Frühlingsgefühle - Duccisch-Prudentischer Erkundungsspaziergang

  • Die beiden Verlobten traten aus der Casa Prudentia hinaus auf die Straße. Die Sonne schien und brachte eine angenehme Wärme in den Maitag, der gelegentlich von einer kühlen Brise erfrischt wurde. Witjon atmete einmal tief durch und warf Callista dann einen fragenden Blick zu. Einen Moment lang war er unschlüssig, dann haspelte er ein paar Worte hervor. "Nun, also...du...wohin wollen wir zuerst gehen?" Arghl! Jetzt hatte er sich ja doch eine Blöße gegeben und versuchte seine Verlegenheit durch schnelles Weiterreden zu überspielen. "Also, in der Richtung dort liegt das Forum, wo sich auch die meisten öffentlichen Gebäude liegen. Die Curia, die Regia, die Thermen..." Er verstummte, als er Vodafonis registrierte, die gerade die Tür hinter sich schloß, und erwartungsvoll zwischen ihm und Callista hin und her sah. Wie blöd er sich doch gerade vorkam. Sein Blick fiel wieder auf seine Verlobte, während er ein verlegenes Grinsen zu unterdrücken suchte.

  • Der Aufbruch war kurz und schmerzlos gewesen, denn beide konnten es nicht wirklich erwarten, die Enge der Casa gegen die Enge der Stadt zu tauschen. Denn dann würde man sich nicht einfach nur gegenüber sitzen, sondern konnte laufen, dabei reden und hatte generell etwas zu tun. Was wohl half die Nervösität zu überspielen, jedenfalls bei Callista. Marsus dagegen, wie Callista erst erstaunt, dann belustigt feststellte, war immer noch etwas aufgeregt und war anscheinend mit seinem Latein am Ende. Er stammelte ja sogar! Das war etwas, dass Callista eigentlich nur von sich kannte und ihren Verlobten so verlegen zu sehen, machte sie etwas sicherer. Irgendwie fand sie sowieso, dass sie schon viel selbstsicherer geworden war, aber man selber konnte das ja meistens schlecht erkennen. Vielleicht würden Thalna und Balbus etwas feststellen, wenn sie anreisen würden. Was sie hoffentlich auch tun würden. Da fiel ihr siedend heiß ein, dass sie ganz vergessen hatte, den beiden zu schreiben. Dabei hatte sie es versprochen! Oh nein, das ging doch nicht! Wie konnte sie das nur vergessen haben!? Verzweifelt blickte Callista erst zu Marsus, dann zu Vodafonis und dann wieder zurück.


    Schnell versuchte sie den Schrecken aus ihrem Gesicht zu streichen und atmete einmal durch, sie würde die Briefe direkt heute schreiben. Dann konnte sie ja auch direkt von ihrem Treffen mit Marsus berichten. Das würde auf jeden Fall Thalna sehr interessieren, darüber war sich Callista sicher. Also lächelte sie wieder und vergaß den Schrecken.


    "Ich ... ähm ... also..." Na toll! Jetzt war sie nicht nur nervös, aufgeregt und verlegen, nein sie war auch noch abgelenkt! Was hatte er sie denn gefragt? "Die Tempel kenne ich schon, da war ich einmal und habe mich mit deinem Verwandten Verus getroffen. Ich habe meinen Eid abgelegt und morgen wird er mir die erste Unterrichtsstunde geben." Das war jetzt zwar mehr geraten, aber eine bessere Antwort auf die ungehörte Frage fiel ihr nicht ein. Und sowieso, sie kannte bisher wirklich nur die Tempel und die noch nicht mal besonders gut. Und sie hatte ja keine wirkliche Ahnung, was sie sehen wollte, weil sie gar nicht so die Ahnung hatte, was es zu sehen gab. "Lauf einfach und ich komme mit." sagte sie daher und grinste etwas kindlich, das würde ja ein Spaß werden.

  • Und plötzlich war Callista total perplex. Was hatte er denn nun angestellt? Hatte er zu schnell geredet, oder gar unabsichtlich ins Germanische gewechselt? Nein, das konnte es nicht sein. Vielleicht hatte sie einen fetten, hässlichen Pickel in seinem Gesicht entdeckt! Aber nein, er hatte noch nie besonders schlimme Pickel gehabt, anders als andere Jungen. Vielleicht hing ihm auch irgendwas aus der Nase? Nein, seinen leichten Schnupfen hatte er schon vor ein paar Tagen überwunden gehabt und genießt hatte er doch auch nicht. Aber dann lächelte Callista wieder und fing ihrerseits an zu stottern. Nun gut, die Tempel kannte sie schon. Auch wenn Witjon sich wunderte, dass sie erst zu Phelan in die Ausbildung gegangen war, statt seinen Besuch abzuwarten. Er wischte den Gedanken mit dem merkwürdigen Beigeschmack schnell beiseite und setzte zu einer Antwort an. "Gut, ich schlage vor wir beginnen unseren Erkundungsgang schlichtweg auf dem Forum. Von dort kommt man praktisch überall hin. Hier entlang bitte." Mit einer galanten Geste wies Witjon Callista den Weg und schlenderte dann neben ihr her. Die Straße war nicht sonderlich stark frequentiert, so dass sie in Ruhe zum Forum spazieren konnten. Hier und da kamen sie an einer gut besuchten Garküche oder einem anderen Geschäft vorbei. Während sie so Fuß vor Fuß setzten, nahm Witjon etwas unbeholfen wieder das Gespräch auf. "Und...wie lange hat die Reise hierher gedauert?"

  • Mit einem höflichen Lächeln setzte sich Callista in Bewegung und dankte so Marsus, der ihr so nett den Weg wies. Er konnte richtig charmant sein, fand Callista, vor allem, dass er so nervös war, damit punktete er richtig. Sie hatte schon fast nicht mehr das Gefühl, selber so ein stiller Mensch zu sein, weil er es immer wieder schaffte sie zum reden zu bewegen.


    "Wir waren ziemlich genau elf Tage unterwegs, aber es ging schnell um. Auf dem Weg hierhin haben wir einige Kleider genäht, das hat uns beschäftigt gehalten. Außerdem war die Via Mala sehr interessant, warst du einmal dort? Es ist beeindruckend! Die Schlucht ist nur sehr schmal, aber sehr tief und steil und es gibt einen kleinen Eselspfad hindurch, aber dort sind wir nicht lang. Balbus hatte mir einige Klientensöhne mitgegeben, die ebenfalls nach Mogontiacum reisen müssen und dazu noch bewaffnete Leibwächter. Sie meinte, es sei zu gefährlich für uns durch die Schlucht, deswegen sind wir mit dem Wagen außen rum."


    Die Reise hierhin hatte Callista wirklich sehr beeindruckt, viel mehr als die Reise von Mantua nach Rom. Aber damals war sie sowieso mit ihren gedanken bei ihrer kürzlich verstorbenen Mutter gewesen. Ob ihre Mutter Marsus gut geheißen hätte? Ob sie ihn gemocht hätte? Für einen Moment eher traurig und nachdenklich musterte Callista ihn, doch sie war sich nicht sicher. Sie kannte ihn ja nicht und konnte ihn noch kaum einschätzen, wie sollte sie da wissen, was ihre Mutter über ihn gedacht hätte.


    "Kennst du meinen Onkel überhaupt? Verus kennt ihn ja persönlich, das hat Balbus mir erzählt. Er war deswegen sehr froh, dass ich meine Ausbildung hier mache. Bei jemanden, den er kennt und gutheißt."

  • Eine Horde spielender Kinder rannte an ihnen vorbei, während Callista von ihrer Reise erzählte. Interessiert hörte er seiner Verlobten zu und stellte sich ihre Erzählungen bildlich vor. Mit etwas Bedauern in der Stimme sagte er: "Nein, ich war noch nie in den Alpen. Ich bin um ehrlich zu sein noch nicht sonderlich weit herumgekommen. Die weiteste Reise, die ich bisher unternommen habe, dauerte etwas über zwei Wochen." Etwas wehmütig dachte er an die Reise nach Germania Magna zurück, doch auch diesen Gedanken schob er schnell beiseite, nur um zu sehen wie Callistas Züge ihr fröhliches Strahlen verloren und sie etwas traurig wirkte. Aber er kam nicht dazu, sie zu fragen. Statt dessen stellte sie ihm direkt die nächste Frage. "Balbus? Nein, den kenne ich nicht persönlich. Nur aus Erzählungen. Aber ich habe bisher auch nur Gutes von ihm gehört und es freut mich, dass er meinen Vetter schätzt und ihm seine Nichte als Schülerin anvertraut." Ein Stolzes Lächeln zeigte, dass er die Worte auch so meinte. Dann kam das Forum in Sicht. Heute war kein Markttag, dennoch waren viele kleinere Stände oder Bühnen aufgebaut und die Läden am Rand des großen Platzes hatten ebenfalls allesamt geöffnet. Es herrschte reges Treiben und Witjon hielt einen Moment inne. "Da wären wir. Das Forum Mogontiaci. Dort siehst du die Regia, hier drüben die Curia und dort die Thermen. Naja und den Tempelbezirk hast du ja schon gesehen." Witjon grinste schief und überlegte fieberhaft, was nun zu tun sei. Irgendwie wollte die Unsicherheit noch immer nicht ganz weichen, trotz des Weins und trotz des Fakts, dass dies seine zweite Heimat war, in der er sich gut auskannte.

  • Der Weg bis zum Forum war nicht weit und zwischen den anderen Menschen und einer Horde Kindern vorbeischlängelt, hatten die beiden dieses schnell erreicht. "Ich bin sogar schon zweimal gereist, wenn man es genau nimmt. Von Mantua nach Rom und dann hierhin." Callista folgte Marsus und blieb dann neben ihm stehen, um sich umzublicken. Es sah nicht viel anders aus als in Rom, nur bedeutend kleiner. Und ländlicher. Dennoch war es eindeutig römisch, die meisten sprachen Latein und auch die Kleidung war römisch. Obwohl man, wenn man genau hinsah, auch germanische Details erkannte, ungefähr so wie bei Marsus. Aber anscheinend lebten die meisten gut mit diesem Misch Masch. Ihr Blick streifte ein Gebäude, das recht mittig auf dem Forum zu finden war, es sah aus wie eine große Halle. Jedenfalls nicht wie ein Wohnhaus. "Was ist das da vorne für ein Gebäude? Die große Halle da? Sieht aus wie eine Markthalle." Callista zeigte mit dem Finger welches Gebäude sie meinte und sah dann fragend zu Marsus.

  • "Du stammst also ursprünglich aus Mantua, nicht aus Rom?" Das hatte Witjon gar nicht so genau gewusst. Viel ändern tat es zwar nicht, aber es war interessant zu wissen. "Das dort ist die Basilika, die Markthalle der Stadt. Dort werden Gerichts- und Markttage abgehalten und die Händler sind vor dem Regen geschützt. Aber was sage ich dir das, du kommst aus Rom. Dort wird es sicherlich auch Markthallen geben." Er schalt sich einen Idioten dafür, Callista so belehren zu wollen und setzte lieber schnell eine Frage nach, bevor er sich irgendwie verhaspelte oder etwas weiteres dummes sagte oder tat. "Ähm...ja, willst du vielleicht trotzdem hineingehen? Dort könnten wir dir auch gleich einen Becher Met holen." Er zwinkerte und überspielte die peinliche Situation mehr oder weniger gekonnt. So hinterließ er ja schonmal gar keinen arroganten Eindruck, indem er - der germanische Provinzler - sie - die römische Stadtfrau - über Markthallen aufklären wollte.

  • "Stimmt genau, ich bin in Mantua geboren und aufgewachsen. Mein Vater, Marcus Prudentius Felix, ist mit der Legion nach Mantua gekommen und hat dort meine Mutter kennengelernt. Sie haben dann geheiratet und nach einer Weile kam ich zur Welt, mein Vater starb früh, da war ich gerade fünf. Er war ja schließlich bei der Legion, aber die genauen Umstände seines Todes habe ich nie erfahren. Seitdem lebte ich mit meiner Mutter auf einem Landgut außerhalb von Mantua, gut eine Tagesreise weit weg von der Stadt. Meine Mutter war lange krank und hat arrangiert, dass ich zu Balbus komme, wenn sie stirbt. Es war ... abzusehen ... irgendwann ... dass sie nicht mehr lange leben wird. Sie hatte schon immer eine sehr schwächliche Konstitution."


    Callista schluckte und versuchte ganz heimlich, eine Träne aus ihrem Augenwinkel zu wischen, ganz beiläufig, so dass Marsus es nicht sofort sah. Es fiel ihr sehr schwer von ihrer heiß geliebten Mutter Patuleia Pulchra zu erzählen, deren Tod sie schwer getroffen hatte. Sie hätte vieles aufgegeben um ihre Mutter noch länger um sich gehabt zu haben, aber sie wußte auch, dass es zum Ende hin nur noch eine Qual gewesen war. Sie war sich sicher, dass es ihrer Mutter jetzt besser ging und sie unter den anderen Ahnen ihren angestammten Platz eingenommen hatte. Still hörte Callista zu, was Marsus erzählte und nahm es ihm überhaupt nicht übel. Sie wußte natürlich was eine Markthalel war und wozu man diese nutzte, aber er klang gar nicht so belehrend und altklug wie manche andere in dieser Situation hätten sein können. Als er sie fragte, ob sie hinein gehen wollte, nickte sie.


    "Ja, trinken wir einen Met. Jetzt habe ich schon soviel davon gehört, jetzt will ich es auch testen. Was gibt es denn noch so für Spezialitäten? Germanischen Schinken kenne ich."

  • Oh verfluchte Hacke! Wieso hatte ihm niemand gesagt, dass Callistas Mutter erst vor Kurzem in Hels Reich entschwunden war? Er hätte doch niemals auch nur das Thema Mantua angeschnitten, wenn er das gewusst hätte. Bestürzt sah Witjon mit an, wie die junge rothaarige Frau sich eine Träne wegwischte - auch wenn sie versuchte das zu verbergen. Ganz sachte berührte er sie am Oberarm, die ägyptische Sklavin völlig ignorierend. "Das tut mir leid, ich wusste nicht..." Da war er wieder. Der Kloß! Und diesmal hatte er praktisch gigantische Ausmaße angenommen, so dass Witjons Hals völlig unbrauchbar wurde. Sein Mund wurde trocken und die Knie schon wieder so weich wie bereits vor der Porta der Casa.


    "Sehr gut. Ich mag Frauen, die sich an Neue Dinge herantrauen!" Hatte er das gerade gesagt? Oh Mann, was war heute eigentlich los mit ihm? "Ähm, ja also aus der Gegend kommen auch lukanische Würste, die sehr gut sind und ähm...naja." Argh Witjon! Stell dich nicht so an! Da kam auch schon die Garküche in Sicht, die Witjon angestrebt hatte. Hier verbrachte er des öfteren seine Mittagspause. Er wies auf einen hölzernen Tisch mit zwei Bänken, auf denen insgesamt mindestens sechs Personen Platz hatten, doch momentan war nicht so viel los und so hatten sie den Tisch für sich. "Hier sind wir schon. Dies ist meine Stammküche, wo ich öfters hingehe. Ähm ja..." Der Wirt hatte die drei schon bemerkt und Witjon hob nur zwei Finger und meinte: "Met bitte...und für dich?" Die Frage war an Vodafonis gerichtet, die bestimmt keinen Alkohol trinken würde oder durfte.

  • Als er sich entschuldigte lächelte sie ihm aufmunternd zu, wie hätte er das auch wissen können!? Ihn traf ja keine Schuld, dass sie an ihre Mutter hatte denken müssen, eher hatte sie selbst ihre Reise angesprochen. Wieso sie ihm dann gleich so viel und so detailsreich erklärt hatte wie es zu der Reise von Mantua nach Rom kam, war ihr selbst ein Rätsel. Es war wohl so, dass er als ihr baldiger Ehemann solche Dinge wissen sollte. Und er war nett genug, ehrliche Anteilnahme zu zeigen, was ihm Callista hoch anrechnete, er sah sogar richtig traurig aus. "Mach dir keine Gedanken, sie fehlt mir, das ist alles." beteuerte sie und lächelte schon wieder. Er sollte wegen ihr kein schlechtes Gewissen haben müssen.


    Ja, lukanische Würste. Wer hatte ihr die denn noch mal empfohlen? Callista war der festen Überzeugung, dass jemand bereits von ihnen geschwärmt hatte, aber sie kam einfach nicht drauf, wer es gewesen war. "Man hat mir gesagt, die germanische Küche ist eher fad. Stimmt das? Ich esse eigentlich gerne etwas schärfer." Callista setzte sich und schaute dann zu Marsus, der sofort bestellte. Es war angenehm leer hier und Callista konnte sich gut vorstellen wie voll es hier an einem Wochentag sein musste. Sie freute sich aber, heute um das dichte Gedränge und Geschubse herumzukommen, Menschenmassen lagen ihr einfach nicht.


    Als Marsus dann Vodafonis ansprach, schüttelte diese nur mit dem Kopf. Sie stand halb schräg hinter ihrer Herrin und machte auch keine Anstalten sich zu setzen. Sie hatte schließlich eine Aufgabe und die nahm sie sehr ernst, solche Dinge wie Essen, Schlafen oder Trinken tat man in seiner freien Zeit oder nachts. Ihr grimmiges Gesicht haftete sich einen Moment auf Marsus, dann musterte sie wieder wortlos den Raum. Callista lächelte etwas entschuldigend, ihr war Vodafonis abweisende Art etwas peinlich, da Marsus schon so nett nachgefragt hatte. Aber als Leibsklavin war die Ägypterin nun mal sehr gewissenhaft.

  • Ein Glück, Callista war ihm nicht böse. Das erledigte offenbar ihre Sklavin schon ganz gut, denn diese erwies sich nicht gerade als die freundlichste Begleitung. Der Wirt kam und brachte zwei Becher des güldenen Getränks und Witjon zuckte nur mit den Schultern, um dann auf Callistas Frage einzugehen. "Eher fad? Öhm...das kommt wohl immer auf den Betrachter an. Du musst verstehen, dass nicht viele Leute hier sich eine Vielfalt an Gewürzen leisten können und deshalb viele einfache Speisen aus Rüben, Hirse, Roggen, Bohnen, Linsen, oder Ähnliches in Eintöpfen oder Brei verarbeiten. An Festtagen gibt es dann mal ein Hühnchen oder ein Lamm, je nachdem." Mit einem Zwinkern und breit grinsend fuhr er dann jedoch fort. "Aber du hast Glück. Meine Sippe ist betucht genug, sich regelmäßig auch Schinken, Würste oder einen ordentlichen Braten leisten zu können, ohne dafür gleich wochen- oder monatelang sparen zu müssen."

  • "Ja, das kann ich anscheinend." sagte Callista und grinste, während sie ihren Becher mit Met in die Hand nahm. Mit einem neugierigen Gesichtsaudruck blickte sie in den Becher und schaute dann zu Marsus. "Heißt das, du isst keine Oliven, zum Beispiel, oder Schafskäse? Aber Ziegenkäse doch bestimmt, wenn es Lammfleisch gibt muß es auch Ziegenkäse geben. Und was wäre bei deiner Familie eine typische cena?"


    Ihr Blick senkte sich wieder zum Becher und sie führte ihn einmal zur Nase um zu schnuppern. Sie war nicht ganz sicher, ob es eher süß oder herb roch und sah zweifelnd zu dem Germanen, der vor ihr saß. "Gibt es etwas bestimmtes, das man machen soll vorm Trinken? Einen Trinkspruch oder sich zu prosten oder sowas?" Immerhin war sie mehrmals gewarnt worden, dass Germanen im Zusammenhang mit ihrem Met keinen Spaß verstanden und sie wollte alles richtig machen. Gespannt sah sie zu ihrem Verlobten, der immer noch grinste und anscheinend richtig viel Spaß hatte.

  • "Öh?" machte Witjon und sah dabei vermutlich nicht geradezu intelligent aus. Dann musste er lachen. "Nein, nein, das oh...ich Trottel. Natürlich essen wir Oliven oder Schafskäse oder Ziegenkäse. Also...wir würzen auch mit Ingwer oder anderen Kräutern. Und...also überhaupt wieso soll unsere Küche eigentlich fad sein?" Jetzt war Witjon völlig verwirrt. Er spielte an seinem Becher herum und registrierte dann Callistas Fragen. "Achja, Met. Also...hm?" Was für Vorstellungen hatte diese Frau eigentlich? Bei Donar, hatte sie nie richtig trinken gelernt? Merkwürdige römische Erziehung...
    "Also das ist ganz einfach. Becher anheben, zuprosten, Becher ansetzen, trinken." Er grinste (ja, immer noch bzw. schon wieder) schelmisch und tat genau wie er es beschrieben hatte. Er hob seinen Becher in Callistas Richtung, sagte feierlich "Auf uns beide" und trank dann einen großen Schluck. Ja, das tat wirklich gut. Als er den Becher wieder abgesetzt hatte, beobachtete Witjon seine Verlobte eingehend. Ihm fiel erneut auf wie schön sie war und schätzte sich glücklich, sie heiraten zu dürfen. Zudem war die junge Prudentia ihm wirklich sympathisch und noch kein bisschen nervtötend gewesen, wie zum Beispiel diese lästige Tochter des Procurator Aquarum. Wie hieß sie noch? Wie auch immer, erwartungsvoll studierte Witjon Callistas Gesichtszüge und war auf ihre Reaktion gespannt.

  • Callist hätte beinahe die Schultern gezuckt, als er sie fragte wie die germanische Küche fad sein konnte. Erstens war ja wohl er der Germane und sollte das wissen und zweiten war ihr das gesagt worden, sie hatte ja noch nichts "typisch germanisches" gegessen und konnte es demnach nicht beurteilen. Sie würde sich dann wohl einfach überraschen lassen müssen und mit der Zeit sehen, was man ihr auftischte. Jetzt galt es erstmal diesen wudnersamen Met zu probieren, um den alle soviel aufhabens machten.


    Nur Marsus natürlich nicht, der grinste lieber und erklärte ihr wie man trank. Callista erinnerte sich noch gut, seinen Bruder gefragt zu haben, ob alle Germanen trinkfest waren und ob auch die soviel Frauen tranken. Marsus jedenfalls schien geübt darin und Callista tat es ihm nach, hob ihren Becher, sagte brav "Auf uns!" und trank einen großen Schluck. Alles was danach kam, sah nicht mehr so gekonnt aus, denn sie verschluckte sich und musste die riesenmenge Alkohol schnell runterschlucken. Es kratzte etwas im Hals und war mit Wein wirklich nicht zu vergleichen, den nippte man ja eher und er schmeckte ganz anders. Callista schlug sich selbst gegen die Brust und hustete ein, zweimal ganz kurz, Vodafonis trat besorgt näher zu ihrer Herrin. Doch es war nichts ernstes, sie hatte sich einfach verschluckt. Sie blickte Marsus an und wußte nicht, ob sie eher betreten gucken sollte oder grinsen, denn sie kam sich reichlich doof vor. Stattdessen tat sie etwas für sie persönlich sehr ungewöhnliches, sie trank einfach noch einen Schluck. Diesmal aber in ihrem eigenen Tempo und vor allem in einer Menge, die problemlos runterging. Es schmeckte sehr süß, süßer als Wein, aber nicht schlecht. Irgendwie hatte es einen komischen Beigeschmack.


    "Woraus und wie macht man Met eigentlich?" fragte sie neugierig und stellte den Becher erstmal wieder ab.

  • Uh oh. Sie hatte sich verschluckt. Tz...Frauen, dachte sich Witjon und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Er hatte seine helle Freude daran Callista zu beobachten und ihre beinahe gelungene Souveränität in Sachen Met trinken machte sie noch ein Stück weit anziehender. Irgendwie ja schon ganz niedlich. Sein nächster Gedanke erschreckte Witjon, denn er musste urplötzlich an Aquilia denken. Sie hatte Met liebend gern getrunken und war überhaupt ganz anders gewesen als ihre Verwandte. Da fiel ihm auf, dass Callista vermutlich noch gar nichts von Aquilias Dahinscheiden wusste. Woher denn auch? Aber das konnte er im Leben nicht jetzt von sich geben. Er würde wohl noch etwas damit warten...ein oder zwei Tage, oder bis nach der Verlobungszeremonie oder, oder, oder. Und dann riss Callista ihn aus seinen Gedanken, indem sie ihn überraschte. Sie trank einfach weiter, nachdem sie den Husten überwunden hatte. Anerkennend Lächelnd beantwortete er ihre Frage. "Met ist eine Mischung aus Honig und Wasser, die gegoren wird. Zusätzlich kann man noch Gewürze hinzugeben und durch die Länge der Gärung die süße des Mets beeinflusst werden." Das war relativ einfach geschildert und sollte für sie erst einmal als Erklärung genügen. Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: "Schmeckt es dir denn?"

  • Sie blickte von Marsus zu ihrem Becher und wieder zurück, während sie seinen Ausführungen lauschte. Das alles klang sehr einfach, und sie war erstaunt, dass alleine Wasser und Honig ausreichten. Anscheinend gab es von beidem in Germania genug und irgendwer hatte einmal die glorreiche Idee gehabt, es miteinander zu verbinden. "Also der süße schmeckt ganz gut, aber ich trinke nicht oft Alkohol. Der steigt mir immer sehr schnell zu Kopf." Callista machte ein betretenes Gesicht, denn von Trinkfest konnte man bei ihr nun wirklich nicht reden. Normalerweise reichten zwei Becher unverdünnter Wein, dass es ihr schwindelte und Met war ja stärker - hatte man ihr gesagt. Davon würde wahrscheinlich ein Becher ausreichen und sie hatte nicht die geringste Lust, bei ihrem ersten Treffen mit ihrem Zukünftigen wie eine Schnapsdrossel aufzutreten.


    Sie blickte ihn einen Moment an und wußte nicht, was sie sagen sollte. Die ganze Situation überforderte sie ziemlich, auch wenn durch seine lockere Art und seine Scherze die Aufgeregtheit etwas verschwunden war. Mit diesem Mann würde sie nun den Rest ihres Lebens verbringen. Die Idee, dass sie sich irgendwann von ihm scheiden lassen könnte kam ihr nicht, Scheidung war zwar möglich, aber in ihren Augen irgendwie eine Schande. Das römische Idealbild einer Frau war nun mal das einer langjährigen Begleiterin, die ihrem Mann treu war, ihm Söhne schenkte und als seine Stütze auftrat, so dass er Karriere machen konnte. Und genau das hatte sie auch vor. Allerdings war der Gedanke schön, dass sie ihn leiden konnte, denn das konnte sie wirklich und es würde das Zusammenleben sehr vereinfachen. Obwohl Callista jeden, den ihr Onkel ihr ausgesucht hätte, angenommen und geheiratet hätte, war Marsus doch etwas besonderes. Nicht nur, weil er Germane war, sondern weil er nett war und sie miteinander scherzen konnten. Sympathisch war er ihr sowieso, denn er schien auch aufgeregt und verlegen zu sein, genau wie sie es oft war und immer, wenn jemand anderes schüchtern reagierte, fühlte sie sich etwas besser. Es machte sie stärker, wenn sie sah, dass nicht alle anderen immer so souverän waren.


    Während sie also darüber nachdachte, blickte sie ihn an und lächelte leicht vor sich hin. Sie hatte nun etwas mehr Zeit ihn zu mustern und kam sich dabei auch nicht mehr so unschicklich vor wie noch in der Casa. Er hatte braunes Haar, allerdings war es nicht so dunkel, sondern eher hell. Im Sommer würde es wahrscheinlich noch etwas heller werden. Er hatte dichtes, volles Haar, soweit sie das beurteilen konnte und heute war er frisch rasiert. Sie versuchte ihn sich mit Bart vorzustellen, aber so recht wollte ihr das nicht gelingen. Allerdings nahm sie an, dass es ihm stehen würde. Er hatte braune Augen, wie sie selbst, und sie musste schmunzeln bei dem Gedanken, dass ihre Kinder wohl auch braune Augen haben würden. Und wahrscheinlich eher dunkle Haare. Ihr Blick wanderte weiter und sie sah, dass er kaum Haare an den Armen hatte, was sie gut fand. Er hatte kräftige Hände, keine schwieligen Soldatenhände, aber sie waren viel größer als ihre eigenen. Ob er eigentlich mit einer Waffe umgehen konnte? Nicht, dass ihr das persönlich wichtig gewesen wäre, aber sie nahm an, dass alle Germanen das lernten. Wenigstens ein wenig. Seine Schulterpartie war ausgeprägt, soviel wie sie sehen konnte und er hatte kräftige Arme. Er war größer als sie, was allerdings auch keine Kunst war und wenn sie darüber nachdachte, nahm sie an, dass sie genau zu seinen Schultern reichte. Was bedeutete, wenn sie sich umarmten, würden sie genau an seiner Halsbeuge ankommen. Sie wußte noch, dass sie dort immer ihren Kopf versteckt hatte, als sie noch ein Kind war und ihr Vater sie hochgehoben hatte. Bevor er sie dann auf seine Schultern setzte und sie ihn als ihr Pony verwendete. Weswegen sie ja dann irgendwann ein richtiges geschenkt bekommen hatte. Sie hatte nicht viele Erinnerungen an ihren Vater, leider, aber das war eine der am stärksten ausgeprägten. Da fiel ihr ein, dass sie relativ wenig von ihm wußte. Er hatte schon etwas von ihr erfahren, nicht viel, aber eins der wichtigsten Sachen, sie war eine Vollwaise. Lebten seine Eltern noch? Waren sie hier in Mogontiacum? Ob sie ihn danach fragen konnte? Es gab soviel, dass sie interessierte. Sie wußte nur, er war in der Stadtverwaltung, aber sie wußte nicht in welcher Position. Und sie hatte keine Ahnung ob es ihm gefiel, dass sie Priesterin wurde. Ob Verus mit ihm über sie sprach? Ihre Neugierde meldete sich wieder und sie hätte gerne gewußt, was ihr Lehrer über sie dachte. Ob er sie gegenüber Marsus lobte oder nicht. Doch das würde sie wohl nicht herausfinden können und stattdessen sprach sie lieber etwas anderes an.


    "Du sagtest das hier wäre deine Stammküche? Isst du denn nicht zu Hause oder bist du so mit Arbeit eingedeckt? Was genau machst du eigentlich. Von Balbus habe ich erfahren, dass du in der Stadtverwaltung bist. Aber was genau, das weiß ich leider nicht."

  • Callistas betretene Miene ließ Witjon gutmütig lächeln. "Das macht ja nichts. So behälst du auf einer Feier wenigstens den Überblick. Aber keine Sorge, mit ein wenig Übung und den richtigen Kniffen überstehst du auch einen langen und liquiden Abend." Tja. Und dann war erst einmal Funkstille. Callista schien in Gedanken versunken und musterte ihn mit verträumtem Blick. Witjon tat es ihr derweil gleich und nutzte die wortlosen Augenblicke, um über ihre gemeinsame Zukunft zu sinnieren.


    Callista würde in Kürze seine Frau werden und ihn von da an bis zu ihrem Lebensende auf seinen Wegen begleiten. Der Gedanke erfüllte ihn mit Freude, doch auch mit unbändigem Stolz. Sein Vater hätte diese Verbindung gewiß gut geheißen und wäre sicherlich ebenso stolz gewesen wie Witjon selbst. Hinzu kam, dass Callista nicht nur ihrer Abstammung und des politischen Wertes dieser Verbindung wegen eine besonders gute Partie für Witjon und seine Sippe war. Nein, sie war auch noch absolut sein Typ! Nicht nur, dass sie wunderschön war mit ihren rotbraunen Haaren, ihren edlen und hinreißenden Gesichtszügen, ihrer zarten Figur und ihrer niedlichen Körpergröße, sondern auch ihre Art, wie sie mit ihm sprach, vor Schüchternheit seinem Blick auswich oder rot anzulaufen drohte, wenn er einen Scherz machte und sie nicht gleich wusste wie sie darauf reagieren sollte. Witjon verspürte ein seltsames Gefühl in seiner Magengegend, als er realisierte, dass er den Rest seines Lebens mit dieser Frau verbringen würde. Zum einen war da wieder diese unglaubliche Freude. Zum anderen war da aber auch eine immer größer werdende Aufregung, die ihn einmal schwer Schlucken ließ. Die Nornen hatten seinen Weg vorgezeichnet, er sollte diese Frau heiraten und keine andere. Die Götter mussten einen skurrilen Sinn für Humor haben, wenn sie ihm erst Aquilia nahmen und dafür Callista gaben, doch was konnte er schon tun? Er würde sich seinem Schicksal ergeben und das beste daraus machen: Callista heiraten, sie lieben, Söhne und Töchter zur Welt bringen und glücklich sein. So hoffte er zumindest...


    Dann durchbrach die Stimme seiner Verlobten die Stille endlich wieder. Witjon schaute ihr in die Augen und musste kurz seine Gedanken ordnen. "Morgends nehme ich ein knappes Frühstück ein. Das besteht gewöhnlich lediglich aus ein paar Oliven, Brot oder Hirsebrei und etwas Milch oder Dünnbier. Je nachdem wie früh es ist. Aber da ich täglich zur Salutatio meines Patrons Vinicius Lucianus erscheinen muss, stehe ich gewöhnlich kurz vor Sonnenaufgang auf und verlasse kurz darauf das Haus.
    Bis vor wenigen Tagen war ich auch noch in der Stadtverwaltung, ganz richtig. Ich habe das Amt des Duumvirs bekleidet, habe also die Geschäfte der Civitas geleitet, die niedere Rechtsprechung übernommen und auch den Vorsitz des Ordo Decurionum geführt. Ich hoffe du kannst mit all den Begriffen etwas anfangen. Wie groß ist dein Wissen über Politik überhaupt? Nicht, dass ich dir jetzt hier von bohemischen Vici* erzähle."
    Witjon schaute seine Verlobte fragend an. Er wollte sie nicht mit Informationen überschütten und sie damit völlig platt machen. Sie war in den letzten Wochen bestimmt schon von genügend Eindrücke überschwemmt worden, denn Germania war immerhin sehr unterschiedlich, verglichen mit Callistas Heimat.


    "Dann aber wurde der Legatus Augsti Pro Praetore abgelöst und es gab einige Änderungen in der Besetzung der Verwaltungsämter auf Provinzebene. Ich hatte Glück und habe mich im richtigen Moment für den Posten des Magister Officiorum beworben und mein Patron hat mich ohne Umschweife zu eben diesem ernannt. Jetzt bin ich also frühzeitig meines Amtes als Duumvir enthoben und zur rechten Hand des Statthalters Germaniens erhoben worden. Du heiratest also keinen allzu unbedeutenden Provinzbeamten." Witjon zwinkerte verschwörerisch und trank noch einen Schluck Met. Langsam wurde er sicherer, besonders da er von Dingen sprechen konnte, von denen er einiges verstand. Überdies fiel ihm auf, wie klein und zierlich Callistas Hände waren, als er seinen Becher wieder auf den Tisch stellte und vergleichen konnte. Wie groß und kräftig mussten ihr erst seine Hände erscheinen? Und das, obwohl er doch eigentlich Schreiberlingsfinger hatte verglichen mit Arbjons oder Landos vom harten Leben gezeichneten Pranken. Witjons Bruder war immerhin römischer Soldat und Lando seit jeher Bauer und Krieger in einem gewesen, was man ihm auch noch Jahre nach seiner Flucht ins Imperium und dem Wechsel in die freie Marktwirtschaft ansah. Na hoffentlich erweckte Witjon nicht den Eindruck eines absolut verrohten Barbaren, dafür hatte er sich immerhin seinen Bart abrasiert und eine genügsame Garderobe gewählt.



    *Böhmische Dörfer ;)

  • In aller Ruhe hörte sie sich an, was er zu erzählen hatte und nippte hin und wieder an ihrem Becher. Sie konnte eine Wärme in ihrem Bauch spüren, die ganz eindeutig vom Met ausging und wunderte sich darüber, Wein hatte diese Wirkung nicht. Jedenfalls nicht bei ihr und sie fragte sich, warum das plötzlich beim Met so war. Marsus schien sehr begeistert von seiner Arbeit zu sein und machte sie mit Hingabe, das sah man ihm an und Callista lächelte. Er wirkte auch etwas selbstsicherer, was sie gut verstehen konnte. Es gab einige Themen, bei denen sie selbst auch sicherer war, weil sie davon Ahnung hatte und bei ihm war es anscheinend genauso. Wieder eine sympathische Gemeinsamkeit, die sie bei ihm gefunden hatte. Als er dann zum Ende hin zwinkerte, grinste sie fröhlich, er scherzte ja schon wieder. Anscheinend machte er das wirklich ständig und nicht nur, um sie etwas aufzulockern, weil sie so verlegen war. Allerdings fehlt ihr selbst eine wortgewandte Antwort, etwas witziges, dass sie hätte antworten können. Auch wenn sie in seiner Gegenwart aufgetaut war, wirklich spitzfindig war sie sowieso nicht, dazu war sie viel zu lieb.


    "Mein Wissen über Politik ist, denke ich doch, relativ normal. Die Begriffe sagen mir auf jeden Fall etwas, aber ich beschäftige mich nicht allzu sehr mit Politik. Das habe ich bisher meinem Onkel überlassen." Sagte Callista ehrlich und war sich keiner Schande bewußt. Politik war Sache der Männer und man sah ja an ihrem Großvater wohin das führen konnte, ihr Vater dagegen war auf dem Schalchtfeld ermordet worden. "Und welche Arbeit macht dir mehr Spaß, die als Duumvir oder als rechte Hand des Statthalters?"

  • "Wenn ich das so sagen darf, ich hatte bisher ohnehin geglaubt, dass Politik keine Sache einer wohlerzogenen Römerin ist...zumindest machen die Weiber der hiesigen römischen Bürger oftmals einen solchen Eindruck, denn sie tun nichts anderes als Einkaufen und Klatsch und Tratsch austauschen." Er hob skeptisch eine Augenbraue und ging dann auf ihre Frage ein. "Das kann ich noch nicht so recht sagen. Ich bin erst seit einigen Tagen Magister Officiorum und habe mich bisher leidlich eingearbeitet. Außerdem muss ich den Legaten noch besser kennen lernen, der Mann ist mir gänzlich unbekannt gewesen bisher." Und nach kurzem Überlegen fügte er selbst noch eine Frage an. "Aber sag, was bringt dich eigentlich dazu, die Ausbildung zur Priesterin anzutreten?" Über seine Meinung zu dieser Entscheidung ließ er Callista absichtlich noch im Unklaren.

  • Oh ha, da war aber jemand schlecht zu sprechen. Callista hob den Kopf und schaute Marsus verwundert an, wo er grade noch scherzhaft ausgelassen war, schaute er nun sehr skeptisch. Bedeutete das von ihm Gesagte nun, dass er eine Frau mit politischem Interesse gut oder schlecht fand? Oder mochte er nur klatschende, tratschende und einkaufende Frauen nicht gut? Verunsichert senkte Callista ihren Blick und schaute lieber wieder in ihren Met als würde dort eine passende Antwort erscheinen. Was aber natürlich nicht geschah und so sagte sie lieber gar nichts dazu. Der überraschende Stimmungswandel hatte sie überrumpelt und sie wollte gerne, dass er gut von ihr dachte. Nur wie sollte sie ihm das sagen, ohne dabei absolut kindisch aufzutreten? Es war ja nicht so, dass ihr Interesse fehlte, es war eher so, dass niemand sich bisher die Zeit genommen hatte ihr das verwirrende Geflecht aus Politik, Intrigen, Machtspiele und Bestechungen erklärt hatte. Und durch ihren Großvater, den früheren Senator Gaius Prudentius Commodus, hatte Politik irgendwie einen schalen Beigeschmack. Sie hatte die Statue in der römischen Villa ihres Onkels gesehen und wußte auch, dass der Mann lange vor seiner Zeit auf offener Straße erstochen wurde. Ob Marsus das wußte? Und ob er irgendwann einmal solche Feinde angesammeln würde, dass sie zu einer solchen Tat greifen mussten? Sie hoffte es nicht. Sie wollte keine Witwe sein.


    "Wahrscheinlich musst du dich noch etwas an ihn gewöhnen, als seine recht Hand wirst du doch recht viel Zeit mit ihm verbringen. Und eng mit ihm zusammenarbeiten, das wird wohl einfacher sein, wenn er dir sympathisch ist. Obwohl ich ja finde, dass solche persönliche Sympathien und Antipathien nicht unbedingt im Weg stehen sollten, wenn man eine wichtige Aufgabe erfüllt. Möchtest du irgendwann einmal selbst Statthalter sein?"


    Sie trank noch von ihrem Met, darauf bedacht ihn nicht auszutrinken, so dass Marsus nicht auf die Idee kommen konnte ihr einen neuen zu bestellen. Denn den würde sie ganz sicher nicht mehr schaffen. Dann dachte sie an seine Frage und daran, dass sie diese gestern schon einmal seinem Vetter beantwortet hatte.


    Iuno hat mich als Göttin immer am meisten angesprochen, seit ich Kind bin. Meine Mutter, hat viel zu Minerva und Iuno gebetet und ich bin sozusagen damit aufgewachsen. Der Entschluß Priesterin zu werden kam mir nicht spontan, ich wollte nicht nur Balbus eine Freude damit machen, sondern mir auch eine Aufgabe suchen. Bevor meine Mutter starb hab ich mich um sie gekümmert und in Rom war es sehr aufregend, aber ich hab mich doch nach etwas gesehnt, dass ich tun kann. Und wo ich gut drin bin. Es ist auch ein Weg mich bei Balbus zu revanchieren, weil er sich sehr aufopferungsvoll um mich gekümmert hat, wir haben nicht viele Priester oder Priesterinnen in der Familie und so kann ich das Ansehen der Prudentia mehren."

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