Heute hatte die Sonne warm geschienen und endlich hatte die angenehmere Zeit des Jahres in Rom begonnen. Es war auch wirklich Zeit!! Was ich an dieser Stadt nicht mochte war das Wetter. Im Winter war es zu kalt und im Sommer schwül und drückend. Dann vermisste ich die trockene und würzige Luft meiner Heimat in der ich die Kindheit und meine Jugend verbracht habe. Dort wo ich meine Unschuld und meine Freiheit verlor. Dank eines Freundes meines Vaters und meines Vaters der mich verkaufte. An den Ersten dachte ich gerne zurück, an meinen Vater weniger. Purpur, violett, orange und korallrot spiegelte an diesem Abend der Himmel das ganze Spektrum wunderschöner Farben wieder. Um mich herum zwitscherten die Vögel und die Bienen summten außerdem lag der Geruch nach frisch erblühten Knospen in der Luft. Mein Atem ging stoßweise und schwer, denn ich trainierte schon seit einer Stunde. Anfangs noch vorsichtig doch mit der Zeit wagemutiger obwohl meine Wunde an der Schulter immer noch schmerzte. Auf meiner Karamellhaut schimmerte eine dünne Schweißschicht und meine langen schwarzen Locken hatte ich fest nach hinten gebunden, damit sie mich nicht störten. Ich trug eine einfache braune Tunika die ich meinen Wünsche entsprechend verändert hatte, denn sie war ihren Ärmeln beraubt und hatte an der Seite bis zum Oberschenkel einen Schlitz.
Unter meinen nackten Füßen spürte ich die weichen Grashalme des Gartenteils, in dem ich mir einen Platz suchte für meine Übungsstunden. Auch eine Gladiatorin durfte nicht einrosten und meine Fähigkeiten waren mein Kapital. Wenn ich diese nicht schärfte und das jeden Tag, dann würde ich am Ende noch als Waschmagd irgendwo enden. Und mein Ziel war doch meine Freiheit wieder zu kaufen und dann nach Ägypten zu fahren!! Und das nicht nur, weil ich meine Heimat vermisste. Vertraut spürte ich den dicken Eichenstab in meinen Händen den ich mir heute ausgeborgt hatte. Er wog schwer und unhandlicher als der Speer mit dem ich trainiert war. Aber er genügte um wieder die Muskeln einzuspielen. Konzentriert bewegte ich den Stock durch die Luft, zerschnitt die einzelnen Hauchschichten mit meinen Stößen. Immer wieder drehte ich mich und probierte die alten und bekannten Attacken durch, um meinen Körper keine Ruhe zu gönnen und jeden Muskel in ihm zu spüren. Welch herrliches Gefühl!! Ich liebte es zu kämpfen und gerade nach einer Pause von vielen Wochen war es eine große Freude.
IAAAH!! IAAAH!! Der Schrei hallte von weit oben zu mir hinunter. Ich hob meinen Kopf und meine schwarzen und zusammen gebundenen Locken strichen kitzelnd über meinen Nacken. Über mir kreiste ein Raubvogel und ich meinte dass es nur ein Falke sein konnte. Ich konnte sogar das rot-braune Gefieder erkennen und die Schwanzfedern, die wie ein Fächer ausgebreitet waren. Ich leckte mir über die trockenen Lippen und spürte den Salzgeschmack meines eigenen Schweißes. Es war mehr ein Instinkt und die Wachsamkeit die ich mir im Laufe meines Lebens angeeignet hatte, sodass ich herum fuhr und meinen Stock hob. Einige Zentimeter vor dem Gesicht einer anderen Frau verharrte ich mit dem Stock. Wenn ich kämpfte dann waren meine Instinkte manchmal über vorsichtig aber es hatte mir schon oft das Leben gerettet. Meine Brust hob und senkte sich immer noch rasch. Doch ich war in der Bewegung erstarrt und machte für einige Sekunden keine Anstalt den Stock sinken zu lassen. Ich erkannte die Frau vor mir wieder, denn sie war auch eine Sklavin der Flavier. »Gefährlich sich so einer Gladiatorin zu nähern Süße!!« Die Konzentration der Übung verschwand und das vordere Stockende wanderte auf den Boden herunter. Ich grinste mittlerweile und betrachtete die andere Frau von oben bis unten prüfend. Nicht schlecht was ich da sah!!