~ Officium | LuAnFlo ~

  • Seit einigen Tagen verbrachte ich praktisch jede freie Minute in meinem Officium und kritzelte auf kleinen Wachstafeln herum. Der Wahlkampf war nun in vollem Gange und ich hatte mir ganz fest vorgenommen, möglichst viele Senatoren persönlich zu besuchen, bevor ich mich das erste Mal auf der Rostra präsentierte.


    Daher hatte ich den folgenden Text fein säuberlich bereits mehrere Dutzend-fach abgeschrieben und langsam schmerzten mich die Finger. "Duchbeissen" dachte ich immer wieder, machte dann eine kleine Pause, ass etwas und trank einen Becher Wasser, bevor ich mich wieder an die Arbeit machte. Neben mir sassen zudem 3 Sklaven, welche Lesen und Schreiben konnten und genau dieselbe Arbeit erledigten. Rom hatte viele Senatoren!


    Lucius Annaeus Florus Minor grüsst den edlen Senator.


    Ich, der Überbringer dieser Nachricht, Lucius Annaeus Florus Minor, Sohn des früh verstorbenen und in den Kreis der im Ulpianum Geehrten aufgenommenen Senators Lucius Annaeus Florus, gebe hiermit meine Kandidatur für das Vigintivirat bekannt.


    Durch meinen persönlichen Besuch möchte ich die Möglichkeit wahrnehmen, mich vor meinem öffentlichen Wahlkampf persönlich vorzustellen.


    Mögen die Göttern euch und eure Familien schützen, LuAnFlo Minor

  • Als es klopfte, war ich gerade dabei, den Namen Annaeus Vindex im Stammbaum zu suchen. Ich konnte ihn einfach nicht finden. Der grosse Stammbaum der Gens Annaea war auf dem Tisch ausgebreitet, in den Ecken jeweils festgehalten von Alltagsgegenständen, welche sonst auf dem Tisch gelegen hätten. Tabulae in der einen Ecke, mein Becher Wein in der Ecke am nächsten bei mir, einer Öllampe und einer kleinen Statuette von Venus in den beiden verbliebenen.


    Da kein Sklave jemanden angekündigt hatte, musste der Besucher Vindex sein. Komm nur rein, Vindex. rief ich und suchte weiter.

  • Ich öffne die Tür und betrete das officium von Florus. "Dein Haus ist unglaublich groß und alles ist so elegant. Du hast es weit gebracht, Florus."

    Ich finde ihn an seinem Tisch, vor sich etwas, das ich für den Stammbaum der gens halten muss, aber erkennen kann ich es nicht genau.

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  • Tritt ein, hier nimm einen Becher Wein. bot ich ihm etwas aus der Kann an und einen frischen Silberbecher, der zuvor auf einem silbernen Tablett auf einem hölzernen kleinen Rundtisch gestanden hatte.


    Das ist nicht mein Verdienst. Mein Vater hat dies hier aufgebaut und nach ihm Kaeso Annaeus Modestus, der es ebenfalls zum Senator gebracht hat. Natürlich auch noch andere Annaei, die auch ihren Anteil hatten. Es war sicherlich nicht möglich in dieser Lage alleine ein solches Anwesen zu kaufen und aufzubauen. Ich bin meinen Vorfahren nah und entfernter jeden Tag dankbar dafür. Ich nahm einen Schluck aus dem Becher und das Pergament auf welchem der Stammbaum gezeichnet war, wellte sich in dieser Ecke sofort zusammen.


    Ich habe versucht, dich oder deinen Vater in unserem Stammbaum zu finden, aber vergeblich. Allerdings geht dieser auch bloss bis auf Lucius Annaeus Seneca Maior zurück. Alles was sich bereits zuvor irgendwo in einen anderen Zweig entwickelt hat, kann ich hier nicht erkennen. Ich deutete auf das ausgebreitete Pergamentum.


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Vielleicht kannst du mir ja etwas über deine Familie erzählen und wir können so herausfinden, wann dein Zweig sich wo abgetrennt hat?

    Dazu deutete ich auf einen bequemen Stuhl, von dem es zwei im Zimmer gab, einen für einen Gast und einen für mich. Gleichzeitig nahm ich eine Tabula und einen Stilus von dem Haufen, der einer der anderen Ecken befestigte.

  • "Modestus... von ihm habe ich noch nie gehört. Der kann also auf keinen Fall die Verbindung darstellen. Meinen Vater hast du auch nicht gefunden? Gut, lass mich überlegen." Ich fange an ein wenig im Raum auf und ab zu gehen und dabei zu überlegen. Ich habe lange nicht mehr über meine Familie nachgedacht, aber die meisten Namen sollte ich noch erinnern können.


    "Also meines Vaters Vater war Gaius Annaeus Marcator, er hat die Handelstätigkeiten, die mein Vater so groß ausgebaut hat, initiiert. Dessen Vater war Gaius Annaeus Tibullus, er war Schreiber in Pergamon, glaube ich. Da ist er seinem eigenen Vater gefolgt, der es bis zum Aedil in Pergamon geschafft hat. Er war immer etwas böse auf seinen Bruder, der in Ephesos sogar Quaestor war. Zumindest hat mein Großvater das erzählt. Und der erzählte auch, dass deren Großvater Lucius Annaeus Dexter im Gefolge eines Steuereintreibers nach Asia kam und sich nach dem unrühmlichen Ende des Steuereintreibers in Pergamon niederließ. Das muss noch zu Zeiten der Republik gewesen sein."


    Ich überlegte noch kurz weiter, aber die Erinnerungen sind verblasst. "Findest du einen von denen in dem Stammbaum?"

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  • Lucius Annaeus Dexter


    Gaius Annaeus Tibullus


    Gaius Annaeus Mercator


    Lucius Annaeus Mercator


    4 Namen standen auf der Tabula, die ich mir notiert hatte, während Vindex sprach. Leider konnte ich danach keinen auf dem Stammbaum finden.


    Ich finde keinen der von dir genannten Namen. Vermutlich liegt die Verbindung also mehr als 4 Generationen entfernt in der Vergangenheit. Weisst du vielleicht, ob einer deiner Vorfahren jemals etwas über Lucius Annaeus Seneca Maior erzählt hat? Das würde dann wenigstens nahe legen, dass es damals noch eine Verbindung gab. Sonst müssen wir annehmen, dass es viel weiter in die Vergangenheit geht.

  • "Fragst du mich gerade wirklich, ob mal irgendjemand von dem vermutlich berühmtesten Mitglied der Familie erzählt hat?", frage ich mit einem breiten Grinsen und unverhohlenem Sarkasmus, bevor ich wieder ernster werde. "Ich glaube die Verbindung könnte bei Annaeus Dexter oder in den zwei Generationen vor ihm sein. Aber darüber weiß ich leider nichts. Ich könnte meinem Vater schreiben und ihn fragen, das muss ich ohnehin, denn er schien deinen Vater gekannt zu haben."

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  • Natürlich hatte ich das gefragt und selbstverständlich wäre das nicht unbemerkt geblieben, wenn dem so gewesen wäre, also überging ich den Sarkasmus.


    Dann schlage ich vor, dass du dies tust. Bitte richte ihm meine herzlichsten Grüsse aus, auch wenn ich ihn nicht kenne. Vielleicht weiss er noch etwas, das uns im Moment entgeht. Falls nicht, dann schlage ich vor einen zweiten Stammbaum zu erstellen, mit deinem Zweig. Sollte dann die Verbindung irgendwann einmal gefunden werden, dann können wir die zwei noch immer zusammenfügen.

  • "Gerne, vielleicht hat mein Vater auch eine Abschrift herumliegen, die er kopieren lassen könnte. Aber nun erzähl mir doch mal: was ist gerade in Rom los? Und wie kann ich mich hier nützlich machen? Oder besser noch: An wen sollte ich mich wenden, wenn ich selbst den cursus honorum in Angriff nehmen will?"

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  • Da nun also das Thema Stammbaum leider ohne das erwünschte Resultat beendet war, hob ich an einer Seite die Beschwerungen auf den Ecken an und sofort schnellte das Pergament, sich selbst wieder aufrollend, auf die andere Seite. Zum Glück hatte ich daran gedacht, dies auf der Seite zu tun, auf welcher der Silberbecher mit dem Wein stand, denn sonst hätte es eine ziemliche Sauerei gegeben und vermutlich das wertvolle Pergament zumindest verschandelt. Dann räumte ich das Pergament ins Regal hinter mir und setzte mich an den nun freien Tisch.


    Nun denn, eigentlich ist nicht viel los in Rom. Es ist gerade ziemlich friedlich an den Grenzen. Lediglich aus Germania und Cappadocia hört man dies oder das, aber soweit ich das im Moment einschätzen kann, keine grossen Kriege. Der Wahlkampf beginnt, morgen ist die Periode zur Erklärung der Kandidaturen zu Ende und dann beginnen die Reden im Senat. Ich bin als Quaestor Principis für einen verstorbenen Kollegen einberufen worden und so schneller zu einem weiteren Schritt im Cursus Honorum gekommen, als ich eigentlich dachte. Sobald diese Amtszeit um ist und der Kaiser mich hoffentlich in den Senat beruft, werde ich Iulia Stella heiraten. Damit wird die Verbindung, welche mein Vater mit den Iulii eingegangen ist, wieder erneuert und eine der ältesten Verbindungen zweier Familien in Rom gestärkt.


    Und du? Du kommst von einer langen Reise und möchtest nun in Rom den Cursus beschreiten? Da hast du zum Einen natürlich Glück, dass ich schon dabei bin, aber dann auch Pech, denn wenn du den Ordo Senatorius nicht geerbt hast, was ich deinen Schilderungen von vorhin leider so entnehmen muss, dann wird es nicht ganz so einfach, diesen vom Kaiser zu erhalten. Am besten wäre es, du findest einen Senator als Patron und kannst bei ihm entweder ein Tirocinium Fori absolvieren, oder er empfielt dich sogleich an den Kaiser.


    Natürlich könnte ich auch meine Einschätzung einwerfen und dem Kaiser meinen Verwandten selbst vorschlagen, aber das wollte ich nur tun, wenn es keine andere Möglichkeit gab.

  • Es sieht ganz so aus, als hätte Florus größere Dokumente schon öfter auf diese Weise in ihre gerollte Form zurück gebracht. Da ich nach der langen Reise müde bin und mich sehr auf erholsamen Schlaf freue, bleibe ich stehen statt mich zu setzen, da ich Schlaf in einem Bett deutlich bevorzuge gegenüber Schlaf in einem Stuhl.


    "Ganz recht, ich will die Karriereleiter hinauf klettern und irgendwann als Statthalter nach Asia zurückkehren, zumindest zeitweise. Dass ich hier niemanden kenne, ist allerdings ein kleines Problem, dem ich aber schnell Abhilfe schaffen möchte. Vor allem muss ich die Stadt endlich mal sehen, ich kenne nur Erzählungen und auf dem Weg vom Stadttor hier hier habe ich nicht allzu viel genauer betrachten können. Und dabei werde ich wohl bestimmt auch mit der Zeit die richtigen Menschen kennenlernen. Da der Wahlkampf nun ja erst beginnt, habe ich ohnehin Zeit genug für die ersten Schritte und die Suche nach einem Patron. Wie sicher ist denn deine Berufung in den Senat und könnte ich mein tirocinium fori dann nicht bei dir ableisten?"

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  • Die Berufung in den Senat, nach geleisteter Quaestur, ist eigentlich bloss eine Formalität. Im Normalfall ernennt der Kaiser die gewesenen Quaestoren fast schon automatisch. Danach könntest du auf jeden Fall ein Tirocinium Fori auch bei mir absolvieren. Ob dies jedoch in den Augen der Bürger dann von Vorteil ist, wenn der Vorschlag zur Erhebung in den Ordo Senatorius von der eigenen Familie kommt, das kann ich weniger einschätzen. Wenn du das so möchtest, dann kann ich vielleicht ja auch so beim Kaiser ein gutes Wort für dich einlegen. Vielleicht könntest du dann bereits bei den nächsten Wahlen für ein Vigintivirat kandidieren?


    Ich bemerkte, dass Vindex sich noch immer nicht gesetzt hatte und realisierte, dass er vielleicht von der Reise derart müde sein könnte, dass er sich nicht setzen wollte.


    Doch darüber können wir auch sprechen, wenn du geschlafen hast und wieder frisch bist. Ich bin fast täglich beim Kaiser und kann da sicherlich auch einmal ganz scheu anfragen.

  • "Nein, ich glaube nicht, dass das meine erste Option sein sollte. Aber danke, trotzdem, ich werde aber versuchen es selbst zu schaffen. Vielleicht kommt mir im Schlaf eine gute Idee, denn ausgeruht bin ich wirklich nicht. Ich denke, ich werde mir noch eine Kleinigkeit zu essen kommen lassen und dann bald schlafen. Und morgen sehe ich mir dann endlich Rom an!"

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  • Ich nickte und hatte wirklich grosses Verständnis für das Bedürfnis.


    Wenn du etwas von mir möchtest, dann melde dich einfach. Die Sklaven in der Domus sind einen freundlichen Umgang gewöhnt und sind daher äusserst loyal. Sie werden deinen Wünschen gerne nachkommen, wenn du sie korrekt behandelst.


    Dies war für einige Gentes leider nicht üblich, doch mein Vater hatte immer sehr viel Wert darauf gelegt. Die Peitsche hatte er nie benutzt und ich konnte mich nicht erinnern, dass einmal ein Sklave davongelaufen wäre. Es machte sich wirklich bezahlt, die Menschen auch wie Menschen zu behandeln.

  • "Oh, keine Sorge, wenn alle Sklaven hier so phantastisch sind wie Nysa und Philetaerus, dann kann ich gar nicht anders. Schlaf gut, Florus, und danke nochmal für alles."

    Mit diesen Worten verlasse ich sein officium und mache mich auf die Suche nach Nysa, um noch ein wenig Essen in mein cubiculum zu bekommen und mich dann wohlgenährt schlafen zu legen.

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  • Nachdem sie sich ordentlich ausgeschlafen, gebadet, gespeist und neu eingekleidet hatte, erschien sie wie gestern besprochen heute nachmittag im Officium. Die dunklen Linien im Gesicht waren wie weggeblasen und die junge Frau wirkte gut gelaunt.


    Leise sprach sie einen der Sklaven vor dem Officium an: "Bitte melde dem Dominus, dass ich nun hier bin. Ich werde warten hier warten, bis er für ein Gespräch Zeit hat."


    Sie spazierte den Gang auf und ab, während sie darauf wartete, bis Florus Zeit für sie hatte.

  • Da ich im Moment ja keine Ämter und Aufgaben hatte, war der Morgen für den Empfang der Klienten, die Salutatio, eingeplant gewesen und nun sass ich im Officium, die Türe war offen und ich kritzelte einige Notizen von den diversen Anfragen der Salutation auf eine Tabula. Da hörte ich, wie Crispina im Gang einen Sklaven ansprach.


    Komm rein, Crispina. Guten Morgen, ähm, nein, guten Tag! Ich hoffe, du hast gut geschlafen?

  • Sie hatte kaum einige Schritte getan, da hörte sie auch schon Florus' Stimme. Sie folgte seiner Einladung und betrat das Officium.


    "Guten Tag, verehrter Vetter. Ich habe sehr gut geschlafen, danke der Nachfrage. Wie ist dein wertes Befinden?"


    Die junge Frau wirkte deutlich fröhlicher und gefasster als gestern noch. Wie lange die beiden Männer wohl gestern noch getrunken und geplaudert hatten? Sie wäre gerne geblieben, aber sie wäre nur im Sitzen eingeschlafen.

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