Hortus - der Garten

  • Eben noch hatte er eine sehr einseitige Unterhaltung mit seinem kleinen Sohn geführt, da wurde er im nächsten Moment von der Seite angesprochen. Im Augenwinkel nahm Avianus seinen Neffen wahr, als er den schon wieder müde werdenden Lucius sorgfältig in seine Decke wickelte.
    "Oh, Caius! Entschuldige, ich hab dich gar nicht gesehen. Natürlich, setz dich …" Wie ein kleines, verschnürtes Packet lag der Winzling endlich auf seinem Schoß. Warme Sonnenstrahlen hin oder her, ein frisches Lüftchen wehte dennoch. Erst jetzt sah Avianus auf, um seinen Neffen genauer zu mustern. Vor allem das Fellknäuel in Agricolas Arm fiel da natürlich auf. "… mit einem Kaninchen?", hängte er deswegen etwas irritiert an. Die Dinger waren zum Schlachten und Opfern da. Fürs Kaninchen kuscheln und herumtragen war Agricola doch längst zu alt. Außerdem würde er nicht lange Freude an seinen Kuscheltieren haben, dessen musste sich der Junge bewusst sein. Es sei denn … "Achso, klar! Hast du dir schon eines für dein Opfer ausgesucht? Sehr löblich. Ein hübsches Tierchen hast du da gewählt. Die Laren werden sich freuen!" Nur weshalb der Bursche es herumschleppte, war Avianus noch nicht ganz klar.
    Lucius unterdessen schien das Gerede und fest eingepackt Sein nicht zu schmecken, nestelte in seiner Decke herum, ließ Protest vernehmen und stellte mäßig erfolgreiche Versuche an, sich aus seinem kuscheligen Gefängnis zu befreien.
    "Ksch! Sonst wird dir kalt und ich krieg Ärger", raunte Avianus dem quengelnden Söhnchen zu, hob ihn hoch, betrachtete ihn einen Augenblick lang seufzend und legte ihn wieder auf seinem Arm ab.
    Dass sein Neffe sein Verhalten für peinlich halten könnte, kam ihm gar nicht erst in den Sinn. Die meisten im Haus kannten zumindest einen Bruchteil der komplizierten Geschichte, die sich zwischen ihm und seiner Frau abgespielt hatte, und gönnten ihnen entweder ihr Glück oder behielten ihre Meinung schlicht und ergreifend für sich. Und wäre es anders gewesen, hätte es ihn vermutlich einen feuchten Dreck interessiert. Viel mehr kümmerte ihn, wenn er seinen Sohn betrachtete, dass er es anders machen wollte als die restlichen Männer seiner Familie, sei es sein eigener Vater, den er nie gekannt hatte, sein Bruder, der sich trotz Kind einfach davongestohlen hatte, oder auch Seneca mit seiner unehelichen Tochter, von welcher niemand erfahren durfte. Lucius sollte seinen Vater kennen, er sollte wissen was er ihm bedeutete, und wenn täglich zumindest einen Bruchteil seiner Zeit für den kleinen Lucullus zu opfern alles war, was er dafür tun musste, dann würde er exakt das machen.

  • Wie überaus gütig, dachte sich Agricola und setzte sich mit sauertöpfischer Miene neben seinen Onkel auf die bequeme Steinbank. Dabei fiel sein Blick unweigerlich auf das zarte pausbäckige Gesichtchen seines Vetters, der einfach nur guckte. Lieber wäre es ihm gewesen, der Winzling hätte ihn angeplärrt. Tat Lucius aber nicht. Er guckte. Und das war ausgesprochen perfide von ihm. Wenn er guckte, konnte man ihm schwerlich etwas übel nehmen, und seit man ihn aus der Wiege nehmen und umhertragen konnte, guckte er praktisch ununterbrochen. Wenn er nicht schlief. In der ersten Zeit nach seiner Ankunft hatte Agricola den Kleinen gar nicht groß wahrgenommen. Da war er noch ausschließlich im elterlichen Cubiculum umhegt worden und hatte lediglich durch regelmäßig auftretende Schreikrämpfe auf sich aufmerksam gemacht. Vorzugsweise nachts. Das Geschrei konnte man Lucius nun wirklich nicht zum Vorwurf machen, und es hatte Agricola auch nie gestört. Bestimmt war Avianus schon von Anfang an hinzugeeilt, wenn Lucius ein Flatus durch die Gedärme geisterte, aber davon hatte dessen neu eingetroffener Vetter den Göttern sei Dank nichts mitbekommen.


    Seit ein paar Tagen allerdings konnte man den Kleinen nicht mehr ignorieren. Ihn nicht und schon gar nicht seinen augenscheinlich völlig hingerissenen Erzeuger, der seine ohnedies schon knapp bemessene freie Zeit nun weitestgehend damit verbrachte, den guckenden Stammhalter anzuhimmeln. Und wo blieb er? Agricola? Nicht, dass ihm auch nur das Geringste daran lag, angehimmelt zu werden. Die Hauskarnickel himmelten ihn bereits an, das reichte. Trotzdem passte ihm das alles ganz und gar nicht. War er vielleicht doch nur ein Niemand? Dass Avianus sich wunderte, ihn in Begleitung eines Kaninchens anzutreffen, war symptomatisch. Wahrscheinlich war ihm vor lauter Wonne schon wieder entfallen, mit welchen Aufgaben er seinen Neffen betraut hatte. Kinder, Köter und Karnickel. Agricola’s Kernkompetenzen.


    Paullus begann leise zu schnarchen, Agricola grübelte und Lucius guckte. Was der Zwerg wohl sah, wenn er so guckte? Himmel, Sträucher und Gesichter oder nur einen Rausch ständig wechselnder Farben und Formen? Erkannte er in Avianus seinen Vater oder war der für ihn nur ein dunkles freundliches Brummen? Was, wenn ihn der Vater in ein paar Monaten für immer verlassen würde? Würde er sich an das freundliche Brummen erinnern? Nein. Das würde er nicht. Über solcherlei Fragen nachzusinnen machte Agricola traurig.
    „Ja .. richtig .. das Opfer ..“, kommentierte er zerstreut die nur halb wahrgenommene Bemerkung seines Onkels. Immerhin, das Hausopfer hatte Avianus noch nicht vergessen. Erst als der wohlgenährte Paullus auf seinem Schoß langsam schwer wurde, sickerte ihm der genaue Wortlaut in den Sinn. Moment mal!
    „Aber doch nicht Paullus, Onkel!“, fuhr er erschrocken hoch. „Das ist unser bester Rammler! Außerdem ist er das einzige unserer Karnickel, das einen Namen hat. Gut, bis auf Drusus, aber der ist zu blöd, um zu kapieren, dass er damit gemeint ist. Ich meine .. Onkel Avianus .. ernsthaft, man opfert doch nichts, was einen Namen hat, oder? Wir haben doch so viele Weibchen. Du wirst die Zeremonie doch sicher auch mit einem von denen durchführen können, nicht wahr?“

  • Avianus schmunzelte nur und schüttelte leicht den Kopf. Ob ein Tier geopfert wurde, hing bestimmt nicht davon ab, ob es einen Namen trug oder nicht, sondern schlicht und ergreifend davon, ob es ein passendes Opfer abgab und wohl auch, ob es entbehrlich war. Er hatte natürlich keine Ahnung, wie viele Rammler in ihrem Stall hockten, wusste aber zumindest, dass ein oder zwei männliche Tiere reichten. Den Abend wollte er aber sicher nicht damit verbringen, über Karnickel zu diskutieren, ein klein wenig belehren würde er den Neffen dennoch.
    "Karnickel hören nicht auf Namen, Caius." Naja, gut. So genau kannte er sich mit Kaninchen nicht aus. Aber ein Kaninchen, das angehoppelt kam, wenn man seinen Namen rief, hatte er noch nie gesehen. "Und selbst wenn ich hier auf der Stelle jedem einzelnen einen Namen geben würde, kämen sie trotzdem irgendwann unters Messer." Spätestens wenn passende Nachfolger da waren. Da konnte Paullus einen noch so tollen Namen tragen. Avianus ging davon aus, dass sein Neffe verstand. Nur verstand er nun wiederum nicht. Dann trug der Junge das Tierchen also einfach nur zum Spaß herum?
    "Aber gut, behalt vorerst deinen Paullus. Pack ihn wieder in den Stall. Das Opfer wirst ja du durchführen, folglich suchst auch du das Opfertier aus", wollte er im Anschluss klarstellen, dass er lediglich den Zuschauer spielen würde. Agricola war schließlich kein Kind mehr, Erwachsener zwar auch nicht, aber genau das sollte er langsam mal lernen, erst recht wenn er in ein paar Jahren der Armee beitreten wollte. Da konnte man es sich nicht leisten empfindlich zu sein.
    Lucius unterdessen hatte es endlich geschafft, eines der Ärmchen wieder aus der Decke zu befreien und steckte ohne langes Zögern die Finger erneut in den Mund.
    "Deine Mama wird das gar nicht toll finden, nanulus", kommentierte Avianus, ließ dem Sohn aber vorerst seinen Triumph, und Lucius stieß ein quietschendes Lachen aus, bevor sein Blick wieder zu der weniger bekannten Gestalt neben ihm und seinem Vater wanderte.
    "Dein Cousin Agricola. Der Sohn von deinem Onkel Regulus", erklärte ihm sein Vater.
    "Chrrrr", gurgelte Lucius mit der Hand im Mund und lächelte sein zahnloses Lächeln.
    "Hmhmhm …", verkniff sich Avianus ein Lachen, hatte aber das Gefühl, dass einer von ihnen dreien nicht ganz so glücklich war. Sein Neffe machte einen nachdenklichen Eindruck. "Sonst alles in Ordnung? Er weckt dich nachts doch hoffentlich nicht?" Wobei mit er natürlich der Zwerg gemeint war. Es reichte schließlich, wenn er die Eltern wach hielt, obwohl sich Avianus da keine allzu großen Hoffnungen machte. Der Kleine schrie manchmal wie am Spieß, dass Sibel ihn bis nach unten ins Erdgeschoss hörte.

  • Was? Wieso er? Agricola war perplex. Dass er das Opfer durchführen sollte, hatte ihm niemand gesagt. Er war ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass Avianus das machen würde. Neben Axilla war er im Moment nun mal das älteste greifbare Familienmitglied. In Cales war Iturius Geta für die Durchführung der Hausopfer zuständig gewesen. Nur ein einziges Mal, zwei Monate vor Agricolas’ Weggang, hatte Appius Minor diese Aufgabe übernommen, und sich dabei alles andere als geschickt angestellt. Agricola wusste wirklich nicht, was er davon halten sollte, schon wieder ein Tier töten zu müssen. Natürlich war ein Opferritual etwas völlig anderes, als einem kranken Zicklein aus Mitleid das Genick zu brechen, schon klar, etwas suspekt erschien es ihm trotzdem. Andererseits stellte es zweifellos eine Ehre dar, mit dieser Handlung betraut zu werden, zudem ehrte er damit seine eigenen Ahnen. Nur wäre es ihm ganz recht gewesen, beizeiten über seine Rolle informiert zu werden. Nun gut, informiert war er ja jetzt. Schön.


    Wieder fiel sein Blick auf den winzigen Lucius und wieder regte ihn das auf. Dieser Runzelwurm machte so gut wie gar nichts, und dennoch schaffte er es mühelos, die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zu ziehen. Sogar Paullus schlug ein Auge auf und glotze müde auf das brabbelnde Bündel hinüber. Hatte Avianus nicht gerade gesagt, er könne sich das Opfertier selbst aussuchen? Doch, laut und deutlich. Und hatte Agricola nicht erst kürzlich gelesen, dass es bei den Barbaren Iudaea’s mitunter recht pragmatische Opfersitten gab? Insgeheim selbst amüsiert über den Schwachsinn, den er sich da eben zusammengesponnen hatte, blinzelte er Lucius verstohlen zu. Der guckte. Was sonst. Erst als der stolze Papa ihm seinen Vetter offiziell vorgestellt hatte, ließ sich der Kleine zu einem Kommentar herab. Agricola lauschte und nickte.
    Aha. Chrrrr. Du hast leicht reden, du Wurst. Du könntest ausschauen wie ein Hängebauchschwein und stinken wie zwei, deine Eltern würden dich deswegen nicht weniger vergöttern, ist dir das eigentlich klar? Danach zu urteilen, wie Lucius guckte, war es ihm glasklar.


    Während Agricola so dasaß und mit dem Säugling um die Wette guckte, wären ihm Avianus’ Fragen fast entgangen. Ob sonst alles in Ordnung war? Den Teil konnte er ignorieren. Wen interessierte das schon.
    „Entschuldige Onkel .. ich war in Gedanken. Nein, er weckt mich eigentlich nicht. Manchmal hör ich ihn zwar, aber das macht nichts.“ Üblicherweise verbrachte er die späten Abende im Zwiegespräch mit seiner Mutter und danach war er ohnehin so müde, dass ihn nichts mehr interessierte, geschweige denn störte. Aber selbst, wenn Lucius ihn allnächtlich mehrfach wecken würde, wäre Avianus wohl kaum bereit, den Störenfried außer Haus zu schaffen. Nein, Lucius’ Geschrei war bestimmt nicht das Problem.


    „Hast du deinem Ein und Alles denn schon die Geschichte seiner Ahnen erzählt?“ Es sollte scherzhaft klingen, tat es aber nicht. „Die deines Vaters mein ich .. und deines Großvaters .. du weißt schon.“ Der kleine Lucius sollte sich später nicht mit Zweifeln, Mutmaßungen und Vorurteilen herumquälen müssen. „Naja .. wenn du das mal vorhast .. und ich gerade in der Nähe bin .. kann ich ja zuhören.“

  • Agricola machte weder Anstalten, seinen Paullus wegzubringen, noch sprach er weiter über das Thema. Entweder war es gegessen oder sein Neffe wollte es einfach beiseiteschieben. Seit Agricola in die Domus eingezogen war, hatte Avianus einsehen müssten, dass der Bursche etwas eigen war, wie die meisten in seinem Alter eben. Musste wohl daran liegen.
    Der Neffe war also still, Lucius schaute sich neugierig um und gab hin und wieder einen zufriedenen Laut von sich und der Onkel und Vater hüllte sich in abwartendes Schweigen, bis Agricola sich doch noch zu Wort meldete, erst mit der beruhigenden Nachricht, dass Lucius nicht laut genug war, den gesamten Haushalt wach zu halten, dann mit einer etwas seltsamen Frage.
    "Ja … ihn hören … das tun wir alle", stimmte Avianus mit einem gespielt gequälten Lächeln zu. Agricolas Zimmer schien erfreulicherweise weit genug entfernt von dem Schreihals oder der Bursche hatte einen tiefen Schlaf, was er selbst von sich ja nicht behaupten konnte. Was auch immer von beidem zutraf, Agricola konnte sich glücklich schätzen. Avianus hatte sich schon mehr als einmal überlegt in einem der Gästezimmer zu übernachten, wenn am nächsten Tag ein wichtiger Termin anstand, ließ Sibel aber nur ungern allein.
    "Also, die Geschichte der Iunii … ich habe zumindest damit angefangen. Immer wieder mal ein wenig. Denn leider schläft er meistens innerhalb kürzester Zeit ein", erklärte er mit einem leichten Lächeln. Dass sich die Frage, ob er von den Iunii erzählte, überhaupt stellte ... Natürlich erzählte er seinem Sohn von der abenteuerlichen Vergangenheit ihrer Gens. Nur hatte er selten das Vergnügen, länger als ein paar Minuten oder gar eine Geschichte zu Ende zu erzählen. Die Frage, ob Agricola dabei sein sollte, war eine ganz andere. Wenn er sich abends mit seinem Sohn hinsetzte, genoss er die Stille und Ruhe, konnte erzählen, was auch immer ihm gerade in den Kopf schoss, von den Iunii, von Lucius' Mutter oder einfach nur von seinem Tag, und all das ohne darüber nachdenken zu müssen, was irgendwer über ihn dachte.
    "Gerne kannst du zuhören. Vielleicht erzähl' ich dann mal etwas mehr", antwortete er dennoch, weil er wusste, Agricola hatte es bereits schwer genug, seinen Platz in der Familie zu finden. Und Lucius würde es wohl kaum stören, wenn sein großer Cousin mit ihnen im Zimmer saß.
    "Weiterzuplaudern, wenn mein bislang einziger Zuhörer schläft, ist ja mehr als unsinnig. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht ich bin, der das Publikum einschläfert. Und du hast sicher auch nichts dagegen, nicht wahr?"
    Lucius schaute mit großen Augen zu ihm auf.
    "Uhhh."
    "Warst du denn schon in der Bibliotheca? Dort findest du auch einiges über unsere Vergangenheit."

  • Agricola nickte. Warum er das tat, wusste er allerdings selbst nicht so genau. Ebensogut hätte er den Kopf schütteln oder mit den Achseln zucken können. Überhaupt wusste er in letzter Zeit oft nicht, warum er dieses oder jenes tat. Manchmal machten ihn die selben Dinge stinksauer, die ihn wenige Augenblicke zuvor erfreut hatten. Oder er verlor schlagartig das Interesse an Tätigkeiten, denen er eben noch mit glühendem Eifer nachgegangen war. Zeitweise schlug seine Laune so jäh in’s Gegenteil um, dass er das Gefühl hatte, vor eine unsichtbare Wand gelaufen zu sein. Dann gab es wieder Momente, in denen er alles gleichzeitig war, wütend, traurig, euphorisch, deprimiert, voll Tatendrang und zu Tode gelangweilt. Und aus solchen Gemütswirbeln heraus stellte er dann auch hin und wieder Fragen, die er um’s Verrecken nicht beantwortet haben wollte.


    Sicher war es ihm einerseits wichtig, dass Lucius schon frühzeitig erfuhr, wer er war und wohin er gehörte, andererseits schmerzte es ihn, sich auszumalen, wie Avianus seinem Söhnchen in trauter Zweisamkeit Geschichten erzählte, die man ihm selbst immer vorenthalten hatte. Es war zum Heulen. Der kleine Fratz trug an alldem natürlich nicht die geringste Schuld. Aber auf irgend jemanden musste er es ja schieben, sonst hätte er sich am Ende noch eingestehen müssen, dass es keinen noch lebenden Menschen gab, der ihn mehr ankotzte als Caius Iunius Agricola. Er träumte zu viel, verschwendete zu viel Zeit mit müßigen Gedankenspielen. Avianus war nunmal nicht sein Vater. War es nie gewesen und würde es nie sein. Fertig. Eigentlich gar nicht so schwer zu kapieren, sollte man meinen.


    „Das ist gut.“ hörte er sich sagen. „Man kann gar nicht früh genug lernen, wer man ist, oder? Um zu lernen, wer man nicht ist, hat man ja noch das ganze Leben Zeit.“ Mehr mochte er zu diesem Thema nicht mehr sagen. Bitter genug, dass er es angeschnitten hatte. Dankbar für den willkommenen Schwenk griff er Avianus’ Frage auf.
    „Oh ja, die Bibliotheca. Aber sicher. Da verbringe ich täglich mehrere Stunden. Ich bin auch schon dahinter gekommen, wo ich was finden kann. Historische Werke, Enzyklopädien, Abhandlungen, Lyrik und sowas alles. Aber da gibt es noch so viel nachzuschlagen, zu vergleichen und zu notieren, dass ich manchmal echt nicht weiß, wie ein einzelner Mensch das alles in den Schädel bekommen soll.“ Agricola kratze sich nachdenklich am Kopf. Vielleicht gab es was das Fassungsvermögen betraf einfach größere und kleinere Schädel. Welcher Art war dann seiner?


    „Naja, immerhin scheint zumindest eine ganze Menge von dem, was mir dieser hinterlistige Agron erzählt hat, tatsächlich zu stimmen. Jedenfalls soweit ich das im Moment beurteilen kann. Besonders weit bin ich noch nicht gekommen. Wie du dir denken kannst, bin ich auch schon auf Iunii gestoßen, einen Praetor, einen Censor, einen Tribunus Plebis und gleich mehrere Consules. Bis jetzt. Sag mal, Onkel Avianus .. wusstest du, dass es ein Lucius Iunius Brutus war, der den etruskischen König vertrieben und die Republik mit aufgebaut hat?“ Und plötzlich war sie wieder da, die Begeisterung über jene umwerfende Entdeckung. So war das mit diesen von den Göttern verdammten Stimmungsschwankungen, sie machten einen nicht nur unausstehlich sondern auch blöd. „Dämliche Frage .. klar wusstet du das. Das weiß hier sicher jeder.“ Kaum aufgelodert, war der Enthusiasmus auch schon wieder verbraucht.


    Agricola glotzte griesgrämig auf Paullus hinunter, in dem die dargebrachten Kohlstrünke rumorten. Besser, er stopfte ihn wieder zurück in den Stall, bevor es hier zu atemberaubenden Zwischenfällen kam. „Ich fürchte, das Vieh hat Blähungen.“

  • "Deshalb heißt er hier ja auch Lucius …", sagte er mit Blick auf seinen Sohn, "Naja, und weil der Name ja ohnehin Tradition hat bei uns. Mein Urgroßvater hieß Lucius, also dein Ururgroßvater, und dessen Vater auch. Und haufenweise andere Männer unserer Familie." Wie es zur Gründung der Republik gekommen war, sollte nicht nur jeder Iunius wissen, sondern eigentlich jeder, der auf Bildung Wert legte. Das war zumindest Avianus' Meinung. Bestimmte Leute in Cales sahen das offenbar anders. Es verwunderte ihn daher natürlich, dass Agricola vor seinen Besuchen in der heimischischen Bibliotheca nie davon gehört hatte. Der hatte sich aber glücklicherweise selbst daran gemacht, die Versäumnisse seiner ehemaligen Lehrer nachzuholen. Nicht ideal, aber besser als nichts auf alle Fälle. Und es zeugte zumindest davon, dass der Junge sich bemühte und ein Teil der Familie sein wollte. Die Begeisterung seines Neffen schien allerdings längst wieder verflogen, und Avianus fragte sich, wie dem wohl entgegenzusteuern war. Schließlich ließ sich Agricola seine Laune vermiesen wegen eines Problems, an dem erstens nicht er die Schuld trug und welches zweitens lösbar war. Wie man Soldaten aufmunterte, wusste er. Ein paar lobende Worte, ein freier Abend, was zu trinken ... die beiden letzteren Optionen machten bei seinem Neffen wenig Sinn. Doch zumindest mit der ersteren konnte er es versuchen.
    "Ich gebe zu, es ist mir ein Rätsel, wie ein Lehrer dir den Namen des Mannes verschweigen konnte, der bei der Entstehung der Republik eine derart große Rolle spielte, ob er nun ein Iunius war oder nicht, aber ich bin stolz auf dich, dass du dich so bemühst." Gut, stolz war vielleicht ein klein wenig übertrieben, war es doch selbstverständlich, dass man sich Wissen über die eigenen Vorfahren aneignete. Aber er wollte motivieren und den Neffen nicht erneut vor die bittere Realität setzen, dass er in den vergangenen Jahren, vom Namen mal abgesehen, kein Iunius gewesen war und jetzt nur seine Pflicht tat, wenn er einer sein wollte. Wobei er das eigentlich nicht allein tun musste. Dass er seinen Onkel gebeten hatte, ihm über von der Familie zu erzählen, schien Avianus ein guter Anfang, aber da ging bestimmt noch mehr. "Am besten stellen wir dir einen Lehrer zur Seite, der dir dabei hilft, dich in dem Labyrinth an Texten und Informationen zurechtzufinden. Oder nimm dir einfach unseren Scriba Dicon zu Hilfe, wenn es dir allein zu viel wird ..."
    Bevor er damit allerdings wieder zu einem neuen Thema abschweifte, blieb sein Blick an dem Karnickel hängen. Blähungen? Kaninchen hatten Blähungen? Vermutlich. Wer verdaute, konnte wohl auch Blähungen haben. Wenn man das falsche verdaute. Man lernte wohl nie aus. "Gut, aber bevor dein Freund da für unangenehme Überraschungen sorgt, bring ihn wieder in den Stall. Dort ist er ohnehin besser aufgehoben."

  • Agricola blickte auf. Sein eben nur noch müde schwelendes Interesse begann wieder etwas zu lodern. Urgroßvater. Ururgroßvater. Die hätte er sehr gerne kennengelernt. Das waren Männer, die wirklich gelebt hatten. Mussten sie ja wohl, sonst säße er nicht hier. Er nicht, Avianus nicht, und auch nicht der kleine Lucius. Seine Vorfahren. Menschen, keine Figuren. Welch ein Jammer, dass er nur ihre Namen kannte, nicht aber die Menschen dahinter. Die Bibliotheka quoll über von Persönlichkeiten, Hunderte und Aberhunderte davon sprangen einem aus den gesammelten Schriften entgegen, nur leider kein einziger Mensch. Man konnte sich über ihre Taten informieren, meist auch über die Gründe für ihre Taten, so gut wie nie aber erfuhr man, wie sie sich bei alldem gefühlt hatten. Dass die Chronisten den Menschen so wenig Raum gegeben hatten, war schon frustrierend genug. Umso mehr erzürnte ihn der Versuch seines Hauslehrers, ihm auch noch diese unvollständigen Informationen teilweise vorzuenthalten. Natürlich war das Avianus ein Rätsel. Es war ihm anfangs selbst ein Rätsel gewesen. Jetzt allerdings nicht mehr.


    „Tja .. das Dunkel der Geschichte.“ Agricola’s hängende Mundwinkel strafften sich zu einem bitterbösen Schmunzeln. „Agron hat uns schon eine ganze Menge erzählt. Von der Ruchlosigkeit der etruskischen Despoten, von ihrem Untergang, dem daraus resultierenden Erstarken der Leges .. blabla .. dem Übergang der Macht aus den Händen eines Einzelnen in die der Volksvertreter, sowas alles .. und natürlich auch von herausragenden Gestalten wie Tarquinius Collatinus, dessen Name für immer untrennbar mit der Errichtung der Republik verbunden bleiben wird, während die Namen anderer historischer Größen wie zum Beispiel der seines Mitconsuls leider im Dunkel der Geschichte verloren gegangen sind. Ist das nicht furchtbar schade? Blöde Sache, so ein Dunkel der Geschichte.“
    Agricola schnaubte. Lucius gähnte. Offenbar fühlte sich der Kleine von den Ausführungen seines Vetters nur mäßig unterhalten, aber darauf konnte dieser im Moment keine Rücksicht nehmen. Was raus musste, musste raus. „Ich könnte diese Natter umbringen. Ehrlich wahr. Obwohl das alles natürlich nicht seine eigene Idee war, sondern auf Onkel Geta’s Mist gewachsen ist. Agron hat nur das verzapft, was mein Onkel ihm vorgegeben hat. Und der ...“ Ein klein wenig Rücksicht nahm Agricola dann schon, als er einen kritischen Blick des unschuldigen Winzlings auffing. Deutlich leiser schimpfte er also weiter: „.. der muss uns Iunii noch viel mehr verabscheuen als ich immer geglaubt hab’. Das kann doch nicht nur an Vaters’ Verhalten liegen. Wenn das alles wäre, hätte es Geta einfach an mir ausgelassen, und gut. Aber meinen beiden Vettern – seinen Söhnen immerhin – wurde ja der gleiche halbwahre Mist erzählt wie mir. Kannst du dir vielleicht erklären, wie man auf sowas kommt? Ich nicht.“ Das freilich entsprach nicht ganz der Wahrheit. Tatsächlich war Agricola bei seinen Grübeleien über Geta’s Motive durchaus auf eine Erklärung gestoßen. Nur behagte sie ihm nicht. Ganz und gar nicht. Die hatte zu viel mit seiner Mutter und damit auch mit ihm zu tun als dass er sich getraut hätte, sie konsequent zu Ende zu denken. Sich zu ereifern war ohne jeden Zweifel einfacher und mit weniger Schrecken verbunden als nachzudenken.


    „So manipuliert man Menschen, die nix dafür können. Stell dir mal vor, du möchtest, dass Lucius in dem Glauben aufwächst, du seist der Augustus ...“ Agricola warf erneut einen kurzen Blick auf den wieder quietschvergnügten Säugling und musste sich eingestehen, dass der Vergleich gewaltig hinkte. So wie Lucius guckte, hielt er seinen Vater noch für weit mehr als den Augustus. „Naja .. oder er selbst sei der Augustus .. wie auch immer .. dann bräuchtest du’s ihm nur ein paar Mal zu sagen und er würde es glauben. Solange er die Domus nicht verlässt und ihm alle das gleiche erzählen, wird er überhaupt nicht auf den Gedanken kommen, das anzuzweifeln, oder? Ich meine .. das würde ganz sicher jahrelang funktionieren. Dafür müsstest du bloß ein miserabler Vater sein oder einfach nur irre.“ Irre. Ein eisiger Schauder lief ihm über den Rücken. Wörter wie dieses hatte er unbedingt vermeiden wollen. Die benutzte er nicht. Niemals. Ebensowenig wie verrückt, wahnsinnig oder geisteskrank. Alles Begriffe, die er aus seinem Vokabular verbannt hatte. Niemand brauchte diese nebligen Unwörter. Sie ängstigten nur und erklärten überhaupt nichts. Er redete zu schnell und dachte zu langsam. Das hatte er nun davon. Während er noch darüber nachsann, wie er dem Gespräch eine andere Wendung geben konnte, ohne übermäßig zerstreut zu wirken, kam ihm der Faden vollends abhanden. Was hatte er eigentlich sagen wollen?


    „Oh je, der Stinker köttelt mir gleich auf die Tunika.“ hörte er sich schließlich murmeln. In der Tat, aus Paullus’ Eingeweiden war ein Gurgeln vernehmbar, das fast so klang wie der mit Erbrochenem verstopfte Abfluss im Balneum. In Zukunft würde der verfressene Rammler keine Kohlstrünke mehr vorgesetzt bekommen, so viel war sicher. Vorsichtig packte er den Hasen am Genick, hielt ihn eine Armweite von sich weg und stand langsam auf. „Das mit dem Hauslehrer ist an sich eine gute Idee, Onkel. Crassus und Marsa werden ohnehin einen benötigen. Mir persönlich reicht es für’s erste, wenn ich hin und wieder bei Dicon nachfragen kann.“ Paullus begann zu zappeln. Nichts wie weg hier. „Wenn ihr uns jetzt bitte entschuldigen würdet .. unaufschiebbare Angelegenheiten harren der Erledigung.“ Gerne hätte er Avianus noch gesagt, dass er nicht nur auf den kleinen guckenden Zwerg sondern auch auf seinen Neffen allzeit würde zählen können, aber das konnte er auch ein andermal nachholen. Oder es einfach ungesagt lassen. „Ich werd’ dann gleich ein passendes Karnickel für das Opfer raussuchen.“, versicherte er seinem Onkel noch über die Schulter und machte sich dann schleunigst auf den Weg zu den Verschlägen. „Einen schönen Tag euch beiden.“

  • Viel mehr als ein bitteres Lächeln mochte Avianus als Antwort auf den Ärger seines Neffen nicht einfallen. Er kannte den Hass und die Vorurteile, die manche Leute gegenüber den Iunii hegten nur zu gut, oder zumindest die Willigkeit mancher, die umstrittene Vergangenheit der Gens zu ihrem Vorteil zu nutzen, selbst wenn sie selbst keinen Hass hegten. Aber dass jemand versuchte bedeutende Römer aus Geschichtsbüchern zu tilgen, nur weil sie den Iunii angehörten, davon hörte auch Avianus zum ersten Mal.
    Lucius machte einen nur mäßig glücklichen Eindruck, während er den von Groll genährten Worten seines Cousins Aufmerksamkeit schenkte. Im besten Fall gähnte er gelangweilt und schlimmstenfalls ließ er ein leises Quengeln vernehmen. Avianus wuschelte ihm sanft durch den dunklen Haarschopf und der kleine Sohn stieß wieder vergnügte Laute aus. Ohne großen Erfolg versuchte er nach der Hand des Vaters zu greifen, musste aber feststellen, dass weder die Beweglichkeit seiner Arme noch deren Länge dafür ausreichend war. Anstatt erneut zu quengeln anzufangen, schien er ganz genau zu wissen, dass sein Tata ihm nur wenig später seinen Wunsch erfüllen würde und der Knirps erhielt die Erlaubnis, mit den Fingern den Vaters herumzuspielen, während eben jener unterdessen zu vermeiden versuchte, dass die eigenen Finger im Mund des Sohnes endeten.
    "Natürlich könnte ich Lucius alles Mögliche erzählen. Aber welchen Sinn würde das machen? Man bringt dem eigenen Kind ja nicht alle möglichen Dinge bei, nur um dessen Kopf mit irgendwas zu füllen, sondern damit es auf die Welt da draußen vorbereitet ist. Und dazu gehört auch, dass der Sohn weiß, wer er ist und woher er kommt." Beim letzten Satz wanderte Avianus Blick nachdenklich zu seinem Sohn hinab. Bei Lucius war das Ganze noch einmal ein wenig anders. Sein Vater war sich lange absolut sicher gewesen, dem Kleinen irgendwann die ganze Wahrheit zu erzählen: Von seiner Mutter und deren Vergangenheit, den vielen Umwegen und Hürden und schließlich davon, dass es im Grunde der kleine Lucius selbst es gewesen war, der alles ins Lot gerückt hatte. Nur hatte Avianus gerade darauf, je länger er mit Frau und Kind in seiner heilen Welt lebte, immer weniger Lust, und von ganz allein käme sein Sohn wohl bestimmt nie auf die Idee, dass seine Mutter eine ehemalige Sklavin sein könnte.
    "Dann hoffen wir mal, dass ich keins von beidem bin, oder? Weder ein miserabler Vater noch irre", lenkte er sich selbst mit einem kleinen Scherz ab, "Was meinst du, nanulus? Bin ich ein miserabler Vater? Oder irre?" Ein kleines bisschen vielleicht. Aber seiner Familie war das vollkommen normal, hatte er so das Gefühl. Der nanulus gab keine Antwort, lächelte nur und war außerdem kurz vorm Einschlafen.
    Viel mehr wusste er dann nicht mehr zu sagen und musste er zum Glück auch gar nicht, denn ohnehin kam ihnen der Rammler dazwischen, den Avianus am liebsten schon vor einer ganzen Weile zurück im Stall gesehen hätte. Folglich hatte er überhaupt nichts dagegen, wenn Agricola ihn genau dorthin zurück brachte. Und der Knirps wäre in seinem Bettchen inzwischen besser aufgehoben. Nicht nur der Neffe sollte sich also auf den Weg machen.
    "Dir auch. Also … einen schönen Tag. Obwohl wir uns später bestimmt noch sehen werden." Je nachdem, ob Agricola seinem Onkel und dessen Frau bei der Cena Gesellschaft würde leisten wollen oder er das Opfer noch heute Abend vollziehen wollte.

  • Ein anstrengender Tag. Für die angekündigte Festivität war einiges vorzubereiten. Mit dem Essen ging alles glatt. Das benötigte Fleisch und das frische Gemüse wurde am Morgen geholt. Alles war zubereitet und fertig zum Anrichten. Die verbliebene Zeit bis zum Beginn der kleinen Feier, nutzte Tuca für die Herrichtung des Iunius zur Iunia. War Tuca aufgeregt. Heute wollte Proxima sich den anderen vorstellen. Das Herrichten dauerte seine Zeit.


    Im Hortus führte sie Regie, alles wurde geschmückt. Bunte Wollbänder und Tücher. Ein Sonnensegel war gespannt. Wein, Wasser, Most, Gewürzwein standen auf einem Tisch. Ein Tablett mit Bechern daneben. Kohl auf athenische Art ( Weißkohlsalat), frittierte Sesam-Käsebällchen, Brot, Linsen, Hühnchen gefüllt mit Oliven und Süßer Käsekuchen standen zur Auswahl. Erwartungsvoll stand Tuca am Eingang zum Hortus.

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/iuniaproximat1ozh.jpg| Iunia Proxima


    Endlich war es soweit, die Feier im Garten für die Damen des Hauses würde bald ihren lauf nehmen. Tuca war so freundlich, und kümmerte sich wieder um Proxima, bis sie schlussendlich im vollen Glanz hergerichtet war. Die junge Iunia war in einem wundervollen Hellroten Kleid gehüllt, dazu trug sie den Granatschmuck, den Tuca empfohlen hatte. Auch die dunklen Sandalen die die Nubierin besorgt hatte, passten ausgezeichnet zu dem äußeren Erscheinungsbild. Wie immer hatte die Sklavin sehr gute Arbeit verrichtet, und darauf konnte sie durchaus Stolz sein.


    Strahlend bewegte sich Proxima aus ihrem Zimmer, um direkt in den Garten zu schlendern. Dort angekommen, lächelte die junge Römerin Tuca freundlich zu, und sah sich zugleich um, was sie schönes vorbereitet hatte. Oh ja, das Essen und die Getränke sahen köstlich aus, bestimmt würde es jeder Dame heute den Gaumen erfreuen, und zugleich würde jeder Satt werden, so wie es sich Proxima gewünscht hatte. "Wundervoll! Das hast Du ausgezeichnet gemacht, Tuca." lobte die junge Iunia die Sklavin, wohl verdient. "Und wie immer hast Du auch ein Meisterwerk an mir vollbracht, mal sehen, wie die anderen darauf reagieren." Dabei kicherte Proxima wieder in ihr Fäustchen.


    Jetzt hieß es abwarten, bald würde sich auch der Rest einfinden, und somit konnten dann die Feierlichkeiten beginnen. Doch Proxima hatte etwas Durst, und wollte sich daher einen Becher Wein genehmigen. "Tuca, würdest Du mir einen Becher mit dem Gewürzwein reichen? Und falls Du möchtest, schenk Dir gerne auch einen ein." Natürlich erlaubte Proxima der Nubierin sich ebenfalls zu bedienen, die Feier war für jeden gedacht, und sie hatte es sich definitiv verdient.

  • Eine Feier? Was zum … was sollte sie auf einer Feier? Tuca hatte ihr ein Kleid hingelegt. Ein verdammtes Kleid. Die Tunikas ging ja gerade noch so, aber ein Kleid? Und dann auch nur dieses zarte grün. Lea zuppelte und zupfte an dem luftigen teil herum. Ungezwungen Pah von wegen sie fühlte sich verkleidet und wusste immer noch nicht was sie bei dieser Feierlichkeit sollte. Sie trat also in den sah Lea und eine ihr unbekannte Frau. „Wer ist denn das?“ fragte sie.

  • Sie sah wirklich wieder toll aus. Was die anderen Frauen im Haus dazu sagen würden, erfuhren sie wer sich da hinter Proxima verbarg? Tuca nahm sich keine Zeit daran zu denken. Sie wachte über die kleine Feier. " Ja, Domina, einen Gewürzwein." Ein Becher war schnell mit Gewürzwein gefüllt. Sie reichte ihn Proxima.
    Ihrem Blick war nicht entgangen, dass Lea im Hortus auftauchte. Sie hatte das hübsche pastllfarbene angezogen. " Steht dir. Nur mit den Haaren muss ich mal was ändern." Die passten nicht zu ihr. " Ähm das ist Iunia Proxima." sagte sie und lenkte Lea's Aufmerksamkeit erst einmal auf einen Becher verdünnten Wein.

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/iuniaproximat1ozh.jpg| Iunia Proxima


    Die Nubierin erfüllte Proxima's Wunsch sehr rasch, und schon trank die junge Iunia einen kräftigen Schluck aus dem Becher. "Der ist Köstlich Tuca, da hast Du wirklich eine gute Wahl getroffen." lobte sie die Sklavin weiterhin. Während sie ein wenig über die Mahlzeiten sah, und diese begutachtete, kam auch schon ein weiterer Gast in den Garten. Ob die Frau eine Sklavin war oder nicht, konnte Proxima nicht auf den ersten Blick erraten, aber es war ihr auch egal, die Feier war für jede Dame des Hauses.


    Und so wanderte Proxima zu der noch unbekannten Frau, um sie zu begrüßen. Kurz räusperte sich die junge Römerin, um nicht den Glanz ihrer Stimme zu verlieren. "Salve, wir kennen uns noch nicht, mein Name ist Iunia Proxima, möchtest Du etwas trinken?" dabei lächelte Proxima der Frau äußerst freundlich zu. "Es freut mich sehr, das Du meiner Einladung gefolgt bist, und ich muss sagen, Dein Kleid ist wirklich wunderschön, woher hast Du es?" fragte die junge Römerin interessiert nach, während sie ein wenig Stoff des Kleides zwischen ihren Fingerspitzen hin und her rieb.

  • Was bei allen Göttern? Sie sollte etwas trinken? Nicht das sie nicht gerne mal einen Wein oder auch ein Bier trank, aber hier und heute? Einfach so mitten am Tag im Haus feiern? Lea verstand nicht wirklich was hier gerade passierte und sah entsprechen verunsichert zu Tuca. "Ähm einen Gewürzwein. Domina Proxima mein Name ist Lea." Sagte sie und nahm sich den Wein auch gleich selbst. Dann sah sie an sich herunter wunderschön? Der Fetzen? Lea schaute entsprechen dumm aus der Wäsche. "Tuca hat es mir gegeben." Sagte sie wahrheitsgemäß. "Ich halte es für eher unpraktisch und nun ja ich mag Kleider nicht." Sprach es und zuppelte wieder an dem Ding herum.

  • Tuca glaubte sich verhört zu haben. Sie wollte einen Gewürzwein??? Das wird eine lustige Feier, dachte sie sich im Stillen. Der Becher mit verdünnten Wein war dann eben ihrer. Tuca füllte einen Becher mit Gewürzwein und hielt ihn Lea hin. " Was heißt unpraktisch, Frauen tragen nicht nur Tunika. Heute dürfen wir mal was anderes anziehen. Das kommt sonst nur zu den Saturnalien in Frage oder wenn es die Domina möchte." Auf die Saturnalien freute sich Tuca jedes Jahr. Tanzen, Singen, nicht arbeiten und feiern.

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/iuniaproximat1ozh.jpg| Iunia Proxima


    Proxima war erfreut das Lea sich gleich selbst an dem Wein bediente. "Freut mich das wir uns kennen lernen, Lea." sprach Proxima während sie der Sklavin ein freundliches Lächeln schenkte. Jedoch musste sie doch abrupt eine Augenbraue hochziehen, als Lea meinte, das sie keine Kleider mochte. Dabei sah sie doch richtig hübsch aus in dem Kleid, also was genau war das Problem? Plötzlich kam der jungen Iunia ein Gedanke, war es möglich das Lea vielleicht das selbe Problem hatte wie Proxima, nur das es eben umgekehrt war, und sie sich vielleicht lieber als Mann ausgeben mochte? "Also falls Du Dich in Deiner Kleidung unwohl fühlen sollte, kann ich Dir nur den Rat geben, wende Dich an Tuca, sie kann Dir bestimmt helfen etwas passendes zu finden." dabei zwinkerte die junge Römerin Lea zu, als würde sie verstehen, um was es hier ginge.


    "Was meinst Du Tuca, sollen wir schon mal ein wenig von den guten Sachen naschen, die Du besorgt hast, obwohl noch nicht alle anwesend sind, oder sollen wir warten?" Proxima hatte schon etwas Hunger, und man würde es ihnen hoffentlich nicht übel nehmen, sollten sie tatsächlich bereits jetzt schon ein bisschen was Essen.

  • Lea sah von der Frau zu Tuca und wieder zurück. "Ähm..." Sagte sie schaute einfach nur dusselig aus der Wäsche. "Also Ähm.. Tuca hat mir das Kleid rausgelegt. Ich denke also wenn ich mich an sie wende stopft mich wohl eher in noch mehr dieser Kleider. Darauf verzichte ich dankend." Sagte die Amazone und trank lieber einen kräftigen Schluck von dem Gewürzwein. "Domina? Eine frage hätte ich. Wo kommst du so plötzlich her? Ich hörte gar nichts davon, dass eine weitere Iunia im Haus weil." Fragte die Amazone nun gerade heraus. Ja eigentlich war sie immer gut informiert, wer sich im haus aufhielt. Schließlich gehörte das zu ihrer eigentlichen Aufgabe. Scriba war sie ja nur auf dem Papier. Und daher war es für sie schon wichtig zu wissen wer sich im haus aufhielt. Und von einer Proxima hatte sie nichts gehört.
    Und neben Axilla war nur die Schwerster von Proximus im haus. Moment mal...Hiera betrachtet die Frau nun genauer. Ihr Blick wurde forschend und sie rief sich das Bild des jungen Proximus ins Gedächtnis. Sie hatte ihn eine paar mal im Haus gesehen. Die Augen, die feinen Züge im Gesicht... ja wenn auch stark mit Farbe übermalt, dennoch gab es unveränderliche Züge. "Dominus Proximus?" fragte sie ganz leise und fast unsicher nach.

  • Ganz unbeteiligt gab sich Tuca. Sie stand zwar daneben und hörte was was gesprochen wurde, aber es war schließlich die Unterhaltung zwischen Proxima und Lea. Ihre Annahme sie würde Lea weiter mit Kleidern bestücken fand sie etwas sehr gradlinig gedacht und fühlte sich ein klein wenig gekränkt. Woher sollte sie auch wissen, aber kombinieren und Gesichtserkennung funktionierten endlich. Sie war auf der richtigen Spur. Tuca war schon ein bisschen Stolz, dass Lea das nicht gleich aufgefallen ist. So ganz trocken fragte sie Lea. „ Noch einen Becher Gewürzwein?“


    Auf die Anfrage von Proxima, nickte sie mit einem Lächeln. „ Der frische Salat aus Kohl, der wäre so was wie eine Vorspeise. Damit kannst du bedenkenlos anfangen und dazu vielleicht eins von den Sesam-Käsebällchen zur Verkostung.“ Sie machte der Domina einen kleinen Teller zurecht.

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/iuniaproximat1ozh.jpg| Iunia Proxima


    Proxima hörte Lea aufmerksam zu, jedoch verstand sie nicht, warum sie Tuca nicht zutraute, sie in etwas passendes zu stecken, in dem sie sich Wohl fühlen würde. "Probier es doch einfach aus, am besten sagst Du ihr einfach, was Du Dir vorstellst, beschreibst ihr, in welcher Kleidung Du Dich am besten fühlst, vielleicht kann sie Dir da behilflich sein, so wie sie mir geholfen hat." sprach die junge Iunia, und bestätigte nur nochmals ihre Meinung über die Nubierin. Auf die Frage woher sie käme, hatte sie natürlich auch eine Antwort. "Ich bin aus Colonia Agrippina angereist und erst seit ein paar Tagen hier." lächelte die junge Römerin Lea freundlich an.


    Nun, Proxima dachte nicht das jemand nach dem Meisterwerk das Tuca vollbracht hatte, es jemanden so schnell auffallen würde, das sich hinter dem Kleid ein junger Römer verstecken könnte, aber scheinbar war die Sklavin sehr scharfsinnig unterwegs. Proxima trank einen Schluck von ihrem Wein, ihre Blicke versunken im Becher, während sich ihre Mundwinkel leicht anhoben. Dann wanderten wieder ihre Augen in die von Lea, und sie ging langsam auf sie zu, bis sie nah genug an ihr stand, um ihr ins Ohr zu flüstern. "Ich hoffe doch sehr, das Du das für Dich behalten kannst, Lea..." sprach Proxima ganz leise, und natürlich immer noch mit einer äußerst weiblichen Stimme. Sie ging wieder ein paar Schritte zurück, und lächelte Lea freundlich zu. "Ich würde sagen, wir genießen jetzt ein wenig von der Vorspeise die Tuca erwähnt hat." sprach die junge Römerin zu den beiden Damen, die ebenfalls Gäste bei dieser Feier waren. "Danke Tuca, das Du mir bereits einen Teller vorbereitet hast, seid so freundlich, und greift bitte auch selbst zu." dabei schweifte sie mit ihrer Hand über die Köstlichkeiten, um zu signalisieren, das sie sich an allem bedienen durften, was hier aufgetischt wurde. Zugleich nahm sie selbst den vorbereiteten Teller von Tuca entgegen, und naschte sofort von diesem. "Mhhhhmmmm... das schmeckt wirklich vorzüglich... Ich wusste doch das ich mich auf Dich verlassen kann Tuca." lobte Proxima die Nubierin, die sie bereits seit ihrem ersten Treffen schon tief ins Herz geschlossen hatte.

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