Hortus | Katzenklo, ja das macht die Katze froh

  • Katzenpisse.
    Wie sehr er es hasste. Es konnte kaum noch etwas geben, was er noch mehr verachten würde als Katzenpisse. Nun, vielleicht das Grinsen, welches sein Herr hie und da auf den Lippen hatte. Oder den Rest von seiner ganzen Sippe. Unerträglich wäre es schon ohne Katzen, doch dies setzte der Schwere seines Daseins noch die Krone auf.
    Er murrte und schrubbte weiter.


    Heute am Morgen hatte er von einem mürrischen Sklavenaufseher einen Auftrag erhalten. Er sollte Steinplatten im Garten der Villa gründlich durchschrubben, da sie stanken. Zwei Kübel voll mit sich schäumenden Wasser hatte man ihm mitgeben, ebenso wie einen Wischmopp und einen Schwamm. Eingeschärft war ihm worden, das er nicht inne halten sollte, bevor man nichts mehr roch.
    Als er sich den Steinplatten näherte, wurde ihm klar, dass der Sklavenaufseher nicht gelogen hatte. Der Platz stank außerordentlich. Es war absolut entsetzlich. Dies war der Ort, an dem Katzen ihr Geschäft gemacht hatten, abermals und abermals. Nicht nur, dass es nach Katzenpisse stank, nein, der Platz war auch voll mit verblichenen brauenen Abdrücken, die zweifelsohne Katzenkacke waren. Er hatte Katzen noch nie gemocht, und seine Liebe zu diesen Viechern intensivierte sich kaum, als er sich hinhockte und den Wischmopp zur Hand nahm.
    Die Steinplatten waren in einem eher versteckten Part des Gartens, sodass die anderen Sklaven wenigstens nicht sehen konnten, zu welch niedriger Arbeit man ihn verdonnert hatte.


    Wäre er doch damals mit dem Pannonier etwas sanfter umgegangen! Er hatte ja nicht gewusst, dass er so leicht, so einfach, sterben würde! Es war schon kurios. Sein Preis für den Totschlag war die Sklaverei gewesen. Könnte er doch nur die Zeit zurückdrehen. Dann wäre er nicht der Sklave, der niedrige Arbeiten verrichten musste, sondern wieder ein gestandener Bauernsohn, der vielleicht einmal den Hof erben würde, oder einen Teil davon. Der früh am Morgen aufstand, das Feld pflügte – es nicht von Ochsen oder Pferden pflügen ließ, sondern sich den Pflug selber umspannte - und dann säte. Es war kein leichtes leben, aber ein einfaches. Ein unkompliziertes. Hier in Rom musste man soviel beachten. Zuhause in Noricum konnte man tun und lassen, was man wollte, wenn man nicht arbeitete. Man konnte sich ansaufen. Man konnte mitten auf der Straße stehen und pinkeln, und kein Schwein würde sich scheren. Man konnte Unzucht treiben und mit wüster Stimme Lieder hören.


    Die gute alte Zeit. Damals hatte man noch leben können. Oder das tun können, was man allgemein unter „Leben“ versteht. Und nun das hier.
    War das ein Käse.


    Er schrubbte, lange und sorgfältig. Der Mief schwand ein bisschen. Doch es würde noch viel Arbeit sein.
    Er ließ den Mopp einmal kurz Mopp sein und lehnte sich an einen Baum. „Achhhhh!“, machte er, dass es nur so donnerte. „Blede Kotzen! Verfluachte Sauvieher!“, schimpfte er laut darauf los. „Ois vuipissen, des kennan’s, ha?“ Er kickte, vor lauter Verdruss und Ärger, mit dem Fuß sauer in einen großen Busch hinein, der direkt neben ihm stand, dass dessen Blätter nur so wackelten.


    Sim-Off:

    Reserviert ;)

  • In der Ruhe lag bekanntlich die Kraft, und Ruhe hatte Mica zur Genüge gehabt. Die ganze Zeit war er damit beschäftigt gewesen, die griechischen Geschichten, die er eigentlich hatte auswendig lernen sollen zugunsten seiner sonstigen Pläne zu verdrängen. Auch der gute Vergil flatterte dann und wann unter einem der leichten Windstöße, aber ansonsten völlig unbeachtet unter einen einem kleinen, beschwerenden Beutel, unter den ihn Mica geklemmt hatte. Der Sklave selber lehnte im Schneidersitz an der Mauer, blinzelte ab und zu ins Licht, nur um dann wieder eine Kopie von Hippokrates von Kos zu lesen, in der es um die Menschentypen ging. Schon Aristoteles erkannte, dass es durchaus phlegmatische Menschen gab, langsam, ruhig und schwerfällig und nun sinnierte Mica darüber, ob es nicht möglich war, dass der entsprechende Schleim nicht von Geburt an in einem solchen Menschen wohnte, sondern durch langandauernde Untätigkeit die Überhand gewinnen konnte. War er selber ein Phlegmatiker geworden? Seine Katze war es in jedem Fall und auch hier stellte sich die Frage, ob es neben Menschentypen auch verschiedene Katzentypen gab. „Felix“, wie er seinen glücklosen Kater ironischerweise nannte war täge, faul, doch inzwischen ein wenig von seiner Räude befreit. Er fraß gerne Käse, welcher bei dieser Spezies jedoch zu ungeahnten Problemen führte und dann und wann ein Verstopfungsmittel nötig mache, welches die Säfte entweder verdickte oder verflüssigte. Das jedoch hing wohl von der Tagesverfassung des Tieres ab, über das Mica noch immer gewissenhaft Buch führte.


    Nachdenklich legte er die Kopie von Hippokrates an die Seite und steckte sie unter den Beutel zu Vergil. Das schlechte Gewissen, als er einige Zeilen des urrömischen Hymnus erblickte regte sich zwar augenblicklich, doch der Künstler würde warten müssen, bis der Wissenschaftler Zeit für ihn hatte. Mica seufzte und kramte in seinen Notizen. Da stand es eindeutig: „Zufuhr von angedicktem Frischkäse“, die „problematischen Stuhlgang der Kategorie III“ zur Folge hatte. Kategorie III war nicht gut, doch kam es zur besseren Diagnose noch auf die Farbe an. Dass man die Säfte über Lebensmittel in ein Chaos stürzen, oder aber zur Besserung von Beschwerden einsetzen konnte war nichts Neues, doch die eigene Erforschung war dabei ungemein spannend und vor allem kurzweilig, was für jemanden wie ihn, der sich halb zu Tode langweilte, nicht verwunderlich war. Vielleicht konnte man auch einen Phlegmatiker durch gezielte Ernährung in einen...Mica schreckte auf, als er einen gedehnten Wutschrei vernahm. Es folgten schwer verständliche Worte des Unwillens über ...Katzen, wie der Sklave zu verstehen meinte. Der Tonfall klang ganz nach einem cholerischen Typen und der Akzent nach Artomaglos.


    Bisher hatte sich Mica von allem fern gehalten, was ihn in seinen sinnlosen Studien störte, doch schien es ganz so, als wäre Artomaglos auf den Platten beschäftigt, auf denen sich die Katzen ihren Abort eingerichtet hatten. Ein Versuchsfeld quasi, das für ihn verloren war, wie es schien. Mica erhob sich schnell und ging ein paar Schritte, bis er einen guten Einblick hatte. Artomaglos trat ärgerlich in einen der Büsche, dass dieser nur so wackelte. Ein guter Zeitpunkt eigentlich, um zu verschwinden, wenn es dafür nicht sowieso schon zu spät war. Vorsichtig blickte Mica sich um, doch sein „Felix“ war nirgendwo zu entdecken. Ein Umstand, der angesichts der Stimmung sicherlich gut war. Dann sah er den Putzeimer und den Wischmopp, wobei er gleich nach deren Anblick ein wenig schief einen Mundwinkel anhob, was seinem Ausdruck immer etwas Verunsichertes gab. “Oh! Ich wollte nicht stören,“ beeilte er sich dann zu sagen und ging der Sicherheit halber einen Schritte rückwärts.

  • Für die cholerische Natur des Norikers sprach zwar einerseits seine innere Instabilität, die ihn oft von einem Extrem ins andere schmiss und die ihn standing auf einem schmalen Grad zwischen innerer Ruhe und schierem Wahnsinn, zwischen Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt tanzen ließ. Andererseits jedoch neigten Choleriker zur Extrovertiertheit, was ganz und gar nicht der Fall bei Artomaglos war. Dies war an und für sich eine Tatsache, welche ein Indiz dafür war, dass Artomaglos nicht von seiner Galle kontrolliert wurde. Vielmehr deuteten seine charakterlichen Merkmale auf den Typus des Melancholikers. Melancholiker können lange mit sich selbst beschäftigt sein, und dabei leiden. Und es genießen. Ja, Artomaglos litt gerne von Zeit zu Zeit, hie und da fand er ein Ventil für allfälligen Verdruss darin, faule Äpfel herumzuwerfen, oder aber, wie nun, sinnlose Akte der gewalt, die aber niemanden schadeten und vor allem, nichts an seiner Situation änderten. Außer dass ein paar Blätter vom Busch auf seine Füße hinunterflatterten in unsteten Bewegungen, passierte nichts. Er bewegte seinen rechten Fuß leicht hinauf, wo jener kurz verharrte, und dann ließ er ihn auf ein paar Blätter, die durch seine Aktivität an den Boden gepurzelt waren, hinuntersausen. Es knusperte leise, als er den Fuß, sobald jener am Boden wieder angelangt war, am Boden in kleinen Kriesen zirkulieren ließ und somit ein paar Blätter zermalmte.
    So, als ob ihm nun plötzlich die sinnlose Natur seiner Beschäftigung sich ihm erschlossen hätte, ließ er von den Blättern ab und trat ein paar Schritte zurück. Er blickte stuf gen Boden und scharrte abermals mit seinen Füßen ebendort herum. Doch genau in jener Sekunde kroch der Gedanke in sein Hirn, dass er genau dort stand, wo sich die Katzen erleichtert hatten, auf den Platten.
    Artomaglos schnaufte leicht angeekelt und bewegte sich wieder gen Wischmopp, als er wen bemerkte.
    Er verharrte mitten in seiner Bewegung und blickte auf. Sein Blick wanderte ganz langsam vom Boden in die Höhe, und dann nach rechts. Dort stand er auch, der Knabe, welche die Bewegung gemacht hatte, die ihn ursprünglich dazu veranlasst hatte, innezuhalten in seinen Schritten.
    Sein Blick strahlte ein gewisses Maß an Grant aus. Na, di hamma grod no braucht, dachte er sich und ließ seinen massiven, breiten, muskelstarrenden Körper sich zu Mica – so hieß der Kerl – hinwenden. Ein kurzer, taxierender Blick. Er hatte den Jungen schon einmal gesehen, ihn nicht allzu sehr registriert. Gehörte der nicht Aristides‘ Mutter?


    Der Kleine begann zu sprechen, und Artomaglos enspannte seine Oberarme.
    „Du wuitest net stern, ha? Houst ouba scho gmoucht.“, knödelte er in seinem heimatlichen Akzent daher, den kaum jemand richtig verstand, war er doch so breit und ausgeprägt. Resigniert seufzte er und deutete auf seine Putzsachen. „A Schererei houb i wengad de Kotzen.“, erklärte er den Grund seines Missmuts, das Katzenurin. Sein Blick wanderte über das Gesicht des Jungen, sein unbeholfenes Grinsen, seine jugendlichen Gesichtszüge. Er hatte noch nicht einmal einen Flaum. Wozu so ein Sklave zu irgendetwas gut sein sollte? Vermutlich war es eher eine Art Schosshündchen als jemand, der sinnvolle Arbeit leisten konnte. Dass er zu letzterem vollends imstande war, das wusste der muskulöse Bauernbursche aus den Alpen. Wenigstens Platten putzen konnte er. Was konnte der kleine Bursche? Den ganzen tag sah man ihn nur herumsitzen mit irgendwelchen... Katzen. Sein Blick versteifte sich.
    „Waaßt, wous i do tua?“, fragte er Mica und verzog abschätzig den Mund. „De Pisse vu deine Kotzen wegputzen! Vu deine Kotzen!“, betonte er und blickte streng drein.


    In ihm keimte ein Entschluss. Es wäre nur zu gerecht, wenn das so ablaufen würde. Artomaglos beugte sich und griff zu einem der beiden Wischmopps – er hatte einen Reservewischmopp mitbekommen. Diesen nahm er auf und hielt ihn Mica entgegen. „Waunnst du Kotzen mougst, dann muasst di aun de net so schenen A... As... Aspekte vu ihnan gwehnen.“ Er war stolz auf sich selber, ein so kompliziertes Fremdwort aus seinem Munde gebracht zu haben. Einen Schritt trat er dem Knaben näher und beschrieb einen kleinen Kreis mit dem Mopp vor Micas Gesicht. „Du hüfst ma.“, stellte er fest und deutete auf die Platten. Selbst wenn man Artomaglos nicht verstand, war es doch eindeutig, dass er gerade Mica angewiesen hatte, ihm mit den Platten zu helfen. Mica sollte gefälligst auch Katzenurin wegputzen, wenn er solch ein Katzenliebhaber war.

  • Mica hätte glatt gelogen, wenn er behauptet hätte, dass diese Situation nichts Befremdliches an sich gehabt hätte. All seine Gedanken waren vergessen und insgeheim war er froh, einen Schritt zurück getreten zu sein, angesichts des wütigen Eindrucks, den der Mann machte. Vorsichtshalber zog er seinen Mundwinkel noch etwas höher und lächelte infolge dessen noch ein wenig schräger. Zur Flucht war es jetzt zu spät und ihm blieb wohl nichts weiter übrig, als sich mit diesem, für ihn hühnenhaft anmutenden Mann auseinander zu setzen und der Tatsache, dass er kaum ein Wort von ihm verstand. Die Geste gen Putzutensil dagegen schon viel eher. Artogmalos musste den Boden reinigen, wegen der „Kotzen“. Zumindest war der Blick mit dem er ihn nun betrachtete anders als der der Sklavinnen, denen Mica auch lieber aus dem Weg ging. Generell war er in dieser Villa schnell zum Einzelgänger geworden, denn entweder musterte man ihn abschätzend, gering schätzend, einschätzend oder einfach nur anders. Ein Grund mehr, um sich schnell wieder seinen Studien zu widmen, Hippokrates, Aristoteles und Vergil. Ein Mischung die bei weitem verständlicher war, als dieser Mensch vor ihm, von dem man niemals wissen konnte, was als nächstes geschah. Gerade wollte er sich entschuldigen und hatte einen schnellen Blick auf seine Kopien geworfen, die noch sicher unter dem Beutel verwahrt lagen, als er auch schon die Frage hörte, die Artomaglos an ihn richtete.


    Anspannung zeichnete sich auf Micas Gesicht ab und noch mehr, als sein Gegenüber abschätzig dreinschaute. Ein Blick, der recht schnell an Strenge zunahm. Hastig schnaufend zog er Luft ein und nickte dann schnell, doch mehr als ein entschuldigendes Lächeln und ein flüchtiges Schulterzucken brachte er nicht zu Wege. Lächeln hatte bisher immer gereicht, doch dieses Mal ging es um die Hinterlassenschaften der Katzen. Genau genommen waren es auch nicht seine Katzen, ihm gehörte inoffiziell nur Felix, der es trotz seines unattraktiven Äußeren geschafft hatte, noch diverse Weibchen seiner Rasse anzulocken. Das war etwas, was Mica eigentlich sehr gefreut hatte, da es Anlass gab das geschlechtsspezifische Fressverhalten genauer zu untersuchen, welches wiederum Rückschlüsse auf die verschiedenen Typologien zuließ, wie er meinte. Mit Glück konnte man das dann auf die Menschen übertragen, denn auch dort gab es Unterschiede zwischen männlich und weiblich, nur dass es dabei auch noch gewisse Traditionen zu beachten galt, die...Er hatte gar nicht gemerkt, dass er die ganze Zeit über genickt hatte und starrte nun ein wenig verloren auf den Wischmopp, der ihm entgegen gehalten wurde. “Das sind eigentlich gar nicht meine Katzen,“ wagte er den Ansatz eines Widerspruchs, doch sprach er so leise, dass er sich diesen auch gleich hätte sparen können.


    Ohne weiteren Widerstand folgte er mit den Augen dem kleinen Kreis, den Artomaglos mit dem Wischgerät vor seinen Augen beschrieb und griff sogleich danach und blickte auf die „nicht so schönen Aspekte“ vor sich auf den Platten. Tatsächlich waren einige davon von weniger fester Konsistenz und der Urin stank gewaltig. Mica biss sich auf die Unterlippe und schaute zu dem Anderen empor, gerade als dieser unmissverständlich seine Hilfe anforderte und auf die Platten zeigte. “Aber eigentlich muss ich noch lernen,“ brachte er dann schüchtern hervor und hob schon die Hand, um auf seinen Platz an der Mauer zu deuten, doch kam es ihm im letzten Moment in den Sinn, das doch lieber zu unterlassen. An der Mauer war es eigentlich sicher und er war weit aus dem Blickfeld der Neugierigen. Außerdem war es der Schlafplatz von Felix und es war besser, wenn Artomaglos diesen dann doch nicht ausfindig machte. Unverrichteter Dinge ließ er die Hand wieder sinken und blinzelte dem Anderen entgegen. “Ich...äh...kann auch ein wenig helfen!“, beeilte er sich dann zu sagen.


    Vielleicht brachte es auch Vorteile mit sich, denn auf diese Art konnte man die Hinterlassenschaft auch eingehend betrachten. Mica seufzte leicht und steuerte auf den Wassereimer zu, um ein wenig zögerlich den Mopp hinein zu tauchen und Artomaglos wieder fragend anzusehen. Eigentlich hatte er noch nie putzen müssen. Ein wenig Staub wischen hier und da und in Baiae hatte er auch oft in der Küche geholfen, wo es neben den Leckereien, die dann und wann abfielen auch immer etwas zum Abwaschen gab. Nur mit einem Mopp hatte er wenig Übung. Inmitten der Platten war es zu verstehen, dass Artomaglos ungehalten war, denn die Geruchsentwicklung war derartig enorm, dass irgendwann die Augen tränen mussten, was Urin als Diagnoseinstrument wohl doch ein wenig unschön machte. Doch wie sollte man ohne die Dinge, die den Körper verließen Rückschlüsse über dessen innere Beschaffenheit anstellen? Hippokrates war sicherlich kein Lügner, auch wenn Mica bisher nirgendwo gelesen hatte, wie unsauber diese Wissenschaft doch sein konnte. Er rümpfte die Nase und klatschte den vollgesogenen Mopp auf die Bodenkacheln, dass das Wasser nur so spritzte. Roch es eher gallig oder doch ein wenig schal? Waren die Säfte im Ungleichgewicht, sollte Letzteres der Fall sein. Unschlüssig schubberte er den Mopp über den Boden, ehe er wieder aufblickte. Er sehnte sich nach Hippokrates, denn dieser hatte etwas darüber geschrieben. “Weißt du, ich muss dann wirklich noch lernen,“ setzte er wieder recht leise an und blickte sehnsuchtsvoll zur Mauer hinüber.

  • Große Begeisterung hatte Artomaglos nie mit seinen Putzutensilien auszulösen erwartet. Und, um es ehrlich und brutal auszudrücken, es bekümmerte ihn nicht ein kleines bisschen, dass seine Präsenz dem Kleinen Respekt einflösste. Auf seine Aussage, das es sich dabei gar nicht um seine Katzen handelte, lächelte er nur. „Waaßt, wos mir des is?“, fragte er mit freundlicher Stimme. „Blunzen.“, wurde jedoch deplorablerweise ungnädig hinzugefügt. Er blickte auf Mica mit einer gewissen Strenge, die fast schon väterlich anmutete. „I muass hier allanig putzen. Du muasst nix tuan. Oiso.“ Nicht sehr detailliert war seine Ausführung.
    In Artomaglos‘ Kopf war nämlich nur eine Sache, und zwar der Wunsch, den Katzenpissengeruch so schnell wie möglich zu bereinigen. Er war kein intellektueller im echten Sinne. Er hatte noch nie von Hippokrates gehört, und er kannte Aristoteles nur als mythischen Helden (hatte ihm doch einmal ein Händler eine schreckenserregend falsche Version der Illias erzählt, in der die Namen Achilles, Agamemmnon und Odysseus zu Aristoteles, Augustus und Ödipus verkommen waren). Davon abgesehen, konnte Artomaglos auch nicht lesen. Und er atte es, verflucht nochmal, auch nicht vor, dies jemals zu lernen. Lernen war eine Drecksarbeit. Er fühlte sich wohl dabei, althergebrachte Formen des Schaffens beizubehalten. In seiner Heimat waren seine Vorfahren vor der römsichen Version ohne Schreiben ausgekommen. Um ehrlich zu sein, auch nachher. Der einzige in seiner Familie, der Lesen und Schreiben konnte, war einer seiner Vetter, welchem es auch oblag, hie und da nach Flavia Solva zu fahren, um dort die Angelegenheiten von Artomaglos‘ Sippe zu regeln.
    Also stand Artomaglos intellektuellen Bestrebungen nicht sehr aufgeschlossen gegenüber. Er dachte, dass etwas gut genug für ihn war, wenn es gut genug für seine Vorfahren gewesen war. Seine Vorfahren hatten keinen Vergil gebraucht, sie waren gut mit der Fähigkeit, Feuer zu amchen, über die Runden gekommen. Seine Vorfahren waren ohne Kenntnis von Namen wie Aenaeas, Dido, Romulus und Remus glücklich geworden. Seine Vorfahren hatten die Römer nicht gebraucht. Und aus diesem Grund brauchte auch Artomaglos das nicht.
    Er verzog also nur seine Lippen, als der Knabe einwendete, dass er lernen müsste. „Jo, auf jeden Foi. Lernen zum Putzen muasst. Oiso.“, meinte er und grinste froh, als Mica schließlich seine Hilfe anbot und dann auch den Wischmopp nahm. Der Versuch des Jungen, irgendwohin zu zeigen, war Artomaglos entgangen, sodass das Geheimnis von Micas geheimen Plätzchen nicht gelüftet wurde. Befriedigt blickte Artomaglos auf den Kleinen mit dem Mopp in der Hand. Ein bisschen hilflos stellte er sich an, als ob er noch niemals etwas geputzt hätte. Seine Augen folgten ihm, als Mica sich in die Richtung des Wassereimers in Bewegung setzte. Konnte man sich ungeschickt dabei anstellen, einem Wischmopp in einen Eimer hineinzutauchen? Mica schaffte dies auf jeden Fall. Der verwirrte Blick, den er nachher Artomaglos zuwarf, trug zu seiner inneren Belustigung bei. Doch er nickte ihm nur zu und deutete auf den boden. Woraufhin der Kleine auf in die Knie ging und zu putzen anfing. Ganz bedächtig, sachte, als ob er den Urin studieren wollte, statt ihn wegzuwischen, begann er zu bürsten.
    Auch Artomaglos setzte sich auf einen schon geschrubbten Platz und begann zu putzen. Rund um sich. Der Gestank war umhauend, doch Artomaglos war von seinen heimatlichen Jauchengruben nichts anderes gewohnt. Es amchte ihm nichts aus.
    Anders Mica. Artomaglos erstaunte es nicht, den Knaben schon nach einer Weile einknicken zu sehen. Er war sich wohl zu gut, um normale Sklavenaktivitäten durchzuführen.
    Mica gab etwas von sich, was Artomaglos nicht behagen wollte. Er runzelte die Augenbrauen und schüttelte dann abweisend den Kopf. „Lernen. Wozua braucht ma des? Lernen. Is doch fad.“ Er setzte sich auf und ging langsam auf Mica zu. „Sog, wous lernst’n du? Sicha an Kas. Lesen, schreiben, so a Schwochsinn.“ Er machte eine Grimasse. „Wozu braucht des jemaund? I sog da, i brauch des olles net. Und du a net. Weil du nur a Sklave bist. De Remer brauchen des zum Politik mouchn. Oba fiar mi is jo no a Schaß interessaunter!“ Derbe rumpelten die Worte aus seinem ungeschlachten Mund. Der übrigens nach Knoblauch roch.

  • Vielleicht sollte er sich nun wirklich verabschieden und gehen, denn so ganz geheuer war ihm diese Mensch nicht, der zu ihm sprach als wäre irgendjemand...anderes als er war. Ein bisschen wirkte er auf den Jungen schon wie ein Wilder und seine Sprache holperte derartig ungeschlacht, dass Mica schon konzentriert hinhören musste, um sich einen Reim auf die Worte zu machen. Außerdem konnte er selber ja gar nichts dafür, dass er sich nicht zum Putzen eignete, zumal es auch gar nicht zu seinem Aufgabenbereich zählte. Dabei war das überhaupt kein Grund eingebildet zu sein, oder soetwas in der Richtung. Es war einfach eine gegebene Tatsache, dass er sich mit dem Wischmopp nicht gut verstand. Das Grinsen des anderen war ihm sicher nicht entgangen und auch nicht seine sonstige, scheinbar fröhliche Anerkennung von Micas Hilfsbereitschaft, die nun sich nun so langsam dem Ende zu neigte, als der Geruch beißender wurde und der Wunsch sich wieder seinen Schriften zu widmen Überhand nahm. Nutzen würde es wohl wenig, denn der Andere richtete sich auf und kam auf ihn zu, sodass Mica nur noch das Eine übrig blieb: Auf dem Boden hocken zu bleiben und zu Artomaglos auf zu schauen. Von unten wirkte er noch befremdlicher, als auf der Höhe, von der aus er ihn sonst sah. Der Eindruck wurde auch nicht besser, als dieser den Kopf abweisend schüttelte und den Ausdruck einer sonderbaren Nachdenklichkeit zur Schau stellte.


    Das bedeutete nichts Gutes, wie die Erfahrung den Jungen lehrte und er schluckte einmal, bis die Artomaglos Worte verdeutlichten, dass er lediglich mit dem Begriff des Lernens nicht umzugehen wusste. Wozu man das brauchte? Mica blinzelte und blickte verdattert drein, während er sich fragte, ob das wirklich eine ernst gemeinte Frage gewesen war. Kas! Käse? Mica kniff kurz die Augen zusammen. Etwas geistig Anspruchsvolles zu können war sicherlich kein Käse! Der Frischkäse der Katzen flammte kurz als lose Assoziation auf, doch wurde diese sogleich von den weiteren Worten wieder unterdrückt. Das konnte dieser Mensch wirklich nicht ernst meinen. Sklave hin oder her! Es war etwas wert, wenn man etwas kulturell und wirtschaftlich Wertvolles konnte und wenigstens nachvollziehen vermochte, worum es in der Politik der Anderen ging. Er schüttelte den Kopf über seinem Unverständnis und bekam selber kaum mit, dass ihm die Scheu vor Artomaglos ein wenig abhanden kam, dem nicht nur diese Auffassungen, sondern obendrein noch ein unangenehmer Knoblauchgeruch entströmte.


    “Ich kann mehr als Käse!, begann Mica heftig und ließ dabei den Mopp sinken. “...Ich meine mehr als das!“ Mit einem kindlich trotzigen Blick fixierte er sein Gegenüber, das seinen Lebensinhalt gerade als Schwachsinn abgestempelt hatte und ihm unterstellte, er könne nicht putzen. “Wenn man lesen und schreiben kann und sich auf sowas versteht, dann ist man wertvoll und nützlich und das ist tausendmal besser als waschen und putzen und wieder putzen und wieder.....waschen!“, brachte Mica aufgebracht Artomaglos entgegen und warf dabei unbedacht den Mopp von sich, der – vollgesogen wie er war - in einiger Entfernung auf den Boden klatschte. “Und wer nicht lesen kann ist total dumm!“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah weiter zu dem Anderen auf. Zu dumm war es darüber hinaus, dass langsam wieder sein Mut der ersten Aufregung sank und sich seine Augen ein wenig beim Anblick von Artomaglos Gesicht weiteten. Prima! Er hatte gerade diesen für ihn hühnenhaft anmutenen, vor sich hin kollernden Menschen als dumm bezeichnet! Nein, hatte er nicht! Nicht wenn er sich den Schuh nicht anzog, aber das wäre ja sein Problem! Weiterhin schmollend blieb Mica einfach sitzen und regte sich nicht. Nur ansehen tat er Artomaglos nicht mehr, sondern stierte noch immer trotzig auf einen der Büsche im Garten und presste die Lippen aufeinander. Ihm war gar nicht mehr wohl.

  • Artomaglos hatte alles, was er jemals gelernt hatte, vor seinem 10. Lebensjahr absorbiert. Wie man Getreide drosch, wie man das feld bestellte, wie man einen Boden abschrubbte. Das harte Leben am Bauernhof jedoch hatte jeglichen Wissensdurst aus ihm herausgequetscht. Nie hatte man ihm angeboten, lesen zu lernen, nie hatte es ihm danach verlangt. Er hielt sich selber für unzulänglich, und so unrecht hatte er damit gar nicht. Er fand, Lesen und Schreiben sei etwas für die „G’scherten“ aus der Stadt, für einen Bauern ganz und gar zweckundienlich. Die Zeit, die aufgebracht werden musste, um zu lernen, Zeilen zu entziffern, konnten besser damit verbracht werden, Geräte wie Pflüge oder Dreschflegel zu warten, oder über die Getreidefelder zu gehen, um sie nach Mutterkorn und sonstigem Unkraut zu durchforsten. Als Sklave wurde er ständig herumgescheucht, er hatte auch hier kaum je Freizeit. Er missgönnte dem kleinen Pimpf hier die Mussezeit, welche er anscheinend in Hülle und Fülle hatte. Man sehe nur auf den jungen Phoebus, den Artomaglos irgendwie ins Herz geschlossen hatte. Er verbrachte Jahr und Tag damit, vorm Tor zu stehen und Gäste herumzugeleiten, anfällig auch schweres Gepäck zu schleppen.


    Und was tat der junge Sklave der Agrippina? Den Herrn spielen. Er kam sich, nach ein bisschen sehr, sehr ineffektiven Schrubbens, wohl schon zu gut dafür vor, noch in irgendeiner Form Arbeit zu erledigen.
    Ein defianter Ausdruck widerspeigelte sich in seinen Augen. Er hatte verstanden, was Artomaglos sagte, auch wenn es ihm schwer gefallen war. Die Worte hatte er richtig interpretiert, und darob war er sichtlich aufgebracht. Fast konnte man meinen, Mica würde seinen Mundgeruch riechen. Trotz des Gestankes, der sie umgab. Und das war auch gut so. Es war der Geruch eines mannes, der nur noch mehr Pampe aß. Es war der Geruch eines Kerls, der von Früh bis Spät hackelte. Einer, der nie und nimmer ein Faulpelz sein konnte.
    Vom Geruch ließ der Kleine sich aber nicht einschüchtern, und er fuhr Artomaglos an. Mit erstauntem Blick sah Artomaglos auf den Knaben herunter, welcher dachte, er könne ihn herunterputzen. Artomaglos kniff seine Augen zusammen, als Mica nun seinerseits Artomaglos jegliches Können absprach, und als Krönung seine Aktivitäten, und dann auch noch ihn selbst, als dumm bezeichnete. Artomaglos Mund öffnete sich langsam, als ob er etwas sagen wollte, jedoch entfloh seiner Kehle kein Laut. Auf seinem Gesicht widerspiegelte sich zuerst Entsetzen, dann vielmehr Säuerlichkeit. Er war beleidigt worden, und dies würde der stolze bauerssohn sicher nicht auf sich sitzen lassen.
    Er setzte sich geschwind auf, ein Schritt war schnell auf Mica hingemacht, welcher in irgendeine Richtung hinstarrte. „He.“, so startete Artomaglos, sicher nicht eloquent, aber aufgrund von donnernder Stimme relativ effektiv. „Du... kloaner, arroganter Säckel.“ Er schüttelte den Kopf. „Glaubst, du bist wous besseres, ha? I bin dumm, sougst. Moug sein, dass i dumm bin. Ouba du? Wous kaunnst? Lesen kaunn er. Schreiben kaunn er.“ Er lachte heiser.


    „I soug da wous. Huarch zua.“ Er beugte sich zu ihm herunter. „I soug da ans. Oub aner schreim ouder lesen kaunn, sougt goa nix aus. Woschen, putzen, des kaunnst net ausstehen. Ouba die wichtigen, lebenswichtigen Dinge, die kaunnst net. Koumplett unsöbstständig. Soug, kaunnst eigentlich scheißen oune Hüfe?“ Direkt und forsch drückte er sich aus, er war es gewohnt, so zu reden. „Du vagroubst di do in deinen Biachern. Du losst niemaunden aun di zubi. Du versumperst in deiner eigenen kloanen Wöt. Und waunn jemaund versuacht, mit dir zu...“ Er rang nach dem komplizierten Fremdwort, „interagieren, nennst ihn dumm. Und wertlos. Und unnitz. Glaubst, du bist da Noubel von da Wöt? Na, Persch, sicha net.“ Zorn umwölkte seine Stirn. „Du kospelst di ein, du denkst, du bist sou iba ollem aunderen erhoben!“ Er schnaubte aus. „Egol wous du glaubst, i soug da, DU bist dumm, wenn du sou denkst. Du bist a Sklov, so wia mir olle.“

  • Inzwischen hatte Mica einige Intensität in seinen stieren Blick auf den Busch gelegt und klammerte sich an seinen eigenen Armen fest, die noch verschränkt waren. Er brauchte gar nicht zu sehen, dass der Andere sich erhoben hatte und auf dann auf ihn zu kam. Wahrscheinlich war die Idee, sich auf dieser Ebene zur Wehr zu setzen genauso dumm, wie bestimmte Kulturtechniken nicht zu beherrschen, aber es war eh zu spät. Mica atmete tief durch, als die erste direkte Beleidigung ihn traf, doch er harrte tapfer aus. Er war nicht arrogant und was besseres war er auch nicht. Immerhin hatte er sofort geholfen, als dies von Nöten war, oder nicht? Würde er sonst hier hocken? “Oh ja,“, grollte er unbestimmt auf Artomaglos Feststellung hin, dass er lesen und schreiben konnte. Anerkennung sah anders aus!
    Micas Blick verfinsterte sich noch ein wenig und glitt hinüber zu Artomagolos Gesicht, als dieser sich zu ihm hinunter beugte. Waschen und putzen war also lebensnotwendig? Er schluckte, als er versuchte das Wort „scheißen“ mit der Phase „oune Hüfe“ zusammen zu bringen und es gelang. Dann schaubte er und schaute den Anderen nicht mehr an, sondern hob den Kopf ein wenig mehr und sah wieder auf den Busch. Eine stolze Geste, die ein wenig im Urin- und Knoblauchgeruch unterzugehen drohte.


    Er war weder arrogant noch dumm und er kam sogar allein zum Abort! Er war nicht unselbstständig und ja! Er konnte interagieren und war gewiss nicht irgend ein „Noubel“. Das war Artomaglos doch selber! Er hatte nichts gemacht, außer zu interagieren und dabei sogar versucht den Boden zu schrubben. “Bin ich, ja und?“, presste er dann schmollend heraus, als ihn die Feststellung erreichte, dass er nur ein Sklave wie alle anderen war. Was er noch sagen sollte wusste er nicht so recht, denn dieser Redeschwall gab ihm das Gefühl als ob er auf offner Straße von einem durchgegangenen Ochsengespann überrannt worden war. Micas Nase zuckte, wie immer wenn er nervös war, doch lockerte sich seine Haltung nicht. “Das sagt gar nichts!“ Wieder wendete er den Kopf in die Richtung des anderen Sklaven. Er ärgerte sich, dass seine Stimme unsicher wurde, doch er konnte das einfach nicht auf sich sitzen lassen. Wenn Artomaglos stolz darauf war, dass er seinen Tag auf stinkenden Platten verbringen durfte und nicht einmal zum Entziffern eines Grafitti an der Wand in der Lage war, dann war das nicht sein Probelm! Sein Problem war eher, dass die Gestalt dieses Menschen ihm gegenüber als Argument schon völlig ausreichte, um zu wissen, dass Nachgeben eine gute Entscheidung wäre.


    “Wenn du meinst!“, sagte er dann schnippisch und erhob sich behende, um sich den Wischmopp zurück zu holen und ihn wieder in das Wasser zu tauchen. Dabei linste er immer wieder zu Artomaglos hinüber. Mittlerweile widerwillig begann er mit dem Wischen, in einer gebückten Haltung, doch der Sturm in ihm war noch nicht vorüber. Immerhin hatte er Stolz genug, um das alles nicht auf sich sitzen zu lassen. “Und wenn ich heute Abend nicht das gelernt habe, was ich sollte, dann werde ich meiner Herrin sagen, dass du Schuld bist!“ Das war anklagend, aber kindisch und Mica biss sich auf die Unterlippe, doch schrubbte er weiter. Er war eh massiv im Rückstand und wahrscheinlich würde sich selbst an diesem Abend niemand für ihn interessieren. Er würde essen, schlafen und seine Einträge weiter führen. Und sich über Artomaglos ärgern. Ja, das würde er. Aber er hatte wenigstens die Chance zu werden, was er schon immer gewollt hatte. Er würde ein Arzt. Er würde berühmt werden und er würde dann … Artomaglos garantiert nicht behandeln! Immer wieder funkelte er von seinen Wischbemühungen aufschauend zu dem Anderen hinüber.

  • Sim-Off:

    PS: Noubel da Wöt = Nabel der Welt ;)
    Ich entschuldige mich für die Verspätung, ich habe den Thread komplett verschwitzt. :(


    Der Knabe schien leicht eingeschüchtert zu sein, als Artomaglos mit einer gewissen Wut im Bauch sich ihm näherte. Doch nach außen hin zeigte er sie nicht. Artomaglos wusste sehr gut, dass Mica hier geblieben war zum Helfen, doch Artomaglos war sich auch des Umstandes bewusst, dass er nicht hier geblieben wäre, wenn er nicht Artomaglos Muskeln gesehen hätte. Vor einem starken kerl hatte man immer Respekt, selbst wenn dieser Stroh im Hirn hatte.
    Erstaunlicherweise jedoch schien Mica das meiste, was der Noriker sagt, zu verstehen. Artomaglos sah darum um so weniger einen Grund, sich darum zu bemühen, verständlich zu reden. Als ob er sich jemals Mühe machen würde, könnte ein informierter Zuseher einwerfen. Nun gut, dann soll dieser Satz korrigiert werden. Artomaglos gab sich noch viel weniger Mühe als sonst, verständlich zu sein.
    „Douch! Des sougt olles!“, sagte Artomaglos nur. „Egoi, ob du da deppertste Födoabeiter bist, oder der gscheiteste Medicus, waunns’d a Sklov bist, kaunnst jederzeit zu Toud peitscht wern! Dou gibt’s nix, des mouchn’s zack-zack, waunns’d wous foisch mouchst!“, knödelte er in seinem heimatlichen Dialekt den glücklosen Mica an. Und, wie schon sehr richtig vom Knaben beobachtet, vertraute Artomaglos in solchen Streitgesprächen immer sehr auf seine physikalische Ausstrahlung, um einen Menschen zur Räson, id est, zu seinem Standpunkt zu bringen.
    „Schrubb!“, befahl Artomaglos also rüber und ging zu seinem Mopp, um weiter sauber zu machen.
    Kraftvoll auf und ab ließ er ihn gleiten. Das war ein Gefühl! Der Geruch der Katzenpisse schwand langsam. Artomaglos war leicht ins Schwitzen gekommen, aber er machte Fortschritte. Fast schon wäre hätte seine Laune sich wieder gebessert, da machte Mica wieder eine von seinen Bemerkungen. Sauer blickte er auf. „Oiso! Bua!“, grantelte er rüber. „I bin dou da Erwochsene! Und wous i soug, des gült dou im Goaten! Und i soug: Du gehst nit!“ Bei seinen drei letzten Worten wäre er fast schon ins Kieksen geraten, so ungehalten war er. Er ließ sich wieder hinsacken, warf einen Blick auf den, wie er fand, arbeitsscheuen Burschen, und schrubbte weiter.
    Nach einer Weile blickte er wieder auf. „Kummst voraun?“, fragte er laut.

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