Hortus - der Garten

  • Ach, Axilla hatte Seemänner weitaus schlimmer auf die Götter schimpfen hören, und dennoch waren ihre Schiffe nicht gesunken, während abergläubige Frömmchen, die täglich in die Tempel rannten, eines Tages tot und vergewaltigt im Straßengraben aufgefunden worden waren. Daher fürchtete sie auch jetzt keinen Blitz,d er sie wegen dieser hitzig gesprochenen Worte erschlagen würde, sondern schnaubte nur ärgerlich und rieb sich die schmerzende Hand. Der Schmerz tat seltsam gut, denn er linderte die Angst, die sie fühlte und die sie zu ersticken schien. Der Schmerz aber war greifbarer, begründbarer, realer. Da wusste sie genau, warum er da war, und sie wusste auch genau, wie es dazu gekommen war. Und sie wusste auch genau, wann er enden würde. Das war alles kontrollierbar, und damit nicht so schwierig zu verkraften wie das andere.


    Axilla hörte Serranas Worte und sagte dazu nichts. Hatte sie denn darum gebeten, dass Serrana ihr half? Hatte sie darum gebeten, moralische Ratschläge zu erhalten, oder eine Ansprache an ihr Gewissen? Als wüsste Axilla nicht, in welchen Problemen sie steckte! Hielten denn alle sie für so dumm, dass sie das nicht merken würde?
    Sie schnaubte nochmal, boxte nochmal gegen den Pfahl, diesmal aber nicht mehr so hart, sondern mehr frustriert, und ging dann davon. Sie hatte die Nase voll davon, dass alle Welt scheinbar besser als sie wusste, was zu tun war. Erst Crios, und nun Serrana! Nein, die kannten alle Axilla nicht. Woher also sollten sie wissen, was das Beste für sie wäre, wenn sie selber noch nichtmal wusste, was das Beste wäre?
    Ohne ein weiteres Wort zu sagen oder auch nur einmal zurückzublicken ging Axilla wieder ins Haus. Ihr war kalt und schlecht, und sie brauchte ihre Kraft für den morgigen Tag, wenn sie Archias beichten musste, dass das Kind noch da war.

  • Serrana hob nicht den Kopf, um Axilla nachzusehen und nahm nur noch aus den Augenwinkeln wahr, wie diese den Garten verließ und wieder ins Haus zurückkehrte. Ob sie sie überhaupt hätte aufhalten können, wenn sie es versucht hätte? Vermutlich nicht, aber sie spürte auch nicht das geringste Bedürfnis es zu versuchen. Serrana hatte keine Lust mehr, über Axilla, deren Kind oder geheimnisvollen Liebhaber nachzudenken, alles was sie im Moment fühlte war Einsamkeit und die ernüchternde Erkenntnis, dass sie sich in ihrer naiven Sehnsucht nach einer intakten und halbwegs harmonischen Familie völlig überzogene Hoffnungen und Illusionen in bezug auf ihre iunischen Verwandten gemacht hatte. Blutsverwandtschaft war kein Garant für Vertrautheit oder gegenseitiges Verständnis, diese späte Erkenntnis war zwar schmerzhaft, aber irgendwie war sie für Serrana auch ganz heilsam. Vielleicht würde später einmal ein geeigneter Zeitpunkt kommen, um sich mit Axilla auszusprechen, doch im Moment schienen auf beiden Seiten die Türen zugeschlagen zu sein.


    Einen Moment lang blieb sie noch sitzen, dann stand sie auf und ging ebenfalls ins Haus zurück. Sie hatte sich bereits einige Tage vor dem Weben ihrer Tunica recta für die Hochzeit gedrückt, aber damit war jetzt Schluss. Es war an der Zeit.

  • Obwohl diese ihr Kommen ja bereits schriftlich angekündigt hatte, wurde Serrana ganz nervös, als ihr gemeldet wurde dass Septima soeben eingetroffen war. Ihre Pronuba war da....unglaublich...
    Eilig überprüfte Serrana den Sitz ihrer Kleidung und ihrer Frisur, auch wenn sie neben der stets perfekt zurechtgemachten Tiberia ohnehin niemals würde bestehen können und eilte dann eilig in den Hortus, um ihre Freundin in Empfang zu nehmen. Auf dem Weg dorthin befahl sie noch einem der Sklaven, die bereits vorbereiteten Erfrischungen im besten Geschirr des Hauses nach draussen zu den beiden bereitstehenden Sesseln zu bringen.
    Mit vor Aufregung geröteten Wangen baute sie sich am Eingang zum Garten auf und spähte ungeduldig in die Richtung, aus der Septima kommen würde.

  • Der alte Ianitor ging voraus und führte Septima durch das Atrium in den Hortus. Bereits als sie begann das Atrium zu durchschreiten, konnte sie eine Gestalt am anderen Ende sehen,die neugierig in ihre Richtung spähte. Das konnte entweder ein neugieriger Sklave sein oder Serrana höhst persönlich. Also wurde der neutrale Ausdruck auf Septimas Gesicht ersetzt durch ein freudiges Lächeln, denn bestimmt würde es eine mehr als interessantes Unterhaltung mit ihrer Freundin werden. Ob sie ähnlich werden würde als mit Calvena blieb abzuwarten.


    Graziel schritt sie auf Serrana zu und lächelte sie noch mehr an, als sie sie erkannte. "Salve, Serrana." begrüsste sie die Iunia und nahm sie in den Arm. Küsschen rechts, Küsschen links, ganz wie es Mode war. "Schön das du direkt Zeit hast, nicht das uns diese mit einem mal davon rennt." Ein Lachen folgte und sie ging mit ihrer Freundin zu den Sesseln. "Dann erzähl doch mal, wie hast du dir deine Hochzeit vorgestellt." wollte sie auch sogleich wissen und strahlte Serrana an.

  • Serrana sah der auf sie zuschreitenden Septima mit aufrichtiger Bewunderung und nicht ganz frei von Neid entgegen. Wie nicht anders zu erwarten, sah die Tiberia wieder einmal blendend aus, kein Haar und nicht eine einzige winzige Falte ihrer Palla schienen irgendwie an der falschen Stellte zu liegen. Dankbar erwiderte sie die freundschaftliche Umarmung und die Begrüßungsküsschen und wies dann auf die Sitzgelegenheiten, die sie so gemütlich wie möglich hatte herrichten lassen.


    "Oh, nicht doch, Septima, ich muss mich bei dir bedanken. Ich hatte ehrlich gesagt nicht allzu viel Hoffnung, dass du auch noch Zeit haben würdest, um meine Pronuba zu sein. Aber ich freue mich darüber sehr. Setz dich doch bitte."


    Sie wartete einen Augenblick, bis sich die Freundin hingesetzt hatte und nahm dann selbst Platz, bevor sie ein wenig ungeduldig nach dem Sklaven mit den Getränken Ausschau hielt.


    "Wie ich mir meine Hochzeit vorstelle? Oh, ich weiß nicht so recht..." antwortete sie dann ein wenig verlegen. "Ich freue mich unglaublich darauf, Sedulus zu heiraten, aber über die Einzelheiten hab ich mir noch nicht allzuviele Gedanken gemacht. Aber immerhin ist meine Tunica recta schon fast fertig, im Weben bin ich, den Göttern sei Dank, ziemlich gut. Hat Calvena dir schon erzählt, dass es eine Doppelhochzeit sein wird?"

  • Erst nach Serranas Aufforderung nahm Septima Platz und lauschte gespannt den Worten der jungen Frau. Sie konnte es noch gar nicht glauben, dass die ihr gegenüber sitzende Serrana schon bald heiraten sollte. Zu jung im eigentlichen Sinne war die Iunia nicht, aber wäre es keine Liebeshochzeit, so hätte Septima Vorbehalte gegen die Verbindung.


    „Mhm, noch keine genauen Vorstellung? Aber das Tunica recta so gut wie fertig ist, dass freut mich zu hören. Da hast du Calvena deutlich was voraus.“ erwiderte Septima gut gelaunt. „Aber Moment… Eine Doppelhochzeit? Soll das heißen… du und Calvena ihr wollt an ein und dem selben Tag heiraten?“ Nun zeichnete sich sichtbare Verwirrung auf Septimas Gesicht ab. „Aber… dann kann ich doch unmöglich bei euch beiden die Pronuba sein, oder wie habt ihr euch das vorgestellt?!“ Wenn sie einen Moment länger über den Sinn einer Doppelhochzeit nachgedacht hätte, dann wäre Septima womöglich selbst auf die Idee gekommen, dass beide Trauungen in einem Haus stattfinden sollten, aber so ging sie von zwei Häusern aus und ständig zwischen diesen hin und her zu laufen, wäre ihr zu anstrengend.

  • Ein Schmunzeln ging über Serranas Gesicht, als Septima ihr von Calvenas offenbar nur mäßigen Erfolgen beim Weben erzählte. So etwas in der Art hatte diese ihr auch schon angedeutet, aber sie wollte sich nicht zu sehr über diese kleine Schwäche amüsieren, schließlich hatte auch sie ihre Schwierigkeiten und Schwächen, wenn auch in ganz anderen Bereichen.


    Für einen kurzen Moment war Serrana die Angst vor einer möglichen Enttäuschung deutlich anzusehen, aber dann riss sie sich am Riemen, um Septima die etwas ungewöhnliche Situation zu erklären.


    "Ähm ja, wir heiraten am selben Tag, aber auch bei einer gemeinsamen Zeremonie. Und die wird, so wie es im Moment aussieht, wohl hier in der Casa Iunia stattfinden. Naja, und dann geht es in der Casa Germanica weiter mit der Feier...du müsstest dann nur mal irgendwann rüber zur Casa Quintilia, wegen...äh...du weißt schon." Mittlerweile war der Sklave mit den Getränken zu ihnen in den Garten hinausgetreten und Serrana nutzte die Gelegenheit, um ein wenig von ihren frisch erröteten Wangen abzulenken.
    "Möchtest du etwas trinken? Saft vielleicht oder verdünnten Wein?"

  • Das Missverständnis, bezüglich der beiden Hochzeiten an ein und dem selben Tag, war schnell geklärt und Septima seufzte erleichtert auf. „Da bin ich aber erleichtert. Ich hätte gar nicht gewusst, wem von euch beiden ich sonst beigestanden hätte. Aber den Göttern sei Dank muß ich mir darüber keine Gedanken machen.“ Erfreut griff Septima nach Serranas Hand und barg sie zwischen ihren Händen. „Ach Serrana, ich freu mich so richtig für dich!“ Das war ein durch aus heftiger Gefühlsausbruch für die sonst so sittsame und anständige Tiberia. Sie ließ Serranas Hand wieder los, als der Sklave mit den Getränken kam. „Saft mit etwas Wasser.“ gab sie kurz und knapp ihre Anweisung an den Sklaven.


    „Bevor wir weiter über deine Hochzeit sprechen, oder ich dir für etwaige Fragen zur Verfügung stehe…“ Septima zwinkerte Serrana zu, damit diese sich ermuntert fühlte ruhig zu fragen, wenn sie etwas wissen wollte, „… hätte ich ganz gern gewusst, wie das zwischen Sedulus und dir überhaupt passieren konnte. Ich meine… du liebst ihn, oder?“ Eine Frage die sie schon seit der Ankunft brennend interessierte. Wie war es, heiraten zu können, wen man liebte? In Septimas Vorstellung war es der Himmel auf Erden und ab und an träumte sie sogar davon, dass Octavius Macer neben ihr stehen würde, während sie den roten Schleier der Braut trug. Doch dies war nur Wunschdenken. Jetzt und hier saß ein lebender Beweis vor ihr und Septima war begierig darauf, Einzelheiten zu erfahen.

  • Bei dem Wort "Beistand" musste Serrana kurz schlucken. Barg das Heiraten vielleicht doch Aspekte, die einen besonderen Beistand nötig machten? Ein klein wenig nervös machte der nahende Beginn ihres Ehelebens und der damit zwangsläufig verbundene Vollzug der Ehe sie ja doch noch, auch wenn ihr das letzte Zusammentreffen mit ihrem Verlobten in der Bibliothek einen nicht unerheblichen Teil ihrer Angst in dieser Hinsicht genommen hatte.
    Schon seit etlichen Tagen lief sie wie auf Wolken, aber als sich Septima jetzt so frei und unverstellt mit ihr freute, da begann Serrana zu strahlen wie ein kleines Kind und hoffte, die Tiberia würde ihre Hand so schnell nicht wieder loslassen.


    "Danke, das bedeutet mir sehr viel." sagte sie leise und ärgerte sich, als bei Septimas nächsten Fragen wieder die altbekannte Röte in ihr Gesicht stieg. Wie es passieren konnte? Wirklich beantworten konnte Serrana das auch nicht, obwohl sie schon mehr als einmal darüber nachgedacht hatte. "Naja, ich denke, richtig angefangen hat es auf den Fontinalia, zumindest bei mir, denn Sedulus sagt, dass er schon bei den Ludi auf mich aufmerksam geworden ist. Leider hab ich damals nichts davon gemerkt, ich war ja total aufgeregt wegen der Cena und all dem...
    Naja, und bei dem Fest in der Casa Germanica hat er sich unheimlich nett um mich gekümmert, nachdem meine Großmutter ins Impluvium gefallen war und ich so große Angst um sie hatte. Und stell dir vor..."
    Serrana beugte sie aufgeregt vor und ihre Augen glänzten bei der Erinnerung an jenen schönen Abend,"...später hat er mich dann von den anderen weggeholt und hat mir den Garten und die Bibliothek gezeigt. Und dabei waren wir ganz allein....aber es ist wirklich nicht passiert, das musst du mir glauben." ergänzte sie noch schnell, damit Septima keinen falschen Eindruck von ihr und ihrem Benehmen bekam.
    Und die zweite Frage.....Liebte sie Sedulus? Serrana hatte ihre Eltern geliebt, aber die waren schon so lange aus ihrem Leben verschwunden, dass sie sich an dieses Gefühl kaum noch erinnern konnte. Und dann war da noch ihr Großvater gewesen, der jahrelang ihre wichtigste Bezugsperson gewesen war und ja, auch den hatte sie geliebt. Und Sedulus? So richtig nachgedacht hatte sie über ihre Gefühle zu ihm noch nie, aber jetzt, wo sie es zum ersten Mal bewusst tat, wurde ihr klar, wie allumfassend, klar und bedingungslos sie waren, wenn auch auf andere Weise als bei ihrer Familie.
    Serrana zögerte einen winzigen Moment, dann sah sie Septima an und lächelte. "Ja, ich liebe ihn."

  • Es ensprach ganz Septimas Bild von Serrana, dass diese bei ihrer Frage nach dem Kennenlernen von Sedulus, rot wurde. ‚Na, die Fontinalia hatten es wohl ganz schön in sich.’ Zum Glück dachte Septima dies nur und sprach den Satz vor Serrana nicht laut aus. „Wie? Seit den Fonti schon? Und ich habe nichts davon mitbekommen?!“ Sie schüttelte den Kopf über ihre eigene Blindheit.


    Aha, und im Garten der Casa Germanica hatten sich die beiden auf den Fonti auch herum getrieben. ‚Ein Glück nicht zur selben Zeit wie Macer und ich. Obwohl… ob Sedulus doch mitbekommen hat, wer ich war?’ Diese Frage nagte noch heute an ihr, denn sicher war sie sich noch immer nicht. Und Ursus war immerhin mit Sedulus befreundet, Macer jedoch auch. Ach, was für eine verzwickte Situation. ‚Am besten gar nicht mehr darüber nachdenken.’ beschloss Septima für sich und schob die unschönen Gedanken bei Seite. Da lauschte sie lieber den Worten von Serrana und betrachtete ihr hübsches Gesicht, wie es zu leuchten begann, als sie offensichtlich über ihre Gefühle zum Germanicer nachdachte. ‚Hoffentlich ist es nicht nur die erste Verliebtheit, sondern wahre Liebe.’ wünschte sich Septima und fing unweigerlich an über ihre Gefühle für den Octavier nachzudenken. Macer rief dieses ganz besondere Kribbeln in ihr hervor, was fast schon in ein Zittern über ging, wenn er sie auf seine ganz besondere Art und Weise ansah, oder gar berührte. Seine Küsse gingen ihr sprichwörtlich unter die Haut und sie wagte gar nicht daran zu denken, wie es wäre sich mit ihm, statt mit ihrem Ehemann zu vereinigen. Wobei sie Ursus nicht schlecht reden wollte in ihren Gedanken. Bisher war er ein aufmerksamer und liebevoller Mann, ganz anders als sie es von ihm erwartet hatte, aber Septima hatte auch keine Ahnung gehabt, wie viel Lust und Freude ihr die körperliche Vereinigung und somit der Vollzug der Ehe bereiten konnte. In der Hinsicht war sie ein kleiner Nimmersatt.


    „Das wünsche ich wirklich jedem von Herzen, dass er den Menschen heiraten kann, von dem er fest überzeugt ist, dass er ihn liebt.“ erwiderte Septima andächtig und löste ihren Blick aus der Ferne, um zum hier und jetzt mit Serrana zurück zu kehren. Macer weilte weit entfernt in Mantua, ihn würde sie so bald nicht wieder sehen. „Ich hoffe das es auch immer so bleiben wird.“


    „Und wie steht es mit seiner Tochter? Ich meine… du wirst dann auch Sabinas Mutter werden, oder? Wie hat das Kind die Nachricht aufgenommen?“ Zunächst wollte Septimas Neugier befriedigt sein, ehe sie die von Serrana stillen konnte.

  • Serrrana runzelte die Stirn. "Ich glaube, bei den Fontinalia waren wir fast den ganzen Abend an unterschiedlichen Orten." sagte sie nachdenklich. "Ich kann mich auf jeden Fall nicht daran erinnern, dass wir uns vor dem Feuerwerk im Garten und Calvenas Lied schon dort getroffen hätten."
    Allerdings war sie zumindest nach Laevinas Sturz ins Impluvium auch so abgelenkt gewesen (erst in unangenehmer dann in durchaus angenehmer Weise), dass sie auch kaum auf andere Gäste geachtet hatte, aber das zu erwähnen wäre wohl ein wenig zu uncharmant gewesen.
    Ja, die Erinnerung an dieses für sie und ihre Zukunft so ausgesprochen wichtige Fest war wirklich schön und sicher reizvoller als der Gedanke an ihre neuen Aufgaben als Sabinas Stiefmutter.


    "Puh, Mutter hört sich so alt und weise an, finde ich..."Wieder einmal tauchte die altbekannte Nervosität in Serranas Magengegend auf. "Ich war nicht dabei, aber Calvena hat mir gesagt, dass Sedulus' Tochter seine Entscheidung wieder zu heiraten sehr schwer nimmt. Vor einigen Tagen waren die beiden hier zu Besuch, da hat es halbwegs geklappt, aber wer weiß schon, was werden wird, wenn ich erst in der Casa Germanica wohne. Weisst du, im Moment ist es schon schwer genug mir vorzustellen, dass ich vielleicht bald selbst eigene Kinder haben werde, und dann noch ein anderes, schon so großes Kind dazu...." Durchsetzungsfähigkeit war noch nie Serranas große Stärke gewesen, und irgendwie hatte sie das ungute Gefühl, dass Sabina ihr auf diesem Gebiet einiges abverlangen würde.

  • Serrana wirkte durch Septimas spontanen Ausruf verunsichert, so dass es ihr schon fast leid tat, so offen gesprochen zu haben. „Lass gut sein Serrana. Vergeben und vergessen. Hauptsache ihr werdet zusammen glücklich.“ winkte sie ab und nahm einen Schluck von ihrem Saft.


    „Hm, mit Kindern fehlt mir leider die Erfahrung, so dass ich dir in Bezug auf Sabina kaum behilflich sein kann. Und was die eigenen Kinder angeht, da lass der Natur einfach ihren Lauf.“ Sie zwinkerte Serrana verschwörerisch zu und bediente sich an den Oliven. Ganz neben bei fragte Septima weiter. „Aber vielleicht gibt es noch anderes in Bezug auf die Hochzeit und was danach kommt, was du gerne wissen möchtest?“ Lächelnd sah sie zu Serrrana und schob ihr die Schale mit den Oliven zur Aufforderung selbst hinein zu greifen, ein kleines Stück entgegen.

  • "Vielen Dank, Septima, das wünsche ich dir und deinem Mann auch." antwortete Serrana erleichtert und musterte Septima dabei verstohlen. Unglücklich wirkte die Tiberia wirklich nicht, zwar nicht unglaublich verliebt aber auch in keinster Weise unzufrieden.
    Sie erwiderte das verschwörerische Zwinkern ihrer Freundin mit einem Kichern und griff schnell und reichlich verlegen nach den Oliven, die diese ihr entgegenschob. Vor noch nicht allzulanger Zeit hatte sie der Natur um ein Haar bereits ihren Lauf gelassen, und Serrana war es immer noch peinlich, wie schnell sie doch bereit gewesen war, von den moralischen Grundsätzen, die sie immer für unumstößlich gehalten hatte, selbst abzuweichen ohne dass allzu viel Überredungskunst dafür nötig gewesen wäre.
    Und trotzdem oder gerade deshalb blieben da natürlich noch einige Fragen offen, aber ob sie die Septima so einfach stellen konnte?


    "Naja, ich bin mir wegen ein paar Sachen schon noch etwas unsicher." begann sie zögerlich und rollte die Olive, die sie gerade aus der Schale genommen hatte, ein wenig auf dem Tisch hin und her. "Also, was die Hochzeit selbst angeht, hoffe ich einfach, dass alles irgendwie laufen wird und ich keine peinlichen Fehler machen werde. Aber dafür gibt es Traditionen und Regeln, an die ich mich halten kann, deshalb denke ich, dass das das irgendwie schon klappen wird. Ich hoffe nur,dass das auch so bleibt, wenn die Gäste erstmal weg sind....du weißt schon."

  • Eine Olive nach der anderen verschwand in Septimas Mund, während sie darauf wartete, was Serrana für Fragen an sie richten könnte. „Ich weiß schon?“ fragte sie mit einem möglichst unschuldigen Gesichtsausdruck zurück. „Meinst du etwa den Coitus?“ Nun konnte sie sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen und ignorierte vorerst die Schale mit den Oliven.


    „Du brauchst keine Angst davor zu haben, Serrana. Es ist das natürlichste und vielleicht auch schönste, was Mann und Frau teilen können.“ Gespannt wartete sie nun ab wie ihre Worte auf Serrana wirkten. Sie wollte ihre Freundin ganz gewiss nicht verschrecken und so lange war es noch nicht her, dass sie selbst Aelia Paulina wegen dieses Themas ausgequetscht hatte. Und Calvena war erst neulich bei ihr in der Villa Aurelia gewesen, um eben genau diese Frage beantwortet zu bekommen. Langsam bekam Septima den Verdacht, dass eine Pronuba genau dazu da war: Die Braut auf den Vollzug der Ehe vorzubereiten, damit sie nicht völlig unerfahren dem meist wesentlich erfahreneren Mann gebenüber stand. „Frag ruhig was du wissen willst, ich werde dir so gut ich kann antworten.“ ermutigte sie ihre Freundin.

  • Eine ganze Weile schon hatte die Olive ein wenig nervös, aber doch gemächlich ihre Bahnen auf dem Tisch gezogen, doch als das Wörtchen "Coitus" so seelenruhig aus Septimas Munde kam, da machte sie plötzlich einen Satz und flog in hohem Bogen in das nächstgelegene Beet.


    "Öhm, ich glaube schon, ja...." murmelte Serrana höchst verlegen und faltete schnell die Hände auf ihrem Schoß, bevor sie vor Schreck noch weitere Oliven oder andere Dinge in den Garten schnippen konnte und sah Septima jetzt direkt an. "Ein wenig weiß ich ja schon darüber, aber...aber nicht, weil ich es selbst schon getan hätte...das musst du mir wirklich glauben." Du liebe Güte, was sollte Septima nur für einen Eindruck von ihr bekommen, wenn sie so dumm daher redete. Aber zugeben, dass sie von ihrer unverheirateten Cousine einige recht anschauliche und hilfreiche Erklärungen bekommen hatte, konnte Serrana ja unmöglich, ohne sie beide in Verlegenheit zu bringen.
    "Ich weiß auch nicht, ob ich wirklich Angst davor habe,...naja...ein bisschen vielleicht schon..., aber...es fängt ja schon vorher an kompliziert zu sein, finde ich zumindest." Serrana stieß einen Seufzer aus und griff dann doch wieder zu einer neuen Olive, die nun ihrerseits begann, auf dem Tisch ihre Bahnen zu ziehen. "Weißt du, Sedulus hat mich ja noch nie ohne meine Kleider gesehen. Was ist denn, wenn er...also wenn ich ihm nicht gefalle so ganz ...ähm nackt? Ich wünschte wirklich, ich hätte zumindest ein bisschen mehr Busen..." Noch ein Seufzer und ein kurzer aber unverkennbar neidischer Blick auf Septimas beindruckende Rundungen folgten, bevor die Olive wieder ihre Richtung änderte und dann weiterkreiste.

  • Als die Olive in hohem Bogen den Tisch verließ und irgendwo im Hortus in Deckung ging, mußte sich Septima arg zusammen reißen, um nicht zu lachen. Die Situation war für sie, die inzwischen viel Erfahrung auf dem Gebiet des Coitus gesammelt hatte, eine völlig harmlose, doch für Serrana ging es um ihre erste Begegnung mit dem männlichen Geschlecht. Vorsichtig fuhr Septima mit ihrer Hand über die von Serrana, die sich eine neue Olive zum beruhigen ihrer Nerven genommen hatte.


    „Davon bin ich fest überzeugt, dass du noch absolut unangetastet bist. Mach dir keine Sorgen wegen der Nacht, Serrana.“ Der durchaus neidische Blick der Freundin war ihr nicht entgangen. „Ich entspreche nicht dem römischen Ideal. Dafür... mhm... habe ich eindeutig zu viel Busen. Du dagegen entsprichst dem Ebenbild einer Statue, wie sie gewiss auch hier im Hortus stehen. DAS ist es was Männer wollen. Ich habe Glück, dass mein Mann über meinen 'Makel' hinweg sieht, aber ich bin mir sicher, dass viele Männer lieber eine Frau mit kleiner Brust mögen, weil sie eben dem Ideal besser entsprechen.“ Septima nahm ihre Hand von Serranas und ließ sie weiter mit der Olive spielen. „Worauf ich dich wohl eher vorbereiten sollte ist, wenn dein Gemahl nackt vor dir steht.“ Kurz zwinkerte sie ihrer Freundin zu. „Hast du dir schon mal die Wandbilder in der Stadt genauer angeschaut? Dort wird häufiger die Pracht der Männer in etwas überzogener Größe dargestellt, aber der Größenunterschied zum ruhigen Zustand ist schon beachtlich. Ist dir jemals ein Mann im erregten Zustand begegnet?“ Nun ging es wirklich in die Tiefe, aber Septima hatte das Gefühl, dass sie Serrana sonst ins offene Messer rennen ließ.

  • Septima zweifelte also nicht an ihrer Tugend. Das war beruhigend, und Serrana atmete erleichtert auf. Die Tiberia wirkte immer recht locker, aber wer wusste schon, wie ernst es ihr trotzdem mit sittlichen und moralischen Grundsätzen war, schließlich war sie ja eine Patrizierin.
    Und ob es ihr wirklich weiterhalf, eine Figur wie eine Gartenstatue zu haben...
    "Ja, meinst du wirklich?" fragte sie noch ein wenig zweifelnd nach und warf einen kritischen Blick an sich und ihren bescheidenen Rundungen herunter. Ideal hin oder her, Serrana hätte trotzdem gern ein wenig mehr Oberweite besessen, aber wenn Septima sich da so sicher war...
    Die Besonderheiten des weiblichen Körpers wurden jetzt aber schlagartig von denen des männlichen Körpers abgelöst, und Serrana verschlug es bei der nächsten Frage ihrer Pronuba glatt die Sprache. Wandbilder dieser Art hatte die recht unbedarfte Iunia natürlich schon Dutzende gesehen, hatte sich darüber allerdings noch nie allzu große Gedanken gemacht, da es mit ihrem eigenen Leben nichts zu tun gehabt hatte. Bis jetzt zumindest. Serrana spürte, wie sich ihr bei Septimas Ausführungen ein wenig der Hals zusammenzog, schüttelte dann jedoch vehement den Kopf. "Nein, nicht dass ich wüsste." sagte sie schnell und mit hochrotem Kopf. Du liebe Güte, was für ein Thema, und verstehen tat sie es auch nicht wirklich. Wofür war denn so etwas überhaupt nötig?"Das klingt ein wenig gruselig, finde ich."

  • Septima mußte lächeln, als Serrana so zweifelnd an sich herab schaute. „Wer weiß, vielleicht solltest du mehr essen und nicht nur mit dem Essen herumspielen, dann werden auch deine Rundungen mehr?“ Die war ein Versuch, die Unterhaltung ein wenig auzulockern, denn Serrana machte auf Septima noch immer einen recht verschüchterten Eindruck. Dabei war doch gar nichts dabei, über die Verbindung zwischen Mann und Frau zu reden. Ob die Männer das auch taten? Tauschten sie sich über ihre Frauen, oder über den letzten Besuch in einem Lupanar aus, um heraus zu finden, welche der Damen wohl die bessere sei?


    Serrana schien wirklich überhaupt gar keine Ahnung zu haben, was es für Septima nicht leichter machte. „Mhm... gruselig ist es nicht, nein, aber ich denke wir könnten ein Anschauungsobjekt gebrauchen?“ Kurz blickte sich die Tiberia um, ob ein männlicher Sklaven in der Nähe war.

  • Serrana war wegen des ungewohnten und doch recht delikaten Gesprächsthemas viel zu nervös, um den Humor in Septimas Bemerkung herauszuhören und steckte sich sofort schuldbewusst die Olive in den Mund. Dummerweise hatte sie jetzt aber nichts mehr, mit dem sie herumspielen konnte und zupfte statt dessen an ihren eigenen Fingern herum. Warum konnte sie nicht ein bisschen mehr wie die Tiberia sein? Die sprach so locker über all diese Dinge, als hätte sie ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan, und dabei war sie doch auch gerade mal seit ein paar Monaten verheiratet. Allerdings hatte Septima vermutlich auch keine Großmutter gehabt, die ihr jahrelang eingebleut hatte, dass bereits ein zu intensiver Blickkontakt mit einem Mann ungeheure moralische Gefahren mit sich brachte...
    Sie hatte sich gerade mühsam dazu durchgerungen, den Rest das Gesprächs so entspannt und unbeeindruckt wie möglich hinter sich zu bringen, als Septima es erneut schaffte, sie aus der Fassung zu bringen.


    "Ein Anschauungsobjekt?" fragte sie, für einen Moment irritiert und dann zunehmend erschreckt nach."Meinst du etwa einen Mann? Das...ähm...wird wohl nicht nötig sein, ausserdem haben wir hier sowas nicht." So ganz stimmte der letzte Satz natürlich nicht, auch wenn die meisten Sklaven der Casa Iunia weiblich waren. Serrana fiel da im ersten Moment nur Araros ein, und die Vorstellung, den alten Ianitor nackt vor sich stehen zu haben....oh ihr Götter, nur das nicht!

  • Etwas enttäuscht darüber, dass Serrana ein Anschauungsobjekt für nicht nötig hielt, ließ Septima erneut eine Olive in ihrem Mund verschwinden. Genüsslich zerkaute sie das kleine runde Ding und legte nachdenklich den Zeigefinger an die Unterlippe. „Na gut, wenn du schon kein lebendes Anschauungsobjekt willst, dann lass doch bitte ein paar carota aus der culina holen und ich erkläre es dir damit.“ Die Tiberia hatte echte Bedenken, dass Serrana völlig unvorbereitet in die Hochzeitsnacht gehen könnte und am Ende, trotz der vorhandenen Liebe, vor ihrem Gemahl zurück schreckte.


    Schnell wurde eine der weiblichen Sklavinnen – wieso gab es eigentlich nur weibliche Sklaven in dieser Casa? Kein Wunder das Serrana so völlig unbedarft war – gesschickt, um das gewünschte Gemüse zu holen. „Wenn du dir zu viele Sorgen um die Hochzeitsnacht machts, liebe Serrana, dann setzt du dich nur selber unter Druck. Ich weiß wie quälend die Ungewissheit sein kann, aber glaube mir, dein Körper wird schon wissen was er zu tun hat.“ versuchte sie ihre junge Freundin wieder zu beruhigen, während sie auf das Anschauungsgemüse warteten.


    Als die Sklavin einen kleinen Korb voller geputzter Möhren brachte, griff sich Septima sich die kleinste und die größte aus dem Korb, um ihrer Freundin zu erläutern, wie es mit der Männlichkeit bestellt war. „... und wenn es soweit ist, dann passiert es von ganz alleine.“ endete ihr Bericht und sie schaute Serrana lächelnd an. „Und? Alles verstanden?“ neckte sie die Iunia kurz und zwinkerte ihr zu. So sehr ins Detail hätte Septima bei Calvena nicht gehen müssen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!