[THEATRVM MARCELLI] Titi Macci Plavti ~~AULULARIA~~

  • "Dabei lernen wir wohl, wie es zur Entwicklung der Toga kam", lachte Valerian. "Er wird bestimmt seinen Bart bald so über den Arm tragen, als hätte er eine an." Das Stück nahm seinen Fortgang. Wie zu erwarten war, schleppte der Alte nun seinen Schatz immer mit sich. "Das kann nicht gut gehen. Jetzt stolpert er nicht nur über seinen Bart, sondern auch noch über den Topf!"

  • Und Valerian sollte recht behalten, genau diesen Augenblick schien der Alte nutzen zu wollen um erst über seinen Bart zu stolpern, dabei ließ er den Topf fallen und ein kleiner Schauer goldener Münzen ergoss sich über die Bühne. Unflätig fluchend, rannte Euklio seinen Münzen nach, sammelte diese hektisch ein und sah sich immer wieder verstohlen um. Schließlich war es ihm gelungen alle Münzen aufzuheben und wieder sicher zu verstauen. Keine Minuten zu früh wie es schien, denn nun tauche Megadorus wieder auf. Zunächst sah er den Alten nicht, wie er dort auf der Bühne kauerte und seinen Goldtopf umklammerte. Der junge Man redete beflissentlich mit sich selbst.


    Mit vielen Freunden sprach ich schon von meinem Plan,
    Die Tochter unsers Euklio zu ehlichen.
    Sie finden's löblich, nennen den Entschluß gescheidt.
    Nach meiner Meinung, machten's Alle so wie ich,
    Daß reiche Bürger armer Leute Töchter sich
    Zu Frau'n erkören, ohne nach der wackern Braut
    Mitgift zu fragen, wäre mehr Eintracht im Staat;
    Die Reichen träfe minder auch, als jezt, der Neid.
    Auch unsre Frauen hielten dann auf größre Zucht,
    Und minder Aufwand machten wir, als jezt geschieht.
    Dem größten Theil der Bürger wohl gefiele das;
    Streit wäre nur noch mit den wenigen Geizigen,
    Für deren unersättlich ungemess'ne Gier
    Kein Pfleger Schranken sezen kann, kein Volksgesez.
    Denn sagst du: räumt man dieses Recht den armen ein,
    Wo sollen dann die reichen Mädchen hin? Je nun!
    Freit, wen ihr wollet, nur die Mitgift bleibe weg!
    Geschähe das, sie brächten sanftre Sitten mit
    Anstatt des Heiratgutes. Ich steh' euch dafür,
    Daß Mäuler, die jezt theurer als die Pferde sind,
    Wohlfeiler würden, als die Mähren Galliens.


    O wahr mich Zeus – dem hör' ich gar zu gerne zu. Recht artig sprach er von dem Glück der Sparsamkeit.


    Dann könnte Keine sagen:
    »Mann, ich habe dir Bei weitem mehr, als du besaßest, zugebracht. So kann ich billig fordern, daß du Purpur, Gold, Maulthiere, Maulthiertreiber, Kammerzofen mir, Auch Wagen, um zu fahren, und Bediente schaffst.«


    Wie der die Art der Frauen aus dem Grunde kennt! Zum Sittenmeister über sie bestellt' ich den.


    Jezt, wo du hinkommst, kannst du mehr Fuhrwerk im Haus,
    Als auf dem Lande draussen seh'n im Meierhof.
    Doch schöner ist's noch, wenn der Mann erst zahlen soll.
    Da siehst du Walker, Sticker, Wollarbeiter steh'n,
    Goldschmide, Bortenwirker, Hemdenmacher, dann
    Die Spizenweber, Färber dann in Gelb und Blau,
    Puzhändler, Balsamkrämer, Handschuhmacher, dann
    Kaufleute, Schneider, Leineweber allzumal,
    Pantoffelmacher und verhocktes Schustervolk.
    Dann steh'n die Solenschneider und Rothfärber da;
    Der Lockenkräusler will sein Geld, wie Jener, der
    Die halben Gürtel fertigt, und der Andere,
    Der Kränze flicht und Bänder webt. Und glaubst du die
    Bezahlt. so sind sie wieder da und wollen Geld.
    Nun steh'n im Vorsaal Hundert noch wie Presser fest
    Man führt die Weber, Falbelmacher, Tischler ein;
    Die zahlt man aus. Jezt glaubst du endlich frei zu sein;
    Da kommen noch die Safranfärber. Immer ist
    Ein Plagegeist zur Stelle, der noch Geld verlangt.


    Ich unterbräch' ihn gerne; doch dann hört er auf, Die Frau'n zu schildern, fürcht' ich. Darum bin ich still.


    Wenn jeder Possenkrämer nun das Seine hat,
    Dann kommt zulezt der Söldner auch und fordert Geld
    Man geht, man schließt die Rechnung mit dem Wechsler ab
    Indessen steht der Söldner da mit leerem Bauch,
    Und hofft und wartet, daß man ihm das Geld erlegt.
    Doch wenn die Rechnung mit dem Wechsler fertig ist,
    So kommt's heraus, daß dieser noch zu fordern hat.
    Man tröstet nun den Söldner auf den andern Tag.
    Die Ungebührlichkeiten und viel' andre noch,
    Nebst manchem Aufwand, welcher unerschwingbar ist,
    Bereitet eine reiche Frau dem armen Mann.
    Die, welche nichts hat, bleibt dem Mann stets unterthan;
    Die reiche stürzt ihn in Verlust und Ungemach. –
    Doch siehe da, mein Schwäher Euklio! Wie steht's?


    Mit großer Gier verschlang ich deine Rede.


    So? Du hörtest, sagst du?


    Jedes Wort von Anbeginn.


    Doch stände dir's nach meiner Meinung besser an, Dich mehr zu puzen für der Tochter Ehrentag.


    Puz, wie man's kann; Pracht, wenn's der Ueberfluß erlaubt.
    Wer etwas hat, gedenke, welches Stamms er ist.
    Mir, Megador, wie jedem armen Schlucker, ist Der Schaz im Haus nicht größer, als die Welt sich's denkt.


    Ei, was! Warum nicht? Und die Götter mögen dir Das, was du jezt hast, segnen und vermehren, Freund!


    »Das, was du jezt hast.«
    Dieses Wort gefällt mir nicht.
    Der weiß so gut von meinem Topf hier, als ich selbst.
    Die Staphyla hat's ihm geschwazt.


    Was schleichst du dich Allein aus unserm Rathe fort?


    Ich dachte nach, Ich könnte dir wohl zürnen, und mit Recht.


    Warum?


    Das kannst du fragen, da du doch mit Dieben mir Die Winkel alle vollgestopft in meinem Haus?
    Fünfhundert Köche sandtest du mir Armen her,
    Und jeden mit sechs Händen, wie Geryones
    Die selbst ein Argus welcher doch ganz Auge war,
    Der Io Wächter, welchen ihr einst Juno gab,
    Nicht hüten könnte; dann dazu die Flötnerin,
    Die mir die Quelle bei Corinth, Piren allein
    Austränke, flösse statt des Wassers Wein daselbst.
    Dann noch das Essen –


    Für ein Regiment genug: Und auch ein Lamm hab' ich geschickt.


    Ja, dieses Lamm! Noch sah ich nirgends solch ein kummervolles Thier.


    ßwegen nennst du's kummervoll? Das sage mir.


    Ganz Haut und Bein ist's: also zehrt's der Kummer ab.
    Lebendig kannst du, wenn du's in die Sonne stellst, Ihm die Gedärme zählen; so durchsichtig ist's, Gleich einer Hornlaterne.


    Nun, ich hab' es ja Zum Schlachten hergesendet.


    Dann bestelle nur, Ich rathe dir's,
    Jemanden, der es ungesäumt Bestatte; denn ich glaube fest, jezt ist es todt.


    Ich will mit dir heut zechen, Euklio.


    Ich mag Nicht zechen.


    Auf der Stelle wird aus meinem Haus Ein Fäßchen alten guten Weins hieher geschafft.


    Nein, nein, ich mag nicht. Wasser trinken will ich nur.


    ich nez' ich heute wacker ein, so wahr ich bin,
    Dich Wassertrinker!


    Was er vorhat, weiß ich schon.
    Mich unter'n Tisch zu trinken, darauf steht sein Sinn, Und was ich habe, wandert dann in fremdes Land.
    Dem will ich vorbau'n, will es außerm Hause wo Verstecken, daß er Müh' und Wein zugleich verliert.


    Ich gehe badenwenn du sonst nichts willst von mir,
    Um dann zu opfern.


    Guter Topf, fürwahr, du hast Viel Feinde, wie das' blanke Gold, das du verwahrst.
    Nun ist es wohl das Beste, Topf, ich bringe dich In's Heiligthum der Treue da versteck' ich dich.
    Du, Treue, kennst mich, und ich dich. Bewähre dich
    Werth deines Namens, wenn ich dir den Schaz vertraut!
    Auf deine Treue trauend, tret' ich ein zu dir.


    Megadorus geht in sein Haus und Euklio zum Tempel. Der lange weiße Bart schleift hinter ihm her und nur mühsam schleppt der Alte sich von dannen.


    Somit endete der Dritte Akt ersteinmal und die Schauspieler suchten sich einen Becher Wein um ihre trockenen Kehlen zu benetzen. Calvena wandte sich ihrem Begleiter zu. "Also, bisher sieht es für mich recht gut aus, noch geht das Stück seine gewohntenn Bahnen!" zwinkerte sie ihm zu. Doch am anderen Ende brachen mal weider Unruheherde aus. worum es diesmal ging, konnten sie nicht wirklich erkennen.

  • "Ha! Hab' ichs nicht gesagt?" Valerian lachte und schlug sich vor Vergnügen abermals auf die Schenkel. "Herrlich! Einfach herrlich!" Er hatte großen Spaß bei diesem Stück. Komödien waren eben immer noch das Beste!


    "Ja, noch. Aber die Katastrophe geschieht sowieso immer erst im letzten Akt. Und schau mal, die Diskussionen werden schon hitziger." Er deutete auf ein paar Besucher, die bei einem Händler einen Streit begannen. Und es schien nicht um den Wein zu gehen, den dieser verkaufte. Der Händler war klug genug, sich vorsichtig zurückzuziehen. Doch noch wurden die Auseinandersetzungen nicht handgreiflich. "Schade, daß wir zu weit weg sind, um zu verstehen, worum es geht." Valerian grinste breit. "Ich glaube, meine Chancen stehen gar nicht schlecht."

  • Als Euklio der Länge nach stürzte und die Münzen über die Bühne rollten, gröhlte das gesamte Theater und lag brüllend vor lachen auf den Bänken. keiner konnte sich dem bissigen Humor entziehen und auch Calvena lachte ausgelassen und erfreute sich an diesem Stück. "Das war einfach vorherzusehen!" kicherte sie und stupste nun ihrer Seits Valerian Freundschaftlich in die Seite.


    In der kurzen Pause die darauf folgte, schienen sich tatsächlich die Gemüter enreut zu erhitzen. Neugierig hob sie dne Kopf und legte diesen auch schief. Wiedereinmal gerieten mehrere Männer in Streit. Ihre Chancen die kleine Wette zwischen ihnen, zu gewinnen, schien rappide zu sinken. Dennoch, so schnell wollte sie nun jetzt nicht aufgeben. "Ach die beruhigen sich wieder!" meinte sie sehr zuversichtlich.


    "Während des Stückes sind alle viel zu abgelenkt um in Streit zu geraten!" behauptete sie einfach.

  • "Auch wenn es einfach war, ist es deswegen doch nicht falsch", lachte er und zeigte ihr deutlich, daß er keineswegs kitzelig war. Ein großer Vorteil, wie er fand, wenn es um kleine Gerangel zwischen Mann und Frau ging.


    "Warte ab. Vielleicht beruhigen sie sich, wenn es gleich weitergeht, aber ich wette, sie haben sich innerhalb kürzester Zeit wieder in den Haaren. Schau dort, da geht es auch schon los. Einer der Schauspieler wird beschimpft. Oh, den kenne ich... der ist auch Schauspieler. Jetzt geht es erst richtig los." Er lachte vergnügt, denn seine Wetter hatte er seiner Meinung nach so gut wie in der Tasche.

  • Leider war, entgegen ihrer Hoffnung, Valerian gar nicht kitzlig. Aber vermutlich war das auch besser so, es machte sich wohl äußerst schlecht, wenn man als Soldat solch eine Schwäche hatte. Aber es gab ja auch noch andere Dinge mit denen sie ihn vielleicht früher oder später necken konnte. Aber das würde sich wohl erst später alles zeigen.


    Ihr Blick folgte seinem Blick, auf den unteren Rängen wogte bereits eine ordentliche Keilerei hin und her. „Ach, ein anderer Schauspieler!“ meinte sie verwundet und beobachtete die Beiden Streithähne. „Ich glaube der Andere spielt den Anthrax… diesen Koch!“ meinte sie und hätte nur zu gern jetzt Mäuschen gespielt um mehr zu erfahren. Weswegen sich diese beiden Männer wohl stritten? Es konnte eine Menge sein, eine Rolle, eine Frau oder ein Wohltäter.


    „Huh….“ Entwich es ihren Lippen, als Anthrax den Konkurrenten mit einem gezielten Schlag zu Boden schickte. Mit einem hochnäsigen Kopfrucken stapfte er dann davon. „Du meine Güte…“ hauchte sie und sah ihren Wetteinsatz bereits schwinden. „So viel zu Kunst und Poesie seien ein friedlicher Zeitvertreib!“ kicherte sie.

  • Amüsiert verfolgte Valerian die Vorgänge. "Friedlicher Zeitvertreib? Hier in Rom? Man merkt, daß Du noch neu in der Stadt bist." Er zwinkerte ihr beschwichtigend zu, denn er hatte das keineswegs böse gemeint. "Wenn es bald weitergeht, dann besteht noch eine gewisse Chance, daß sie sich wieder beruhigen."

  • Kurz sah sie ihn kritisch an, als sie aber merkte, dass er sie nur aufzog streckte sie ihm einfach frech die Zunge heraus. „Na dann kann ich ja froh sein das ich einen so tapferen Beschützer an meiner Seite habe!“ meinte sie halb im Scherz. Es freute sie sehr, dass Valerian sie an diesem Tag begleitet hat. Ihr Blick wanderte wieder zur Bühne herunter, doch noch schienen die Schauspieler keine Anstallten zu machen, das Stück fortzusetzen. Anscheinend betranken sie sich hinter den Kulissen, was nicht unüblich war. Der Schauspieler, welcher sich mit Anthrax angelegt hatte, lag noch immer bewusstlos vor der Bühne. Niemand schenkte diesem armen Kerl auch nur etwas Beachtung.


    „Lassen die den jetzt da Unten liegen?“ fragte sie etwas ungläubig Valerian.


    Entspannt lehnte sie sich etwas zurück und betrachtete einmal das ganze Theater. Der Bau war wirklich beeindruckend und wirklich prachtvoll. Schließlich trat doch wieder ein Schauspieler auf die Bühne, es war Strobilus der Knecht des Megadorus. Doch aich wenn das Stück nun weiter ging, wirklich Ruhe kehrte nicht wieder ein. Auf einigen Plätzen wurden heftig debatiert.


    So wie ich es treibe, kommt es einem wackern Knechte zu.
    Was der Herr ihm heißt, das muß er ungesäumt und willig thun.
    Denn ein Sklave, der im Dienste seinem Herrn gefallen will,
    Denke früh an seines Herrn Geschäfte, spät an eigene.
    Wenn er schläft, so schlaf' er also, daß er denkt: ich bin ein Knecht.
    Wer, wie ich jezt, einem Herrn dient, der verliebt ist, und gewahrt,
    Daß der Herr nicht seiner Liebe Meister wird, der halte ja
    Ihn vom Abgrund fern, und treib' ihn nicht dahin, wohin's ihn zieht.
    Eine Binsenmatte schnüren wir den Knaben um den Leib,
    Wenn sie schwimmen lernen sollen, daß sie minder der Gefahr
    Bloßgestellt sind, daß sie leichter schwimmen und die Hände dreh'n.
    Eine solche Matte sei der Sklave dem verliebten Herrn,
    Die getreu ihn oben halte, daß er nicht zu Boden sinkt.
    Was der Herr verlangt, ergründ' er also, daß sein Auge weiß,
    Was die Stirne will, und rascher, als ein rasches Viergespann,
    Eil' er auszurichten, was er ihm gebeut. Wer also thut,
    Wird vom Farrenschwanze nicht an seine Pflicht gemahnt; der Rost
    Mag die Kett' umzieh'n, er reibt sie nicht an seinem Fuße blank.
    Mein Gebieter liebt die Tochter dieses armen Euklio,
    Nun vernahm er, daß man sie dem Megador vermählen will.
    Darum schickt er mich auf Kundschaft, um zu hören, was geschieht.
    Jeden Argwohn fern zu halten, sez' ich mich auf den Altar
    Was sie thun in beiden Häusern, kann ich alles hier erspäh'n.


    Strobilus setzt sich auf den Straßenaltar, lässt die Beine hängen und wackelt etwas herum, während er die Bühne betrachtet.
    Nach kurzer Zeit kommt Euklio dazu. Er kehrt aus dem Tempel zurück, wo er seinen Goldschatz versteckt hatte. Und wieder war der Bart länger geworden, dieser schleifte nun nicht nur hinter ihm her, sondern fegte auch gleichzeitig die Bühne. Calvena kicherte leise.


    Sage doch Niemand, o Treue, daß mein Gold da drinnen ist!
    Daß es Jemand findet, fürcht' ich nicht; es liegt gar gut versteckt.
    Wahrlich, eine schöne Beute machte wohl, wer diesen Topf,
    Schwergefüllt mit Gold, entdeckte: Göttin, das verhüte du!
    Geh' ich jezt, für's Opfer mich zu baden, um dem Megador
    Meine Tochter ohne Säumen zuzuführen, wenn er ruft!
    Göttin Treue, dich beschwör' ich, daß ich meinen Topf von dir
    Unversehrt zurückerhalte: deiner Treue hab' ich ihn
    Anvertraut, in deinem Hain und Heiligthum ihn aufbewahrt.


    Euklio geht ab, nicht ohne erneut über seinen Bart zu stolpern.

    Große Götter! Was vernahm ich jezt von diesem Menschen da!
    Einen Topf, gefüllt mit Gold, hat er im Tempel hier versteckt!
    Treue, sei doch ja nicht treuer gegen ihn, als gegen mich!
    Und ich glaub', es ist der Vater der Geliebten meines Herrn.
    Jezt hinein: das Heiligthum durchsuch' ich, ob ich nicht das Gold
    Finde, während er zu Haus ist. Treue, find' ich diesen Schaz,
    Weih' ich dir ein wohlgefülltes Maß vom besten Honigwein
    Weihe dir's, mir aber trink' ich's, wenn's ich dir zuvor geweiht.


    Verstohlen schleicht der Knecht zum Tempel, ein diebiesches Glitzern liegt in seinen Augen. Von irgendwo her ertönt der Klang eines krächzenden Raben.
    Völlig verängstigt kehrt Euklio auf die Bühne zurück.


    Nicht umsonst ist's, daß der Rabe jezt zu meiner Linken schreit. Mit den Füßen scharrt' er Einmal auf der Erd' und krächzte laut:
    Plözlich fing mein Herz im Leib zu springen an, Seiltänzern gleich,
    Schlug mir hoch im Busen auf. Was säum' ich noch und laufe nicht?


    Euklio wendet sich dem Tempel zu und entdeckt Strobilus, welcher sich verstohlen umsieht und durch die Tempelforte tritt. Mit erstaunlicher Kraft zerrt der Alte den Knecht zurück und schlägt ihn nieder.


    Auf, heraus, du Regenwurm, der eben aus der Erde kroch,
    Daß du nirgends sichtbar warst; jezt sieht man dich, und schlägt dich todt.
    Warte nur, du Hexenmeister, jämmerlich soll dir's ergeh'n!


    Welcher Dämon treibt dich um?
    Was, Alter, hast du denn mit mir? Wirfst mich da zur Erde, schleifst mich da herum, und prügelst mich?


    Prügelwürdigster, du fragst noch, du nicht Dieb, nein Dreimaldieb?


    Dieb? Was hab' ich dir gestohlen?


    Gib's heraus!


    Was denn?


    Du fragst?


    Nichts entwandt' ich dir.


    Heraus mit dem, was du für dich entwandt!


    Nun, was willst du?


    Was ich will? Du bringst's nicht fort.


    Was hast du nur?


    Lege nieder!


    Alter, daß du das gewohnt bist, glaub' ich gern.


    Leg' es nieder! Laß die Possen jezt; ich treibe keinen Spaß.


    Niederlegen? Was? So sprich doch, was es ist, mit Namen aus!
    Nichts entwandt' ich, nichts berührt' ich.


    Weise mir die Hände her.


    Siehe da!


    Weis' her!


    Da sind sie.


    Weise nun die dritte noch.


    Raserei, Wahnwiz, Gespenster jagen hier den Alten um.
    Thust du mir Unrecht, oder nicht?


    Das größte, weil du noch nicht hängst. Doch das kommt noch, wenn du nicht gestehst.


    Was soll ich dir gesteh'n?


    Was du stahlst.


    Die Götter sollen mich verderben, wenn ich stahl!


    Oder jemals stehlen wollte? Schüttle gleich den Mantel aus!


    Wie du willst.


    So hast du's wohl im Rocke.


    Taste, wo's beliebt!


    Bösewicht, jezt wirst du zahm, damit ich's ja nicht merken soll.
    Eure Schliche kenn' ich. Zeige mir die Rechte noch einmal!


    Hier!


    Und jezt die Linke!


    Sieh, hier zeig' ich beide dir zugleich.


    Länger such' ich nicht. Heraus da!


    Was denn?


    Ach, du treibst nur Scherz! Sicher hast du's.


    Ich? Und was?


    Das sag' ich nicht; du hörtest's gern. Gib heraus, was du von mir hast.


    Rasest du? Wie dir's gefiel, Hast du mich durchsucht, und fandest nichts bei mir, was dein gehört.


    Stobilus will die Bühne verlassen.

    Bleibe, bleib! Wer war der Andre, der mit dir im Tempel war?
    Gott! Der stört jezt Alles durch; und lass' ich diesen, läuft er fort.
    Doch ich hab' ihn um und um durchsucht, er hat nichts. Geh, wohin
    Dir's beliebt. Daß Gott dich strafe!


    Du entbeutst mir schönen Dank.


    Jezt hinein, um deinem Freund den Hals zu brechen! Gehst du jezt, Oder nicht?


    Ich gehe.


    Laß dich ja vor mir nicht wiederseh'n!


    Eulkio geht in den Tempel.


    Mit Geißelhieben tödte man mich heute noch,
    Fang' ich in meinem Garne nicht den alten Kauz!
    Das wagt er nicht mehr, daß er hier sein Gold versteckt.
    Ich glaube fest, er holt es sicher jezt heraus,
    Weist einen andern Ort ihm an. Doch still, da knarrt
    Die Thüre! Sieh, der Alte trägt sein Gold heraus.
    Ich stelle mich indessen an die Thüre hier.


    Scwer an dem Goldtopf schleppend kommt Euklio wieder aus dem Tempel heraus.


    Ich glaubte, bei der Treue sei die größte Treu;
    Doch hätte sie mir um ein Haar das Maul geschmiert.
    Kam nicht der Rabe mir zum Glück, war's aus mit mir.
    O käme doch der Rabe wieder her zu mir,
    Der mir's verrathen; etwas Gutes – sagt' ich ihm;
    Denn gute Bissen wären doch verlornes Gut.
    Jezt denk' ich nur auf einen Ort, wohin ich das
    Verstecken soll. Silvanus' abgelegner Hain
    Liegt vor der Stadt, von dickem Weidicht überdeckt:
    Da nehm' ich Plaz. Denn eher als der Treue will
    Ich Gott Silvanus trauen.


    Euklio geht ab und lässt Stobilus allein zurück.


    Schön! Das heiß' ich Glück.
    Die Götter alle sind mir hold! Jezt lauf' ich ihm
    Dorthin voraus, steig' auf den nächsten Baum hinauf,
    Und lausche da, wohin er seinen Schaz vergräbt.
    Mein Herr gebot zwar, seiner hier zu warten; doch –
    Wo mir Gewinn winkt, wag' ich auch das Ungemach.


    Auch Strobilus verlässt nun die Bühne und der kurze Akt war beendet. Und kaum war die Bühne wieder leer, begannen auch wieder lautstarke Diskussionen und auch wieder einige kleine Handgemenge. Sogar direkt neben dem jungen Paar. Denn der dicke Mann einige Plätze von ihnen entfernt, verpasste einem Händler einen Tritt, dieser stürzte auf andere Gäste des Theater und ein feiner Regen aus Wein ergoss sich über die Leute.

  • Valerian lachte und streckte seinerseits die Zunge raus. "Du wirst es noch sehen, was für ein großes Glück das ist. Och, der wird sich schon wieder berappeln. Vermutlich schaffen sie ihn weg, wenn das Spiel weitergeht und die Leute abgelenkt sind." Er zuckte mit den Schultern. Irgendwer würde sich schon um den Mann kümmern. Außerdem würde der sicher bald wieder zu sich kommen.


    Das Stück ging weiter und die Katastrophe nahm ihren Lauf. Valerian lachte Tränen über den nun noch längeren Bart und über den dummen Alten, der seinen Topf so lange herumtrug, bis es wirklich kein Geheimnis mehr bleiben konnte. Er war noch mit Lachen beschäftigt, als es ganz nah bei ihnen zu einer Rangelei kam. Unwillkürlich warf er sich vor Calvena, so daß sie wenigstens nur wenig Wein abgekam. Dann stellte er sich vor sie und beobachtete zunächst, ob das wohl weiter ausuferte. "Wir sollten vielleicht etwas höher hinauf, hm?"

  • Der zusammengesunkene Schauspieler an der Bühne wurde nicht davon getragen, aber wenige Minuten später kam er zu sich, sah sich verwirrt um und fluchte lästerlich, ehe er wütend davon stapfte. Was er als nächstes tat konnte man leider nicht verfolgen, denn nun wurde das Handgemenge um sie herum noch wilder. Der gestoßene Händler stürzte sich im rasenden Zorn auf den dicken Mann und das Publikum drum herum, feuerte ihn an, denn die Weindusche hatte sie nicht verziehen.


    Calvena war schon ziemlich froh, dass sie nicht allein ins Theater gegangen war und Valerian sich zwischen sie und den Pöbel stellte. Im Grunde war das ja schon seine tagtägliche Arbeit, aber dies in seiner Freizeit zu tun, sollte eigentlich überflüssig sein. „Ja, lass uns nach oben gehen….“ stimmte sie zu und sah kurz an sich herab. Leise seufzte sie, hoffentlich war die Tunika jetzt nicht ruiniert. Doch viel wichtiger war, das Valerian sie vor dem gröbsten bewahrt hatte. Verstohlen sah sie sich um und mogelte dann einen kurzen Kuss auf seine Wange. „Danke“, hauchte sie und nahm dann unauffällig in der obersten Reihe platz. Cara hatte sie leider aus den Augen verloren. Hoffentlich ging es ihr gut.


    "Iregndwie, scheints du recht zu haben... hast du shcon oft erlebt, wie ein Stück nicht fortgesetzt wurde? Oder weißt du das nur vom hörensagen?" fragte sie ihn.

  • Der Kuß kam völlig unerwartet und ließ den sonst so standhaften und durch nicht zu erschütternden Mann leicht erröten. Er mußte einen Kerl, der ihn anrempelte, ein Stück zurückschubsen, dann folgte er Calvena auf die höheren Ränge. "Gern geschehen", flüsterte er ihr zu, als er sie erreicht hatte. "Ein paar mal habe ich es schon erlebt. Merkwürdigerweise passiert es eher bei guten Vorstellungen. Bei schlechten bleibt es meist ruhig." Er lachte vergnügt. "Eigentlich ist es ein Zeichen, daß diese wirklich verflixt gut ist. Sehen wir mal, was es heute noch so zu erleben gibt. Was meinst Du, wer wird den Goldtopf am Ende gewinnen?"

  • Niemand schien diesen kleinen Austausch von Zärtlichkeiten bemerkt zu haben, denn viele Leute strömten eher zu dem brodelnden Handgemenge hin, als davon weg zu weichen, wie sie es taten. Nun ja, sie war auch eher hier um das Stück zu sehen und nicht um sich zu streiten. Leise kicherte sie, wie nun Valerian kurz rot wurde, anscheinend hatte sie ihn wohl überrascht mit ihrer Geste. Es war schön zu sehen, dass auch ein standhafter Soldat eben nicht mit allem rechnete, schon gar nicht mit der impulsiven Ader wie der ihren. Mit einem Lächeln setzte er sich wieder neben sie und sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu, ehe sie sich wieder einem anderen Thema zuwandten und ihr Gespräch fortsetzten.


    „Du meine Güte… also ist das Theater sterbenslangweilig oder ab so spannend das Drumherum das Chaos herrscht!“ kicherte sie. „Ich würd sagen der Goldtopf bleibt beim Alten, so sehr wie der den verteidigt! Oder was meinst du?“ Lag da schon wieder eine Wette in der Luft. Vermutlich nicht, denn sie wollten grad nur die Zeit bis zum nächsten Akt überbrücken.

  • Von hier oben konnten sie die kleinen Unruheherde noch viel besser beobachten, sie hatten den perfekten Überblick. Nur etwas weit weg vom Geschehen auf der Bühne. Aber im Moment war das wohl eher gesund, nicht so nahe an der Bühne zu sitzen.


    "Ja, genau so ist es. Entweder das volle Vergnügen oder der volle Reinfall. Theater ist eben immer eine Art von Glücksspiel. Du hast Glück, daß Dein erster Theaterbesuch Dir gleich das ganze Programm bietet." Er lachte, fand aber wirklich, daß sie Glück damit hatte. So machte es doch erst richtig Spaß!


    "Nein, ich glaube, am Ende werden die Götter das Gold erhalten. Oder es wird einfach unter alle verstreut, so daß jeder ein bißchen was davon hat. Das wäre beides die gerechte Strafe für seinen Geiz!" Was hatte man schließlich davon, einen Schatz zu horten, wenn man trotz dieses Reichtums ein elendes armes Leben fristete?

  • Anscheinend hatte sie eine etwas andere Auffassung und Vorstellung von Rom gehabt, denn nun wurde das kleine Idealbild des friedlichen miteinander vollends zerstört, da die Bürger der großen Stadt nicht einmal ein Theaterstück friedlich sich ansehen konnten. Stattdessen artete es in eine riesige Keilerei aus, wenige Meter unter ihnen schlug der Händler immer noch auf den dicken Mann ein, Davon entfernt, keiften sich zwei junge Frauen und überall anders gab es kleinere und größere Handgemenge. Erstaunlicher Weise hatten sich nun aber fast alle Händler verkrümelt. Anscheinend wollten sie nicht so enden wie ihr Kollege, übersät mit blauen Flecken und einem geschwollenem Auge.


    Sie kicherte zustimmend, es war wirklich amüsant, mittlerweile spielte sich das Schauspiel auf den Rängen ab und nicht auf der Bühne. “Huuu, das muss weh getan haben...“ kommentierte sie und deutete auf eine junge Frau die ihre Fingernägel einmal quer über das Gesicht eines Mannes zog, welcher sich wohl auf deren Verlobten gestürzt hatte. Zumindest klang das so nach den Wortfetzen die zu ihnen herüber wehten. Noch wähgren es auf den Rängen laut brodelte, ging das Stück nun auch weiter.


    Lykonides, Eunomia stehen auf der Bühne und die Tochter des Euklio Phädria versteckt sich dahinter.


    So steht es, Mutter. Alles hab' ich dir bekannt
    Von mir und unsrer Nachbarin. Jezt bitt' ich dich,
    Um was ich dich schon früher bat, beschwöre dich:
    Geh hin zum Oheim, und besprich den Fall mit ihm.


    Wie gern ich dir zu Willen bin, das weißt du längst.
    Auch hoff' ich, daß mein Bruder mir's gewähren wird.
    Denn wenn die Sache sich verhält, wie du gesagt,
    So kann er deinem Wunsche nicht entgegen sein,
    Da du, von Weine trunken, sie zu Fall gebracht.


    Wie könnt' ich lügen gegen dich, mein Mütterchen?


    Schaurig traurig erklingt eine körperlose Stimme, es ist Phädria.


    Ich bin des Todes, Amme! Weh! Welch herber Schmerz! Juno Lucina, hilf mir!


    Mutter, hörst du nicht?
    Da siehst du mehr, als meine Worte dir vertraut:
    In Kindesnöthen liegt sie, ruft die Götter an.


    Komm jezt zu meinem Bruder, Sohn, mit mir hinein, Damit von ihm dir werde, was du dir gewünscht.


    Geh, Mutter, geh, ich folge dir.


    Eunomia geht ab und verschwindet im Haus des Megadorus.

    Mich wundert's nur,
    Wo mein Strobil ist, dem ich doch befohlen, hier
    Auf mich zu warten. Hat er was für mich zu thun,
    Wär's freilich Unrecht, zürnt' ich ihm. Ich geh' hinein,
    Wo man zu Rath geht über mich und mein Geschick.


    Megadorus geht ab, dafür tritt nun der diebische Strobilus auf die Bühne, in seinen Armen den Goldtopf.


    Ich bin allein jezt reicher als die Greife sind,
    Der goldnen Berge Hüter; denn ich rede nicht
    Von Königen; die sind wahre Bettler gegen mich.
    Ich bin der König Philippus.
    Welch ein Wonnetag!
    Denn weil ich wegging früher, langt' ich früher an,
    Und stieg, bevor der Alte kam, den Baum hinauf,
    Und lauschte da, wohin er seinen Schaz vergrub.
    Sobald er wegwar, ließ ich mich vom Baum herab,
    Grub aus den goldgefüllten Topf, und lief davon.
    Der Alte kommt zum Plaz zurück, er sieht mich nicht,
    Weil ich ein wenig aus dem Weg zur Seite bog.
    Hoho!
    Da ist er! Geh' ich und verberg' im Haus den Schaz!


    Kurz sieht er sich verstohlen um und geht auch wieder ab. Ein wunderbares Stück, das das Ende schien unter zu gehen, das Publikum war nicht mehr zu beruhigen, statt dessen flogen wüste Beschimpfungen und Fäuste umher. Einige wenige hatten sich, ebenso wie Calvena und Valerian auf die noch ruhigen obersten Ränge niedergelassen und versuchten den Schauspielern zu folgen. Ein fauliger Apfel flog dicht an ihnen vorbei, verdutzt sah sie dem Geschoss nach und kicherte dann. „Achtung!“ meinte sie etwas verspätet und sah sich nach dem Übeltäter um. Doch wenn dann waren es wohl mehrere. Anscheinend waren ein paar Jugendliche bereits mit Unfug und Ärger im Sinn ins Theater gegangen und nun lieferten sie sich eine Schlacht mit fauligem Obst und Gemüse quer über die Köpfe der Leute hinweg.


    In all diesem Durcheinander kam Euklio auf die Bühne, kurz darauf dann auch wieder Lykonides dazu.


    Ich bin hin, verloren, todt! Wo lauf' ich hin? Wo lauf' ich nicht hin?
    Halt' ihn! Wen? Ich weiß es nicht; ich sehe nichts mehr; wie ein Blinder,
    Geh' ich um. Wohin ich tappe, wer ich bin, und wo ich weile,
    Das vermag ich nicht zu fassen. Flehend bitt' ich euch, beschwör' euch,
    Helft mir doch, zeigt mir die Spur des Menschen, der den Tops gestohlen!


    Mit finsterem Blick mustert er das wogende Publikum so als seien sie die Übeltäter, dann fasst er einen Mann ins Auge und proklamiert:

    Was sagst du? Dir glaub' ich: du bist ehrlich, dein Gesicht bezeugt es.
    Was? Ihr lacht? Euch alle kenn' ich, weiß, es sind hier viele Diebe,
    Bergen sich in weißem Kleide, sizen da, wie brave Leute.
    Keiner hat's von diesen? Dann ist's aus! O sprich, wer hat's? Du weißt's nicht?
    Weh mir Armen, Ganzverlornen! Gott, wie bin ich zugerichtet!
    So viel Jammer, Noth und Mühsal hat mir dieser Tag geboren,
    Hunger, Elend mir gebracht. Ich bin der ärmste Mensch auf Erden.
    Nun, wofür noch länger leben, da ich so viel Gold verloren,
    Das ich stets gehegt mit Sorgfalt? Ich betrog mich selbst um Alles,
    Was Leben und Glück und Wonne mir war. Jezt freuen sich Andere dessen,
    Mir zum Unheil, mir zum Schaden. Nein, ich kann es nicht ertragen.


    Welch ein Mensch, der hier vor unserm Hause wimmert, heult und jammert?


    Megadorus kommt aus dem Haus, sieht den Alten und senkt die Stimme voller erstaunen.


    Das ist Euklio: so glaub' ich. Jezt ist's aus. Es kam zu Tage.
    Um die Niederkunft der Tochter weiß er sicher. Was beginn' ich?
    Soll ich fortgeh'n? Soll ich bleiben? Ihm mich nahen? Oder fliehen?
    Was ich thun soll, weiß ich nicht.


    Wer redet hier?


    Ich bin es.


    Ich Bin ein Unglückseliger, ein Verlorner, dem so vieles Leid, Dem so vieler Jammer widerfahren ist.


    Sei gutes Muths!


    Gott! Wie kann ich das?


    Die That, die dir so große Sorge macht, That ich selbst, bekenn' es offen.


    Was vernehm' ich da von dir?


    Nur die Wahrheit.


    Junger Mensch, wie hab' ich das an dir verdient, Daß du mich und meine Kinder so verderblich heimgesucht?


    Wohl ein Gott war's, der mich trieb, der mich verlockt' in dieses Nez.


    Wie verstehst du das?


    Ich fehlte, bin mir schwerer Schuld bewußt.
    Darum komm' ich, dich um Nachsicht, um Vergebung anzufleh'n.


    Wie erfrechst du dich, an das zu rühren, was nicht dein gehört?


    Was beginn' ich? 's ist gescheh'n, und ungescheh'n wird's nicht gemacht.
    Also wollten's wohl die Götter; ohne dies wär's nicht gescheh'n.


    Und die Götter wollen auch, daß du bei mir im Kerker stirbst.


    Sprich nicht so!


    Wie konntest du berühren, was doch meine war?


    Wein und Liebe thaten dies, bethörten mich.


    Tollkühner Mensch,
    Frecher Wicht, mit solchen Reden wagst du noch mich anzugeh'n?
    Wenn's gestattet ist, in solcher Weise sich zu reinigen,
    Reißen wir den Frau'n am hellen Tag den goldnen Schmuck vom Leib,
    Und ergreift man uns, so sagen wir: der Wein, die Liebe war's,
    Die's gethan. In zu geringem Preise stehen Lieb' und Wein,
    Darf ein Trunkner und Verliebter straflos thun, was ihm gefällt.


    Meinen Fehl dir abzubitten, komm' ich ja freiwillig her.


    Wer gefehlt hat, und sich dann entschuldigt, der gefällt mir nicht.
    Daß es dir nicht zugehörte, wußtest du. Was rührst du's an?


    Nun ich's einmal angerührt, so sei es mein!


    Wie kannst du doch,
    Ohne daß ich dir's gestatte, haben, was mein eigen ist?


    Wider deinen Willen nicht; doch dünkt mich's, daß es mein gehört.
    Ja, du selbst wirst finden, sag' ich, daß es mein gehören muß.


    Bringst du's nicht zurück –


    Und was denn?


    Was du mir entwendet hast,
    Schlepp' ich auf der Stelle dich zum Prätor, und verklage dich.


    Ich entwendet? Dir entwendet? Was ist das?


    Zeus strafe dich,
    Wenn du läugnest!


    Wenn du mir nicht sagen willst, wonach du suchst.


    Meinen Goldtopf will ich wieder, den du fortnahmst, wie du mir
    Eingestehst.


    Das that ich nicht, noch sagt' ich's je.


    Du läugnest es?


    Allerdings. Ich weiß von deinem Gold und deinem Topfe nichts.


    Den du neulich aus dem Hain Silvan's entwandt, den gib zurück!
    Geh und hol' ihn! Lieber geb' ich dir den halben Theil davon.
    Bist du gleich ein Dieb, ich will dich doch nicht plagen. Hol' ihn nur!


    Bist du rasend, daß du mich Dieb nennen kannst? Nein, Euklio,
    Etwas Andres, glaubt' ich, hättest du gehört, was mich betrifft.
    Wichtig ist, was ich mit dir in Muße jezt besprechen will.


    Auf dein Wort: hast du das Gold mir nicht gestohlen?


    Auf mein Wort!


    Weißt auch nicht, wer mir's entwendet?


    Auch nicht.


    Doch, wenn du's erführst,
    Gäbst du dann den Dieb mir an?


    Ja.


    Nähmest auch kein Theil von ihm,
    Wer der Dieb auch wäre, bärgst ihn nicht in deinem Hause?


    Nein.


    Aber wenn du lügst?


    So mache Zeus mit mir, was ihm beliebt!


    So ist's recht. Nun sage, was du willst.


    Du kennst vielleicht mich nicht,
    Welches Stamms ich bin. Mein Ohm ist Megador, der Nachbar, mein
    Vater heißt Antimachus mit Namen, ich Lykonides,
    Meine Mutter ist Eunomia.


    Dein Geschlecht, ich kenn' es schon.
    Was verlangst du denn?


    Du hast 'ne Tochter.


    Ja, im Hause dort.


    Diese hast du meinem Oheim zugesagt.


    Ganz richtig.


    Der
    Schickt mich her, dir aufzukünden, weil er andern Sinnes sei.


    Andern Sinns, da schon zur Hochzeit Alles zugerüstet ist?
    Daß doch ihn die Götter alle, wie er ist, vernichteten,
    Ihn, durch dessen Schuld ich Armer heute so viel Gold verlor!


    Sei getrost und segne lieber, daß es dir und deinem Kind
    Zum Gedeih'n, zum Segen werde! »Gebe das der Himmel!« sprich.


    Gebe das der Himmel!


    Geb' er mir es auch! Nun höre mich.
    Wer mit einer Sünde sich belastet, ist doch nie so schlecht,
    Daß er ihrer nicht sich schämte, nicht die Schuld entschuldigte.
    Euklio, nun bitt' ich dich, wofern ich übereilt an dir
    Und an deiner Tochter mich vergangen, daß du mir verzeihst,
    Und mir sie zum Weibe gebest, wie Gesez und Recht verlangt.
    Deiner Tochter, ich bekenn' es, hab' ich Unrecht angethan,
    An der Ceres Fest, erhizt von Wein, in tollem Jugendmuth.


    Wehe mir! Was hör' ich Armer da von dir?


    Weinend bricht der Alte zusammen.

    Was weinst du denn?
    Daß ich auf der Tochter Hochzeit dich zum Großpapa gemacht?
    Heute kam sie nieder. Rechne nach; es ist im zehnten Mond.
    Darum hat, durch meine Schuld, mein Ohm von euch sich losgesagt.
    Geh hinein, und forsche drinnen, ob ich Wahrheit rede.


    Gott!
    Ich bin hin! So häuft sich allzeit Misgeschick auf Misgeschick.
    Muß hinein, muß sehen, was dran Wahres ist.


    Euklio schlurft davon.


    ch folge gleich.
    So hätt' ich denn, bedünkt es mich, mein Schäfchen fast im Trocknen.
    Doch meinen Knecht Strobilus seh' ich nicht: wo der nur sein mag?
    Ich warte noch ein Weilchen hier, und folge dann dem Alten
    In's Haus. Indessen will ich ihm Zeit lassen, bei der Amme,
    Der Zofe seiner Tochter, sich von meinem Abenteuer
    Genau zu unterrichten; denn die weiß die ganze Sache.


    Es war einfach nur herrlich anzusehen, wie der Alte und Lykonides aneinander vorbrei redeten. Der eine nur von seinem Goldschatze, der andere von der bezaubernden Tochter. Zu oft hörte man einander eben nicht zu. Ausgelassen kicherte und lachte Calvena, eine gelungene Vorstellung. Das Publikum tobte, es war regelrecht eine Schlacht ausgebrochen.

  • Es war einfach herrlich! Valerian genoß den Theaterbesuch in vollen Zügen. Dabei war nur schwer zu entscheiden, ob man lieber dem Geschehen auf der Bühne oder dem auf den Rängen folgen sollte. Auf jeden Fall durfte man zweiteres nicht ganz vernachlässigen, damit man sich rechtzeitig ducken konnte. "Jetzt siehst Du, wie gut meine Wette bisher steht", lachte Valerian, als das Chaos langsam um sich zu greifen begann. Doch dann wurde er ernster. "Hör zu! Sollten wir getrennt werden, dann geh dort die Treppe hinauf. Rechts ist eine Tür, die führt dort oben zu einem Gang. Niemand wird dort hingehen, dort kannst Du also auch nicht niedergetrampelt werden. Ich komme dann auch dorthin. Nur für den Fall der Fälle." Wie gut, daß er das Theater dank seines alten Freundes so gut kannte. Unwillkürlich kam wieder die Erinnerung an Philogena hoch, der er damals vom Dach des Theaters aus die Stadt gezeigt hatte.

  • Sie kicherte auf, als einer der Schauspieler von einem matschigen Apfel getroffen wurde, dieser riss sich voller Zorn die Maske vom Gesicht und schimpfte ziemlich vulgär mit dem Schuldigen. Der Apfel war regelrecht explodiert und hatte sich in vielen Einzelteilen auf der sauberen Tunika niedergelassen. Nun sah der Schauspieler aus wie ein Dalmatiner. „Warts ab“, meinte sie kämpferisch, „noch ist das Stück nicht zu Ende!“ meinte sie zwinkernd und reichlich zuversichtlich, denn es sah nicht so aus, als würden siech die Männer auf der Bühne dadurch stören lassen, dann um sie herum großer Tumult herrschte.


    Als Valerian ernster wurde nickte sie nur wortlos. Er hatte recht, sollte das Ganze ausufern, konnte es reichlich unangenehm werden, auch für unbeteiligte. Suchend sah sie sich um, aber noch konnte sie den gemeinten Gang nicht entdecken, aber im Notfall war sie sicherlich schnell dort. „Ich wird es schon finden!“ meinte sie zuversichtlich und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln. Calvena konnte sich wirklich glücklich schätzen solch einen wunderbaren Begleiter an ihrer Seite zu haben. Aber auch aus vielen anderen kleinen Gründen. Kurz drückte sie seine Hand und ließ ihren Blick zur Bühne zurück schweifen. Der Schauspieler hatte sich wieder eingekriegt und versuchte nun das Stück mit seinen Partnern fortzuführen. Dieser betrat gerade die Bühne, es handelte sich um Storbilus, welcher schwer am Gold schleppte. Erst einmal sprach er nur mit sich selbst.


    Götter, ha! Welch reiche Wonnen habt ihr heut mir zugedacht!
    Einen Topf, schwervoll mit Gold! Wer wäre reicher jezt als ich?
    Ist in ganz Athen ein Mensch wohl, dem die Götter holder sind?


    Auch Lykonides spricht erst einmal zu sich selbst ehe er den dreisten Dieb ertappt.


    Hört' ich hier nicht eben eine Stimme? Sprach nicht Jemand hier?


    Seh' ich da nicht meinen Herrn?


    Das ist gewiß mein Knecht, Strobil.


    Ja, er ist's.


    Kein Andrer ist's.


    Ich geh' ihn an


    Ich muß zu ihm. Wie ich's ihm geheißen, war er bei der alten Amme wohl.


    Soll ich ihm denn frei bekennen, daß ich diese Beute fand?
    Ja, ich thu's, und will ihn bitten, daß er mir die Freiheit schenkt.
    err, ich fand –


    Was fandst du?


    Nicht, was man die Knaben schreien hört,
    Daß sie's in der Bohne fanden.


    Treibst du wieder Spaß mit mir?


    Lykonides will gehen, doch Strobilus hält ihn zurück. Ein linkisches Grinsen auf den Zügen.

    Bleibe, Herr! Ich will dir's sagen.
    Höre!


    Sprich denn!


    Herr, ich fand
    Einen großen Schaz.


    Und was denn?


    Einen Topf, schwervoll mit Gold.


    Was vernehm' ich da von dir?


    Ich stahl's dem alten Euklio.


    Und wo ist das Gold?


    Daheim im Kasten. Herr, jezt laß mich frei.


    Bösewicht, ich sollte dich freilassen?


    Geh nur, Herr;
    ich weiß, Was du vorhast.
    Schlau versucht' ich deinen Sinn.
    Du sannst darauf, Mir das Gold zu nehmen.
    Was erst thätst du, wenn ich's wirklich fand?


    Weg mit deinen Possen! Gib das Gold heraus!


    Ich Gold heraus?


    Gib's heraus! Ich will es ihm dann wiedergeben.


    Und woher Nehmen?


    Eben sagtest du, daß es daheim im Kasten sei.


    Herr, du weißt, ich rede manchmal tolles Zeug; so halt' ich es.


    Der Knecht spielt den dummen, grinst frech und provoziert seinen Herrn.

    Mensch, ich warne dich.


    Und schlügest du mich todt, du kriegtest nichts.


    Wie? Du sträubst dich?
    Wart'!
    Ich will's schon kriegen. Kerl, wie einen Hund, Bind' ich dich an eine Säule, peitsche dich so lange fort, Bis du mir das Gold herausgibst.
    Gibst du's, oder gibst du's nicht?


    Lykonides verliert die Geduld und mit Wut packt der den dreisten Sklaven mit seinen komischen Possen an der Kehle und schüttelt ihn wie einen jämmerlichen Hund. Keuschend gibt Strobilus schließlich nach. Er kauert auf der Erde.

    Wohl, ich will dir's geben.


    Aber gleich!


    Doch, Herr, ich bitte dich,
    Laß mich erst zu Athem kommen!
    Was verlangst du denn von mir?


    Wie, du fragst noch?
    Wagst es noch, mir abzuläugnen, Bösewicht, Was du kaum gesagt? Den Topf mit Gold!
    Wo seid ihr Büttel? He!


    Nur ein Wort!


    Ich höre nichts. Ihr Büttel, legt ihm Ketten an!


    Wenn du mich zu Tode martern ließest, Herr: was hülfe dir's?
    Wenn du mich für frei erklärtest, gäb' ich dir, was du verlangst.


    Nun, es sei! Wenn du das Gold mir bringst, erklär' ich dich für frei.


    Darf ich deinem Worte trauen? Soll ich frei sein?


    Wie gesagt, Wenn du mir den Topf mit Gold zur Stelle schaffst, so bist du frei.


    Geh' ich nun, den Schaz zu holen!


    Geh und komm alsbald zurück!


    Stolpernd eilt der Sklave von dannen. Nach einer winzigen Pause kehrt er wieder zurück, den Goldtopf in den Händen.


    Meinen Fund, den Topf mit Golde, bring' ich hier. Nun – komm' ich bald?


    Götter! Was erblick' ich hier? Was hab' ich hier in Händen? – He! Euklio!


    Aus dem Hause heraus ertönt die Stimme des Alten:

    Was ist es?


    Komm sogleich heraus!


    Kaum tritt Euklio auf die Bühne, stolpert er erneut über seinen langen Bart, kann sich aber glücklicher weisen fangen. Doch in den Moment, wo er seinen Text aufsagen will, trifft den armen Kerl einen faustgroßen Stein an der Schläfe und er bleibt regungslos liegen. Das Publikum heult vor Wut auf und einige Männer stürzen sich ohne Umschweife auf den Übeltäter, es ist der niedergeschlagene Schauspieler von vorhin. Nun ist die Menge kaum zu halten, Rufe werden laut, Mütter mit Kindern ergreifen die Flucht und Sklaven zerren ihre Herren aus der Prügelei heraus.


    Calvena duckt sich eilig, als ein weiteres Wurfgeschoss an ihnen vorbeizieht. Valerians schien wohl die Wette gewonnen zu haben, denn nun war man nicht einmal hier oben sicher, torkelnd nähert sich ihnen ein kräftiger Bursche, wohlweißlich darauf aus, Unheil zu bringen. "Was für ein hübsches Täubchen! Du hast sicherlich nichts dagegen, wenn ich sie dir abnehme!" grinst er boshaft zu Valerian herüber. Ungeniert greift er Calvena am Handgelenk.


    "Lass mich los!" faucht sie und stemmt sich gegen diesen überheblichen und betrunkenen Kerl. Das ging nun wirklich zu weit und lustig war das sicherlich ganz und gar nicht.

  • Der zerplatzende Apfel war wirklich ein urkomischer Anblick. Valerian lachte, daß ihm die Augen tränten. Doch der Schauspieler nahm es nicht so gelassen, wie es vielleicht besser gewesen wäre. Die wüsten Beschimpfungen waren schon grob. Doch dann endlich konnte das Stück weitergehen. Höchst vergnüglich spann sich die Geschichte weiter und die Schauspieler zeigten sich wirklich tapfer. Ungerührt machten sie weiter.


    Noch lachte Valerian, doch das verging ihm bald, als ein grober Kerl sich plötzlich an Calvena heranmachte. Er sprang auf und schob sich zwischen Calvena und den Mann. "Das könnte Dir so passen! Finger weg! Geh woanders weitersaufen und weiterraufen!" Mit einem kräftigen Schubs stieß er den Kerl weg, machte sich aber darauf gefaßt, daß dieser wiederkam, um sich zu prügeln. "Geh zurück, Calvena, ich werde wohl Platz brauchen!", rief er ihr zu, während er sich bereit machte, einem Angriff standzuhalten.

  • Mit einem Grunzen ließ der Kerl, Calvenas Handgelenk zu, er stolperte einige Schritt zurück und fing dabei ihren finsteren Blick zu. Plötzlich zeigte sich auf seinen Zügen ein provokantes Lächeln, er war gut zwei Köpfe größer als Valerian, hatte ein kreuz wie ein Ochse und die Figur eines Ringers, er wirkte plötzlich gefährlich nüchtern. "Sieh an, ein kleiner Held!" höhnte er. "Nur zu komm doch, das Mädchen gehört am Ende mir!" sagte er herausfordernd und taxierte die junge Germanica, als hätte er gerade eine Lupa vor sich.
    Vor Wut färbten sich ihre Wangen rot. "Elender Mistkerl..." entwich es ihr ziemlich undamenhaft, nur zu gern hätte sie ihm dieses dreckige Grinsen aus den Gesicht gewischt. Aber sie hätte nicht die geringste Chance gegen ihn, lieber wich sie etwas zurück umd Valerian den nötigen Freiraum zu geben den er brauchte. Verblüfft stellte sie fest, dass er nun sich zum zweiten mal ihretwegen prügelte, obwohl es das erste Mal eine etwas andere Situation gewesen war. Sie hatte sich in der Subura verlaufen und da war es kein Scherz gewesen oder einfach nur eine Laune. Wobei sie sich nicht sicher war, worauf es dieser Kerl abgesehen hatte.
    ______________


    Während dessen auf der Bühne:
    Verdutzt betrachtet Lykonides seinen niedergeschlagenen Kollegen und nimmt diesen einfach seine Maske ab, nur um dann den Text des Alten zu proklamieren. Ohne mit einer Wimper zu zucken, will er nun das Stück allein zu Ende bringen. Von daher springt er von der einen Seite der Bühne zur anderen, dabei bringt er mit viel Witz und auch Dramatik das Stück zu Ende. Nur hat er ein wenig die Tücken des Bartes unterschätzt, denn immer wieder verheddert er sich darin und gerät ins straucheln.


    Wer ruft mich hier?


    Schnell hält er sich die andere Maske vor das Gesicht, die andere behält der dbaei in der Hand und weddelt hastig damir herum. So als würde Euklio dahinter stecken.


    Komm heraus! Die Götter segnen dich! Der Topf ist wieder da.


    Habt ihr ihn? O gute Götter! Oder treibt ihr Spott mit mir?


    Nein, wir haben ihn. O komm doch! Fliege hierher, wenn du kannst!


    Hoher Zeus! Du, meines Hauses großer Lar!
    Du, Königin
    Juno! Du, des theuren Schazes theurer Hüter, Herkules!
    Endlich habt ihr euch in Gnaden meiner Herzenspein erbarmt.
    Guter Topf, mit Wonnethränen schließ' ich dich in meinen Arm,
    Küsse dich und drücke dich vieltausendmal an meine Brust!
    ( er reißt den Deckel des Topfes ab, und betrachtet lüstern die Goldstücke)
    Welch ein Anblick! All mein Gram ist hin! Ich athme wieder frei.
    Aber wem vor Allen bring' ich des verdienten Dankes Zoll?
    Bring' ich ihn den Göttern dar, die gnädig auf uns Menschen schau'n?
    Oder meinen wackern Freunden? Oder Beiden? – Beiden, ja!
    Dir, Lykonides, zuerst, der dieses Glückes Quelle war!
    Dir verehr' ich diesen Goldtopf: laß dir ihn gefallen! Dein
    Soll er sein samt meiner Tochter!


    Möge dir's und uns gedeih'n!


    Aber, Herr, gedenke nun auch mein!


    Du mahnst mich eben recht.
    Sei denn frei!
    Du hast es wohl verdient, Strobil. Jezt aber geh, Drinnen uns das Mahl zu rüsten.
    Sieh, wir alle folgen dir!


    Als letztes steht allein der Strobilus auf der Bühne und wendet sich mit lauter Stimme an das Publikum. Doch keine Beachtung wird seinem letzten Satz geschenkt:

    Auch ihr Herrn hier auf den Bänken, kommt mit uns, und klatschet laut!


    ______________
    Ganz gegen ihre Vermutung war das Stück doch zu Ende gebracht worden, aber ihre Aufmerksamkeit galt mehr dem Kerl und Valerian, als der Bühne. Denn Beide standen sich gegenüber und warteten darauf das einer den ersten Schlag ausführte.

  • "Oh, was habe ich für eine Angst, vor Dir großem, groben Kerl!" Valerian sprach gespielt furchtsam, womit er hoffte, den Gegner wütend und unvorsichtig zu machen. Er gab sich keinerlei Illusionen hin: Ganz ohne Blessuren würde das hier nicht abgehen. Doch er hatte jahrelang trainiert, um zu kämpfen. Auch gegen Männer, die größer und stärker waren als er selbst. Er mußte nur die Schwachpunkte herausfinden.


    "Sie ist ein ehrenwertes Mädchen! Und somit nichts für Dich! Verschwinde, bevor es Dir anfängt leid zu tun!" Da folgte von dem Kerl schon der erste Schlag. Die Faust flog nur so nach vorne, Valerian konnte noch so gerade ausweichen, er machte einen schnellen seitlichen Ausfallschritt, so daß der Kerl von seinem eigenen Schwung getrieben nach vorne stolperte. Valerian faßte beide Fäuste zusammen und schlug ihm kraftvoll in den Rücken. Leider reichte es nicht, um ihn zu Fall zu bringen, obwohl der Kerl schmerzhaft aufbrüllte. So schnell wie der herumwirbelte, mußte er auch kampferfahren sein. Valerian bemerkte es und richtete sich nun auf einen schwereren Kampf ein.


    Und den sollte er auch bekommen. Der Mann stürzte sich auf ihn, dieses Mal gab es kein Ausweichen. Und schon lagen die beiden auf dem Boden, jeder darum bemüht, die Oberhand zu gewinnen. Inzwischen hatte sich schon eine Gruppe um sie herum gebildet, die eifrig Wetten abschlossen. Mal war der andere oben und verprügelte Valerian, mal Valerian, der den anderen verprügelte. Es dauerte seine Zeit, bis sich das jahrelange Training endlich auszahlte und Valerian seinen Platz oben behaupten konnte. Gekonnt gab er dem Mann den Rest, drehte ihn schließlich auf den Bauch und fesselte seine Hände. Dann zerrte er ihn auf die Füße und schubste ihn in Richtung Ausgang. "Hau... endlich... ab..." Anscheinend hatte der Mann seine Niederlage akzeptiert, denn er torkelte nun unsicher in diese Richtung weiter. Oder war er einfach nur zu benommen, um zu verstehen, was gerade geschah?


    Stöhnend ließ Valerian sich auf seinen Platz fallen, während um ihn herum Wetten ausgezahlt wurden. Seine Nase blutete ebenso wie eine Platzwunde über dem Auge, das gerade fleißig zuschwoll. Seine Rippen schmerzten, außerdem schien er sich den Knöchel vertreten zu haben. Aber er hatte gesiegt! Er schaute zur Bühne, wo gerade der letzte Satz gesprochen wurde. "Wie ist es ... denn... jetzt... ausgegangen? Ochne... meine Wette... ich hab verloren!" Ein wenig wehleidig faßte er an seine Nase. Aber zum Glück schien sie nicht gebrochen zu sein. "Au..."

  • Der Kerl sah rot, als Valerian ihn verspottete und stürzte sich mit einem Wutschrei auf diesen Hänfling. Nur das sich dieser Hänfling als würdiger Gegner herausstellte.
    Mit bangen Blick verfolgte Calvena den Schlagabtausch zwischen den Männern und zuckte das ein oder andere Mal, als Valerian einen besonders harten Schlag einstecken musste. Ein wenig erinnerte sie diese Rangelei an ihre Ziehbrüder, auch sie hatten sich des öfteren einfach nur geprügelt um Dampf abzulassen. Aber dennoch war es doch etwas anderes, hier kämpfte jemand um ihre Ehre, was aber wohl noch wichtiger war, das sie diesen Jemand besonders gern hatte. Als sie die Wetteinsätze vernahm warf sie den Schaulustigen einen bitterbösen Blick zu.


    Schneller als gedacht, bekam dann Valerian die Oberhand und verscheuchte den Koloss mit einigen bösen Worten, ehe er sich setzte und stöhnte auf. Recht schnell war sie bei ihm und betrachtete ihn kritisch. „Na hoffentlich endet nicht jeder Ausflug in einer Prügellei!“ scherzte sie. Er sah ganz schön mitgenommen aus. Etwas verwirrt sah sie ihn an, als er etwas von Wette murmelte, sie folgte seinem Blick und grinste breit. „Ich hab gewonnen“, sie klang verblüfft. Doch im Grunde stand die wette erst einmal hinten an.


    „Warte hier, ich komm gleich wieder!“ sagte sie und eilte davon, um zumindest etwas Wasser und so etwas wie Verbandsmaterial aufzutreiben. Wenig später kam sie zurück, einen Becher Wein in der einen Hand, in der anderen ein Stück feuchtes Leinen. „Mhm....“, meinte sie nachdenklich, „ich fürchte die Platzwunde muss genäht werden!“ Sie drückte ihm den Weinbecher in die Hand. „Da unten rennen schon einige Ärzte herum und bieten ihre Dienste an!“ meinte sie. „Aber denen würde ich mich nicht anvertrauen... sie sehen nicht gerade vertrauensselig aus und haben eher Ähnlichkeiten mit Kurpfuschern.... Aber ich hab dem einen sein sauberes Leinen ab geschwatzt!“ grinste sie und drückte ihm selbiges auf das anschwellende Auge und die Platzwunde. Das Nasenbluten hatte schnell nachgelassen, anscheinend einfach nur ein ungünstiger Schlag.

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