Domus Aeliana - Adedis

  • „Ja“, antwortete Seiana, „die Megalesia beginnt erst zwei Tage später.“ Das stand dem genannten Termin also nicht im Weg.

  • Und Caius wurde nicht enttäuscht. Natürlich wusste Seiana bescheid.
    »Sehr gut, dann wäre das ja auch geklärt«, fasste er zusammen und nickte erfreut. Eigentlich war damit auch alles gesagt und dem Anstand genüge getan, fand Caius. Aber er wollte nicht selbst vorschlagen, dass sie jetzt wieder gingen, sondern wartete darauf, dass Quarto das tat. Caius fand das höflicher, und vielleicht hatte Quarto ja doch noch eine Frage.

  • Es war ein wenig schwierig für Axilla, mit Perisander zu reden. Er antwortete nur ganz genau auf ihre Fragen. Nun, das war ja auch so eigentlich richtig, so erwartete man das ja auch von einem Sklaven. Nur... Axilla war es nicht gewohnt. Ihre Sklaven wussten alle, wie sie mit ihr umgehen konnten und waren daher weit offener. Perisander kannte sie noch nicht, und das war wohl ihr Hauptproblem mit der Sache. Überhaupt war er der erste wirklich neue Sklave, den sie hatte. Leander hatte, bevor er ihr geschenkt worden war, schon 10 Jahre für die Iunier gearbeitet.
    Axilla führte Perisander in den Adedis und setzte sich auf eine der Bänke. Mit einer Geste bot sie Perisander an, es ihr gleich zu tun. Er musste hier ja nicht rumstehen.
    “Mein Mann wird sicher auch gleich kommen und dich ein bisschen was fragen. Wo du vorher warst und wieso du verkauft wurdest und so.“ War ja immerhin nicht unwichtig. Zwar mussten sie ihm glauben, was auch immer er sagte, aber trotzdem wollte Axilla sowas wissen.

  • Perisander nahm Platz und wischte sich möglichst unauffällig mit der Hand über seine schmutzigen Knie. "Ich verstehe, Herrin."


    Seine schäbige äußerliche Verfassung war ihm hochnotpeinlich, nun, da er in den prachtvollen Räumen seiner neuen Besitzer saß. Es war für den Moment wohl nicht mit einer Änderung zu rechnen, somit versuchte er, wie Aristoteles es lehrte, möglichst viel von seiner Umgebung aufzunehmen, um dann die rechten Schlüsse zu ziehen.


    Der erste Eindruck, der zum Beispiel von einer kleinen Unebenheit an einer Marmorplatte herrührte, legte nahe, dass hier keine Pedanterie herrschte - und das konnte Perisander nur recht sein, er war kein Mann, der sich mit solchen Kleinigkeiten abgeben mochte.

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  • Und da kam er auch schon. Ein frischer Lavendelduft begleitete ihn. Das war Firas' Idee gewesen, dieses Duftsäckchen auf der Latrine, und das war gar nicht so schlecht!
    »Oha, er ist ja schon da«, begrüßte er mehr oder weniger den neuen Sklaven. Er ging zu Axilla und Perisander und reichte letzterem dann die Hand.
    »Tja, also, herzlich willkommen in der domus Aeliana. Öhm... Perisander war das, richtig? Ich bin Caius Archias.« Caius schüttelte dem Sklaven die Hand, ließ ihn los und sah dann an ihm runter.
    »Ach je, ich seh schon, ein Bad wär wohl nicht schlecht.« Sein Blick huschte fragend zu Axilla. Ob sie ihm das schon gesagt hatte? Caius wusste ja gar nicht, was die zwei schon besprochen hatten.
    »Naja, da kümmern wir uns gleich drum. Hunger hast du doch bestimmt auch?«

  • Wieder nahm Perisander sich einen Augenblick Zeit für die Antwort; der Händedruck des Archias erschien ihm ehrlich, sein eigener fiel schwächer aus als sonst, da er überrascht war, so respektvoll begrüßt zu werden.


    Schließlich nickte er: "Du hast mit beidem Recht, Herr." Tatsächlich hatte er seit dem Tag zuvor nicht mehr gegessen als ein Stück Brot am Morgen, das er noch dazu mit einem kranken Mitgefangenen geteilt hatte. Angesichts des Empfangs glaubte er, sich berechtigte Hoffnungen machen zu können, dass solcher Mangel jetzt der Vergangenheit angehörte.

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  • Caius wartete, nachem der Sklave ihm recht gegeben hatte. Aber Perisander sagte sonst nichts, und das irritierte Caius. Er war es nämlich von Firas und Katander gewohnt, dass da mehr kam als nur eine Bestätigung, und gerade das machte doch ein gutes Verhältnis zwischen Herr und Sklave aus. Zumindest seiner Ansicht nach. Caius kaute kurz nachdenklich auf der Unterlippe, tauschte einen kurzen Blick mit seiner Frau und lehnte sich dann schräg neben den beiden an eine der Säulen. Bestimmt war Perisander nur noch etwas schüchtern.


    »Alles klar. Also. Du bist Grieche? Zumindest hast du einen griechischen Namen. Wir beide waren einige Zeit in Ägypten, musst du wissen«, sagte er, und da war die Amtssprache ja griechisch. Caius konnte das auch immer noch ziemlich gut, vielleicht nicht so gut wie Axilla, aber immerhin.
    »Ich weiß jetzt nicht, was meine Frau dir schon alles erzählt hat, aber wenn ich du wäre, hätte ich eine Menge Fragen. Deswegen fang ich einfach mal an, was über uns zu erzählen.« Caius räusperte sich.


    »Axilla und ich sind erst seit zwei Wochen verheiratet. Ich bin momentan als procurator a memoria am Kaiserhof beschäftigt. Außer uns beiden wohnt hier sonst noch Lucius Quarto, das ist mein Vetter zweiten Grades und der Bruder des Kaisers. Allerdings hält er sich gerade in Misenum auf, er kränkelt ein bisschen. Deswegen kümmere ich mich derzeit um seine Klienten und so weiter.« Mehr oder weniger zumindest. Caius kratzte sich mit dem Zeigefinger an der Stirn.
    »Öhm, ja. Das wäre erstmal das wichtigste, denk ich. Achso, mein Leibsklave heißt Katander, der ist auch Grieche. Und Firas wird dir bestimmt auch noch mal über den Weg laufen, ist ein lieber Kerl.« Die anderen Sklaven waren nicht so sehr erwähnenswert, eigentlich, deswegen verschwieg Caius die erstmal.
    »Schlafen wirst du erstmal bei den anderen. Hast du denn noch Fragen? Du kannst ruhig offen reden, Perisander. Wir sehen das nicht so eng.« Und vielleicht entstand dann auch eine Art nettes Gespräch.

  • Der Redeschwall verstärkte den beginnenden Kopfschmerz, der sich in Perisanders Schläfen ausbreitete. Die beiden schienen irritiert, dass er nicht mehr sprach - aber er war ein kühler Kopf, alles andere als ein Schwätzer... wenn es nichts zu sagen gab, so sagte er nichts.


    "Ich bin in Italia geboren, aber Sohn eines Griechen." stellte er richtig. "Im Moment habe ich keine Fragen."


    Wenn Archais und Axilla etwas verunsichert waren, verschaffte ihm das womöglich mehr Spielraum - den er aber, nach ihrem Auftreten zu schließen, kaum benötigen würde. Allmählich gelangte er zu der Überzeugung, dass es sich um genuin freundliche Menschen handelte. "Eines wüsste ich jedoch gerne... wisst ihr bereits, worin meine Aufgabe bestehen soll?"

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  • Perisander machte es Axilla wirklich nicht leicht. Sie war von ihren Sklaven ganz anderes Verhalten gewohnt, und mit dieser exakten und knappen Art konnte sie nicht so wirklich etwas anfangen. Da fehlte einfach der Funke, der so ein Gespräch am Laufen hielt. Sie war also sehr froh, als Archias kam und ihr erstmal die Gesprächsführung abnahm.
    Und dieser erklärte sehr ausführlich, wer hier wer war. So sehr, dass selbst Axilla der Kopf schwirrte. Aber auch hier hatte Perisander keine Fragen oder zuckte auch nur mit einer Miene. Schien ihn ja nicht sonderlich zu beeindrucken, im Kaiserpalast zu leben. Gut, konnte ja nicht jeder vor Ehrfurcht halb vergehen wie Axilla. Vielleicht war das ja wirklcih gleichgültig, wenn man Sklave war? Axilla wusste es nicht.
    Sie lehnte sich auf ihrer Bank etwas bequemer zurück und wartete, dass Archias ihm irgendeine Aufgabe zuteilen würde, was wohl seine einzige Frage zu dem Ganzen hier war. Irgendwie wurde Axilla mit diesem Sklaven nicht wirklich warm. Er war eben kein Leander.

  • »Ach ja, Tarentum war das«, erinnerte sich Caius und nickte. Auffällig unauffällig musterte er Axilla. Sie schien ihm nicht eben glücklich zu sein, mehr nachdenklich und zurückhaltend. Caius würde später mit ihr über den Sklaven reden, nahm er sich vor. Und der fragte auch gerade, was sie sich für ihn ausgedacht hatten. Oh, Caius war dazu eine ganze Menge eingefallen! Nur die Hälfte davon mochte er nicht sagen, wenn Axilla dabei war, weil das nämlich sie betraf, also, indirekt. Und er wollte nicht, dass sie dachte, er würde ihren Leander mit Perisander ersetzen wollen. Obwohl das ziemlich nah an die Überlegungen dran kam, die Caius sich gemacht hatte. Caius richtete den Blick wieder auf Perisander.


    »Ja, da haben wir uns schon Gedanken gemacht«, sagte Caius. Denn sonst hätten sie ihn ja nicht gekauft.
    »Du kannst uns bei der Verwaltung der Betriebe helfen. Also, mir vermutlich mehr als meiner Frau«, fügte er hastig hinzu und sah schnell zu Axilla.
    »Ich habe in der Kanzlei einiges zu tun. Und das wär auch das nächste. Ich brauche hin und wieder jemanden mit Verhandlungsgeschick, der kleine Wege für mich erledigt.« Die meisten nahmen dafür einen der namenlosen scribae, aber Caius hatte das immer schon anders gehandhabt. Er schickte lieber Leute, die er kannte und denen vertraute.


    »Irgendwann kommen sicher auch ein paar Kinder dazu, die du unterrichten kannst«, bemerkte er dann lächelnd.
    »Ansonsten fänd ich's gut, wenn wir...äh... Naja, ich hab damals mehr Quatsch gemacht als aufzupassen, wenn ich ehrlich bin. Ich bin nicht besonders gut im Redenhalten und sowas. Und Axilla freut sich bestimmt, wenn ihr Koine nicht einrostet.«

  • Perisanders Gesicht blieb weitgehend regungslos, aber dennoch konnte man nun das Gefühl bekommen, er empfände etwas Positives. Insbesondere, als die Bildung erwähnt wurde, schien sich sein Gesicht etwas aufzuhellen. "Ich freue mich auf diese Aufgaben, Archias. Zwar kann ich nicht behaupten, in geschäftlichen Dingen sonderlich erfahren zu sein, aber ich bin sicher, mich auch auf diesem Gebiet rasch zurechtzufinden."


    Dann wandte er sich an die Herrin. "Wenn du es wünschst, kann ich stets koiné mit dir sprechen, so bleibst du gewiss in Übung...und ich ebenso."

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  • Axilla sagte gar nichts, auch nicht, als Caius sie ansah. Also wandte er sich wieder dem Sklaven zu, der ein bisschen Emotion zeigte, als Caius die Bildungssachen erwähnte. Caius kratzte sich ein wenig am Kopf.
    »Das wär gut. Die schola bietet glaube Kurse an dazu. Vielleicht schicken wir dich mal da hin.« Konnte ja nicht schlecht sein, in seine Sklaven zu investieren.
    »Macht dir denn nur das Unterrichten Spaß oder lernst du auch gerne? Wir haben hier eine Bücherei.« Eine große sogar, auch wenn Caius bisher maximal zwei Stunden insgesamt da drin verbracht hatte, seitdem er hier ein und aus gehen konnte. Dann sah Perisander zu Axilla, und Caius tat es ihm gleich.

  • Mitnichten ignorierte Axilla irgendwelche Blicke, und sie wollte ja auch schon antworten, kam nur überhaupt gar nicht dazu. Warum Archias mit einem mal so ungeduldig war, war ihr ein Rätsel. Ansonsten war er doch von eher gemütlicher Natur. Jetzt aber schien es ihm mit einem Mal nicht schnell genug zu gehen, und dann schaute er sie auch noch an, als erwarte er von ihr nun Wunder weiß was. Axilla schaute nur verwirrt zurück und zuckte mit den Schultern. Das wussten nur die Götter, warum er jetzt so guckte.
    Axilla wandte sich ganz Perisander zu. “Ja, das wäre toll. Also, wenn es dir nichts ausmacht. Ist schon lange her, dass ich mich da unterhalten konnte.“


    Nachdem das geklärt war, hatte sie eigentlich hier nichts mehr zu tun. Dafür aber in ihrem Zimmer, wo noch eine Abrechnung ihrer Betriebe für den vergangenen Monat wartete. Also erhob Axilla sich und lächelte den beiden Männern kurz zu. “Aber ihr kommt jetzt auch ohne mich zurecht, ja? Ich muss noch ein paar Kleinigkeiten erledigen.“
    Sie wandte sich an ihren Mann, hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. “Ich seh dich dann später.“ Und dann entschwand sie auch schon aus dem Zimmer.

  • Perisander sah Axilla hinterher. Sie war ihm wirklich sympathisch. Energie schien vorhanden zu sein, Intelligenz, Bildung... solche Frauen sollte es mehr geben, fand er, insbesondere gesellschaftlich unterhalb der Verwandtschaft des Imperators. "Zu deiner Frage, Archias... ich bin immer erfreut, Neues lernen zu können. Mit deiner Erlaubnis werde ich mich in nächster Zeit mit deiner bibliotheka vertraut machen."


    Wer liebte keine Bücher? Mochten sie auch nicht das höchste der Mittel sein, um Weisheit zu erlangen (wie Platon ganz richtig erkannt hatte), so waren sie doch eine nützliche Hilfe. Aelius Archias musste sehr, sehr vermögend sein, wenn er eine Bibliothek, also viele Bücher, besaß. "Über diesen Kursus über die nomoi des oikos... also, die Gesetze des Wirtschaftens, musst du befinden - uninteressant finde ich ihn gewiss nicht."

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    Einmal editiert, zuletzt von Perisander ()

  • Caius sah Axilla ein bisschen irritiert nach. Es waren keine fünf Sekunden vergangen, so wirkte das auf ihn, bis Axilla von etwas durch den Wind auf eingeschnappt geschaltet hatte. Irgendwas machte er einfach falsch in letzter Zeit. Sie küsste ihn zwar kurz auf die Wange, aber ehe er was sagen konnte, war sie auch schon wieder weg und Caius saß mit Perisander alleine da. Das erste, was er machte, war tief seufzen und leicht frustriert aussehen. Und danach beschäftigte er sich weiter mit Perisander.


    »Klar, kannst du gerne machen. Nur tu mir einen Gefallen und lass keine Bücher rumliegen, das mag Quarto nicht besonders. Wobei... Der ist ja gerade in Misenum...« Caius zuckte mit den Schultern und sah sich dann noch mal prüfend um.
    »Naja. Gut, ich werd mich mal schlau machen wegen diesem Kurs. Es wär wirklich nicht schlecht, wenn du da mitmachen würdest, immerhin könntest du dann ein Auge auf meine Betriebe mit haben... Äh... Also, jetzt wo Axilla weg ist, kann ich's dir ja sagen. Ich möchte, dass du bei ihr ein bisschen vorsichtig bist. Sie ist vor ein paar Wochen angegriffen worden, weißt du. Dabei ist ihr Leibsklave gestorben und wie wär fast mit drauf gegangen.« Caius presste die Lippen aufeinenader.
    »Das macht ihr immer noch ziemlich zu schaffen, weißt du. Leander...also ihr Sklave, war recht locker und so. Sie vermisst das bestimmt. Ich fänd es sehr gut, wenn ihr miteinander gut auskommt, das lenkt sie hoffentlich etwas davon ab.«

  • Bei der Nachricht vom Unglück der domina zuckten Perisanders Augenbrauen nach oben. "Ich verstehe, Herr. Ich will versuchen, ihr über den Verlust hinwegzuhelfen oder wenigstens dazu beizutragen."


    Er setzte sich noch etwas gerader auf. "Was gibt es noch, Herr?"

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  • Caius nickte zufrieden. Perisander war zwar ziemlich wortkarg, aber immerhin erkannte er, was Caius ihm sagen wollte (und das war manchmal gar nicht so einfach). Die Frage des Sklaven ließ Caius dann kurz nachdenken. Jaaa....was gab es noch...
    »Eigentlich sonst nichts weiter. Zumindest gerade nicht. Du könntest morgen mit mir kommen, ich habe einen Termin mit einem Octavius Macer. Es geht wohl um Standeserhebungen und so weiter, und wir könnten versuchen, ob du mir beim Sichten des Archivs helfen kannst«, schlug Caius vor. Danach würde immer noch Zeit sein, dass Perisander Axilla ein wenig Gesellschaft leisten konnte.


    »Aber jetzt gibt es erstmal was zu essen und ein Bad für dich!« entschied Caius besser gelaunt und winkte einen anderen Sklaven herbei.
    »Brutus, kannst du Firas herholen?« Brutus nickte und verschwand, um genau das zu tun.

  • Au wei! Firas schlug sich mit beiden Händen ans Gesicht, sodass die Gartenerde, die noch daran klebte sich besonders gut am neuen Ort verteilte. Dann betrachtete er augenrollend seinen Kaktus und gab einen neuen Klagelaut von sich. Ophelia war schon mehreren Stellen braun, sodass zu befürchten stand, dass sie es wohl kaum überleben würde! Und genau das durfte nicht sein! Ob Pflanze oder nicht. Ophelia war wichtig und sie hatten gemeinsam schon so viel durchgemacht, dass es eine Schande wäre. Der Tipp des Gärtners war im recht lieb gewesen, der meinte man solle das Gewächs einfach einpflanzen und abwarten, ob nicht die römische Sonne es schaffen würde, aus dem halb leblosen Braun ein neuerliches, tadelloses Grün zu machen.


    "Nicht aufgeben!", murmelte Firas und hatte gerade ein wenig die Erde um seinen geliebten Kaktus festgeklopft, als jemand seinen Namen rief.
    "Was?", fragte er unwirsch, ehe er sich besann. Es war Brutus, der herbeigeeilit kam. Zumindest was man bei Brutus so "eilen" nannte. Es war klar, dass der Herr Archias wieder etwas von ihm wollte. Da brauchte schon niemand etwas sagen. Das Rufen seines Namens bedeutete immer: Ab zu Herrn Archias! Der hat Aufgaben, oder Ähnliches.
    Bedauernd blickte Firas auf Ophelia hinab, die einen recht ordentlichen Platz an der Seite neben dem Haus gefunden hatte, sodass er sie sehen konnte, wenn er nur einen Blick aus dem Fenster warf. Kurz blickte er sich noch einmal um....wenn jetzt nun ein Hund...einer von diesen hergelaufenen Kötern es wagen würde...


    FIRAS! Der Herr Archias...." Der Syrer erhob sich und sah dann Brutus entgegen, wobei er eine Hand hob und sie einhaltgebietend von sich streckte. "Ich eile!", rief er dann zurück und zog einen Flunsch, ehe er sich noch einmal dem Kaktus zu wandte. "Bin gleich wieder da!", murmelte er der Pflanze entgegen und tätschelte ihr unversehends die Stechblätter, was diese mit einem spitzen Schmerz in seinem Finger quittierte. "Autsch!"


    Auf dem Weg machte er sich noch Gedanken und ersparte es sich, Brutus zu fragen, was denn nun wieder los sei. Vielleicht war jemand wieder zu Schaden gekommen, bei dem Versuch etwas Merkwürdiges zu tun, oder etwas exorbitant Wichtiges war verschollen und man würde es nun in der Kanalisation, in Gebüschen oder auf den umliegenden Dächern suchen müssen. Wie immer. Firas zupfte noch an dem Stachel herum, der sich in seinen Zeigefinger gebohrt hatte, als er den Raum betrat.
    "So, bin schon zur Stelle," gab er bekannt, während er noch herumpulte und erst dann erstaunt aufblickte. Offenbar war nichts verschwunden. Eher im Gegenteil. Er lächelte den Fremden kurz an und schaute dann frangend zu Herrn Archias, nicht ohne die Augenbrauen zu heben und ein..."Öhm..." von sich zu geben.

  • Es dauerte ein Weilchen, das Caius etwas peinlich war, weil weder ihm noch was einfiel, noch Perisander sich als sonderlich gesprächig erwies. Das konnte über kurz oder lang noch zu einem Problem werden, dachte sich Caius, weil sonst eigentlich alle recht locker waren und Perisander ziemlich steif wirkte. Aber andererseits war das ja auch sein erster Tag hier, da konnte man schon mal beide Augen zudrücken und fünfe grade sein lassen. Firas war trotzdem eine willkommene Ablenkung.


    »Hah!« machte Caius.
    »Firas! Firas, das ist Perisander. Axilla und ich haben ihn heute gekauft. Ich möchte, dass du ihm alles zeigst und so weiter. Essen, baden und so.« Immerhin war Firas nun auch schon eine Weile hier in Rom.
    »Und die Bücherei kannst du ihm auch zeigen. Aber besser erst, wenn er sich waschen konnte. Quarto kriegt sonst nen Föhn«, bemerkte Caius grinsend und bemerkte erst dann, dass Firas sich an seinem Finger herumquetschte. Er runzelte die Stirn.
    »Alles in Ordnung? Was hast du denn da schon wieder gemacht?« wollte er wissen und zeigte mit dem Finger auf den Finger.

  • Der Herr Archias schien über sein Erscheinen erleichtert zu sein, doch Firas unterließ es umgehend, diesen Umstand zu deuten. Ob Arbeit anlag oder nicht: Ein erleichteter Herr Archias war immer ein Quell neuerlicher...Begebenheiten. Der Syrer nickte noch einmal zum Gruß und wandt seinen Blick dann erneut gen Persiander, der ihm soeben vorgestellt wurde. Offensichtlich war der Neue - nun ja - neu hier und wirkte auf den ersten Blick als wäre er nicht ganz entspannt.
    Firas blinzelte und gab ein halblautes "Freut mich!" von sich. Allerdings kam danach schon der Auftrag. Ein wenig quetschte er noch an seinem Finger herum. Er sollte ihm also zeigen wie man isst und sich badet. Ein Stirnzrunzeln folgte. So neu sah Persiander nun auch wieder nicht aus und würde beide Dinge in seinem Leben schon einmal gemacht haben. Immerhin erschien er ihm alles andere als ein Barbar, der just seine Höhle verlassen hatte, um die Zivilisation kennen zu lernen.


    Vielleicht lag es daran, dass er hatte Ophelia verlassen müssen, dass ihn nun derartig mürrische Gedanken beschlichen, während der Herr Archias vor Freude nur so strahlte.
    "Klar zeige ich ihm, wie man isst und sich badet," nuschelte der Syrer und hob die Augenbrauen, während er nun den Finger des Herrn Archias im Blick behielt.
    "Das war Ophelia," erwiderte er etwas steif, "sie hat jetzt nen Platz vor der Tür und muss sich dort wohl noch etwas einleben." Dann grinste er schräg. Schon jetzt fühlte er sich als Einlebungshelfer überfordert, aber er würde das schon meistern, wie jedes Mal! Der Syrer winkte ab. "Is' nichts Schlimmes!" Dann wandte er sich an Persiander.
    "Ähm...Willkommen!", gab er von sich, sog tief Luft ein, wobei sein Lächeln wohl wirken musste wie eine Blase, die jeden Moment zerplatzen könnte.

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