Decimus Serapio

  • Eines freute Alaina auf Anhieb, nämlich dass sie anscheinend nicht die Einzige Frau in Rom war, welche ihr Geld als Scriba verdiente. Nur leider war Serapio nicht hier anzutreffen, aber vielleicht konnte ihr Celeste ja weiter helfen.


    "Ich hätte einige Frage an ihn.... wegen Pferdezucht!" erklärte sie der anderen Frau. "Ich soll für die Factio Rennpferde auswählen, aber ich hab davon so gar keine Ahnung. Livianus meinte Serapio könne mir weiterhelfen!" erklärte sie nun den Grund ihres Erscheinen.

  • Es ging also um Pferde. Da kannte sie sich leider auch nicht aus.
    "Er kennt sich mit Pferden gut aus. Helfen kann er dir da ganz bestimmt. Allerdings wird das sicher nicht mehr heute sein. Warte einen Moment. Ich schaue mal nach."
    Sie ging zu ihrem Tisch und suchte in einem Stapel verschiedener Wachstäfelchen und suchte dort vier heraus. Es waren die Termine der nächsten Tage. Die erste Tafel wurde von celeste geöffnet und ihre Stirn legte sich in Furchen.
    "Also am morgigen Tage ist es auch sehr voll bei ihm. Keine freie Zeit.
    Also wurde die Tafel zur Seite gelegt und die Nächste hervorgeholt. Hier konnte man nur ein Brummen hören und ein Kopfschütteln sehen. Dann kam also die Nächste dran.
    "Hm, er hat viel zu tun in der nächsten Zeit. Da wäre nur ein kurzer Moment möglich."
    Also gings weiter in den Tagen und nach zwei weiteren Tafeln hatte sie wirklich einen freien Vormittag gefunden.
    "Hier habe ich noch etwas Zeit. Es sollte ja ein Vormittag sein um die Marktzeit zu nutzen. Das wäre in 5 Tagen möglich. Bis dahin hat er sehr viel zu tun und nur wenige Augenblicke Zeit und so ein Pferdeerwerb soll ja nicht überstürzt werden."
    Zumindest dachte sie das. Freundlich lächelnd sah sie auf und sah abwartend Alaina an. Celeste wollte nun die Terminierung vornehmen.

  • Das er sich gut mit Pferden auskennen sollte, hatte ihr ja bereits Livianus mitgeteilt. Amüsiert sah sie, wie sich Celeste durch Papierkram und Tabulae kämpfte. So würde wohl in Zukunft auch ihre tägliche Arbeit aussehen.


    Breit lächelte sie, als Celeste ihr dann einen Vormittag vorschlug. Diesen würde sie sich sicherlich freihalten können.


    "Ich danke dir für deine Hilfe! Ich werde dann in fünf Tagen noch mal vorbei kommen!" lächelte sie.

  • Celeste nickte und schrieb die Scriba an diesem Tage ein. Serapio selbst legte sie die Wachstafel gut sichtbar hin. Außerdem notierte sie den Termin auch noch auf einer anderen Tafel, die sie ihm zur Castra bringen würde. Er kam ja nicht jeden Abend nach Hause und so hieß es doppelte Buchführung.
    "Der Termin ist vermerkt. Kann ich sonst noch etwas für dich tun."
    Nun heftete sich Celeste fragender Blick auf die andere Frau und wartete deren Antwort ab.

  • Sie lcähelte Celeset dankbar zu.


    "Danke, das war es erst einmal!" lächelte sie. "Ich muss nun auch zurück an die Arbeit, wir haben sicherlich ein andermal die Gelegenheit uns auszutauschen!"


    "Ich wünsche dir noch einen schönen Tag. Vale und nochmals vielen Dank!" verabschiedete sie sich schließlich und begab sich nun an ihren eignen Papierkram.

  • "Es lässt sich sicher mal einrichten, dass wir einen Plausch halten können."
    Celeste lächelte Alaina an und nahm dann wieder Platz.
    "Vale und dir auch einen schönen Tag. Nichts zu danken."
    Als die Scriba den Raum verlassen hatte, arbeitete Celeste weiter und ordnete Berichte, prüfte Abrechnungen und versuchte zu gut es ging Serapio zuzuarbeiten.

  • Es war nicht ganz der Morgen danach. Im Grunde waren doch einige Tage ins Land gezogen ehe sich Celeste wieder in der Casa Decima einfand. Sie hatte gut zwei Tage gebraucht um die Nachwirkungen des Festes zu überstehen. Sie hatte viel zu viel getrunken, die ganzen Beigaben war sie nicht gewohnt und das ganze Essen. Noch immer hatte sie das Gefühl nie wieder im Leben wirklich etwas mit Appetit essen zu können. So viel hatte ihr Magen noch nie auf einmal zu sich genommen. Nachdem sie sich am zweiten Tag danach geschworen hatte niemals wieder auf eine solche Veranstaltung zu gehen, durfte sie wieder beim Gastgeber in Erscheinung treten und erneute Einladungen austeilen. Die Bezahlung war eine erneute Teilnahme an solch einer Veranstaltung. Dankend hatte Celeste für dieses Mal abgelehnt, musste aber vesprechen beim nächsten mal wieder dabei zu sein. Sie hätte den Abend ja so sehr bereichert. Sie wäre der Farbkleks in all der monotonen Gästeschar gewesen. Suavis wusste schon wie er jemanden Honig um den Bart schmieren konnte. Selbst dann wenn sein Gegenüber gar keinen hatte. Warum sie erst am zweiten Tag zum schwören kam? Ganz einfach. Am ersten hatte sie gedacht sterben zu müssen. So schlecht ging es ihr. Nun war sie jedoch hier und hatte einiges an Arbeit aufzuholen.


    Der Schreibtisch war vollgestapelt gewesen und der verdünnte Obstsaft hatte kaum Platz darauf gefunden. So sortierte sie erst einmal nach Berichten, Abrechnungen, Anfragen und Terminsachen. Natürlich bekam die sonstige Korrespondenz einen besonderen Platz. Nämlich auf dem Boden. Die konnte warten bis das Wichtige geschafft war. Nachdem sie erste Rechnungen durchgesehen hatte, hielt sie kurz ein und fragte sich wie sie wohl reagieren sollte wenn Serapio das Officium betrat.


    Wie in einem Nebel konnte Celeste sich an einen Moment erinnern. Sie tanzte mit Amneris eng aneinader gekuschelt und sah Serapio wie er das gleiche mit einem anderen Mann tat. Ob sie sich das eingebildet hatte? Es war eine Möglichkeit, aber es wirkte so real wie alles andere was dort passiert war und das konnte sie sich dann doch nicht eingebildet haben, oder? Ein Mann mit einem Mann? Sie war sicher die Letzte, die etwas ungewöhnlich daran finden sollte, aber dennoch... Das konnte nicht sein. Den Kopf schüttelnd versuchte sie die Gedanken zu verscheuchen und war nicht viel schlauer als vorher. Es würde wohl auf den Moment ankommen. Es musste Arbeit getan werden.

  • Die Meditrinalia waren vorüber, aber was ich bisher versäumt hatte, war, mein geliehenes Kostüm zurückzugeben. Da ich es natürlich nicht mit in die Castra genommen hatte, war es in einer Kiste in meinem Arbeitszimmer eingeschlossen. Eines Abends beschloss ich dann, es endlich loszuwerden, suchte den Schlüssel heraus und machte mich auf, das Kostüm zu bergen. Ob der Chiton überhaupt noch zu retten war? Ich würde ihn Tricostus wohl ersetzen müssen. Mit diesen Gedanken beschäftigt, stapfte ich in das Officium... und unversehens stand ich, zum einen inmitten von Papyrusbergen, zum anderen Celeste gegenüber. Celeste, die ich seit jener unvergesslichen Nacht auch nicht mehr gesehen hatte. Was mir ganz recht gewesen war.
    "Salve... was machst du denn hier..." Ganz schlau, Faustus. Sie ist deine Scriba. Nervös verlagerte ich das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. "... ähm..." Blödsinn! Es gab keinen Grund, verlegen zu sein! Wenn ich mich recht erinnerte, dann hatte sie doch diese dunkelhäutige Raubkatze genauso enthusiastisch geküsst wie ich meinen schönen Sonnengott. (Allerdings hatte ich mehr zu verlieren als sie.) Ich trat die Flucht nach vorne an und vertrieb das beklommene Gefühl mit einem forschen Grinsen.
    "Und, hast du das Gelage gut überstanden? Ich hatte danach vielleicht einen Kater, ich dachte mein Kopf platzt!"

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Manchmal war es nicht zu fassen wie plump sich manche Verwalter in die Tasche arbeiten wollten. Waren sie denn wirklich der Meinung, dass ihr das nicht auffallen würde. Offensichtlich. Sonst würden sie ja nicht versuchen solch Abrechnungen abzugeben und gingen davon aus, dass man es nicht merken würde. Den Bericht legte sie mit einigen Notizen auf einer Wachstafel zur Seite. Sie würde diesem Kerl eine gepfefferte Nachricht übersenden und um Korrektur bitten. Nein, sie würde sie fordern. Nachdem das getan war, rieb sie sich die Schläfen. Noch immer hämmerte es hier und dort etwas schmerzahft in ihrem Kopf. Das kannte sie in dieser Intensität bisher nich nicht. Eindeutig eine Nachwirkung. Leise seufzte sich und bekam den Schrecken ihres Lebens. Da stand plötzlich Serapio und sprach sie an. Ihn hatte sie gar nicht mitbekommen. Sie wurde glatt noch ein wenig blasser.
    "Ähhh..Serapio..Salve. Ich muss einiges Liegengebliebenes abarbeiten,"
    gab sie ihm auf die Frage nachdem Grund ihrer Anwesenheit zur Antwort. Ob sie dieses Fest gut überstanden hatte? Nein, eher nicht. Amneris zeterte noch immer wie sie, also Celeste, auf den Gedanken gekommen sein konnte sie, also Amneris, dorthin mitzuschleppen. Ganz davon abgesehen, dass sie Tage benötigt hatte um wieder halbwegs auf die Füße zu kommen.
    "Ja, die Tage danach waren nicht ganz einfach. Aber es geht inzwischen wieder. Bei dir ja scheinbar auch. Du schienst viel Spaß gehabt zu haben."
    Auweh...das war eine dumme Bemerkung gewesen und schnell suchte sie sich irgendetwas in dem sie lesen konnte. Es musste doch hier etwas geben...

  • Und ich entdeckte gleich noch eine Gemeinsamkeit – so ganz unbefangen schien mir Celeste hier bei dieser Begegnung auch nicht zu sein. Ich kniff argwöhnisch die Augen zusammen, bei ihrer launigen oder auch provokanten Bemerkung und musterte sie mit leicht schräggelegtem Kopf.
    "Ja... ich hatte jede Menge Spass." Ich lächelte sie zuckersüß an. "Du ja auch, wenn ich mich recht erinnere, liebreizende... Celeste."
    Es war eine Pattsituation.
    Mir kam der Gedanke, wie riskant es war, sie mit dem Wissen über mich hier in der Casa herumschwirren zu haben.. ob ich sie entlassen sollte? Aber dann wäre sie bestimmt sauer, und würde mich um so eher verraten... Und fair wäre es auch nicht. Und dann müsste ich mich wieder selbst mühselig, im Schweiße meines Angesichts um all die furchtbaren Papyrusberge, die endlosen Zahlenkolonnen und Warenauflistungen kümmern, die Celeste so scheinbar mühelos im Griff hatte... Nein, unmöglich, ganz ausgeschlossen.
    "Ich denke, wir sollten uns darauf einigen, dass der Nebel um den Olymp äusserst dicht und, ähm, vollkommen undurchdringlich ist... abgesehen für die verfluchten Parzen... Einverstanden?"

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Kurz linste Celeste über eine Wachstafel hinweg und schrieb etwas auf, das ihr gerade noch einfiel. Dann legte sie diese jedoch zur Seite und sah Serapio direkt an.
    "Natürlich hatte ich viel Spaß. Schließlich war ich mit meiner Freundin dort und wir hatten eine wirklich schöne Zeit und einen netten Gott, der uns die Zeit mit vertrieben hat."
    Nachdem Serapio sie beide gesehen hatte, gab es auch nichts mehr worum sie noch ein großes Geheimnis machen musste. Wirklich schlimm fand sie es auch nicht. In ihren Kreisen konnte ihr da auch nicht viel passieren.
    "Ich bin einverstanden. Alles was den Göttern passiert ist, bleibt in jenem speziellen Haus in Transtiberim und nun hier in diesen vier Wänden. Ich sehe keine Veranlassung über Dinge, die im Rausch passieren irgendwo herzuziehen."
    Dass Serapio Neigungen haben könnte, die als widernatürlich galten, war für sie kein Gedanke wert. In solch angesehenen Familien gab es doch so etwas nicht.
    "Kann ich dir irgendwie helfen oder störe ich dich. Es tut mir auch sehr leid, dass es so schlimm hier aussieht. Die Sachen liegen leider schon ein paar Tage und haben sich dermaßen angehäuft."
    Ein schlechtes Gewissen hatte sie deswegen schon. Aber sie fühlte sich erst seit heute wirklich zu solcher Arbeit in der Lage.

  • Jetzt fragte ich mich, ob "meine Freundin" gleichzusetzen war mit "eine Freundin" oder mit "Freundin im sapphischen Sinne". Einerseits war es ein wirklich intensiver Kuss gewesen, den ich da gesehen hatte. Andererseit sprach sie von einem Gott, der ihr die Zeit vertrieben hatte. Aber natürlich schloß sich das beides keineswegs gegenseitig aus.
    Was war ich froh, als Celeste sich einverstanden erklärte, und zudem alles auf den Rausch schob. (Genau das hätte ich auch tun sollen, in dem Brief an Tante Lucilla, verdammt noch mal, warum hatte ich daran überhaupt nicht gedacht?! Ich war zu aufgebracht gewesen, und hatte so dafür gesorgt, dass das Kind jetzt vollends in den Brunnen gefallen war.)
    "Ja. Genau. Der Rausch." Ich lachte künstlich und hob die Handflächen in einer hilflosen Geste gen Decke.. "Ja, im Rausch, da tun man Dinge.. also, Dinge..." Ich schüttelte entschieden den Kopf und presste streng die Lippen zusammen. "Die man sonst niemals tun würde."
    Und jetzt ganz schnell zu etwas anderem...
    "Nein, nein, du störst überhaupt nicht. Wollte nur was holen. Mach ruhig weiter. " Ich ging zu der Truhe und kramte in meiner Tasche nach dem Schlüssel. "Und das macht überhaupt nichts. Weißt du, ich bin sehr froh, dass du dich so gewissenhaft darum kümmerst. Wirklich sehr froh. Es zeigt sich ja auch schon an den Erträgen."
    Den Schlüssel hatte ich gefunden, blieb aber stehen, ihn in der Hand haltend, und musterte Celeste, die zierliche Bezwingerin der Papyrusberge. "Und... wie ist es eigentlich bei Dir so, bist du zufrieden mit der Arbeit?"

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Celeste besah sich ihren Arbeitgeber prüfend. Irgendwie war er heute sehr eigenartig. Scheinbar hatte ihn das Gastmahl noch mehr mitgenommen als sie. Hier zeigte sich doch galatt wieder einmal wer wirklich das starke Geschlecht war. Sie selbst schien das besser wegzustecken. So verwirrt war sie nicht.
    Gerade wollte sie noch anmerken, dass man im Rausch meist Dinge machte zu denen man schon neigte sich aber nie trauen würde weil es nicht dem normalen Menschsein entsprach. Auch war sie etwas verwundert wie einfach Serapio ihr "Geständnis" überging. Wenn ihr jemand gesagt hätte, dass sie oder er lieber mit Frauen oder Männern zusammen war, hätte sie schon ein wenig erstaunt reagiert. Aber bestimmt lag es dieses Mal auch an den Nachwirkungen. Das musste es sein.
    "Gut, dann schaue ich weiter in die Listen und Berichte. Deine persönliche Post werde ich dir erst Morgen aufbereitet vorlegen können. Es freut mich, dass ich dir helfen kann und du nun mehr Erträge erwirtschaftest. Man hat den Seterz ja auch nicht einfach auf der Straße herumzuliegen."
    So nahm sie eine neue Tabula und versuchte sich in diese zu denken während Serapio noch innehielt und sie wieder aus den Gedanken holte. Erneut blickte sie ob der Frage etwas erstaunt drein.
    "Ich bin damit zufrieden. Ich mache sie gern. Warum fragst du? Habe ich den Eindruck erweckt, dass es mir keine Freude bereitet, dass ich keinen Spaß daran habe?"
    Er schien heute wirklich etwas eigenartig drauf zu sein. So langsam machte sich Celeste wirklich Gedanken ob der geistigen Gesundheit ihres Vorgesetzten.

  • "Keineswegs." sagte ich entschieden, und schüttelte den Kopf. "Ich wollte es bloß wissen. Wo es doch eine so völlig andere Tätigkeit ist, als das was du früher gemacht hast. Aber du hast dich wirklich schnell umgestellt."
    Ich lächelte ihr zu, wandte mich dann ab und steckte den Schlüssel ins Schloss der Truhe. Es knirschte, als ich ihn herumdrehte, knarrte, als ich den Deckel anhob. Da lag in seinem Dornröschenschlaf der purpurgrundige Linothorax, die goldenen Sandalen und der ruinierte Chiton. Ich stopfte alles in einen großen Seesack. War schon schade, dass ich die Sachen nicht behalten konnte, wo sie doch eine so schöne Erinnerung bargen. Aber ich konnte mir vorstellen, dass Tricostus sie wiederhaben wollte.
    Den Sack über die Schulter schwingend, richtete ich mich auf, dabei fiel mein Blick auf Celeste, und ich weiß nicht woran es lag... an der konzentrierten Haltung ihres Kopfes, an der nüchternen Art, mit der ihre Hand den Stylus führte... wahrscheinlich daran, dass sie eine mutmaßlich sapphische Freundin erwähnt hatte.... mir kam eine Idee. Eine ganz wunderbare Idee!


    "Celeste!" Ich blickte sie an, als hätte ich sie gerade zum ersten Mal erblickt, mit leuchtenden Augen, und trat schnell auf sie zu. "Es gibt da wirklich etwas, bei dem du mir helfen könntest. Sogar sehr! - Die Sache ist nur... ähm... ein wenig ungewöhnlich."
    Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen und fixierte meine Scriba flehentlich. Hoffentlich würde sie mich jetzt nicht auslachen.
    "Ich habe ein Problem. Meine Tanten wollen dass ich heirate. Die sind ganz wild darauf, mir eine Braut zu suchen. Aber ich will nicht! Ich bin noch viel zu jung. Will mich nicht binden, sesshaft werden und als Familienvater mit einer keifenden Frau und plärrenden Gören vorschnell ergrauen. Du weißt schon. Und deshalb muss ich unbedingt eine feste Freundin vorweisen. Ein nettes, anständiges Mädchen. Damit kann ich Zeit schinden, und vielleicht finden meine Tanten in der Zwischenzeit ein anderes Steckenpferd..."
    Ich seufzte schwer, und blickte leidend zu Boden. "Nun, leider habe ich keine feste Freundin. Ich bin einfach zu schüchtern, ich weiß... - Aber, Celeste... bei dir habe ich das Gefühl, dass du genau die richtige sein könntest!"
    Ich streckte die Hand aus, über den Tisch hinweg, und umfasste ihre Hand, sah ihr tief in die Augen.
    "Celeste... liebe Celeste... nur du kannst mich retten! Willst du meine Alibi-Freundin sein?"

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Wieder nahm sie die Tabula zur Hand um sie wenige Momente später wieder hinzulegen. Serapio hatte ihr den Rücken zugedreht und schien keine weiteren Worte dazu verlieren zu wollen. Gerne hätte soe noch etwas dazu gesagt. Sicher war es aber besser zu schweigen. Er hatte recht damit, dass sie sich umgestellt hatte. Aber so ganz restlos war es nicht. Rückfälle, wenn man es so nennen wollte, hatte es doch hier und da gegeben. Zumindestens war er mit ihrer Arbeit zufrieden. Das machte sie dann in seinen Augen richtig. Leise seufzend nahm sie eine andere Tabula und versuchte das Knarren zu ignorieren. Ein Bericht über Futtermittelverbrauch und Einnahmen auf den Märkten in der Nähe des Hofes. Dieser Verwalter hatte inzwischen gelernt, was es hieß sich mit Celeste anzulegen. Ihr Kontakt war rein schriftlicher Natur gewesen und scheinbar dennoch wirkungsvoll. Fehler waren nicht zu finden. Es gelang ihr nur schwerlich sich wirklich darauf zu konzentrieren und so legte sie die Tabula wieder auf den Tisch, beugte sich zum Alibi darüber und tat so als würde sie schwer beschäftigt sein. Heimlich beobachtete sie jedoch was ihr Arbeitgeber hier tat. Er hatte also noch ein paar Überbleibsel von der Götterspeisung übrig behalten.


    Gerade wollten Gedanken sich erneut in ihrem Kopf breit machen als sie wieder ihren Namen hörte und die Bitte ihm zu helfen. Kurz verengten sich ihre Augen als sich Serapio auf den Stuhl fallen ließ. Sie hatte doch nur vor ihre Arbeit zu tun. Gerade heute war sie nicht zum Reden aufgelegt. Das hatte sie in letzter Zeit genug tun müssen. Noch immer schwirrten die vielen Vorwürfe der Amneris in ihrem Kopf umher. Sie war wirklich an allem Schuld gewesen. Mal ganz davon abgesehen, dass die Nubierin ihr noch immer vorwarf viel zu viel Haut gezeigt zu haben und somit sämtliche Blicke auf sich gezogen zu haben und die von den Männern auch noch. Nun schien der Decimer auch dem Redeschwall erlegen zu sein. Innerlich seufzte sie nun laut. Nach außen hin war sie natürlich ganz Ohr. Dieser Blick hatte sicher nichts Gutes zu bedeuten. Die Bitte nach einer ungewöhlichen Sache. Nein, das war ganz sicher nichts Gutes. Es ging um irgendwelche Tanten, eine Familie und etwas, das Serapio nicht wollte. Langsam drangen die Worte in das noch viel langsamer arbeitende Gehirn und ergaben einen Sinn. Er sollte verkuppelt werden und er wollte es nicht. Nun ja, das war ja nicht ihr Problem, oder? Das es aber zu ihrem werden sollte, benötigte noch einige Augenblicke länger endgültig zu ihr durchzudringen. Schweigend hörte sie weiter zu, sah zu ihrer Hand welche nun in seiner lag. Sein Blick ging ihr durch und durch. Der flehende Ton in seiner Stimme, die deutlich vorgetragene Hilflosigkeit. Was sollte sie denn nur tun. Ihr hatte es nun endgültig die Stimme verschlagen. Wenn sie zusagte, würde Amneris sie umbringen. Wenn sie ablehnte würde sie Serapio in seiner Hoffnungslosigkeit sitzen lassen. Es war zum verrückt werden. Warum musste ihr so etwas passieren. Sie senkte erneut ihren Blick, sah zu der Hand, die auf ihrer lag und dann wieder zu Serapio. Bestimmt würde sie morgen bäuchlings den Tiber flussabwärts schwimmen. Doch sie konnte ihn nicht hängen lassen. Er wirkte so hilflos und wenn sie ihn retten konnte. Was konnte ihr schon passieren. Sie würden ein paar Termine gemeinsam wahrnehmen müssen. So schlimm konnte das nicht werden. So sah sie es in ihrer Naivität und wie sehr hoffte sie, dass Amneris hiervon nichts erfuhr. Im Tiber wollte sie nicht landen. Ganz sicher nicht.
    "Wenn es dir hilft dann werde ich deine..."
    Celeste hielt ein und schluckte trocken.
    "Ja, ich will deine Alibi-Freundin sein."
    Wenn das nicht ihr Todesurteil war, das sie gerade besiegelt hatte...

  • Die Entscheidung schien ihr ganz und gar nicht leicht zu fallen.
    Sag ja! Sag doch bitte, bitte ja!!
    Ich blickte sie mit großen Augen an, wie ein verwaister Hundewelpe. Und tatsächlich, sie stimmte zu! Mir fiel ein dicker, schwerer Feldklotz vom Herzen.
    "Danke! Oh, tausendmal Danke! Das werde ich dir nie vergessen!!" jubilierte ich, strahlte sie an und drückte ihr im Überschwang sogar einen keuschen Kuss auf die Hand. Die ich gleich darauf wieder losließ.
    "Du hast mich gerettet! Du bist mein Heldin! Ich bin dir so dankbar! - Und meine Familie, sie werden dich lieben! Meine Tanten werden ganz entzückt sein. Du wirst sie alle bezaubern."
    Und nun? Wie sollte ich meine reizende Alibi-Freundin am strategisch günstigsten einsetzen?
    "Es ist vor allem meine Tante Venusia, die mich da so drängt. Aber ich glaube, dass meine Tante Lucilla aus der Ferne die Fäden zieht. Dass sie der Kopf der ganzen Sache ist. Sähe ihr ähnlich. Aber, es gilt zuerst ihre rechte Hand ausser Gefecht zu setzen – ich meine, Venusia zu überzeugen. Dein erster Einsatz wäre also ein gemeinsames Essen, wir mit ihr zusammen. Nichts großes und auch nicht hier im Haus. Geht das in Ordnung, ja?"
    Es war schon seltsam, dachte ich so bei mir, dass la especialista, die ich in den tiefsten Schatten von Rom zum ersten Mal getroffen hatte, mir jetzt so selbstlos zur Seite stand. Ja, sie war eine richtige Kameradin für mich geworden.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Dieser Blick, dieser Hundeblick. Dabei wurde sie fast immer schwach. Den Gedanken an den Tiber wurde sie dabei noch weniger los. Aber nun hatte sie zugesagt. Irgendwann bekam sie auch ihre Hand wieder und sie blickte etwas verwundert darauf. Noch immer fühlte sie den Kuss auf der Haut ihrer Hand. Oh Mann. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Es würde sich sicher irgendwann rächen. Ganz bestimmt. So etwas ging selten gut aus, aber nun steckte sie mitten in einer Verschwörung. Ob des Freudenausbruchs von Serapio lächelte sie nur ein wenig. Ganz im gegensatz zu ihm war sie mit der Situation nicht so glücklich und ob sie als Peregrina diese hochgestellten Damen wirlich bezaubern würde, war für sie nicht ganz so sicher wie es das für Serapio schien. Heldin? War sie das wirklich?
    "Ich denke schon, dass dies in Ordnung ist,"
    sagte sie wenig überzeugt. Es lag ganz sicher daran, dass sie sie sich mit diesem Umstand erst einmal noch abfinden musste. Es war ja schon recht plötzlich über sie gekommen wie ein Unwetter, dass sich an heißen Sommertagen so einfach bilden konnte.
    "Dann überzeugen wir mal deine Tante."
    Celeste übte sich in einem etwas zuversichtlich aussehenden Lächeln. Diese Tanten mussten ja wahre Ungeheuer sein. Würde Serapio noch mehr von ihnen erzählen, würde sie sie mit den Ungehuern in den Schauergeschichten ihrer Eltern vergleichen können. Vor denen hatte sie sich immer sehr gegruselt und nun würde sie einer schrecklichen Frau gegenüber treten müssen, die ihren armen Arbeitgeber so unter Druck setzte, dass er sich sogar eine Alibi-Freundin beschaffte um Ruhe zu haben. Irgendwann würde sie Serapio etwas eindringlicher zu diesem Umstand befragen müssen. Wäre es nicht einfacher gewesen eine richtige Freundin zu finden und diese der Tante zu präsentieren? Heute hatte sie für diese Fragestunde nichts mehr übrig.

  • "Danke! Ich werde dir ewig dankbar sein!"
    Ich war gerettet. Celeste würde meine Tanten zähmen, und mich vor der grauenvollen Zwangsehe bewahren, die diese für mich ersonnen hatten. Erst nach zahllosen weiteren Bekundungen der Freude und Dankbarkeit, verabschiedete ich mich endlich, warf mir den Sack über den Rücken, und ließ meine neue Alibi-Freundin inmitten ihrer Arbeit zurück. Ich für meinen Teil schlug den Weg nach Trans Tiberim ein.

  • Es war am Tag vor meiner Abreise nach Ägypten. Alles war gepackt, das Officium leergeräumt, bis auf die Möbel. Ich sass am Schreibtisch, die Ellenbogen auf dem Tisch, das Kinn in die Hand gestützt, die Stirn tief gefurcht, festentschlossen meine Korrespondenz zu erledigen, bevor ich in See stach.
    Gerade brütete ich über dem letzten Brief, den Lucilla mir gesandt hatte. Er war niederschmetternd. Vernichtend. Ich seufzte schwer, und verspürte, in einer Intensität wie schon sehr lange nicht mehr, das Gefühl dass mich niemand, aber wirklich niemand, verstand...!
    "Eine richtige Karriere"? "Träumereien"! Pah! Und dann die Kleider-Geschichte! Da konnte ich doch nur die Augen verdrehen! Echt, was sollte man darauf schon antworten? Nur stockend, Satz für Satz, vieles streichend, vieles neuschreibend, stückelte ich meine Antwort zusammen.


    An
    Decima Lucilla
    Casa Roscia
    Narbo Martius
    Gallia Narbonensis



    Salve Lucilla,


    ich hoffe es geht Dir gut. Zuerst einmal muss ich mich entschuldigen. Mir ist klar, dass ich mich Dir gegenüber im Ton vergriffen habe. Das tut mir sehr leid. Ich hoffe du verzeihst mir. Ich war sowas von wütend! ziemlich aufgebracht, weil Du derart niedrige Motive bei mir vermutet hast. Außerdem habe ich nicht nachgedacht, bevor ich den Brief losgeschickt habe. Mittlerweile bin ich nicht mehr wütend, aber noch immer erschüttert, dass Du so von mir denkst.
    Ich weiß ja, dass Du das Soldatentum nicht sonderlich schätzt, aber meiner Meinung nach, gibt Dir das nicht das Recht, so abfällig über meine Leistungen zu urteilen. Was ist denn eine "richtige Karriere"?! Ich finde nicht, dass Du das Recht hast, mich einen Träumer zu nennen, nur weil ich nicht Senator werden will. Politik besteht zur Hälfte aus Geschwafel, zur Hälfte aus Intrigen, und am Ende entscheidet dann doch der Stadtpräfekt der Kaiser, beziehungsweise seine Vertreter. Das ist nichts für mich. Du weißt sehr wohl, dass ich die Träumereien, die ich tatsächlich früher gehegt habe, aufgegeben habe, um der Familientradition zu folgen, aber mir scheint dass, egal was ich tue, ich es der Familie doch sowieso niemals recht machen kann.
    [Strike]Bona Dea, es kann doch nicht jeder ein Triumphator sein!!
    Übrigens bin ich versetzt worden. Der neue Praefectus Legionis der XXII. will mich als ritterlichen Tribun in seinem Stab, und ich werde mich schon in Kürze nach Ägypten einschiffen. Ich würde ja anbieten, mich dort ein wenig um Deinen Sohn zu kümmern, aber wenn er schon so verschreckt von mir ist, dann will ich ihn natürlich nicht noch mehr verstören.


    Was die alte Geschichte mit den Kleidern angeht – ich kann sie einfach nicht mehr hören. Du musst Dir keine Vorwürfe machen. Wer ich bin und wen ich liebe, das liegt tief in meinem Wesen, ja ich möchte sagen meiner Seele, es ist weit mehr als ein "Gemütszustand", und es liegt auch ganz gewiss nicht an solchen kleinen Begebenheiten, wie Du sie schilderst.
    Versuchst Du eigentlich, mir jenen Senator madig zu machen? Was hast Du gegen ihn und seine Familie? Die sind doch unheimlich vornehm und angesehen. Ich weiß absolut nicht, worauf Du anspielst, und ich würde Dich bitten, mir die Fakten mitzuteilen, auf denen Dein Urteil beruht.


    Verzeih bitte die Kürze meines Schreibens, doch meine Versetzung kam überraschend, und ich habe vor der Abreise noch alle Hände voll zu tun. Ich werde aus Ägypten von mir hören lassen.


    Vale,
    Faustus



    Joa, das musste gehen... Ich schrieb es gleich ins Reine. Und wenn ich schon mal bei den Tanten war, konnte ich auch gleich noch eine Notiz an Tante Venusia verfassen.


    Liebe Tante Venusia,


    hast Du schon von meiner Versetzung gehört? Ich werde ritterlicher Tribun bei der XXII. Es kam sehr überraschend, und ich werde mich schon morgen einschiffen. Da ich Dich bei meiner Abschiedsrunde nicht angetroffen habe, möchte ich Dir auf diese Weise auf Wiedersehen sagen. Es hat mir sehr viel Freude gemacht, Dich und die Kinder kennenzulernen und mit euch zusammen das Compitaliafest zu besuchen. Ich hoffe, Du findest hier in Rom alles, was du noch benötigst, um Misenum zu einem wohnlichen Ort zu machen.
    Ausserdem möchte ich mich bedanken, dass Du so viel Anteil an der Frage einer Ehe für mich genommen hast - wo das doch wirklich nicht selbstverständlich ist. Meine Abreise wird das Thema ja nun vorerst beenden, und ich hoffe sehr, dass Du Dir in dieser Hinsicht noch nicht zu viel Mühe gemacht hast.
    Ich bin schon wirklich gespannt auf Ägypten, auf Alexandria. Es war immer schon mein Traum, diese Stadt einmal mit eigenen Augen zu sehen. Kannst Du mir vielleicht ein paar gute Tipps geben, was man dort auf jeden Fall unternehmen sollte?


    Vale bene,
    Dein Neffe
    Faustus



    Der nächste Brief ging mir leicht von der Hand! Mit Licinus zu korrespondieren, das war als würde man locker am Lagerfeuer sitzen und sich unterhalten. Ich las nochmal sein letztes Schreiben, schmunzelte an manchen Stellen in mich hinein, dann brachte ich eine Antwort zu Papyrus.


    An
    Centurio Marcus Iulius Licinus
    Legio Prima
    Mantua
    Italia



    Salve Licinus!


    Na, da bin ich ja froh, dass Du den Schock verkraftet hast! Und was den Wein angeht, werde ich Dich beim Wort nehmen. Leider erst in ferner Zukunft, denn zuerst mal wird es mich in den fernen Süden verschlagen – stell Dir vor, ich bin nach Ägypten versetzt worden! Ich werde Tribun bei der XXII. Das kam völlig überraschend, und, so schwer es mir auch fällt, Rom zu verlassen, ich freue mich unheimlich darauf. Ich will einfach noch mehr von der Welt sehen, auf dem Feldzug sind wir zwar viel rumgekommen, aber Land und Leute konnten wir ja nicht so wirklich kennenlernen, und Ägypten hat mich immer schon fasziniert, die uralte Kultur, die griechischen Einflüsse..


    Das Problem mit den Papyrus-Bergen kenne ich übrigens sehr gut. Ich habe mich, als ich so urplötzlich versetzt wurde, in aller Eile in den Kampf mit dem auf meinem Schreibtisch gestürzt, und mein bestes getan, ihn zu bezwingen, um meine Centurie wenigstens einigermassen geordnet übergeben zu können. Ich kann Dir sagen, er hat sich mit aller Macht gewehrt, einige Male wäre ich um ein Haar von seinen steilen Papyrus-Hängen abgeglitten, im staubigen Treibsand seiner Täler erstickt, oder in Tintenseen ertrunken. Doch am Ende habe ich, bewaffnet nur mit Stylus und Abakus, obsiegt!


    Nach dem, was Du da von eurem Übungsmarsch erzählst, seid ihr ganz schön einfallsreich bei der Ausbildung. Pass nur auf, dass es sich nicht rumspricht, dass sich die Prima seit neustem bloß noch mit Rindviechern herumschlägt. Und tröste Dich über Deine lahmen Rekruten – die hier bei den CU sind noch viel schlimmer. Es ist unglaublich, was für Rübensäcke hier teilweise antanzen und Soldat werden wollen. Manche schaffen noch nicht mal ein paar Klimmzüge, und vor allem fehlt ganz vielen der Biss, der einfach nötig ist um die Grundausbildung durchzustehen. Mal sehen wie die bei der XXII. so sind.


    Was ist denn mittlerweile aus dem kleinen Mädchen geworden, das ihr gerettet habt? Die Geschichte klingt so schon echt dramatisch, und da ich weiß, dass Du eher zur Unter- als zur Übertreibung neigst, noch viel mehr. Ich meine, da herauszuhören, dass Du Dich ernst mal um sie kümmern willst? Finde ich gut.
    Neulich, da ging es mir ähnlich, da habe ich eine Selbstmörderin aus dem Tiber gefischt (sie war zum Glück erst halbtot) und danach habe ich mich auf einmal so richtig verantwortlich für sie gefühlt. Zuerst schien sie völlig jenseits von hier und jetzt, nicht zu erreichen, vollkommen verzweifelt, und als ich sie zu ihrer Familie zurückbringen wollte, ist sie mir einfach entwischt. Einige Zeit später – ich dachte, sie sei längst Fischfutter – tauchte sie plötzlich vor der Castra auf, mit ihrem kleinen Sohn an der Hand, schien wieder ganz bei Sinnen zu sein und hat sich höflich bedankt. War ein tolles Erlebnis.
    Ich hoffe, dass es auch Deiner kleinen Esquilina bald besser geht!
    Und damit schließe ich für heute. Wünsch mir Glück auf der Überfahrt, und in der neuen Truppe.


    Vale bene,
    Dein alter Kamerad
    Faustus



    Ja.... und dann kam das schwerste. Ich musste Aton absagen. Manius... formte ich leise mit den Lippen. Es war zum Heulen und Zähneknirschen! Er war toll, umwerfend, einfach faszinierend, und jetzt würde ich ihn jahrelang nicht wiedersehen können! Warum nur, warum hatten wir das Stelldichein nicht ein paar Tage früher vereinbart?!
    Melancholisch kaute ich auf meinem Stylus herum, und dachte darüber nach, ob das vielleicht ein Zeichen war, dafür dass der Meditrinalien-Zauber doch lieber einzigartig bleiben sollte, oder vielleicht auch dafür, dass man in der Liebe keine Spielchen spielen sollte. Andererseits, Ehrlichkeit rächte sich ja auch. Ach, bei Eros und Anteros, ich war in der Hinsicht einfach mit Unglück geschlagen!!
    Dazu kam die Schwierigkeit, dass ich ihm nicht offen schreiben konnte. Könnte ja jemand anderes lesen, musste ja harmlos klingen... Ach, ich wünschte, es wäre nicht so kompliziert!



    An
    Senator M. Flavius Gracchus
    Villa Flavia



    Salve Senator Flavius,
    leider muss ich Dir mitteilen, dass ich überraschend nach Ägypten zur Legio XXII versetzt wurde. Die Ermittlungen, wegen der wir uns neulich besprachen, werde ich darum nicht mehr persönlich durchführen könne. Doch ich habe Vertrauen in die Fähigkeiten meiner Kollegen, und ich bin zuversichtlich, dass durch ihre Ermittlungen die Unklarheiten in dieser Angelegenheit dahinschmelzen werden wie der letzte Schnee unter der Wärme der erstarkten Frühlingssonne, auf dass die Wahrheit ans Licht kommt, und Du das Dir geraubte Kleinod eines Tages wieder in den Händen halten kannst.







    Vale,
    F. Decimus Serapio
    Centurio Cen IV Coh I Cohortes Urbanae



    Dann stibitzte ich eine Zwiebel aus der Küche, und quetschte den Saft aus ihr heraus. Mit tränenden Augen tauchte ich einen ganz feinen Stylus in den Zwiebelsaft, und schrieb, hochkonzentriert, in Miniaturbuchstaben auf den Rand des Briefes folgende Sätze:


    Manius, mi anime,
    morgen schon sticht das Schiff in See, das mich nach Ägypten bringt. Mein Himmel hat sich verdunkelt, als ich dies erfuhr, und nun gehe ich umher wie ein Blinder. Dabei sehe ich Dich, immerzu nur Dich, sehe Dein Antlitz, möchte es mit tausend Küssen bedecken, höre Deine Stimme, möchte Deine Worte trinken, mich an ihnen berauschen wie an starkem Meditrinalienwein, spüre wieder Deine Glut, will in Deiner Lohe gleißend vergehen, will Feuer von Deinem Feuer sein!
    Schreib mir, geliebter Aton, sende mir Deine Worte wie Strahlen der göttlichen Sonne, lindere meine Sehnsucht, denn sonst wird sie mich restlos verzehren!


    Welch ein Jammer! Gut, etwas künstlerische Freiheit war dabei, doch als ich dies schrieb fühlte ich mich wirklich sehr verliebt, und sehr verzweifelt! Ich seufzte tief, blickte schwermütig aus dem Fenster und fühlte mich wie der Held in einer tragischen Romanze. Doch zu lange durfte ich in diesem Leid nicht schwelgen, zu viel war noch zu tun.
    Ich wedelte mit dem Papyrus in der Luft herum, bis der Zwiebelsaft getrocknet war, und die Buchstaben meiner "Geheimschrift" spurlos verblasst, faltete ihn zusammen und versiegelte ihn, und ebenso die anderen, dann machte ich mich auf, um die Briefe sogleich zu verteilen.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Meine Kommandoübernahme rückte immer näher und ich wußte nicht mehr wo mir der Kopf stand.
    Spätabends nach dem Dienst in der Castra stellte ich mich meinem Schreibtisch zu Hause, auf dem sich alle möglichen liegengebliebenen Dinge türmten. Ich zündete ein paar Kerzen an und begann aufzuräumen.... die Korrespondenz nach links... dann war da der Entwurf eines Briefes an Celeste, den ich längst einem Speculator mitgegeben hatte... ich strich die Wachstafel aus, dann noch der Entwurf für ein Empfehlungsschreiben an Varenus... immerhin hatte er jetzt Arbeit, aber ich fand es ausgesprochen verächtlich von diesen Bürokraten dass er, als wäre er irgendein Niemand, nur als Notarius eingestellt wurde! A propos, der Census, den hatte ich an Ravdushara delegiert.... und die Rechnungen, da sollte auch er sich um die Bezahlung kümmern... Ich legte sie alle in die rechte Ecke: die für mein neues Paludamentum (ein Traum!), die für den neuen Reiterharnisch, das vergoldete Zaumzeug, den neuen Streitwagen (man gönnt sich ja sonst nichts, und meine alte Biga war mittlerweile von den neuen technischen Entwicklungen weit überholt), die neuen Pferde (noch auf dem Albaner Landgut, um dort den letzten Schliff verpasst zu bekommen), die Ludus-Ausbildung, die neuen Sklaven....


    Ravdushara hatte mir auch mal wieder eine Abrechnung hingelegt, ich überflog sie, abgeschreckt von diesen endlosen Zahlenkolonnen, und wunderte mich nur ein bisschen dass, je mehr ich verdiente (und ich verdiente mittlerweile unverschämt viel), um so weniger übrigzubleiben schien. Aber Ravdushara meinte, das läge zum Teil an der schlechten wirtschaftlichen Lage, zum Teil an der Größe des Haushaltes, zum Teil daran dass ich so verschwenderisch sei.


    Ich hatte auch einen Schwung Schreiben aus der Castra dabei. Germanicus Avarus lud mich zur Cena einsehr merkwürdig! Aber ich würde hingehen, allein aus Neugier.
    Und Octavius Dragonum hatte mir auf mein Schreiben nach Misenum prompt geantwortet.
    Ich war extrem erleichtert, dass er mir nicht grollte, weil ich ihm seinen Adjutanten zur Garde entführen wollte, nachdem ich mich schon gegen das Patronat ausgesprochen hatte. Aber dieser dickköpfige, starrsinnige alte Soldat stellte eine heftige Forderung, und ich wußte nicht ob ich drüber lachen oder weinen sollte: Ich sollte Massa als Centurio übernehmen. Ich rieb mir die Nasenwurzel und seufzte schwer. Bei aller Hochachtung etc die ich für Massa hegte... Meine Elite-Prätorianer würden mir was husten, wenn ich eine ganze Centurie unter das Kommando eines frisch von der Flotte kommenden, frisch beförderten Centurios stellen würde! Und das zurecht...


    Die Stirn in tiefe Denkerfalten gelegt griff ich zur Feder und verfasste eine Antwort. Ein bisschen verhandeln mußte doch drin sein.... - Aber es wäre gut, Dragonum irgendwie noch mehr an unsere Familie zu binden, er war nicht nur ein väterlicher Freund, sondern auch ein machtvoller Verbündeter. Vielleicht ließ sich ja doch noch eine Heirat zustandebringen...? Ich ging im Geiste die Cousinen durch... möglicherweise wäre Stella etwas für ihn...?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!