Ein neuer Sklave - Africa, dunkel lockende Welt

  • "Wie du es wünscht." erwiedert Olin auf die Aufforderung, dass er Lernen sollte, dann wendete er den Blick zur Seite und musterte Charis kurz auffällig von Fuß bis Scheitel. Ein kurzes Nicken als Gruß erfolgt, kaum mehr als das auffällige Niederschlagen der Lider.


    "Ich kenne die Regeln Roms nicht, Herrin. Wie wünscht du, dass ich dir als Wächter diene..." weitere Erklärungen lies er offen, blickte aber einmal auffallen auf seine Kleider. Vermutlich spielt er darauf an, dass er so kaum ein brauchbarer Kämpfer wäre, auch wenn seine Hände so aussehen, als könnten sie den durchschnittlichen römischen Tagedieb oder Meuchelmörder mit Leichtigkeit das Genick brechen.

  • Noch einmal warf ich Charis einen tadelnden Blick zu, bevor ich mich wieder dem neuen Sklaven widmete. Das Schöne an ihm schien zu sein, daß er sich gegen nichts widersetzte. Selbst nicht gegen das Lernen, was er ja im Grunde für sich tat. Er würde schon merken, welche Vorteile es brachte, wenn man der Schrift und des Lesens kundig war.
    "Dann wirst du dich morgen mit Charis zusammensetzten und mit dem Lernen beginnen. Allerdings sollte es dich nicht an der Erledigung deiner Aufgaben hindern." Wobei wir wieder beim Thema waren. So wie er jetzt vor mir stand, konnte er sich kaum in der Öffentlichkeit zeigen. Er brauchte andere Kleidung! Vielleicht genau solche auffälligen Gewänder, wie Phraates sie tragen durfte. Wo war er eigentlich? "Charis, wo ist eigentlich dieser parthische Nichtsnutz?" Der Parther hatte sich bisher als Unglücksrabe herausgestellt. Alles was er anfaßte, ging zu Bruch.
    Ach ja, die Kleidung! "Bevor du mich als Leibwächter begleitest, brachst du richtige Kleidung! Sag mir, was trägt man in deiner Heimat?" Ich vermutete, die Kleidung war der der Ägypter sehr ähnlich. Natürlich konnte ich mich auch täuschen.

  • Charis zuckte etwas zusammen, als sie wieder ihren Namen vernahm. Die Herrin schien heute nicht in bester Laune zu sein, oder lag es an etwas anderem?
    Phraates, der parthische Kriegsgefangene, der erst seit einigen Wochen hier war, war am Morgen bereits in die Stadt geschickt worden. Bisher war er aber noch nicht zurückgekehrt.
    "Er ist in der Stadt, Herrin! Phraates holt dort deine neuen Gewänder ab, die der Schneider fertig gestellt hat." Besser war es, wenn sie vorerst nicht erwähnte, daß er längst überfällig war. Noch nicht. Wahrscheinlich war ihm wieder ein Unglück widerfahren.

  • Ohne dem Wortwechsel der beiden Frauen aufmerksamkeit zu schenken, wartete der Afrikaner und sieht danach wieder zu seiner neuen Herrin.


    "Die Krieger meines Stammes tragen ausgefallene Tuchrüstungen, wenn du es wünscht, kann ich sie selbst herstellen, dafür benötige ich nur das Material und ein wenig Nähzeug. - Dazu tragen...trugen wir den Umständen angebrachte Waffen."

  • Tuchrüstungen! Ich konnte mir nichts darunter vorstellen. Aber es klang interessant. Darüber wollte ich noch mehr entfahren. "Wie kann ich mir solche Tuchrüstungen vorstellen? Welche Materialien brauchst du dafür? Und Waffen? Welche Waffen meinst du?" Es war natürlich ausgeschlossen, daß er Waffen trug, weder in der Villa, noch in der Öffentlichkeit.
    Ich war mir noch nicht ganz schlüssig, ob ich ihm gestatten sollte, seine traditionelle Kleidung tragen zu dürfen.

  • Er runzelt kurz die Stirn, glättet Sie aber schnell wieder.
    "Wünscht du, dass ich dich mit der bloßen Hand gegen scharfe Waffen verteidige, Herrin?" fragt er, erstmal ohne auf die Frage nach der Rüstung einzugehen.

  • Sein Stirnrunzeln und auch sein Einwurf, der wie ein Widerspruch klang, ließen mich ein wenig ungehalten klingen. "Wenn es sein muß, warum nicht! Außerdem ist es verboten, innerhalb der Stadt Waffen zu tragen. Also hast du keine andere Wahl!" Wahrscheinlich hätte ich ihn auch dann nicht sofort mit einer Waffe ausstaffiert, wenn es erlaubt gewesen wäre. "Was ist jetzt mit dieser Tuchrüstung?" fragte ich ihn, um von diesem Thema wegzukommen.

  • Scheinbar völlig unbeeindruckt von der angehobenen Stimme der Frau neigt er den Kopf leicht. "Ich sagte ja, ich kenne eure Gesetze in der Stadt nicht." Das er einen unbewaffneten Leibwächter für völlig überflüssig hält, lässt er aussen vor, steht er halt tatsächlich zukünftig nur blöde in der Gegend herum.


    "Die Tuchrüstungen sind in den Farben der Stämme gehalten und ähnlich ein wenig euren Togen. In meinem Stamm legte ich, also der Führer, das aussehen fest und war von Stamm zu Stamm unterschiedlich. Für offizielle Anlässe waren sie ausgeschmückter. Mehr nicht."

  • Er tat gut daran, mir nicht noch einmal zu widersprechen. Auch meine Geduld kannte Grenzen. Aber vielleicht sollte ich ihm die Möglichkeit geben, seine überschüssige Energie auf andere Weise zu kompensieren.
    Viel interessanter hingegen fand ich, was er über seine traditionelle Kleidung sagen konnte. Ich war mir nicht sicher, was ich bevorzugen sollte, eine ordentliche römische Tunika in seiner Größe, die dann eher langweilig war, oder doch das traditionelle Gewand, welcheser beschrieben hatte.
    "Gut, du darfst dir ein solches Gewand nähen. Sobald es fertig ist, entscheide ich, ob du es auch tragen darfst. Bis dahin trägst du eine Tunika. Allerdings eine, die dir auch paßt. Charis wird gleich morgen mit dir auf den Markt gehen, damit man dich neu einkleidet."

  • Er neigt den Kopf bestätigend. "Ich werde die Kosten gering halten, Herrin. - Welche Farben wünscht du zu sehen?" fragt er, immerhin hatte er keinen Stamm mehr.


    Celerina geht wahrscheinlich gut in dem Gedanken, dass der Mann eher eingeht, wenn er nur in der Gegend herumsteht, immerhin sieht er so aus, als bräuchte er Auslauf. Oder etwas in der Art.

  • "Geld spielt keine Rolle!", entgegnete ich sofort. Ich konnte es mir leisten, so daß meine Sklaven nicht in den letzten Lumpen herumlaufen mußten. Bei der Frage nach der Farbe war ich hin und hergerissen. Einen Mann wie Olin konnte ich nicht in ein roséfarbenes Gewand stecken, auch wenn das eine meiner Lieblingsfarbe war. "Wie wäre es mit rot? Das würde auch sehr gut zu meiner Sänfte passen!" Ich stellte mir schon dieses Bild vor, wie dieser vor Kraft strotzende schwarze Krieger neben meiner Sänfte herlief, darauf bedacht, daß es niemand wagte, mich anzugreifen.
    Inzwischen hatte ich mich auch bei den Früchten bedient, die Charis auf Irrwegen zu mir gebracht hatte. Die frischen Feigen waren einfach vorzüglich. Ich nahm noch eine davon und biß ein Stück davon ab. "Möchtest du?" Den Rest der Frucht hielt ich ihm entgegen. Ich bezweifelte, daß er jemals so etwas gegessen hatte.

  • Olin verneigte sich angedeutet. "Dann werde ich eine Mischung aus Schwarz und Rot nutzen, Herrin. Die Farben sind teuer und damit eurem Stand angemessen."


    Als sie die Frucht zu ihm hält zögert er erst, dann tritt er zu ihr an die Chaiselonge und nimmt die Frucht entgegen. Er neigt den Kopf kurz zum Dank und kostet dann. Er runzelt die Stirn und lächelt kurz. Das erste echte Lächeln des Mannes, das Celerine sehen darf. Eine attraktive Gesichtsregung, wobei die Zähne aus dem Dunkel seines Gesichts hervorblitzend. "Sind sehr gut."

  • "Gut! du sollst alles haben, was du dafür benötigst!" Doch nun hatte ich genug davon, um Einzelheiten zu besprechen. Ich hatte von meinem neuen Sklaven einen ersten Eindruck gewonnen. Nun wollte ich ihn aber noch besser kennenlernen. Das konnte man am besten, wenn er sich allen Zwängen entledigte. Ein wenig davon konnte ich erhaschen, als er sich die Frucht genommen hatte und sie aß. Diese unglaublich weißen Zähne als Kontrast zu seiner schwarzen Haut, faszinierten mich. "Das sind Feigen. Diese hier kommen auch Griechenland. Ich habe gelesen, es gibt weibliche und männliche Feigenbäume. Nur die weiblichen tragen Früchte. Eigenartig, nicht wahr? Möchtest du noch eine?" Ich machte am Fußende meiner Kline etwas Platz und bedeutete ihm, dort Platz zu nehmen. "Setz dich!" Mir war klar, daß ich nicht sofort zu freigiebig sein sollte und dem Sklaven nicht das Gefühl zu geben, er habe Sonderrechte. Vor allen Dingen ermahnte ich mich selbst, mich nicht zu sehr dem Reiz des Exotischen hinzugeben, so wie ich es unglücklicherweise bei Chimerion getan hatte.

  • Olin zögert erneut, deutlich. "Eigenartig? Nein. - Bei den Menschen tragen auch nur die Frauen Kinder aus..." erwiedert er und betrachtet auf den freigewordenen Platz. Er betrachtet Celerinas Züge einen Moment als würde er er versuchen zu erahnen, was nun käme. Vielleicht eine schlechte Nachricht oder irgendwas, was einen Sklaven vielleicht extrem aufregen könnte.


    Doch schliesslich setzt er sich, nickt auf ihre Frage und nimmt eine weitere Feige. "Ich bin mir sicher, dass du glaubst, ich müsse mich glücklich schätzen, nicht mehr tagtäglich um mein Überleben zu kämpfen...oder damit meinen Unterhalt zu bestreifen." er betrachtet die Feige und wirkt, obwohl seine Augen einen Moment leer und nachdenklich scheinen, jedes Geräusch, jede Regung in der Umgebung mitzubekommen und der Körper jederzeit sprungbereit zu sein.


    "Aber das ist nicht der Fall. Wenn man nicht mehr das Blut in den eigenen Ohren rauschen hört, wenn der Körper nicht mehr gespannt ist und man nur noch damit beauftragt ist, in der Ecke zu stehen, Wein zu halten oder neben jemanden herzulaufen und teuer auszusehen, dann vergeht der Körper und der Geist stirbt ab."

  • Natürlich, er hatte recht und doch war es wie der Stich einer Nadel, der mich in meinem Innersten traf. Bei den Menschen tragen auch nur die Frauen Kinder aus... Ja, das taten sie. Wieder wurde mir schmerzlich bewußt, wie gerne ich doch ein Kind gehabt hätte. Obwohl es nun schon einige Jahre her waren, seit meiner Fehlgeburt, hatte ich dennoch dieses Trauma nicht richtig überwunden. Umso mehr belastete es mich, wenn ich darüber nachdache, welche Folgen meine Entführung mit sich gezogen hatte. Die Götter spielten mit mir! Genauso mußte es sein.
    Er setzte sich auf den freigewordenen Platz und nahm sich noch eine Frucht. Der Blick in seine Augen gab mir ein Rätsel auf. Sie wirkten auf irgendeine Weise leer. Es dauerte nicht lange, bis das ich den Grund dafür erfuhr. "Bist du denn nicht glücklich, daß das Schicksal dich hierher verschlagen hat? Du wirst nie wieder Hunger leiden müssen und solange du dich ordentlich verhältst, wirst du ein angenehmes Leben führen können." Er sprach weiter, ich hörte zu und erschrak, weil ich mich in seinen Worten wieder fand. Er beschrieb genau das, was ich während meiner Gefangenschaft gefühlt hatte. Nur noch da zu sein, um benutzt zu werden. Die Frucht, in die ich gebissen hatte, legte ich beiseite. Mein Züge wurde ernst. "Ich verstehe das. Mir ging es genauso. Vor einigen Monaten wurden ich und meine Sklavin entführt. Die Piraten brachten uns zu ihrem Versteck. Sie sind über sie hergefallen… immer wieder... und ich wurde auch…" Es war mir unangenehm, in Olins Gegenwart darüber zu sprechen. "Meine Sklavin hat sich das Leben genommen, als sie Gelegenheit dazu hatte. Ich habe sie darum beneidet." Diese Erinnerung hatte mich wieder völlig aufgewühlt.

  • Er sieht auf die Frucht die er in der Hand hält, isst sie auf und massiert sich dann den Handrücken, er betrachtet Celerine und beginnt leicht zu schmunzeln, Grübchen zeigen sich kurz.


    "Ich werde offen sprechen, ich glaube, dass ist das, was du grade willst." Eine kurze Pause.


    "Ich bin dein Köter, ich werde nach deinem Wort laufen, ich werde jedes Stöckchen holen was du wirfst. Ich werde niemals wieder eine Frau haben, keine Kinder. Ich werde nie wieder das Lachen von kindern hören, die mich im Kampf besiegt haben, nachdem wir uns mit Stöckern zum Spaß duelliert haben. Ich werde nie wieder das wallen des Blutes spüren, nach dem Sieg über den Feind, der meine Familie bedroht hat. Ich werde dein Diener sein, ein Nichts. Ich werde in einer Kammer hausen, meine einzige Privatspähre werden meine Träume sein, von dessen positiven Seite ich nicht überzeugt bin." er lächelt sie an, fast schon mit echter Zuneigung. "Das, was du ein angenehmes Leben nennst, lehne ich mit jeder Faser meines Körpers ab. - Aber trotzdem werde ich dir der Treuer sein als dein Gatte und dich mehr lieben als du es dir vorstellen kannst. - Denn die Männer die meine Familie töteten, können nicht meinen Stolz und mein Ehrgefühl töten. - Ich lebe und habe nun eine Aufgabe. Dich."


    Er sieht von ihr fort in die Ferne und atmet tief, die großen Hände ineinander gelegt.


    "Sie hat sich das Leben genommen? Das ist schwach und inakzeptabel." mehr sagt er darauf im ersten Moment nicht. Auch an sich scheinen ihre Worte ihn nicht sehr zu berühren. "Selbstmord ist niemals geeignet, sondern egoistisch und unreif. Damit löst man keine Probleme sondern setzt Flucht die Krone auf. Man verrät damit alle. Seine Familie, seine Herren, seine Freunde." Er betrachtet Celerine genauer und neigt den Kopf leicht zur Seite, seine markanten Gesichtszüge erweichen sich einen Hauch, wie väterlich. "Die Welt ist schrecklich und grau, in jeder Minute werden Kinder getötet, Frauen vergewaltigt und Männer verstümmelt. - Es ist die Aufgabe von dir, von mir und den Anderen diese Welt lebenswert zu machen, nicht ihr zu entfliehen. - Auch wenn ich dein Leid das du erfahren hast bedauere. - Fallen tut jeder und es sei jedem erlaubt verzweifelt zu sein. Doch die Pflicht eines jeden ist es, wieder aufzustehen."

  • Ich beobachtete ihn, wie er die Frucht aß und daraufhin schmunzelte, so als sei ihm bewußt geworden, daß er die ganze Zeit über beobachtet worden war und es ihm nun peinlich war. Ich lächelte zurück, denn dieses Verhalten war nur allzu menschlich. Vielleicht war auch ein Stück Sympathie dabei. Er war in mancherlei Hinsicht anders, als die Sklaven, die ich im Laufe meines Lebens kennen gelernt hatte. Chimerion hatte mich damals schon überrascht, weil er es gewagt hatte, sich mir mit seiner latenten Dreistigkeit entgegenzustellen. Olin hingegen war nicht dreist. Er war schonungslos mit sich selbst und sah der Realität direkt ins Auge. Ich schätzte Offenheit, auch wenn sie manchmal schmerzte, denn sie war etwas Seltenes geworden, mit dem ich umgeben war. Besonders die Sklaven taten alles, um gut vor mir zu stehen. Sie schmierten mir Honig ums Maul und verschleierte so die Sicht aufs Wesentliche.
    Seine bedrückende Art mir gegenüber Offen zu sein, stürzte mich fast in eine Krise. Er hielt mir den Spiegel vor, wie schlecht doch das war, was ich als angenehmes Leben betituliert hatte. Wäre ich schwach gewesen, so hätte ich ihm auf der Stelle die Freiheit zurückgeben müssen. Aber ich war in einer Position, in der ich keine Schwäche zeigen durfte. Er war der Sklave und ich der Herr! Und doch konnte ich das Mitleid, das ich empfand, nicht von mir wegschieben.
    "Du hattest Frau und Kinder", fragte ich fast schon naiv. Als er fortfuhr, beantwortete er meine Frage schon und unterband vorerst jede weitere Nachfrage. Seine Familie war tot, getötet von denen, die ihn zum Sklaven gemacht hatten und denen er nun zum Dienst verpflichtet war. Wieder lächelte er mich an. Diesmal konnte ich es nicht erwidern, denn eine Scham durchfuhr mich. In gewisser Weise fühlte ich mich mitschuldig an seinem Leid. Dies verstärkte sich noch und wurde fast unerträglich, als er mir offenbarte, er wolle mir treuer als mein zukünftiger Gatte sein und mich mehr lieben, als ich es mir vorstellen konnte. Ich konnte es mir gar nicht vorstellen, daß auch nur einer meiner Sklaven mich liebte. Selbst Chimerions Getue hatte sich als Heuchelei entpuppt. "Du wirst mich lieben, mehr als ich es mir vorstellen kann? Niemand liebt mich! Weder meine Sklaven, noch die die mir verpflichtet sind, wahrscheinlich nicht einmal meine Familie und mein zukünftiger Gatte, nein, er liebt mich genauso wenig, wie ich ihn liebe. Aber du, du willst mich lieben?" Das Erstaunen war nicht mehr aus meinem Gesicht zu löschen. Fast schon glaubte ich, einen dieser Christianer vor mir zu haben, die ständig nur von Liebe faselten, die sich selbst dann noch liebten, als sie elendig am Kreuz oder in der Arena krepierten.
    Erst als er fortfuhr und auf Ylvas Tod einging, versteinerte sich meine Miene. Er war auf einmal so kalt. Nichts aus ihm sprach mehr von Liebe. Es war nur Verachtung, die er für Ylvas Tat übrig hatte. Doch dann schien er sich zu besinnen und seine Worte bekamen einen väterlichen Ton, der nicht belehrend war, aber dafür tröstlich. Ich fühlte mich ein weinig, wie in den Arm genommen, auch wenn er mich dabei nicht anfasste. Vielleicht empfand ich so, weil ich nie einen echten Vater hatte, der mich liebte und der stolz auf mich gewesen war.

  • Olin wendet sich seiner Herrin zu und seine dunklen, tiefen Augen mustern sie, weit entfernt von der Zurückhaltung eines Sklaven. Wie ein Mann eine Frau mustert. "Sie war wunderschön...ihr Lächeln erhellte die dunkle Nacht..." er wendet den Blick ab und sieht in die unbestimmte Ferne. "Ihr Stimme klang süß wie Honig, ihre Fröhlichkeit und ihre Herzlichkeit machten sie beliebt wie kaum eine zweite. - Unser Kinder waren starke Burschen und schöne Mädchen. Ja, ich hatte Frau und Kinder."


    Lange tut er Nichts, dann aber nimmt er sich noch eine Feige und betrachtet die Frucht. "Was du sagst klingt grausamer als alles, was mir und meiner Familie widerfuhr. - Wem vertraust du, wenn du einen Mann heiratest, den du nicht liebst, wenn die Bande zu deiner Familie zwar durch Blut aber durch nicht Mehr besteht. Wem offenbarst du die Träume, vor denen du dich fürchtest und wer schützt dich vor den Geistern die dir folgen, wenn es niemanden gibt, in dessen Arme du dich wenigstens für einen Moment blind fallen lassen kannst?" Bei den letzten Worten hebt er den Kopf und seinen Blick wieder zu Celerina.


    "Ich werde dich lieben, als meine Herrin. Ich sehe in deinen Geist und weiss dass du dich auf deine beschränkt mögliche Art gut um mich kümmern wirst. Du wirst die Dinge tun, die deine Stellung dir erlauben ohne dass die Öffentlichkeit etwas davon erfährt. Und ich werde dich dafür lieben, dass du mir am ersten Tag Feigen und offene Worte erlaubst; für das Lächeln das du mir schenkst solange niemand sonst in der Nähe ist; für die Freiheiten, die du mir gewähren wirst, solange niemand davon erfährst. Du wirst, egal ob aus Mitleid, deines Seelenheils wegen oder aus anderen Gründen, mir nicht mit dem Stock drohen oder mich auspeitschen lassen. Dafür werde ich dich lieben. Das sehe ich. In deinen Augen, in dem Lächeln, dass du versuchst eher vor mir zu verbergen. Ich sehe."

  • Er sah mich an, als ob längst die Schranke zwischen Herr und Sklave gefallen wäre. Aber sie waren nicht aufreizend, seine Blicke. Dann begann er von seiner Familie zu berichten. So viel ungestillte Sehnsucht schwang darin mit, die niemals mehr gestillt werden würde und doch hielt das Schicksal manchmal unvorhergesehene Wendungen für uns bereit. "Behalte sie in deinem Herzen, dann werden sie immer bei dir sein!" sagte ich, um überhaupt etwas in dieser Situation sagen zu können. Dann schwieg ich, so wie er. Betreten senkte ich meinen Blick und besah mir meine Hände, um wenigsten eine Beschäftigung zu haben. Die Einzige, die stumme Zeugin dieses Szenarios war, war Charis, die fast bewegungslos etwas abseits stand.
    Dann endlich durchbrach er das Schweigen und ich sah wieder auf. "So ist nun mal mein Leben."
    , antwortete ich und schmunzelte gequält. In meinem Leben hatte es niemanden gegeben, der mich wirklich und wahrhaftig geliebt hatte. Mein Vater hatte mich weggegeben. Ich war bei fremden Leuten aufgewachsen, die das nur taten, weil sie dafür Geld bekommen hatten, aber mir auch keine echte Liebe entgegen bringen konnten. Dann mußte ich einen Mann heiraten, der mein Vater hätte sein können und der in mir nur sein Eigentum gesehen hatte. Meine Familie in Rom, die mir bis dahin fremd gewesen war, hatte mich aufgenommen, nachdem ich zur Witwe geworden war. Ich hatte ihr viel zu verdanken. "Ich gehe eine standesgemäße Ehe ein. Mein zukünftiger Gatte ist Senator. Dies tue ich, zum Wohl meiner Familie. Glücklicherweise haben wir gemeinsame Interessen, die es wohl erlauben werden, dass wir genügend Gesprächsstoff haben und vielleicht wird es dann auch so etwas geben, wie Liebe. Eines Tages, vielleicht.", versuchte ich mich zu rechtfertigen. "Ich habe niemanden, dem ich in allen Dingen vertrauen kann. Meine Ylva ist tot. Sie war über sieben Jahre bei mir gewesen. Ihr konnte ich alles anvertrauen. Sie hat mir in meinen schwärzesten Stunden beigestanden." Meine Stimme war leiser geworden. Traurigkeit hatte mich erfasst. Ich verbarg mein Gesicht vor ihm, indem ich mich abwandte, damit er nicht meine Tränen sah.
    Erst als er wieder das Wort ergriff, sah ich ihn wieder an und versuchte, die Fassung wieder zu erlangen, wiederseine Herrin zu sein. Ich durfte in Anwesenheit von Sklaven keine Schwäche zeigen. Wenn ich das tat, dann glaubten sie, sie könnten sich alles erlauben. "Deine Loyalität wird sich bezahlt machen. Du kannst gewiss sein, ich werde dir eine ordentliche Behandlung zuteilwerden lassen, wenn du mir treu dienst und mich nicht enttäuschst." Ich versuchte, wieder erhaben zu wirken. So wie es eigentlich sein sollte.

  • Olin schweigt lange und erhebt sich dann langsam, einen kurzen Blick zu Charis geworfen. Seine Züge sind wieder hart und undurchdringlich, wieder der Krieger. Der Sklave.


    "Wenn du erlaubst..." beginnt er, als er sich ihr zuwendet. "Werde ich mich nun um meine Kleider kümmern."

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