Das wichtigste war besprochen, sollte es dennoch bis zur Abreise des Legaten etwas geben, würde er sicher einen Boten vorbeischicken.
>Vale Legatus.<
Und schon war Maecenas aus dem Officium verschwunden um sich um den Umzug zu kümmern.
Das wichtigste war besprochen, sollte es dennoch bis zur Abreise des Legaten etwas geben, würde er sicher einen Boten vorbeischicken.
>Vale Legatus.<
Und schon war Maecenas aus dem Officium verschwunden um sich um den Umzug zu kümmern.
Witjon klopfte und betrat das Officium des Legaten, nachdem er hereingebeten worden war. "Vinicius, hier hätte ich eine Ernennungsurkunde, die du noch unterschreiben müsstest." Er legte dem Statthalter den Wisch auf den Tisch.
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
ERNENNE ICH
VALGISO
MIT WIRKUNG VOM
ANTE DIEM XII KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (20.9.2009/106 n.Chr.).
ZUM
SCRIBA - PROVINCIA GERMANIA
SCITUM PER SIGNUM LEGATI:
Der Legat grummelte nur ein Mhm., überflog die Urkunde und unterschrieb sie ohne viel weiteres Aufsehen.
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
ERNENNE ICH
VALGISO
MIT WIRKUNG VOM
ANTE DIEM XI KAL OCT DCCCLIX A.U.C.
(21.9.2009/106 n.Chr.).
ZUM
SCRIBA PROVINCIALIS - PROVINCIA GERMANIA
Marcus Vinicius Hungaricus
Ebenso wortkarg nahm der Magister Officiorum die unterschriebene Urkunde wieder entgegen und gab sie einem Scriba, um sie zu kopieren und zu veröffentlichen.
Eines schönen Nachmittags entsann sich der Legat seiner Pflichten als Patron, rief seinen Scriba zu sich her und diktierte ihm einige Briefe.
An Decimus Annaeus Varus
Domus Annaea, Roma
Salve mein Klient,
mit Sorge habe ich deinen Brief über den Gesundheitszustand des Kaisers und den derzeitigen Praefectus Urbi gelesen. Leider deckt dein Bericht sich mit allen anderen Nachrichten, die ich aus Rom bekommen habe.
Meine Familie erfreut sich bester Gesundheit. Die Eingewöhnung war weniger schlimm als ich gedacht habe, lediglich die unzureichenden Einkaufsmöglichkeiten werden von meiner Frau beanstandet. Aber wenn man in Rom aufgewachsen ist, muß man wohl eine solche Meinung haben, denn mir selbst mangelt es an nichts. Derzeit ist die politische Lage jenseits des Rhenus ruhig, diesseits ist die Lage ein wenig anders, doch nichts, weswegen mir (noch mehr) graue Haare wachsen würden.
Du schreibst, du möchtest dich für den Posten des Procurators a memoria bewerben. Selbstverständlich unterstütze ich dich bei deiner Entscheidung und werde mit gleicher Post ein entsprechendes Schreiben an den Kaiserhof schicken. Solltest du dort angenommen werden, möchte ich dich auch bitten, weiterhin Augen und Ohren offen zu halten. Ich gehe nämlich davon aus, daß dieser Vescularius das Fehlen des Kaisers für seine Zwecke ausnützt. Komm ihm dabei aber nicht in die Quere! Beobachte lieber die Geschehnisse rund um dich.
Ich bin mir sicher, du wirst meine Ratschläge beherzigen. Halte mich weiter auf dem Laufenden.
Vale bene,
Unterschrift
Siegel
Und der zweite Brief folgte sogleich:
An den Kaiserhof
zH Procurator ab epistulis
Roma
Salve Procurator,
es ist mir zu Ohren gekommen, daß die Stelle des Procurator a memoria zu besetzen wäre. Ich möchte dafür einen meiner Klienten vorschlagen: Decimus Annaeus Varus, der zur Zeit dem Reich seine Dienste als Procurator Annonae anbietet. Er zeichnet sich durch hohe Verlässlichkeit und absolute Treue zum Kaiserhaus aus und ich bin mir sicher, daß Annaeus auch also Procurator a memoria diese von mir gelobten Eigenschaften beweisen wird.
Sollten noch Fragen bestehen, werde ich sie gerne beantworten.
Vale bene,
Unterschrift
Siegel
Nach dem Diktat überprüfte er kurz seine Worte und schickte dann den Scriba, er solle das soeben Diktierte ins Reine schreiben. Einige Zeit später kam der Scriba zurück, der Legat unterschrieb und siegelte. Bald würde ein Bote die Briefe zum Cursus Publicus bringen.
Die erste Anordnung, die der zurückgekehrte Legat tätigte, war die Verständigung seiner Frau von seiner Ankunft. Die zweite war die Order nach einem Becher heißen Mulsums. Die dritte nach einem Bade, die man vorbereiten sollte. Nachdem er seine Frau und seine Tochter ausgiebig begrüßt und ihnen kleine Geschenke von seiner Reise überbracht hatte, wollte er noch die dringendsten Angelegenheiten in der Regia erledigen, bevor er sich zu seinem wohlverdienten Bad zurückzuziehen gedachte. Daher entließ er seinen Tross noch nicht, nur die Turmae, die ihn begleitet hatten, durften ins Castellum zurückkehren mit der Bewilligung auf einen freien Tag. Die Scribae hingegen mußten ihn noch begleiten, ebenso der Magister Officiorum, denen er nur soviel Zeit zugedachte, sich einen Überblick über die anfallende Post anzueignen und das Wichtigste auszusortieren, die dem Legaten vorgelegt werden sollten.
Endlich zu Hause. murmelte er in seinem Officium. Also Duccius... wandte er sich an seinen Magister Officiorum. ... was hat sich in der Zwischenzeit getan?
Trotz der Erschöpfung, die eine solch langwierige Reise mit sich brachte, folgte Witjon dem Statthalter bereitwillig in dessen Officium. Er hatte von Furnius Calvus einen groben Überblick über die Ereignisse erhalten. "Während unserer Abwesenheit ist nicht sonderlich viel vorgefallen. Ein Mitglied des Ordo Decurionum ist verstorben, Mamercus Tremellius Bibaculus. Altgedienter Beamter der Civitas, seit einigen Jahren im Ruhestand. Er wurde vor zwei Tagen westlich von hier neben den Gräbern seiner Ahnen beigesetzt. In CCAA gab es einen Unfall auf dem Rhenus, bei dem ein Schiff der Classis und zwei Kaufmannsschiffe und ein Fischerboot in Mitleidenschaft gezogen wurden. Joa. Ach und ein Gerücht erreichte uns, dass Terentius Cyprianus angeblich doch nicht Praefectus Alae werden soll. Weshalb konnte mir bisher niemand sagen. Und welchen Posten er statt dessen bekommen soll konnte auch keiner in Erfahrung bringen. Wir warten also noch auf ein offizielles Schreiben von der Kanzlei aus Rom." Ein kurzer Blick auf eine Tabula half ihm, den Überblick zu behalten. "Wir haben außerdem Bericht erhalten über Auseinandersetzungen zwischen Chatten und Hermunduren. Aber das ist nichts sonderlich beunruhigendes, diese beiden Stämme liegen seit Dekaden miteinander im Zwist. Die Wahnsinnigen, sich bei Wintereinbruch noch die Köpfe einzuschlagen....also, wo waren wir? Achja, uns erreichte außerdem noch Post, die es offenbar nicht mehr vor unserer Rückkehr von hier weg geschafft hatte." Während er die Schriftrollen vorlegte, erwähnte er noch nebenbei: "Und du hast übrigens einen Termin mit einem gewissen Quintus Fabius Vibulanus am...äh übermorgen. Ja."
Ad
Legatus Augusti Pro Praetore
Marcus Vinicius Hungaricus
Regia Legati, Mogontiacum
Germania Superior
Salve Marcus Vinicius Hungaricus,
zunächst möchte ich dir mein tiefstes Mitgefühl und herzlichstes Beileid für den Tod deines Neffen Galeo Vinicius Sabinus aussprechen. Es ist sicherlich nicht leicht über einen Verstorbene zu sprechen und doch ist es meine Pflicht.
Als Decemvir litibus iudicandis kümmere ich mich um das Erbe des Verstorbenen. Da Vinicius Sabinus kein Testament hinterlassen hat, wir das Erbe nun auf seine gradnächsten Agnaten verteilt.
Wenn du dich in der Lage und Verantwortung fühlst, dieses Erbe zu übernehmen, bitte ich dich um eine Rückmeldung bis ANTE DIEM VIII ID DEC DCCCLIX A.U.C. (6.12.2009/106 n.Chr.) an die Casa Octavia.
Nachdem alle Erben geprüft wurden, wird das Erbe gerecht verteilt.
Vale,
Faustus Octavius Macer, Decemvir litibus iudicandis
"Der hier ist eine Einladung des hiesigen Pontifex zur Cena, dann wäre da noch eine Klage des Stadtrates von Vesontio über das Viehsterben in der Region und die Bitte um finanzielle Unterstützung...ach und das hier ist ein Brief vom Vigintivir Octavius...äh...Macer. Oh, das ist der Decemvir litibus iuciandis..."
Witjon wusste was das hieß. Ein Verwandter des Statthalters musste verstorben sein und nun musste die Frage nach dem Erbe desjenigen geklärt werden. Wieso sonst sollte sich dieser Octavius bei Hungaricus melden?
Gemütlich in seinem Stuhl sitzend, hörte er sich den Bericht des Ducciers an. Der Name Tremellius Bibaculus sagte ihm nichts, aber wenn dieser schon im Ruhestand war, war das auch nichts außergewöhnliches. Lass einen Brief vorbereiten, in welchem den Angehörigen des Tremellius meine Anteilnahme ausgedrückt wird. war daher seine erste Anordnung. Der Zusammenstoß in CCAA interessierte ihn überhaupt nicht, das mit dem Praefectus Alae schon mehr.
Die in Rom haben auch keinen Überblick mehr! echauffierte sich der LAPP. Soll ich mich denn auch noch darum kümmern? Lass da auch einen Brief vorbereiten und frage mal an, wann wir denn gnädigstens mit einem Praefectus Alae rechnen können. Nächster Punkt. Wer ist dieser Fabius Vibulanus und was will er?
Dann ließ er sich die Briefe geben. Einladung zur Cena geht in Ordnung... Viehsterben... na das seh ich mir später an... Dann las er den Brief des Decemvirs. Er atmete hörbar aus, hielt ein paar Momente inne, dann gab er den Brief an den Duccier. Auch hier einen Brief vorbereiten. Der Brief hat mich aufgrund meiner Pflichten nicht rechtzeitig erreicht, ob ich auch jetzt noch annehmen kann.
Auf einer Tabula notierte Witjon sich stichwortartig die Anweisungen seines Vorgesetzten.
- Ep - Angehörige Tremellius B, Anteiln.
- Ep - Kanzlei Rom, PA?
Auf die Frage des Statthalters hin ließ er die Wachstafel sinken und versuchte sich an die Worte seines Scribas zu erinnern. "Der Fabius ist ehemaliger Centurio...nein, Praefectus Castrorum der XXII. aus Aegyptus. Er will..." Jetzt musste Witjon auf einer anderen Wachstafel nachlesen - "...hm. Das hat der Scriba nicht notiert. Die Pfeife." Ärgerlich runzelte der Magister die Stirn und machte sich eine gedankliche Notiz, den Verantwortlichen zurechtzustutzen.
Die meisten der angekommenen Briefe tangierten den Vinicius derweil eher peripher. Aber wie erwartet traf einer von ihnen den sonst so souveränen Statthalter unerwartet und forderte ihm offenbar einiges an Selbstbeherrschung ab. Verständnisvoll nickte Witjon und nahm die Anweisungen auch diesbezüglich entgegen. "Sehr wohl." Mehr zu sagen hielt er nicht für nötig. Statt dessen hielt er noch einen Moment inne, um etwaige weitergehende Anweisungen abzuwarten. Sollte dergleichen nicht folgen, würde er die Aufgaben sofortigst umsetzen.
Es gab keine weiteren Anordnungen von der Seite des Legaten, zu sehr war er im Hinterkopf mit zwei Dingen beschäfigt: dem Tod seines Neffen und gleichzeitig der Wunsch nach dem heißen Bad, welches er ja bereits angeordnet hatte.
Das wäre alles. Die Briefe möchte ich morgen ausgefertigt hier haben, ansonsten entlasse ich dich für heute. Ebenso jene, die mich auf der Reise begleitet haben. Mit diesen Worten entließ er seinen Magister Officiorum und blieb danach noch einige Augenblicke sitzen, in welchen er seinen Becher leerte und an seinen verstorbenen Neffen dachte. Dann verließ er sein Büro, nahm sein Bad und widmete sich seiner Familie.
Nach dem wohlverdienten frühen Feierabend am Vortag war Witjon am heutigen Tag mehr oder weniger pünktlich zur Arbeit erschienen und nahm auch gleich die vorbereiteten Briefe zur Hand, mit denen er ins Officium seines Vorgesetzten marschierte. "Moin Vinicius. Hast du dich gut erholen können von den Reisestrapazen?" Gleichzeitig legte er dem Statthalter die Schreiben auf den Tisch. "Wenn's so passt, bitte unterzeichnen und siegeln. Die gehen dann noch heute nach Rom raus."
Ad:
Faustus Octavius Macer
Casa Octavia
Roma - Provincia Italia
Salve Decemvir Faustus Octavius,
ich danke dir für deine Anteilnahme und möchte das Erbe meines verstorbenen Verwandten Vinicius Sabinus annehmen. Dein Brief erreichte mich allerdings nicht rechtzeitig, da wir uns auf einer längeren Reise durch die Provinz Germania befanden, weshalb uns der Postverkehr nur eingeschränkt zugänglich war. Ich bitte dich, mir mitzuteilen, ob die Annahme des Erbes dennoch möglich ist.
Winterliche Grüße aus Mogontiacum
In Erwartung deiner Antwort verbleibe ich mit bestem Dank.
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Marcus Vinicius Hungaricus - Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Germania
Ad:
Lucius Iunius Silanus
Administratio Imperatoris
Roma - Italia
Salve Procurator ab epistulis Lucius Iunius Silanus,
mich haben Gerüchte über eine Versetzung des Praefectus Alae II Numidiae in spe Appius Terentius Cyprianus erreicht. Er soll angeblich nun zum Praefectus Aegypti ernannt worden sein.
Diese Gerüchte sind in der neuesten Ausgabe der Acta Diurna überdies bestätigt worden. Ist ein Ersatz für den Posten bereits gefunden und auf dem Weg nach Confluentes?
Ich bitte dringend um Klärung dieser Umstände von offizieller Seite der Kanzlei und würde mich über zeitnahe Antwort freuen, da die Ala II Numidia seit deiner Versetzung noch immer ohne ausreichend qualifizierten Kommandanten ausharren muss.
Winterliche Grüße aus Mogontiacum
In Erwartung deiner Antwort verbleibe ich mit bestem Dank.
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Marcus Vinicius Hungaricus - Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Germania
Der Legat war ungemein schlecht gelaunt. Seine Tochter ähnelte in ihrem Temperament dem Vater, seine Frau beschwerte sich darüber, daß er sie so lange allein gelassen hatte und daß er sie vernachlässigte und zeterte auch sonst noch länger herum und zu allem Überdruss war die Nacht unglaublich kurz gewesen. Alles in allem keine Stimmungsaufheller. Daher knurrte er ein Morgen. in Richtung Duccius, nahm die Briefe, las nicht lange durch und unterschrieb sowie siegelte gleich.
Ad:
Faustus Octavius Macer
Casa Octavia
Roma - Provincia Italia
Salve Decemvir Faustus Octavius,
ich danke dir für deine Anteilnahme und möchte das Erbe meines verstorbenen Verwandten Vinicius Sabinus annehmen. Dein Brief erreichte mich allerdings nicht rechtzeitig, da wir uns auf einer längeren Reise durch die Provinz Germania befanden, weshalb uns der Postverkehr nur eingeschränkt zugänglich war. Ich bitte dich, mir mitzuteilen, ob die Annahme des Erbes dennoch möglich ist.
Winterliche Grüße aus Mogontiacum
In Erwartung deiner Antwort verbleibe ich mit bestem Dank.
M. Vinicius Hungaricus
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Marcus Vinicius Hungaricus - Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Germania
Ad:
Lucius Iunius Silanus
Administratio Imperatoris
Roma - Italia
Salve Procurator ab epistulis Lucius Iunius Silanus,
mich haben Gerüchte über eine Versetzung des Praefectus Alae II Numidiae in spe Appius Terentius Cyprianus erreicht. Er soll angeblich nun zum Praefectus Aegypti ernannt worden sein.
Diese Gerüchte sind in der neuesten Ausgabe der Acta Diurna überdies bestätigt worden. Ist ein Ersatz für den Posten bereits gefunden und auf dem Weg nach Confluentes?
Ich bitte dringend um Klärung dieser Umstände von offizieller Seite der Kanzlei und würde mich über zeitnahe Antwort freuen, da die Ala II Numidia seit deiner Versetzung noch immer ohne ausreichend qualifizierten Kommandanten ausharren muss.
Winterliche Grüße aus Mogontiacum
In Erwartung deiner Antwort verbleibe ich mit bestem Dank.
M. Vinicius Hungaricus
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Marcus Vinicius Hungaricus - Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Germania
Während des Lesens war ihm noch aufgefallen, daß es wohl gut war, daß er seine Untergebenen hatte, denn er hätte die Briefe ganz anders, weit weniger höflich, formuliert. Die Briefe gab er dann seinem Magister Officiorum zurück. Stehen für heute irgendwelche Aktivitäten an?
Die Schreiben nahm der Magister wortlos entgegen. Offenbar schien der Statthalter heute mit dem falschen Bein aufgestanden zu sein, so miesepetrig blickte er drein. Auf die Frage reagierte er nach kurzem Nachdenken. "Nunja...ich habe dir den Tag relativ frei gehalten. In einer Stunde steht ein Anstandsbesuch der Duumviri Volusus Statorius Rullus und Kaeso Lucceius Philonicus an. Die wollen wohl auch ihre Berichte persönlich vortragen, warum auch immer - die Wichtigtuer. Bis dahin können wir noch ein wenig Briefverkehr abwickeln. Etwas später nach den Duumvirn ist ein Magistratus an der Reihe. Er heißt..." - ein Blick auf seine Tabula - "...Sisenna Caeparius Gracilis. Der Mann ist unter anderem für die Stadtplanung zuständig und ist besorgt wegen der im Frühjahr anstehenden Überschwemmungen in Rhenusufernähe. Offenbar ist bereits jetzt in den Quellgebieten des Fluss so viel Schnee gefallen, dass überdurchschnittlich viel Schmelzwasser bei uns hier unten ankommen wird."
Mit Zufriedenheit in seinem Innersten hörte er seinen Audienzplan für heute. Gleichzeitig würde das bedeuten, daß das Arbeitsausmaß stetig steigen würde, was allerdings vorauszusehen war. Nana, Duccius, nicht so abfällig sprechen. Das sind ja immerhin keine unwichtigen Leute. Sollen sie also ihren Bericht persönlich vorbringen, immerhin erwarte ich ja sowas auch von ihnen. schalt er halbernst seinen Magister Officiorum. Gracilis... übertreibt er oder ist seine Sorge berechtigt? Wie war die Lage in den vorigen Jahren? Es war immerhin sein erster Winter in Germania. Von seiner Kindheit in Pannonien war er zwar den Schnee gewöhnt und die dazugehörige Schmelze, doch spielte sich in seiner Gegend alles in einem überschaubaren Rahmen ab - soweit er sich erinnerte, denn das war nun auch schon etliche Jährchen her.
"Hm," machte Witjon nur, als er milde Schelte erhielt. Hungaricus hatte ja recht, aber das wollte er nun einmal nicht so einfach zugeben. Also beließ er es dabei und ging lieber auf die Sorgen des Magistratus ein. "Gracilis' Sorgen sind durchaus berechtigt. Erst letztes Jahr musste die Rhenusbrücke umfangreich saniert werden, weil sie von den Wassermassen stark angegriffen war. Und auch in den Ebenen in Ufernähe kommt es häufig zu Hochwasser im Frühjahr. Der Pegel des Flusses steigt dann rapide an und hat in manchen Jahren schon etliche Insulae unter Wasser gesetzt. Zumal mit dem Wasser die Fäulnis einhergeht und die Kanalisation auch nicht mehr richtig funktioniert. Klingt alles ziemlich schlimm, ist aber in den lezten...fünf(?) Jahren soweit ich weiß nicht mehr in dem Ausmaß vorgekommen. Wir sollten auf jeden Fall vorbereitet sein. Besonders was die Eindämmung von Krankheiten angeht, zum Beispiel die Cholera.*"
*Wobei im Altertum der Begriff 'Cholera' allgemeinhin für Durchfallerkrankungen verwendet wurde und nicht speziell die Krankheit bezeichnet, für die wir den Begriff heute verwenden.
Hmm... antwortete der Legat als erstes. Krankheiten konnte er naturgemäß weniger brauchen. Sicher sah er sich und seine Familie gut geschützt dank der guten Versorgung was Kulinarik und Medizin anging, doch dachte er an die Finanzen der Stadt und der Provinz, die durch eine Seuche unweigerlich vermindert wurde. Und es wäre nicht das erste Mal, wenn eine solch prekäre Situation von kriminellen Subjekten ausgenutzt würde, seien sie von innerhalb oder von außerhalb der Provinz.
Gut, er soll kommen und mir berichten. entschied er daher. So, wenn ich jetzt noch die Stunde Zeit habe, werde ich mein Frühstück zu mir nehmen. Irgend etwas sagt mir, daß ich dieses jetzt gut gebrauchen kann. Und damit war nicht sein leerer Magen gemeint.
Nachdem Hadrianus Iustus gegangen war, ging ich zum Magister Officiorum, um den Termin anzumelden. Der war aber nicht in seinem Officium und es sah danach aus, dass er wohl heute nicht mehr anzutreffen sein würde.
Also klopfte ich an der Tür des Legatus. Als auch nach dem zweiten Klopfen keine Antwort kam, schaute ich in das Officium. Auch der Legat war nicht anwesend. Da fiel mir ein, dass gerade die Zeit war, wo er gelegentlich sein Frühstück nahm. Ich sagte mir, dass man niemand (vor allem auch in eigenem Interesse) beim Frühstück stören sollte und legte ihm deshalb eine Notiz auf den Tisch:
Annotatio
Der Regionarius Hadrianus Iustus hat um ein Gespräch gebeten. Er will mit dir über seinen Posten sprechen. Wenn du einverstanden bist, kann man den Termin für morgen vorsehen.
An die Terminvormerkung für Quintus Fabius Vibulanus. ehemaliger Praefectus Castrorum der XXII. Legion, ebenfalls morgen, wird erinnert.
Bei positivem Bescheid müssten beide benachrichtigt werden.
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Valgiso, Scriba
Als der Legat wieder in sein Officium zurückkehrte, bemerkte er die Notiz auf seinem endlich freigeräumten Schreibtisch. Kurz las er ihn durch, dann gab er die Notiz an einen Scriba, der an diesem Tag bei ihm seinen Dienst tun sollte. Geht in Ordnung. sagte er nur. Der Scriba nickte und ging kurz nach draußen, um diese Nachricht weiter zu leiten.
Ich ging durch das Officium von Marsus und klopfte an die Tür des Officium I.
Nachdem ich etwas gehört hatte, das man als 'Herein' interpretieren konnte, öffnete ich die Tür, "Salve, Legatus, es ist die siebte Stunde und Hadrianus Iustus ist eben eingetroffen, er ist pünktlich. Kann ich ihn zu dir schicken?"
ZitatOriginal von Valgiso
Der Legat hatte gerade wieder Berichte gelesen (diesmal sogar spannende, nämlich nicht die offiziellen von Regio oder Städten, sondern jene von seinen inoffiziellen Informanten, die für ihre Dienste selbstverständlich sehr gut bezahlt wurden), als es klopfte und der Scriba eintrat.
Hm? Jaja, ich lasse bitten.
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