[THEATRVM MARCELLI] Titi Macci Plavti ~~AULULARIA~~

  • Calvena amüsierte sich ebenso, wie das restliche Publikum. Es war ein erfrischendes und heiteres Stück, die Schauspieler wussten sich in Szene zu stezen und das Publikum ging bei jedem Scherz mit.
    Zustimmend nickte sie, als Cara einen Vergleich zwischen Euklio und den patrizischen Genten Roms zog. "Du hast recht! Nur lass das die Patrizier nicht hören!" kicherte sie.


    Nachdem nun Megadorus die Bühne verlassen hatte, rief der alte Euklio, dabei stolperte er schon wieder über seinen langen Bart, ins Haus nach seiner Staphyla.


    He! Wo steckst du, die du allen Nachbarn schon geplappert hast, Daß ich meiner Tochter Brautschaz rüsten wolle?
    Staphyla! Hörst du nicht? Ich rufe dich.
    Flugs! Geh hinein und spüle mir Die Gefässe rein und blank. Denn eben hab' ich Megador Meiner Tochter Hand versprochen; heute wird sie seine Frau.


    Staphyla kam aus dem haus gewackelt.


    Gott gesegn' es! Doch es geht nicht an; es kommt mir allzu rasch.


    Schweig' und geh! Mach' Alles fertig, bis ich heim vom Markte bin.
    Schleuß das Haus. Bald bin ich wieder hier zurück.


    Euklio ließ sie stehen und verließ die Bühne.


    Was thu' ich jezt? Nahe steht das Unheil uns, mir und der Tochter meines Herrn.
    Nahe rückt die Niederkunft, und ihre Schande kommt zu Tag.
    Was bis jezt verborgen war und heimlich, kann's nicht länger sein.
    Geh' ich nun, daß, wenn der Herr kommt, fertig ist, was er befahl!
    Denn vor einem Trank, gemischt mit Weh und Wermuth, bangt mir schon.


    Nun war die Bühne leer und der zweite Akt hatte sie seinem Ende geneigt.

  • Das Stück war wirklich köstlich und die Schauspieler verstanden ihr Handwerk. Valerian wischte sich die Lachtränen aus den Augen und schlug sich vergnügt auf die Schenkel. Fast war es schade, daß schon wieder eine Pause eintrat. "Was für ein herrliches Stück!", sagte er in begeistertem Tonfall zu den beiden jungen Frauen und strahlte Calvena an, die ja immerhin diesen Theaterbesuch geplant hatte und somit für den ganzen Spaß verantwortlich war.


    "Darf ich euch zu einem Becher verdünnten Weines einladen? Oder, wenn euch das lieber ist, zu Fruchtsaft? Die Händler sind schon wieder unterwegs."

  • Cara nickte und pflichtete Valerian bei "Da kann man nur zustimmen, sehr amüsant."


    Auch der Rest des Publikums schien begeistert, von überall hörte man lobende Worte über die Darbietung.


    Auf die Einladung lächelte sie und nickte "Gern, wer könnte bei der netten Geste nein sagen."

  • Kaum begann die Pause, tauchten auch wieder die Händler auf, nur diesmal waren sie, was zumindest Cara, Valerian und Calvena anging, nicht ganz so aufdringlich, sondern wartete in Hörweite darauf, dass man sie zu sich winkte. Gespräche setzten ein und es wurde das Stück in allen Einzelheiten beleuchtet. Vorallem aber hörte man viel Lob über die Schauspieler heraus, denn Teilweise hatte das Publikum Tränen gelacht und sich auf seinen Plätzen gekringelt.


    Calvena war sehr froh darüber, dass dieser Tag kein vollkommenes Disaster war, schließlich hatte sie den Einfall gehabt sich Plautus Stück anzusehen. Valerian strahlte sie begeistert an und sie konnte nur zurück Lächeln. "Vollkommen gelungen!" stimmte sie zu.


    "Etwas Wein wäre gut!" stimmte sie zu. Es war trotz der vielen Sonnensegel doch verdammt warm.

  • Da die Damen zugestimmt hatten, winkte Valerian einen der Händler heran und orderte drei Becher verdünnten Weines. Bei einem anderen erstand er Honiggebäck, denn seiner Erfahrung nach waren alle Frauen Naschkatzen. Mit den erstandenen Leckereien wandte er sich den Damen wieder zu. "Hier bitte. Greift zu."


    Nachdem die Becher verteilt waren, hob Valerian den seinen zum Anstoßen. "Auf einen ganz wunderbaren Nachmittag!", brachte er einen Trinkspruch aus. Selten hatte er sich so gut amüsiert wie heute. Noch dazu in so reizender Gesellschaft.

  • Der eine Händler schien fast über seine eigenen Füße zu stolpern, als er eilig an sie heran trat. Mit leicht aufdringlichem Tonfall versuchte er mehr loszuwerden, als süßes Gebäck und verdünnten Wein, doch ein weiterer finsterer Blick Valerians reichte aus um diesen wieder davon zu scheuchen. Manche schienen es wohl nie lernen zu wollen.


    Mit einem dankbaren Lächeln nahm sie Valerian beides ab. Er hatte Recht, jede Frau liebte Süßes und freute sich über so eine kleine Aufmerksamkeit. Was konnte es besseres zu einem Theaterbesuch geben. Nette Begleitung, Wein und Nachwerk.
    „Vielen Dank!“ lächelte sie Valerian zu und hob dann ebenfall den Becher um auf diese wundervollen Tag anzustoßen.


    Nach dem sie am Wein genippt hatte, legte sie den Kopf leicht schief. „Nun, wie sieht’s aus, finden wir eine neue Wette?“ lachte sie.

  • Da hatte er doch wieder ins Schwarze getroffen. Valerian lächelte erfreut, als er sah, wie gern das Honiggebäck von den Damen angenommen wurde. Die Händer wieder zu verscheuchen, war nicht weiter schwer, anscheinend hatten sie schon begriffen, daß mit Valerian nicht gut Kirschen essen war, wenn sein Zorn erst einmal geweckt wurde.


    "Eine neue Wette? Hm. Vielleicht ob die Vorführung bis zu Ende aufgeführt wird oder vorher durch Prügeleien gestört wird?" Er lachte, es wäre nicht das erste mal, daß den Zuschauern das Ende des Stücks vorenthalten wurde, weil die Schauspieler kräftig verprügelt worden waren. "Hat Dich gar das Wettfieber gepackt?", fragte er augenzwinkernd.

  • Calvena glaubte Valerian sofort, dass so einige Stück nie ein Ende fanden, denn die Erregung des Publikums war deutlich zu spüren und die Gefühle kochten an einigen Stellen über. Nun kam es an einigen stellen zu ernsthaften Streitereien, denn das Wetter und der Genuss von zu viel Wein taten ihr übriges um die Gemüter zu erhitzen. Aber noch wollte sie nicht so recht glauben, dass dieses Stück unterbrochen wurde, denn die Schauspieler hatten Talent und Witz und schienen eine Menge Spaß an Plautus Stück zu haben.
    „Wenn das so ist, deine Wette halt ich!“ meinte sie im Brustton der Überzeugung, betrachtete aber dabei etwas kritisch, wie sich nun zwei Matronen an die Gurgel gingen. Anscheinend waren sie darüber in Streit geraten, wer der bessere Schauspieler war. Calvena ahnte, dass wohl die ein oder aber beide Damen die Schauspieler als ihre Bettgefährten sammelten. Ihr Gekeife war selbst in den obersten Rängen noch deutlich zu hören.


    Na hoffentlich ende ich niemals so, schoss es ihr durch den Kopf ehe sie sich wieder an Valerian wandte.
    „Also, das Stück wird beendet!“ sagte sie entschlossen, aber breit grinsend. „Und ja, das Wettfiber hat mich gepackt!“ lachte sie. Jetzt hatte glatt die eine Matrone ihre Perücke verloren und ihr spärliches graues Haar zeigte sich den umstehenden Menschen. Sie kreischte entsetzt auf und ergriff heulend die Flucht.

  • Valerian lachte vergnügt auf. "Gut, ich sage, eine fürchterliche Prügelei wird verhindern, daß dieses Stück bis zu seinem Ende kommt." Fast hatte er den Eindruck, daß sie großes Interesse an seinem Wetteinsatz hatte. "Wie Du siehst, komme ich meinem Sieg schon näher." Er lachte und deutete auf die beiden keifenden Frauen. "Wenn man das dort sieht, sind die Schauspieler nicht um ihre Anhänger zu beneiden. Da bevorzuge ich doch die bewundernden Blicke, die uns folgen, wenn wir über das Forum marschieren." Seine Augen blitzten ein wenig übermütig, da er gespannt darauf war, wie sie darauf reagieren würde.

  • Neugierig hatte sie den kurzen Disput der beiden Frauen verfolgt und schüttelte leicht verwundert den Kopf. Ging es etwa bei Gladiatorenkämpfen auch so zu, dass sich Frauen um die Aufmerksamkeit eines Sklaven prügelten, der im Grunde nur das tat was man ihm befahl. Leicht schüttelte sie den Kopf, nur um dass herauszufinden würde sie bei den nächsten Kämpfen zusehen, auch wenn sie nicht viel für solche blutigen Spiele erübrigen konnte. „Das war nur ein kurzer Zwist unter Freundinnen, ich sage dir, nach dem Theater siehst du die Beiden wieder die Köpfe zusammen stecken und tratschen!“ prophezeite sie. Ehe sie sich wieder ihrem Begleiter zuwendete. Ein Stirnrunzeln zeigte sich auf ihren Zügen, als er sie ein wenig aufzog. Doch dann grinste sie breit.


    „Die Frauen werden doch nur von euren Waffen davon abgehalten sich auf euch zu stürzen und die Kleider vom Leib zu reißen… die armen Schauspieler können sich doch gegen so viel Weiblichkeit kaum zur Wehr setzen!“ witzelte sie keck. Schließlich kicherte sie wieder, als sie sich vorstellte, wie eine der dicklichen Matronen nackt auf die Bühne sprang und einen Schauspieler hinter die Kulissen zerrte. Oder wie andere Frauen flüchtenden Soldaten nachstellten, nur um ein kurzes Vergnügen zu bekommen. Rom war zwar ein Sündenpfuhl aber dann doch noch nicht so tief gesunken. Zumindest glaubte sie das.


    Eifersüchtig auf den Gedanken, dass Valerian vermutlich so einige Verehrerinnen hatte, war sie nicht wirklich, schließlich war er hier mit ihr zusammen und kurz vorher hatten sie sich beide indirekt ihre Gefühle füreinander gestanden. Sie war sich ziemlich sicher, dass er es ernst mit ihr meinte und nicht daran dachte mit ihr zu spielen.

  • "Nach der Blamage mit der Perücke? Glaub ich nicht, das ist Grund genug für eine immerwährende Fehde", behauptete Valerian frech und fand, daß es fast eine neue Wette wert wäre, wenn sie eine Möglichkeit hätten, den Ausgang der Angelegenheit zu überprüfen. Doch das würde ihnen wohl verwehrt bleiben, kannte sie diese beiden Frauen doch schließlich nicht.


    "Ja, ganz genau. Und nun weißt Du, warum Praetorianer Waffen tragen dürfen und es auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit tun. Stell Dir nur mal vor, was solche Furien mit uns tun würden! Nein, nein, das kann man auf keinen Fall riskieren. Die Schauspieler tun mir wirklich leid, denn solche Verteidigungsmöglichkeiten wie wir haben sie nicht. Vielleicht heißt es deshalb, viele von ihnen seien Liebhaber von Männern? Eine reine Schutzbehauptung!" Er lachte wieder ausgelassen. Das Stück hatte ihn in etwas übermütige, fast alberne Stimmung versetzt.


    Eifersüchtig schien sie ja nicht gerade zu sein. Aber sie hatte ja auch wirklich keinen Grund dafür.

  • Leicht kritisch sah sie ihn an. „Da kennst du uns Frauen aber schlecht. Lass eine gemeinsame Feindin auftauchen und schon sind die Beiden wieder beste Freundinnen!“ kicherte sie. Ob sie diese Behauptung jemals überprüfen würde können bezweifelte sie, es sein denn ihr begegneten die Damen in der Therme. Das musste dann aber schon ein großer Zufall sein.


    Sie lachte auf, als er ihren Scherz aufnahm und noch etwas überspitze. Ein wissendes Lächeln trat auf ihre Züge, als er dreist behauptete es wäre ein Alibi, dass es einige Schauspieler mit Männern trieben. „Nun…. ich weiß aus zuverlässiger Quelle das einige dieser Schauspieler tatsächlich eher auf einen stattlichen Mann anspringen, als auf ein paar pralle Brüste!“ Wer unter Gauklern aufwuchs, erlebte so einiges Mit und erfuhr Dinge, die man niemals hatte wissen wollen. Vor allem wenn man die Herren in flagrante erwischte. Damals war sie noch etwas zu jung gewesen um die Zusammenhänge zu verstehen, doch einige Zeit später hatte man ihr dies dann erklärt. „Auf den ersten Blick kann man so was selten erkennen….“ Sie hatte etwas die Stimme gesenkt und dann Valerian zugezwinkert.

  • "Das müßte aber schon eine mächtige Feindin sein, die diese beiden vereinen sollte", wagte Valerian weiterhin zu zweifeln. "Wirklich schade, daß es uns wohl nicht vergönnt sein wird, das Geschehen zwischen diesen beiden weiter zu verfolgen. Das wäre eine weitere Wette durchaus wert. Und eine vergnügliche wäre es obendrein." Er lachte ausgelassen.


    Doch das verging ihm dann für einen Moment, als bei ihm durchsickerte, was Calvena da andeuten wollte. Er verschluckte sich beinahe, dann lachte er. "Du glaubst wirklich, ein Mann wie ich hätte Chancen bei einem der gutaussehenden Burschen da unten?" Er strich sich über die Haare, als wollte er sich herausputzen und schaute dann mit herausforderndem Blick auf die Bühne.

  • Leise lachte sie. Valerian hatte durchaus recht, aber Frauen waren oftmals unberechenbar. Die größten Freundinnen konnten die erbittertesten Feinde werden und doch war es möglich, dass aus ihnen dann wiederum Freundinnen wurden. Es kam auf die Situation an, es konnte eine Banalität sein oder auch der Weltuntergang. „Wirklich schade... vielleicht laufen sie uns ja irgendwann wieder über den Weg, dann werden wir es sehen!“ kicherte sie, hegte aber keine großen Hoffnungen, dass dies eintreten würde. Vermutlich würden sie nie erfahren, wer denn nun von ihnen Beiden recht hatte.


    Als sich Valerian dann losprustete und sich ein wenig herrichtete, kicherte sie laut los. Denn der Blick ihres Begleiters glitt auch noch spielerisch zur Bühne herunter. Leicht zwinkerte sie ihm zu. „Nun…. warum nicht…. aber ich glaub, vorher müssen die Herren an mir vorbei!“ zwinkerte sie und senkte dann noch ein wenig die Stimme. „Ich lass dich nämlich nicht so schnell gehen,“ vertraute sie ihm leise an und drückte seine Hand.

  • Wieder mußte Valerian lachen. "Oh, ich bin gefangen! Helft mir! Helft mir! Sie will mich nicht aus ihren Fängen lassen, läßt mich nicht zu meinen Liebsten!", tat er verzweifelt und warf die Hände theatralisch in die Höhe. Einige Zuschauer in der Nähe drehten sich nach den beiden um, merkten aber, daß es ein Spaß war und lachten einfach mit. "Ja, lacht nur! Ihr seid ja nicht verstrickt in diesem Netz!" Aber er mußte wieder lachen und sah dabei aus wie ein Kater, der von der Sahne genascht hatte.

  • Ein verschmitztes Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen und ihre Augen funkelten vergnügt. "Pass nur auf..." drohte sie kichernd mit tiefer Stimme. "Das Unglück hat dich bereits fest im Griff!" kurz klang sie völlig verschroben doch dann lachte sie lauft auf. Als es jedoch laut schepperte, zuckte sie zusammen und blickte zur Bühne herunter.


    Der Dritte Akt kündigte sich an, als scheppernde Kupfertöpfe auf dem Boden landeten und zwei recht beleibte Herren auf die Bühne traten. Es waren Anthrax und Congrio, zwei Köche. Ihnen folgte mehrere überschminkte Schauspieler in äußerst kurzen Kleidchen. Man sah eindeutig bei diesen Herren zu viel, denn sie sollten leichte Flötenspielerinnen darstellen. Auch trugen sie übertriebene Perücken und viel zu große Instrumente bei sich, ihre Namen sind Phrygia und Eleusium.
    Ihnen voraus ging Strobilus der Knecht des Megadorus.


    Das Publikum kehrte zu seinen Plätzen zurück betrachtete gebannt das Geschehen auf der Bühne.


    Nachdem der Hausherr eingekauft, die Köche dann Und hier die Flötnerinnen auf dem Markte sich Gedungen,
    da gebot er mir, hieherzugehn,
    Und all die Küchenspeisen in zwei Hälften hier
    Zu theilen.


    Mich, das sag' ich offen, theilst du nicht.
    Soll ich wohin geh'n ganz und gar, dann geh' ich mit.


    Da seht den saubern, den verschämten Gassenkerl! Wenn nun dich Jemand wollte, ließest du dich da Nicht theilen?


    Anthrax, was ich sagte, meint' ich nicht So, wie du mir's auslegst.


    Mein Herr, ihr wißt es schon? Macht heute Hochzeit.


    Wessen Tochter führt er heim?


    Die Tochter unsers nächsten Nachbars Euklio.
    Der eben nimmt die Hälfte von den Speisen hin, Den einen Koch und eine Flötenspielerin.


    Er kriegt die eine Hälfte, und die andre wir?


    Ganz, wie du sagst.


    Was? Konnte denn der Alte nicht Zu seiner Tochter Ehrentag für eignes Geld Einkaufen?


    Pah!


    Was willst du damit?


    Was ich will? Kein Bimstein ist so trocken, wie der alte Mensch.


    Ist's wirklich also, wie du sagst?


    Urtheile selbst!
    Schleicht Rauch von seinem Herde sich zum Dach hinaus, So schreit er gleich um Hülfe Gott und Menschen an,
    Er sei verloren, ruinirt an Hab' und Gut.
    Ja, wenn er Abends schlafen geht, so schnürt er sich Den Beutel um den Hals.


    Warum?


    Damit ihm ja Im Schlaf von seinem Odem nichts verloren geht.


    So stopft er wohl sich auch die hintre Kehle zu, Damit er da von seinem Odem nichts verliert?


    Ich muß dir's billig glauben, wie du mir geglaubt.


    Ich meinerseits, ich glaub' es.


    Nun was Andres noch: Er weint um's Wasser, wenn er sich die Hände wäscht.


    Der Alte schenkt uns meinst du nicht? wohl ein Talent, Uns frei damit zu kaufen?


    Nein, und wolltest du Von ihm den Hunger borgen, traun, er gäb' ihn nicht. Ja, neulich schnitt sein Bader ihm die Nägel ab; Da sammelt' er und hob sich alle Schnizel auf.


    Du schilderst uns hier einen sparsam Sparsamen. Wie kann ein Mensch so gar erbärmlich sparsam sein?


    Jüngst stahl ein Weih ihm aus der Schüssel seinen Brei.
    Da trollt der Mensch laut heulend sich zum Prätor hin, Und fordert jammernd, daß es ihm gestattet sei, Den Weih zu stellen vor Gericht.
    Ich könnte dir Noch tausend Streiche melden, hätt' ich Zeit dazu.
    Wer ist von euch der flinkste? Das bedeute mir.


    Ich bin es, bin bei weitem mehr –


    Ich frage da Nach einem Koch und keinem Dieb.


    So meint' ich's auch.


    Strobilus wendet sich an Anthrax.

    Was sagst du?


    Ich bin, wie du hier mich sehen kannst.


    Das ist ein Leichenkoch, der nur den neunten Tag Zu kochen geht.


    Anthrax wendet sich an Congrio.

    Mensch, deinen Namen schreib' ich mit Vier Zeichen: Dieb
    und du wolltest mich herunterzieh'n?


    Ich wär' ein Dieb? Ja, Dieb du selbst, Vierviertelsdieb


    Still jezt! – Und welches von den beiden Lämmern ist Das fett'ste –


    Entschlossen schnappt sich Congrio eines der Tiere, welche wirklich als lebende Tiere auf der Bühne standen.

    Darf ich's nehmen?


    Strobilus deutet auf das andere Tier.

    Nimm das, Congrio, Und geh hinein in jenes Haus!


    Er scheucht auch einige Sklaven herum.

    Ihr – folget ihm!


    Ihr andern kommt hieher zu mir!


    Du theiltest hier Unrichtig; jene haben ja das fett'ste Lamm.


    Du kriegst dafür die fett'ste Flötenspielerin Durch die vielen Opfer und heiligen Mahlzeiten, bei welchen diese Personen zugegen waren, wurden sie rund und fett.
    Du, Phrygia, geh mit ihm hinein.
    Eleusium, Du gehst mit uns.


    Du Falscher, du verstößest mich Zum alten Geizhals hier in's Haus!
    Da muß ich mich, Verlang' ich etwas, heiser schrei'n, bevor ich es Erhalte.


    Traun, ein thöricht undankbar Geschäft, Für Einen sorgen wollen, wenn er's nicht erkennt!


    Wie so?


    Du fragst?
    Vor Allem hast du keinen Lärm Und kein Gedräng im Hause dort; und brauchst du was, Bring's mit von Hause, daß du's nicht zu fordern brauchst.
    In unserm Haus ist viel Gedräng, ist viel Gesind, Hausrath, Gewande, viel Geschirr von Silber, Gold.
    Geht was davon verloren,
    Dann heißt es gleich: die Köche haben's wegstipizt;
    Greift, bindet, schlagt sie, werfet sie in's Kellerloch
    Von alle diesem kann dir nichts gescheh'n; es gibt
    Dort nichts zu stehlen. Folge mir!


    Ich bin bereit.


    Anthrax und Eleusium gehen in das Haus des Megadorus. Congrio und Phrygia folgen dem Strobilus zum Hause des Euklio.


    Der erste Szene folgte natürlich gleich die Zweite. Strobilus, Staphyla, Die Köche, standen nun auf der Bühne. Strobilus klopft an die Tür und ruft:

    He! Staphyla! Komm, mach die Thür auf!


    Wer ist hier?


    Strobilus.


    Was begehrst du?


    Nimm die Köche hier, Und nimm die Flötenspielerin, nimm auch das Fleisch Und dies Gemüse für das Hochzeitmahl in's Haus.
    Dies übersendet Megador dem Euklio.


    Strobilus, soll heut Ceres' Hochzeit sein?


    Wie so?


    Ihr habt ja, seh' ich, keinen Wein uns mitgebracht.


    Der wird noch kommen, wenn der Herr vom Markte kommt.


    Auch ist kein Holz im Hause.


    Doch sind Balken da?


    Wohl!


    Also habt ihr Holz; zu suchen brauchst du keins.


    Wie? Was? Du Schmuzkoch, wenn du gleich den ganzen Tag Am Feuer stehst, verlangst du, daß wir unser Haus
    Um deines Taglohns willen, um ein Abendbrod
    In Flammen aufgeh'n lassen?


    Das verlang' ich nicht.


    Nun führe sie in's Haus hinein.


    Strobilus geht ab und Staphyla winkt den Rest ins Haus.

    So folgt mir denn!

  • "Ich merke es schon", lachte Valerian zurück und piekste sie leicht in die Seite, als sie mit so verschrobener Stimme sprach. "Aber es gibt Unglücke, in die geht man gerne sehenden Auges und Unglücke, die man durchaus genießen kann." Wie schön wäre es, das noch so leere Haus mit solchem Lachen zu füllen?


    Das Stück ging weiter und es wurde ebenso, wenn nicht sogar noch vergnüglicher wie die vorhergehenden Akte. Valerian lachte Tränen. "Was für ein Spaß! Bin gespannt, wer als erstes den Schatz entdeckt. Bestimmt ist der Alte so dumm, ihn selbst zu verraten vor lauter Angst, ihn zu verlieren!"

  • Als Valerian sie in die Seite stupste zuckte sie kichernd zusammen. Sie war kitzelig, eine Tatsache die sie bis zu diesem Zeitpunkt noch hatte verschweigen können. Aber nun schien es so, als hätte Valerian durch Zufall dies entdeckt. "So, du stürtzt dich also gern ins Unglück!" zwinkerte sie leise.


    "Gut möglich! Der Alte ist völlig durchgeknallt!" stimmte sie ihm leise zu. In diesem Augenblick trat ein weiterer Schauspieler auf die Bühne. Es war der Knecht des Euklio, Pythodikus, er kam aus dem Hause, drehte sich noch einmal und proklamierte mit lauter Stimmer:


    Bestellt ihr das!
    Ich sehe, was die Köche thun.
    Die muß ich heut bewachen; denn ich müßte sie Sonst unten kochen lassen, dort im Kellerloch, Und das Gekochte wänden wir in Körben auf.
    Doch, äßen sie schon unten ihr Gekochtes aus,
    So müßten wir wohl hungern auf der Oberwelt,
    Indeß die Hölle schmauste. Doch ich schwaze hier,
    Als gäb' es gar nichts auf der Welt für mich zu thun,
    Da doch im Haus so viele Raubgesellen sind.


    Der Knecht ging wieder ab, dafür tauchte Euklio auf.


    Heut faßt' ich einmal mit Gewalt ein rechtes Herz, Wollt' auf der Tochter Ehrentag mir gütlich thun. Zum Markte geh' ich, frage da nach Fischen; dieSind theuer, heißt es, theuer Rindfleisch, Hammelfleisch,
    Gleich theuer Kalbfleisch, Schweinefleisch, Seefische – kurz,
    Entsezlich theuer Alles, und für mich zumal;
    Denn mir gebrach's am Gelde. Zornig geh' ich fort,
    Dieweil ich gar nichts kaufen kann. Und also blieb
    Den ungeschlachten Kerlen dort durch meine Schuld
    Nichts übrig, als mit leeren Händen abzuzieh'n.
    Darauf begann ich unterwegs mit mir zu Rath
    Zu gehen: »hast du was verthan am Feiertag,
    So kannst du Werktags darben, weil du nicht gespart.«
    Nachdem ich solche Gründe wohl erwogen und
    Dem Herzen und dem Magen alle vorgelegt,
    Trat mein Verstand auch meines Herzens Wunsche bei,
    Die Tochter nur höchst spärlich auszustatten. Nun
    Erstand ich Weihrauch und die Blumenkränze hier:
    Die leg' ich unseres Hauses Gott auf seinen Daß er der Heirat meiner Tochter gnädig sei.
    Doch was erblick' ich? Offen ist mein Haus, Geräusch
    Im Haus. Bestohlen werd' ich Unglückseliger!


    Völlig panisch rannte nun der Alte über die Bühne, hinterm Haus erklang die Stimme des Kochs Congrio. Zu sehen war er jedoch noch nicht.


    Du, nimm dir einen größern Topf, wenn's möglich ist, Hier aus der nächsten Nähe! Der ist viel zu klein. Du siehst, er kann nicht Alles fassen.


    Euklio sank auf die Knie, sprang dann wieder auf und rannte wieder hin und her. Und wie zuvor stolperte er schon wieder immer wieder über seinen Bart -war dieser schon wieder länger geworden? Calvena hatte zumindest das Gefühl, das es so war. "Täusch ich mich, oder wird der Bart des Alten immer länger?" fragte sie flüsternd Valerian und kicherte dabei ausgelassen.


    Wehe mir! Ich bin verloren! Götter, ha! Mein goldner Schaz Wird mir geraubt, nach meinem Topfe wird gesucht. Ich bin des Todes, eil' ich nicht alsbald in's Haus.
    Apollo, hilf mir, steh mir bei, ich bitte dich!
    Du nahmst dich sonst schon meiner an in solcher Noth.
    Durchbohr mit deinen Pfeilen mir die Räuberbrut!
    Was aber säum' ich, bis ich ganz verloren bin?


    Panisch rennt der Alte ins Haus, oder versucht es, denn er stolpert erneut und schlägt der Länge nach auf den Boden, Mühsam rappelt er sich auf und geht dann ab.


    Aus dem Hause des Megadorus kommt nun der andere Koch, Anthrax.

    Schupp' ab die Fische, Dromo; du, Machärio, Grät' aus den Aal, die Muräne, so geschwind du kannst!
    Denn Alles muß, bis ich zurück bin, fertig sein.
    Ich will die Pfanne holen aus der Nähe hier,
    Vom Congrio. Du, wenn du dich darauf verstehst,
    Rupfst uns den Hahn noch kahler, als ein Tänzer ist.
    Doch welcher Lärm erhebt sich aus der Nachbarschaft?
    Die Köche, glaub' ich ganz gewiß, thun ihre Pflicht.
    Muß schnell hinein; am Ende gibt's auch hier noch Lärm.


    Auch er geht wieder weg und Congrio taucht auf, er fuchtelt wild herum und schreit:

    Liebe Bürger, Landsgenossen, Freunde, Nachbarn und ihr Fremden,
    Macht mir Plaz, um fortzufliehen, alle Gassen laßt mir offen!
    Heut gerieth ich, um zu kochen, in ein Tollhaus unter Tolle:
    Also hat man mich und meine Jungen durchgebläut mit Knüppeln.
    Ach, vor lauter Weh vergeh' ich: so zerdrosch mich dort der Alte!
    Nie und nirgends hat man mir mit schönerm Kernholz aufgewartet.
    Mich und diese, schwerbepackt mit Prügeln, warf er aus dem Hause.
    Hu! Ich bin jezt völlig todt: er macht das Tollhaus auf, da kommt er!
    Er verfolgt uns; was ich thue, weiß ich wohl: er wies mir's selber.


    Nun kommt auch noch Euklio dazu.

    Zurück! Wo fliehst du hin? Halt, halt!


    Was schreist du, Gimpel?


    Ich gebe bei der Polizei dich an.


    Warum denn?


    Weil du ein Messer hast.


    Ein Koch darf das.


    Du hast mir Gedroht.


    Das macht' ich schlecht, ich sollte dich erstechen.


    Kein größrer Bösewicht, als du, lebt auf der Erde, Und keiner, dem ich lieber alles Böse thäte.


    Das brauchst du nicht zu sagen;
    denn die Sache selber Bezeugt's:
    ich bin von Prügeln weicher als ein Tänzer.
    Doch sprich, was rührst du Bettelkerl uns an? Was soll das?


    Das fragst du noch? Wohl, weil dir nicht genug gescheh'n ist?


    Laß nur! Du sollst's bereu'n, so lang mein Kopf Gefühl hat.


    Ich weiß nicht, was hernach geschieht; doch hat er's jezt noch.
    Was hattest du in meinem Hause denn zu treiben, So lang ich weg war, ohne mein Geheiß?


    Das höre! Wir kamen, um das Hochzeitmahl zu kochen.


    Lump du!
    Was geht es dich an, ob Gekochtes oder Rohes Ich essen will? Bist du zum Vormund mir verordnet?


    Ich frage: dürfen wir bei dir das Essen kochen?


    Ich frage: bleibt das Meine in meinem Hause sicher?


    O daß ich erst das Meine, was ich in das Haus hier Gebracht, nur sicher wieder hätte!
    Mich bekümmert Das Deine nicht, ich wünsche nichts von dir.


    Ich weiß das.


    Was ist es, daß du uns im Haus nicht kochen lässest? Was thaten wir?
    Was sagten wir, das dir nicht anstand?


    Dies fragst du noch? Und ranntet ihr nicht alle Winkel Und alle Stuben durch in meinem Hause, Schurke?
    Wenn du am Herd gewesen wärst, wie dir's geziemte,
    So hätt'st du keinen blut'gen Kopf. Ganz recht geschah dir.
    Vernimm denn, daß du künftig weißt, wie ich es meine:
    Wenn du der Thür hier nahe kommst, eh' ich's dich heiße,
    So richt' ich so dich zu, daß Deinesgleichen nirgends
    Zu finden ist. Du kennst doch jezt wohl meine Meinung?


    Euklio geht ins Haus, der Koch ruft ihm nach:

    Wo gehst du hin? Komm bald zurück! – Soll mich Laverna
    Wofern du meine Töpfe mir nicht gleich zurückgibst,
    So kriegst du heute noch von mir ein Kazenständchen
    Was beginn' ich nun? O Götter! Recht zur Unglücksstunde kam ich.
    Für zwei Drachmen dung man mich; jezt brauch' ich mehr für meinen Wundarzt.

  • Lachend nickte Valerian. "Es scheint mir auch fast so! Hoffentlich wird dieser Bart nicht noch für gebrochene Beine sorgen, mir scheint fast, als würde nicht nur Euklio darüber stolpern." Er schaute Calvena begeistert an und ja, er hatte wohl bemerkt, da sie kitzelig war. Dies wollte er sich für spätere Zeiten merken. Beim bisherigen Grad ihrer Bekanntschaft wäre ein Ausnutzen dieses Wissens mehr als unangebracht. Doch es mochte der Tag kommen, an dem ihm dies Wissen noch viel Vergnügen bereiten konnte.

  • Ancheinend hatte sie sich nicht gettäuscht, denn Valerian stimmte ihr zu, dass der Bart immer lämnger zu werden schien. "Mich würde es nicht wundern, wenn der Bart am Ende so lang ist, das er von einem Ende der Bühne zum Anderen reicht!" kicherte sie und amüsierte sich gleichzeitig über die Possen der Schauspieler.


    Schwer schleppend kehrte Euklio auf die Bühne zurück, nur Mühsam konnte er den schweren Goldtopf unter seinem Mantel verbergen. Der ohnehin schon gekrümmte Rücken des Mannes schien sich nun gefährlich nahe dem Boden zu zu neigen. Wieder einmal redet der Alte mit sich selbst und deutet dabei verstohlen auf seinen Schatz. Auch hatte er die Stimme gesenkt und sein Blick wanderte gehetzt über die Bühne.


    Der das oll, wohin ich gehe, künftig immer bei mir sein:
    Nimmermehr sei der mir wieder so gefährlich bloßgestellt!


    Schließlich wendet er sich an die Köche und Flötenspielerinen.

    Jezt, ihr Köch', ihr Flötnerinnen, geht ihr all' in's Haus hinein; Schleppe du, wenn dich's gelüstet, eine Heerde Sklaven mit!
    Kochet, schaffet, eilet, treibet jezt, so viel es euch beliebt!


    Schön, nachdem du mit den Knüppeln uns die Köpfe blutig schlugst!


    Geh hinein! Zum Kochen dung man, nicht zum Schwazen, euch hieher.


    Alter, höre! Für die Schläge fordr' ich noch den Lohn von dir. Ja, zum Kochen, nicht zu Prügeln, hat man uns hieher bestellt.


    Nun, verklage mich, und – still jezt! Fort, das Abendbrod gekocht! Oder packe dich zum Geier!


    Dahin packe du dich nur!


    Mit hoch erhobenem Haupte stapft Congrio davon. Euklio bleibt allein zurück.


    Nun – er ging doch! Gute Götter, 's ist ein rechtes Wagestück,
    Läßt der Arme mit dem Reichen sich in einen Handel ein.
    Also martert Megador mich armen Tropf in jeder Art;
    Stellte sich, als schick' er da die Köche mir zu Ehren her,
    Und er schickt sie nur, mir Armen wegzustehlen diesen Topf.
    Auch der Hahn im Hause drinnen, den die Alte sich erzieht,
    Hätte mich bei einem Haare fast um all mein Gut gebracht.
    Wo mein Topf vergraben lag, da fing er mit den Krallen an
    In die Runde rings zu scharren. Kurz: ich wurde völlig toll,
    Daß ich nach dem Stocke griff und meinen Dieb zur Erde schlug.
    Ganz gewiß versprachen ihm die Köche was, geb' er den Ort
    Ihnen an. So aber wand ich ihnen aus der Hand das Heft,
    Kurz: ein Kampf entspann sich, und mein Feind, der Haushahn, blieb am Plaz.
    Aber sieh, vom Markte kommt hier Megador, mein Schwiegersohn,
    Ihn vorbeigeh'n kann ich nicht; ich bleibe steh'n und sprech' ihn an.


    Euklio geht auf die andere Seite der Bühne.

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