WAGENRENNEN
anlässlich der
LUDI APOLLINARES
im
CIRCUS MAXIMUS
Seit dem Jahr DXLV [208 v. Chr.], dem Jahr des Consulats von Marcus Claudius Marcellus und Titus Quinctius Crispinus, fanden alljährlich die Ludi Apollinares statt, und zwar in der ersten Hälfte des Iulius, der damals allerdings noch Quinctilis genannt wurde. Dem unvergessenen Gaius Iulius Caesar hatte man diese Umbenennung zu verdanken, ebenso wie das Marcellus-Theater, welches unter seiner Ägide begonnen wurde, aber erst unter seinem Erben Augustus vollendet worden war. Dort traten während dieser Spiele nun die Schauspieler auf, die parasiti Apollinis genannt wurden.
Denn die Ludi Apollinares waren seit ihren Anfängen zuerst ein Fest für Apollo als den Patron der Schauspieler, Sänger und Musiker.
In der Vergangenheit hatte man dieses Fest aber auch zum Anlass genommen, um Wagenrennen im Circus Maximus zu veranstalten. Nicht so in den vergangenen beiden Jahren. Doch davor, im Jahr DCCCLVI hatte es sie gegeben und Lupus von den Grünen war der Sieger gewesen. Im Jahr davor hatte Dominator spectatorum von der Purpurea gesiegt und im Jahr davor Marsyas, wie Lupus ein auriga der grünen Praesina.
Nach der folgenden zweijährigen Pause sollte es in diesem Jahr wieder Rennen zu den Ludi Apollinares geben, diesmal ausgerichtet von der factio Veneta mit ihrem Princeps factionis Lucius Aelius Quarto an der Spitze.
Zwei Rennen waren angekündigt.
Im ersten Rennen, dem Qualifikationslauf, mussten die weniger namenhaften aurigae antreten, die bisher noch nicht so viele gute Platzierungen oder gar Siege vorweisen konnten. Die ersten drei dieses Laufs würden sich für das Finale qualifizieren.
Es waren:
Alexandros aus Serdica von der factio Praesina,
Mehaf von der factio Veneta,
Kyrios Agoon aus dem Königreich Tylus,
Burolix von der factio Aurata,
Tolimedes von der factio Veneta,
und Casetorix, auch er ein auriga der Veneta.
Für das Finale waren bereits fünf Teilnehmer gesetzt. Es waren die zurzeit besten und erfolgreichsten. Jedoch hatten in letzter Zeit einige der alten Champions ihre Laufbahnen beendet und so waren dies nun:
Patroklos von der factio Aurata,
Felix von der factio Albata,
Fortunatus ebenfalls von der factio Albata,
Halil Torkebal
und Maximus Didius Metellus, beide von der factio Russata.
Dazu würden die drei Bestplatzierten aus dem Vorlauf stoßen. Das Publikum sollte im Finale also acht Gespanne sehen, während es im ersten Rennen des Tages nur sechs waren.
Doch noch war es nicht soweit. Denn zuerst strömten die Zuschauer auf die weiten Ränge des Circus Maximus, der das Tal zwischen Palatin und Aventin fast komplett ausfüllte. Das nahm wie immer einige Zeit in Anspruch. Denn Rom genoss dieser Tage einen friedvollen Sommer. Das römische Volk wurde von wenigen Sorgen geplagt und man konnte ausgelassener Stimmung sein. Nicht jeder strebte direkt seinem Platze zu. Man traf hier noch einen Bekannten, dort einen Freund oder Verwandte. Man verweilte, um einander zu begrüßen, ein Schwätzchen zu halten oder Wetten abzuschließen. Anders als bei den Spielen der Gladiatoren im Flavischen Amphitheater waren Männer und Frauen im Circus Maximus nicht voneinander getrennt. Das war ein Umstand, der vor allem von vielen jungen Leuten sehr geschätzt wurde.