Hortus - der Garten

  • Serrana brauchte eine ganze Weile, bis sie Narcissas Anspielung auf die Äpfel der Nachberschaft verstanden hatte und merkte, wie sie diesmal nicht nur heisse Ohren bekam sondern insgesamt knallrot anlief.


    "Oh, Narcissa, was hast du nur für Ideen" sagte sie dann und begann ebenfalls zu kichern. Für eine derartige Bemerkung (die ihr ohnehin nie eingefallen wäre) hätte sie daheim von ihrer Großmutter zweifellos die eine oder andere Ohrfeige geerntet.


    Ihre Cousine musste sie ja für unfassbar dämlich halten, dachte sie dann und nahm noch einmal einen tiefen Schluck aus dem Weinbecher.
    Der Wein trug einiges dazu bei, ihre normale Zurückhaltung ein wenig fahren zu lassen und so wagte sie sich noch ein bisschen weiter vor.


    "Aber es könnten doch wirklich 30 Jahre werden, schließlich sind wir beide ja noch jung, und du würdest dich doch wohl nicht scheiden lassen wollen, oder?" fragte sie dann. Was für eine unglaubliche Vorstellung das doch war.....

  • "Scheiden? Doch, natürlich. Wenn es mich und die Familie voran bringt, sicherlich. Es ist ja nur leider so, dass ich eigentlich meinem Vater unterstellt bin. Ich bin, laut Gesetz, sein Eigentum." Narcissa verzog den Mund zu einer beleidigten Schnute. Doch dann grinste sie wieder. "Das beste wäre wohl, wenn mein erster Mann stürbe oder in Gefangenschaft geriete oder sonst etwas anderes, dass eine Beendigung der Ehe nach sich zieht. Dadurch würde ich sui iuris werden, hätte mein eigenes Vermögen, könnte es selbst verwalten und selbst bestimmen. Und das sogar ganz offiziell und rechtlich abgesichert." Sie lächelte träumerisch und war sich ganz darüber im Bilde, wie ungewöhnlich und vielleicht sogar lästerlich diese Worte in den Ohren ihrer Cousine klingen musste. Ja, Serrana war eben doch ganz anders als sie.

  • Sie sah ihre Cousine mit offenem Mund an. Hatte sie das jetzt gerade richtig verstanden? Unmöglich, sie musste sich verhört haben....
    Obwohl...., wenn sie richtig darüber nachdachte, wäre sie selbst im Falle einer Hochzeit mit Gnaeus Balbus vermutlich hocherfreut gewesen, wenn dieser nach kurzer Zeit versehentlich in einen Fischteich gefallen und ertrunken wäre.... Serrana kicherte leise bei der ausgesprochen erfreulichen Vorstellung und gönnte sich noch ein Schlückchen Wein.
    Dann dachte sie über die rechtlichen Dinge nach, die Narcissa angesprochen hatte. Ihr Großvater hatte natürlich auch über sie bestimmen können, aber er hatte das niemals gegen ihren Willen ausgenutzt. Und was ihren Vater anging...Serrana seufzte.


    "Vielleicht solltest du froh sein, dass du noch einen Vater hast, der sich Gedanken um dich macht". sagte sie dann ein wenig nachdenklich. "Meinen Vater habe ich nach dem Tod meiner Mutter vielleicht noch dreimal gesehen, dem war es ganz offensichtlich vollkommen gleichgültig ob es mich gab oder nicht..."

  • Narcissa winkte ab. "Väter, Brüder, Ehemänner. Alles dasselbe." Ihre Stimme wirkte alt und resigniert, irgendwie matt. Im Grunde hatte sie das Gefühl, dass sie ihr immer nur alle im Wege standen. Und das hörte man wohl auch deutlich in ihrer Stimme. Meistens allerdings zeigte sie diese Haltung nicht, denn vor allem potentielle Ehemänner waren ein netter und unterhaltsamer Spielvertreib. Sie lächelte. Ja, dazu taugten sie wirklich noch. "Mein Vater kümmert sich nicht um mich. Das was er tut ist mehr ein Interesse wahre. Sein Interesse."


    Und damit war das Thema für sie abgeschlossen. Viel lieber widmete sie sich dem Wein und dem Hanf, welches sie in viel größerer Menge als ihre Cousine konsumierte. Doch auch bei ihr stellte sich bald eine wohlige Wärme ein, welches ein klares Zeichen war für sie, dass sie ihre Grenzen erreicht hatte. Jedenfalls, wenn sie den Weg zurück in die Casa Decima halbwegs gesittet zurücklegen wollte. Und dort keine Aufmerksamkeit erregen wollte. Wobei, sie hatte ja eh vor in die Thermen zu gehen, dann brauchte sie ihr Überredungsgeschick noch für Livianus. Also war nun Schluß mit Kraut und Alkohol, auch wenn sie noch ewig so hätte weiter machen können.

  • Serrana hatte Narcissas Stimmungswechsel mitbekommen und wunderte sich, dass eine so selbstbewusste und mitreissende Person wie Narcissa auf einmal eine derartige Bitterkeit und Enttäuschung ausstrahlen konnte. Wieder wallte das Gefühl der Verbundenheit in ihr auf, und sie hätte ihre Cousine gern in den Arm genommen um ihr das zu zeigen. Allerdings tat sie sich selbst mit derartigen Gefühlsbekundungen ein wenig schwer, und sie war sich auch nicht sicher, ob Narcissa eine derartige Nähe zulassen würde.
    Daher legte sie ihrer Cousine nach deren letzten Worten nur ganz leicht die Hand auf den Unterarm und hoffte, dass ihr Mitgefühl irgendwie zu Narcissa durchdringen würde.

  • Verdutzt schaute Narcissa auf die Hand auf ihrem Arm und lächelte. Nein, nein, Schwäche zeigen war nicht gut, ganz und gar nicht gut. Nachher erzählte sie Silanus noch davon. Sie straffte sich.


    "Ich werd jetzt mal zurück gehen und Livianus überreden, mich in die Thermen zu lassen. Wir treffen uns dann da, ja?"


    Sie schwankte leicht im Wind und Phila trat pflichbewußt hinter sie. Bis zur Casa würden sich die Begleiterscheinungen ihres Konsums weitesgehend verflüchtigen. Narcissa grinste schon wieder.


    "Ich freue mich wirklich darauf mit dir baden zu gehen. Das wird toll. Bisher hatte ich nur einmal die Möglichkeit die städtischen Thermen aufzusuchen und es war wirklich beeindruckend!"

  • Serrana spürte wie ein Ruck durch Narcissas Körper ging und zog ihre Hand schnell wieder zurück, als diese plötzlich aufstand. Sie erhob sich ebenfalls, wobei ihr ein wenig schwindelig wurde und sah ihre Cousine an.


    "Ja, wir sehen uns später in den Thermen, ich freue mich auch schon."


    Etwas musste sie jedoch noch loswerden.


    "Ich bin sehr froh, dass wir uns kennengelernt haben, Narcissa, und ich hoffe, dass du mich bald wieder besuchst. Manchmal ist es wirklich ein bisschen einsam hier. Ich werde auch ein Auge darauf haben, dass der Garten weiterhin gut gepflegt wird."

  • "Das wäre sehr nett von dir. Der Garten hier ist mir irgendwie ans Herz gewachsen."


    Narcissa lächelte und ging dann auf Serrana zu. Diese hatte sich ebenfalls erhoben und die Schwarzhaarige nahm die Gelegenheit wahr und bedankte sich für die netten Worte mit einer kurzen Umarmung.


    "Ich komme natürlich gerne mal wieder. Und du bist jederzeit herzlich eingeladen mich in der Casa Decima besuchen zu kommen. Mal sehn, wenn ich besonders lieb bin, kann ich vielleicht mal eine Nacht hierbleiben oder so. Schauen wir einfach mal, was sie in nächster Zeit ergibt. Bis gleich in den Thermen."


    Noch einmal grinste Narcissa kurz, dann gingen sie und Phila aus dem Garten, durchs Haus und waren schon auf den überfüllten Straßen der ewigen Stadt.


    Sim-Off:

    Wenn du magst, komm zur casa decima, dann machen wir da weiter ;)

  • Serrana freute sich sehr über Narcissas Umarmung. Offensichtlich hatte ihre Cousine ihr die kleine Vertraulichkeit nicht übelgenommen und vielleicht mochte sie sie ja tatsächlich sogar ein bisschen. Sie war ein wenig traurig, weil Narcissa schon wieder aufbrach, aber immerhin würden sie sich später in den Thermen wiedertreffen, es würde also keine allzu lange Trennung sein.


    "Ich komme dich sehr gern dort besuchen und wenn du wirklich mal hier übernachten könntest, wäre das ganz wundervoll. Ich werde Araros für alle Fälle schon mal anweisen, deine früheren Räumlichkeiten wieder herzurichten. Du gehörst schließlich genauso in dieses Haus wie ich." sagte sie lächelnd.


    Sie strahlte immer noch, als Narcissa und ihre Sklavin schon längst den Garten verlassen hatten. Zum ersten mal seit sehr langer Zeit hatte sie wieder Gefühl so etwas wie eine Familie zu besitzen.


    Sim-Off:

    werd ich machen :)

  • Obwohl es längst dunkel geworden war, konnte Brutus keinen Schlaf finden. Die große Stadt, das Wiedersehen mit Clara, die neuen Verwandten.... Das alles hatte ihn aufgekratzt und jetzt raubte es ihm den Schlaf. Ruhelos hatte er sich in seinem Bett hin und hergewältz, hatte Wasser getrunken und wieder versucht zu schlafen. Als die Zeit der zweiten Nachtwache gekommen war, hatte er es nicht mehr ausgehalten und war aufgestanden.
    Nach kurzer Suche hatte er den Skalventrakt gefunden, sich eine Lampe geben und den Weg zum Garten zeigen lassen. Mit dem kleinen Licht betrat er nun den üppigen Garten und sofort umgab ihn der Duft von Zypressen und Kräutern, die die Sklaven hier pflegten. Auch Thymian und Salbei verströmten ihren Duft und das zu einer Zeit, wo es in Germanien schon schneite und die Menschen um den Herd saßen und sich die langen Winternächte mit Geschichten vertrieben.


    Brutus wandelte durch den Garten, zunächst ziellos, er betrachtete die Statuen der iunischen Ahnen, allesamt wahre Römer, die großes geleistet hatten. Unter einem Baum stand eine steinerne Bank neben einem Brunnen, dort ließ er sich nieder und genoss die Ruhe und das leise Zirpen der Zikaden.


    Sim-Off:

    Wer will darf mitmachen. ;)

  • Nach der ganzen Aufregung hatte Axilla sich seltsam gefühlt. Das Bad mit Serrana hatte gut getan, hatte sie aufgewärmt und abgelenkt. Aber als sie dann so alleine in ihrem Zimmer war und die Gedanken Zeit gehabt hatten, so laut und beständig gegen die Innenseite ihrer Stirn zu hämmern, hatte sie Kopfweh bekommen. Die ganze Situation mit Silanus war etwas, auf das sie nicht vorbereitet gewesen war, und deshalb war sie vollkommen durcheinander.
    Eine ganze Weile hatte sie versucht, einzuschlafen, sich in ihrem Bett herumgewälzt, aber es wollte sich kein Schlaf einstellen. Immer wieder kamen die lauten Gedanken zurück, die vorwürfe, die Gewissensbisse, und sie hatte kein Auge zugetan. Noch dazu war ihr immernoch von der Seefahrt fürchterlich schlecht, so dass sich erst recht kein Auge zumachen ließ. Andauernd hatte sie das Gefühl, das Zimmer würde sich drehen.
    Axilla hatte am Fenster gestanden und in den Garten hinuntergeschaut. Es sah so friedlich und ruhig da unten alles aus, so um den alten, knorrigen Baum herum. Er erinnerte ein ganz klein wenig an den aus Tarraco, wenn auch nicht ganz. Der hier war kleiner und jünger, aber bestimmt konnte man auch auf ihn gut hinaufklettern. Axilla merkte, wie sehr sie solche Bäume eigentlich vermisst hatte. In Ägypten gab es fast nur Palmen, und auf die konnte man nicht klettern.


    Ein tollkühner Plan machte sich in ihr breit. Es war verrückt, und sie wusste es, und es war ganz sicher weder angemessen noch erwachsen. Aber es war richtig, es fühlte sich richtig an. Zuhause hatte sie sich immer auf ihren Baum geflüchtet, wenn ihr alles zuviel geworden war, da war sie einfach nur wie ein Eichhörnchen gewesen und hatte sich eine Weile treiben lassen. Und ihr Herz vermisste diesen Zustand.
    Kurzerhand schlich sich Axilla im Dunkeln nach unten, um niemanden zu wecken, und ging hinaus in den Garten. Das Gras unter ihren nackten Füßen war kalt, aber es störte sie nicht. Ebensowenig wie die ansonsten auch sehr frische Nacht. Sie zitterte und fror zwar, aber das war nebensächlich. Mit ein paar Schritten war der Baum auch schon erreicht. Sie streichelte über die Rinde, die sich rau und knarzig anfühlte, etwas klebrig vom Harz. Ein gutes Gefühl. Sie blickte hinauf in das Geäst, suchte kurz nach dem geeigneten Platz, und als sie ihn gefunden hatte, kletterte sie behände nach oben. Die raue Rinde rapste ein wenig ihre Handflächen auf, aber es störte sie nicht, auch nicht an ihren Füßen. Dass ihre lange Tunika – oder besser gesagt, Serranas Tunika, die sie sich geliehen hatte – dreckig werden würde, störte genausowenig. Schnell war die angestrebte Astgabel erreicht und Axilla setzte sich still hinein. Ein wenig wackelig war es schon hier oben, aber die Äste waren stabil und stark. Sie lehnte sich gegen den stamm und schuate eine Weile einfach hinauf in die Sterne. Über ihr stand Cassiopeia, und wie bereits auf der Reise hierher zeichnete sie einmal das große W nach, und fuhr dann mit ihrem Finger über den Himmel zu dem Punkt, an dem der Norden lag. Zufrieden ließ sie sich zurücksinken und schloss die Augen.
    Ja, hier war sie frei, hier musste sie nicht nachdenken. Hier war sie mit dem Geist des alten Baumes vereint, der sich nichts aus dieser kurzlebigen Menschheit machte, die um ihn herumschlich. Hier war sie nur ein Eichhörnchen unter vielen, die zu Besuch kamen.


    Bis ein Lichtschein in den Garten kam, und Schritte. Still blieb Axilla im Baum sitzen, unsichtbar für den Besucher da unten, und lauschte. Vielleicht ging er ja gleich wieder weg, und sie konnte sich wieder ins Haus schleichen, ohne dass ihr kleiner Ausflug auffiel? Aber die Schritte kamen näher, und schließlich setzte sich jemand auf die Stienbank fast direkt unter ihr. Axillas Herz schlug schneller, weil sie sich ertappt fühlte. Sie blieb still liegen und lauschte, ob der Besucher nicht doch weggehen würde.
    Nach etwa einer viertel Stunde wurde es langsam kalt, so reglos und still dazusitzen und sich nicht zu bewegen, kein Geräusch zu machen, um ja nicht aufzufallen. Sie bekam Gänsehaut am ganzen Körper. Vorsichtig riskierte sie einen Blick. Bitte lass es nicht Silanus sein... Und sie hatte Glück. Es war ihr neuer Verwandter – glaubte sie zumindest, aus diesem Winkel sah sie nicht viel außer seiner Schädeldecke mit den Haaren.
    Sie sah noch einmal hoch zu den Sternen und überlegte, was sie machen könnte. Sie konnte natürlich warten, bis er doch wegging, aber es wurde so langsam wirklich, wirklich kalt hier oben. Sie haderte mit sich selbst, sah noch einmal nach unten, und schnaufte schließlich sich ihrem Schicksal ergebend durch.
    “Salve, Brutus“, meinte sie leise nach unten und hoffte, ihr neuer Verwandter fiel vor Schreck nicht gleich von der Steinbank.

  • Brutus hatte den langen Soldatenmantel von seiner Schulter gleiten lassen, um bequemer zu sitzen. Hier konnte er seine Seele baumeln lassen, in der Einsamkeit und der Stille. Seine Gedanken schweiften wieder zu Clara und seiner Liebe zu ihr. Er hatte sogar schon erwägt, seinen zukünftigen Kommandanten zu fragen, ob er als Praefectus Castrorum nicht die Ausnahmegenehmigung für eine Heirat bekommen konnte, doch das schien ihm im Moment eine zu vage Hoffnung zu sein. Er kannte nicht viele Männer, die dieses Privileg genießen durften und außerdem würde er sich nur noch mehr Sorgen machen, sollte ein Feldzug anstehen. Ein ruhiges Leben würde ihn erst in 15 Jahren erwarten, vielleicht auch erst in 20 und bis dahin konnte viel geschehen.
    Wieder wanderten seine Gedanken in die Vergangenheit, zur Gens der Duccier, mit der er schon des öfteren Kontakt gehabt hatte. Musste es hier in Rom nicht auch eine Casa geben? Er musste an Duccius Brutus denken, der sein Freund war und doch den Namen der Familie versucht hatte zu verteidigen. Der arme Kerl war von einem fallenden Ziegel getroffen worden, als der Sturm am wildesten über Mogontiacum wütete. Er legte die Stirne in Falten und beschloss, ihm eine Taube zu opfern.
    Plötzlich hörte er über sich seinen Namen und seine Hand zuckte unwillkürlich zum Gürtel, der jedoch leer war. Der Schreck des ersten Augenblicks verflog, als er die Stimme als eine weibliche erkannte. Er erhob sich und blickte in die Richtung, aus der er sie vermutete. Die Lampe in der einen Hand blickte er verwundert am Stamm hinauf. Im Geäst konnte er einen Schemen erkennen, der auf einem Ast saß, bei näherer Betrachtung meinte er eine Frau zu erkennen. War es nicht.... "Axilla? Bist du das?" fragte er ungläubig. Er hatte ja schon einige seltsame Dinge gesehen, aber dass man nachts eine Römerin auf einem Baum finden konnte, das war neu für ihn. Auch wenn ihm die Frage nach dem warum auf der Zunge lag, schluckte er sie herunter. "Kann ich dir irgendwie helfen?" bot er an und blickte weiter nach oben, ein Lächeln auf den Lippen.

  • Fast wie eine neugierige Katze legte Axilla leicht den Kopf schief, als Brutus zusammenzuckte und instinktiv an seinen Gurt wie nach einem Schwert griff. Für sie hatte das nichts bedrohliches, sondern etwas so fürchterlich vertrautes, dass sie ganz froh war, die tröstliche Nähe des Baumes um sich zu fühlen. Es dauerte eine Weile, bis er aufgestanden war und sie in den mittlerweile kahlen Ästen des Baumes ausgemacht und erkannt hatte.
    “Ähm, ja, ich glaube schon...“ antwortete sie etwas unsicher auf seine Frage, ob sie Axilla sei. Nicht, als ob sie das nicht wüsste, so dass es ein einfaches 'ja' nicht auch getan hätte, aber diese ganze Situation schien ihr ein wenig unwirklich – und obendrein peinlich. Sie zog ihre Beine an den Körper, um etwas mehr Wärme dadurch bei sich zu halten, und rieb sich mit den Händen ein wenig die Gänsehaut von den Unterarmen. Es war einfach verdammt kalt in diesem Land, noch dazu im Garten und auf einem Baum.
    “Ähm, nein, danke, mir geht es gut.“ Wie wollte er ihr denn helfen? Nunja, ihr war schon kalt, aber da ging sie besser ins Haus, um sich aufzuwärmen, er konnte ihr ja wohl kaum eine Decke hochgeben. Und runter kam sie wohl auch alleine, aber irgendwie wollte sie jetzt noch nicht. Hier oben fühlte sie sich auf seltsame Art sicher.
    “Geht es dir denn gut?“ fragte sie. Irgendwie sah er sehr nachdenklich gerade aus. Dass das daraus resultieren mochte, dass sie mitten in der Nacht auf einem Baum saß und keine Anstalten machte, herunterzuklettern, kam ihr dabei nicht in den Sinn.

  • Ein wenig unsicher stand Brutus am Fuße des Baumes und es schien ihm seltsam, sich mit einer Person zu unterhalten, die auf einem Baum saß, noch dazu in der Nacht. Nun, jeder hatte seine Freizeitbeschäftigungen, dachte er mit einem Grinsen und blickte wieder nach oben, wo sich Axilla ganz klein machte, womöglich, um nicht unbedingt gesehen zu werden.
    "Ist dir nicht kalt da oben?" fragte er, die Zweige des Baumes wiegten sich leicht im Wind und es war nicht kalt, aber durchaus frisch, wenn man nur die Wärme gewohnt war. Die Tunika die sie trug schien nicht gerade das zu sein, was man bei einem solchen Wetter tragen sollte. Ein wenig erschreckt und fröstelnd sah sie schon aus, deshalb trat Brutus einen Schritt zurück, um ihr ein wenig mehr Platz einzuräumen, falls sie beschloss, doch keine Lungenentzündung zu riskieren und herunterkletterte.
    "Mir geht es auch gut, ich kann nur nicht schlafen, die Ereignisse der letzten Tage beschäftigen mich.... und außerdem bin ich es gewohnt, auch in der Nacht Dienst zu tun." Seit Tagen hatte Brutus schon das Gefühl, dass ihm das geregelte Lagerleben fehlte, aber vielleicht war es auch die neue Umgebung. Er sah sie an und lächelte ein wenig gequält.
    Dann fasste er einen der Äste und schwang sich hinauf, setzte sich darauf und hoffte, dass er sein Gewicht tragen würde. Er saß noch ein ganzes Stück unter Axilla und blickte auf seine Hände. Baumrinde war noch daran, er hob sie zur Nase und roch das intensive Aroma der Natur. Irgendwie gab ihm die Verbundenheit mit der Natur ein wenig Ruhe. Waren nicht die Götter seiner Vorfahren in den Bäumen und Flüssen des Landes zu hause? "Das letzte Mal auf einen Baum geklettert bin ich, da war ich 12", meinte er trocken. Die Zeit verging so schnell.

  • “Ein bisschen, aber geht schon“ antwortete sie auf die Frage, ob ihr denn kalt sei. Eigentlich war ihr schon so kalt, dass sie schon gar nicht mehr fühlte, wie kalt ihr war. Aber die Peinlichkeit, von ihm auf dem Baum erwischt worden zu sein, überwog im Moment.
    Er trat noch ein bisschen vom Baum weg, als wolle er ihr Platz zum runterklettern machen. Axilla überlegte, ob sie das machen sollte. Dann konnte sie reingehen, ins Warme, und wieder ins Bett, und mit etwas Glück hatte Brutus seine schrullige, neue Verwandte morgen früh bereits wieder vergessen. Aber andererseits genoss sie die Nähe des Baumes, als wäre das wirklich jemand, der sie in seinen Ästen wie in Armen hielt und ihr so Rückhalt gab. Sie wollte jetzt nicht ins Bett, da konnte sie sowieso wieder nicht schlafen.
    Also haderte sie noch mit sich selbst, als Brutus antwortete und schließlich selbst nun auf den Baum kam. Das Holz knackte leicht, wo sein Gewicht die Äste belastete, aber der Baum war stabil. Ein wenig verwundert sah Axilla schon zu dem Germanen, der nun ein Stück unter ihr saß, auf der anderen Seite der Krone. Warum war er denn hochgeklettert? Fragend legte sie leicht den Kopf schief und stand dann auf.
    Sie musste sich nicht festhalten, während sie aufstand, und auch, als sie über den Ast um den Stamm herumbalancierte, um so näher zu ihm zu kommen, hielt sie sich nicht wirklich fest. Sie hatte keine Angst, runterzufallen, sie hatte noch nie das Gleichgewicht verloren und war gefallen. Einmal war ein Ast unter ihr abgebrochen und sie war nicht schnell genug gewesen, so dass sie mitsamt dem Ast einige passus tief gefallen war und sie sich dabei leicht am Bauch verletzt hatte. Aber das zählte ihrer Meinung nach nicht wirklich als runterfallen.
    Einen Ast von dem, auf dem Brutus nun saß, entfernt, blieb sie stehen und setzte sich dann wieder hin. Die Beine ließ sie einfach nach unten baumeln, als wolle sie jeden Moment einfach vollends zu Boden hopsen, oder als würde sie sich aus dem Ganzen hier nichts machen, und schaute zu ihm herüber.
    “Und wie fühlt es sich an, jetzt auf den Baum geklettert zu sein?“ fragte sie ernsthaft interessiert. Sie kannte ihre Gründe, ihre Gefühle, weshalb sie die Gesellschaft der Zweige gesucht hatte. Ihn hingegen kannte sie noch gar nicht, so dass sie keine Ahnung hatte, was ihn dazu getrieben haben könnte. Und vielleicht sehnte sie sich ein ganz klein wenig nach jemandem, der das verstand, was sie dabei fühlte. Nach jemandem wie ihren Vater.
    Brutus war Soldat, er war groß und kräftig. Angst hatte Axilla da keine, auch keine Ehrfurcht oder Sorge. Das war etwas Vertrautes, so dass sie einfach offen zu ihm herübersehen konnte, und ihre wilden Gedanken für den Moment einfach ruhten.

  • Brutus nahm ihr zwar nicht ganz ab, dass ihr nur ein wenig kalt war, doch sie würde es schon sagen, bevor sie steifgefroren vom Baum fiel wie ein Eiszapfen im Winter.
    Fasziniert beobachtete er, wie Axilla leichtfüßig aufstand, ohne sich festzuhalten oder auch nur zu schwanken. Es war schon fast anmutig, wie leicht und elegant sie über die Äste lief, um sich dann in seine Nähe zu setzen, auch diesmal ohne Festhalten. Wo mochte sie das gelernt haben, fragte er sich. Einige Gaukler und Schauspieler hatten Menschen, die über gespannte Seile liefen, ohne herunterzufallen. Er versuchte sich Axilla als Mitglied einer Truppe Schauspieler vorzustellen, die umherzogen und für Essen oder selten auch für klingende Münze die Oberschicht unterhielten. Doch dieser Versuch misslang, sie schien zu gut erzogen worden zu sein und stammte sicher aus gutem Hause.


    Ihre Frage riss ihn aus seinen Gedanken, Axilla war in der Tat ein Phänomen. Er zuckte mit den Schultern und seine Hand strich über den Ast, auf dem er saß. Die Rinde war nicht so rauh wie die des Stammes, doch er hatte selbst hier oben Kontakt mit der Erde, er meinte sogar die Wurzeln des Baumes zu spüren, die ihm eine Art Sicherheit und Ruhe gaben. "Es fühlt sich gut an... Als wären es meine Wurzeln, die tief in der Erde verankert sind, mir Halt und Kraft geben. In Germania glauben viele Menschen, dass in jedem Baum ein kleiner Gott lebt, deswegen behandeln sie die Natur mit Respekt und Achtung. Die Mutter Erde gibt ihren Kindern Kraft. So glauben viele zumindest. Und um ehrlich zu sein, ich mag die Wälder, ich bin in ihnen aufgewachsen, habe gespielt und bin in den Bäumen herumgeklettert.
    Das ist Jahre her...",
    schwelgte er ihn Erinnerungen.


    Wie mochte es wohl seinem Vater gehen? Er hatte schon lange nichts mehr von der Familie gehört, seine Eltern waren nicht mehr die jüngsten und seine Geschwister mochten in alle Winde zerstreut sein. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, er würde sie in seine Gebete einschließen. "Du suchst auch manchmal die Einsamkeit und die Ruhe?" fragte er geradeheraus. Er kannte es von den Männern, die oft berichteten, sie hätten das Getöse einer Schlacht noch in den Ohren, auch wenn diese längst vorbei war. Einige wurden sogar verrückt, andere suchten die Einsamkeit, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Welche Schlachten mochten sie schon gefochten haben, auf den Schlachtfeldern des Lebens?

  • Einen Moment schien Brutus mit den Gedanken abgedriftet zu sein, ehe er mit den Schultern zuckte, um auf ihre Frage zu antworten. Axilla bemerkte die Geste, wie er über den Baum streichelte, und es hatte etwas vertrautes an sich. Mehr noch als seine Worte drückte das für sie die Zuneigung aus, die auch sie für den alten Baum verspürte.
    “Ich fühl mich nicht einsam, wenn ich auf einem Baum bin“ beantwortete sie ehrlich seine Frage. “Das ist mehr... Vertrautheit und Ruhe. Dann hören die Gedanken auf, so wild zu kreisen, und ich kann besser nachdenken.“
    Auch Axilla streichelte über die Rinde. Es fühlte sich lebendig unter ihrer Haut an, und kräftig. Sie fühlte die feinen, rauen Maserungen der Rinde, die Stellen, wo im Frühjahr wohl neue Triebe sprießen würden, die Stellen, wo ein Ast früher einmal war und nun abgestorben und verhärtet war, mit Harz vernarbt, aber deshalb nicht tot. Es gab ihr auf seltsame Art einen Trost, den sie sonst nirgends finden konnte.


    “Dann bist du Germane?“ fragte sie schließlich neugierig nochmal nach. Er wäre damit der zweite Germane mit römischem Bürgerrecht, den sie kennenlernte. Sie dachte kurz an Duccius Rufus, sie hatte vollkommen vergessen, ihm zu schreiben, dass sie nach Rom gegangen war. Aber andererseits hatte er auf ihren letzten Brief auch nicht geantwortet. Kurz überlegte sie sich, deshalb zu schmollen, aber nur eine Sekunde später nahm sie sich fest vor, ihm von Rom aus einen Brief zu schreiben.
    “Also, für uns Römer gibt es aber auch heilige Bäume und Geister, die darin wohnen. Faunus zum Beispiel mit seinen Faunen wohnt in den Wäldern, und auch Fauna. Und die Virae querquetulanae, die mit ihren Bäumen fest verbunden sind und diese verteidigen. Auf dem coelischen Berg soll es hier ein Heiligtum für sie geben, ein ganzer Wald mit Eichen, der nicht angerührt werden darf. Und auch für Diana gibt es einige ihr geweihte Haine, in denen kein Holz geschlagen werden darf.“
    Axilla plapperte einfach vor sich hin, so dass man beinahe vergessen mochte, dass sie hier mitten in der Nacht nun beide auf einem Baum saßen und sich im Grunde gar nicht kannten. Sie zitterte leicht, weil ihr kalt war, aber das schien ihrer leichten Art keinen Abbruch zu tun.
    “Ich denke nur manchmal, viele Römer vergessen das gerne. Auch wenn die Gottheiten zu unseren Wurzeln gehören, denken viele einfach gerne nur an die Städte und das Geld und die Macht und vergessen das solange, bis die Geister der Erde irgendwann wütend reagieren.“

  • Zustimmend nickte Brutus, die Bäume machten ruhig und nachdenklich, besonders wenn der Kopf um alle möglichen Dinge kreisten, wie sie es bei ihm taten. Er fühlte sich zunehmend ruhig und gelassen, ja er begann sogar, dieses etwas ungewöhnliche Gespräch zu genießen. Wann hatte man schon mal Gelegenheit, seine Verwandten auf einem Baum sitzend besser kennenzulernen?


    "Ja, ich bin Germane", anwortete er zögernd, kannte er doch die Reaktion der meisten Römer, wenn man ihnen sagte, dass man aus einem anderen Volk stammte. Für sie waren die meisten Germanen groß, haarig und schmutzig, ein wildes Volk, das sich aber letzten Endes als das vorübergehend schwächere herausgestellt hatte. Doch welcher Römer konnte schon von sich behaupten, dass er italisches Blut in den Adern hatte? Er kannte unzählige griechischstämmige Römer, viele kamen aus Hispania oder den anderen Provinzen. "Ich stamme aus einem kleinen Tal, ganz in der Nähe des Rhenus, bei der Colonia Augusta Raurica... Eine schöne Gegend, mit schwarzer Erde und Wäldern voll mit fettem Wild." Ein wenig klamm ums Herz wurde ihm dann doch, wenn er an die alte Heimat dachte. Deshalb lenkte er sich schnell ab, indem er Axilla antwortete: "Ihr habt sogar ein Fest für diesen Faun, nicht? Wird er nicht bocksbeinig dargestellt und stellt er nicht den Nyphen nach?" fragte er neugierig. Er meinte sich an eines der Bücher zu erinnern, die er gelesen hatte, in denen das Treiben des Faunus beschrieben stand.
    Er seufzte."Ich hoffe dass die Erdgötter sehr geduldig sind, wenn ich mir diese Stadt so ansehe, glaube ich, müssten sie sie längst mit all ihren Bewohnern verschlungen haben. Ich habe...Dinge gesehen, die jeder Gottheit lästern." Er schüttelte unwillkürlich den Kopf. Das Hafenviertel, das er gesehen hatte, der Schmutz und der Gestank in der Subura, die Lupae und die zwielichtigen Gesalten waren ihm noch in guter Erinnerung.
    "Und woher stammst du? Ich hörte von Silanus, dass ein Teil unserer Gens aus Griechenland stammt?"

  • Auch wenn viele Römer Vorurteile hatten, Axilla hatte keine, und das war an ihrem Lächeln durchaus auch deutlich zu sehen. Für sie war das eher sowas wie ein großes Abenteuer, eine Möglichkeit, mehr zu erfahren über etwas, das sie noch nicht kannte und das nach Freiheit und Wildnis klang. Und so lauschte sie auch gebannt der Beschreibung von Brutus' Heimat, zog die Knie an, um es sich ein wenig heimeliger zu machen und noch länger hier oben auszuhalten. Sie fror, aber das hier war so interessant, da wollte sie auf keinen Fall jetzt aufhören.
    “Es gibt mehrere Feste für Faunus. Die Faunalia, die bald sein müssten, und im Frühjahr die Lupercalia. An manchen Orten gibt es noch mehr Feste. Und ja, Faunus hat Hörner, und spitze Ohren, und seine Faune spielen Flöte und Waldgeister tanzen dazu, auch Nymphen.“
    Der Gott der freien Natur war einer der wenigen, die wirklich einen Platz in Axillas Herz hatten, und das hörte man ihr beim Erzählen durchaus auch an. In ihr selbst war so viel ungeordnete Kraft, da fühlte sie sich dem chaotischen Gott einfach am meisten verbunden.
    “Aber im Museion hab ich gelesen, die Germanen kennen ihn doch auch, oder? Also, da war eine Schrift, von einem Philosophos... ich weiß nicht mehr, welcher... der meinte, dass bestimmte … wie hat er es genannt? Achja, Aspekte! Dass bestimmte Aspekte jedem Volk bekannt wären. Ihr habt doch auch... ach... wie hieß der gleich? …. Nicht verraten!... ähm... hmmm... Cernunnos?“
    Dass das jetzt das keltische Pendant war, wusste Axilla nicht. Sie hatte es nicht so mit Namen, und auch, wenn ihr Brutus nun Freyr als richtige Lösung vorgesagt hätte, sie hätte sich wohl nicht erinnert. Sie hatte sich nur gemerkt, dass das einer der Gottheiten war, die viele Völker kannten, den gehörnten Gott der Wildheit, der Natur, der männlichen Triebe, ob man ihn jetzt Faunus, Pan, Freyr, Cernunnos oder Dagda nannte, genauso wie es auch immer sein weibliches Gegenstück gab, eine Muttergöttin der Jagd, Diana, Artemis, Isis, Cerridwen. Aber das war auch nicht wichtig, sie fand einfach die Idee schön, dass irgendwie doch alle Menschen sich darin einig waren, dass es diese Macht gab und dass sie göttlich war. Irgendwie ließ sie das sich nicht ganz so einsam auf dieser Welt fühlen.


    “Aber das hier ist Rom. Der Kaiser opfert doch sicher regelmäßig, damit es auch noch lange stehen bleibt. Aus irgendeinem Grund müssen sie die Stadt doch Urbs Aeterna genannt haben.“ Axilla glaubte nicht, dass der leichtlebige Faunus tatsächlich wütend hervortreten würde und alle mit seinen Hörnern aufspießen würde. Daher konnte sie die Sorge von Brutus da nicht teilen. Abgesehen davon glaubte sie sowieso nicht, dass die Götter sich allzuviel aus den Sterblichen machten. Sie hörten bei Gebeten nicht zu, warum also sollten sie da böse sein, wenn die Menschen sie auch weitestgehend ignorierten?


    “Ich komme aus Hispania. Vater hatte ein bisschen Land außerhalb von Tarraco, wo wir gelebt haben. Nichts besonderes, ein paar Felder, ein Weinberg mit ungenießbaren Trauben, ein bisschen Wald. Auf dem Hof stand auch ein Baum wie der hier, nur größer. Da bin ich oft raufgeklettert, wenn ich...“
    Axilla streichelte beim Erzählen fast liebevoll über die Rinde dieses Baumes, brach dann aber mit einem traurigen Lächeln ihre Erzählung ab. “Nicht so wichtig.
    Und du und Silanus bleibt nun hier in Rom?“

  • Brutus glaubte sich zu erinnern, den Namen Carnunnos schon bei den Kelten gehört zu haben, deswegen nickte er nur.
    "Ja, wir kennen ähnliche Götter, wobei die unseren auch meist mehrere Zuständigkeitsbereiche haben." Er musste an die verschiedenen Götter denken, die er bisher kennengelernt hatte. Die meisten glichen sich derart, dass man glauben konnte, nur der Name sei verschieden. War es vielleicht möglich, dass die gleichen Götter bei den verschiedenen Völkern wirkten, aber einfach nur anders genannt wurden? Diese Erkenntnis ließ Brutus aber gleich wieder fallen, sie schien doch ein wenig gewagt zu sein.
    Statt dessen hörte er sich Axillas Familiengeschichte an. Eines ließ ihn aber dann stutzig werden.
    "Du hast dich auf dem Baum versteckt wenn du was???? Vor deinem Vater weggelaufen bist?" fragte er lächelnd. War es nicht überall gleich? Die Väter schimpften in allen Teilen der Welt mit ihren Kindern und schlugen sie auch, wenn sie es verdient hatten, so wie sie es für richtig empfanden. Er hatte ihr Lächeln gesehen und die Erinnerung schien sie zu schmerzen. Ob ihr Vater wohl noch am Leben war? Er würde sie vielleicht fragen, wollte aber keine alten Wunden aufreißen.


    Als sie fragte ob er in Rom bleiben würde, lächelte er seinerseits ein wenig traurig. "Silanus wird bleiben, er hat ja seinen neuen Posten im Kaiserlichen Palast. Ich werde wahrscheinlich noch mit einem der letzten Schiffe nach Aegyptus segeln, bevor die Stürme das Meer unpassierbar machen. Die XXII. Legion hat noch einen Posten als Praefectus Castrorum, der mir angetragen wurde und ich werde ihn wohl annehmen. Auch wenn ich noch nie so weit weg von meiner Heimat war." Er lächelte verlegen, einmal um die Welt zu reisen war aufregend und welcher Germane konnte so etwas schon vorweisen?

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