[Officium I] Legatus Augusti pro Praetore

  • Mhm mhm mhm... Mit seiner Rechten knetete er seine bärtige Haut am Kinn., während er sowohl den Worten des Magistrates lauschte als auch seine eigenen Überlegungen anstellte. Noch immer fragte er sich, ob er den Worten des Magistraten vollends glauben sollte und Mogontiacum tatsächlich so dermaßen überschwemmt werden würde. Er hatte so seine Zweifel.


    Ahja, die Decurionen. begann er unvermittelt. Was gedenken denn die Stadtoberen ihrerseits beizutragen?

  • Sisenna Caeparius Gracilis:


    "Die Decurionen werden entscheiden, ob sie sich an der Finanzierung der Vorbereitungen beteiligen wollen. Es ist anzunehmen, dass sie - wie jedes Jahr - einen Großteil der anfallenden Kosten aufbringen werden. Es geht immerhin auch um ihre eigenen Betriebe, in ihrer Stadt."
    So richtig zufrieden schien der Vinicius noch nicht zu sein und das machte Gracilis noch nervöser. "Selbstverständlich wäre es dem Ordo eine Ehre, dich auf seiner nächsten Sitzung als Beisitzer begrüßen zu dürfen. Oder, wenn deine Pflichten dich davon abhalten..." Der Magistratus sah zu Witjon hinüber, der ja ohnehin im Ordo war und zugleich den Statthalter in manchen Punkten wohl vertreten können würde. Wenn das denn gewünscht wäre. Witjon derweil nickte verstehend und sah den Vinicius fragend an. "Der Ordo Decurionum wird freilich wie gesagt handeln."

  • Und da war ein Moment, wo der Legat nicht wußte, ob er laut auflachen sollte oder nicht. Er entschied sich für letzteres, gepaart mit einer gerunzelten Stirn und einem Blick, der gleichsam skeptisch wie fragend war. So? Wer zahlt denn den Rest, wenn die Decurionen nicht alles bezahlen wollen?


    Er verfolgte den Blickkontakt des Magistraten mit seinem Magister Officiorum. Da mir der Termin der Sitzung noch nicht bekannt ist, kann ich noch nicht sagen, ob ich daran teilnehmen werde.

  • Draußen schien die Sonne an diesem milden Märztag. Die Fenster und Türen der Officien standen offen und so marschierte Witjon schnurstracks von seinem Arbeitszimmer in das seines Vorgesetzten herein, die Papyri und Tabulae unter dem Arm, die Valgiso soeben bei ihm abgegeben hatte. "Vinicius, du hast Post." Während er aufzählte, legte er dem Statthalter die Schreiben sorgfältig der Reihe nach auf seinen Schreibtisch. "Die Kanzlei schreibt, es geht um das Kommando der Ala. Die kümmern sich wohl drum. Dann hier einige Briefe von deinen Klienten aus Rom und Hispania. Ach und der Decemvir litibus iucandis Octavius hat bestätigt, dass du dein Erbe noch annehmen kannst."



    Legatus Augusti pro praetore
    Provincia Germania
    Marcus Vinicius Hungaricus

    Regia Legati Augusti
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    G. POMPEIUS IMPERIOSUS PRIMICERIUS AB EPISTULIS
    LEGATO AUGUSTI pro PRAETORE VINICIO HUNGARICO S.D.


    Salve Legatus, ich schreibe dir im Auftrag des Procurator ab Epistulis Lucius Iunius Silanus.
    Der Procurator lässt dir ausrichten das ein Nachfolger für den Posten des Kommandanten der Ala II Numidia, Artorius Reatinus ein Tribun der Legio I, bereits am ANTE DIEM IV KAL DEC DCCCLIX A.U.C. (28.11.2009/106 n.Chr.) über seine Versetzung informiert wurde. Dementsprechend sollte sich der Tribun bereits auf dem Weg nach Germanien befinden und in Kürze eintreffen.
    Für den Fall das eventuell das Schreiben verloren gegangen sein könnte entsendet die Kanzlei zeitgleich mit diesem Brief noch einen Boten an die Legio I um den Verbleib des Tribunus zu klären.


    Im Auftrag des Procurator ab Epistulis


    Gaius Pompeius Imperiosus
    ~~Primicerius ab Epistulis der Admistratio Imperatoris~~


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    Ad
    Marcus Vinicius Hungaricus
    regia legati Augusti in Mogontiacum
    GERMANIA



    pontifex M. Aurelius Corvinus M. Vinicio Hungarico s.d.


    Gruß und Segen aus der urbs aeterna sende ich dir, patronus. Wie ich hörte, befandest du dich auf einer Inspektionsreise durch Germania. Ich hoffe, du bist inzwischen wohlbehalten wieder zurück und hast keinen Grund zur Klage. Ich lege dir eine Ausgabe der Acta bei, die dich sicherlich vor den üblichen Abschriften erreichen wird, und will dir ein paar Neuigkeiten berichten, über die du nicht in der Acta lesen kannst.


    Über den Kaiser hört man letztens kaum noch etwas. Genauso allerdings von Vescularius. Ich frage mich, ob dies die Ruhe vor dem Sturm darstellt und worauf wir uns gefasst machen müssen. Der Acta kannst du entnehmen, dass es darüber hinaus letztens viele Ernennungen am Kaiserhof gegeben hat. Die Kanzlei ist so voll besetzt wie nie. Wenn du mich fragst, schart Aelius Quarto Verbündete um sich. Es geht gar das Gerücht, dass es ein Treffen mit den Flaviern gegeben hat. Zweck und Absicht sind mir allerdings noch unklar. Ich vermute, dass es um die Beilegung des alten Streites des Exils wegen geht. Ich werde beobachten, wie sich die Dinge weiter entwickeln, und dir dann berichten.


    Mein Mündel Laevina hat inzwischen Tiberius Durus geehelicht, und zwei weitere Verbindungen zum Hause Tiberia stehen an. Manius Orestes hat auf der Hochzeitsfeier seine sponsalia mit Tiberia Arvinia bekannt gegeben, und mein Neffe Ursus, der inzwischen einen Sitz im Senat hält, plant, Tiberia Septima zu heiraten. Auch wenn ich vermute, dass deine Pflichten dich abhalten werden, so bist du doch bereits jetzt recht herzlich zu den Feierlichkeiten eingeladen.


    Mein anderer Neffe, Tiberius Avianus, wird in Kürze seine Amtszeit als quaestor consulum abgeschlossen haben. Für die kommenden Wahlen gedenke ich selbst, erneut zum Ädil zu kandidieren. Meine krankheitsbedingte, lückenbehaftete letzte Amtszeit war wenig befriedigend, sowohl für Rom als auch für mich selbst. Daher halte ich diesen Schritt für richtig. Gemeinsam mit mir will auch mein Verwandter Publius Imbrex kandidieren, allerdings zum vigintivir. Ich bitte dich, ihn nach Kräften zu unterstützen. Trotz seiner jungen Jahre zeigt er doch ein unerschütterliches Selbstvertrauen und eine Entschlossenheit und Zielstrebigkeit, die honoriert werden sollte. Ein Verwandter meiner Frau Celerina will ebenfalls kandidieren. Sein Name ist Flavius Piso, und ich habe auch ihn als sehr selbstbewusst und engagiert kennen gelernt. Beide Männer möchten übrigens Eintritt in ein stadtrömisches Priestercollegium finden und beweisen damit nochmals soziales Engagement. Ich bitte dich, auch ihn zu unterstützen.


    Doch nun genug von mir. Wie ergeht es dir und deiner Frau im kalten Germanien? Sicher habt ihr viel Schnee in diesem Jahr. Ich hoffe, dass sich wenigstens die Aufstände an den Grenzen des Reiches in Grenzen halten. Dein Klient Duccius Vala war übrigens kürzlich bei mir. Ich überlege derzeit, ihn nicht als scriba einzustellen. Nun denn, hast du Anweisungen oder Aufträge für mich? Dann will ich ihnen gern nachkommen. Die Götter mögen über dich und deine Familie wachen und euch ein gutes Jahr bescheren.


    Vale bene.


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    - senator et pontifex -




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    ROMA, KAL IAN DCCCLX A.U.C. (1.1.2010/107 n.Chr.




    Legatus Augusti Pro Praetore Marcus Vinicius Hungaricus,
    Regia Legati Augusti,
    Mogontiacum,
    Provincia Germania


    Mein lieber Patron!


    Wie ist der Winter im kalten Germania? Hat es schon geschneit? Ist der Rhenus zugefroren? Ich kann es mir gar nicht vorstellen, hier in Tarraco regnet es nur ab und zu und das Meer ist etwas zu kalt zum baden. Ansonsten ist es ein gewöhnlicher hispanischer Winter.


    Auch sonst tut sich nicht sonderlich viel in Hispania und das wortwörtlich. Dein Nachfolger ist leider ein ziemlich unfähiger Mensch, er ist völlig überfordert mit der Verwaltung seiner Provinz. Zum Glück organisiert sich der Geldadel Tarracos seine eigenen Vergnügen und ist nicht auf öffentliche Feste angewiesen. Sogar für die Feiertage braucht es manchmal schon einen Gönner, sonst müssten auch noch die Götter auf ihre Opfer warten, von den einfachen Leuten mal ganz abgesehen! Und dabei ist Sextius Magius Lateranus angeblich ständig in der Provinz unterwegs, um Steuern einzutreiben. Mit seiner Popularität steht es trotzdem nicht zum Besten. Gerüchten nach werden in Ebora die Verbrecher schon ohne Verhandlung verurteilt, weil die Beamten es dort leid sind, auf die Rechtsprechung des Proconsuls zu warten. Ach, früher war alles besser, als du noch hier warst!


    Wie geht es deiner Familie? Ich hoffe doch, nur gut! Unser Caius ist schon ein richtiges Energiebündel und hält meine Sklaven den ganzen Tag auf Trab. Dafür hat er es mit dem Lernen nicht so. Ich fürchte, er wird mal nach seinen Decima-Onkels schlagen und zum Militär wollen. Zum Glück habe ich noch eine Weile Zeit, ihm das auszureden!


    Beste Grüße auch an deine Familie!


    Deine treue Klientin,
    Decima Lucilla


    Ad M. Vinicius Hungaricus
    Mogontiacum


    Sp. Purgitius Macer s.d.


    Es ist lange her, dass ich Germania mit eigenen Augen gesehen habe und ich hoffe, es geht dir gut dort und du kannst die Amtsgeschäfte souverän führen. In Rom hört man wenig aus Germania, was wohl ein gutes Zeichen sein wird, denn dies trifft keineswegs auf alle Provinzen zu und dies wiederum ist der Grund, weshalb ich dir schreibe. Nachdem mehrere Statthalter gegenüber dem Senat und dem Kaiser klagten, dass die zu verwaltenden Gebiete zu groß seien und sie mehr Personal zu ihrer Unterstützung bräuchten, hat der Senat eine Inquisitio beschlossen, um der Ursache für diese Klagen auf den Grund zu gehen. Es sollen Zahlen und Fakten gesammelt werden, welcher Aufwand bei der Verwaltung einer Provinz entsteht und ob durch die Reform, die der vergöttlichte Iulianus seinerzeit durchgeführt hat, tatsächlich positive Effekte erreicht worden, oder ob eben jene Reform die Ursache der heutigen Klagen ist.


    Der Vorsitz der Inquisitio fiel mir zu und deshalb schreibe ich dir nicht nur aus persönlichem Interesse, sondern als offizieller Vertreter des Senates. Was kannst du mir über die Verwaltung Germanias sagen? Ist das Gebiet gut zu bereisen, gut zu verwalten? Hast du Alpen und Nordmeer schon beide selber gesehen? Werden die Steuern überall pünktlich eingetrieben und weist du, was die Legionen derzeit tun? Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass der Rhenus ein ewig langer Fluss ist, wenn man ihn von der Quelle bis ztu Mündung bereisen will, Belgica ein weites Gebiet ist, wenn man wie ich damals eine Rundreise macht, um die Städte kennen zu lernen und ich muss auch zugeben, dass ich Raetia damals weitgehend ignorieren musste und nur selten einen Fuß in diese Regio gesetzt habe. Sind deine Erfahrungen ähnlich?


    In Rom wurden gerade die neuen Magistrate vereidigt, auch dein Klient Aurelius Corvinus als Aedil war darunter. Ich hoffe, dass er mir mit seinem Wissen als Auctor der Acta Diurna ebenfalls beim Zusammentragen der Daten für die Inquisitio behilflich ist. Tiberius Durus hat seine Amtszeit nun beendet und von seiner umfangreichen Rechtsreform hast du sicher schon einiges mitbekommen. Es sind keine kleinen Fußstapfen, die er seinem Nachfolger hinterlässt. Der Kaiser hält sich zur Genesung noch immer in Misenum auf, aber es scheinen ihn in Rom auch nur wenige ernstlich zu vermissen. Sein Praefectus Urbi hat zwar einige große Kritiker, aber er scheint die Amtsgeschäfte ordentlich zu führen, soweit es nicht ohnehin die kaiserliche Kanzlei tut.


    Der Winter geht hier langsam zu Ende, aber ich weiß ja noch, dass er in Germania zuweilen länger dauert. Mögen es die Götter bei euch nicht zu kalt bleiben lassen.


    Sp. Purgitius Macer


    Ad
    Marcus Vinicius Hungaricus, Legatus Augusti pro Praetore
    Mogontiacum,
    Provincia Germania




    Salve Senator Vinicius Hungaricus,


    Aufgrund deiner Situation im winterlichen Germania, ist es durchaus möglich dich noch als Erben einzutragen. Da der Fall noch nicht abgeschlossen war, darf ich dir nun zu deinem Erbe gratulieren. Allerdings musst du mit deinem Bruder Senator Lucianus teilen.



    Mit freundlichsten Grüßen aus dem warmen Italia,




    Faustus Octavius Macer



  • In Gedanken versunken winkte der Legat seinen Magister Officiorum her und wollte schon etwas in der Richtung sagen wie "Jaja, legs dorthin, ich sehs mir nachher an." Aber dann siegte doch die Neugier und er nahm den Stoß von seinem Magister entgegen. Der erste Brief war von der Administratio in Rom. Ah sehr gut, endlich kommt ein Kommandeur für die Ala. murmelte er halblaut, doch dann stockte er. Moment, 4 Tage vor den Kalenden des Dezember? Mit fragendem Gesichtsausdruck sah er den nächsten Brief an. Aurelius... datiert an den Kalenden des Ianuarius. Kurz überblickte er die anderen Briefe, doch stand da kein Datum dabei - oder er hatte es überlesen.


    Sag mal, wie lange liegen die denn schon herum?

  • Sisenna Caeparius Gracilis:


    "Eine Lösung wird sich schon finden," versuchte Witjon die peinliche Situation schnell zu entschärfen, während der Magistratus nur den Mund öffnete, ohne etwas herauszubringen. Er hatte offenbar auf das spendable Wesen des Statthalters gehofft und war damit vor die Wand gerannt. Witjon jedenfalls ging lieber direkt auf die nächsten Worte seines Vorgesetzten ein. "Die Sitzung findet an den ANTE DIEM XV KAL MAR DCCCLX A.U.C. (15.2.2010/107 n.Chr.) statt."


    Sim-Off:

    Okay, ich bin selbst dran schuld, aber das zieht sich hier schon viel zu lange hin. Wollen wir zum Ende kommen?

  • "Bitte?!" frage Witjon ungläubig, als Hungaricus ihn nach den uralten Sendedaten der Briefe fragte. "Öh..." machte er, schnappte sich eins der Schreiben und überzeugte sich selbst von den Daten. "Uff, das...die hat Valgiso mir doch eben erst 'reingegeben," stellte er verblüfft und zugleich erschrocken fest. "Da scheint geschludert worden zu sein. Ich bitte um Verzeihung Vinicius, das darf nicht vorkommen. Ich werde meine Scribae gleich dazu befragen." Er machte eine erste Miene und ärgerte sich innerlich bereits ganz ordentlich über die Verschlafenheit seiner Abteilung. Schon wieder so eine peinliche Sache, die ausgerechnet ihm passierte!

  • Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Sisenna Caeparius Gracilis


    Der Legat nickte seinem Magister Officiorum zu. Wenn ich an diesem Tag noch nicht anders verplant bin, werde ich mir die Zeit dazu nehmen. sagte er zu beiden gewandt, dann blickte er den Magistraten an. Ich werde über deine Vorschläge nachdenken. Abwartend sah er den Caeparier an, ob noch etwas nachkäme.

  • Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    ... Briefe ...


    Bevor sein Magistrat sich anschicken konnte, aus seinem Büro zu stürmen, sagte der Legat: Schon gut, das kannst du später machen. Er zog den Brief aus Rom hervor. Das hier ist wichtiger. Meines Wissens ist noch immer kein Nachfolger gekommen. Und so lange braucht man nicht hierher, selbst wenn man VERDAMMT NOCH MAL VON TYLUS HIERHERKRIECHT! Mit diesen Worten schleuderte er zornig den Brief auf den Boden. Er atmete zweimal durch um sich zu beruhigen. Gelang ihm allerdings nur mäßig. Hol deine Tabula, wir werden heute Briefe aufsetzen.

  • Sisenna Caeparius Gracilis:


    Der Magistratus hatte sichtlich genug von dieser Unterredung, in der er sich immer mehr an die Wand gedrängt fühlte. Daher erwiderte er ganz verhalten: "Danke Legatus, das wäre es soweit von meiner Seite. Ich danke dir für deine Aufmerksamkeit." Und damit wurden alle später aufkommenden Punkte auf die Sitzung des Ordos verschoben. Witjon begleitete den Caeparius noch hinaus und empfing in seinem Officium dann auch schon den nächsten Bittsteller, der sich über die mangelnde Pflege des Kaiserkultes in der Provinz beschweren wollte. Witjon seufzte leicht und stellte sich auf eine lange Diskussion ein, die sich am Ende wirklich eine geschlagene Stunde hinzog. Bei Feierabend freute er sich nur noch auf das gemütliche Abendessen im Kreise seiner Familie und auf ein schmackhaftes Bier am Kaminfeuer.

  • Hungaricus forderte ihn auf im Raum zu bleiben und so stand Witjon einfach da und sah mit an wie sein Vorgesetzter für einen Moment ganz ordentlich die Beherrschung verlor. Witjon zuckte merklich zusammen, als der Statthalter seinen Ärger herausbrüllte und den Brief von sich schleuderte. Und wie auch der Vinicius tief einatmete, holte sein Magister tief Luft und nickte nur eifrig, als er die nächste Anweisung erhielt. Er eilte in sein Arbeitszimmer, krallte sich Wachstafel und Griffel und platzierte sich auf einem Schreiberhocker neben dem Schreibtisch des Statthalters, bereit zu notieren. "Kann losgehen," erklärte er schlichtweg und wartete dann auf das kommende Diktat.

  • Die wenigen Momente, die sein Mag Off mit dem Holen der Tabula verbrachte, nutzte der Legat, sich einige Gedanken über den Brief zu machen, welchen er nun diktieren wollte.


    Gut. quittierte er die Bereitschaft seines Magisters. Dann schreib: An den inkompetenten Verein der sich Kaiserkanzlei schimpft. Rom. begann er mit dem Diktat. Bereits vor Monaten wurde mir die Ankunft eines neuen Praefecten für die Ala II Numidia zugesagt. Dieser Mann ist bis heute nicht erschienen. Sieht man einmal von dieser Frechheit ab ist es eine Unverfrorenheit, daß man mir keine Nachricht zukommen lässt, warum - schreib warum in Großbuchstaben und unterstrichen - der Mann einfach nicht auftaucht. Noch schlimmer ist, daß man es in Rom anscheinend nicht der Mühe wert findet, einen Ersatzmann zu finden. Aber wozu auch? Wir sind ja hier nur in Germanien und alle Stämme auf der anderen Seite des Rhenus haben uns ja wirklich zum Kuscheln lieb! Also schickt mir jetzt gefälligst einen Praefecten. Im ganzen Reich sollte ja wer zu finden sein, es laufen ja nicht nur 10 Leute im Ordo Equester herum. Kein Gruß. Unterschrift, heutiges Datum etc.


    Er atmete tief durch. Jetzt, nachdem er seinen Frust von der Seele geredet hat, ging es ihm schon um vieles besser. Fast lächelnd griff er zu seinem Becher und nahm zwei tiefe Schluck. Hast du alles? fragte er den Duccier, während er sich die anderen Briefe griff.

  • Witjon nickte nur und begann eifrig mit dem Griffel über die Wachstafel zu kratzen.


    An den inkompetenten Verein, der sich Kaiserkanzlei schimpft
    Rom


    Bereits vor Monaten wurde mir die Ankunft eines neuen Praefecten für die Ala II Numidia zugesagt. Dieser Mann ist bis heute nicht erschienen. Sieht man einmal von dieser Frechheit ab ist es eine Unverfrorenheit, daß man mir keine Nachricht zukommen lässt, wa WARUM der Mann einfach nicht auftaucht. Noch schlimmer ist, daß man es in Rom anscheinend nicht der Mühe wert findet, einen Ersatzmann zu finden. Aber wozu auch? Wir sind ja hier nur in Germanien und alle Stämme auf der anderen Seite des Rhenus haben uns ja wirklich zum Kuscheln lieb! Also schickt mir jetzt gefälligst einen Praefecten. Im ganzen Reich sollte ja wer zu finden sein, es laufen ja nicht nur 10 Leute im Ordo Equester herum.


    [strike]Kein Gr[/strike]



    Marcus Vinicius Hungaricus
    L.A.P.P. Prov. Germ.



    PRIDIE ID APR DCCCLX A.U.C. (12.4.2010/107 n.Chr.)


    "Hab alles," bestätigte Witjon mit einem Grinsen. Er überflog nochmal den Text und stellte sich bildlich bereits das entsetzte Gesicht des Kanzleibeamten vor, der diesen bitterbösen Brief als erster lesen würde.

  • Gut. Dann gehen wir die anderen Briefe an... Mit diesen Worten sah er sich den nächsten Brief an. Octavius Macer... erledigt. Brief weggelegt. Hm, Aurelius... nein, der ist privat. Der nächste Brief weggelegt. Lucilla... auch privat. Wieder einer weggelegt. Ah, Macer. Er hielt die besagte Tabula hoch. Er will da einiges wissen... Pünktlichkeit der Steuern und was die Legionen derzeit machen. Keine Ahnung, warum der Senat wissen soll, ob ich weiß, wo die Soldaten gerade herumhirschen. Er gab seinem Mag Off den Brief. Dann sollen sie die Informationen haben, wenn sie sonst keine Probleme haben. Lass alle Informationen zusammentragen. Sieben Tage sollten wohl genügen dafür, oder?

  • Lupus klopfte erlaubterweise an die Türe des LAPP.
    Es war ein langer Tag gewesen und er war froh, wenn er dem Legaten diese sicherlich erhoffte Nachricht überbringen konnte.
    Er rückte noch einmal seine Rüstung zurecht und lauschte ob der Lapp....

  • Die privaten Schreiben legte der Vinicius zur Seite und so ging Witjon auch erst wieder auf die Anfragen beruflicher Natur ein. "Sieben Tage..." Kurz wägte er ab, dann nickte er. "Muss genügen, ja. Ich werde wohl das Castellum aufsuchen müssen?" erkundigte er sich außerdem, denn dort würde er wohl die meisten Marschbefehle oder Patrouillenpläne finden.

  • Ein Scriba kam nach kurzem Klopfen ins Officium hereingesprungen und hielt dem Statthalter ein Schreiben unter die Nase.
    "Legatus, hier bitte eine Unterschrift. Das ist das Schreiben an die...ähm..inkompetente Kanzlei."





    An den inkompetenten Verein, der sich Kaiserkanzlei schimpft
    Roma


    Bereits vor Monaten wurde mir die Ankunft eines neuen Praefecten für die Ala II Numidia zugesagt. Dieser Mann ist bis heute nicht erschienen. Sieht man einmal von dieser Frechheit ab ist es eine Unverfrorenheit, daß man mir keine Nachricht zukommen lässt, WARUM der Mann einfach nicht auftaucht. Noch schlimmer ist, daß man es in Rom anscheinend nicht der Mühe wert findet, einen Ersatzmann zu finden. Aber wozu auch? Wir sind ja hier nur in Germanien und alle Stämme auf der anderen Seite des Rhenus haben uns ja wirklich zum Kuscheln lieb! Also schickt mir jetzt gefälligst einen Praefecten. Im ganzen Reich sollte ja wer zu finden sein, es laufen ja nicht nur 10 Leute im Ordo Equester herum.



    M. Vinicius Hungaricus



    PRIDIE ID APR DCCCLX A.U.C. (12.4.2010/107 n.Chr.)


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    Marcus Vinicius Hungaricus - Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Germania

  • Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    "Sieben Tage... Muss genügen, ja. Ich werde wohl das Castellum aufsuchen müssen?"


    Du oder ein Angestellter... ist mir gleich. antwortete der Legat lapidar, denn es war ihm wirklich egal, wer die benötigten Information einholte, solange sie eingeholt wurden.


    Das wäre derzeit alles.

  • Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus


    Der Legat nahm den Brief und siegelte diesen.



    An den inkompetenten Verein, der sich Kaiserkanzlei schimpft
    Roma


    Bereits vor Monaten wurde mir die Ankunft eines neuen Praefecten für die Ala II Numidia zugesagt. Dieser Mann ist bis heute nicht erschienen. Sieht man einmal von dieser Frechheit ab ist es eine Unverfrorenheit, daß man mir keine Nachricht zukommen lässt, WARUM der Mann einfach nicht auftaucht. Noch schlimmer ist, daß man es in Rom anscheinend nicht der Mühe wert findet, einen Ersatzmann zu finden. Aber wozu auch? Wir sind ja hier nur in Germanien und alle Stämme auf der anderen Seite des Rhenus haben uns ja wirklich zum Kuscheln lieb! Also schickt mir jetzt gefälligst einen Praefecten. Im ganzen Reich sollte ja wer zu finden sein, es laufen ja nicht nur 10 Leute im Ordo Equester herum.



    M. Vinicius Hungaricus


    PRIDIE ID APR DCCCLX A.U.C. (12.4.2010/107 n.Chr.)


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    Dann gab er dem Scriba noch zwei andere Briefe. Die sollen auch mit der nächsten Post raus.



    An M Aurelius Corvinus
    Villa Aurelia
    Roma


    Grüße an dich und deine Familie aus dem frühlingshaften Mogontiacum.


    Ich danke dir für deinen Brief, den du mir vor ein paar Monaten geschickt hast, es ist immer wieder gut, Nachrichten aus erster Hand zu hören. Leider konnte ich dir bis gerade nicht antworten, die Arbeit, du verstehst. Trotz dem Germania wider allen Erwartens viel ruhiger ist als allgemeinhin angenommen, scheinen die Pflichten hier kein Ende zu nehmen.


    Man bekommt hier nur wenig von Rom mit, doch das wenige, das man sich hier erzählt, scheint sich noch immer mit dem zu decken, was du mir geschrieben hast. Weiß man denn noch immer nichts vom Gesundheitszustand des Kaisers? Manchmal werden schon Stimmen laut, daß sich der Kaiser bester Gesundheit erfreuen soll und schlicht nicht regieren möchte. Ich kenne ihn lange nicht so gut wie seinen Vater, aber das kann ich mir auch nicht vorstellen.


    Es freut mich, daß es deiner Familie gut geht und ihr weiterhin politische Ambitionen zeigt. Wenngleich von Mogontiacum aus mein Einfluss in Rom sicherlich unbedeutend ist, werde ich dich und deine Anverwandten gern weiter unterstützen. Mit Wohlwollen habe ich auch die Nachricht der Hochzeiten in deinem Hause vernommen, teile den jungen Ehepaaren mit, daß ich ihnen Glück und Iunos Segen wünsche.


    Mogontiacum selbst ist eine nette Stadt. Sicher nicht zu vergleichen mit Rom, aber sie bietet alle Annehmlichkeiten, die ein römischer Bürger zu Recht erwarten kann. Lediglich an der Abwechslung mangelt es ein wenig, aber man kann bekanntlich nicht alles haben. Hiermit möchte ich meinen Brief auch schließen. Anweisungen oder Aufträge habe ich dieses Mal keine an dich, nur die Bitte, mir sofort wieder zu schreiben, sobald sich etwas in Rom tut.


    Mögen die Götter deinen Weg segnen.


    M. Vinicius Hungaricus


    ANTE DIEM V KAL MAI DCCCLX A.U.C. (27.4.2010/107 n.Chr.)


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    Decima Lucilla
    Casa Decima
    Tarraco, Hispania


    Meine treueste Klientin!


    Viel Zeit ist vergangen seit deinem letzten Brief, doch viel zu berichten habe ich dir nicht. In der Tat hat es im Winter geschneit und stellenweise war der Rhenus dort, wo er gemächlich seinen Weg sucht, tatsächlich zugefroren. Dennoch klingt der hispanische Winter viel einladender. Wer weiß, vielleicht verbringe ich ihn tatsächlich dort dieses Jahr. Hier in Germania zieht nun auch der Frühling ein, was ich für äußerst angenehm befinde.


    In Mogontiacum selbst ist das Leben durchaus ruhig. Viel ruhiger als ich es mir vorgestellt hatte. Und dort, wo das Leben ruhig ist, ist die Bürokratie nicht weit, aber dir brauche ich das ja nicht erzählen. Meiner Frau geht es prächtig, einzig die im Vergleich zu Rom geringeren Möglichkeiten zur Unterhaltung und Zerstreuung missfällt ihr. Ich brauche dir wohl auch nicht erklären, daß sie kurz nach ihrer Ankunft hier bereits das gesamte Mobiliar ausgetauscht und die Domus neu eingerichtet hat. Meine Tochter wächst und gedeiht und bringt bereits ihre Lehrer zur Verzweiflung mit ihrer Neugier.


    Ich hoffe, du amüsierst dich trotzdem gut in Tarraco, trotz aller Widrigkeiten und kommst mich und meine Familie auch einmal besuchen.


    Grüße an deine Familie.


    M. Vinicius Hungaricus


    ANTE DIEM V KAL MAI DCCCLX A.U.C. (27.4.2010/107 n.Chr.)


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