Ein ganz erbärmlicher Klang durchströmte die Villa. Wer genau hinhörte, konnte vielleicht hören, dass die Quelle des Missklangs eine komplett verspannte Lyra war, die übermäßig laut gespielt wurde. Dann setzte eine Singstimme ein, die eher ins Horrorkabinett einer finsteren orientalischen Gottheit gepasst hätte als in eine gepflegte römsiche Villa. Wer den Lärm aushielt für ein paar Sekunden und hinhorchte, konnte erkennen, dass es sich um einen kontemporären Schlager handelte, welcher von niemand Geringerem als dem verdienten Patrizier und Staatsdiener Flavius Piso zerstört wurde.
„Wochenend und So-honnensche-he-hein! U-hund mit di-hir in den Wa-ha-hald hineieieieiein, was andere-he-hes brauch ich nicht zum Glü-hücklichse-hein! Wochenend und Sonnenschein!“, krächzte es aus seinem Cubiculum heraus. Die Stimme klang fröhlich, doch entsetzlich. Die Melodie war stark verfälscht. Wer 1800 Jahre später Schönberg mögen würde, würde sicher auch Pisos Musik mögen. Doch Menschen mit normalen Musikgeschmack könnten sich kaum je für diesen „Musikstil“ erwärmen. Allenfalls als Kuriosität.
Der Lärm verklang, und fast konnte man schon aufatmen... es wäre verfrüht gewesen. Die Musik stoppte nur für ein paar Sekunden.
Dann ging es wieder los, als Piso wieder in seinem Zimmer, wie üblich von am Boden liegenden Krempel umgeben, auf seinem überkanditelten, geschmacklosen Bett saß und losplärrte. „Mein kleiner grü-hüner Kaktushushus stääääääääht draußen am Balkon!“ Und, vorsicht, geneigte Leser, verehrte Leserin, jetzt kam es. „Hollari-Hollari-Hollaro!“, durchdrang es die Villa, dass es nur so tschepperte. Schräg, unharmonisch, viel zu laut. Ein besoffener britannischer Schfshirte hätte das noch ästhetisch wertvoller hingebracht. Eine vorübergehende Sklavin bekam fast einen Herzkasper und eilte panisch von dannen. Ihre gallischen Glaubensvorstellungen ließen ihr keine andere Wahl, als zu denken, der Himmel ihr auf den Kopf gefallen.
Piso stieß sich nicht daran. Er saß in seinem Zimmer und blickte selbstverliebt auf seine Lyra. Er dachte schon an das nächste Lied, und würde sicher nciht von sich aus aufhören.
Jemand musste dem üblen Zauber Einhalt gebieten. Die Frage war, ob sich jemand fand.
Wer will?
Apropos: Meine untertänigste Entschuldigung an die Comedian Harmonists.