Ein halber Tag war noch verstrichen, nachdem der Sklavenjäger mit den custodes und den entflohenen Sklaven zurück gekehrt waren, Marcus hatte die Sklaven in das dreckigste carcerloch werfen laßen, daß sich überhaupt fand; ohne Wasser und ohne etwas zu Essen. Stunden um Stunden hatte er sich in seine Räumlichkeiten zurück gezogen und über alles nach gegrübelt, war in immer finstere und für ihn sehr untypische Gedanken verfallen, hatte sogar einige Becher Wein zu viel zu sich genommen, doch als die Sonne sich gen Horizont näherte, die Schattenwelt immer näher rückte und die mit jedem Moment der vertreichenden horae länger wurden, veranlaßte er, daß die Sklaven aus dem Kellerraum heraus gezerrt wurden. Mit den Händen immer noch hinter dem Rücken gefesselt wurden sie grob von Sklaven nach draußen getrieben und in die Richtung, wo der Garten in dem Hinterhof überging und wo man als Flavier nicht flannierte, sondern schon die Regsamkeit der villa zu spüren war. Erst einige Momente, nachdem die Sklaven dort ankamen, verließ auch Marcus das Haus, um mit verschloßener Miene, hinter dem Rücken verschränkten Armen und festem Schritt sich den beiden Männern zu nähern. Seine Augen streiften sie mit einem verächtlichen und abfälligen Blick, ehe er kurz in Richtung des Himmels sah. Karmesinrot hatte sich der Horizont verfärbt und versprach einen warmen und sehr sonnigen Tag folgend. Einige dunkle Vogelsilhouetten strichen über den Himmel und verschwanden hinter den Wipfeln von schwarzen Baumkronen. Marcus wollte sich nicht die Ausreden der Sklaven anhören, hatte keinen Sinn für ihre Ausflüchte oder Entschuldigungen, die sie anbringen könnten. Früher hatte sich seine Mutter um solche Dinge gekümmert, und ihre Strafen waren drakonisch gewesen; er wünschte sich, es wäre immer noch so, aber heute mußte er darum Sorge tragen.
Langsam richtete er seine Augen auf die wieder eingefangenen Flüchtlinge und er bemerkte durchaus, daß sie sehr geschafft aussahen und sie mit einigen Blessuren wieder kamen, besonders Hannibal, der ganz eingefallene Wangen hatte und auch sonst schon mit halben Schritt sich dem Hades näherte. Dennoch kam in dem Augenblick wirklich bei Marcus kein Mitleid auf, im Gegenteil, sie hatten seine Frau entführt, ihm höhnisch mit der Flucht ins Gesicht gelacht und dann noch den Sklaven von seiner Verwandten mit hinein gezogen. Mehrere Tausend Sesterzen hatte es ihn gekostet, diese Sklaven und insbesondere seine Ehefrau wieder zurück zu bekommen, wobei man bei Letzteren wohl kaum von 'zurück' sprechen konnte, da sie sich aus Rom entfernt hatte und andeutete, für eine lange Weile nicht zurück zu kommen. Wer konnte es ihm da verdenken, daß er einfach stinkwütend auf die Sklaven war? Hannibal ignorierte Marcus jedoch vorerst noch und fixierte den parthischen Sklaven, ahnend, daß er der Quell der Rebellion war, obwohl er es auch Hannibal zu traute.
„Du erinnerst Dich sicherlich noch an unser erstes Gespräch, nachdem Du in die villa Flavia gekommen bist. Was habe ich Dir gesagt, wenn Du fliehen solltest?“