Einer der Sklaven, Iomedes, berichtete Axilla, dass ein Verwandter gekommen und in den Hortus gegangen war. Avianus, sagte der junge Grieche. Ihr direkter Cousin also. Axilla versuchte, sich an ihn zu erinnern, war sich aber gar nicht sicher, ob sie ihn zuvor jemals überhaupt getroffen hatte. Vielleicht, als sie sehr klein war. Einige ihrer Vettern waren bei ihr zuhause zu Besuch gewesen. Da ihre Mutter aufgrund ihrer Krankheit und schwächlichen Konstitution nie hatte reisen können, hatte sie ihre Verwandten nur getroffen, wenn diese zu ihnen gekommen waren. Allen voran natürlich Merula, Axillas liebster Cousin. Aber an Avianus erinnerte sie sich nicht.
Also begab sie sich dann auch in den Garten, um ihn zu begrüßen. Oder kennen zu lernen, je nachdem, ob sie sich irrte oder nicht. Noch war es warm, wenngleich der Herbst so langsam Einzug erhielt und – den Göttern sei es gedankt – die schlimmste Sommerhitze mit dem damit verbundenen Geruchspegel zurückgegangen waren. Heute war der Himmel zwar durchzogen von einzelnen Wolken, allerdings war es insgesamt noch angenehm warm, so dass man sich durchaus einige Stunden unter freiem Himmel aufhalte konnte.
Als Axilla in den Garten kam, lag da ein junger Mann auf einer Kline und ließ sich gerade Wein einschenken. “Salve, Avianus“, begrüßte sie ihren Vetter – wer sonst könnte das denn auch sein? - und gab dem Sklaven gleich ein Zeichen, dass sie nichts zu trinken wollte. Wein und sie waren keine Freunde, noch nie gewesen und sie würde es wohl auch nie werden.