Das Fest dauerte an und auch wenn Callista den aufmerksamen Blick von Vodafonis im Nacken spüren konnte, versuchte sie mitzuhalten. Die junge Römerin verstand zwar immer nur die Hälfte - oder nicht mal soviel - von den Gesprächen um sie herum, aber das störte immer weniger. Sie stand händchenhaltend bei Marsus, lächelte und beobachtete die Menschen um sie herum, die bald ihre neue Familie darstellen würden. Dabei nippte sie am Met und ließ sich sogar noch einen Becher geben, wobei sie nun endgültig spürte, dass sie genug hatte. Der Alkohol rauschte durch ihren Körper und minderte das erste Entsetzen, das sie spürte, als Vala auf sie zeigte. Sie sollte was!?!? Singen!? Erschrocken weiteten sich ihre Augen, als diese Erkenntnis bei ihr angelangt war und dann blickte sie hilfesuchend zu Marsus. Vala hatte germanisch gesprochen und dabei wohl auch genuschelt, überhaupt schien er mehr betrunken als nüchtern und Callista hoffte, es war alles nur ein Missverständnis. Doch Marsus grinste und übersetzte ihr, was sein Vetter gesagt hatte und Callista schüttelte den Kopf. Sie kannte doch gar keine Lieder. Und singen konnte sie auch nicht. Nicht hier. Nicht jetzt. Oh ihr Götter!
Doch alles wehren und sträuben und bitten und betteln half nicht, sie wurde auf die Bühne verfrachtet und stand nun, mit einem halbvollen Krug Bier in der Hand auf dem umfunktionierten Tisch. Irgendwo in der Ecke stand Marsus mit seiner Familie, bestimmt schaute er sie an. Callista konnte seinen Blick spüren, genau wie die Blicke der anderen - nicht nur germanischen Gäste. Spätestens jetzt realisierten viele, dass dort eine Römerin darauf wartete, ihren letzten Rest Mut zusammenzukratzen. Ihre Aufmachung verriet schließlich sehr eindeutig, dass sie keine Germanin war. Doch darüber konnte Callista jetzt nicht nachdenken, sie krallte sich an ihrem Krug fest, der eher ein Anker war, bis ihre Knöchel weiß hervortraten. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie brachte kein Wort heraus. Wie ein scheues Reh blickte sie hin und her und die Spielleute begannen sich schon gegenseitig anzugucken. Das Mädchen da oben sagte ihnen nicht, was sie spielen sollten und römische Lieder kannten sie auch keine, daher nahmen sie sich erst mal einen Humpen Met und warteten. Je länger es dauerte, desto ruhiger wurde die feiernde Menge und desto nervöser wurde Callista. Etwas, dass man später einmal als Teufelskreis bezeichnen würde. Doch da entdeckte sie ihren Onkel, Balbus, der irgendwo bei Vespa stand und sie ebenfalls anblickte. Sie winkte ihm verstohlen und hoffte, er würde ihr beistehen. Hoffentlich kletterte er auch auf die Bühne und würde mit ihr singen. Wie sonst sollte sie das hier durchstehen?