Portae Castrae | ANMELDUNG UND POSTABGABE

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    Zu klamm. Es war eindeutig zu klamm, dachte einer der beiden Wachsoldaten und unterdrückte ein Gähnen, das zudem aussagte, dass es zu früh war. Oder zumindest: dass die Wache zu früh begonnen hatte. Nicht dass er ein Langschläfer gewesen wäre... aber der Frühdienst bei der Wache fing halt noch früher an als man eh schon raus musste. Entsprechend uninspiert stand der Soldat herum, und sein Kamerad tat es ihm im Großen und Ganzen gleich... bis sich eine Gestalt aus dem Nebel herauszuschälen begann, der inzwischen deutlich heller geworden war, hell genug um zu signalisieren, dass die Sonne irgendwo über den Schwaden wohl schon aufgefangen war. Aber immer noch dicht genug, das die Gestalt, genauer gesagt der Kerl, ziemlich unvermittelt erst auftauchte – und sie offenbar noch später sah als sie ihn. „Salve...“ machte einer der Soldaten gelangweilt. „Öööh? Na das klingt hoffentlich besser, spätestens wenn du deinen Eid ablegst... Meld dich in der Principa, da erklärt man dir wo du hin musst.“ Er beschrieb noch den Weg dorthin, bevor er wieder gelangweilt in den Nebel starrte.





  • Ob es an der Tageszeit oder am widerwärtigen Wetter lag, konnte Cacsa nicht beurteilen, jedenfalls hatten die Wachen sichtlich Mühe damit, die Zähne auseinander zu bekommen, und als sich einer der beiden endlich zu einer Antwort herabließ, klang die auch nicht gerade nach einem warmen Willkommensgruß. Verwunderlich war das nicht, wahrscheinlich standen die beiden schon seit Tagesanbruch gelangweilt und fröstelnd in dieser milchigen Brühe herum. Mit stetig sinkender Laune betrachtete Casca ihre vom feuchten Nebel vollgesogenen Wollmäntel und die beschlagenen Lamellen der Loricae. Das würde irgendwann auch auf ihn zukommen. Das und gewiss noch weit Übleres.


    „Verstehe..“ nickte er beklommen, „.. die Principia. Danke ..“ Kameraden wollte er schon sagen, besann sich aber gerade noch rechtzeitig. Da musste wohl noch viel Wasser den Rhenus hinunter fließen, bis diese gestandenen Legionäre ihn als Kameraden akzeptieren würden. „Danke, Soldaten. Dann schau ich mal, ob ich die Principia finde in der trüben Suppe. Einen schönen Tag noch. Die Sonne bricht sicher demnächst durch.“ Innerlich fluchend über sein dämliches Gewäsch stülpte sich Casca eine wild entschlossene Miene über und marschierte mit strammen Schritten auf das düster gähnende Lagertor zu.

  • Die gut gemeinten Worte waren heraus und sofort bekam Lucia ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Irgendwas an Iulius Körperhaltung wurde noch steifer, noch abweisender... wenn das denn überhaupt möglich war. Das wartende Schweigen zog sich für Lucia gefühlt ewig in die Länge, ehe Licinus irgendwas zwischen seinen Zähnen hervorpresste. Lucia hatte das ungewohnt leise Wort nicht wirklich verstanden. Sie wurde von dem plötzlichen Lautstärkewechsel ziemlich überrumpelt, aber irgendwie war es logisch, dass er ‚Komm‘ gemeint habenmusste. Spätestens nachdem er sich in Bewegung setzte, war es Lucia klar. Dennoch zögerte sie kurz diesem Befehl nachzukommen, nicht weil sie eine Patricia war und sich nichts befehlen lasen wollte, das war in dem Moment weniger relevant… Vielmehr machte ihr diese komische Aura, die Iulius plötzlich umgab, Angst und sie musste sich erst überwinden sich dem auszuliefern. Sie verschränkte schützend die Arme vor der Brust und folgte ihm die zwei Schritte.


    Iulius Worte waren leise, sehr leise und dennoch verstand sie Lucia ohne Probleme. Gruselig und gleichzeitig empörend! Das war doch überhaupt nicht was sie gesagt hatte! Lucia öffnete den Mund, um Iulius zu widersprechen, doch es kam nur ein entrüsteter kleiner Laut heraus. Sie presste die Lippen aufeinander und versuchte es nocheinmal: „Das ist nicht was ich…“ Da tauchte auch schon der Soldat wieder auf und unterbrach sie in ihrem ‚Gespräch‘. Himmel, war der schnell… und unhöflich! Doch ehe Lucia reagieren konnte blaffte Licinus den Jungen an. Diesmal konnte Lucia es ihm kaum übel nehmen…


    Der Maiordomus… ach ja, den hatte sie grade fast vergessen gehabt! Iulius stellte sie einander vor und war auf einmal außerhalb von Lucias Reichweite. Aber das war noch nicht vorbei! Sie würde sich von einem Soldaten doch nicht so abspeisen lassen! In Lucia rumorten noch immer Angst und Empörung, aber sie hatte sich hier auf etwas zu konzentrieren.
    Mit großer Willensanstrengung löste sie ihre verschränkten Arme, atmete tief durch und wandte sich mit einem Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte, an den Maiordomus. „All diese Leute hier müssen Standesgemäß für eine Nacht im Praetorium untergebracht werden.“, kurz, knapp, relativ unhöflich – Iulius färbte auf sie ab, das war nicht gut!

  • Der Maiordomus des Praetoriums war in seiner Funktion das Mädchen für alles. Wirklich. Alles. Wenn es irgendwo brannte, musste er sein Organisationstalent unter Beweis stellen und die heißen Trüffel aus dem Feuer holen ohne sich die Finger dabei zu verbrennen. Dass hier nun der 'neue' Legat unangekündigt vor der Porta stand war allerdings augenblicklich ziemlich weit oben auf der Liste der größten Herausforderungen, mit denen er sich jemals hatte rumschlagen müssen. Die Situation rutschte noch etwas höher hinauf, als er sich gewahr wurde, dass die Entourage des Legaten nicht gerade klein war... und seine Ehefrau ganz offensichtlich erwartete, dass ALLE im Lager untergebracht wurden. Er brauchte nicht lange zählen um zu überschlagen, dass es sich um mehr als eine Centurie handelte. Das WAR damit ganz offensichtlich die größte Herausforderung seines Wirkens hier, denn die Sonne wanderte zielstrebig gen Horizont.


    "Selbstverständlich, Domina.", nickte der Maiordomus und tat das, was man in einer solchen Situation einfach tat: zuerst die dickste Trüffel aus dem Feuer holen.
    "Du und dein Gatte werden selbstverständlich im Praetorium nächtigen.", zögerte er keine Sekunde und ließ mit einem Nicken einen der ihm gefolgten Jungen davonschießen, "Der Herr Praefectus und seine Frau...", identifizierte das geschulte Auge den nächsthöheren Besuch, "selbstverständlich ebenfalls."

  • So halb war Lucia mit ihren Gedanken noch bei ihrem Gespräch eben mit Licinus. So konnten sie beide keinesfalls verbleiben! Unmöglich! Sie würde sich später, wenn sie Esquilina wieder zu ihm brachte nochmal mit ihm unterhalten müssen. So ging das nicht! Der Mann hatte überhaupt keien Manieren, von Kritikfähigkeit mal ganz zu schweigen! Dass ihr die Knie immernoch ein wenig weich waren, von seinem Tonfall, verdrängte Lucia lieber.
    Lucia nickte leicht abwesend, aber zufrieden mit dem was sie vom Maiordomus zu hören bekam. „Ich sehe, ich kann mich in dieser Sache ganz auf dich verlassen.“, sprach sie zufrieden und wies mit einer Hand zu Sekunda, die noch immer auf einer Bank saß. „Meine Leibsklavin kann dir mit Rat und Tat ob unserer Reisegesellschaft beiseite stehen… Naja, aktuell wohl eher mit Rat. Ich wünsche, dass du für sie ein warmes Plätzchen zur Erholung findest, ihr hat die lange Reise nicht gut getan.“ Man konnte echte Besorgnis in Lucias Mine lesen, während sie zu ihrer alten Begleiterin blickte. Dann glättete sich ihre Mine wieder und ein höfliches Lächeln erschien darauf. „Ich werde mich jetzt mit den meisten anderen Frauen der Reisegesellschaft in die Therme begeben. Wir werden mindestens zwei Stunden fort sein.“ Das sollte das Chaos hier doch etwas vermindern und dem Maiordomus die Arbeit etwas erleichtern.

  • Ein Tabellarius des Cursus Publicus kam ans Tor der Castra und grüßte. "Moinsen." Dann holte er einige Briefe hervor (heute waren es nicht viele) und las jeweils den Adressaten vor. "..und der hier ist für den Praefectus Castrorum, einen Iulius Licinus." Zuletzt übergab er die heutige Post und verabschiedete sich wieder. "Also: Tschö mit ö!" Und weg war er.


    Roma, A.D. VIII ID NOV DCCCLXV A.U.C.

    Ad
    Praefectus Castrorum
    Marcus Iulius Licinus
    Castra Legionis II Germanica
    Mogontiacum, Germania Superior



    Dives Licino patruo magno s.d.p.


    Für ein Kind, dessen Eltern sterben, stirbt die Vergangenheit.
    Für einen Vater, dessen Kind stirbt, stirbt die Zukunft.


    Noch immer vermag ich es kaum zu glauben. Noch immer kann ich es nicht begreifen. Noch immer kommt mir all dies so überaus unwirklich vor. Es fühlt sich an wie ein Traum - ein Alptraum. Sie ist tot, Licinus. Torquata ist tot.
    Nie hätte ich am Tag ihrer Adoption gedacht, dass sie mir einmal so nah stehen würde. Nie hätte ich gedacht, dass ich so betroffen wäre. Nie hätte ich gedacht, dass sie vor mir geht von dieser Welt. Licinus, ich bin zutiefst erschüttert.


    Dennoch werde ich stark sein. Denn ich bin seit kurzem nun Senator - auch wenn sich dies zur Zeit genauso nebensächlich anfühlt, wie es in diesem Brief gerade klingen mag. Ich werde keine Schwäche zeigen. Stattdessen werde ich ein letztes Mal in den Kampf ziehen für meine Tochter, die vestalische Jungfrau.
    Nach den Ludi Plebei, am zwölften Tag vor den Decemberkalenden, wird Torquata mit einer kleinen Pompa aus dem Atrium Vestae über das Forum Romanum, wo ich eine Leichenrede auf sie halten werde, in ein im Bau befindliches, iulisches Grabmal an der Via Appia über- führt werden.


    Übrigens ist Fausta wieder schwanger. Es ist wohl bald soweit. Nur weiß ich wirklich nicht, ob ich gerade jetzt dazu bereit bin, erneut Vater zu werden. Ich wünschte, es stünden nicht die gewaltigen Alpen zwischen uns. Ich wünschte, Centho wäre jetzt hier in Roma. Ich wünschte, die Domus wäre... weniger still. Einzig mein kleiner Marc gibt mir derzeit Kraft und richtet meinen Blick nach vorn.


    Mögen die unsterblichen Götter über dich und deine Familia wachen. Und möge insbesondere Mars dich beschützen. Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    SENATOR ET QUAESTORIUS

  • „Immer her damit. Schönen Tag noch“, erwiderte der rechte der wachhabenden Milites munter, nahm die Post entgegen und stapfte damit los, um sie abzugeben.




  • Es war Nachmittag als Babilus die Tore des Castellum erreichte. Der Weg von Italia hier her war lang und eigentlich war das Castellum auch nicht sein Ziel gewesen. Nach dem Tod seines Großvaters, den er mehr liebte als seinen eigenen, brach für den jungen Mann eine Welt zusammen.
    Kurz nach der Beisetzung stürmte er Hals über Kopf weg, weg aus Italia. So verbrachte er Wochen mit den wenigen Habseligkeiten auf Wanderschaft und dachte darüber nach was aus ihm werden sollte. So reifte der Entschluss das Andenken seines Großvaters hoch zu halten und es ihm gleich zu tun. Eines Tages wollte er Ritter werden. Er kannte sein Ziel, jetzt mußte er den ersten Schritt machen. Eine Legion finden und hoffen dort aufgenommen zu werden. Einer von tausenden Schritten zu seinem Ziel. Und bestimmt einer der schwersten.



    Babilus Schritt auf einen der Soldaten zu der am Tor gerade wache schob.
    Salve, ich bin Aulus Iulius Babilus, ich möchte mich zum Dienst in den Legionen melden, genauer gesagt in dieser Legion. kurz sah er sich um, ein ochsenkarren war ebenfalls auf dem Weg...

  • "Salve cives," begüßte ihn der Mann am Tor.
    "Da kommst du heute grade richtig. Geh in die principia, da sind schon ein paar, die auf ihre Musterung warten. Müsste jeden Moment losgehen, aber keine Eile." Dann beschrieb er noch mal den Weg zum Besprechungsraum der Principia, wo die Rekrutierungen stattfanden.

  • [Blockierte Grafik: http://oi64.tinypic.com/m9rhq1.jpgThilo


    Schlotternd vor Kälte und mit langen Rotzschlieren unter der Nase kam der Stallbursche vor das Lagertor getappt und nestelte zitternd eine Schriftrolle unter seinem löchrigen Überwurf hervor. „Sssalvete, Milites.“, grüßte er die Torwachen schüchtern. „Ein Ggggast meines Dienstherren hat mir dddas da gggegeben. Pppost für einen Rekkkruten.“ Ohne weitere Erklärungen übergab er die Rolle, wischte sich mit dem Handrücken das Feuchte von der Oberlippe und beeilte sich hurtigen Schrittes, wieder in’s Warme zu kommen.



    Ad
    Tiro Publius Octavius Casca
    Castra Legionis II Germanicae
    Mogontiacum



    Salve, mein Junge.


    Wie geht es dir? Ich hoffe, du machst deinem alten Ausbilder keine Schande. Natürlich weiß ich, wie knapp die freie Zeit eines Rekruten bemessen ist. Trotzdem würde ich mich über ein paar Zeilen von dir freuen. Wie du unten lesen kannst, weile ich mittlerweile auf dem Anwesen von Potitus Bulbus, einem einheimischen Schweinezüchter. Warum ich das Haus meine Bruders verlassen habe, ist etwas kompliziert. Vielleicht ein andermal mehr davon. Mir geht es übrigens recht gut, auch wenn dich das sicher weniger interessiert als das Befinden deiner Stute. Nun denn, Procella geht es hervorragend. Sie ist gesund und munter, wird regelmäßig bewegt und scheißt gewaltige Häufen fester dampfender Äpfel. Das wird dich sicher in helle Begeisterung versetzen. Trotzdem möchte ich dich bitten, den Brief zu Ende zu lesen.


    Es wird ja noch geraume Zeit dauern, bis deine Grundausbildung vorüber ist, und du Ausgang erhältst. Es könnte sein, dass ich mich im Frühling auf eine längere Reise begeben muss, von der ich noch nicht sagen kann, wie lange sie dauern wird. Wenn du nach mir suchst, such mich bei Bulbus. Dort findest du auch Procella. Solltest du mich da nicht mehr antreffen, geh nicht zum Haus meines Bruders. Geh zu Luitberga in die Taberna Silva Nigra. Sie wird dir ein Bündel mit ein paar Habseligkeiten aushändigen, darunter mein Paradepugio, meine versilberten Phalerae und etwas lazygischen Raubschmuck. Verfahre damit nach Gutdünken. Meine Spatha kann ich dir leider nicht überlassen. Ein künftiger Mann des Gladius würde ohnehin nicht viel damit anfangen können. Aber beunruhige dich nicht, ich schreibe dies nur für den Fall, dass meine Götter beschließen, mich nicht mehr zurückkehren zu lassen. Wir werden uns gewiss wiedersehen. In nicht all zu ferner Zeit und bei bester Gesundheit.


    Bis dahin empfehle ich dich dem Segen deiner römischen Götterschar. Pass gut auf dich auf, und schreib mir, wenn du Zeit dafür findest.


    Dein Lehrer und Freund Malleus




    Cossus Malleus
    Casa Potitus Bulbus
    Mogontiacum




  • Der Schreiber, der die Post abholte lachte laut, als er die Psot durchsah und wieder mal feststellen musste, dass die Leute annahmen, dass jeder hier jeden kannte. Unter 6000 Personen eine nur am Namen zu identifizieren war wirklich nicht einfach, verdammt, konnten diese Zivilisten nicht einfach mal die Einheit dazu schreiben...


    Also würde der Brief etwas länger brauchen, denn nur einmal die Woche wurden die Mannlsiten durchgegangen um die übrigen Briefe abzusortieren. Dabei fiel dann auch auf, dass der Adressat verstorben war. Und so setzte man eine Antwort auf.

  • Der Brief, den der junge Kaeso ausliefern sollte, erreichte die Castra wenig später.



    Ad Tironem
    Aulus Iulius Babilus
    Castra Legionis Germanica II


    Salve Iulius Babilus,


    Ich hoffe du bist von deinem Einsatz im Schnee wohlbehalten und gesund in die Castra zurückgekehrt. Sicherlich denkst du nicht gerne an diesen Einsatz zurück, war er doch nicht nur beschwerlich sondern auch sehr bedrückend. Noch immer denke ich manchmal an den armen Mann, der seinen schweren Verletzungen erlag und an seine Familie. In den kommenden Tagen werde ich der Witwe einen Besuch abstatten.


    Dein Tirocinium wird sich wohl dem Ende nähern, wie ich meine. Vielleicht stattest du meiner Taberna Medica wenn du deinen Eid geleistet hast tatsächlich einmal einen Besuch ab. Bis dahin sende ich dir eine Dose mit Heilsalbe gegen Prellungen und Stoßverletzungen. So etwas kannst du sicherlich brauchen. Mögen die Götter ihre schützende Hand über dich halten.


    Vale bene, Susina Alpina

  • Wie so oft kam auch heute wieder mal ein Postbote des Cursus Publicus ans Tor der Castra und grüßte freundlich. "Den Göttern zum Gruße." Dann holte er einige Briefe hervor und las jeweils den Adressaten vor. "..und der Stapel hier ist für den Praefectus Castrorum, einen Iulius Licinus." Der Postbote übergab auch diesen Stapel Briefe. Dann grüßte er zum Abschied pseudomilitärisch "Roma Victrix." und weg war er auch schon wieder.


    Roma, A.D. XIV KAL MAI DCCCLXVI A.U.C.

    Ad
    Praefectus Castrorum
    Marcus Iulius Licinus
    Castra Legionis II Germanica
    Mogontiacum, Germania Superior



    Dives Licino patruo magno s.d.p.


    Ich hoffe, mein letzter Brief an dich ist nur irgendwo auf der langen Reise nach Mogontiacum verloren gegangen, wie ich ebenso hoffe, dass mich nur deshalb bis heute kein neuer Brief von dir erreichte.


    Entsprechend auch nehme ich hier noch einmal Bezug auf deinen spätherbstlichen Brief, in welchem du erwähntest, bereits mit dem germanischen Winter erste Bekanntschaft gemacht zu haben. Ihr ward tatsächlich komplett und vollends eingeschneit? Dann standet ihr also kniehoch (?), brusthoch (?) im Schnee? Wie muss man sich das vorstellen? Und halten die Dächer der mogontiacischen Häuser solchen Schneemassen überhaupt stand?
    Mittlerweile nun ist ja doch einige Zeit vergangen. Sag mir, hat der Winter den Norden noch immer so fest im Griff oder wird es auch bei euch allmählich wärmer? Ich hoffe, du musstest diesen barbarischen Temperaturen zum Trotz keinerlei Erfrierungen oder ähnliches hinnehmen. Deshalb lass mich dich einmal ganz direkt fragen: Geht es dir gut, Großonkel?


    Mir in Roma geht es den Umständen entsprechend einigermaßen gut. Mein ältester Sohn Marcus Minor entwickelt sich prächtig und seine jüngere Schwester - ihr Name lautet gemäß des Ehevertrags Iulia Fausta - ist nach ihrer Geburt ebenfalls, wie auch ihre Mutter, meine Frau, wohlauf.


    Im Senat habe ich mittlerweile die eine oder andere Rede auch als Senator halten und dabei für kleinere Gesetzesänderungen sorgen können. Objektiv gesehen sind diese kleinen Erfolge natürlich kaum der Rede wert. Doch ich beginne, mich in meine neue Position als Senator der Urbs Aeterna einzufinden. Und ich denke, gerade nach den Schicksalsschlägen der Vergangenheit ist dies doch wenigstens ein kleiner Funken apollinischen Lichts.
    Ansonsten politisch von Bedeutung waren in letzter Zeit nur eher wenige Dinge. So wurde der Pontifex pro magistro Flavius Gracchus mit einem auf Kunst und Kultur ausgerichteten Programm zum Consul gewählt. Ich freue mich bereits auf einen angekündigten rhetorischen Wettstreit. Denn ich denke, du weißt, dass ich gerade der Rhetorik doch überaus zugewandt bin. Ferner räumte Decimus Livianus nach langer Zeit seinen Posten als Praefectus Urbi für den Consular Stertinius Quartus. Stattdessen übernimmt der Decimus das Amt des italischen Curator Rei Publicae. - Ach, und zeitgleich wurde sein Sohn Decimus Serapio zu einem der beiden Prätorianerpräfekten befördert. Das stadtrömische Militär bleibt also nach wie vor in zu Teilen auch decimischen Händen...


    Abschließend möchte ich dir sagen, dass ich diesem Brief nicht nur die aktuelle Quartalsabrechnung beigefügt habe, sondern auch noch einmal die vorherige. Außerdem findest du ein an einen Iulius Babilus gerichtetes Schreiben anbei. Der Mann kontaktierte mich als Enkel des Iulius Seneca und ist wohl seit einiger Zeit nun Tiro der Secunda. Jedoch gab er mir leider keinerlei Hinweis darauf, in welcher Centuria welcher Cohors er seinen Dienst für Roma verrichtet. Ich wäre dir entsprechend dankbar, wenn du den Brief in die richtige Richtung weiterleiten könntest, dir diesen Mann eventuell einmal etwas genauer ansiehst und vielleicht ein kleines Auge auf ihn und seinen Werdegang hast... Großonkel Seneca zuliebe.


    Mögen die unsterblichen Götter über dich und deine Familia wachen. Und möge insbesondere Mars dich beschützen. Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    SENATOR ET QUAESTORIUS


    Roma, A.D. XIV KAL MAI DCCCLXVI A.U.C.

    Ad
    Tiro
    Aulus Iulius Babilus
    Castra Legionis II Germanica
    Mogontiacum, Germania Superior



    Iulius Dives Iulio Babilo s.d.


    Ich muss gestehen, dass ich etwas überrascht war. Und ich muss gestehen, dass ich noch immer etwas überrascht bin. Doch alles der Reihe nach.


    Ob erwartet oder unerwartet, freut es mich selbstredend jederzeit, von einem Verwandten zu hören - und umso mehr, da es sich bei dir offenkundig also um einem Nachfahren des Eques Iulius Seneca handelt, der, mag er auch auf so tragische Weise von uns gegangen sein, dennoch Großes leistete für das Ansehen der iulischen Gens im römischen Imperium genauso wie für das Ansehen des römischen Imperiums in der ganzen Welt.


    Umso weniger nun hätte ich gedacht, dass ein Enkel dieses Iulius Seneca seine Laufbahn ganz unten als Tiro einer Legion beginnt. Doch ich vermute, es ist der meinen Informationen zufolge doch eher überschaubare Werdegang deines Vaters, welcher dich zu diesem Schritt gezwungen hat, nicht wahr?
    Insofern möchte ich dir aus diesem Umstand keinen Strick drehen und habe stattdessen unserem Großonkel Licinus von dir geschrieben. Er ist immerhin der Praefectus Castrorum deiner Legion und sollte folglich auch ein kleines Auge auf dich und deinen Werdegang zu haben imstande sein. Ferner ist es ihm zu danken, wenn dich dieser Brief überhaupt erst einmal erreicht. Denn leider konnte ich deinem Schreiben nicht entnehmen, welcher Cohors und Centuria du zugeteilt bist. Ich wäre froh, wenn du mir dies für künftige Korrespondenzen vielleicht noch mitteilst, damit dein Lagerpräfekt sich die Umschulung zum Postboten sparen kann... *zwinker*


    Mögen die unsterblichen Götter über dich wachen. Möge Mars dich beschützen. Und möge die Frühlingswärme deine Kameraden und dich von Schnee und Kälte befreien. Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    SENATOR ET QUAESTORIUS

  • Der Besuch von Babilus war schon wieder eine Weile her und Alpina hatte nichts mehr von dem Tiro gehört. Sie nahm also Briefpapier und Feder und schrieb.


    Ad Tironem
    Aulus Iulius Babilus


    Salve Babilus,


    seit deinem Besuch in meiner Taberna Medica ist schon wieder einige Zeit vergangen. Ich hoffe es geht dir soweit gut und du kannst dem Ende deiner Zeit als Tiro erwartungsvoll entgegenblicken. Das ich nichts von dir höre stimmt mich in zweierlei Hinsicht traurig. Ich hoffe, ich habe dich nicht vor den Kopf gestoßen oder verärgert? Das würde ich mir nicht verzeihen. Und zum zweiten stimmt es mich traurig, denn es bedeutet wohl, dass du nichts über den Verbleib meines Lebensgefährten Corvinus in Erfahrung bringen konntest. Die Ungewissheit ist schwer zu ertragen.


    Falls du die Zeit für eine Antwort findest würde ich mich sehr freuen. Ich wünsche dir von Herzen alles Gute. Vale bene,


    Alpina

  • Unser Kräuter sammeln schien sich gelohnt zu haben, denn Esquilina war wohl auf dem Weg der Besserung, darum war ich erschrocken
    als Alpina mich zur Legio schickte. Aus meiner kurzen Erfahrung wusste ich wenn sie mich losschickte, dass Eile geboten war.
    Zur Legio war von der Kasa nicht so weit wie wenn ich durch die ganze Stadt hätte rennen müssen und so stand ich auch schon bald am Tor des Castellum Legio. Keuchend haspelte ich, „ich muss zum Praefectus Castrorum Marcus Iulius Licinus. Susina Alpina schickt mich es eilt. Denn es geht um die kleine Esquilina. Er muss sofort zur zur Casa Helvetia kommen.“

  • TORWACHE


    Der Wächter am Tor war ein Torwächter, wie er im Buche stand udn ließ sich durch die Aufgeregtheit des Jungen erstmal nicht beeindrucken. "Jetzt erstmal langsam Junge. Wer bist du überhaupt? Und du willst also den praefectus sprechen, ja? Warum nicht gleich den legatus. Der praefectus ist ein vielbeschäftigter Mann. Also schleich dich!"

  • Genauso hatte ich es mir vorgestellt. Ein arroganten Vollpfosten machte auf wichtig. Ob der nicht denken konnte? Was dachte der eigentlich was mit ihm geschehen würde wenn er nicht wenigstens die Nachricht weitergab?
    Hämisch schaute ich ihn an, nun kam der römische Gassenjunge durch. „Nun hör mir gut zu du Eierschauckler, mein Name ist nicht wichtig oder denkst du ich hätte ein Stelldichein mit deinem Praefectus. Wichtig ist nur, dass du deine Hammelkeulen schwingst den Praefectus bittest, so schnell wie möglich in die Casa Helvetia zu kommen, wo ihn Susina Alpina erwartet und glaub mir wenn er die Namen hört wird er eilen. Wenn du aber denkst, hier weiter Nasenbohrer spielen zu müssen, wirst du eine Reise gewinnen, mindestens in euren Carcer oder du darfst an einem schönen Sonderarbeitseinsatz teilnehmen. Kapiert? Nu troll dich.“
    Gelassen trat ich ein paar Schritte zurück und hockte mich auf einen Stein. Sollte er doch mit meiner Ansage machen was er wollte. Ich hatte Zeit ob er die, je nachdem wie seine Entscheidung ausfiel , je wieder haben würde, wagte ich zu bezweifeln.

  • Also, das war ja wohl die Höhe, was nahm dieser Rotzbengel hier sich denn raus? Und setzte sich einfach da hin und überließ dem armen Wachsoldaten der Qual der Wahl. Störte er den Präfekten und riskierte dafür zusammengestaucht zu werden, oder brachte er ihm eine wichtige Nachricht verspätet und riskierte dafür zusammengestaucht zu werden. Verflucht! Dieser Junge machte auch nur Probleme.


    Er winkte einen seiner Kameraden herbei und dieser hielt den Jungen fest.
    "Du wartest erstmal hier. Und wenn der Präfektus keine Ahnung hat, was du hier willst..." er grinßte fies.


    Es dauerte einige Zeit bis ein tosender Präfekt mit einem kleinlauten Wachsoldaten im Hintergrund zurückkehrte. "Also? Wo?!" blaffte er aber es war nur ein junge im Blickfeld und auf diesen hielt er nun zu: "Susina Alpina schickt dich?! Was ist passiert?!"

  • Also der Typ war doch zu albern, zuerst scheuchte er mich weg, als er endlich seinen Allerwertesten bewegte, lies er mich festhalten. Wenn ich hätte weg laufen, wollen wäre ich schon längst verschwunden.
    Zunächst blieb ich einfach ruhig stehen, als der Wachsoldat mit dem Präfekten uns fast erreicht hatte konnte ich mir eins aber nicht verkneifen. „Kuck mal da,“ meinte ich und wies vor das Lagertor, gerade als der intensiv umherschaute trat ich ihm heftig auf die Fußspitze und meinte grinsend. „Angeschmiert.“


    Dem Präfekten antwortet ich auf seine Frage. „Salve Präfektus, ja Susina Alpina schickte mich, als sie mit besorgter Mine am Bett der Esquilina saß. Sie meinte, ich solle zum Castellum laufen, mich beeilen und dich zu ihr bitten.“ Nach kurzem zögern fügte ich hinzu, „sie scheint ernstlich besorgt zu sein.“

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