Fiesta alegre - das Fest der Decimer

  • Mattiacus hatte die ganze Zeit bei seinem Bruder gestanden und den Gesprächen still zugehört.


    Er war ein wenig sprachlos, bzw. es fehlten ihm die Worte. Endlich war sein Bruder wieder da, nachdem er mit Meridius lange gesucht hatte.


    Nun war er einfach nur froh, nahm sich einen Wein von den Sklavinnen und erfreute sich des kessen Blickes, den die Sklavin ihm hinterwarf.


    "Der Tonsor hat sich doch bezahlt gemacht." dachte er sich und bei dem Gedanken fand sich ein Lächeln auf seinen Lippen.

  • Nachdem ich diese, zu aller Erleichterung sehr kurze, Ansprache hinter mich gebracht hatte, stieg ich guter Dinge die Stufe wieder hinunter, und mischte mich unter meine Verwandten. Verus nickte mir aufmunternd zu, was ich dankbar mit einem Grinsen und einer Grimasse quittierte, die in etwa besagte „Puh! Das wäre geschafft!“ Langsam trank ich noch einen Schluck des vortrefflichen Weines, ließ ihn mir genießerisch durch die Kehle rinnen und schmeckte den feinen Nuancen des Abganges nach.
    “Hey Vestinus!“
    Ich hatte meinen Cousin noch nicht begrüßt, aber das holte ich jetzt nach, indem ich ihm freundschaftlich in die Seite boxte. “Wie läuft‘s denn so? Vermisst Du Mantua bereits?“, neckte ich ihn.
    Und mit Blick auf Verus erkundigte ich mich: “Kennt ihr euch eigentlich schon?“ Kurzerhand stellte ich die beiden einander vor: “Vestinus – Verus. Vestinus ist einer der Söhne Nepos‘, und dient bei der Prima. Unser Vetter Verus hier kommt aus dem ‚griechischen‘ Zweig unserer Familie und war früher bei der Flotte.“
    Was er mittlerweile machte, wusste ich gar nicht so genau, und auch seine Begleiterin vermochte ich nicht einzuordnen. Ich lächelte dem Mädchen artig zu und fragte den älteren Vetter:
    “Verus, möchtest Du uns nicht die bezaubernde junge Dame an deiner Seite vorstellen?“

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • "Salve Vestinus," grüßte Verus freudig und deutete mit zwei Fingern einen kleinen Salut an der rechten Schlefe an. "Nein, bis jetzt nicht aber das kann man ja ändern." Als Verus an die Flotte erinnert wurde, verzogen sich einige Barthaare in seinem Gesicht. Eine recht unangenehme Sache war dieses Trauma.


    "Du dienst als Soldat? Interessant. Ich bin der Meinung, dass nur ein Soldat weiß, was Aufopferung und Verantwortung bedeutet. Denn wir geben unser Blut, unseren Geist und unser Schicksal für den Erhalt Roms und unserer Traditionen."


    Verus verdrängte schnell die Erinnerungen an die Flotte und begann dieses erheiternde Gespräch mit seinen Verwandten. "Ja, ich diente in der Flotte als Centurio und Schreiber des Präfekten. Ich habe diesem Dienst meinen heutigen Status und Posten zu verdanken." Hoffentlich war das Thema Flotte somit abgehakt. Als Serapio auf seine Tochter zu sprechen kam, war Verus erleichtert.
    "Das ist meine Tochter: Serrana. Sie ist heute ein wenig schüchtern. Sie ist so viele Menschen nicht gewohnt."

  • "Serapio." rief ich freudig, sobald ich seiner Anwesenheit gewahr wurde und bald darauf grinste ich. "Natürlich vermisse ich Mantua. Es fehlt mir so sehr. Hier gibt es so wenig Staub und so viel Essen, ich fühle mich schon ganz verwirrt." Amüsiert zog ich beide Augenbrauen nach oben.
    "Es ist wirklich schön, in Rom zu sein." Das war nun ernst gemeint. "Es ist das erste Mal für mich. Vor ein paar Monaten noch hätte ich darauf geschworen, dass es noch Jahre dauern würde, bis ich die Hauptstadt einmal sehen würde und nun stehe ich hier und inmitten der Familie." Hier senkte ich meine Stimme. "Die meisten kenne ich nicht einmal."


    Doch wie, um es sogleich zu ändern, stellte mir mein Cousin einen Mann aus unserer direkten Nähe vor. Ich hatte ihn flüchtig wahrgenommen, denn er und die Frau an seiner Seite standen bei Serapios Rede in meiner Nähe, doch angesprochen hatte ich noch keinen der beiden.
    "Salve Verus." grüßte ich. "Es freut mich, dich kennenzulernen. Ja, ich diene als Soldat." Interessiert hörte ich mir seine Ausführungen an, über Aufopferung und Verantwortung. Er hatte bei der classis gedient, wie ich erfuhr, und so dachte ich, dass er wusste, wovon er sprach. Ich selbst konnte noch aus keinem so großen Erfahrungsschatz schöpfen, doch hatte auch ich zu dem Thema eine Meinung. "Ich denke auch, dass man als Soldat weiß, was es bedeutet, sich aufzuopfern und Verantwortung zu tragen oder man wird es lernen." stimmte ich ihm zu. "Aber so manch einer wird das sicher auch ohne die Legionen lernen. Im Sitzungssaal, wenn es darum geht, das Imperium mit Worten zu verteidigen. Manchmal glaube ich, sie geben ebenso ihren Schweiß, ihren Geist und manchmal auch ihr Blut." Ich erinnerte mich an meine Kindheit und die Geschichten, die ich gehört hatte. Von mächtigen Männern, die plötzlich ermordet wurden. Ich hingegen hatte gerade erst meine Grundausbildung abgeschlossen und war in den regulären Dienst übernommen worden. Es gab noch viel, was ich nicht wusste und viele Erkenntnisse, die erst noch kommen mussten. Dafür jedoch trachtete mir (noch) niemand nach dem Leben. Mal abgesehen von den Feinden Roms, die sicher seelig wären, würde ein jeder von uns auf der Stelle tot umkippen.


    Dass Verus wohl keine guten Erinnerungen an die Flotte hatte, bemerkte ich nicht und viel Gelegenheit, es zu durchschauen, blieb mir auch nicht, denn mein Gegenüber stellte uns seine Tochter vor und damit waren die Gedanken ans Militär erst einmal verflogen.
    Freudig begrüßte ich auch sie.

  • "Worte sind nur Worte. Große Politiker handeln und bluten dann ebenso, wie jeder Soldat. Worte an sich tun niemanden weh und sind geduldig, sofern sie vom Richtigen gesprochen werden. Wahre Politiker leben für ihre Politik und stehen auch zu ihr, wenn der dunkle Winter kommt."


    Er erinnerte sich an seinen alten Mentor, den er leider an einem Kreuz verlor. Sein griechischer Leibsklave, der von großen Freiheit, der Philosophie und der Liebe sprach. Verus kam ein altes Zitat von ihm in den Sinn:


    "Freiheit heißt nicht nur das zu tun, was man will, sondern das zu unterlassen, was man nicht will. Freiheit muss man atmen und ausüben. Wahre Freiheit kann einem niemand nehmen, solange der Geist ein Vogel im Himmel ist," murmelte Verus dahin. Er kehrte zurück und verknüpfte das Zitat schnell mit dem vorhandenen Thema, um nicht negativ aufzufallen.


    "Auch Politiker mögen frei sein, doch die meisten sind es nicht wirklich, da sie sich vor dem politischen Winter und dem Chaos fürchten. Dabei muss man die Welt leben und atmen, was das Volk atmet. Dort stehen, wo der Feind gestanden hat und das tun, was das Richtige ist, auch wenn es das eigene Blut kostet. Ideale stehen über uns Menschen und eines dieser Ideale ist die Freiheit."


    Verus ging mal wieder in seinen philosophischen Reden auf. "Ein Soldat mag zwar körperlich und mit seinem Leben an das Militär gebunden sein, doch dadurch erlangt er geistige Freiheit und die Macht zu handeln. Er erhält die Macht Freiheit zu bringen und Frieden zu schaffen oder eben das Gegenteil. Deswegen ist es so wichtig, dass man als Soldat weiß, was Freiheit ist und was Frieden bedeutet. Man muss erlernen, was es heißt Frieden zu schaffen. Leider begreifen die Meisten zu spät, wann der Winter im Land ist."

  • Zu gut, wie Vestinus sich übers viele Essen beklagte! Ich lachte auf, dann stimmte ich in seine Klage ein: “Ja, das ist schon schwer zu ertragen…!“ Ich dachte auch daran zurück, wie ich damals nach Rom gekommen war. “Die Stadt ist grandios, nicht wahr? Nichts geht über Rom. Als ich zum ersten Mal hierher kam, war ich völlig überwältigt.“
    Kurz darauf stellte Verus uns seine Begleiterin vor, und ich begrüßte sie herzlich. Mit meinen Cousinen kam ich immer sehr gut aus, und ich freute mich besonders, hier eine kennenzulernen, die so ungefähr in meinem Alter war, oder jedenfalls nicht so viel jünger, dass sie meine Tunika mit Fruchtsaft verzierte.
    “Salve Serrana, es freut mich sehr Dich kennenzulernen!“
    Dass Verus ein derartiger Philosoph war, hatte ich überhaupt nicht gewusst. Schon nach kurzer Zeit hatte ich den Faden seines Gedankenganges verloren. Freiheit, Blut, Ideale, Winter…


    “Ähm… Du meinst also, wir Soldaten sind geistig frei, weil wir in der Armee das Richtige tun, habe ich das recht verstanden? Weil wir für Rom kämpfen, und für die Freiheit seiner Bürger, und für die segensreiche Vorherrschaft über die Barbaren, also für… Ideale, ja?“, versuchte ich diese Idee für mich schlüssig zu machen.
    “Hm… aber man muss doch auch sehr viel Freiheit abgeben. Und beileibe nicht nur die körperliche. Um ein guter Soldat zu sein, darf man ja nicht zu viel Nachdenken. Das schadet dem Gehorsam, und der absolute Gehorsam ist ein Grundpfeiler unserer militärischen Vorherrschaft!“, gab ich zu bedenken. “Natürlich, es ist alles für etwas Höheres, will sagen, es dient einem höheren Zweck, aber trotzdem, ich finde nicht dass man das unbedingt geistig frei nennen kann…“
    Eine spannende Frage. Neugierig blickte ich in die Runde, was Vestinus und Verus, oder Serrana als Aussenstehende dazu meinten.
    “Aber setzen wir uns doch.“ Einladend stand ein Grüppchen von Klinen bereit, unter einem Sonnensegel, direkt neben dem plätschernden Wasserbassin. Eine angenehme Kühle ging von dort aus. Ich liess mich nieder, streifte die Caligae ab und badete meine Finger in einer Schale mit Lavendelwasser. Sklaven reichten uns die Speisen an, und so kam ich endlich zum gegrillten Octopus.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Verus lachte leicht auf. "Wir wollen uns nun nicht mit solch' schweren Themen beschäftigen. Wir wollen feiern und unsere große Familie ehren!"


    Verus klopfte Serapio sanft auf die Schulter, ebenso Vestinus. Im Anschluss machte er sich auf zu seinem Sitzplatz. Er bevorzugte einen Sedes und keine Kline. Er was es halt einfach gewöhnt, auf einem Sedes zu sitzen. - Als Beamter verbrachte er sowieso mehrere Horae am Tag darauf.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!