Endlich war es soweit. Die Statue, die der Ordo Decurionum zu Ehren des verstorbenen Imperators aufstellen wollte, war endlich aus den Lagern der Curia hervorgeholt worden. Nun stand sie, verhüllt durch ein großes Tuch, vor der Curia, umringt von Schaulustigen. Die Decuriones versammelten sich langsam. Witjon und sein Amtskollege waren ebenfalls anwesend. Es fehlten noch einige hohe Persönlichkeiten, darunter zählte auch der neue Statthalter, der sich bei dieser Gelegenheit dem Volk vorstellen wollte. Lässig sah Witjon sich um und wartete.
[Auf dem Vorplatz der Curia] Statue zu Ehren des Divius Iulianus
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Direkt neben dem Magister Officiorum stand seine frischvermählte Frau, die sich zur Feier des Tages herausgeputzt hatte. Callista hatte, auch ohne die Hilfe von Vodafonis, ein passendes Kleid gefunden, dass nun in sanften rotbraun Tönen an ihr herabfiel. Dazu hatte sie die Kette aus Bernstein angelegt, die ein Verlobungsgeschenk von Witjon gewesen war und mit ihrem Goldton wunderbar zu Kleidung und auch zu ihr passte. Ihre rotbraunen Haare waren aufwendig gelockt und die obere Hälfte am Hinterkopf zusammengesteckt, kleine goldene Perlen waren hineingesteckt, die bei jeder ihrer Bewegungen leise klimpernd hin und her wogten. Etwas Schminke und feine Ledersandalen rundete die liebliche Erscheinung ab, zusammen mit einen fröhlichen Lächeln. Da sich auch Witjon heute römisch präsentierte, fand Callista ihren Auftritt gelungen, auch wenn ihre ehemalige Sklavin sicherlich noch einige Stellen zur Verbesserung gefunden hätte. Aber alles in allem machten die zwei sicherlich eine ansehnliche und zueinander passende Figur.
Die junge Römerin war nun erst wenige Tage verheiratet und nur wenige Tage länger in Mogontiacum, weswegen sie neugierig umherblickte und die Leute und ihre Umgebung musterte. Zumal Witjon einige wichtige Männer aus der Stadt erwartete und da wollte sie einen guten Eindruck machen. Sie hoffte nur, dass sie nicht zu nervös würde und dann wieder zu stottern anfing. Aber im Moment war es ja noch ruhig.
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Eigentlich kam Lando ja generell spät. Zu, ein wenig, oder fast. Immer.
Das hatte sich in letzter Zeit jedoch geändert, denn öffentliche Termine, zuwider wie sie ihm waren, wurden mittlerweile immer zu Zweit wahrgenommen: Lando war schließlich verheiratet.Was bedeutete, dass er von seiner Frau mittlerweile sehr effektiv dazu verdonnert wurde, sich frühzeitig vorzubereiten. Auch wenn Lando sich immernoch standhaft weigerte, die Rittertoga anzuziehen, und sich schlicht in einigermaßen wertvoller, aber schlichter Tunika gekleidet nun auf dem Forum zeigte. Mit seiner Frau in seiner Nähe und der restlichen duccischen Bagage (die Aufstellung der Statue gehörte definitiv zu den Ereignissen, zu denen die komplette Familie erschien) und dem dazu gehörenden Kreis an Freunden, Gönnern und Abhängigen gesellte man sich in die Menge, auch wenn Lando es vorzog sich eher im Hintergrund zu halten. So wartete man ab, was da so kommen würde..
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So langsam begann man, etwas zu sehen. Elfleda war sich nicht sicher, ob sie das freuen oder doch eher ärgern sollte. Natürlich war sie stolz darauf, dass sie ein Kind bekam, aber sie hatte auch ihre schlanke Figur eigentlich recht gern. Und nun stritt sich die Eitelkeit mit dem Stolz, was wichtiger wär.
An diesem heutigen Tag hatte die Eitelkeit gewonnen, wenn auch nur knapp. So hatte Elfleda eines ihrer besten Kleider angelegt – in sattem Grün und mit aufwendigen Stickereien – und kaschierte ein wenig ihren beginnenden Schwangerenbauch. Neben ihrem Mann, der sich beharrlich geweigert hatte, anzuziehen, was sie ihm hingelegt hatte, sah sie vielleicht etwas zu majestätisch aus mit dem geflochtenen roten Haar und dem Goldschmuck. Angesichts der anwesenden römischen Frauen aber mit ihren kunstvollen Frisuren, teuren Kleidern und Kosmetika wohl aber doch eher wie ein Mädel vom Land. -
Da ja die gesamte Familie anwesend sein sollte, war auch Rodrik mitgekommen. In einer römischen Tunika gekleidet blieb er im Hintergrund, da er sich in Menschenansammlungen ohnehin nicht wohl fühlte. Zudem fühlte er am Rand der Menge besser den Wind, der ihm unter die Tunika zog. Nur mit viel Überwindung hatte er sich die Unterwäsche gewickelt, denn ... mal ganz ehrlich ... so eine kühle Brise untenrum im heissen Sommer war schon eine echte Wohltat. Und so stimulierend. Allerdings konnte es peinlich werden, wenn der Wind einmal etwas stärker wehte und dann die Tunika hochgehoben wurde. Das hatte er schon einmal gesehen bei Rembert, einem dicken und hässlichen Kerl aus seinem Dorf, der besoffen nach einem Stuhlgang einfach seine Wickel nicht mehr umgewickelt hatte. Nicht dass Rodrik ein Problem mit Nacktheit hatte, nur diese spezielle Form von Nacktheit hätte er nur zu gerne aus seiner Erinnerung gelöscht. Doch darauf konnte er lange warten. Was er übrigens auch jetzt tat, nämlich warten. Auf das was da vorne passieren würde.
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Auch Silanus, der Präfekt der nahe gelegenen Ala, hatte von der feierlichen Enthüllung der Statue gehört und war eigens aus Confluentes angereist, um dieser Zeremonie beizuwohnen. Er war schließlich einer der Glücklichen, die diesen großen Kaiser persönlich Treffen und sogar einige Worte mit ihm wechseln durfte. Keine Frage, dass er es daher auch als seine Pflicht ansah, Ulpius Iulianus diese Ehre zu erweisen.
Die Frage nach der passenden Kleidung zu diesem Anlass stellte sich bei ihm nicht – er trug seine Präfektenuniform. Gemeinsam mit wenigen handverlesenen Offizieren seines Stabs und seiner persönlichen Eskorte, die aufgrund der Menschenmassen ebenfalls klein gehalten war, erreichte er das Forum Mogontiaci und stellte sich zu den militärischen Ehrengästen, die vorwiegend von der hiesigen Legio stammten.
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Natürlich war auch ragin anwesend, war das doch seine erste offizielle veranstaltung als Mitglied des Ordos. So hatte er sich auch eine besonders schöne Tunika herausgesucht und festgestellt, dass es äußerst praktisch war eine Schneiderei zu führen. Aber irgendwie sah das alles schon lustig aus. Roddi passte in seine Tunika so gut wie ein Bär in ein Keramiklager und sah darin mehr als ungewohnt aus. Trotzdem war er aber auch irgendwie schick-so wie alle anderen übrigens auch, die aus dem Hause Duccia anwesend waren. Es war schon komisch Loki und Witjon jetzt als Ehemänner zu sehen. Irgendwie wirkten sie nun so...so...so...seriös! Was zwei frauen doch so alles ausmachten. Zumal Elfleda ja auch schon schwanger war, wie Ragin gehört hatte. Aber man sa zumindest noch nichts, oder sie konnte das wirklich gut verbergen.
Aber was sollte er sich darüber Gedanken machen? Es war eh viel interessanter zu schauen wer noch so da war, also ließ er seinen Blick über die Menge schweifen.
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Auch Maecenas ließ es sich nicht nehmen, dem aufstellen der Statue beizuwohnen. Als er erschien blickte er sich erst einmal um. Die üblichen verdächtigen hatte er schon ausgemacht.
Die Duccier waren schon im Familienkreis fast komplett so wie ich erkannte vertreten.
Ich näherte mich mit gemächlichem schritt langsam der Menschenansammlung und wartete auf das Ereignis.
Das Maecenas für diesen Anlass nicht die alltägliche Toga trug war selbstverständlich. -
Selbstverständlich hatte sich der Legat Zeit gelassen mit seiner Ankunft. Einerseits galt sowas ja als vornehm, andererseits hatte er dank seiner Frau und seiner Tochter gleich zwei unschlagbare Argumente, zu spät kommen zu dürfen. Während er in eine seiner besten Togen gewandet war, immerhin wollte er sich ja sozusagen der Stadt vorstellen und die Leute erwarteten keinen abgerissenen Sandler, trug seine Frau ein rotes Kleid mit Goldborten, seine Tochter eine kleinere Version aber in Grün. Frauen würden natürlich nicht "rot" oder "grün" sagen, sondern sowas wie "Zinnoberrot" oder "Frühlingskastaniengrün". Wie dem auch war. Mit der Sänfte kam die Familie Vinicia an, sie stiegen aus, richteten sich ihre Kleidung (am meisten noch er, denn die Toga litt immer unter der Beförderung), die Tochter wurde einer Sklavin zur Aufsicht übergeben, dann schritt das Ehepaar zu den Decuriones. Meine Herren. begrüßte er die Anwesenden. Ich nehme an, ihr kennt meine Frau Licinia Minor. stellte er noch seine Angetraute jenen vor, die sie noch nicht kennengelernt hatte.
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Auch Dragonum war zur Enthüllung der Statue gekommen, auch wenn er zuerst gezögert hatte und dementsprechend recht spät auftauchte, sogar die wichtigen Personen, wie der Legatus und die Decuriones waren bereits anwesend und das wo sie es doch gewöhnt waren das man auf sie wartete. Dragonum trug natürlich nicht seine gewöhnliche Uniform, viel eher war es eine besondere Maßanfertigung die er sich im Laufe der Jahre als Tribun geleistet hatte und auch wenn er sie nicht allzu häufig trug erfüllte sie ihn doch stets mit Stolz, schließlich hatte er das Recht sie zu tragen durch den Mann erhalten der heute abermals geehrt werden sollte und auch wenn Dragonum sich sicher war das die Zeremonie nicht so pompös ausfallen würde wie die der er in Rom beigewohnt hatte, war er sich doch sicher das sie mindestens genauso ergreifend sein würde. Dragonum hatte dem alten Kaiser viel zu verdanken, neben der Ritterwürde und seinem Tribunat bei den Cohortes Urbanae auch die Wiederaufnahme in den Exercitus Romanus, nach seiner Persöhnlichkeitskrise.
Als Dragonum also nun in seiner Paradeuniform zwischen den anderen hochrangigen Militärs stand konnte er sich eines Lächelns nicht erwehren als er an seine Audienz beim alten Kaiser zurückdachte ... -
Die versammelten Decuriones ließen sich keinen Fehler im Heucheln und Verhehlen nachweisen, sie grüßten und umschwärmten den Legaten und seine Frau nach allen Regeln der Kunst. Komplimente wurden verteilt, Anerkennung gezeigt und vor allem eins: um dasselbe gebuhlt.
Lando hielt sich mit den seinen, immerhin ein Tross von mehr als zwei Dutzend Menschen, wie immer bei solchen Gelegenheiten im Hintergrund, erst als Legat und Ehefrau sich durch die meisten Decuriones durchgearbeitet hatten, standen Lando und seine Frau plötzlich vor dem Paar.
"Angenehm dich kennen zu lernen, Licinia.", sprach Lando, der die flüssige wie zwanglose Konversation nicht im geringsten beherrschte, und sich von nicht wenigen Menschen die stets griffbereite Verbalaxt unterstellen lassen musste (:P), "Gruß auch dir, Legat."
Damit war der Gesprächsstoff von Landos Seite auch verebbt, wäre da nicht ein dezenter Schlag in die Seite gewesen: "Oh... achja... wenn ich euch vorstellen darf: meine Ehefrau Elfleda vom Stamm der Mattiaker. Ihr Onkel väterlicherseits ist Rodewini, Rich einer der Hauptsippen des Stammes, du hast vielleicht schon von ihm gehört."
Zumindest hatte auf der Nachrichtenleitung Mogontiacum <-> Aquae Mattiacorum die Meldung die Runde gemacht, Rodewini hätte dem Legaten zur Amtseinführung ein nicht unerhebliches Geschenk gemacht. -
Natürlich war auch Petronius Crispus samt Familie gekommen - immerhin war es damals seine Idee gewesen, diese Statue anzufertigen. Und wenn diese Duccier ihm nicht wieder die Butter vom Brot genommen hätten, hätte wohl auch Willigis dieses Projekt durchgeführt. So war es nun aber aus der Werkstatt der Duccier gekommen - wie sehr es dem alten Petronier aufstieß, diesen Namen allerorts zu hören! Dass die Enthüllung erst im folgenden Jahr hatte stattfinden können, war ein schwacher Trost.
So stand er mit versteinerter Miene etwas abseits, seine Hand mit dem Armreif, den er als Abschiedsgeschenk von der Legion erhalten hatte, ruhte auf der Schulter des kleinen Lucius - natürlich hatte er ebenfalls erscheinen müssen, damit er sich langsam an solche Zeremonien gewöhnte! Der Junge schien dies allerdings nicht einzusehen, denn er sah sehr gelangweilt drein, ebenso wie Armin, den Crispus als Begleiter mitgenommen hatte. Der Sklave war inzwischen zu einem stattlichen Jüngling herangewachsen, dem nur noch wenige Jahre zum Erwachsenenalter fehlten. Er machte den Alten sogar genaugenommen etwas stolzer als sein leiblicher Sohn.
Als der Statthalter erschien, straffte sich der Veteran instinktiv. Dann trat er auf ihn zu - natürlich musste er sofort an die Audienz denken, bei der Hungaricus ihm prinzipiell Recht gegeben hatte. Nachdem die Duccier - sie hatten sich herausgeputzt, als wären sie die römischsten aller Römer (zumindest kam es Crispus so vor) - den Legaten begrüßt hatten, trat auch Crispus vor, seinen Sohn mitziehend. Er begrüßte zuerst den Vinicier, dann seine Gattin:
"Salve, Legatus! Salve, Licinia. Du bist ja noch schöner, als es die Gerüchte sagen! Mein Name ist Marcus Petronius Crispus. Und das hier ist Lucius Petronius Crispus - nach dem göttlichen Kaiser Lucius Iulianus!"
"Salvete!"
grüßte Lucius ebenfalls mechanisch. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt, von seinem Vater vorgezeigt zu werden und grüßte selbstständig. Den Ducciern nickte Crispus nur knapp zu. Solange noch ein gewisser Groll zwischen ihnen hing, konnte er auch keine Freundlichkeit vorspielen.
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Zitat
Original von Tiberius Duccius Lando
Bisweilen konnte das Leben eines Politikers ermüdend sein. Die vielen kleineren Gespräche die zu Anlässen wie diese geführt wurden ähnelten sich und konnten - wenn man nicht gut genug aufpasste - monoton werden. Er hatte sich daran gewöhnt, irgendwann mußte man das auch.
Auch mit Duccius Lando wurde ein solches kleineres Gespräch geführt. Nach dem obligatorischen Gruß wurde ihm auch dessen Ehefrau vorgestellt. Salve Elf...leda. sprach er ihren Namen etwas holprig aus. Mit germanischen Namen hatte er noch seine kleineren Probleme. Das mochte auch der Grund sein, warum ihm der Name Rodewini nichts sagte oder sagen wollte. Er würde nachher seinen Nomenclator fragen, wenn er bis dahin noch den Namen in Erinnerung hatte. Natürlich, natürlich. log er daher hemmungslos, weil notfalls konnte er sich schnell und einfach mit einer schlichten Verwechslung herausreden. Ich hoffe, er befindet sich bei guter Gesundheit. Die nächste Floskel, durchaus. Aber mangels persönlicher Bekanntschaft gab es kaum etwas Besseres.
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Auch seine Frau war an solche Anlässe gewöhnt, doch im Gegensatz zu ihrem Mann schon von Kind auf, sie hatte daher nur wenig Mühe, die ihr zugewiesenen Pflichten zu erfüllen. Sie begrüßte daher ebenso wie ihr Angetrauter die verschiedenen Decuriones, und daher auch Duccius Lando und dessen Ehefrau. Der erste Eindruck, den dieser Duccius auf sie machte, war nicht der beste. Sicher trug er keine gewöhnliche Tunika, aber daß er ohne Toga bei einem solch offiziellen Anlaß auftauchte, diskreditierte ihn in den Augen der Licinia. Erst recht, als sie den Ritterring an seiner Hand bemerkte. Dessen Frau war also eine solche Germanin. Wenigstens hatte sie mehr Anstand als ihr Ehemann und kleidete sich der Feier entsprechend. Offensichtlich war der Mann ein Neureicher, der keinen Sinn für Stil hatte. Licinia ließ daher den Mann links liegen und sprach die Frau an: "Ein sehr hübsches Kleid. Bei welchem Schneider hast du es anfertigen lassen?"
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Zitat
Original von Marcus Petronius Crispus
Auch der Petronier wurde selbstverständlich vom Legaten und seiner Ehefrau gegrüßt. Der Vinicier erinnerte sich seinerseits ebenso gut an die Audienz, die ihm viel Ärger gebracht und etliches an Nerven gekostet hatte. Danach ging mindestens eine Kanne guten Caecubers den Weg alles Irdischen. Dementsprechend lauwarm war der Ton in der Stimme des Legaten. Salve Petronius.
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Seine Frau hingegen war schon eher hingerissen. "Vielen Dank Petronius." antwortete sie erfreut zum Kompliment, das dieser ihr gemacht hatte. Als der Petronius ihr bzw ihnen dessen Sohn vorstellte, beugte sie sich mit einem Lächeln zum Jungen. "Ach, du bist ja ganz ein Süßer. Wie alt bist du denn?"
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[Blockierte Grafik: http://img14.imageshack.us/img14/7499/luciusgrer.jpg]| Lucius Petronius Crispus
Der gar nicht mehr so kleine Lucius (zumindest mochte er das überhaupt nicht mehr, wenn man ihn als 'klein' titulierte, war den Weg von der Domus bis hier her schweigend neben seinem Vater hergetrottet. Zuerst hatte er versucht, sich vor diesem unangenehmen Termin zu drücken und sich in seinem Zimmer versteckt. Doch natürlich hatte sein Vater ihn gefunden, ihm eine Ohrfeige gegeben und dann dafür gesorgt, dass Gunda ihm seine Toga anlegte. Lucius hasste dieses Staatsgewand, in dem man weder rennen, noch springen oder sich sonst ruckartig bewegen durfte. Doch er hatte sich - wie üblich - seinem Schicksal ergeben und immerhin musste Armin auch mit (allerdings musste er keine unbequeme Toga tragen). Crispina hatte er allerdings zu Hause gelassen - wahrscheinlich, weil er ihr immer noch böse war, dass sie sich ständig so aufmüpfig gab.
Nun war auch alles übrige so gekommen, wie er es befürchtet hatte. Er stand wie üblich neben seinem Vater, der mit ihm unzählige 'Freunde' abklapperte, die entweder geschäftlich oder politisch mit dem alten Griesgram zu tun hatten. Lucius hasste es, wenn diese großen, dicken Männer so taten, als wäre er nicht hier oder aber ihn mit aufgesetztem Wohlwollen betrachteten, als wäre er ein kleines Äffchen! Dennoch war er erstaunt gewesen, dem Statthalter persönlich vorgestellt zu werden. Obwohl dieser seinen Vater scheinbar abgekanzelt hatte, hatte dieser kein wirklich böses Wort über ihn verloren, sondern nur etwas von Überlastung geredet. Sein Vater hatte wirklich viel Respekt vor ihm und wenn der alte Crispus Respekt vor jemandem hatte, dann hatte der junge Crispus ebenfalls Respekt vor ihm. Vor der Frau allerdings musste man wieder weniger Respekt haben, zumal sie ihn eindeutig in die Äffchen-Fraktion einordnete. Einen Augenblick war er versucht so zu tun, als habe er die Frau mit der seltsamen Frisur nicht gehört, dann jedoch verstärkte sein Vater den Druck seiner Hand, was unmissverständlich als Befehl zu werten war, sich brav zu verhalten.
"Zehn Jahre, Domina."
erwiderte er daher. Er wusste nicht, was er noch sagen sollte, daher blickte er die Frau einfach an, wobei er seinen interessiert-neutralen Gesichtsausdruck aufsetzte, den er so oft in der Schule verwendete um zu verhindern, das Xanthippus seine geistige Abschweifung bemerkte.
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Als der Statthalter auf dem Platz erschien - mitsamt Gattin und Tochter - ließ Witjon es sich natürlich auch nicht nehmen, diesen zu begrüßen. Seine Sippe hatte er bereits tagsüber gesehen, sie grüßte er alle höchstens mit einem Nicken, während er seine eigene Frau zum Vinicius hinführte. Ein Glück, dass Callista ohne Probleme in der Lage war, zu gewissen Anlässen auch die passende Kleidung zu wählen. Sie sah bezaubernd aus und Witjon war stolz, Callista in dieser Erscheinung bei sich zu haben. Er hatte sich heute auch eher römisch gewandet, nicht etwa um dem Legaten zu gefallen - zumindest nicht ausschließlich - sondern auch weil sein Amt es so vorschrieb und die Toga in der römischen Gesellschaft einfach zum guten Stil gehörte.
"Mein Legat Vinicius, es ist mir eine Freude dich heute zu diesem hochwürdigen Anlass begrüßen zu dürfen."Und nachdem der Vinicier seine Begrüßung erwidert hatte, wandte Witjon sich auch an die weibliche Begleitung des Legaten.
"Und diese beiden bezaubernden Damen müssen deine Ehegattin und deine liebreizende Tochter sein. Es ist mir eine Freude euch kennen zu lernen." Er deutete auf sich und Callista. "Wenn ich mich vorstellen darf: Mein Name ist Duccius Marsus, ich bin der Magister Officiorum. Und dies ist meine Gattin Prudentia Callista." Witjon wollte dieses Pläuschchen nicht allzu sehr dehnen, denn sicherlich würde der Vinicier bald gelangweilt sein. Doch etwas Kleinsprech zu beginn konnte nie schaden. -
Witjon hatte ihr zu verstehen gegeben, dass sie ihm folgen sollte, was Callista selbstverständlich sofort tat. Sie schritt neben ihm her und besah sich vorsichtig die Leute um sich herum, versuchte abzuschätzen wer wichtig war, wer weniger wichtig und bei wem sie sich ganz besonders ins Zeug legen musste. Obwohl sie natürlich bei allen einen guten Eindruck machen wollte. So kam es dann, dass sie bald vor dem Legaten Marcus Vinicius Hungaricus stand. Soviel wie sie wußte war er der Pater Familias der Vinicia und seine Vorfahren schon immer eng mit dem Kaiserhaus verbunden war. Einer der Vinicia war mit Caligulas Schwester verheiratet gewesen, sie waren sogar mal Patrizier gewesen, doch verloren sie es durch den Sog von Intrigen in Rom. Ob er deswegen die germanische Provinz vorzog? Denn Vinicius Hungaricus war, sollte Callista nicht falsch informiert sein, nicht nur Senator, sondern auch Legatus Legionis der Legio II Germanica. Wenngleich der Posten im Rahmen der politischen Laufbahn an Senatoren vergeben wird, war der Kaiser bisher immer sehr bestrebt ihn mit militärisch fähigen Personen zu besetzen und diese dort zu halten. Und, so meinte die junge Römerin, das sagte doch viel über ihr Gegenüber aus. Er war sogar, was noch weitaus mehr über ihn aussagte, der Legatus Augusti pro Praetore der germanischen Provinz. Soviele Titel, soviele Errungenschaften. Seine Frauen mussten sehr stolz auf ihn sein! Callista lächelte schüchtern und als Witjon sie vorstellte nickte sie den Dreien freundlich zu.
Leider hatte Witjon alle Begrüßungsfloskeln aufgebraucht, daher sagte Callista erstmal nichts und gab sich damit zufrieden, nett auszusehen und nett zu lächeln.
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Lando hatte ihr schon vor einigen Wochen erklärt, dass sie einen neuen Fürsten in der Stadt hatten. Auch wenn Elfleda dieses Prinzip des Beamtentums und der Versetzung noch nicht wirklich begriffen hatte, hatte sie doch verstanden, dass nun der Bruder des alten Fürsten hier erstmal für Rom herrscht – oder so ähnlich. Auch wenn Lando ihr erklärte, dass die Bruder-Sache eher Zufall war und nicht wie bei ihnen im germanischen Raum einfach auch mal die Folge, wenn ein Mann starb und seine Söhne nicht so geeignet als Nachfolger waren.
Und nun war sie schon gespannt auf diesen neuen Legaten, wie die Fürsten hier hießen. Mit der Familie und etlichen Leuten, von denen die meisten auch auf ihrer Hochzeit gewesen waren, stand Elfleda also da und wartete darauf, dass der Fürst vorbeikommen würde. Ein ganz klitzekleines bisschen fühlte sie sich ja schon gekränkt, dass es überhaupt so war. Sie war als großer Fisch in einem kleinen Teich aufgewachsen, so dass alle immer zu ihr gekommen waren. Einfach und allein, weil ihre Verwandten wichtig und mächtig waren. Und jetzt war sie ein kleiner Fisch in einem großen Teich, und das behagte Elfleda nicht wirklich und widerstrebte ihrem Gefühl für Stolz.Nun, aber so war es nun mal, und sie wartete mit Lando, bis der Legat nun zu ihnen kam – und ihr Mann beinahe vergessen hätte, sie vorzustellen und erst mit einem kleinen, unauffälligen Ruck in die Seite daran erinnert werden musste. Allerdings ließ sich Elfleda nichts anmerken und lächelte ihr strahlendstes Lächeln. Wenn sie eines von ihrem Onkel gelernt hatte, dann sich dazustellen.
“Oh, ganz sicherlich. Er hat die Gesundheit eines Pferdes und wird sicher noch viele Jahre in Freundschaft mit dem römischen Imperium leben.“
So langsam machten sich die kleinen Spracheinheiten mit Callista bemerkbar, Elfleda hatte zwar noch einen Akzent, musste aber nicht mehr so lange nach Worten suchen. Und es ging auch schonmal ein längerer Satz – auch wenn sie speziell auf diesen eigentlich schon eingestellt gewesen war. Natürlich hatte sich der Legat nach Rodewini erkundigt, was hätte er auch sonst machen sollen? Und natürlich hatte sie ihm dessen Freundschaft versichert, was hätte sie sonst machen sollen?Seine Frau stellte Elfleda da schon eher vor eine ganz andere Herausforderung. Sie musste kurz überlegen – wenn auch nicht auffällig lange – wie sie das am besten formulieren sollte. Hier kauften die Menschen alles, was sie brauchten, das hatte Elfleda schon festgestellt. Wenig wurde wirklich selber gemacht, zumindest, wenn man es sich leisten konnte. Und so gab es hier so Berufe wie Schneider oder gar Barbier, die es in Elfledas Welt einfach nicht gab.
“Meine Cousinen und ich haben es selbst genäht, bevor ich…“ Kurz fehlte ihr ein Wort, und sie überspielte es mit einem Lächeln zu Lando hin, als ob diese Pause Absicht gewesen wäre, um ihm ein eben solches Lächeln zuwerfen zu können. “…hierher kam, um zu heiraten. Den Stoff allerdings haben wir von einem römischen Händler gekauft.“
Nun, eigentlich von einem Germanen, der mit dem römischen Reich Handel trieb und seine Waren dann wieder an seine Landsmänner verkaufte. Aber zum einen interessierten solche Kleinigkeiten nicht, waren für die Fürstin weit weniger schmeichelhaft, als wenn es wirklich römischer Stoff wäre, und so gut waren Elfledas Sprachkenntnisse nun auch wieder nicht.
“Allerdings kann es kaum mit den wunderschönen Kleidern mithalten, die die Römerinnen tragen. Allein dein Kleid ist sehr… bezaubernd. Die Farbe ist so leuchtend und klar. Und der Stoff sieht so leicht und fein aus.“
Die zweite Lektion, die sie von Rodewini gelernt hatte: Schmeicheln. Auch wenn ihre Sprachkenntnisse auch hier nicht für unterschwelligeres Lob ausreichten. -
Dragonum hatte es mittlerweile geschafft sich von der noch verhüllten Statue abzuwenden und begann damit die Besucher zu beäugen, wie immer gab es viele verschiedene Typen und Arten von Menschen die sich hier versammelt hatten, da waren die Pfauen, die sich um den Legaten scharrten als würde er Münzen oder warmes Brot verteilen, und dann waren da noch die simplen Schaulustigen die darauf hofften das irgendjemand irgendetwas tat wovon sie ihren Freunden und Verwandten in den nächsten Wochen wieder und wieder erzählen konnten. Für sich selbst hatte Dragonum eigentlich keine Gruppe, er sah sich selbst als eine Zwischenstufe, er war zwar neugierig was passieren würde, aber er erwartete nichts außergewöhnliches und er hatte auch kein Interesse daran irgendjemandem seine Aufwartung zu machen, obwohl durchaus an einem interessanten Gespräch teilnehmen würde, sofern das hier möglich war ...
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Nachdem die Leute einige Zeit mit Begrüßungen und Plaudern verbracht hatten, wollte Witjon nun endlich das Prozedere beginnen. Er hatte neben der Statue ein kleines Podest aufstellen lassen, von dem aus er nun eine kleine Ansprache halten wollte. Er stieg hinauf und ließ für Ruhe sorgen. Dann sprach er laut und deutlich, für alle Umstehenden verständlich.
"Bürger Mogontiacums! Ich darf euch alle herzlich an diesem Tag begrüßen, der dem verstorbenen Imperator Caesar Augustus Divius Iulianus gewidmet sein soll. Wir wollen ihn ehren und unseren Dank ausdrücken für seinen Einsatz, für seine gütige und weise Regentschaft und für sein Wirken in unserer Provinz! Die Decuriones Mogontiaci haben beschlossen, dem vergöttlichten Iulianus eine Statue zu widmen, die wir heute hier enthüllen wollen. Sein Antlitz, aus Stein gehauen, von den Besten der Besten aus rohem Fels geschlagen und zur Perfektion geformt, soll diesen Platz auf dem wir hier heute stehen, mit seiner Glorie und seiner Göttlichkeit erhellen, auf dass Mogontiacum auf immer unter seinem wachsamen Auge stehen möge!"
Er holte Luft und ließ die Worte auf die Menge wirken. Es waren viele Leute anwesend, vermutlich hauptsächlich weil sie eine Brotspende an die Bevölkerung im Anschluss an die Enthüllung erwarteten. Womit sie gar nicht so unrecht hatten. Witjon fuhr fort:
"Ich selbst hatte nie die Ehre den Divius Iulianus persönlich zu treffen. So kann ich auch nicht viel über ihn berichten, kann euch ihn nicht näherbringen. Doch unter uns ist einer, der das kann. Einer, der zu den Mächtigsten unter den Mächtigen zählt, einer der schon vor vielen Jahren den Kontakt mit dem Princeps Rei Publicae gepflegt hat und sein Wesen kennen lernen durfte. Ich möchte heute mit euch begrüßen den kürzlich ins Amt getretenen Legatus Augusti Pro Praetore Marcus Vinicius Lucianus! Vinicius, wenn du so freundlich wärst?"
Applaus brandete auf, nicht zuletzt weil Witjon dafür gesorgt hatte, dass Männer in der Menge laut Beifall spendeten. Er bedeutete dem Statthalter, sich zu ihm auf das Podest zu gesellen und bot dem Vinicier zur offiziellen Begrüßung die Hand. Der Beifall verebbte und Witjon ergriff erneut das Wort.
"Legatus Vinicius, es ist mir eine große Freude dich im Namen der Stadt und im Namen ihrer Vertreter, nämlich der Honoratioren, in Mogontiacum und im Allgemeinen in der Provinz Germania begrüßen zu dürfen! Ich möchte dich bitten nun einige Worte an die Bevölkerung zu richten. Im Anschluss soll dir außerdem die Ehre gebühren, das Bildnis des Divius Iulianus zu enthüllen. Vinicus, das Wort steht bei dir!"
Wie abgesprochen trat Witjon nun vom Podest herunter und überließ dem Statthalter die Bühne für seinen Auftritt. Mit sich zufrieden gesellte er sich zu der Oberschicht der Stadt, die ihre Plätze in der nähe der Statue und des Podestes eingenommen hatte. Erwartungsvoll richtete er seinen Blick auf den Mann, den er schon im Arbeitszimmer kennen gelernt hatte, doch den er auch in der Öffentlichkeit sich präsentieren sehen wollte. Mal sehen wie er sich gab.
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