habgierigen Verbrechern klar zu machen, dass sie durch solch einen Diebstahl letztendlich allen schaden, denn sie sind unverbesserlich und weigern sich, darüber nachzudenken."


    Ganz kurz ging Durus' Blick ein paar Plätze weiter, wo ein Senator aus dem Hause Germanicus saß.


    "Diese Menschen verstehen nur die Sprache der Angst und Strafe, deshalb können wir sie vermutlich auch nur so bestrafen. Möglicherweise wäre es grundsätzlich eine gute Lösung, Steuerhinterziehung ebenfalls als Straftatsbestand aufzuführen. Vereine, die sich dahingehend schuldig machen, sollten ihr Recht auf Vereinseigentum verlieren und die Schuldigen zu hohen Strafen verurteilt werden. Gleiche Strafe sollte jedoch auch Privatmenschen treffen."


    Vielleicht gab es tatsächlich nur eine praktikable Lösung:


    "Am einfachsten wäre es, wenn jeder Verein über seine Ausgaben und Einnahmen Buch führen muss und die Steuerverwaltung jederzeit berechtigt wird, diese zu prüfen. Damit entsteht keine allzu drückende neue Verpflichtung für die Procuratores, dennoch besteht die Möglichkeit, die Einnahmen besser zu kontrollieren."

  • Macer musste bei der Antwort ein wenig schmunzeln. Auch wenn er wusste, dass er gerade ausnahmsweise von Utopien jenseits jeder Realität sprach, machte ihm die Debatte gerade besonders viel Spass. "Aber wir reden ja hier nicht von gemeinen Verbrechern," gab er daher zu bedenken, "sondern immerhin von Vereinen und somit von grundsätzlich ehrenwerten und engagierten Männern, die nun mal offensichtlich ein Mindestmaß an Interesse gegenüber der Allgemeinheit haben, sonst bräuchten sie ja keinen Verein." Dass man auch Vereine zu seinem persönlichen Vorteil gründen konnte, war ihm zwar auch klar, aber ein wenig Idealismus durfte in seinen Augen ruhig sein.


    Dann kam er aber doch wieder zu den harten Fakten des Alltags zurück. "Noch praktikabler als die Abschreckung und Bestrafung wäre eben die derzeitige Regelung, die einen Gesetzesverstoß gar nicht zulässt, eben weil ein Verein nichts machen darf, was zu einem Gesetzesverstoß führen könnte. Wenn ein Verstoß erst einmal passiert ist, wird es immer einen guten Anwalt geben, der aus einem großen Vergehen ein kleines macht und die Zeit wird dafür sorgen, dass kleine Vergehen vergeben, vergessen und toleriert werden. Und das kann nicht unser Ziel sein. Gleichwohl halte ich es wie bereits erwähnt für sinnvoll, den Vereinen Eigentum zu erauben."

  • Nachdem sein Patron nun einige Worte an die anderen Senatoren gerichtet hatte, wollte auch Modestus nun seine Meinung kund tun. Vorallem hatte er als Magister einer Germanitas schon verschiedene Erfahrungen gesammelt.


    >Als Vorstehr eines Vereins weiß ich selbst, dass eine Unmenge an Bürokratie nötig wäre, um jede Kanne Wein für ein Fest und jeden Fuß Bauholz für Altäre zu überwachen, weshalb dies kaum in Frage kommt. Entweder muss den Vereinen vertraut werden, oder man kann Vereinen den Besitz gleich ganz untersagen, wie es zur Zeit der Fall ist. Aber die eigene Erfahrung hat mir gezeigt, dass in gewissen Fällen Vereinseigentum doch wünschenswert wäre. So zum Beispiel Häuser oder Sklaven. Wir von der Germanitas Quadrivii benötigen selbstverständlich Baumaterial und Sklaven beziehungsweiße Arbeiter, die sich um die Wartung und den Neubau von Altären für die Lares compitales kümmern. Dies alles lagerten wir bisher in einem Haus, das uns von einem großzügigen Mitglied zur Verfügung gestellt wurde, doch was wenn diese Peson wegen persönlichen Differenzen aus dem Verein austritt? Daher halte ich es nur für sinnvoll, wenn Vereine ein Haus für die Zwecke des Vereins besitzen könnten. Selbstverständlich müssten die üblichen Steuern und Gebühren entrichtet werden und der Besitz von Immobilien lässt sich auch recht einfach überwachen, weshalb wohl auch nicht mit Immobilienhandel im großen Stil zu rechnen ist.<

  • Aelius Quarto, der als Consular zusammen mit den anderen ehemaligen Consuln und den ehemaligen Praetoren am Kopfende des Saales saß, erhob und räusperte sich.


    “Versammelte Väter, verehrtes Kollegium, ich unterstütze den Vorschlag von Senator Tiberius Durus!
    Ich finde, er hat Recht, wenn er das augenblickliche Vermögensverbot für Vereine kritisiert. Und ich teile die geäußerten Bedenken gegen seinen Vorstoß nicht.
    Wenn, wie vorgeschlagen, ein Verein wie jeder gewöhnliche Bürger Steuern zu zahlen hätte, dann glaube ich nicht, dass wir uns vor einem Ausufern der Fiskalbürokratie fürchten müssen. Oder wollt ihr künftig jedes neu geborene Kind beweinen, weil aus ihm einmal ein Steuerzahler werden könnte?
    Außerdem wäre der Anreiz zu irgendwelchen undurchsichtigen Transaktionen sehr gering, zumindest wenn sie der Steuerersparnis dienen sollen.


    Wir haben doch von Senator Annaeus Modestus gehört, welche Umstände das augenblickliche Reicht bereitet, und das auch bei Vereinen, die doch wohl über jeden Zweifel erhaben sind.“

  • Langsam wurde es Durus doch fast etwas zu bunt. Jeder stimmte ihm zu, lehnte anderes ab und gab doch keinen besseren Vorschlag (oder Durus verstand nicht, worauf Macer hinauswollte). So würde diese Debatte nicht zu einem Ziel führen. Quarto hingegen stärkte ihm den Rücken - obwohl auch sein Beitrag wenig am Problem verbesserte, ihm aber zumindest den Rücken stärkte.


    "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Annaeus, wäre es eine große Schwierigkeit für die Germanitas, über ihre Einkünfte und Ausgaben Buch zu führen? Ohnehin sollte jeder kluge Verein so etwas tun, um einen Überblick zu haben - auch bei kleinen Beträgen. Wenn wir nun vorschreiben, dass diese Aufzeichnungen beispielsweise eine gewisse Zeit lang aufgehoben werden müssen und der Steuerverwaltung bei etwaiger Prüfung vorzulegen ist, dann haben wir - wie bereits gesagt - Kontrolle und dennoch keinen allzu hohen Verwaltungsaufwand.


    Und um auf Deinen Vorschlag zurückzukommen: Ich halte es für schwierig, festzulegen, welche Art von Besitz erlaubt sein sollte. Wie bereits erwähnt, haben verschiedene Vereine verschiedene Bedürfnisse."

  • Da Sedulus ja auch im Vorstand der Germanits saß und überhaupt nicht einsah das ein Verein irgenwem Rechenschaft abzulegen hatte wieviel Wein er für die Mitgliedersitzungen gekauft hat außer den Mitgliedern welche auch was in die Kasse taten, war er strikt dagegen.


    Was bei den Göttern hat außerhalb des Vereines überhaupt wen zu interessieren was mit dessen Geld angestellt wird Senator Durus! Steuern zahlen mag das eine sein, aber ein Auflistung was der Verein mit seinem Geld anstellt, das sollte man doch den Vereinen überlassen, findest du nicht auch?
    So lange der Staat zu seinem Geld kommt... Reicht dir das nicht? Wenn ein Verein über seine Einnahmen und Ausgaben Buch führen möchte, das sollte man den Vereinen überlassen. Darüber wird dann Mitgliederversammlung beraten und entscheiden!

  • Auch Avarus gedachte noch etwas hinzuzufügen. Für ihn lief diese ganze Diskussion in eine recht wirtschaftlich angehauchte Richtung deren eigentliches Wesen eine verherrende Wirkung darauf hätte, wendet man sie auf das Vereinswesen überhaupt an. Schon mit seinen letzten Worten hatte er versucht diese Wanderung durch die römische Gesellschaft anzuregen, vergeblich...


    "Senatoren bedenkt, das Vereinswesen ist eine ausgepägte soziale Ader in unserem Imperium. Vereine wirken da, wo diese Aufgaben dem Staat entweder zu teuer kommen oder Bürger sich an die alten Normen und Tugenden verpflichtend einbringen wollen, um das Leben, den Standard, die Umgebung und auch die rituellen Verpflichtungen angemessen zu erhalten. Sie leisten Arbeiten, um die wir ihnen dankbar sein müssen und deren Notwendigkeit nur zu selten gern verschwiegen wird, weil dem Staat einfach die Mittel fehlen.


    Sollen sie nun noch ein eigenes Monstrum an Bürokratie aufbauen, um das Wenige, was sie besitzen, die Spenden und Zuträglichkeiten aufzubrauchen, um Bücher zu füllen, die Keiner lesen will, um Aedile und Staatsbeamte von ihrer eigentlichen Arbeit abzuhalten mit Prüfungen, deren Streitwert keine dieser Aufwendungen rechtfertigt?


    Jene die Gelder vor dem Steuereintreiber fortbringen wollen, gibt es überall. Ganze Heerscharen Beamten jedoch auszuschicken, um eine neue Freigabe für Vereine zu überwachen, die nichtmal annähernd den Geschäften eines einzelnen Markttages am Mercatus Traianii entsprechen, halte ich für überzogen. Sollen sie doch im Sinne ihrer Berufung Besitz anschaffen, sollen sie Baumaterial lagern und Spenden für deren Ausführung einnehmen. Der Staat wird sich immer vorbehalten können diese Geschäftsgebaren zu überprüfen. Dann ist es aber die Sache des Vereins Sorge dafür zu tragen den Anforderungen der Behörde auch Rechenschaft abzulegen. Wie sie es tun ist ihre Sache und können sie es nicht, dann wird auch der Staat eine Lösung dafür finden. Es sollte aber nicht des Staates Lösung sein, eine Hydra zu züchten, wo die Herde schwarzer Lämmer nichtmal geboren wurde.


    Das ist äußerst kontraproduktiv!"

  • "Und welche Lösung stellst du dir da vor, die der Staat dann finden soll, Germanicus? Wir sind der Staat, wir müssen diese Lösung dann finden und das ganze zuerst laufen zu lassen und dann plötzlich festzustellen, dass es nicht funktioniert, ist wohl kaum die richtige Lösung!


    Ich selbst halte die zahlreichen Vereine unseres Staates für aller Ehren wert und bin ihnen dankbar, doch gibt es auch dort wie überall schwarze Schafe. Und wenn eine gewissenlose Gruppe unter dem Vorwand, einen Verein zu unterhalten, ihre Gelder so verteilen, dass sie möglichst geringe Steuern zahlen, dann bestehlen sie den Staat und das sollte doch verhindert werden, denn wer bei kleinen Diebstählen wegsieht, der stiftet zu großen an!"


    Durus verstand nicht. Natürlich hatte er innerhalb kürzester Zeit eine für ihn plausible Erklärung, warum die Germanicer dagegen waren: Wahrscheinlich planten sie selbst, mithilfe von Vereinen Steuern zu hinterziehen!


    "Niemand wird ja mit dieser Regelung gezwungen, eine Kasse zu führen - nur wer eine hat, sollte diese auch nach nachvollziehbaren Maßstäben führen und dazu müssen nunmal Ausgaben und Einnahmen festgehalten werden!"


    Oder war es doch wieder die prinzipielle Haltung des Advocatus Diaboli, die die beiden dazu anhielt, seinen Vorstoß zu torpedieren - dass er selbst dies auch oft genug tat, sah Durus natürlich nicht. Stattdessen ließ er sich langsam aber sicher seine gute Laune vermiesen...

  • "Ahja das ist natürlich logisch. Weil eine Handvoll zu Tätern werden, kontrollieren wir gleich alle. Warum beginnen wir dann nicht gleich das gesamte römische Volk mit bürokratischen Kontrollgremien zu beschatten? Du, Tiberius magst jetzt denken völlig unmöglich! Doch gibt es unter all den Römern die einem normalen Leben im Staate Romanum nachgehen bestimmt hunderttausend Mal mehr Korruption als unter den Vereinen je entstehen wird. Ich sage ja nicht, das sie völlig Irrwegfrei sind, aber ich sage, das das von dir geforderte bürokratische Monster Rom eher ruiniert, denn ihm nützt.


    Außerdem steht es jedem Aedilen frei sich dieser Aufgabe zu widmen und im Namen des Staates Sümpfe trocken zu legen. Warum nicht auch Vereinskassen mit schwarzem Boden?"


    Avarus mußte ansich halten, um die Logik des Tiberius nicht völlig absurdum zu erklären. Jeder normale Mensch konnte erkennen, das diese Sichtweise arg engstirnig war und jeder Beamte mit etwas Erfahrung konnte an drei Fingern abzählen was sowas den Staat kosten würde.

  • "Mir scheint, dass du mir nicht zugehört hast, Germanicus! Mein letzter Vorschlag war lediglich, die Vereine anzuhalten, ihre Bücher für Kontrollen bereitzuhalten - lediglich bereitzuhalten. Inwieweit der Staat dann dazu kommt, diese zu kontrollieren, ist eine andere Frage."


    erwiderte Durus verwirrt. Irrte er sich oder redete man aneinander vorbei?

  • Scheinbar war der Tiberier noch nie in den Provinzen des Imperiums unterwegs gewesen denn dann würde er wissen wo mehr Korruption am laufen war. Außerdem schien er zu vergessen das es zwei Senatoren aus dem Hause Germanicus in der Curie gab und sollte sich vielleicht von daher ein mal angewöhnen den Cognomen zu nennen mit wem er es gerade hatte.


    Du warst noch nicht sehr viel in den Provinzen unterwegs kann das sein Senator Durus. In den Städten der Provinzen wird mit unter mehr Schindluder getrieben als wie du es hier den Vereinen bzw. seinen Mitgliedern unterstellen möchtest. Vielleicht sollten wir erst einmal dort beginnen nach dem Rechten zu sehen?! Wenn Geld verloren geht und in dunkle Kanäle fließt, dann dort! Und in welche Bücher sollen die Aedilen prüfen wenn keine vorhanden sind? Wie sollen sie das bitte anstellen? Ansonsten muß gesetzlich festgehalten werden das Vereine Bücher zu führen haben welche man auch kontrollieren kann.


    Nun war Sedulus auf die Antwort des Tiberiers gespannt.

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