Katzenpisse.
Wie sehr er es hasste. Es konnte kaum noch etwas geben, was er noch mehr verachten würde als Katzenpisse. Nun, vielleicht das Grinsen, welches sein Herr hie und da auf den Lippen hatte. Oder den Rest von seiner ganzen Sippe. Unerträglich wäre es schon ohne Katzen, doch dies setzte der Schwere seines Daseins noch die Krone auf.
Er murrte und schrubbte weiter.
Heute am Morgen hatte er von einem mürrischen Sklavenaufseher einen Auftrag erhalten. Er sollte Steinplatten im Garten der Villa gründlich durchschrubben, da sie stanken. Zwei Kübel voll mit sich schäumenden Wasser hatte man ihm mitgeben, ebenso wie einen Wischmopp und einen Schwamm. Eingeschärft war ihm worden, das er nicht inne halten sollte, bevor man nichts mehr roch.
Als er sich den Steinplatten näherte, wurde ihm klar, dass der Sklavenaufseher nicht gelogen hatte. Der Platz stank außerordentlich. Es war absolut entsetzlich. Dies war der Ort, an dem Katzen ihr Geschäft gemacht hatten, abermals und abermals. Nicht nur, dass es nach Katzenpisse stank, nein, der Platz war auch voll mit verblichenen brauenen Abdrücken, die zweifelsohne Katzenkacke waren. Er hatte Katzen noch nie gemocht, und seine Liebe zu diesen Viechern intensivierte sich kaum, als er sich hinhockte und den Wischmopp zur Hand nahm.
Die Steinplatten waren in einem eher versteckten Part des Gartens, sodass die anderen Sklaven wenigstens nicht sehen konnten, zu welch niedriger Arbeit man ihn verdonnert hatte.
Wäre er doch damals mit dem Pannonier etwas sanfter umgegangen! Er hatte ja nicht gewusst, dass er so leicht, so einfach, sterben würde! Es war schon kurios. Sein Preis für den Totschlag war die Sklaverei gewesen. Könnte er doch nur die Zeit zurückdrehen. Dann wäre er nicht der Sklave, der niedrige Arbeiten verrichten musste, sondern wieder ein gestandener Bauernsohn, der vielleicht einmal den Hof erben würde, oder einen Teil davon. Der früh am Morgen aufstand, das Feld pflügte – es nicht von Ochsen oder Pferden pflügen ließ, sondern sich den Pflug selber umspannte - und dann säte. Es war kein leichtes leben, aber ein einfaches. Ein unkompliziertes. Hier in Rom musste man soviel beachten. Zuhause in Noricum konnte man tun und lassen, was man wollte, wenn man nicht arbeitete. Man konnte sich ansaufen. Man konnte mitten auf der Straße stehen und pinkeln, und kein Schwein würde sich scheren. Man konnte Unzucht treiben und mit wüster Stimme Lieder hören.
Die gute alte Zeit. Damals hatte man noch leben können. Oder das tun können, was man allgemein unter „Leben“ versteht. Und nun das hier.
War das ein Käse.
Er schrubbte, lange und sorgfältig. Der Mief schwand ein bisschen. Doch es würde noch viel Arbeit sein.
Er ließ den Mopp einmal kurz Mopp sein und lehnte sich an einen Baum. „Achhhhh!“, machte er, dass es nur so donnerte. „Blede Kotzen! Verfluachte Sauvieher!“, schimpfte er laut darauf los. „Ois vuipissen, des kennan’s, ha?“ Er kickte, vor lauter Verdruss und Ärger, mit dem Fuß sauer in einen großen Busch hinein, der direkt neben ihm stand, dass dessen Blätter nur so wackelten.
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