[Tempel] Isis und Mater Magna


  • Der Gallus nickte gelassen. "Möge die Große Mutter dich segnen, Kaeso", murmelte er uns schlurfte zu dem wie ein Häuflein Elend hin, das in einer Ecke des Temenos saß. Mit rundem Rücken und zusammengesunkenen Schultern ließ der Chirurgicus des Ludus den Kopf hängen.
    "Salve im Namen der Großen Mutter, mein Sohn. Mir wurde zugetragen, dass du die Hilfe der Göttin Kybele suchst. Möchtest du mir davon erzählen? Dann begleite mich."


    Der Gallus vergrub seine Hände in den langen Ärmeln seiner Robe und begann unter den Porticusarkaden des Temenos zu wandeln. Begleitet von dem Chirurgicus, der ihm leise und seufzend von seinen Verfehlungen und der unnatürlichen Neigung zu dem Lanista Bato erzählte.
    Lange hörte er schweigend zu. Ab und an nickte er oder lächelte sanft. Als der Chirurgicus geendet hatte, blieb er stehen. Er sah Balbus ernst an.
    "Du scheinst zu wissen auf welche Weise du gefrevelt hast. Die Große Mutter ist eine sehr gnädige Göttin, die allen Menschen gleich welchen Standes und welcher Herkunft dieselbe Entwicklungsfähigkeit und Reue zugesteht. Wenn du wirklich bereust, also wirklich und ehrlich, dann wird dir sicher eine Sühnemaßnahme einfallen, die du anbieten kannst. Sie sollte dir schwer fallen und du musst sie über eine Zeitspanne aufrecht halten, die dir einiges abverlangt. Um dieses Vorhaben zu unterstützen und die Gnade der Göttin zu erlangen, nimm dir drei Tage Zeit, am besten um den kommenden Neumond. Du kannst hier im Heiligtum übernachten. Faste mit uns, reinige dich rituell und dann tritt vor die Göttin und versprich ihr in Reue deine Sühnemaßnahme. Dann erhoffe ihre Gnade."

  • Als der Priester des eigenartigen Kultes zu ihm kam und ihm den Segen seiner Göttin überbrachte nickte Balbus nur. Er war so verzweifelt, dass er den Segen jedes Wüsten- oder Waldgeistes dankend angenommen hätte. Also erhob sich Balbus und begann mit dem greisen Priester in den Arkaden des Heiligtums auf und abzugehen. Er berichtete von seiner Liebe zum schönen Geschlecht und verschwieg auch nicht, sich über Kaeso als Kultanhänger der Kybele lustig gemacht zu haben, ja sogar ihn, den Gallus als Tunte verlacht zu haben.
    Leise beichtete er und hielt den Kopf tief gesenkt. Der Gallus war erstaunlich gelassen. Balbus hatte Wut erwartet, Zorn und vielleicht, dass man ihn des Heiligtums verweist. Doch nichts dergleichen geschah. Der mit brüchiger Stimme sprechende Priester verlangte eine Sühnemaßnahme von ihm. Er solle sich selbst aussuchen, was passend wäre. Und er erwartete ein Ritual im Tempel.


    Der Chirurgicus biss die Lippen aufeinander. War das nicht Sühne genug? Alle würden ihn sehen können. Drei Tage würde er dort verbringen müssen. Das Heiligtum stand jedem offen, der es besuchen wollte. Und es kamen zahlreich Besucher und Ratsuchende. Das konnte Balbus erleben als er mit dem Gallus sprach. Er würde bestimmt auch Frauenkleider tragen müssen. Den Ruf als Tunte hatte er spätestens dann zementiert. Er war jetzt schon zur Lachnummer unter den Gladiatoren geworden. Mit dieser Sühnemaßnahme würde er sich in ganz Mogontiacum lächerlich machen. Balbus schluckte. Dann aber hörte er seine eigene Stimme fest antworten.
    "Ja, werter Gallus. Das will ich machen. Ich nehme die Tage frei und werde mich entsühnen. Ich will die Gnade der Großen Mutter erflehen."


    Mit hängendem Kopf kehrte Balbus zu Kaeso zurück. Er wirkte sehr niedergeschlagen.

  • Fragend schaute ich Balbus an, „was ist? Der Gallus kann dir doch helfen oder?
    Kann ich dir dabei helfen?“
    Der Chirurgicus musste mir schon selber sagen wie ich ihm helfen konnte, wenn es darum gegangen war, mich zu drangsalieren hatte er auch keine Hemmungen zu sprechen. Auch wenn er mir leid tat und ich ein schlechtes Gewissen hatte, so war er doch im Grunde selber Schuld an seiner Situation.

  • Resigniert zuckte Balbus mit den Achseln.
    "Hmm. Ja, vielleicht. Im Prinzip kann mir niemand mehr helfen... mein Ruf ist ruiniert. Der Gallus möchte dass ich im Tempel drei Tage mit Reinigungs- und Sühneritualen verbringe. Das ist natürlich eine Bürde. Aber ich bin fest entschlossen. So kann es nicht weitergehen. Ich will wieder ein Mann sein. Und wenn ich dafür vorher eine Tunte werden muss dann ist es so. Kannst du mir helfen ein passendes Sühnegewand zu besorgen, das der Göttin Kybele gefällt?"


    Mit gesenktem Kopf machte sich Balbus auf den Rückweg zum Ludus. "Ich werde gleich Bato um Urlaub bitten. Oh bei Jupiter, ich werde im Boden versinken. In weniger als zwei Wochen wissen es alle. Bestimmt tratscht er es gleich herum."

  • <<<Im Tempel angekommen ging ich zuerst in den Untergrund dort wo die ganzen Fluchtäfelchen und kleine Figürchen untergebracht waren, um das das Täfelchen, was für Balbus gedacht war an mich zu nehmen.
    Anschließend verweilte ich noch einige Zeit im Gebet, um dann den Galus zu suchen, ihn wollte ich nach einem Gewand fragen. Vorher warf ich aber das Fluchtäfelchen wie von Claudius Atticus geraten in eine der Feuerschalen.

  • Einen Tag vor der Schwarzmondnacht erschien Publius Gavius Balbus im Tempel der Kybele. Er reihte sich in die Schlage der Wartenden ein. Neugierig lauschte er den Gesprächen. Eine Frau erzählte, dass die Große Mutter ihrer Schwiegertochter endlich den lang ersehnten Sohn geschenkt habe. Diverse Opfer und Gebete waren nötig gewesen, doch während es der ägyptischen Isis nicht gelungen war, Secunda den Stammhalter zu beschaffen, war die unfruchtbare nach dem Frühlingsfest der Göttin schwanger geworden und hatte vor wenigen Tagen einen propperen Sohn geboren. Balbus lauschte weiter, wie die Matrone berichtete, ihr Sohn habe seine Secundina schon verstoßen wollen, weil sie gar überhaupt nicht schwanger wurde, trotz eifriger Bemühungen. Dann aber sei Secundina eine der Mysten der Kybele geworden und hatte sich zur Fanatica in den Geheimkult einweihen lassen.


    Die andere Frau, der sie die Geschichte erzählte hörte erst aufmerksam zu. Dann kicherte sie. "Sieht der Junge deinem Sohn denn ähnlich?" wollte sie wissen.


    Die Matrone guckte einen Moment fassungslos, bis sie verstand worauf die andere abzielte. "Wage es ja nicht meinem Sohn Zeugungsunfähigkeit anzudichten, Lucretia! Die Riten der Kybele sind zwar geheim aber bei weitem nicht so orgiastisch wie ihr denkt! Oh, welch bösese Gerücht...."


    Die andere kicherte wieder. Doch dann wurden sie unterbrochen. Der Gallus erschien. Er erkannte Balbus und lächelte ihm zu. Das Herz des Chirurgicus sank ihm in die Knie. Jetzt würde bald er das Zentrum des Spottes sein.


  • Der Gallus des Kybeletempels führte die Bittstellerinnen zu einer Tempeldienerin, die den üblichen Reinigungsritus vollziehen würde und wandte sich dann an Balbus.


    Es freut mich dich hier zu sehen. Also scheint es dir wahrhaftig ernst zu sein mit deiner Buße.


    Er ließ seinen Blick über das lange violette Gewand des Chirurgicus schweifen.


    Reihe dich ein und vollziehe das Reinigungsritual. Danach werde ich dich bei deinem Opfer begleiten. Du hast doch etwas zum Opfern dabei, oder?

  • Der Chirurgicus nickte auf die Frage nach dem Opfer. Er hatte Kaeso gebeten ihm eine Statuette der Kybele zu besorgen. Wo blieb der Junge nur? Er sollte doch auch hier sein. Balbus erklärte sich dem Gallus.
    "Ich habe eine Statuette der Magna Mater besorgen lassen. Kaeso soll sie hierher bringen. Ich warte auf ihn. Wenn meine Sühnemaßnahmen und das Opfer angeboten werden, werde ich der Göttin noch eine Votivtafel spenden."


    Dann reihte sich Balbus in die Schlange derjenigen ein, die sich dem üblichen Reinigungsritual unterzogen. Er fühlte die Blicke der Leute auf ihm. Der ein oder andere mochte ihn kennen aus seiner Tätigkeit als Chirurgicus und Betreuer der Gladiatoren. Es würde eine harte Prüfung werden.

  • Nur zu gerne übernahm ich, um was mich meine Göttin gebeten hatte. Mehr noch, ich freute mich über die Sanftheit mit der sie Alpina jetzt behandelte und belohnte.
    Im Tempel angekommen konnte ich es kaum erwarten dem Gallus von der Geburt unserers wundervollen Sohnes zu erzählen.
    „Save Claudius Atticus“, begrüßte ich ihn, während ich mich suchend nach Balbus umschaute, und ihn dann in der Schlange der Gläubigen entdeckte. „Entschuldige bitte, das ihr wartete musstet, hier ist Statuette der Magna Mater von Balbus. Es gab einen guten Grund für mein spätes erscheinen. Phryne hat uns einen wundervollen, kräftigen Sohn geboren. Es war eine sehr schwere Geburt. Diesen Aureus gab sie mir für die Große Mutter mit, mit den Worten: dafür, dass sie mir im Hieros Gamos einen Sohn schenkte. Auch das Gewand und die Gewandfibel möchte sie opfern. Sie bittet dich um ein Horoskop und die Deutung der Zeichen. Sie fragt an, ob der Name Attis, für ihren Sohn,“ hierbei zögerte ich einen Augenblick, denn schließlich war es unser Sohn, sprach dann aber weiter, „der richtige ist. Wenn ja, dann lädt sie dich zur Feier des Namensfestes in sieben Tagen herzlich ein.“ Nach einer kurzen Pause meinte ich noch, „ich selber würde nun gerne ebenfalls der Großen Mutter danken.“


  • Als sich Balbus in die Warteschlange der Ratsuchenden eingereiht hatte erschien Kaeso und brachte die versprochene Statuette der Kybele für das Opfer des Chirurgicus. Was den Gallus jedoch weitaus mehr freute war die frohe Botschaft, dass Phryne Mutter eines Jungen geworden war. Er freute sich für sie. Umso mehr da er wusste, dass dieses Kind ein Spross der Heiligen Hochzeit - des Hieros Gamos - war. Der Aureus war natürlich wie immer willkommen und im Hinterkopf rechnete der Priester bereits was sich damit für den Tempel an Anschaffungen oder Renovierungen machen ließen.
    Auf die Frage nach dem Horoskop und der Zeichendeutung nickte der Gallus nachdenklich.


    Ich freue mich sehr für Phryne und dich. Richte ihr meine besten Grüße und Glückwünsche aus. Sicherlich läßt sich das mit der Zeichendeutung und dem Horoskop machen. Ich bin selbst schon gespannt, was die Götter dem Kind des Hieros Gamos für die Zukunft mitgegeben haben. Sogleich werde ich mich daran setzen und auch die Große Mutter im Ritual um ein Zeichen bitten, ob der Name der Richtige ist. Wenn du möchtest kannst du mir dabei gerne assistieren und dabei gleich der Großen Mutter danken. Wir wäre das? Und bist du heute Abend beim Kultmahl dabei? Ich würde mich sehr freuen und für den Chirurgicus wäre es auch gut, denke ich.

  • "Danke, ich richte es ihr gerne aus. Ich nehme dein Angebot dir zu assistieren sehr gerne an."
    Ich überlegte kurz meine Göttin, brauchte Ruhe um sich zu erholen, da kam es gerade zu pass, am Kultmahl teil zu nehmen. Mir kam aber noch etwas im Sinn. "Aticus gerne bin ich heute Abend dabei, außerdem ist es schon fast meine Pflicht Balbus zu unterstützen, doch da ist noch etwas anderes. Du hast mir immer geholfen und beigestanden, ich möchte dich bitten, wenn ich etwas für dich tun kann, sage es mir bitte. Ich habe keine Reichtümer, kann dir aber bestimmt auf die ein oder andere Art dienlich sein. Dies dir zu sagen ist mir schon lange ein Bedürfnis."
    Erleichtert atmete ich auf, endlich war die Gelegenheit gewesen dies zu sagen.

  • Nach der Reinigung stiegen der Gallus und Kaeso die Stufen des Podiumstempels hinauf. Angenehmer Räucherduft entströmte dem Heiligtum. Der Gallus sprach einige Gebete, dann ließ er auch Kaeso eintreten. Vor dem Standbild der sitzenden Kybele auf dem Löwenthron stand ein großes Räucherbecken mit glühender Kohle.
    Wieder sprach der Gallus einige Gebete in einer unbekannten Sprache dann wandte er sich an Kaeso.


    Es ist nun an dir der großen Mutter zu danken. Bediene dich aus diesem Räucherkästchen. Ich halte mich im Hintergrund. Wenn du soweit bist, sag Bescheid, dann befragen wir das Rauchorakel bezüglich den Namens. Die Göttin wird uns Antwort geben ob Attis der richtige Name ist.


    Claudius Atticus trat zurück und überließ Kaeso den Platz vor der Statue.

  • Gereinigt und mit dem Herzen voller Dankbarkeit stand ich im Heiligtum vor dem Löwenthron und schaute das Standbild der Kybele an. Meine Aufregung legte sich allmählich und mein Herzschlag nahm einen langsamen ruhigen Rhythmus an während ich meine Gedanken zum Gebet sammelte und mich aus dem Räucherkästchen bediente, dem aufsteigenden rauch nachschaute.
    Ich durchlebte dabei voller Dankbarkeit noch einmal in Gedanken die Festlichkeiten der Hilaria, ehe ich leise noch zögerlich mit meinem Gebet begann.

    „Große Mutter, Löwenmutter,
    Nimm meinen Dank entgegen.
    Dank dafür das ich als Finatici bei den Feierlichkeiten der Hilaria,mzu deinem Diener werden durfte.
    Als Inkarnation des Attis werden durfte.
    Große Mutter du wusstest warum du unsere Körper als menschliches Götterpaar auserwähltest.
    Dafür möchte ich dir heute und immer danken, denn du schenktest uns in dieser Nacht einen wunderbaren Sohn.
    Auch Phryne, meine Angebetene dankt dir dafür, dass du ihr im Hieros Gamos einen Sohn schenktest.
    Auch möchte ich dir dafür danken, das du Phryne die Kraft und Stärke schenktest, Schwangerschaft und Geburt zu überstehen.“


    Nach einer kurzen Pause wies ich andere Gedanken, die in dem gebet einfießen wolte ab. Jetzt stand nur der Dank an die Große mutter im Vordergrund.
    Suchend schaute ich mich nach dem Gallus um und nickte ihm zu.


  • Der Gallus hörte das Gebet und den Dank des Fanaticu Kaeso und wusste, dass es aus tiefster Seele kam. Mit zufriedenem Lächeln nickte er dazu. Er sah, dass das Räucheropfer angenommen worden war. Nun trat er selbst vor und breitete die Arme aus. Er dankte der Göttin, wie Kaeso zuvor und pries die Göttin für ihre Gnade zum Hieros Gamos in Phrynes Körper geschlüpft zu sein. Dann kam er auf die Namensgebung zu sprechen.


    Große Mutter Kybele, Dem Hieros Gamos, der göttlichen Verschmelzung von dir und Attis ist ein Kind entsprossen. Nun wünscht sich die irdische Mutter in Verehrung des göttlichen Heros Attis ihren Sohn nach ihm zu benennen.


    Er nahm eine Hand voll des teuren Weihrauchs und hielt ihn dem Standbild hin.


    Große Mutter, gib mir ein Zeichen ob du den Namen Attis für gut befindest für dieses Kind aus dem Hieros Gamos.


    Dann warf er den Weihrauch in die Opferschale. Und tatsächlich: sanft kräuselnd stieg der Rauch, blau-grau in das Gebälk des Tempels hinauf. Kein Windzug trübte sein Wellenspiel, kein Zerplatzen der Weihrauchkörner verfälschte die Antwort. Die Göttin akzeptierte den gewählten Namen.


    Hab dank, Große Mutter. So wird das Kind zu deinen Ehren und zu Ehren deines Geliebten "Attis" heißen. So sei es!


    Claudius Atticus beendete das Ritual und drehte sich zu Kaeso um.


    Richte Phryne aus, dass der Name von Kybele gewünscht wird. Ich werde mich jetzt für den Auspizien widmen und ein Horoskop für Attis erstellen. Wir sehen und heute Abend zum Kultmahl, Kaeso.

  • Wie mit Claudius Atticus, dem Gallus abgesprochen, kam ich am Abend zu dem Kultmahl. Von Phryne war man gewohnt, dass sie zu einem solchen Mahl einen Korb mit Lebensmitteln und Wein erschien. Das konnte ich nicht bieten, aber wenigstens Kerzen wollte ich beisteuern und so kam ich mit einem halben Dutzend Kerzen.
    Fast alle Anwesenden kannte ich, dennoch fühlte ich mich zu Anfang nicht wirklich wohl. Es war als ob ich nur ein Teil von etwas wäre, ehe ich begriff ich war zum ersten mal alleine zu einem Mahl gekommen. Ich war hier nicht mehr der, der zu Phryne gehörte, ich war für mich und meinem Sohn hier, denn ohne mich wäre dieser nicht da. Jetzt freute ich mich wirklich mit all den bekannten Gesichtern das Mahl zu feiern.

  • Balbus hatte einen typischen Tag im Kultleben der Magna Mater miterlebt. Nach der Reinigung kamen die vielen Bittsteller und Opfernden. Er selbst hatte sich eingereiht in die lange Schlange und auch geopfert. Nun stand seine kleine Kybelestatue bei den anderen auf dem Tisch mit den Opfergaben. Irgendwie nicht sehr befriedigend. Nicht anders als in anderen Tempeln auch.


    Den ganzen Tag begleitete er den Gallus und half wo er konnte. Er trug Opfergaben, schöpfte Wasser für die Reinigung aus dem Brunnen, der beiden Heiligtümern gemeinsam war.
    Mit dem Abend kam das Kultmahl. Interessiert, was ihn erwarten würde, betrat er den Raum. Es waren schon einige Leute versammelt. Junge und ältere, Frauen und Männer, Römer und Einheimische. Einige hatten Speisen mitgebracht, der ein oder andere Wein oder Bier.
    Kaeso kam und brachte Kerzen. Die Stimmung war fröhlich und freundschaftlich. Man nahm Balbus wie selbstverständlich auf. Es reichte sein Cognomen, mit diesem war er schnell in die Runde aufgenommen.


    Zunächst gratulierten alle Kaeso und Phryne zu ihrem Sohn Attis. Man kannte sich und so war die Freude groß. Kaeso wurde gebeten von der Geburt und dem Jungen zu erzählen. Der Gallus gab einige der Omina preis, die er nach der Geburt gesehen hatte. Und er überreichte Kaeso ein Schriftstück mit dem Horoskop des Neugeboren. Er würde es Phryne und ihm erklären, wenn er sie zum dies lustricus besuchen würde.


    Anschließend erzählte der Gallus eine Legende aus dem Mythos von Kybele und ihrem Heros Attis. Es ging um den Hochmut mit dem die anderen Hirten Attis verlacht hatten, als er sich in Kybele verliebt hatte. Balbus erkannte sich in diesen Hirten. Attis geriet in Raserei, verletzte sich selbst aus Sehnsucht nach Kybele. Der Chirurgicus wurde nachdenklich.
    Nach der Legende und den gemeinsamen Gebeten, assen sie gemeinsam. Die Stimmung wurde immer besser. Balbus vergaß sein schlechtes Gewissen ein wenig. Man scherzte, lachte, speiste und trank. Dann begannen einige der Fanatici zu singen und zu musizieren. Balbus feierte ganz selbstverständlich mit. Er prostete Kaeso zu.
    "Auf dich und Phryne und euren Sohn! Ich gratuliere dir! Es muss ein schönes Gefühl sein, Vater zu werden."

  • „Ja das ist es“, lächelte ich glücklich. „Du solltest es kennen lernen, glaub mir es ist ein wunderbares Gefühl. Du bist doch ein stattlicher Kerl, such dir eine Frau und gründe eine Familie.“ In dem Moment wo ich es ausgesprochen hatte merkte ich, dass mein ganzer Groll auf Balbus verschwunden war, auch wenn ich viel durch ihn gelitten hatte. Ich hob meinen Becher und trank ihm mit einem Schluck Wein zu.
    Jetzt würde vielleicht ein neuer Lebensabschnitt für uns beide, Balbus und mich, beginnen. Es war noch ein schöner Abend, ein Abend wie ich ihn noch nie erlebt hatte.

  • Der reumütige Chirurgicus genoss die Atmosphäre der Kultvereinsfeier. Hier wurde gegessen und gezecht, gesungen und getanzt. Besonders eine hübsche kleine Sklavin mit blondem Haar gefiel Balbus. Bewundernd beobachtete er die sinnlichen Bewegeungen der jungen Frau.
    Als Kaeso nun den Vorschlag machte, er solle sich eine Frau suchen und eine Familie gründen, versuchte er sich vorzustellen ob die Kleine sich wohl eignen würde.


    Spät erst gingen die Gäste des Kultvereins nach Hause. Balbus bekam eine Decke uns nächtigte in dem Raum, der zuvor der Versammlung gedient hatte.

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