Ludi Apollinares

  • Der Endlauf war, von Seiten des grünen Blocks auf jeden Fall, ein spannendes Rennen. Der eher mäßige Start des grünen Fahrers wurde zwar verhalten aufgenommen, aber schon wenige Augenblicke später verfiel die Menschenmasse, und so auch Balbus, in Anfeuerungsrufe für ihren Fahrer.


    Die fahrerische Leistung des Alexandros schien durch den Jubel und die Anfeuerungen tatsächlich sogar noch angetrieben zu werden, da der junge Fahrer schon in der Zweiten Runde vom drittletzten auf den dritten Platz vorkämpfen konnte. Das dies zum Teil auch am kleineren Fahrfehlern der anderen Fahrer liegen konnte, hätte im geschlossen auftretenden grünen Block sicherlich niemand zugegeben.


    Als sich Alexandros in der dritten Runde auf den zweiten Platz vorarbeitete, war der Block kaum zu halten und Balbus hatte schwer damit zu kämpfen über die recht wuchtigen Factioanhänger in den Reihen vor ihm, hinweg die Strecke zu sehen. Doch auch sowas gehörte dazu. Der Jubel ebbte erst etwas ab, als der grüne Fahrer in der sechsten Runde wieder einen Platz verlor. Die Menge hoffte natürlich noch immer darauf, dass der Fahrer diesen kleinen Patzer wieder ausbügeln konnte, doch jeder vernunftbegabte Römer wusste, dass es so kurz vor Schluss schon soetwas wie ein göttliches Eingreifen brauchte um noch viel Boden gutzumachen.


    Als Alexandros als dritter ins Ziel einfuhr, waren die meisten grünen Anhänger in einer recht wehmütigen Stimmung, auch wenn sie sich äusserst darüber freuten, dass der Fahrer, der erst so wenige Rennen gefahren war, trotz allem den dritten Platz erreicht hatte.


    Die Siegerehrung war für Balbus eher uninteressant und er blieb eigentlich nur um noch ein paar Menschen zu sehen und Gerüchte aufzuschnappen, doch als die Veranstaltung dann endgültig beendet war, war auch er unter den unzähligen grünen Fans, die den Block und auch den Circus verliessen um sich in einer Taverna die Kante zu geben.

  • Tolimedes war nicht zufrieden.


    “Sehr ordentlich, Jungs. Habt euch gut verkauft und seid sauber durchgefahren.“, hatte Dareios Mehaf und ihm zwar zugerufen, als sie langsam ausgerollt waren.


    Aber Tolimedes ahnte, dass der alte Champion ihnen vor allem Mut zusprechen wollte. Denn es war ihrer beider erstes Finale hier in Rom und im circus Maximus gewesen. Den leichten Schatten der Enttäuschung konnte allerdings auch Dareios nicht ganz überspielen.
    Natürlich war es bereits ein Erfolg gewesen, dass sie beide überhaupt in den Endlauf gekommen waren. Sie hatten keinen Sturz verursacht, keinen Unfall gebaut und sich nicht blamiert. Aber Tolimedes hatte nach der ersten Runde auf dem zweiten Platz gelegen und danach auch noch lange auf dem vierten. Da war der siebente und vorletzte am Ende zu wenig, um seinen brennenden Ehrgeiz zu befriedigen. Gut, er war vor Mehaf ins Ziel gekommen, dem härtesten Konkurrenten im eigenen Rennstall. Dieser Alexandros von der Praesina jedoch – und der war auch noch sehr jung und unerfahren – hatte ein glanzvolles Rennen abgeliefert und war dritter geworden.
    Von Alexandros würden die Menschen in den nächsten Wochen reden und ihm eine große Zukunft prognostizieren. Nicht aber von ihm, von Tolimedes, und das ärgerte ihn.


    Seine Laune besserte sich kaum, als er Mehaf über den Weg lief und der ihn rüde anrempelte.


  • Meine reizende Begleitung stellte seltsame Fragen. Unter anderen Umständen hätte sie mich damit zum Grübeln gebracht, hier war ich von dem Geschehen auf der Rennbahn ganz und gar in Anspruch genommen.
    “Ne, kneifen gilt nicht! Wir werden’s den Blauen schon zeigen! Seehr unfein, kann man so sagen.“, bekräftigte ich, und lächelte kühn (und sehr bescheiden) als sie meinte, das sei doch gefährlich. “Allerdings. Beim Equus October hat einer sich den Hals gebrochen. Armer Kerl, ein Bäcker, hätte bei seinem Backtrog bleiben sollen, er hatte kein Glück, und nen miesen Wagen, der wurde bloss von Reklame zusammengehalten… - Aurata, AURATA VOR!!!“


    Begeistert jubelte ich unserem goldenen Helden zu, als er sich immer weiter an der Spitze des Feldes näherte. Auch Celeste war jetzt etwas aufgetaut. Als sie nach den Knabbereien griff, fasste ich mir ein Herz und setzte mein Vorhaben in die Tat um: fasste zugleich mit ihr nach den Nüssen und streifte ihre Hand. Erst wie zufällig, dann hielt ich inne, blickte Celeste in die Augen. Tief in die Augen. Mit dem Daumen fuhr ich gefühlvoll über ihren Handrücken.
    Faustus, Heuchler!
    Ich hätte viel darum gegeben zu wissen was sie in dem Moment dachte. Mir jedenfalls war das auf einmal zu viel… Viel zu viel. Ich bekam so ein enges Gefühl in der Kehle, es war einfach falsch.
    Bevor es vollends unerträglich wurde, rauschte eine weitere Welle der Begeisterung durch unseren Block. Patroklos war jetzt ganz vorn! Erleichtert beendete ich die Berührung, sprang auf und brüllte mit den anderen aus voller Kehle: “Patroklos, PATROKLOS, VIVAT!!!“ und alles mögliche andere aufmunternde. Letztendlich kam er zwar nicht auf den ersten Platz, aber der zweite war auch eine tolle Leistung. Ein beachtlicher Erfolg für die Aurata! Und besonders freute ich mich hämisch, dass die Blauen trotz ihrer zwei Gespanne so schlecht abgeschnitten hatten.


    Während der Ehrenrunden sass ich verlegen neben Celeste, und vermied es, sie noch mal direkt anzusehen. Ich sprach ziemlich viel und ziemlich schnell über Wagenrennen, die Raffinessen der Gespanne und so weiter, und als das Rennen vorüber war verabschiedete ich mich so schnell die Höflichkeit es zuließ. Soviel zu meinem gallanten Plan, und soviel zu meinem freien Tag, dessen Rest ich freiwillig in der Castra verbrachte. Ich hatte diese dicken Mauern, hinter denen es nicht ein einziges weibliches Wesen gab, wirklich zu schätzen gelernt.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!