Grundausbildung Gaius Eprius Graeceius

Nach den antreibenden Worten des Centurios versuchte Gaius noch energischer zuzustechen. Er setzte einen Stich nach dem anderen an und verfiel in eine Art Trance des Kampfes. Er versuchte sich seinen Feind vorzustellen und ihn so mit dem Gladius auszuschalten.

"Gut gut gar nicht übel! Sucht euch jetzt einen Partner, gegen den ihr kämpft. Mal schauen, wie ihr euch dort anstellt."

Der Kampf Mann gegen Mann war zumindestens ein wenig anspruchsvoller, als der Kampf gegen einen bewegungslosen Pfahl.

Nach einem Partner für die Übung suchend schaute sich Gaius in der Ansammlung der Probati um. Recht schnell konnte er einen Vollblutrömer finden, der bereit war mit dem Griechen zu kämpfen. Nachdem sich beide positioniert hatten begann der Kampf, der von einem langsamen anpirschen beider Seiten eröffnet wurde. Graeceius' Gegner führte den ersten Stoß aus, woraufhin der Grieche mit dem Schild parieren konnte. Es folgte ein weiterer Angriff des Römers, auf den der Eprianer ebenfalls wieder mit dem Schild reagierte. Diesmal allerdings führte Gaius einen schnellen Gegenstoß aus, mit dem er seinen Gegenüber zu überraschen versuchte. Die Spitze traf den Oberkörper des Römers, der konnte allerdings noch rechtzeitig zurückweichen um den Schaden, den er vom Gladius bekommen hätte, möglichst gering zu halten. Recht ausgeglichen wurde der Kampf weitergeführt. Anscheinend hatte Graeceius einen relativ gleichwertigen Kampfpartner gefunden, der ebenso keine Anstalten machte frühzeitig aufzuhören und abzubrechen. Einige der anderen Probatenpärchen waren bereits fertig, jedoch sollte dieser Kampf wohl am Ende vom Centurio beendet werden...

Der Centurio dachte gar nicht daran, den Kampf abzubrechen. Zum einen war es ein gutes Anschauengsmaterial und zum anderen war es nur recht, daß beide Probati sich verausgabten, sonst würden sie vielleicht später noch auf dumme gedanken kommen.
So gab er den schon fertigen Probati ein Zeichen sich um die beiden Kämpfer zu versammeln und zuzuschauen. Vielleicht konnten sie was lernen, denn schlecht kämpften beide nicht.

So sollte der immer noch andauernde Kampf also fortgeführt werden. Der Großteil der Probati war nun fertig und versammelte sich um den Römer und den Griechen, die immer noch energisch mit dem Gladius versuchten den Gegner auszuschalten. Weitere Minuten verlief der Kampf ausgeglichen und keiner konnte die Überhand gewinnen - zumindest nicht in dem Ausmaß, dass es für den Gegenüber gefährlich werden konnte. Das Schicksal in Form eines Steines sollte nach einer halben Ewigkeit dann doch endlich die Entscheidung bringen. Graeceius ging zu Boden und war aufgrund dieses tückischen Zeichens der Götter seinem Gegner hilflos ausgeliefert, der den Kampf mit einem angedeuteten Stoß in den Brustkorb des Griechen beendete. Der Römer half Seleucus nach oben und lächelte. Auch wenn der Eprianer verloren hatte, dachte er nicht daran sich von seiner Niederlage abzuwenden und dem Stein die Schuld in die Schuhe zu schieben. Er hatte ehrlich verloren und würde ein andermal sicher auch wieder ehrlich gewinnen.

"Schade Graeceius, aber vielleicht wird es ja beim nächsten Mal etwas. Jedenfalls ein guter Kampf ihr beiden! Das war es dann auch für Heute! Abite!"

Und für ihn wirde es auch Zeit ein sehr gutes Abendessen wartete auf Posca

Ein leichtes Lächeln konnte Gaius noch hervorbringen, ehe er in seine Barracke verschwand und die Abendruhe genießen würde. Im Gegensatz zum Centurio konnte er sich allerdings sicher nicht eines üppigen Essens erfreuen...

Früh morgens hatten sich die Probaten wieder auf dem Campus versammelt, um den dritten Tag ihrer Grundausbildung zu absolvieren. Wie so oft, war Posca der letzte der eintraf und wie immer traf er auf die bereits aufgestellten und salutierenden Probati.

Posca kam, nachdem er lange und ausgiebig gefrühstückt hatte, auf den Platz gewatschelt:"Guten Morgen Probati! Sind wir mal alle wieder frisch wie! Nun 50 Liegestützen Probati und danach erzählt mir Probatus Graeceius etwas über das Pilum, so er das kann! Also hop hop!"

Gaius absolvierte wie die anderen Probati auch die fünfzig Liegestütze, ehe er wieder aufstand und sich, im Gegensatz zu seinen Kollegen, für die Erklärung bereitmachen musste.

"Das Pilum ist eine Wurfwaffe der Legion und wird meist dazu verwendet, anstürmende Feinde zu stoppen oder zu behindern."

"Richtig Probatus! Und da der Speer vorne eine weiche Spitze hat, die sich beim Aufprall verformt, muß dann der Gegner entweder ohne Schild kämpfen oder halt mit dem Speer im Schild. Zwei Sachen die eurer Formation jedenfalls helfen werden den Gegner zu besiegen."

Er zeigte auf einige Puppen:" Ihr werdet heute das Werfen üben. Die Puppen stehen in einer Entfernung von 30, 40 und 50 Metern. Wollen wir mal schauen wie eure Wurftechnik ist und wie weit ihr kommt. Das Pilum wird übrigens in dieser Spannweite von der Legion auf den Gegner geworfen. Ausführen!"

Gaius brauchte erst ein, zwei Würfe, bis er die Technik vollends raus hatte. Eine Wurfwaffe hatte er bei seinem eigenen Training in Griechenland schließlich seltener oder fast noch gar nicht in der Hand gehabt. Sein dritter Wurf traf die 30 Meter Puppe, genauso wie sein vierter Wurf. Sein letzter, fünfter Wurf konnte zu Graeceius Zufriedenheit die Puppe, die bei der 40 Meter Markierung positioniert war, treffen.

Da bekanntlich Übung den Meister machte, ließ Posca die Probati weiter trainieren:" Weiter die Damen! ich möchte einige wunderschöne Würfe zu Ehren der Legion sehen!"

Gaius schnappte sich weitere fünf Pila. Während die ersten drei lediglich die 30 Meter entfernte Markierung treffen konnte und das vierte die 40 Meter Puppe streifen konnte, nahm der Grieche bei seinem letzten Wurf all seine Konzentration zusammen und traf die 50 Meter Puppe direkt in der Brust. Zufrieden nickte Graeceius und wartete auf die weiteren Instruktionen.

"Gut Probati! kommen wir zum Bogen. hat einer von euch damit schonmal geschschossen?!"

Gaius selbst schüttelte den Kopf, allerdings trat ein anderer Probat nach vorne.

"Ich, Centurio, kenne den Umgang mit den Bogen", behauptete dieser selbstbewusst.

Er schaute zu dem Probatus:" Ist dies so?! Nun dann sprich Probatus und wollen wir hoffen du weißt wovon du redest!"

"Nun, man nennt sie Reflexbogen, Herr. Sie sind etwa 1 Meter groß, reichen 200 Meter und gehen auf die skythischen Bogen zurück."

"Ja richtig auch wenn es bei der Reichweite sogar bis 250m gehen kann, was eine theoretische Weite ist. Im Kriegseinsatz meistens so 200 Meter wie du sagtest. Ihr werdet jetzt mal probieren damit zu schießen. Unser jugner freund hier kann euch zeigen wie das geht! Also los!"

Der 'junge Freund' konnte tatsächlich sehr gut mit dem Bogen umgehen. Er brauchte nicht lange um zu zielen und traf eine der Puppen, die nun auch für das Bogenschießen aufgestellt wurden, recht gut. Den Umgang mit dem Bogen hatte er schon früh gelernt und weckte in ihm auch das größte Interesse, was Waffen betraf. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass er aus einer skythisch-römischen Familie stammte. Sicherlich würde er sich später dafür einsetzen, dass er auch nach der Grundausbildung viel mit diesem zu tun haben würde. Auf jeden Fall konnte ihm keiner der Probaten bei den ersten Versuchen das Treppchen streitig machen. Graeceius selbst stellte sich nach den ersten Schüssen auf jeden Fall immer besser an und konnte einige präzise Treffer landen. Es folgte Schuss auf Schuss und man konnte deutlich erkennen dass sich die meisten Probaten recht schnell steigerten.