Callistas und Witjons Zimmer

  • Das Gespräch mit Lando zog sich in die Länger. Irgendwann gingen ihnen die Themen aus, mit denen die Zeit vertrieben werden konnte und so griffen sie zum Würfelbecher. Witjon verlor erwartungsgemäßg etliche Male und widmete sich letztendlich frustriert dem Met, der ihm bereits leicht aufs Gemüt schlug. Phelan und Ragin hatten sich bisher noch nicht blicken lassen und Albin hatte sich auch wohlweislich mit Ratschlägen und alten Märchengeschichten zurückgehalten, als er den gereizten Witjon gesehen hatte. So saß der werdende Vater vor dem Kamin, den Blick starr in die Flammen gerichtet. Lando war gerade austreten, denn Met wirkte sich nicht nur auf das Gemüt, sondern auch auf die Blase aus.
    Witjons Gedanken kreisten um genau zwei Dinge. Leben und Tod. Um Leben in der Hoffnung, dass das Neugeborene gesund sein würde und nicht nur die Geburt, sondern auch die Wochen, Monate und Jahre danach überstehen würde. Und um den Tod in der angsterfüllten Erwartung des Verlustes seines Weibes. Er wusste er konnte jetzt nichts mehr für sie tun. Die Kontrolle hatte er den anderen Frauen übergeben müssen, die nun für Callista sorgen würden. Witjon sandte ein Stoßgebet an Frigg und ihre göttlichen Diener, dass sie über seine Liebste wachen sollten. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt, doch selbst sie war nur noch ein schwaches Glühen in Witjons Innerem. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber er glaubte nicht an einen guten Ausgang dieser Geburt. Und als ihm bewusst wurde, dass es aussichtslos war, dass er vollkommen hilflos war, da drohte er die Beherrschung über sich selbst zu verlieren. Noch hatte er seine Gefühle bezwingen können, seine Angst und Trauer und Anspannung halbwegs überspielen können. Doch in jenem einsamen Moment am Kaminfeuer schüttelte es ihn vor Entsetzen über die Katastrophe, die ihn zu treffen drohte. Er stützte das Gesicht in die Hände und schluchzte kurz auf. Einen Augenblick lang saß er einfach nur da, die Augen geschlossen, in Hilflosigkeit verharrend.


    Da durchbrach ein Geräusch die unheimliche Stille, das er nicht sofort ausmachen konnte. Witjon zog laut die Nase hoch und hob verwirrt den Blick. Konnte das sein? War es bereits so weit? Wie lange hatte er bereits hier mit seinem Vetter gesessen und die Zeit totgesoffen? Mit dem Ärmel wischte er sich flüchtig über die Augen, schluckte einen dicken Kloß im Hals herunter und erhob sich unsicher. Er sperrte die Ohren auf und lauschte konzentriert. Das war Geschrei, wahrhaftig! Konnte das möglich sein? Nach all der Zeit des Wartens war es nun endlich geschafft? Er durfte sich Vater nennen? Eine Welle der Freude überschwemmte ihn und nahm ihm zunächst den Boden unter den Füßen. Unsicher schwankte er und musste sich am Kaminsims festhalten. Und als er gerade wieder sicher stand, traf ihn ein ganz anderes Gefühl wie ein Schlag. Angst. Fürchterliche Todesangst. Lebte Callista, oder hatten die Götter sie zu sich gerufen? Waren seine Alpträume wahr geworden? Witjon machte einen zögerlichen Schritt vorwärts. Er wollte nachsehen, wollte Gewissheit haben. Doch er fürchtete sich vor dem was er womöglich sehen würde. Er ahnte das Schlimmste. Diese Ahnung ließ ihn dort am Kamin verharren, lähmte ihn zur Gänze.


    Irgendwann stand plötzlich Lando wieder im Raum. Ihre Blicke trafen sich und im selben Moment stürzte Albin ebenfalls zur Tür herein und rempelte den cheruskischen Vetter an. Da schaltete es in Witjons Hirn und mit einem Satz stürmte er an den beiden Männern vorbei zur Treppe hin. Er nahm jeweils drei Stufen nach oben, doch kurz vor dem Treppenabsatz stoppte er abrupt ab und blieb stocksteif stehen. Da stand Elfleda, ein Bündel auf dem Arm. Ihr Blick war für Witjon nicht zu deuten und so starrte er einen Moment unbewegt das Bündel an, das dort friedlich an Elfledas Brust ruhte.

  • Gerade, als Elfleda aus der Tür herauskam, stand da auch schon Witjon ihr gegenüber. Er sagte nichts, er schaute nur, fixierte das Kind in ihren Armen. Er sah angespannt aus, was aber auch nicht so verwunderlich war. Elfleda erinnerte sich noch an den Ausdruck auf Landos Gesicht, als er damals zu ihr ins Zimmer gekommen war nach der Geburt von Naha. Da hatte er auch ausgesehen, als stünde er vor einem Geist, als er sie angesehen hatte. Sie war zwar gleich wieder eingeschlafen, aber sie erinnerte sich an diesen kurzen Moment. Und sehr viel anders sah auch Witjon jetzt nicht aus, vielleicht noch ein wenig konfuser und ängstlicher, aber er hielt sich gut.
    “Das ist dein Sohn, Witjon.“ Elfleda sprach ganz leise und sanft, um das Kind nicht zu wecken. Sie hielt ihn ihm hin, damit er ihn nehmen konnte, wenn er wollte. Zwar stellten sich die meisten Männer dabei erstmal ungeschickt an, aber Witjon hatte ja auch Übung mit Naha und wusste, dass er das Köpfchen würde stützen müssen. Und wenn nicht, Elfleda war ja auch da, um ihn zu dirigieren, wenn es nötig werden würde.
    “Er ist gesund, soweit ich das sagen kann. Recht kräftig. Ein hübscher Junge.“
    Vielleicht würde die gute Nachricht die schlechte, die gleich noch folgen musste, ein wenig abfedern. Immerhin hatte er einen Sohn. Einen lebenden, atmenden Erben. Das wollten alle Männer doch.


    Elfleda wartete einen Moment, ehe sie also zum unangenehmeren Teil überging. Sie versuchte, sich an alles zu erinnern, was sie über taktische Verhandlungen so wusste. Tonfall, Körperhaltung, Syntax. Aber ihr erschien das grade alles so obsolet. Es gab da wohl nichts schönzureden an der Sache.
    “Aber Callista hat es nicht geschafft. Sie war schon zu geschwächt. Wir haben getan, was wir konnten, aber...“ Elfleda hob hilflos leicht die Schultern. Wenn Witjon auch nur einen Blick auf sie verschwendete, würde er Spuren des Kampfes um das Leben von Kind und Mutter an ihr sehen. Eine Geburt war eine blutige Angelegenheit, und Elfledas Kleidung sprach davon ein deutliches Zeugnis. “... es tut mir sehr leid, Witjon. Du hast dich um die Amme gekümmert, wie ich gesagt hatte, ja?“

  • Sein Sohn. Ungläubig starrte Witjon das Bündel an, das ihm hingehalten wurde. Ganz vorsichtig breitete er die Arme aus und nahm sein Kind entgegen. Er nahm den Kleinen als seinen Sohn an, das sollten alle sehen. Noch immer starrte er das schlafende Geschöpf an, als wäre das alles völlig unwirklich. Wieder schluckte er einen groß Kloß herunter, als er das zerknautschte Gesichtchen betrachtete. Wie schön sein Sohn war! Witjon schaute Elfleda an, Dankbarkeit sprach aus seinem Blick. Dann sah er wieder sein Kind an und rief sich ins Bewusstsein, dass er als Vater nicht nur dieses unglaubliche Glück genießen konnte, sondern auch gewisse Pflichten hatte. Zum Beispiel die Namensgebung. Das war das erste, was ihm einfiel. Zwar gab man Neugeborenen gewöhnlich nicht sofort einen Namen und sprach erst recht nicht schon vor der Geburt davon, doch mit einem Mal lag es ihm bereits auf der Zunge. Er konnte nicht anders, er musste es sagen.
    "Mein Sohn....Audaod." Es war eine Feststellung. Klar und deutlich und doch sanft und liebevoll gesagt. Einen weiteren Augenblick betrachtete er schlichtweg das ruhig atmende Kind, das in seinen Armen schlummerte.


    Bis Elfleda mit der traurigen Wahrheit zu ihm durchdrang. Witjon schaute auf, hörte ihre Worte, begriff. Und spürte seine Innereien sich zusammenziehen. Callista hat es nicht geschafft. Witjon wollte es nicht glauben, trotz aller böser Vorahnungen. Er hörte auch nicht mehr den Rest der Worte, denn das erschien ihm alles überflüssig. Wie in Trance stieg er die letzte Stufe hinauf und stand nun auf gleicher Höhe mit der Mattiakerin, der er wortlos das Kind hinhielt. Als sie es genommen hatte, ging er stockenden Schrittes an ihr vorbei. Lanthilda und Marga ignorierte er vollends, sie konnten nur mitleidig dreinschauen. Dann stand er im Zimmer, in dem seine Frau ihr Leben ausgehaucht hatte.


    Da lag sie im Bett, friedlich wie eine Schlafende. Die Anstrengungen der Geburt waren ihrem Gesicht nicht anzusehen, doch ihre Haut war blass und ihr Körper magerer denn je. Ihre roten Haare lagen zerzaust auf den Kissen, die Decke verdeckte Blut und Körpersäfte. Ein weiterer zögerlicher Schritt führte Witjon zum Bett hin. Verwirrt stierte er den leblosen Körper an. Eine einzige Frage formulierte sich in seinem Kopf. Warum? Warum hatte sie sterben müssen? Wie ein nasser Sack fiel Witjon auf die Knie am Kopfende des Bettes. Seine Knie krachten auf die Holzdielen, doch er spürte den Schmerz nicht. Er nahm Callistas Hand, die noch warm war von der Anstrengung der Geburt. Seine andere Hand streichelte sanft die Stirn der jungen Toten. "Callista....nein...." Seine Stimme war lediglich ein schmerzerfülltes Flüstern. Witjon wollte nicht begreifen, dass seine schöne Prudentia wirklich von ihm gegangen war. Wie hatte das passieren können? Warum traf ihn nur ein so grausames Schicksal? Wieso hassten die Nornen ihn? Seine Rechte schloss sich etwas fester um ihre Hand, drückte sie liebevoll in tiefster Trauer. Seine Umgebung war ausgeblendet, er sah nur noch Callistas friedliches Gesicht vor sich, gebettet auf schweißnasse Kissen. Und zur Feier des Tages lachte die Sonne und strahlte fröhlich vor sich hin.

  • Als das Geschrei und Gestöhne ein Stockwerk höher ein Ende nahm, war Lando seinem Vetter langsam zum Rundgang gefolgt. Schritt für Schritt, in angemessenem Abstand zu Witjon.
    Es war Elfleda, die die Tür öffnete, und dem Ubier seinen Nachwuchs präsentierte. Wie sie auf die Idee kam, das rote Knäuel könnte in irgendeiner Art und Weise hübsch sein, verstand er allerdings nicht. Genauso wenig wie ihm vorgebetet wurde, dass Naha hübsch war, als sie geboren war.


    Ein Junge, so so.
    Lando warf über Witjons Schulter einen Blick in das Knäuel aus Stoff und Säugling, und verzog die Lippen zu einem zufriedenen Lächeln. Er warf seiner Frau einen undeutbaren Blick zu, doch diese nahm den anscheinend garnicht wahr, denn sie hatte damit zu tun Witjon den Tod seiner Frau zu verkünden.
    Callista war also gestorben. Lando fegte das nun nicht so von den Socken, immerhin bereitete man sich in diesen Tagen bei einer Geburt auch immer auf einen Tod vor. Witjon allerdings, der schon immer etwas emotionaler war, und dies auch schon oft gezeigt hatte, war wie von den Socken gefegt.
    Dies war der Punkt, an dem Lando seinen Rückzug antreten würde. Es galt, eine Bestattung zu organisieren. Als wäre nicht schon genug Elend in den letzten Tagen geschehen, nun musste Lando Balbus auch noch schreiben, dass ein weiterer Spross der prudentischen Familie in Germania sein Ende gefunden hatte. Hoffentlich würde das Balg überleben, das wäre zumindest eine Erhaltung der Beziehung zu den Römern, auf die man sich verlassen könnte. Dazu noch ein Sohn. Aufmal erschien es Lando garnicht mehr so abwegig, Witjon seinen Jungen zu gönnen.


    Lando wandte sich mit versteinerter Miene um, Vater/Witwer und seine Frau nicht mehr beachtend. Leise stapfte er wieder zum Treppenaufgang, der ins Atrium hinunter führte, und während das Knarren des Holzes jeden Schritt kommentierte, konnte man ihn leise fluchen hören: "Verdammte Scheisse!!!"

  • Einen Moment stand Elfleda einfach nur da, als Witjon ihr seinen Sohn in die Hand drückte und an ihr vorbei ins Zimmer ging. Sie verspürte nicht besonders großes Engagement, ihm nachzugehen und ihn zu trösten zu versuchen. Was sollte sie auch sagen? Das war ein Moment, den er selber durchstehen musste. Worte änderten daran ncihts. Und es gab wahrhaft dringlicheres zu klären.
    Eigentlich wollte Elfleda genau das ihren Mann nun fragen. Vielleicht wusste er ja, ob Witjon sich um eine Amme gekümmert hatte, und wo zur Hel die nun war. Das Kind würde in ein paar Stunden Hunger haben, und dann hatte diese da zu sein und die Brust zu geben. Sie konnten dem Kind nur schlecht Kuhmilch oder Ziegenmilch geben. Zu aller Not ging auch das, aber die meisten Kinder bekamen davon Choliken, die so kurz nach der Geburt sehr gefährlich waren. Und nun das Kind auch noch zu verlieren wollte Elfleda nach Möglichkeit nicht riskieren, wenn es sich umgehen ließ. Natürlich konnte immer was passieren, das ein so junges Leben beendete. Manche Kinder hörten einfach auf zu atmen. Andere wurden krank. Wieder andere aßen nicht richtig. Es konnte viel passieren. Aber das, was sie kontrollieren konnte, wollte Elfleda auch kontrollieren.
    Nur machte sich ihr Mann just da aus dem Staub, als Elfleda ihn danach fragen wollte. Sie sah ihm nur nach, wie er davonstiefelte und schimpfte. Sie konnte es ihm nicht verdenken, politisch gesehen war das eine halbe Katastrophe.


    Elfleda blickte auf den Jungen, der so selig schlief. Armer kleiner Kerl. Du weißt von dem allem hier noch nichts. Weißt nicht, wie wichtig du bist. Warum kannst du nicht einfach meiner sein. Oder ein Mädchen. Ihren Gedanken sprach sie nicht aus. Das Kind regte sich im Schlaf und gab einen kleinen Quäklaut von sich, den Elfleda mit einem “Schhhshhshh“ und einem sanften streicheln über den kleinen Bauch zu beruhigen versuchte. Nun, ihr eigenes Kind würde in 4 Monaten etwa zur Welt kommen, das hier würde fast sowas wie ein Bruder da sein. Sie summte eine Weile, bis Audaod wieder ruhig war.
    “Ich kann das, ich mach das, ich pack das...“, murmelte sie einmal, um sich zusammenzureißen und Mut zu machen, dann ging sie zu Witjon.


    Dieser kniete vor dem Bett und streichelte seine tote Frau. Lanthilda räumte noch ein wenig zusammen, Marga brachte derweil schon die erste Ladung an verbrauchten Tüchern zum Waschen nach unten. Ganz langsam und leise ging Elfleda zu Witjon, blieb einen Moment hinter ihm stehen. Ich kann das, ich mach das, ich schaff das, sagte sie sich nochmal in Gedanken, und setzte sich schließlich mit dem Kind im Arm auf die Kante des Bettes, fast neben ihn, aber doch mit gebührlichem Abstand zu ihm und seiner toten Frau. Dennoch musste er sie so bemerken.
    “Witjon... komm, steh auf. Sie hätte nicht gewollt, dass du traurig bist. Alles, was sie wollte, war dieses Kind. Dein Sohn. Und der braucht dich jetzt.“ Und vor allen Dingen brauchte er die Amme. Elfledas Trommelfell und ihre Nachtruhe brauchten die Amme auch. Alles andere würde sehr anstrengend werden.

  • Witjon war ein emotionaler Mensch, das stimmte. Zumindest, wenn man in Landos Art und Weise dachte. Für Witjon war es in diesem Moment egal was andere über ihn dachten. Sowieso war ja in diesem Moment nur Familie und - ebenfalls in den Familienbegriff eingeschlossenes - Hauspersonal anwesend. So kniete er dort am Bett, geschockt und unfähig klar zu denken, während hinter ihm Marga bereits aufräumte und Lando zornig davonstapfte. Einzig Elfleda war in Gedanken wirklich bei ihm. Und sie war an seiner Seite, als er dringstens Beistand brauchte. "Dein Sohn. Und der braucht dich jetzt." Dieser Satz ließ ihn endlich aufschauen. Sein Blick wurde klar und er wandte sich von der leblosen Prudentia ab, der Mattiakerin und seinem Sohn zu.
    "Du hast recht," sagte er nur mit belegter Stimme und streckte die Arme nach dem Kind aus. Er nahm es an sich und wiegte es kurz, betrachtete es unschlüssig. Dann kamen ihm Elfledas Worte wieder in den Sinn. Er sah sie an und erklärte: "Eine Amme. Natürlich habe ich eine Amme." Audaods Schlaf war leicht und so regte er sich flüchtig, zuckte mit Armen und Beinen und begann zu nörgeln. Witjon sah ihn kurz an und teilte Elfleda weiters mit: "Ida wird seine Amme sein." Ida war die junge Frau des Stallmeisters der Hros, Leif. Sie sorgte bereits für zwei eigene Kinder und ebenso für Naha, wenn Marga oder Elfleda gerade keine Zeit oder Lust auf die Kleine hatten. Natürlich hatte Witjon Ida die Unterstützung von Marga und Lanthilda zugesichert und ihr auch eine großzügige Entlohnung angeboten, über die die junge Germanin sich sehr gefreut hatte. Anfangs hatte Witjon sich mit Gedanken eine Amme anzustellen nicht sonderlich wohl gefühlt, denn Callista hatte darauf bestanden ihre Kinder selbst zu stillen. Aber dieser Zwist hatte sich nun sowieso erledigt. Lanthilda betrat den Raum und wurde gleich von Witjon herumkommandiert: "Lanthilda, hol mir Ida her. Wir brauchen hier eine Amme, zügig!" Noch immer klang seine Stimme ganz merkwürdig, doch der Schock hatte ihn immer noch im Griff und so hatte er seine Fassung irgendwie wiedererlangt. Ein dicker Kloß war durch bloßes Schlucken nicht aus seinem Hals herauszubekommen, aber wenigstens war der Druck von seinen Augen abgeflaut und war einer Schwere der Lider gewichen.


    Lanthilda sprang also gerade die Stufen hinunter um Ida zu holen und so verblieb Witjon mit seinem Sohn in einem Moment der Ruhe, in dem er sich von Elfleda zu Callista abwandte, die noch immer unberührt da lag wie eine Schlummernde. Der junge Vater wiegte seinen quängelnden Sohn im Arm und sprach beruhigend auf ihn ein. "Sieh Audaod, deine Mutter. Ich werde Sorge tragen, dass du sie immer in guter Erinnerung behälst. Möge sie im Kreise unserer Ahnen über uns wachen und alles Übel von uns abwenden." Audaod, der ja erst kurze Zeit auf der Welt war, hatte seine Augen zu schmalen Schlitzen verengt und zappelte noch immer unruhig herum. Er musste endlich Nahrung haben. Und das ließ er die Welt auch wissen, denn aus seinem Quängeln wurde bald lautes Geschrei, dass es Witjon in den Ohren klingelte. Er versuchte vergeblich durch Schaukeln und gutes Zureden den Lautstärkeregler herunterzuschrauben, als endlich Ida erschien.


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    Ida, Frau des Leif:


    "Hier bin ich," stellte sie sachlich fest, als Ida den Raum betrat. Einem kurzen Blick aufs Totenbett folgte ein mitleidiger Blick, der dem Witwer galt. Sie berührte Witjon vorsichtig an der Schulter und drückte ihr Mitgefühl ebenfalls gewohnt knapp aus. "Mein Beileid, Witjon. Mögen die Götter sie bei sich aufnehmen." Mehr war nicht zu sagen und sowieso war sie aus ganz anderem Grund hier. Eine stumme Forderung lag in ihrem Blick, als sie die Arme nach Audaod ausstreckte. Witjon nickte nur und reichte ihr den Jungen. "Danke," sagte er und fügte noch hinzu: "Sorge gut für Audaod. Es soll dein Schaden nicht sein." Ida nickte nur und konzentrierte sich dann voll und ganz auf das Neugeborene. "Audaod heißt du also. Na komm, du bist sicher hungrig..." Und sie verließ den Raum unter gutem Zureden und ging zurück in die Küche, wo sie sich um Naha und ihre eigenen Kinder kümmerte.


    Witjon allerdings versuchte Herr der Lage zu werden. Er stand einen Augenblick lang da und ordnete seine völlig Wirren Gedanken. Dann traf er einige notwendige Entscheidungen, die er nach zähem Räuspern den anwesenden Frauen mitteilte. "Hört mal her. Es müssen Vorbereitungen für die Bestattung getroffen werden. Callista... soll im Atrium aufgebahrt werden. Sie muss gewaschen und vorbereitet werden. Mit diesem....Schminkzeug, du weißt schon?!" Man merkte Witjon an, dass ihm dieser Part nun gar nicht gefiel, doch was sollte er tun? Lando hatte sich schnellstmöglich aus dem Staub gemacht, also musste er die Anweisungen geben. "Ich werde ein Totenbild von ihr machen lassen," stellte er dann mehr für sich fest, den Blick nachdenklich zu Boden gerichtet. Dann sprangen seine Gedanken wieder zur Bestattungsvorbereitung und er schaute fragend von Elfleda zu Marga und zurück. "Hm, habe ich etwas vergessen? Odin bewahre, ich habe ja gar keine Ahnung von römischen Bestattungsriten! Wo ist eigentlich Phelan?" Mit einem Mal wurde Witjon Unruhig und begann herumzutigern. Trauer und Schock waren Rastlosigkeit gewichen. Er musste alles Notwendige organisieren, wenn er Callista die letzte Ehre erweisen wollte. Das durfte er jetzt nicht vermasseln!

  • Erst einmal passierte gar nichts. Witjon saß weiter da und schaute auf Callista. Elfleda war schon nicht sicher, ob er ihr überhaupt zuhörte. Kurz war sie versucht, wneiger rücksichtsvoll zu sein und ihm einen Klaps auf den Hinterkopf zu geben, aber sie ließ es. Und als sie seinen Sohn erwähnte, fing der Germane sich auch wieder. Ein Ruck ging durch ihn, und er schaute sie an, forderte sein Kind. Elfleda gab ihm den Knaben und machte sich daran, Marga zu helfen.
    “Ida also? Die hat schon Erfahrung.“ Wenigstens war sie Germanin, wobei das hier in Mogontiacum ja auch eher die Regel wäre denn eine Ausnahme. Die wenigen Römerinnen, die hier waren, waren wohl allesamt nicht bereit, ein fremdes Kind zu stillen. So war zumindest der Eindruck, den Elfleda in ihrer Zeit hier von der römischen Gesellschaft bekommen hatte.
    Audaod fing an zu weinen, und dafür, dass er erst eine Stunde alt war, entwickelte er schon eine gehörige Lautstärke. Das versprach heiter zu werden für die Tage, wenn er nicht vollkommen erschöpft und schon größer war und so seine Stimme kraft hatte, mit der Gewalt des Trotzes befeuert laut zu krakeelen. Da würden sie vermutlich noch viel Spaß haben. Aber es verhieß zumindest, dass der kleine Schreihals gesund war, was sicherlich für Witjon ein wahrer Segen sein musste – und ein weiterer, kleiner Funken der Eifersucht bei Elfleda. Ihre Hand legte sich auf ihren Bauch für einen Moment und verharrte dort. Sie konnte das Kind schon fühlen, wie es wuchs. Ganz leicht wölbte sich ihr Bauch auch bereits, wenngleich man es unter anständiger Kleidung nicht sah. Sie hoffte, dass es auch ein Sohn werden würde, und dieser so stark wäre wie sein Vetter hier es eben vorführte.


    Endlich kam auch Ida, als Elfleda und Marga gerade das restliche, von Blut und anderem durchtränkte Stroh zusammengerafft hatten und in das letzte, blutige Laken einschlugen. Beinahe konnte man sagen, hier war es sauber. Lediglich aus den Bodendielen musste man wohl alles noch kräftig herausschrubben, damit der Geruch verflog.
    Elfleda grüßte Ida nur knapp und unterdrückte die Frage nach Naha. Natürlich sorgte sie sich um ihr Kind, das nun die ganze Zeit ebenfalls in der Obhut von Leifs Frau gewesen war, während sie hier versucht hatte, Callista zu helfen. Sicherlich ging es ihrer Tochter gut. Aber erst einmal sollte sich hier um alles gekümmert werden.
    Und Witjon, der nun von Audaod erstmal wieder entbunden war, schien zu demselben Schluss gekommen zu sein, wenngleich mit anderen Inhalten als erwartet.
    “Wir sollen sie in die Halle tragen und anmalen?“ fragte die Mattiakerin nochmal sicherheitshalber nach. Sie wusste, dass die Römer verrückte Bräuche hatten. Noch immer erinnerte sie sich mit einem leichten Gefühl der Scham daran, dass Witjon genötigt gewesen war, seine Braut damals zu entführen, und damit seine eigene Mutter zum heulen gebracht hatte. War also nicht weiter verwunderlich, wenn die Römer auch bei Beerdigungen komische Riten haben würden. Wobei diese ja wenigstens so vernünftig waren und ihre Toten ebenso verbrannten wie die Germanen auch. Und auch Grabbeigaben waren ja nichts unbekanntes. Aber anmalen?
    “Wir können das schon machen, Witjon, aber...“ Sie hob auch etwas hilflos die Hände. Callista hatte Elfleda nur einmal überredet, dass diese sie schminkte. Und Elfleda hatte es gräßlich gefunden, dieses kleistrige Gefühl überall auf der Haut, und alles schnell abgewaschen, ehe Lando sie deshalb noch auslachen konnte. Woher also sollte einer hier im Haus wissen, wie das zu bewerkstelligen war, damit es so aussah, wie Callista das gewollt hätte?
    Aber Phelan würde vielleicht weiterhelfen können. Als Witjon ihn erwähnte, machte sich in Elfleda beinahe sowas wie Erleichterung breit. Der Gode hatte sehr viel mit den Römern zu tun, er würde auch bei deren Begräbnisriten beraten können – wenngleich Elfleda auch kein Problem damit gehabt hätte, Callista nach germanischen Sitten zu verbrennen und zu begraben. Immerhin war sie die Frau eines Germanen und die Mutter eines Germanen. Aber vom politischen Standpunkt aus gesehen hatten Witjon mit seiner Entscheidung vermutlich recht.
    “War er nicht unten bei euch? Ansonsten wird er zum Essen sicher wieder auftauchen.“ Sie war die letzten Stunden hier oben gewesen, sie hatte keine Ahnung, wo die männlichen Mitglieder des Haushaltes denn so waren. Aber wenn es Essen gab, waren meist alle zur Stelle.

  • Was wusste Witjon schon von Elfledas Neid? Was wusste er schon von ihren Sorgen? Er hatte einen prächtigen Knaben, er sollte sich freuen. Doch zu welchem Preis? Sein Weib war tot. Hätte er auch nur geahnt was im Kopf der Mattiakerin vorging, er wäre vermutlich sehr ungehalten gewesen - gelinde ausgedrückt. Noch viel weniger als das hatte er jedoch eine Ahnung von römischen Bestattungsriten. Er zuckte daher nur genervt die Schultern und entgegnete Elfleda gereizt: "Was weiß ich denn? Dann werde ich eben nach der Haussklavin unserer römischen Nachbarn schicken lassen. So eine wird das ja wohl hinbekommen." Sollte ihm ja wohl schnurzpiependeckel sein, wer Callista schminkte und wie. Hauptsache es entsprach den römischen Sitten! Ärgerlich winkte er ab, verfiel jedoch gleich wieder in einen müden Trott. Mit hängenden Schultern drehte er sich um und marschierte zur Tür hinaus. Über die Schulter murmelte er noch etwas bezüglich Phelan und Essen, aber das verstand nicht einmal Marga, die sonst doch die Lauscher schon auf die Größe eines Scutums aufzusperren vermochte. Den Rest des Tages ließ Witjon sich dann nicht mehr blicken. Er organisierte allerdings wirklich eine Nachbarssklavin als Hilfe und traf auch schon Vorbereitungen für die Bestattung selbst. Seine Freunde und Belegschaft wurden informiert, Grabbeigaben in Auftrag gegeben und Informationen zu römischen Trauerriten eingeholt. Hierbei spielte Phelan unter anderem eine große Rolle, aber auch die Männer in seinen Betrieben. Und bis zum Abend schien die Sonne noch immer und verlachte den unglücklichen Vater, dem die Nornen solch einen bitterbösen Streich gespielt hatten.

  • Einen Tag nach den Geschehnissen auf der Rheinbrücke hatte Lando einen Entschluss gefasst, kaum, dass er die Augen aufgemacht hatte. Noch im Dunkel des sich ankündigenden Morgens klopfte er einmal hart an die Tür zu Witjons Zimmer..


    "Witjon.", brummte Lando mit einem Befehlston, der bei ihm normalerweise eher selten zum Tragen kam, "Ich brauche für mich und Elfleda einen Termin beim Legaten. Mach das klar..."


    Sprach's und verschwand dann auch wieder...

  • Trotz der frühen Morgenstunde lag Witjon wach. Er konnte wie so häufig seit Callistas Tod nicht gut schlafen, lag mit offenen Augen und starrem Blick zur Decke herum und sann nach. Er sann nach über die Jahre in Mogontiacum und insbesondere über die Zeit mit Callista. Was er hätte besser machen können, wie er Probleme anders hätte lösen können, oder wie er Callista besser in die Sippe hätte integrieren können. Und er sann nach über die Zukunft. Seine Zukunft und die seines Kindes. Und die Zukunft seiner Sippe. Witjon musste alles tun, um Audaod eine gute Erziehung, Bildung und Entwicklung zu ermöglichen, auch ohne Mutter. Jemand musste Ersatz sein für Callista. Zum Glück gab es in der Sippe genügend Weiber. Besonders Elfleda erschien ihm besonders geeignet, sich um Audaod zu kümmern, zumindest so lange wie Witjon ohne Frau blieb. Denn er würde irgendwann wieder heiraten müssen, war er doch viel zu jung um den Rest seines Lebens allein zu bleiben. Und wer wusste schon, ob sein Sohn die ersten Kinderjahre überlebte? Es hieß also Vorkehrungen treffen, sprich: Mehr Kinder zeugen. Witjon lief ein Schauer über den Rücken beim Gedanken daran, sich eine neue Frau suchen zu müssen. Das würde er nicht über's Herz bringen.


    Ein hartes Klopfen riss ihn aus seinen trübseligen Gedanken. Lando stand in der Tür und erteilte eine Anweisung. "Hm, Termin?" Er grunzte müde Zustimmung und bestätigte, als Lando bereits wieder verschwunden war: "Geht klar..."

  • Es waren kalte Tage, die früh begannen und nur kurz währten. Kalte, teils arbeitsreiche Tage, an deren Ende Witjon in letzter Zeit häufig völlig erschöpft ins Bett fiel. Er hatte einiges zu tun gehabt mit der Umverteilung der vielen Betriebe seines Handelskonsortiums. Bei Wodans Bart, das war eine Frimelei gewesen! Diese Neugliederung war alles andere als simpel gewesen. Er hatte zudem seinem Sohn regelmäßig unter die Arme greifen müssen, da dieser zwar schon viel über das Kaufmannsgeschäfts gelernt hatte, aber noch lange nicht dem optimalen Verhandlungsführer nahe gekommen war. Und dann hatten sich natürlich noch einiger ihrer Handwerker zur Miliz gemeldet, wodurch es zu einer leichten Abschwächung der Produktionsgeschwindigkeit gekommen war. Witjon war zunächst verärgert gewesen, doch hatte er schließlich von einer Lohnminderung abgesehen angesichts des Winters und der schleppenden Wiederbefüllung der mogontinischen Getreidespeicher, nachdem die Legionen hier durchgezogen waren.


    Es war an einem solchen Abend der Erschöpfung, da es unerwartet an Witjons Tür klopfte. Bereits im Halbschlaf, schreckte Witjon kurz hoch und musste zunächst seine Orientierung wiederfinden. War da jemand? Oder hatte er es geträumt? Grummelig hiefte er sich unter dicken Wolldecken und Schafsfellen hervor aus seinem Bett und stapfte barfuß zur Tür, die er ein stückweit öffnete und einen aufgeregten Albin mit einer Öllampe und einer Wachstafel in der Hand vorfand.
    "Hrrmmm?" brummte das müde Sippenoberhaupt, den Hausgeist durch zugekniffene Augen fixierend.

  • Der Hausgeist hatte nur wenige Minuten zuvor einen Reiter empfangen, der es nicht mehr bis zum Einbruch der Dunkelheit pünktlich nach Mogontiacum geschafft hatte. Statt jedoch so kurz vor dem Ziel irgendwo in der Landschaft wenige Meilen vor der Civitas das Nachtlager aufzuschlagen, hatte der Bote sich dafür entschieden weiterzureiten und war aus diesem Grund erst bei der Casa Duccia angekommen, als es draußen schon pechschwarz war und in der Casa so ziemlich jeder schlief...bis auf Albin.


    "Ein Brief, Herr Witjon", verkündetete dieser nun seinem Sippenoberhaupt bedeutungsschwanger und hielt ihm die Wachstafel hin. Die einzigen Anzeichen für Aufregung war ein leichtes Zittern seines Finger. Albin hatte viel erlebt, aber die elend lange Geduldsprobe, wenn ein Heer so unglaublich weit weg von der Heimat Schlachten schlug, hatte er nie mitmachen müssen. Bisher zumindest.
    "Von Alrik", konkretisierte er im Anschluss, um Witjon die Brisanz dieses Schreibens zu verdeutlichen. Erwartungsvoll hielt er diesem die Wachstafel quasi direkt unter die Nase.

  • Erstaunt starrte Witjon Albin einen Augenblick lang einfach nur an, bis in seinem Hirn ankam, was diese Wachstafel bedeutete. Alrik lebte! Plötzlich machte sich helle Aufregung in ihm breit und er riss die Augen auf. Jetzt war er hellwach. "Her damit", geiferte Witjon und entriss Albin die Wachstafel förmlich. Gespannt wie ein Flitzebogen las er die Zeilen, einmal, zweimal und ein drittes Mal.
    "Das gibt's ja nicht", entfuhr es ihm daraufhin und ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. Erleichterung, Freude, Stolz, das waren die Gefühle, die Witjon in diesem Moment beherrschten. Die Legionen waren siegreich gewesen und Witjons Schützling und seine Verwandten waren allesamt lebendig! Teiwaz hatte sein Versprechen gehalten. Jetzt war es an Witjon, sich bei ihm erkenntlich zu zeigen und sein Versprechen einzulösen.
    Und dann die weiteren Worte Alriks: Sie marschierten auf Rom zu, wollten den Vescularius endlich stürzen. Und Cornelius war angeblich ebenfalls in Italia gelandet! Das waren hervorragende Neuigkeiten. Witjons Gedanken rasten. Er musste all dies jemandem mitteilen. Dem Vertreter des Statthalters. Dem Ordo Decurionum. Der ganzen Civitas!
    "Albin!", rief Witjon ganz hibbelig und packte den alten Mann am Arm, um ihn aufgeregt zu schütteln. "Albin, sie waren siegreich! Alrik und Hadamar und Sönke leben und sind ausgezeichnet worden für ihren Kampf. Sie stehen jetzt vor Rom. Vor Rom! Das...das ist...bei Wodans Bart, das ist fabelhaft!" Witjon war vollkommen außer sich vor Freude. Als er sich etwas beruhigt hatte, ließ er schließlich von Albin ab und überlegte laut. "Also, der Reihe nach. Ach, wie geht es eigentlich dem Boten? Ich hoffe du hast ihm 'was zu Essen und einen Platz am Kaminfeuer oder so etwas angeboten?"

  • Albin stockte für einen Moment vor Freude der Atem. Er hatte zwar schon erkannt, dass Alrik leben musste, denn sonst hätte er wohl kaum den Brief schicken können. Dass Hadamar und Sönke ebenfalls überlebt hatten, war dagegen eine besonders positive Nachricht. Und dann wurde er von Witjon schon mit Fragen und Bemerkungen bombadiert und sah sich für einen Moment leidlich überfordert.


    "Äh...der Bote wird in der Küche bewirtet, natürlich", gab Albin seinem Sippenoberhaupt erstmal patzig zu verstehen. Das war doch eine Selbstverständlichkeit.

  • "Sehr gut, sehr gut", sagte Witjon zerstreut. Er sah einen Moment lang so aus als versuche er mit allen Kräften seine müden Gedanken zusammenzuhalten. "Ich muss dem Vertreter des Statthalters, diesem Statilius, eine Nachricht zukommen lassen. Und...der Ordo, genau. Also, los, los los!" Witjon schob sich an Albin vorbei, nur um wenige Schritte später abrupt zu erstarren und auf dem Absatz kehrt zu machen.
    "'Ne Hose anziehen wäre vielleicht 'ne Idee..." murmelte er im Vorbeigehen und verschwand in seinem Zimmer, nur um Augenblicke später bekleidet mit Hose und Hemd sowieso einem wärmenden Schafspelz wieder zu erscheinen und sich erneut am überforderten Albin vorbeizuschieben. Seine Schritte lenkten ihn ins Arbeitszimmer, wo er ein Schreiben aufsetzen und die weiteren Schritte planen wollte...

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