Cohors V, Centuria I - Stube des Centurios Lucius Quintilius Valerian

  • Valerian nickte. "Von der Beförderung zum Decurio hatte ich gehört. Ja, das muß Primus sein. Sie ist eine Scriba in der Verwaltung und eine Taberna haben sie?" Ganz schön umtriebig. Ob Primus sich da nicht ein wenig übernahm? So kannte er ihn gar nicht. Anscheinend hatten sich in Germanien einige Personen sehr verändert. Vielleicht sollte er versuchen, in absehbarer Zeit selbst einmal einen Auftrag zu erhalten, der ihn dorthin führte.


    Als Eburnus nach Philogena fragte, verdüsterte sich Valerians Miene. "Man, Du warst echt lange weg. Philogena ist inzwischen verheiratet. Mit keinem geringeren als unserem früheren Praefectus Praetoriu Caecilius Crassus. Und sie war nicht unglücklich darüber, als sie es mir sagte." Da war für ihn das schlimmste gewesen. Nach wie vor. "Ich dachte, ich könnte mich nie wieder verlieben. Aber es ist doch geschehen. Germanica Calvena heißt sie und sie ist wirklich wunderbar! Ihr Onkel hat bereits in eine Heirat eingewilligt. Und unser Patron will sich dafür einsetzen, daß ich eine Heiratserlaubnis erhalte."

  • Herrje, wie lange war er denn nun weg gewesen? Hatte er am Ende Jahre verschlafen???


    Oje, tut mir leid für dich und herzlichen Glückwunsch. Wer ist denn ihr Onkel? Vielleicht kenne ich ihn ja, ich hatte schon mit Germanicern zu tun.


    Gut, eigentlich nur mit einem und auch nur indirekt, aber Quintus war nun mal nicht gut darin Leute zu vergessen, die seiner Familie hinterherschnüffelten, oder seinem Patron...

  • Valerian mußte schmunzeln, als er Eburnus' Gesicht sah. "Mit Philogena ist ein Stück meines Herzens gegangen. Aber dennoch liebe ich Calvena wahrhaftig. Sie ist ungewöhnlich. Voller Leben und Tatendrang. Ihr Onkel ist der Senator Germanicus Sedulus. Vielleicht kennst Du ihn wirklich? Er ist ja sehr mit Germanien verbunden." Von Hinterherschnüffelei wußte Valerian nichts. Er hatte aus dem Mund des Sedulus nichts Negatives über die Duccier gehört.

  • Nun, die Liebe geht seltsame Wege. Germanicus Sedulus also, und er ist jetzt Senator? Meine Familie hatte mit ihm zu tun, als er als Quästor einige Ungereimtheiten bei der Ala untersuchte. Er hat die ganze Sachen fallen gelassen, soweit ich weiß, aber einige Personen in Mogontiacum haben wohl versucht, Sedulus gegen meine Familie zu instrumentalisieren, um die duccischen Handelsverbindungen zu stören.


    Es war alles schon so lange her, dass Quintus Mühe hatte, die Fakten in seinem Schädel zurechtzulegen.


    Naja, jedenfalls gibt es eigentlich nichts Negatives über ihn zu sagen, außer vielleicht, dass er besser bei uns als im Senat wäre. Er war damals ziemlich genau und unnachgiebig, wenn ich mich richtig erinnere.


    Der Duccier grinste...

  • Valerian nickte. "Er ist schon eine ganze Weile Senator. Als er Quästor war, das ist aber auch schon echt lange her. Wer hat denn da versucht, gegen Deine Familie zu intrigieren?" Die Frage war zwar neugierig, aber man konnte ja nie genug Informationen haben. Außerdem war er schließlich mit den Ducciern verwandt. Und wer sich gegen sie wandte, wandte sich somit quasi auch gegen ihn.


    "Genauigkeit und Unnachgiebigkeit können dem Senat aber auch nicht schaden, finde ich. Und auch in den höheren Ämtern sind diese Eigenschaften nicht zu verachten." Er erinnerte sich an sein Gespräch mit Sedulus. Demnach hing er zwar sehr an Germanien, schien sich aber nicht für geeignet zu halten, einmal Statthalter dieser Provinz zu werden.

  • Ich weiß nichts Genaues, aber es gibt in Mogontiacum wohl eine Front römischer Bürger gegen das Handelshaus meiner Verwandten und auch gegen die diversen Ämter, die Duccier in den Rängen der Stadt- und Regionsverwaltung inne haben. Reiner Neid, wenn du mich fragst, aber in gut römischer Tradition versuchen diese Herrschaften natürlich, gegen Nichtrömer mit Macht, Geld und Befugnissen zu conspirieren. Mir wurde sogar zugetragen, dass diese Gruppe vermutlich hinter mindestens einem Fall von Entführung und Folter steckt.


    Quintus musste hart schlucken, als er an das dachte, was ihm im Vertrauen erzählt worden war.


    Zu schade, dass meine Verwandten nur keiserliche Hoflieferanten sind und um einige Ecken mit dem Imperator Augustus verschwägert. Sie fallen leider nicht in unseren Aufgabenbereich. Es juckt mich nämlich ziemlich, auch jetzt noch Nachforschungen anzustellen und ein wenig für Gerechtigkeit zu sorgen.


    Der Duccier lächelte matt, während er immer noch an die arme Sveija dachte...

  • "Das klingt aber ziemlich ernst", stellte Valerian fest. "Immerhin handelt es sich auch um meine Verwandten. Also, wenn Du weitere Anhaltspunkte hast oder eine Idee, wer dahinterstecken könnte, dann helfe ich Dir gerne bei den Ermiittlungen. Sicher, solche Dinge sind echt römisch. Wenn eine Familie zu mächtig wird, fangen andere an, ihr Hindernisse in den Weg zu legen und gegen sie zu intrigieren. Aber gefallen lassen muß man es sich deswegen nicht."

  • Ich schätze, dass mein Bruder und Lando eine ziemlich klare Vorstellung davon haben, wer zumindest zum Kreis der Verdächtigen gehört. Aber bei der misshandelten Person handelt es sich nicht um ein Mitglied der Familie... zumindest nicht im herkömmlichen Sinn. Von daher haben wir da kaum eine Handhabe. Und du weißt ja, wie das ist: Wir und die Kameraden von den anderen Einheiten dürften wohl mit die letzten sein, die sich noch selbst die Finger schmutzig machen. Alle anderen beauftragen Söldner oder Killer für solche Dinge, vor allem je höher sie in Rang und Namen stehen.


    Quintus konnte sich schon denken, dass es nicht gerade einfache Händler auf dem Markt von Mogontiacum waren, die Entführungen planten oder planen ließen, deren Ausführung durchaus sogar den Praetorianern Ehre gemacht hätte...

  • "Ich finde das alles schon ziemlich bedenklich." Valerian wollte nicht zu sehr nachbohren. Ganz offensichtlich wollte Eburnus ihn nicht so sehr mit in die Sache hineinziehen, daß er Namen nannte. "Ich kann Dir nur meine Hilfe anbieten, solltest Du etwas unternehmen wollen. Immerhin ist auch meine Familie berührt, wenn Deine in den Schmutz gezogen wird. Außerdem habe ich mich mit den Mitgliedern Deiner Familie eigentlich immer gut verstanden." Auch hatte Valerian nicht vergessen, daß die Duccier einigen seiner Verwandten Gastfreundschaft gewährt hatten.

  • Quintus hatte am Tor nach dem Rechten gesehen und dort einen Brief für Valerian in die Hand gedrückt bekommen.
    An der Stube des Centurio angekommen klopfte der Optio, wartete die Aufforderung zum Eintreten ab und ging dann hinein.


    Ein persönlicher Brief für dich, Herr.


    Er reichte Valerian den Brief...


    Lucius Quintilius Valerian
    Castra Praetoria
    Rom



    Valerian,


    Ich weiß gar nicht wie ich beginnen soll. Eigentlich hatte ich selber kommen wollen, aber ich habe es zeitlich nicht mehr geschafft. Wie geht es Dir? Es ist schon so lange her, dass ich etwas von Dir gehört habe. Ich hoffe sehr, dass Du wohlauf bist!
    Meine Zeit ist nun gekommen, ich werde nun aufbrechen müssen. Mein Verlobter wurde nach Ägypten beordert und ich werde ihn bekleiden. Es ist ein komisches Gefühl Rom zu verlassen und zu wissen so schnell nicht mehr wieder zu kommen. Alles ging sehr schnell, erst vor wenigen Tagen wurde ihm bescheid gegeben und nun ist es so weit.
    Ich habe ein wenig Angst vor der Reise und vor allem Neuen, aber das habe ich nicht gesagt, denn ich möchte niemanden beunruhigen.
    Ich würde mich sehr freuen wenn Du Dich bei mir meldest, wenn Du mir schreiben würdest und wenn wir in Kontakt bleiben könnten.
    Ich habe Deine letzten Worte damals nie vergessen!


    Vale
    Die Götter mögen Dich schützen Valerian


    Philogena

  • Quintus zuckte mit den Schultern.


    Warten wir einfach ab, was sich noch ergibt. Ich hoffe, mein Bruder oder Lando sind weise genug, mir zu Schreiben, was in Mogontiacum vor sich geht.


    Er nahm noch einen Schluck Essigwasser.


    So, jetzt muss ich aber los. Der neue Decurio der Equites wartet bestimmt schon vor der Principia auf mich.

  • Das hoffte Valerian auch. Immerhin saßen sie hier an einer Stelle, von wo aus sie gute Kontakte pflegen konnten. Und sicher auch das eine oder andere für Mogontiacum bewegen, wenn sie mit den richtigen Leuten sprachen.


    "Der neue Decurio, was ist er für ein Mann? Kenne ich ihn?" Valerian überhörte das mit der Eile kurzerhand, denn dies interessierte ihn doch noch.

  • Zitat

    Original von Quintus Duccius Eburnus
    Quintus hatte am Tor nach dem Rechten gesehen und dort einen Brief für Valerian in die Hand gedrückt bekommen.
    An der Stube des Centurio angekommen klopfte der Optio, wartete die Aufforderung zum Eintreten ab und ging dann hinein.


    Ein persönlicher Brief für dich, Herr.


    Er reichte Valerian den Brief...


    Valerian hatte sein Gladius auf den Knien, um es der notwendigen Pflege zu unterziehen. Zwar brauchte er seine Ausrüstung nicht mehr selbst zu pflegen, doch bei seinem Gladius war er eigen. Immerhin hatte er es von seinem Patron geschenkt bekommen. Und nach wie vor, konnte er mit dieser Waffe am besten umgehen. Sie selbst zu pflegen, war ihm ein inneres Bedürfnis.


    "Salve, Eburnus. Ein Brief? Danke." Er nahm ihn entgegen, öffnete ihn und las. Dabei wurde er nach und nach blasser. Und seufzte schließlich, als er ihn sinken ließ. "Er ist von Philogena. Sie geht mit ihrem Mann nach Aegyptus." Sicher, er hatte von der Ernennung gehört. Aber dabei irgendwie verdrängt, was das für Philogena bedeutete. Er legte den Brief beiseite. Sollte er ihr antworten? Oder lieber nicht? "Vielleicht ist es gut so. Dann ist sie weit weg und ich muß mich nie fragen, ob sie oder Calvena für mich die richtige Frau ist." Eigentlich waren es Gedanken, doch er sprach sie laut aus.

  • Er heißt Decimus Atius Romanus und war ursprünglich bei der Ala II in Confluentes. Er war auch in Borbetomagus mit dabai, damals noch als Vexillarius. Es könnte sein, dass du ihn dort einmal getroffen hast.


    Quintus wandte sich zum Gehen, drehte sich an der Tür aber nochmal um.


    Oh, er hat noch etwas mit uns gemeinsam... Er hat denselben Patron.

  • Zitat

    Original von Quintus Duccius Eburnus
    Er heißt Decimus Atius Romanus und war ursprünglich bei der Ala II in Confluentes. Er war auch in Borbetomagus mit dabai, damals noch als Vexillarius. Es könnte sein, dass du ihn dort einmal getroffen hast.


    Quintus wandte sich zum Gehen, drehte sich an der Tür aber nochmal um.


    Oh, er hat noch etwas mit uns gemeinsam... Er hat denselben Patron.


    Valerian grübelte. Atius Romanus. "Also an den Namen erinnere ich mich nicht. Aber vielleicht, wenn ich ihn sehe. Ach, es wird sicher mal Gelegenheit geben, mit ihm zu sprechen." Schon schien das Gespräch beendet zu sein, als Eburnus noch etwas hinzusetzte. "Tatsächlich? Dann wird es sich kaum vermeiden lassen, daß wir zusammentreffen." Seine Mundwinkel verrieten ein leichtes Lächeln. Klug von Balbus, sich mit seinen Klienten zu umgeben. "Dann bis später."

  • Zitat

    Original von Quintus Duccius Eburnus
    Quintus zuckte die Schultern.


    Und deine zukünftige Frau muss sich das auch nie fragen. Das haben die Götter dann doch gut gefügt, oder?


    "Ja, so ist es." Trotzdem. Ein sehr eigenartiges Gefühl blieb. Als hätte er etwas versäumt. Doch er wußte nicht, was dies sein konnte. Also schob er es beiseite und verdrängte es. Vorerst zumindest.

  • Balbus war ein Wenig in der Castra umhergewandert. Immer gefolgt von seinem eifrigen Scriba war er offensichtlich ziellos über die Lagerstrassen geschritten, hatte dabei das eine oder andere Mal kurz Halt gemacht um mit verschiedenen Milites und Offizieren zu reden oder etwas Auffälliges an einem der Gebäude zu betrachten. Irgendwann hatte er dann seinen Scriba weggeschickt und war, so unverschämt auffällig dass es schon wieder unauffällig war, auf die Baracke der ersten Centurie der fünften Cohorte zugesteuert. Dort ging er zur Stube des Centurios und öffnete, ohne anzuklopfen, die Tür um sich Zutritt zu verschaffen.


    "Salve Centurio. Hast du einen Moment Zeit für mich?" fragte er in die Unterkunft hinein, während er eintrat. Das es vor allem eine rhetorische Frage war, war mehr als offensichtlich, denn sicherlich würde er kein Nein akzeptieren, wenn er sich schon extra hierher begab.

  • Jemand trat ein, ohne anzuklopfen? Schon holte Valerian tief Luft, um den vermeindlich unverschämten Burschen so richtig zusammen zu stauchen, da erkannte er den Praefecten, seinen Patron. Er rettete sich schnell in ein kurzes Husten und erhob sich von seinem Platz am Schreibtisch, um zu salutieren. "Salve, Praefectus Prudentius. Selbstverständlich habe ich Zeit für Dich. Darf ich Dir etwas zu trinken anbieten?" Er winkte seinem Burschen, damit der sich darum kümmerte.


    Warum kam Balbus denn hierher? Er hätte ihn doch einfach zu sich befehlen können? Sehr eigenartig.

  • Balbus liess sich von dem Burschen etwas Wasser geben und sorgte dann mit einer unmissverständlichen Geste dafür, dass alle Anwesenden ihn und Valerian allein lassen sollten.
    Während sich so die ganze Stube leerte, nahm Balbus einfach auf einem herumstehenden Sitzmöbel Platz.
    "Ich habe über deine Karriere nachgedacht." begann Balbus dann.

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