Hortus - der Garten

  • Axilla sah Brutus vollkommen entgeistert an, als er meinte, sie wäre vor ihrem Vater geflüchtet. Nie, nie, NIE wäre sie vor ihrem Vater geflüchtet, egal, was auch immer sie angestellt hätte. Abgesehen davon, dass er der größere Kindskopf gewesen war und Axilla nur bedingt Strenge durch ihn erfahren hatte, wäre ihr nie eingefallen, sich vor ihm zu verstecken.
    “Nein, neinnein, doch nicht vor Vater! Du verstehst das falsch. Ich hätte nie...“ Ein heftiges Kopfschütteln ließ es fast so aussehen, als laufe Axilla Gefahr, vom Baum zu fallen. Auch wenn sie normalerweise nie freiwillig etwas erzählte, ohne gefragt worden zu sein, sprudelte eine Erklärung jetzt geradezu aus ihr heraus. “Es war nur, wenn Mutter krank war und nicht aufstehen konnte, und dann so viel zu tun war, und Vater nicht da war, oder als er dann gestorben war und wir den Arzt bezahlen mussten und alles geordnet werden musste und ich das noch nicht so gut konnte, oder wenn mein Lehrer mir daneben versucht hat, noch Philosophie zu erklären, aber meine Gedanken ganz durcheinander waren und ich sowieso nichts verstanden habe! Dann bin ich gerne in den Wald gelaufen oder zu meinem Baum.“
    Es dauerte einen Moment, in dem Axilla auch noch erstmal realisierte, was Brutus sonst noch erzählt hatte, bis sie bemerkte, was sie ihm alles so eben kurz und knapp offenbart hatte. Zum Glück war es dunkel, so dass er nicht merkte, dass sie deswegen rot wurde, dennoch sah sie weg und fühlte sich reichlich unwohl.
    “Ähm, mir ist doch ziemlich kalt...“, meinte sie dann erst einmal nur, und ohne ein weiteres Wort ruckte sie weiter vor, so dass sie vom Ast glitt. Sie hielt sich noch mit den Händen fest, so dass ihr Körper eine Sekunde langgestreckt dahin, ehe sie sich fallen ließ und zum Abfedern kurz in die Knie ging. Auf dem Boden strich sie sich erst einmal die Rindenreste von den Händen.
    Kurz ging etwas wie ein kleiner Ruck durch ihren Körper, dann lächelte Axilla wieder zu Brutus, als wäre gar nichts gewesen. Man hätte meinen mögen, ihr Einwurf eben hätte nie stattgefunden.
    “Dir wird es in Alexandria sicher gefallen, es ist eine wunderschöne Stadt. Und unser Haus dort ist großartig, so groß und edel eingerichtet und hell. Und die Leute sind alle furchtbar nett. Also, wenn man sich daran gewöhnt hat, dass alle Griechen maßlos übertreiben, und wenn man die Sprache kann. Kannst du schon Koine, oder einen anderen griechischen Dialekt?“

  • Mit hochgezogener Augenbraue hörte sich Brutus die Geschichte von Axillas Familie an. Offenbar hatte ihr das Schicksal vieles aufgebürdet, eine kranke Mutter, ein Vater der starb und ihre Schulausbildung, die sie nebenbei noch machen musste. Er bewunderte ihre Eigenständigkeit, mit der sie ihre Aufgaben erfüllt hatte und verstand den Wunsch, sich in hektischen Zeiten auch einmal zurückzuziehen und für sich zu sein. Brutus hatte das Gefühl, dass es ihr ein Bedürfnis gewesen war, dies zu erzählen, sie schwieg danach und sprang vom Baum hinunter.
    Auch Brutus ließ sich fallen, federte ab und setzte sich auf die Steinbank, wo noch der schwere Mantel lag. Er hielt ihn ihr entgegen. "Die Götter haben dich schon früh geprüft," meinte er zu ihrer Geschichte, er wollte nicht noch mehr in alten Wunden bohren, also beschloss er, das Thema erst einmal nicht weiter anzusprechen. "Hier, der wird dich wärmen, er ist zwar ein wenig grob, aber er trotzt sogar dem germanischen Winter", sagte er augenzwinkernd. Seine Finger strichen über die Wolle, die wirklich ein wenig kratzig war, aber äußerst gut wärmte. Er wusste nur nicht, wie sich weiche Frauenhaut mit diesem Stoff vertragen würde.


    Bei ihrer Erwähnung über Alexandria und die Griechen musste er an einige Kameraden denken, die aus Griechenland kamen und in der Tat maßlos übertrieben, bei so ziemlich allem was sie sagten. Als sie jedoch die Sprache erwähnte, wurden seine Ohren ein wenig rot.
    "Ich spreche so gut wie überhaupt kein Griechisch, abgesehen von Chaire und einigen Schimpfwörtern, die mir meine Kameraden beigebracht haben," nuschelte er. Die ganze Zeit über hatte er gedacht, mit seinem Latein überalll durchzukommen, aber dass großen Teilen des Mittelmeeres noch Griechisch gesprochen wurde, war ihm völlig entfallen. Das würde etwas werden, wenn er sich mit der Zivilbevölkerung unterhalten musste. "Ich hatte immer das Gefühl, dass die Sprache recht holprig zu sprechen ist und auch nicht leicht.... Verstehen denn die Menschen in Alexandria auch unsere Sprache?"

  • Beinahe hätte Axilla geantwortet, die Götter hätten ihr schon früh gezeigt, wie egal ihnen die Menschen waren, aber sie ließ es doch bleiben. Bitterkeit machte es schwer, ihre so sorgsam gepflegte Maske des Gleichmuts und der Fröhlichkeit zu spielen.
    Kurz zögerte sie einen kleinen Moment, ehe sie den Mantel von Brutus annahm und ihn sich um die Schultern legte. Er war rau und kratzig, grob gearbeitet, aber warm. Er scheuerte auf der Haut.
    Axilla liebte ihn vom ersten Augenblick an. Es war so vertraut, so bodenständig, so sicher. Sie kuschelte sich eng in den Mantel und setzte sich direkt neben Brutus. Wenn man sie später fragen würde, würde sie wohl sagen, dass genau das der Zeitpunkt war, an dem sie beschlossen hatte, ihn zu mögen und ihm zu vertrauen.
    “Na, dann sind die Grundlagen ja schonmal vorhanden, und du kannst auf dem Markt einkaufen gehen“, meinte sie etwas verschmitzt, nur die Nase aus dem warmen Umhang herausstreckend, so dass er ihr Grinsen nur erahnen konnte.
    Sie kuschelte sich wieder wie ein Kind ein, plusterte sich dabei auf wie ein Spatz und sah Brutus einfach nur dankbar an. “Also, die meisten hohen Beamten sprechen auch Latein. Zum Beispiel Nikolaos Kerykes, der ist Gymnasiarchos. Oh, und Epistates tou Museiou. Er hat mich als Sciba eingestellt, aber ich glaube, das war nur, um Urgulania einen Gefallen zu tun.
    Naja, er kann so gut Latein, dass er sogar Kurse für die Griechen gibt, die es lernen wollen. Und er ist ein Freund der Familie. Ansonsten... hmm... die Bantotaken können glaube ich auch alle Latein. Die sind Agoranomos und Strategos. Also, das sind zwei Brüder. Und Cleonymus, also, der ist zwar sowieso Ägypter und gar kein Grieche, aber der ist Kosmetes und spricht auch Latein.
    Aber so auf der Straße, spricht das kaum einer. Oh, oder am Fremdenmarkt. Ich hab nichtmal eine Ahnung, was die da so alles sprechen. Das ist ein ganz wilder Misch aus allem möglichen Griechisch, Demothisch, Judäisch und ich glaube, ein Seidenhändler spricht sogar indisch, aber das weiß ich nicht so genau.“

    Axilla plapperte einfach vor sich hin und erzählte und erzählte. Nur ab und zu schaute aus dem Mantel kurz eine Hand oder ihre Nase heraus, wenn sie sich beim Sprechen bewegte oder gestikulierte.
    “Aber wenn du magst, kann ich dir ein bisschen was beibringen? Schwer ist es nicht, und wenn du erstmal da bist, wirst du sicher auch ganz viel durch das sprechen lernen.“
    Axilla hatte da vielleicht leicht reden, denn sie hatten einen der griechischen Dialekte schon von Kindheit an gelernt, so dass die übrigen dann nicht mehr so schwer waren. Wenn einmal die Grundlage für eine Sprache gelegt war, dann konnte man leicht mehr davon lernen. Trotzdem meinte sie ihr Angebot ehrlich und aufrichtig.

  • Als er fast nur noch die Nasenspitze von Axilla sah, musste Brutus lachen. Der Umhang war eigentlich viel zu groß, aber er würde dafür alles bedecken, was kalt werden konnte. Wie oft hatte Brutus selber schon darin eingewickelt an einem Feuer gesessen oder hatte unter seiner Parma geschlafen? Brutus zog ein Bein an und schlug es unter das andere, um selber nicht zu frieren, er war ja kälteres gewohnt.


    Gespannt lauschte er ihren Erzählungen über die verschiedenen Beamten, die es in Alexandria gab. Manche der Bezeichnungen konnte er garnicht wiederholen, seine Zunge schien dabei zu stolpern und hinzufallen. In seiner Phantasie wurde die Stadt immer abenteuerlicher, voller exotischer Menschen und Tiere, die nur dazu da waren, das Stadtbild noch geheimnisvoller und spektakulärer zu gestalten.
    Er räusperte sich. "Ich wäre froh, wenn du mir etwas beibringen könntest, die Worte klingen so ganz anders als bei uns, so irgendwie geschnalzt und merkwürdig. Was ist zum Beispiel ein Gymansirch...Gyminas...Gymnasiarchos? Diese Ämter sagen mir überhaupt nichts." Ein wenig hilflos blickte er sie an. Vielleicht konnte sie ihm ja ein wenig mehr erzählen, das würde er mit Sicherheit besser behalten können als den Inhalt von Büchern, die sich mit diesen Dingen beschäftigten.

  • Axilla rückte bis direkt neben Brutus, zog die Beine an und stellte sie auf die Bank, so dass sie auch völlig unter dem Mantel verschwunden waren. So war es ihr auch wieder richtig heimelig warm, und zufrieden seufzte Axilla einmal beim Durchatmen.


    “Der Gymnasiarchos ist... hmm, das ist ein bisschen schwer, bei den Griechen sind die Ämter ein bisschen anders als bei uns. Also, der Gymnasiarchos ist für die Ephebie zuständig. Das ist so, jeder Bewohner der Polis, also der Stadt und dem Land drumherum, darf nur dann wählen oder gewählt werden, wenn er die Ephebia gemacht hat. Das ist so ein Test, der sich aus mehreren Tielen zusammensetzt. So Sport, und politische Grundbildung als Gehilfe eines Amtsinhabers, und eben philosophische Grundbildung. Und darüber wacht dann der Gymnasiarchos und nimmt auch die Prüfungen zum Teil ab. Aber als Römer bekommst du sowieso die Ehrenbürgerschaft, wenn du sie beim Gymnasiarchos beantragst. Wobei du bei der Legion ja sowieso nicht wählen darfst.“
    Axilla hoffte, er konnte mit ihrer Erklärung etwas anfangen. Sie wusste, dass das nicht unbedingt so ganz einfach war. Das meiste musste man einfach einmal gesehen haben, um es zu begreifen.


    “Das ist eines der höchsten Ämter. Darumter ist der Kosmetes, der ist für die ganzen Sportanlagen der Stadt zuständig, und wenn sportliche Ereignisse sind und sowas. Sport ist den Griechen ganz furchtbar wichtig.
    Und Exegetes, das macht Urgulania gerade. Da ist sie für die Tempel der Stadt zuständig, dass die in Schuss gehalten werden und genügend Priester da sind und die Verwaltung funktioniert und sowas.


    So... und darunter gibt es dann den Stategos... Der befehligt die Stadtwache. Das... hm... das ist ein wenig schwierig. Weißt du, Terentius Cyprianus... nein, da muss ich anders anfangen.


    Also, es gab Spannungen zwischen Terentius Cyprianus und der Polisverwaltung, weil er meinte, die Legion habe in Alexandria das Sagen. Aber Alexandria ist eine autonome Stadt, sie gehört rein rechtlich gesehen nichtmal zum Imperium dazu. Das ist Privatbesitz des Kaisers und sonst von niemandem, da hat weder der Senat noch die Legion irgendwas zu melden normalerweise. Und da hat sich die Stadtverwaltung beim Präfekten beschwert, und das hat ihn noch mehr aufgebracht, bis er schließlich gedroht hat, alle Beamten der Stadt persönlich ans Kreuz zu nageln, wenn in der Stadt nicht alles perfekt läuft und Ruhe herrscht. Naja, Urgulania hat dann geklagt, weil er darf ja nicht einfach eine Römerin mit sowas bedrohen, aber das wurde vom Praefectus Urbi abgelehnt. Naja, und das Ende vom Lied war, dass ich nur noch mit mindestens zwei Sklaven zum Schutz in die Stadt durfte, weil Urgulania Angst hatte, er könnte mir aus Rache etwas antun.“
    Axilla zuckte kurz mit den Schultern und hatte ganz vergessen, dass sie ihm ja eigentlich von den Ämtern der Polis erzählen hatte wollen und nicht eine Grobzusammenfassung der politischen Lage ihrer Gens.

  • Zufrieden lächelnd sah Brutus, dass Axilla sich in seinem Mantel sichtlich wohl fühlte.
    Gespannt hörte er sich ihren Bericht an, wagte nicht einmal zu unterbrechen und versuchte, sich die Begriffe zu merken, die so komisch von der Zunge gingen. Gynasiarchos... und ihn nannten sie Barbar.
    Die Zustände in der Stadt ließen ihn hellhörig werden. "Du meinst also, dass Urgulania als Frau ein hohes Amt bekleidet und auch noch Probleme bekommen kann und sogar um ihr Leben fürchtet? Das klingt nicht gut. Einer meiner Kameraden, ein Vibulanus aus dem Geschlecht der Fabier verrichtet dort seinen Dienst bei der XXII. Ich hoffe es geht ihm gut. Und wer sorgt normalerweise für Ordnung in der Stadt? Ich denke bei so vielen verschiedenen Gruppierungen dürfte es schwierig sein, allen gerecht zu werden, oder? Und besonders wenn die Versorgung von Rom vom ägyptischen Getreide abhängt... Wozu das führen kann hat uns Marcus Antonius gezeigt," meinte er kopfschüttelnd. Sein neuer Posten würde kein Urlaub sein, soviel stand fest. Würden nur Banditen und Rebellen seinen Weg kreuzen oder auch einmal echte Feinde? Er wusste es nicht.
    Stattdessen fragte er: "Dieser Strategos befehligt aber keine Legionäre, oder?"

  • Der Name sagte Axilla nichts. Vielleicht hatte sie ihn ja schonmal gesehen, aber er sagte ihr jetzt so auf Anhieb nichts. Von daher konnte sie bezüglich des Fabiers nur mit den Schultern zucken. Silanus hatte ihr ja verboten, ihn im Castellum zu besuchen, und mit den Patroullien hatte sie sich weniger unterhalten. Sie überlegte kurz, ob bei den Torwachen zur Basileia ein Fabier gewesen war, erinnerte sich aber nicht.
    “Nein, der Strategos befehligt die Stadtwache. Eigentlich ist es ja streng getrennt. Die Stadtwache kümmert sich um die Verbrechen in der Stadt, und die Legionäre beschützen die Stadt und die Handelswege, und natürlich die Getreideschiffe. Weißt du, in der Wüste gibt es einige Beduinen und Räuber, die gerne Angriffe durchführen. Aber in der Stadt selber haben die Legionäre eigentlich keine Amtsgewalt. Also, theoretisch. Nur... naja, Terentius Cyprianus sah das halt anders, und deshalb gab es einige Spannungen, auch in der Bevölkerung. Weißt du, die Griechen sind sehr stolz auf ihren Staat, die lassen sich da nicht gerne reinreden. Erst recht nicht von“ und bei den nächsten zwei Worten verstellte sie die Stimme, dass sie wie die eines alten Politikers klang “römischen Barbaren.“
    Axilla streckte sieder ihre Nase kurz aus dem Mantel, um Brutus anzugrinsen. “Aber eigentlich ist Alexandria ja ein ganz wundervoller Ort. Ein strategisch wichtiger Ort für das Imperium, ganz sicher, aber... wenn du erstmal dort bist und dich auf die Leute dort einlässt, verstehst du, was ich meine. Du darfst nur nicht... stur sein.“ Eigentlich hatte sie römisch sagen wollen, es aber dann doch gelassen. Sie war ja auch Römerin, und soweit man das bei ihr eingrenzen konnte römisch. An sich war das kein Problem, solange man auch offen für das kulturelle Mischmasch war.

  • Brutus musste lächeln, als sie "römische Barbaren" sagte, er selber wäre für die Ägypter wohl ein "Barbar der römischen Barbaren", da er ja germanischer Abstammung war. Belustigt rieb er sich übers Kinn und wurde dann wieder ernst. Was sie über den Terentier sagte, stimmte ihn nachdenklich. Er hatte schon davon gehört, dass einige Statthalter taten was sie wollten, weil der Kaiser angeblich krank war. Dass aber einer der Legaten auf die Idee kommen konnte, offen gegen eine so wichtige Stadt wie Alexandria vorzugehen und ihre Autonomie verletzte, war in der Tat grenzwertig. Nun würde er sich auf einiges gefasst machen müssen, wenn die Sicherheitslage angespannt war.


    Widerwillig riss er sich aus seinen Gedanken. "Nun, ein wenig stur bin ich wohl, aber nicht mehr als ein Maulesel," scherzte er. Dann schwand sein Lächeln und er beugte sich ein wenig näher und senkte die Stimme. "Ich weiß nicht in wieweit du über die Lage hier in Rom informiert bist. Zwar bin ich auch erst einige Tage hier, aber es gehen Gerüchte um, die sagen, dass der Praefectus Urbi die Macht hier in Rom an sich reißen will und der neue Kaiser werden. Weißt du etwas darüber? Und wie steht Silanus zu der ganzen Sache? Ich mache mir ehrlich gesagt Sorgen um ihn, er sitzt auf einem verantwortungsvollen Posten und könnte leicht zur Zielscheibe für politische Intrigen werden... Oder mache ich mir vielleicht unnötig Sorgen?"Kopfschüttelnd blickte er zu Boden, seine neue Familie lag ihm sehr am Herzen und er hoffte, dass alle Mitglieder bei guter Gesundheit bleiben würden. Dennoch war er sich dessen nicht sicher. Diese Stadt schien groß und prächtig, doch er konnte auch spüren, dass hier Mächte regierten, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen waren. Intrigen und Verrat, verdeckt durch einen Mantel der Rechtschaffenheit. Er seufzte. Diese Tatsache machte ihn traurig, hatte er sich Rom doch anders vorgestellt, als eine Stadt der Edlen, der Denker, Dichter und Philosophen, das Gute auf der Welt. Die Realität sah anders aus, das hatte er erkennen müssen.

  • Axilla war über gar keine Lagen informiert, erst recht nicht die in Rom. Sie wr gerade mal 2 Tage jetzt hier, und für Politik hatte sie sich noch nie so sehr interessiert, als dass sie dafür extra Erkundigungen eingezogen hätte. Folglich war das, was Brutus ihr jetzt anvertraute, ziemlich erschreckend, und Axilla versuchte, nicht zu sorgenvoll auszusehen, als sie vor sich hinstarrte und überlegte.
    Silanus in Gefahr? Ihr Herz krallte sich allein bei dem Gedanken daran zusammen. Nun, er war Soldat gewesen, sogar Tribun, und damit eigentlich immer in Gefahr gewesen, aber so direkt darauf angesprochen zu werden... Noch dazu sie, als Mädchen, von einem – sofern sie das vom reinen Sehen her beurteilen konnte – doch recht stattlichen Krieger! Das war dann doch erschreckender und irgendwie ernster.
    “Nein, woher soll ich etwas wissen? Ich kenn hier doch noch gar niemanden. Aber das klingt erschreckend.“
    Für Axilla sogar zweifach erschreckend, denn sollte dieser Präfectus, wer auch immer es war, wirklich die Macht an sich reißen wollen und damit die Erbfolge des Kaisers durchbrechen, als Usurpator den Thron beanspruchen... Das zwang eine Verschwörung gegen ihn ja schon beinahe herauf! Und kaum eine Gens hatte bei derartig großen Verschwörungen einen Ruf wie die Iunia. Axilla wusste nicht, zu welchen Entscheidungen die Ehre dann Silanus zwingen würde. “Silanus hat auch nichts zu mir gesagt. Ich weiß nicht, was er denkt. Wenn er es überhaupt weiß.“ Sie und Silanus hatten sich Ewigkeiten nicht gesprochen, und die paar Worte bei der Begrüßung und später bei der Cena, die sie gewechselt hatten, die zählten wohl kaum als wirkliches Gespräch. Irgendwie war eine Mauer zwischen ihnen, seit Axilla seinen Antrag damals abgelehnt hatte. Und so gern Axilla diese eigentlich einreißen wollte, so genau wusste sie, dass diese Mauer notwendig war, damit nicht noch mehr passierte, als schon geschehen war. Zum Wohle der Familie war es einfach notwendig, auch wenn es bedeutete, dass sie niemals mit ihm zusammen sein konnte.

  • [Blockierte Grafik: http://img39.imageshack.us/img39/9646/araros.jpg]


    Araros geleitete die junge Herrin Calvena in den Hortus, während zwei andere Sklaven so schnell wie möglich zwei Sessel herbeischleppten und an einer sonnigen Stelle aufstellten.


    "Nimm doch bitte Platz, Domina, ich werde Iunia Serrana sofort über deine Besuch informieren." sagte er und wies mit einladender Geste auf die beiden Sitzgelegenheiten. "Was kann ich dir zu trinken bringen lassen?"


    Der alte Ianitor wartete geduldig ab, bis sich Calvena hingesetzt hatte und eilte dann ins Haus, um seine Herrin über den zweifellos angenehmen Besuch zu informieren.

  • Lange brauchte sie nicht draußen vor der Tür stehen. der Sklave der sie einließ, erkannte sie, wahrscheinlich von dem Essen zu den Ludi Romani und ließ sie strahlend vor Freude eintretten und hieß sie freundlich willkommen. Auch sie schenkte dem älteren Sklaven ihr schönstes Lächeln.


    "Salve! Es freut mich wieder einmal Gast zu sein. Vielen Dank!" sagte sie zu ihm und ließ sich durchs Haus in den wunderschönen Garten führen. Ihr Blick wanderte über die Beete und die Wiesen und dann ließ sie sich auf einer Bank mit einem niedrigen Tisch sinken.


    "Warmer Wein, wäre gut!" Irgendwie konnte sie nicht aufhören zu Lächeln. Kurz strich sie verstohlen über ihren Verlobungsring.

  • Araros brauchte eine gewissen Zeit, bis er Serrana in der kleinen Bibliotheca des Hauses gefunden hatte, in der sie sich seit einiger Zeit so oft wie möglich aufhielt um zu lernen oder einfach in Erinnerungen zu schwelgen. Als ihr der Besuch ihrer besten Freundin gemeldet wurde, riss sich die Iunia jedoch schnell von ihren Schriftrollen los und eilte in den Garten, wo sie Calvena schnell entdeckte.


    "Salve, Calvena, wie schön, dass du mich besuchst." rief sie erfreut, eilte auf diese zu und ergriff ihre Hände. "Was meinst du, ist es für dich in Ordnung hier draussen im Hortus, oder sollen wir lieber ins Haus gehen?" Heute war ein für Januar ungewöhnlich warmer und sonniger Tag, aber sie wollte auf keine Fall riskieren, dass ihre Freundin in der Casa Iunia frieren musste.

  • Zwar musste Calvena einen Augenblick auf ihre Freundin warten, doch das störte sie nicht. Sie sah sich um und summte und spielte unbewusst mit ihrem Ring. Serrana würde wohl ausflippen, wenn sie hörte, dass sie jetzt verlobt war. Schließlich stand die Iunia vor ihr und nahm ihre Hände. Calvena umarmte die Freundin kurz und strahlte sie an.


    „Salve, Serrana. Ich dachte mir, es ist mal wieder Zeit dich zu besuchen. Wir können ruhig hier im Garten bleiben. Uns wird sicher gleich warmer Wein gebracht!“ Sie brannte darauf Serrana die Neuigkeit zu erzählen. Aber ein wenig Gedulden konnte sie sich schon, wobei ihr glückliches Strahlen kaum zu übersehen war. Außerdem war ihrer Freundin sicher ihr neues Schmuckstück aufgefallen, da sie sonst ja keine Ringe trug. einer Frau fiel so was meist auf Anhieb auf, während Männer auf solche Kleinigkeiten nicht achteten.

  • "Oh fein, dann setze ich mich gleich zu dir." entgegnete Serrana erfreut und ließ sich in dem zweiten Sessel nieder. "So oft hat man im Winter ja nicht die Gelegenheit, ein paar Sonnenstrahlen geniessen zu können, da sollten wir das lieber ausnutzen".


    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass einer der Sklaven bereits auf dem Weg zur Küche war, um warmen Wein für die beiden jungen Frauen zu holen, entspannte sie sich ein wenig und ließ ihren Blick kurz über Calvena gleiten, wobei ihr direkt das goldene Funkeln an deren Finger ins Auge stach.
    Einen Augenblick betrachtete sie überrascht den ihr bislang gänzlich unbekannten Ring, dann erhellte sich ihr Gesicht in plötzlichem Verstehen und sie sah ihre Freundin aufgeregt an.


    "Oh, ist das etwa....., ich meine, bedeutet das etwa, dass...?" sprudelte sie dann heraus.

  • „Wir können froh sein, nicht in Germanien zu Leben. Da dürfte der Schnee jetzt Meter hoch sein und so eisig, das sich keiner auf die Straßen wagte!“ lächelte sie und streckte ihr Gesicht kurz dem schwachen Sonnenschein entgegen. Die schwachen Strahlen wärmten sie, dennoch war sie dankbar für ihre pala aus schwerem Wollstoff. Trotz der Sonne war es doch empfindlich kühl. Noch ein wenig von dem Sonnenschein abgelenkt, bekam sie zunächst nicht mit, das ihre Freundin einen Blick auf ihre Hand warf, aber als sie dann Serranas begeisterten Ton hörte, strahlte sie Freundin.


    „Doch!“ lachte sie und zeigte ihrer Freundin nun das Schmuckstück. „Gestern war Valerian da und wir haben uns verlobt“, sprudelte es nun auch ihr heraus. „Ich kann es noch gar nicht wirklich fassen! Ich werde heiraten!“ Calvena strahlte über das ganze Gesicht.

  • Serrana nahm Calvenas Hand in die ihre und zog sie näher zu sich heran, damit sie sich den Ring aus der Nähe anschauen konnte. "Der ist wirklich wunderschön, und er passt zu dir." sagte sie dann lächelnd ohne eine Spur von Neid in der Stimme, denn sie wusste ja, wie lange Calvena und Valerian auf ihre offizielle Verlobung hatte warten müssen.


    "Was ist denn genau passiert? Erzähl doch mal!" hakte sie aufgeregt nach. "Und steht schon fest, wann die Hochzeit sein wird?"


    Serrana war so von den spannenden Neuigkeiten ihrer Freundin in Beschlag genommen, dass sie die Sklavin mit dem Tablett erst bemerkte, als diese bereits neben ihrem Sessel stand. Der warme Wein dampfte einladend in seiner Karaffe, und die Iunia goss erst und dann ihrer Freundin etwas ein und machte der Sklavin dann ein Zeichen, dass sie sich wieder entfernen konnte.

  • Willig hielt sie Serrana ihre Hand hin und ließ ihr genügend Zeit den Ring zu betrachten und zu bewundern. „Ich kann es noch gar nicht wirklich glauben!“ lächelte und betrachtete auch noch einmal kurz den Ring. Irgendwie konnte sie nicht aufhören zu lächeln.


    „Oh, er kam Gestern vorbei, ich hab gar nicht damit gerechnet. Kannst dir ja vorstellen, dass es mich gewundert hat. Aber irgendwie konnte ich es mir auch denken. Ich bin ja so glücklich“, plapperte sie ohne Zusammenhang. Sie war ja so aufgeregt. Als sie merkte dass sie eigentlich recht sinnlos daher redete musste sie lachen. „Entschuldige!“ grinste sie verlegen und nahm erst einmal einen Becher Wein entgegen.

  • Während Calvena erzählte, nahm Serrana ihren Blick wieder von deren Ring und sah stattdessen ihre Freundin an. Die strahlte wie ein Honigkuchenpferd und war scheinbar derart überdreht, dass sie sogar Serranas Frage überhört hatte. Diese konnte gar nicht anders als mitlächeln, so sehr freute sie sich für Calvena. Nach Calvena nahm auch sie sich einen Becher mit Wein, schüttete ein paar Tropfen für die Götter auf den Boden und hob ihn dann um einen Trinkspruch auszusprechen.


    "Auf dich und Valerian. Mögen die Götter euch ein langes und glückliches Leben miteinander gewähren!"

  • Das sie vollkommen überdreht und durch den Wind war, dämmerte ihr erst so langsam. Sie war so in Hochstimmung, dass irgendwie alles andere nicht zu ihr durchdrang. Zu ihrem Glück hatte Serrana im Augenblick den kühleren Kopf von ihnen Beiden und daran orientierte sie sich um den Wirbel ihrer Gefühle endlich einmal zu bändigen und auch um etwas ruhiger zu werden. Sie wärmte sich an ihrem becher die Finger, ehe sie dann auch den Göttern ihren Anteil am Wein gab und ihrer Freundin zu prostete und an dem Wein nippte. Eine wohlige Wärme durchrieselte sie.


    „Danke, Serrana“, lächelte sie ihrer Freundin zu, auch weil diese gerade viel Geduld mit ihr bewies. „Wir können jetzt anfangen zu planen und auch Laevina in die Falle locken“, sie musste lachen, da die Großtante noch nicht ahnte, was auf sie zukommen würde. „Aber nicht gleich alles auf einmal…“, meinte sie dann. „Was gibt es bei dir neues?“ fragte sie, auch um sich auf andere Gedanken zu bringen, ehe sie wieder völlig neben sich stand.

  • Der warme Wein schien ein wenig dazu beizutragen, dass Calvena etwas zur Ruhe kam, denn sie wirkte nach und nach nicht mehr ganz so hibbelig, auch wenn das glückliche Strahlen weiterhin über ihrem Gesicht lag. Planen hörte sich auf jeden Fall schonmal gut an, und wenn man dabei für Großmutter Laevina auch noch eine Fußangel auslegen konnte, ohne dass die etwas davon merkte, umso besser...
    Serrana wollte gerade schon die ersten Vorschläge machen, als Calvenas Gegenfrage schlagartig dafür sorgte, dass ihr trotz der kühlen Luft wohlig warm wurde und ihre Wangen eine rosige Färbung annahmen. Oja, auch im Leben der Iunia gab es eine wichtige Neuigkeit, aber wie fasste sie die am Besten in Worte? Da Calvena mittlerweile über Sedulus und sie Bescheid wusste, war es ihr nicht mehr ganz so peinlich darüber zu reden, aber sie war trotzdem noch ein wenig befangen, Calvena über den Heiratsantrag ihres Onkels zu erzählen.


    "Nun,...ähm...du weißt ja, dass Sedulus und ich...ähm...nunja,...vor ein paar Tagen haben wir uns wieder getroffen und da hat er....also...er hat mich gefragt...ob ich ihn heiraten will." Mittlerweile fühlten sich ihre Wangen an, als würden sie glühen und Serrana warf einen etwas unsicheren Blick zu ihrer Freundin. Seit jenem Nachmittag bei der Naumachia war sie wie auf Wolken geschwebt, aber trotzdem war ihr wichtig, Calvenas völliges Einverständnis zu haben.

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