Kandidatur zum Cursus Honorum [06/09] – Marcus Decimus Livianus

  • In diesem Schwall der Gesetzeslage kam dem Senator Germanicus Senior ein Gedanke für den er selbst verantwortlich war und das Wort Überprüfung beinhaltete. Er hatte im Gegensatz zu anderen Senatoren kein Zahlen- und auch kein Namengedächtnis. Er konnte sich vielleicht ein Jahr im groben Überblick merken. Doch für alles Andere gab es schließlich Scribae, Diener, Sklaven ein ganzen Hofstaat sozusagen.


    Avarus winkte sich einen dieser Männer heran, lispelte in dessen Ohr, was er brauchte und richtete seine Aufmerksamkeit dann zurück auf die Veranstaltung. Der Schreiber hingegen trabte davon und kam fast ein halbes Stündchen später mit einer Tabulae zurück.


    Die Augen des Rector wurden danach größer, immer größer. Er räusperte sich und mußte eingestehen, das diese gerade gewonnene Erkenntnis ihm unangenehm war. Trotzdem erhob er sich und danach auch seine Stimme.


    "Wir haben hier ein kleines Problem mit deiner Kandidatur, Decimus Livianus. Leider muß ich verkünden, das sie nach geltenden Recht und Gesetz nicht statthaft ist. Und ich muß mich entschuldigen, denn es wäre meine Aufgabe gewesen es gleich überprüfen zu lassen, aber zu meiner Entschuldigung sei noch erwähnt, das einer meiner Vorgänger bereits vor Jahren ebenso geschlafen haben muß, als du zum Aedilen kandidiertest."


    Natürlich wollte er das Problem noch erläutern, machte nur eine kurze Pause zwischen den Sätzen.


    "Um für den Praetoren zu kandidieren, mußt du den Cursus Iuris abgelegt haben, diese Voraussetzung erfüllst du. Doch um das passive Wahlrecht höher einer Quästur anzustreben, bedarf es eines Cursus Continuus. Und der Cursus Iuris gilt laut Anhang des Codex Universalis, Pars Tertia - Lex Scholae Atheniensis § 4 Weitere Kurse Absatz eins nicht als ein fortgeschrittenen Kurs."


    Gesetz war eben Gesetz.

  • Sim-Off:

    Zum Zeitpunkt wo ich den Cursus Iuris abgelegt habe, galt er noch als Cursus Continuus. Soweit mir bekannt ist haben im nachhinein erstellte bzw. geänderte Regeln keine Auswirkungen auf einen Spieler, der bereits zuvor die nötigen Vorrausetzungen gehabt hat. Ebenso wie ich z.B. kein Vigintivirat nachzuholen habe. Siehe dazu auch den ersten Eintrag des Cursus Iurius, bei dem immer noch vermerkt ist das er Vorraussetzung für den Prätorenposten ist bzw. weiter unten auch, ab wann dies geändert wurde.

  • "Das entspricht nicht ganz den Tatsachen geschätzter Avarus und auch dein Vorgänger hat keinen Fehler begangen. Ich habe den Cursus Iuris vor der Gesetzesänderung abgelegt, die du gerade angesprochen hast und die den Cursus aus der Liste der fortgeschrittenen Kurse streichen ließ. Ich kann dir leider kein genaues Datum nennen, aber ich bin mir sicher, dass dies recht einfach nachzuvollziehen ist. Mein Cursus Iuris ist damit auch ein rechtmäßiger Cursus Continuus."


    Vielleicht hatte ja Avarus genauere Informationen zu Livianus Behauptung in seinen Unterlagen. Diese Daten lagen in der Schola Atheniensis auf und konnten recht leicht nachvollzogen werden. Eine nachträgliche Änderung der Gesetze machten davor abgelegte Kurse nicht ungültig.

  • Potitus beobachtete die Diskussion mit ausdrucksloser Miene. Es war interessant, mehr als interessant. Livianus war also ein Mann, der schon mal seine Macht ausnutzte. Gut zu wissen. Ja, Salinator war gespannt auf diesen Mann. Und würde ihn im Auge behalten. "Ich habe keinerlei Bedenken gegen die Kandidatur."

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    "Das entspricht nicht ganz den Tatsachen geschätzter Avarus und auch dein Vorgänger hat keinen Fehler begangen. Ich habe den Cursus Iuris vor der Gesetzesänderung abgelegt, die du gerade angesprochen hast und die den Cursus aus der Liste der fortgeschrittenen Kurse streichen ließ. Ich kann dir leider kein genaues Datum nennen, aber ich bin mir sicher, dass dies recht einfach nachzuvollziehen ist. Mein Cursus Iuris ist damit auch ein rechtmäßiger Cursus Continuus."


    Vielleicht hatte ja Avarus genauere Informationen zu Livianus Behauptung in seinen Unterlagen. Diese Daten lagen in der Schola Atheniensis auf und konnten recht leicht nachvollzogen werden. Eine nachträgliche Änderung der Gesetze machten davor abgelegte Kurse nicht ungültig.


    Und wieder staubte der Scriba davon. Diesmal dauerte es noch länger. Eine Zeitspanne die einige andere anwesende Senatoren nutzten. Der Schreiberling erschien wieder und Avarus blickte auf die sauberen Aufzeichnungen.


    "Hm du hast den Cursus Iuris wirklich vor der Änderung abgelegt. Jene wurde am ANTE DIEM X KAL OCT DCCCLV A.U.C. [SIZE=7]22.9.2005[/SIZE]/102 n.Chr. durch die Senatsversammlung angenommen. Aber und dies sehe ich kritisch: deine Wahl zum Aedil fand nach der Änderung statt. Zwar ist sie derart nah dran, das wahrscheinlich eine Übergangsfrist galt, doch war seit dem viel Zeit einen der vielzähligen Cursus Continuus im Angebot der Schola Atheniensis zu belegen und damit alle rechtlichen Kniffe zu entkräftigen."


    Was damals die Übergangsfrist beinhaltete, wußten wahrscheinlich nurnoch eine Handvoll. Avarus konnte sich allerdings gut vorstellen, das die Ausnahmereglung 'Cursus Iuris' an die Bedingung geknüpft war einen regulären Cursus Continuus im Verlauf der Zeit zu belegen und wenn nicht gleich, dann wenigstens vor der nächsten geplanten Kandidatur. Immerhin waren seit dem über drei Jahre vergangen.

  • Diese Sitzung wurde immer wunderlicher. Zwar war Avarus der Letzte, den Livianus etwas unterstellen wollte, schließlich hatte er auch ihm seine Freiheit zu verdanken, doch langsam beschlich ihm das Gefühl, dass es in Rom einige Kräfte gab, die partout verhindern wollten, dass man ihn zum Praetor wählte.Zuerst die Anschuldigungen von Sedulus, die, wie der Germanicer schließlich selbst einräumen musste, keinerlei Gesetzeswidrigkeit beinhalteten und nun die Diskussion über einen Cursus, der nachweislich die Gültigkeit von Livianus Kandidatur bestätigte.


    "Ich verstehe deinen erneuten Einwand nicht, Avarus. Es gab damals keine Übergangsfrist und es gibt sie auch heute nicht. Wie du eben selbst bestätigt hast, habe ich diesen Cursus als Cursus Continuus abgeschlossen. Die galt bei meiner Wahl zum Aedil und die ist auch heute noch gültig. Da gibt es nichts Kritisches zu sehen. Änderungen die im Nachhinein festgelegt wurden, haben darauf keinerlei Einfluss. Als Rector der Schola Atheniensis solltest du das doch eigentlich am besten wissen. Würden heute die Vorraussetzungen für den Abschluss des Lehrbereichs Architecturae geändert werden, so würdest du doch auch nicht deinen Magistertitel verlieren oder müsstest erneut eine Dissertation abgeben."


    Livianus schüttelte verständnislos den Kopf. Was sollte das Ganze? Er seufzte und fuhr fort.


    "Es gelten in diesem Fall die damaligen Gesetze und Abgabebedingungen. Ich habe also den Cursus Iuris und damit verbunden auch einen gültigen Cursus Continuus.


    Damit ist diese Sache eigentlich vom Tisch und beantwortet auch deine zweite Frage. Zum einen sehe ich keine Veranlassung einen Cursus zu wiederholen den ich bereits erreicht habe, zum anderen wüsste ich auch nicht, wann ich dies hätte tun sollen. Anders als die meisten unserer ehrenwerten Senatskollegen habe ich die letzten Jahre in Legionslagern, auf einem Feldzug und in Kriegsgefangenschaft verbracht. Wie du mir zustimmen wirst äußerst schlechte Voraussetzungen um sich Zeit für einen Cursus an der Schola Atheniensis zu nehmen."

  • Das war eben die Frage: Gab es eine Übergangsfrist oder gab es sie nicht. Einige der ehrenwerten Senatoren waren auch damals schon im Senat. Doch wie es Avarus so schien hatten sie alle die gleiche Vergesslichkeit wie er selbst auch und Livianus drückte selbstverständlich auf die Tatsache, das seine Erinnerung die Richtige war und keiner der Bürger, welche damals in die Situation geraten waren auf einmal als Cursus Continuus 'nur' einen Cursu Iuris vorweisen zu können, bemüßigt wurden einen nun echten CC abzulegen.


    Dem Germanicus Senior ging es auch weniger darum diese oder eine andere Kandidatur zu verhindern, denn vielmehr um die bürokratische Rechtmäßigkeit und der Einhaltung der aufgestellten Normen für den Gang durch den Cursus Honorum. Dabei war solch eine Konstellation schnell ein Thema unter dessen Schirm sich das Wort Gerechtigkeit aller Römer gleich welchen Standes in Wohlgefallen auflöste und gewisse Nörgler auf den Plan rief, die gern solche Ungerechtigkeiten nutzen, um gegen das 'System' zu revoltieren.


    Natürlich klang das weit her geholt und völlig absurt. Daher blieb es auch unausgesprochen. Letztlich mußten sich diese Römer selbst dazu bekennen und das Minimum verteidigen, was sie erreicht hatten. Nicht für jeden Menschen war es eben das höchste Maß der Zivilisation Ruhm durch Bildung zu erlangen. Über den abstrakten Vergleich mit der Architektur, dem Erreichen einer Dissertation mußte Avarus hingegen lächeln. Wahrscheinlich war dieser Weg garnichtmal so übel betrachtet, wußte man wie lange er selbst schon daran knapperte ob nicht mal eine neue Abhandlung über ein anderes Thema Zeit wäre. Nehme man ihm etwas weg, dann wäre der Antrieb durchaus größer sich über Erreichtes hinweg zu setzen und die Arbeit nicht monatlich weiter zu schieben ohne das sich etwas tut. ;)


    "Ich möchte dieses Thema ganz sicher nicht entscheiden, denn dies ist eine wahrlich schwere Last, die keiner, der dieser Tage die Kandidaten liebäugelt allein zu tragen vermag. Ob eine Kandidatur rechtmäßig ist oder nicht entscheiden die Consulen. In diesem Fall haben sie deine Kandidatur bereits zugelassen und können mit dieser vielleicht neuen Erkenntnis verfahren, wie es ihnen beliebt. Sollten sie in Betracht ziehen diese Erkenntnis negativ zu verarbeiten, bliebe immer noch eine fristgerechte Übergangszeit anzubieten. Die Schola Atheniensis bietet immer Kurse an, die den Horizont erweitern. Daran sollte diese Aufstellung zur Wahl sicherlich nicht scheitern müssen, wenn die Wahlleitung einen Verstoß sieht."


    Immer schön den Anderen zuschieben. So leicht aus der Missäre kam er damit sicherlich nicht, aber letztlich war es nun wirklich nicht seine Absicht gewesen Unrecht dem Kandidaten gegenüber zu tun, sondern einfach nur Gleichheit = Gerechtigkeit zu 'predigen'.

  • Livianus nickte Avarus zu und wandte sich dann an die beiden Consulen, die sich bisher in keinster Weise zu diesem oder überhaupt einen der angesprochenen Themen geäußert hatten. Eigentlich hatte sich kein einziger der anderen Senatoren wirklich dazu geäußert, obwohl sich Livianus sicher war, dass einige von ihnen gerade beim letzten Punkt belegen konnten, dass seine Aussagen richtig und seine Kandidatur zulässig waren.


    "Dann bitte ich einen der beiden Consulen sich zu diesem Punkt zu äußern und klar und deutlich festzustellen ob mein Cursus Iuris auch zu gleich als Cursus Continuus zählt und meine Kandidatur somit rechtens ist oder nicht. Damit sollte auch diese leidliche Debatte ein Ende finden."


    Sim-Off:

    Ich bin übers Wochenende nicht da. Somit ist das hier leider mein letztes Post zu meiner Kandidatur. Also ein Dank an Avarus und Sedulus für die spannenden und durchaus überraschenden Beiträge. Es hat Spaß gemacht und war endlich wieder mal fordernd. ;)


  • “Ja, ähm... eine umfassende Bildung ist ganz bestimmt erstrebenswert, Senator Germanicus Avarus. Wenn der Kandidat wieder einmal die Schola aufsuchen würde, dann könnten solche, ähm... Zweifel gar nicht erst aufkommen, ja.“, mischte der Consul sich endlich auch ein.
    Sein Blick, den man ängstlich finden konnte, ging zu Potitus Vescularius Salinator, dem mächtigen und nicht zimperlichen Praefectus Urbi.
    “Aber, ähm... seine jetzige Kandidatur ist gültig. Ich habe es so entschieden.“
    Wie er das sagte machte kaum den Eindruck, als würde er auch nur irgendetwas wirklich selbst entscheiden.

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    "Wenn ich mich nicht irre Senator, ist es keine Vorraussetzung für das Amt des Praetors alle Gesetzestexte auswendig zu können. Zu meinem generellen Fachwissen in diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren wohl nichts Grundlegendes verändert und so wie jeder Advocatus, bereitet sich auch jeder Praetor von Fall zu Fall neu auf die Eigenheiten des jeweiligen Themas vor bzw. hat die Möglichkeit die Gesetzesschriften zu konsultieren. Aber ich kann dir dennoch versichern, dass ich mich, so weit es möglich sein wird, über große Änderungen in den Gesetzestexten bereits im Vorhinein informieren werde."


    Dem Gesichtsausdruck von Macer war nicht zu entnehmen, dass ihn diese Antwort überzeugte, aber er nickte nur knapp dazu und stellte keine weiteren Rückfragen. "Danke. Ich denke, du wirst gegebenenfalls die wenige verbleibende Zeit intensiv nutzen müssen", gab er dem Kandidaten noch als Rat mit auf den Weg und setzte sich dann wieder.


    Interessiert beobachtete er dann, dass offenbar die Germanicer sich vorgenommen hatten, den Kandidaten richtig in die Zange zu nehmen, denn nun trat Avarus auf den Plan und kam mit rechtlichen Formalitäten. Am Ende war er gespannt auf die Antwort des Consuls, denn jede falsche Formulierung konnte hier seines Erachtens ein mittleres Erdbeben auslösen. In Momenten wie diesem war Macer froh, nicht Consul zu sein und darüber hinaus ein schlechtes Gedächtnis zu haben, um sich an damalige Debatten nicht erinnern zu müssen. Und über sein schlechtes Gedächtnis war er ziemlich selten froh. Dafür blieb dann aber immerhin das Erdbeben aus, denn der Consul drücke sich um jegliche Einschätzung, ob einzig ein alter Cursus Iuris nun genug war oder nicht, sondern stellte lediglich für den Einzelfall die Gültigkeit der Kandidatur fest.

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