Hortus - der Garten

  • Auch wenn Vala sich aufrichtete und von schwereren Verletzungen verschont schien, hörte Axillas Herz nicht auf, vor Sorge wild gegen ihre Brust zu hämmern. Alles in ihr drängte sich danach, ihn auch zu berühren, ihm aufzuhelfen, ihm wenigstens den Dreck von der Toga zu klopfen und ihm zu helfen. Aber sie durfte nicht, und noch hilfloser als ohnehin schon saß sie neben Vala. Immer wieder zuckte ihre Hand seinen Bewegungen hinterher, als wolle sie doch ihm bei seinem Tun helfen, und doch tat sie im Grunde nichts, als dasitzen und warten. Was sie eigentlich schon immer tat, wenn es um den Duccier ging: dasitzen und warten.
    Auf den Hinweis zur mangelnden Gastfreundschaft ihrer Hausbotanik wurde Axilla verlegen rot und sah hilflos lächelnd kurz zu Boden. Was sollte sie darauf sagen? Sollte sie sich nochmals entschuldigen? Sollte sie ihm sagen, dass es sicher nicht so war? Dass ihr Garten ihn doch nicht nicht-mögen konnte, wo sie als Herrin dieses Gartens ihn doch nicht nur bloß mochte, sondern sich jede Sekunde seiner Gegenwart nach ihm sehnte? Nein, das sicher nicht. Oder sollte sie Cicero zitieren aus seinem unvollendetem Werk über das Schicksal, dass es selbiges vielleicht gar nicht gab, da man sich fragen musste, ob die Dinge, die geschahen, auch zufällig so geschehen würden, wenn gerade niemand da war? Das war wohl auch ein wenig zu hoch getragen.


    Und so saß sie einfach nur da und lächelte verlegen beiseite, bemerkte nicht, wie Vala sie für diesen Moment ansah, und wurde von seinen folgenden Worten endgültig aus jeglichem Konzept, welches sie haben mochte, gebracht. “Ich...bin...?“ kam es perplex und wenig eloquent über ihre Lippen, als sie zu Vala wieder zurückschaute. Er saß inzwischen, war dabei so groß wie sie im Knien, und sah sie einfach nur an. Sah ihr direkt in die Augen. Und sie verlor sich in seinen, wie schon damals am Tiberhafen, oder jedes Mal danach, wenn sie ihm gegenüber gestanden hatte.


    Schließlich war es Levi, der ihr ihre Sprache wiederbrachte, nebst der angewiesenen Schale mit Wasser, einem Lappen und einem kleinen Holzkästchen, in dem das fein gemahlene Pulver aus roten Meerschwämmen war, das besonders gut bei allen Dingen des Kopfes wirken sollte. Eigentlich war es ja zum Einnehmen, wenn sich ein Kropf bildete, aber es half auch gut beim Auswaschen von Kopfverletzungen, auch wenn das Zeug brannte wie sonst noch eins.
    Als Levi also damit ankam und Axilla aus ihrer Betrachtung riss, sah sie ihn beinahe ärgerlich kurz an, war dann aber doch froh über die Unterbrechung, ehe sie noch was dummes gesagt hätte. “Stell es dort drüben ab“, wies sie den Sklaven mit zittriger Stimme an und sah erst dann wieder zurück zu Vala. Sie wusste noch immer nicht so recht, was sie sagen sollte, aber sie konnte ihn ja nicht nur die ganze Zeit ansehen wie ein verliebtes Mondkalb. Ohne noch einmal den Blick zu seinen Augen zu heben, aus Angst sich dort ein weiteres Mal zu verlieren, plapperte sie verlegen los. “Das ist zum Abwaschen des Blutes, und falls du sonst noch Kratzer hast, und... es brennt ein wenig. Wenn du erlaubst, dann helf ich dir dabei. Also, wenn du willst und nichts dagegen hast, dass ich dich da berühre. Und... du bist ja gar nicht so richtig verletzt, aber vielleicht möchtest du dir trotzdem das Gesicht waschen.“

  • Wie paralysiert hing Vala an ihren Lippen.. obwohl Paralyse hier sicher der falsche Begriff für das war, was der junge Germane im Moment empfand. Schmerz, ja, allerdings war das nichts was ihn noch kümmern würde, war Schmerz doch so etwas wie ein steter Wegbegleiter seines Lebens geworden, der sich meist abseits seiner Pfade bewegte und doch mit größter Zuverlässigkeit immer wieder seine Wege kreuzte. Man grüßte sich mittlerweile nicht einmal mehr. Es war mehr die Erkenntnis eines Menschen, der zu lange geschlafen hatte und die Welt des Wachens sich im Gegensatz zu der des Morpheus unfassbar fassbar zeigte. Axilla war da, wo sie vormals nicht gewesen ist... zugegebenermaßen nicht in seinem Herzen, denn da hatte kaum jemand Platz gefunden der noch am Leben war, und so musste Axilla sich in ihrer neu gewonnenen Wahrnehmung mit einem dezent tieferliegenden Platz zufrieden geben. Wie so viele andere...
    Es war eine Korrektur, die seine Augen ihre Lippen bewundern ließ, ihre glatte Haut, die sanften Formen ihres schlanken Körpers, versteckt unter störendem Stoff.. ein Lächeln schlich sich auf Valas Lippen, so sehr begeisterte ihn sein Erkennen, verwandelte sich bald in ein wölfisches Grinsen.. einem Wolf gleich, der unverhoffterweise über ein Lamm in seinem Jagdrevier stolperte.


    "Danke.. es ist nichts weiter...", wischte er ihre Sorge beiseite, raffte sich auf und trat zur Wasserschale, um sich in reichlich unrömischer Weise das kühle Nass ins Gesicht zu schlagen und sich so von Dreck, Blut und Matsch zu befreien. Und vor allem um den Kopf frei zu bekommen und nicht sofort wie ein Tier über Axilla herzufallen. Das rote Pulver roch nach Meer.. Salz und die sanfte Fäulnis, die den weiten Wasser stets innezuwohnen scheint. Und es brannte wie Hölle, als Vala sich das Zeug mit einem nassen Finger auf die aufgeplatzte Stelle seiner Lippe patschte...


    "ARGH...", begann eine immer leiser werdende Tirade von Flüchen über das eigene Ungestüm, bis der pochende Schmerz in seiner Lippe abgeklungen war, und als er sich wieder zu Axilla umwandte, die ihn immernoch reichlich bedröppelt anblickte, lächelte er ein leicht lädiertes Lächeln.. wobei sein Blick schwer zu werden schien, denn er hatte deutliche Mühe überhaupt in Höhe ihres Kopfes zu verweilen. "So.. was war das jetzt überhaupt? Ein persischer Apfel?", war ein ziemlich plumper Versuch den eigenen Gedankenkreis vom lockenden Weibe abzuwenden. Es schien fast, als wollte sich irgend etwas in Vala nicht mehr mit Warten zufrieden geben, nachdem es allzu lange schon auf gewisse Symbole der Paarungssystematik von Menschen hingewiesen, die Vala sonst über Meilen wahrnahm wie ein Hengst die rossige Stute roch, und nur bei Axilla blieben sie unentdeckt. Etwas, was der Jagdinstinkt in Vala nicht länger dulden konnte... dulden DURFTE, wollte er weiterhin seine Selbstachtung behalten.
    Zu ihr getreten blickte er auf den Ast hinab, schüttelte den Kopf und machte das, was er wohl als bestes konnte: unschuldig lächeln.
    "Es scheint fast, als wollte dein Garten mich vor irgendwelchen Dummheiten bewahren... ich hoffe, er greift nicht zu drastischeren Mitteln, sollte er mitbekommen, dass er hiermit gescheitert ist."

  • Er lehnte ihr Hilfsangebot ab und stand langsam auf, schüttelte sich dabei noch den Rest an Holzstückchen und Krümeln von sich ab, um zur Wasserschale zu gehen. Axilla fühlte sich so dumm und einfältig, es überhaupt angeboten zu haben. Was hatte sie sich dabei denn gedacht? Dass ein gestandener Kerl nicht fähig wäre, sich selber um ein paar Kratzer zu kümmern?
    Sie hörte die nur halb unterdrückten Flüche hinter sich, wo Vala sich großzügig wusch, und erinnerte sich daran, dass sie noch immer kniete – und ihrem Kleid so vermutlich ein paar hübsche Grasflecken zuführte. Hör auf zu träumen, dumme Nuss, schalt sie sich selbst und versuchte explizit, nicht über Valas Aussage von vorhin nachzudenken. Etwas linkisch stand sie auf und klopfte sich das Gras vom Kleid, während Vala seine Bekanntschaft mit der Substanz schloss, die in einigen Jahrhunderten ein schlauer Kopf einmal Jod nennen würde. Nur brauchte Vala dazu bedeutend länger als Axilla fürs Aufstehen. Also stand sie da, bemüht, nicht nachzudenken, und kratzte sich verlegen am Unterarm. Sie sah zu Vala hinüber, wie er mit dem Wasser kämpfte, wie es an seinem Gesicht herablief und in seinen Kragen – und sie hoffte nur, dass Levi nicht zu viel der roten Asche ins Wasser gemischt hatte, da es sonst noch häßliche Flecken geben würde, die kaum eine Seife herausbekommen würde. Allerdings war ja auch nicht geplant gewesen, dass Vala sich großzügig mit den Händen das Gesicht wusch, anstatt nur mit dem Lappen vorsichtig zu tupfen, wie Axilla es getan hätte. Sie wollte schon zu ihm hin und ihn darauf aufmerksam machen, zuckte dann aber doch wieder zurück und traute sich nicht. Alles in ihr drängte zu Vala hin, und doch war es, als wäre eine Mauer um ihn herum gezogen, und jedes Mal, wenn Axilla im Begriff war, ihn zu berühren, wurde sie davon abgehalten.


    Und dann war der Moment auch schon wieder vorbei, ungenutzt verstrichen wie so viele andere schon zuvor, in denen Axilla einfach zu ängstlich gewesen war, das zu tun, was sie wollte. Axilla hätte ihm im Vorüberziehen zuwinken können, so untätig wie sie gewesen war.
    Vala drehte sich ihr wieder zu. An ihm glänzte noch immer das Wasser, und er lächelte sie auf diese Art an, die Axilla schon immer durcheinander brachte. Er meint das nicht so, sagte sie sich zum x-ten Male selbst, um ihre Beherrschung und Haltung zu bewahren. Ihre Dignitas, an die Urgulania sie nicht nur einmal erinnert hatte.
    “Ähm, ja, das sind persische Äpfel. Malum persicum heißt die Pflanze“, erklärte Axilla verlegen auf die erste Frage, nur um von der zweiten Aussage dann umso heftiger getroffen zu werden.
    Er meint das nicht so! brüllte sie sich selbst in Gedanken zu, um jedwede Spekulation darüber zu vermeiden, wie Vala es gemeint haben könnte. Es klang sehr eindeutig nach etwas, nach dem es einfach nicht klingen konnte, und was vermutlich nur so aussah, weil Axilla es sich wünschte. Vielleicht war sie auch auf dem Faun eingeschlafen und träumte das gerade eben. Obwohl sich das Gefühl, im Boden versinken zu wollen, sehr real anfühlte.
    Er trat wieder zu ihr, und ein Teil von Axilla wollte vor ihm zurückweichen, ein anderer zu ihm hin. Sie selbst blieb wie ein braver Soldat gerade stehen – wenngleich Soldaten wohl nicht mit leicht geröteten Wangen beiseite schauten oder sich auf der Unterlippe herumbissen, während sie verlegen zur Seite blickten. “Welche Dummheiten denn?“ fragte sie und mühte sich, unbedarft zu klingen. “Nach Ägypten reisen zu wollen ist doch nicht dumm. Und vielleicht ist es ja auch nicht, dass mein Garten dich nicht mag, sondern das er dich sehr gern hat und nur nicht will, dass du gehst?“ Sie kam sich noch linkischer und ungeschickter vor, als ohnehin schon. Aber seine Worte machten sie unruhig und nervös. Sie wollte nicht daran denken, wie er sie tatsächlich gemeint haben könnte. So oft hatte sie das schon gedacht, und am Ende war doch nie mehr zwischen ihnen gewesen als ein einziger Kuss zwischen heruntergefallenen Schriftrollen.

  • Klar sehen war eine Gabe. Das erkannte Vala, als er in das Gesicht der jungen Iunia blickte, und Dinge sah, die er vorher noch nie wahrgenommen hatte. Was ihn wieder einen Toren schalt, gehörte das Erkennen eben dieser Dinge doch zu seinem Handwerkszeug, quasi das Zünglein an der Waage zwischen der Eroberung einer Frau und einem handfesten Skandal.
    Skurilerweise erinnerte ihn dieser Moment daran, als man ihn mit einem Sack über den Kopf in stundenlanges Leiden geschleift hatte. Dieses Mal war es anders.. erst kam der Schmerz, dann das Sehen. Und was er sah, schimpfte den Vala der vergangenen Jahre einen Narren... wie hatte er so blind sein können?


    Es war nicht so, dass all das, was Vala an weiblicher Zuneigung zuflog bewusst deutete. Es war mehr ein... intuitives Wissen. Irgendwann wusste man einfach, dass man gewonnen hatte. Und diese Frau glühte derart für ihn, dass er das Gefühl bekam die Ziellinie schon vor einer halben Ewigkeit hinter sich gelassen zu haben. Was ihm nicht einmal mehr schmeichelte, Vala war vom bleibenden Erfolg seiner selbst so abgestumpft, dass es ihn eher überraschte, es einmal nicht zwischen die Beine einer Frau geschafft zu haben. Was freilich übertrieben war, schließlich gab es zwischen all den Frauen, die die Hinterhältigkeit und Treulosigkeit der Herren der Schöpfung mit gleicher Münze zurückzahlten immer wieder mal solche, die das enge Korsett der Zivilisation vorzogen. Wobei dies sich nicht gegenseitig ausschloss... Valas Selbstbild als Weiberheld war jedenfalls intakt.


    Die Erkenntnis, dass Axilla ihm sicher war ließ Vala beinahe auflachen, so überrascht war er von ihr. Die Belustigung über seine eigene Torheit war jedoch ein schwacher Abglanz im Vergleich zu dem Verlangen, das als logische und sinnliche Konsequenz des von ihm abfallenden Schleiers in ihm erwachte und Axillas Hitze reflektierte.. freilich hätte man hier das typische Treiben der Geschlechter auf die Spitze treiben können, eine verbale Andeutung auf die andere folgen lassen bis schließlich kaum mehr Unklarheiten bestanden.. hier jedoch war der Worte schon vor langem genug gesprochen worden, und Vala hatte nichts anderes als Taten im Sinn.


    So wich sein Lächeln auch ein Ausdruck siegessicherer Entschlossenheit, als er anstelle einer Antwort einfach ihre Hand ergriff sie zu sich zog, mit der zeitlosen Geste eines Fingers ihr Kinn emporhob und seine Lippen auf die ihren drückte.

  • Seine Antwort folgte rasch, wenngleich nicht auf die Art und Weise, die Axilla erwartet hatte. Sie hatte schon gedacht, er würde Lachen über ihre einfältige Erklärung, oder doch noch wütend werden, wie er es für gewöhnlich tat, wenn sie etwas dummes oder unbedarftes sagte. Oder einfach nur weiter scherzen, ihr Garten wolle ihn umbringen, und ihr damit mehr schlechtes Gewissen einzureden, als er auch nur erahnte. Am liebsten wollte sie den dummen Baum eigenhändig fällen, hatte er den Duccier doch verletzt. Dummes Gestrüpp auch, das ihr nicht einmal das bisschen ruhige Zweisamkeit mit dem Germanen gönnte, nicht einmal einen vernünftigen, ruhigen Abschied, ehe er ans andere Ende der Welt vor ihr floh!
    Doch nichts dergleichen kam. Im Gegenteil. Er ergriff ihre Hand, und ungläubig schaute Axilla runter zu der Berührung, den Blick auf seinen Griff geheftet wie man sonst nur ein göttliches Wunder anstarren mochte. Zu gebannt, um weg zu sehen, und doch nicht glaubend, was man da sah. Ich träume, stand für Axilla mit einem Mal fest, da keine andere Erklärung hierfür gelten konnte, als Vala sie zu sich herzog und sie ihm perplex entgegenstolperte. Sie glaubte es auch noch nicht, als sein Finger sich unter ihr Kinn legte und es leicht anhob, als ihr Herz so schnell gegen ihre Brust hämmerte, dass sie meinte, er müsse es auch hören oder sogar sehen, und er sich diese Winzigkeit, die doch eine Ewigkeit war, zu ihr runterbeugte und sie küsste.


    Ein Schauer ging durch ihren gesamten Körper, so heftig, dass auch er ihr Zucken spüren musste. Ihre Knie wurden weich und wollten nachgeben, und doch stand Axilla da und ließ sich zitternd küssen. Es war anders als der Kuss in der Bibliothek, länger und irgendwie sanfter, als sie sich mit einer Hand an Valas Brust abstützte, sich an dem Stoff festhielt, als hätte sie Angst, er könne sie wieder so loslassen wie damals zwischen den Schriftrollen. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Mund öffnete sich zaghaft dem seinen, sie schmeckte noch das Blut, und die Gans, und ganz leicht dahinter das Süßholz, das er so gerne kaute. Und sie küsste ihn einfach, hier mitten im Garten und in der Dunkelheit, und wusste nicht so recht, ob sie lachen oder doch lieber heulen sollte deswegen.


    Es hieß, die zweitgrausamste Strafe der Götter sei es, einem Menschen nicht zu geben, was er sich von Herzen wünschte. Aber die grausamste war es, wenn sie es gewährten. Und es war auch jetzt grausam für Axilla, die von diesem Moment so oft geträumt hatte, dass sie auch jetzt nicht wusste, ob sie wach war oder schlief, ihn hier bei sich zu haben, ihn zu schmecken und zu riechen, und dabei zu wissen, dass er gehen würde. Und dass sie ein Versprechen gegeben hatte, das sie nicht brechen würde können, um bei ihm zu sein. Sie unterbrach den Kuss und senkte den Kopf, schuldbewusst. “Ich heirate wieder“ schoss es aus Axilla heraus, die weiterhin ein anderes Versprechen ignorierte und Vala weiterhin festhielt. Sie konnte ihn nicht loslassen. Aber sie konnte ihn auch nicht anlügen.

  • Das zum Thema sie war ihm sicher. Ihre Hand noch in der seinen, die andere auf seiner Brust verspürte er einen Anflug von Überraschung als sie sich einfach so von ihm löste. Dabei hatte er noch gar nicht richtig angefangen! Natürlich hatte er den Kuss genossen, schließlich gab es auch für Männer keinen erhebenderen Moment. Das wusste nur niemand, weil es ein wohlgehütetes Geheimnis war, damit Männer sich weiterhin gebärden konnten wie tollwütige Trolle ohne sich von ihren Weibern vorhalten lassen zu müssen, dass sie doch zumindest partiell Gefallen an weniger gewalttätigem Umgang fänden, und dies doch bitte auszubauen war! Ja, Vala hatte es genossen... Axillas Lippen waren voll und weich und wie zum Küssen geschaffen, und auch wenn sie vornehmlich roch wie eine Obstplantage war unter den ganzen Essenzen die sich Römerinnen in die Haut rieben zumindest noch die Frau zu erahnen.. und Vala wusste genau, wie man einem römischen Weib diesen unnatürlichen Gestank austrieb: in dem man sie zum schwitzen brachte. Aber eben dieses Vorhaben wurde jäh unterbrochen, als sie sich von ihm löste, was Vala mit einem fragenden Blick quittierte bevor er wirklich ärgerlich werden konnte. Es gab einen Punkt, da ließ man seine Beute nicht mehr aus den Krallen und jedes Zucken ersterer bedeutete nichts weiter als eine unnötige Verzögerung des Unvermeidlichen.
    Und mit was verzögerte sie das?


    Mit einer Lapalie!
    Sie heiratete wieder... na schön. Und sie sagte das in einer Tonlage, als wäre das von wirklich trifftiger Bedeutung. Gut, natürlich war es das. Immerhin war die Ehe den Römern heilig, und damit war es quasi selbstverständlich, dass Axilla wieder heiratete. War bei den Germanen nicht anders, und Vala war mit seinem Anarcho-Balzverhalten eine distinkte Ausnahme unter all der Tugendhaftigkeit in den Völkern. Wobei er definitiv zu viel erlebt hatte, um auf jede vorgeschützte Tugend noch etwas zu geben. Menschen waren Tiere, im Krieg wie im Frieden wie im Bett. Und vor allem da.
    Das einzige, was Vala davor bewahrte sie mit einem einfach dahingerotzten 'Na und..?' wieder an sich zu ziehen war ihre Stimme, die vor Bedauern nur so troff. 'Frigg, sei verflucht!' war einer der harmloseren Verwünschungen, mit denen Vala sämtliche ihm bekannten Namen der Ehegöttin bedachte, weil sie das Miteinander mit jungen Frauen so unfassbar kompliziert machte.
    Er wollte dieses Weib... hier und jetzt. Im Garten. Nackt, verschwitzt und vor Verlangen seinen Namen keuchend. Er wollte nicht auf die wohl anstehende Hochzeit eingehen! Er wollte sie nicht einmal verhindern! Noch wollte er ihr sonst irgendwas! Das einzige, was er wollte war eine Kerbe mehr in seinem Bett mit dem Titel 'I. Axilla - Non. Sep. DCCCLXI - HQ'.
    Sollte sie doch heiraten wen sie wollte, solange sie heute Abend die Beine für ihn breitmachte!


    Aber Vala war nicht dumm, und bei aller aufkeimender Wolllust war ihm klar, dass er hier alles verlieren konnte und sich im schlimmsten Fall in einem Lupanar würde abreagieren müssen, sollte er hier scheitern. Nein, jetzt galt es Einfühlsamkeit zu beweisen. Oder zumindest sehr glaubhaft so zu tun als wäre Mann zu derartigem überhaupt fähig. Also riss er sich noch einmal zusammen, und machte das betroffenste Gesicht zu dem er bei all dem Testosteron in seinem Blut überhaupt fähig war: "Du... heiratest?" Ja, das klang gut... ungläubig, beinahe schon ein wenig verzweifelt. "Das... das... das ist gut.", sprach er mit einer Miene, die SEHR deutlich machte, dass er eigentlich gerade genau das Gegenteil dachte. Er löste sich von ihr.. wie um der Tugend doch noch eine Chance zu geben und ging einen, zwei Schritte auf den Pan zu. "Das ist wirklich gut. Du bist eine Iunia.. sicherlich wirst du deinen Mann sehr glücklich machen."
    Hätte er einen anderen Mann diese Worte sprechen hören, mit der Theatralik die er in sie legte, so hätte er diesem höchstwahrscheinlich angewidert vor die Füße gekotzt. Aber was betrieb Mann nicht alles an Aufwand um ein paar glorreiche Momente zwischen den Schenkeln einer Frau zu verbringen? Richtig, ALLES. Es drehte sich ALLES darum. Natürlich mit Konsequenzen und Machterhalt und so... aber letztlich ging es nur um Mann und Frau. Oder Mann und viele Frauen. Wobei Vala letzteres natürlich vorzog, gerade wenn er sich nicht die ganze Zeit mit ihnen abgeben musste.


    Das Bedauern in seiner Stimme, die Verzweiflung in seinem Blick.. alles ebenso einstudierter Gestus, als würde er dem Senat Roms ein neues Gesetz verkaufen. Er fragte nicht nach dem Namen des Mannes, dieser war schließlich vollkommen irrelevant für ihn. Er wollte ihn auch gar nicht wissen, Männer machten nur Probleme wenn es um Frauen ging, weshalb Vala gewisse Dinge bevorzugt alleine mit ihnen klärte... und hier ging es um etwas, was er ganz sicher nicht im Beisein von irgendwem klären wollte.

  • Sie war eine Närrin! Wenn sie ihren Mund gehalten hätte, wenn sie nichts gesagt hätte, dieser Moment hätte perfekt sein können. Er war hier, bei ihr, hielt sie im Arm, küsste sie... und sie machte alles kaputt. Idiot, Idiot, Idiot! hallte es durch ihre Gedanken als Vorwurf an sich selbst, und als sie in Valas Gesicht sah, diesen Schmerz darin sah, als er sie schließlich losließ, war es schon beinahe zu viel für sie. Warum hatte sie nicht einfach den Mund halten können und den Göttern für diesen einen Moment danken können? Wollte sie denn unbedingt unglücklich sein?
    Er entzog sich ihrem Griff, und Axilla ließ den Stoff seiner Tunika los. Ihre Hand, jetzt ohne Ziel oder Daseinszweck, schlang sich um ihren Bauch, als könne sie den sich ausbreitenden Schmerz so eindämmen. Der andere Arm folgte, umschlang den zitternden Körper, und Axilla stand mit vor dem Bauch verschränkten Armen einfach da wie ein Häuflein Elend und sah Vala hinterher. Die zwei Schritte zwischen ihnen erschienen ihr eher wie die Meerenge von Gibraltar, sie auf der einen Säule des Hercules, Vala auf der anderen. In Sicht, und doch unerreichbar.


    Närrin!


    “Es tut mir leid...“, kam es noch gequälter von ihren Lippen. Wag es ja nicht, jetzt zu heulen! Sie versuchte, sich zusammen zu reißen und ruhig zu atmen. Wenn sie jetzt weinte, machte sie erst recht alles kaputt. Was auch immer das hier war, wie auch immer es entstanden war. Axilla verstand ohnehin nicht, was an diesem Abend anders war als an den vielen zuvor, an denen auch nie etwas passiert war. An denen Vala sich ihr auch immer und immer wieder entzogen und sie allein und tugendhaft zurückgelassen hatte. Jedes Mal war etwas dazwischen gekommen, und Axilla war sich sicher, dass es ihre Schuld war. Auch heute. Warum nur musste sie ihn von sich stoßen mit diesen Worten?
    “Ja, ich bin eine Iunia...“ murmelte sie noch und blickte zu dem Pan, der noch immer mild lächelnd hinter dem Germanen aufragte und in den Garten blickte. Und zum allerersten Mal wünschte sich Axilla beinahe, sie wäre keine Iunia.


    Wer sagt, dass es sich nicht schickt? hallte eine andere Stimme kurz durch ihren Kopf. Und die Frage erzeugte ein Echo tief in ihr, das zum ersten Mal einen Sinn zu ergeben schien. Tugend und Dignitas sagten ihr, sie sollte ihn gehen lassen und ein für alle Mal sein lassen, ihn vergessen. Aber jeder andere Teil ihrer Seele wusste, dass sie das nicht konnte, außer sie würde sich selbst tot gegenüber jeglichem Gefühl machen. Erwachsen.
    “Aber es ist mir egal, ob er glücklich ist“, hörte sie sich selbst sagen, und es war die reine Wahrheit. Sie mochte Imperiosus, sie wollte ihm nichts böses. Sie war froh, wenn er glücklich war. Aber sie liebte ihn nicht. Nicht so wie Vala. Auf den sie zutrat, nur einen Schritt, um wieder vor dieser Mauer zu stehen, die sie zwischen ihnen beiden durch dieses vermaledeite Versprechen gebaut hatte.
    Nur diesmal ließ sie sich nicht davon abhalten. Ein zweiter Schritt folgte, und ihre Hand legte sich zitternd und sanft auf seine Schulter. Sie wollte nicht, dass er jetzt ging. “Es ist mir egal, ob er glücklich ist“, wiederholte sie noch einmal, leiser und sich der Schwere der Worte bewusster.

  • "Wer bist du, und was hast du mit Axilla gemacht?", kam es Vala über die Lippen bevor er es verhindern konnte. Er war gelinde gesagt ziemlich perplex über die Anwandlungen einer Frau, die er schon so lange zu kennen glaubte. Und perplex über die Situation, in der er sich gerade befand.
    Es geschah beileibe nicht oft, dass eine Frau ihn überraschte. Nicht auf diese Art und Weise. Normalerweise überraschte er sie... oder sie sich selbst. Aber sie ihn? Nein. ER war es, der die Festungen ihrer Keuschheit mit Werbung, Versprechungen, Schmeicheleien oder schlichtweg im Sturmangriff knackte... und manchmal kam es auch vor, dass ihm die Tore schon offen standen bevor er sich überhaupt gerüstet hatte, als hätten sie nur auf ihn gewartet. Aber dass er sich auf eine längere Belagerung einstellte, und die Garnison der Festung rausmarschierte um letztlich IHN zu erobern. Nein, das kam wirklich nicht oft vor.


    Was blieb ihm also übrig zu tun, wenn sie sich schon so offensiv und sehr allegorisch auf ihn zu stürzen schien? Noch hatte sie schließlich nix gesagt... aber bei Frauen war das generell auch anders. Die waren einfach subtiler. So subtil, dass sie selbst oft genug nicht mitbekamen was sie da eigentlich kommunizierten. Gut, das Bekenntnis, dass ihr das Glück ihres eigenen Ehemanns in spe ziemlich egal war konnte selbst sie sich selbst nicht mehr schönreden. Und eigentlich gehörte das zu Valas Repertoire, weshalb er sich nun überlegen durfte, wie weiter vorgehen.
    Was machte man, wenn man sich mit dem Rücken zum Tor gerade einschanzte und man auf einmal eine Hand auf die Schulter gelegt bekam, die rein zufällig zur gerade Belagerten gehörte?


    Richtig. Man packte sie, und versuchte das Überraschungsmoment des Belagerten mit viel Gewalt irgendwie in eigene Überlegenheit zu verwandeln.


    Interessanterweise musste Vala erkennen, dass ihm die für römische Verhältnisse schon fast forsche Art der Iunia beinahe mehr gefiel als das Opferlammgetue der meisten Frauen. Der Rausch der Jagd war vor allem dann überragend, wenn man etwas jagte das sich wehren konnte, und es mit Vorliebe auch tat. Die Tatsache, dass Axilla sich gerade überraschend von einem Lamm zumindest in eine Wildkatze verwandelt hatte brachte sein Blut mehr in Wallung als alles andere was die Iunia hätte anstellen können. Nun... von einer spontanen und vollständigen Selbstentblößung mal abgesehen; Stil und Balztanz hin oder her.. das beste Aphrodisiakum für einen Mann war immernoch die nackte und jugendliche Haut eines Weibs.


    "Na dann..", war dann auch alles, was Vala zu den neu gewonnen Erkenntnissen zu sagen hatte. Seine rechte Hand wanderte mit sicherer Zielstrebigkeit um ihre Taille, um sie mit festem Griff noch näher an sich heran zu ziehen, bis schließlich kein Fingerbreit mehr an Luft zwischen ihnen war und ihre Körper nurnoch durch den Stoff ihres seidenen... was auch immer sie da gerade trug... und seiner Toga getrennt waren. Doch nah genug um die Hitze des anderen zu spüren.. und die aufsteigende Erregung in ihren Körpern. Axillas Obstgarten-Duft gegen sein Odeur d'homme naturel, warmer Atem der die Haut kitzelte... sein Blick streng und selbstsicher in den ihren geheftet... und ihre Nasenspitzen, die sich beinahe berührten.


    Es war eine gefühlte Ewigkeit, in der man in diesem unsagbar intimen Miteinander verharrte, bis Vala den Moment ergriff und Axilla mit starker Hand auf ihrem Rücken noch näher an sich drückte, als wollte er sie in sich hineinbewegen... und drückte ein weiteres Mal mit spürbarem Verlangen seine Lippen auf die ihren. Und dieses Mal war klar, dass er sie kein zweites Mal loslassen würde.

  • Im ersten Moment hatte Axilla schon gedacht, etwas falsch gemacht zu haben. Die Frage verwirrte sie, und bar jeder Antwort schaute sie Vala einfach nur an, sah dem Wechselspiel von Licht und Schatten in seinen grauen Augen zu, dieser Mischung aus Verwunderung und etwas anderem, bei dem Axilla sich nicht sicher war. Lust, oder vielleicht auch Freude. Aber sie traute sich nicht, es als das zu sehen, aus Angst, von diesem Gedanken so empor gehoben zu werden, um doch noch tiefer zu stürzen als je zuvor nach ihren Begegnungen mit dem Germanen.
    Und so war es eine gefühlte Ewigkeit des Schweigens zischen ihnen, in denen Axilla einfach nur stumm dastand und nicht wusste, in welche Richtung sie weiter schreiten sollte, um an ihr Ziel zu gelangen. Sie wünschte sich gar nicht viel. Nur einen Moment, einen einzigen Moment des Glücks, ohne Sorge, ohne Gedanken. Einen Moment Freiheit. Einen Moment im Traum. Nur genug, um ein wenig Hoffnung in die raue Wirklichkeit hinüber zu retten. Nur ein kleines bisschen.


    Und dann, ohne dass Axilla gewusst hätte, wie oder warum – und ohne sich darüber weitere Gedanken zu machen – zog Vala sie an sich. Und die ganze Schwere der Welt schien von Axillas schmalen Schultern in diesem Moment zu fallen. Sie war im Traum, in einem süßen faunschen Traum, und egal, was passieren würde, egal, was auch weiter geschehen würde, sie wollte jede Sekunde davon in sich aufnehmen wie einen Schatz.
    Sie fühlte seinen Körper durch den Stoff ihrer Haut, seinen Atem auf ihrem Gesicht und ihrem Hals. Sie sah einfach nur zu ihm hoch mit halb geschlossenen Augen, blickte schweigend in seine grauen Augen. Ihre Hände lagen an seiner Brust, fühlten seine Muskeln durch den Stoff, bis das Zittern ihres Körpers soweit zunahm, dass sie meinte, es würde ihren Körper zerreißen. Er war ihr so nah, dass sie jede Bewegung fühlen konnte, jeden Atemzug. Jede Narbe. Ihre Hand lag auf der Stelle, wo sie ihn vor so unendlich langer Zeit einmal unvorsichtigerweise berührt hatte, damals am Hafen. Der Splitter eines Speeres... schoss es ihr durch den Kopf, als ihre Hand über die Stelle strich. Sie hatte es nicht vergessen.
    Sein Duft stieg ihr in die Nase wie ein Aphrodisiakum. Warme Haut, vielleicht Leder, vielleicht Eisen, definitiv MANN. Axilla wollte ihn nie verlieren. Am liebsten hätte sie sich wie ein Katze ihren Kopf an ihm gerieben, und ihn an sich zu haben, an ihrer Kleidung, ihrer Haut, um aller Welt für immer und alle Zeit zu sagen, dass sie ihm gehörte. Und er ihr. Wenigstens für einen Augenblick, so flüchtig wie dieser Duft.


    Als er sie endlich erlöste, sie noch mehr an sich zog und küsste, brach etwas in Axilla sich seinen Weg frei. Es war, als wäre eine Kette tief in ihrem Innersten gerissen und hätte etwas losgelassen, das um so vieles älter war als sie. Machtvoller. Dunkler. Vergessen war, dass hier noch Sklaven um sie herum standen. Vergessen der Garten. Vergessen, wer und was sie war. Vergessen ihre Verlobung. Vergessen irgendwelche Folgen. Alles was zählte, alles was existierte, war dieser Mann hier vor ihr, den sie mit einer nie erlebten Leidenschaft zurückküsste. Den sie an sich zog, gegen den sie ihren Körper schmiegte. Der definitiv zu viel Kleidung noch anhatte!
    Ohne den Kuss zu unterbrechen, löste sich eine ihrer Hände, suchte nach einer Fibel, nach seinem Gürtel, nach irgendwas, das diese unsägliche Barriere zwischen ihnen beiden entfernen würde. Schließlich zog sie am Stoff selbst, diesem unbändigen Verlangen in sich in aller Deutlichkeit nachgebend. Sie wollte nur noch seine Haut auf der ihren spüren.

  • Das Weib in seinen Armen, die eigenen Lippen mit den ihren einen feurigen Tanz aufführend war Vala hingegen vollkommen frei von irgendwelchen spätepochalen Anwandlungen und Hintergedanken. Das einzige was Vala in diesem Moment in dem Kopf ging war hektoliterweise Testosteron, das großartige Gefühl, der kerligste Kerl auf dem Orbis Terrarum zu sein und es geschafft zu haben. Wieder einmal.
    Mit der Genugtuung eines Jägers, dessen Beute sich schlussendlich selbst angeboten hatte machte er sich auch daran, die Iunia in all ihrer Pracht zu liebkosen.
    Natürlich gingen die Zärtlichkeiten nicht spurlos an Vala vorüber, genoss er jeden Kuss, jede Regung ihrer Lippen auf den seinen, ihren Geschmack und ihren Duft, den Anblick ihrer grünen Augen.. und spürte mit jeder Berührung die elektrisierende Glückseligkeit, die dafür sorgte dass der Rest der großen komplizierten Welt verblasste. Und doch war dies nur das Vorgeplänkel, noch zaghaft im Tun und emsig im Lassen, und es war die Frau, die mit den hastigen Griffen und Bewegungen an ihrem Kleid die nächste Phase einläutete.. Vala brauchte trotz des wallenden Blutes und der liebestollen Weltvergessenheit, mit der er ihr Gesicht und ihren Hals liebkoste keine Sekunde um zu erkennen worauf sie aus war, und er unterstütze ihre fahrigen Bewegungen mit der Energie eines Mannes, der zielstrebig darauf arbeitete sich das Weib vollständig untertan zu machen. Selbst wenn er wusste, dass im Liebesreigen sich Dominanz und Subdominanz stetig abwechselten, da sich Mann und Frau im gegenseitigen Verlangen kaum etwas nahmen. Es war eher anders rum... vor allem wurde gegeben.
    Allerdings gab Mann auf andere Art und Weise als Frau... und seine Bemühungen zur Entledigung von störendem Stoff, der der vollständigen Erkundung des Körpers der anderen im Wege war, fielen deutlich energischer aus. Nicht nur einmal erklang das charakteristische Reißen, dass dort erklang wo Stoff protestierend menschlicher Gewalt nachgab.
    Während man sich derart hastig entkleidete, als wolle man keine Sekunde mehr damit verschwenden durch künstliches Gewebe getrennt zu sein, drückte Vala sie sacht aber stetig zu den lose auf dem Gras liegenden Stofffetzen bis sie nackt vor ihm lag, und er zum ersten Mal in den Genuss kam sie in ihrer Gänze so zu sehen wie die Götter sie geschaffen hatten.
    Bevor Vala irgendwas schwülstiges als Anerkennung ihrer Schönheit sagen konnte, machte irgendetwas (nicht irgend jemand, die sachliche Dimension ist hier durchaus gewollt) in ihm Klick! und im Reich der zivilisierten Worte ward Stille.
    Still ging es deshalb trotzdem nicht zu, als er sich förmlich auf sie warf und mit jeder Bewegung mehr von ihrem Körper durch zunehmend verlangendere Gesten erkundete... einen kleinen Alibi-Aufenthalt einer Hand auf ihrem Bauch, bei der er eine kleine Narbe entdeckte und mit gespieltem Interesse sowie einem vorwurfsvollen "Wo kommt die denn her?" mit den Lippen an ihrem Hals verweilte..

  • Immer mehr Kleidung musste dem Verlangen weichen. Axilla hörte das Reißen der teuren Seide, und doch störte es sie nicht. Ihretwegen hätte Vala sie ihr mit den Zähnen vom Leib reißen mögen und zu winzigen Fetzen zerstückeln, es war ihr gleich, solange sie nur endlich endlich ganz bei ihm sein konnte, seine Haut auf ihrer fühlen, seine Wärme, seine Berührung. Im Garten hätte schon kniehoch der Schnee liegen müssen, als dass sie etwas anderes hätte wollen können.
    Schließlich, endlich konnte sie seine Haut fühlen, und wie im Rausch fing sie an, ihn zu küssen, bisweilen gar zu beißen, wenn das Verlangen nach ihm zu groß wurde und ihr Körper die Spannung anders nicht auszuhalten schien. Aber sie wollte ihn, ihn fühlen, ihn riechen, ihn schmecken. Ihn atmen! Bereitwillig ließ sie sich von ihm zu Boden dirigieren. Nur kurz flackerte noch ein kleiner Zweifel durch ihren Blick, als er sie das erste Mal nackt betrachtete. Doch nicht ob der Situation. Axilla wusste, dass das hier vom gesellschaftlichen Standpunkt aus gesehen vollkommen falsch war, und genauso wusste sie, dass es ihr vollkommen egal war, dass sie das hier wollte und sonst nichts in diesem Leben. Nur fühlte sie Unsicherheit, ob sie, nach all der Zeit des Wartens, des Hoffens und Nicht-hoffen-Wollens, für ihn auch wirklich genug war. Ob sie ihm gefiel.


    Es dauerte keine drei Herzschläge, ehe sie Gewissheit darüber hatte, als er zu ihr kam, um ihren Körper mit Händen und Lippen zu erforschen. Bereitwillig bog sie sich ihm entgegen, zog ihn zu sich, ließ ihn nur ungenügend unterdrückt wissen, welche seiner Berührungen ihr Blut noch mehr in Wallung brachten als ohnehin schon. Das Tier in ihr hatte die Kontrolle übernommen, so lange sorgsam eingezwängt in das Korsett aus Moral und Verpflichtung, dass es jetzt seine Freiheit umso mehr genoss. Und es kannte keine Worte, brauchte keine Worte für das, was hier geschah. Es wollte nur den Moment, den Genuss und das Gefühl auskosten, und diesen Mann hier vor Axilla, mit jeder Faser seines Seins.
    Und so war es für Axilla schwer, dieser nach Erfüllung lechzenden Seite wieder soweit Zügel anzulegen und sie in ihre Schranken zu weißen, um der Frage des Germanen mit mehr als einem tiefen, kehligen stöhnen zu antworten. Sie keuchte, sah schuldbewusst kurz an sich herab und schmiegte sich nur noch enger an Vala, um die Stelle seinem blick zu entziehen. Sie wollte doch perfekt sein für ihn.
    “Ich war ein Kind..... und bin auf einen Baum geklettert“, ihre Stimme überschlug sich fast vor Lust, als sie weiterhin seine Lippen an ihrem Hals fühlte. Bereitwillig reckte sie ihren Hals, als präsentiere sie ihm ihre Kehle, auf dass er nur zum tödlichen Biss ansetzen musste. “Ein Ast gab nach, und ich bin... darauf gefallen.“
    Ein anderer Baum, ein anderer Ast. Axillas Blick fiel auf den Ast, der Vala vorhin auf den Kopf gefallen war. Vielleicht stimmte es, was ihr Vater gesagt hatte, und sie war wirklich mehr den Nymphen zugehörig als den Menschen. Egal, wie es auch war, welcher Geist, welche Manifestation des Göttlichen oder des Schicksals auch gerade diesen Ast hatte brechen lassen, Axilla liebte es dafür. So aufrichtig, wie nicht einmal Plato es sich hätte vorstellen mögen.


    Ihre Lippen suchten sich wieder einen Weg zu seiner Haut, ihre Hände unterstützten den Mund dabei, führen über Valas Körper. Er hatte viele Narben, nicht nur eine. Und dennoch war er für Axilla so perfekt, wie er nur hätte sein können. Das Tier in die Schranken verwiesen – zumindest für den Moment – kam sie aber erstmals dazu, sie richtig zu bemerken. Ihre Finger fuhren über einige, die sie noch nicht gekannt hatte vom Tiberhafen. Die noch nicht so alt waren wie manch andere, noch nicht so verwachsen und erstarrt. Ihr Blick blieb darauf heften, und ein unbändiges Gemisch aus Wut und Angst befiel sie. “Die, die das getan haben?“ fragte sie, auch wenn sie damit das, was sie begehrte, noch weiter verzögerte. Aber die Frage drang so heftig in ihren Geist, beflügelte das Tier, das sich wild knurrend irgendwo hinter ihrer Stirn zum neuerlichen Angriff formierte, sie musste sie stellen. “Sind die tot?“

  • Während Vala mit der Gewissenheit eines germanischen Raubzugs Lippen, Zunge, Zähnen und Hände dazu einsetzte eine Spur der lustvollen Verwüstung über Axillas bebendem Körper zu ziehen, tadelte er sie gespielt mit einem dumpfen "Tz.. tz.. tz." ob ihres kindlichen Leichtsinns.
    Seine Beutegier hemmte die Geschichte natürlich nicht, mit der Eroberungswut, die zuletzt die Kimbern und Teutonen gezeigt hatten,nahm er das römische Reich in Form einer Römerin in Besitz. Er durchzog weite Ebenen, plünderte auf Hügeln und Bergen, ließ ehemalige Hochburgen der Zivilisation bis auf die Grundmauern niedergebrannt zurück und strebte unaufhaltsam weiter südwärts zu den fruchtbaren Tälern um die Stadt Rom, dem Ziel seiner Reise. Jedes mal schickte er seine Hände als Späher vor, umspielte hier, nahm dort grob in Besitz, kehrte da an vormals geplünderte Beuteorte zurück und wanderte an anderen Stellen wieder einfach friedlich vorwärts.. Richtung Süden. Rom wurde ausgespart... vorerst... als hätten er Respekt vor der sagenumwobenen Stadt wanderte der Germane mit seinem Heer ausgiebig über die Ebenen mit dem See in ihrer Mitte, erkundete ausgiebig die steilen Hänge der schlanken Gebirgsmassive, die die ewige Stadt schützten und im unergründlichen Süden verschwanden.. und nach endlos langer Zeit schien er es zu wagen, sich in die bewaldeten Regionen nördlich von Rom zu wagen, um dort spielerisch Stück für Stück seinen Besitz zu mehren.


    Die Vergeltungsaktionen der Römer waren wie Nadelstiche.. hier und dort kämpften sie sich in die Heimatregion des germanischen Angriffs vor, aber sie heizten ihn und seine Krieger noch mehr an, statt dass sie ihn hemmten.
    Es hatte ihn und die seinen nicht im geringsten gestört, dass die römischen Heerchen die Schlachtfelder seiner Vergangenheit erkundeten, waren sie für ihn doch oft schon längst vergessen oder zu unbewegten Bestandteilen seiner selbst geworden.
    Und doch hatte die Frage, ob die Schlachten alle für ihn erfolgreich geschlagen waren die Macht, seine Heerscharen deutlich von den Mauern Roms zurückweichen zu lassen um sich in sicherere Gefielde zu bewegen.


    Vala zögerte mit der Antwort. Waren sie wirklich alle tot? Nein, sicherlich nicht... ein paar hatte er selbst erschlagen... zwei oder drei. Und davon zwei mit mehr Glück als Verstand. Drei der Männer lebten noch als er über den Limes gegangen war, und von vieren wusste er, dass sie selbst verhungert oder anders krepiert waren. Aber so wie Axilla das mehr seufzte als fragte, war sie sowieso nicht an der Wahrheit interessiert.
    "Alle.", übertrieb Vala daher auf sehr selbstsichere Art und Weise, und machte sich gleichsam wieder über die römischen Ländereien her. Von Rom hielten sich die plündernden Heerscharen trotzdem respektvollen Abstand.

  • Ihr Körper lechzte nach mehr, je mehr Vala ihr gab. Schon bald waren seine Berührungen nur noch Folter für sie, und umso mehr sich der Germane Zeit ließ, sie zu erkunden, umso ungestümer loderte in ihr das Feuer, das sie zu verschlingen schien. Selbst wenn Axilla versucht hätte, die animalische Seite in sich noch weiter zurück zu halten, bei seinen beständigen Liebkosungen hätte sie es nicht einmal unter Aufbringung all ihrer Willenskraft geschafft. Und sie wollte sich jetzt nicht einmal mehr beherrschen! Nur allzu bereitwillig ließ sie Vala gewähren, ließ ihn jeden digitus ihrer Haut einzeln erobern, bis sie vor Lust zitterte, ihn immer wieder an sich zog, um ihm zu zeigen, dass sie bereit war, dass sie ihn wollte, und doch fuhr er mit seiner süßen Folter weiter fort.
    Vergessen war schon die Frage nach seinen Narben und nach denjenigen, die sie ihm zugefügt hatten. Es war nicht mehr wichtig. Es war nur wichtig, dass Vala hier bei ihr war, und sie seine Haut fühlen konnte, ihn riechen und schmecken konnte. Ihm gehören konnte.


    Dennoch entfuhr ihr ein tiefes, kehliges Stöhnen, als er ihr sagte, dass sie alle getötet waren. “Gut“, keuchte sie in die kühle Nachtluft und zog ihn an den Haaren etwas höher, um ihn zu küssen. Sie wollte ihn schmecken. Und sie wollte ihn endlich fühlen, endlich wirklich ihm gehören. “Ich hätte sie sonst eigenhändig umgebracht“, raunte sie noch zwischen zwei vor Verlangen beinahe berstenden Küssen. Und sie meinte es ehrlich. Sie würde jeden umbringen, wenn es sein musste mit eigener Hand, der selbige an ihn legte. Auch wenn sie es nicht musste, und sie fand diesen Gedanken noch erregender. Vala war ein Mann. Ein richtiger Mann. Der seine Feinde getötet hatte. Der sie beschützen konnte. Der keine Angst und keinen Zweifel kannte. Und sie liebte ihn dafür. Und das wollte sie ihm jetzt auch zeigen.

  • Weiterhin fleissig römischen Besitz brandschatzend zog Vala seine Kreise über den Körper der jungen Iunia. Ihre Worte ließen ihn kurz auflachen, grenzten sie auf eine sehr ironische Art und Weise doch an Hochverrat gegenüber dem eigenen Volk.
    "Das... hätte ich nur zu gerne gesehen.", raunte er in ihr Ohr, bevor er auch dieses zum Territorium seiner Invasionsstreitmacht erklärte. Natürlich ging das eigene Tun nicht spurlos an ihm vorüber, und die Vergeltungsangriffe der Römer nahmen in ihrer Vehemenz und Bissigkeit eher zu denn ab. Es war wie ein Rausch, in dem sich Vala über die römischen Ländereien hermachte, und dieser Rausch gewann mit jedem Schlag der ohnehin schon geschlagenen Römer an Vehemenz. Irgendwann war es, als gäben sich seine raubenden Horden (man beachte das r) nicht mehr mit dem zufrieden was er ihnen bot, und immer öfter fanden die Raubzüge ihren Weg ohne sein Zutun ihren Weg vor die Tore Roms... an der bebenden Erde, den laut seufzenden Winden und der steigenden Kampfeslust der Römer wusste er instinktiv, dass Rom sturmreif war, und dass er die ewige Stadt nehmen MUSSTE um nicht sein komplettes Vorhaben zu gefährden.


    Als schlachtenerprobter Kämpfe wusste Vala, wie die Stadt schon fast im Schlaf einzunehmen war, allerdings hatte er die Rechnung ohne seine Mannen gemacht, welche sich schon lange in einem derart wilden Blutrausch befanden, dass an ein geordnetes Vorgehen schon lange nicht mehr zu denken war. Es war ein schon fast gewalttätiges Manöver, das den Heerführer in den Besitz der ewigen Stadt brachte, allerdings konnte er sich nicht lange mit wachem Geiste an dieser neuen, glorreichen Eroberung erfreuen, denn die wilde Meute hatte das Kommando übernommen und machte sich ohne Rücksicht auf Verluste auf eigener oder feindlicher Seite daran die Stadt nicht nur zu plündern, sondern sie sich vollkommen zueigen zu machen.
    Es war ein atemloses Ringen, in dem Freund und Feind miteinander verschmolzen, Gegner von Verbündeten nicht mehr zu unterscheiden war und die Hitze des Gefechts beide gleichsam zu verschlingen drohte. Dabei hatte war nie wirklich klar, wer gerade die Oberhand hatte, so wild gingen sich die Parteien innerhalb der Mauern an, so schnell entwanden sich die Parteien voneinander um dann mit noch größerer Gewalt aufeinander zu treffen. Im Rest des Reichs sah es nicht besser aus: Lippen, Hände, Münder, Zähne, Zungen kämpften in anderen Teilen des Reiches weiterhin um die Vorherrschaft. So die ganze Erdkreis in Flammen stand war es ein ohrenbetäubendes und markerschütterndes Geschehen, dessen man sich angesichtig werden konnte wenn man nicht an dieser Ekstase beteiligt war.
    Rom war gefallen, und doch wehrte sie sich immernoch mit allem, was sie zu bieten hatte.

  • Nicht einmal sein Lachen oder sein Kommentar konnten Axilla jetzt noch groß irritieren. Sie bemerkte noch nicht einmal die Ironie, die seinen Worten anhaftete. Für sie zählte nur noch, dass er jetzt und hier bei ihr war, und all das war, was sie sich von ihm wünschte, zu sein. Alles andere sah und hörte sie nicht.


    Als er ihr endlich nach langer, süßer Qual gewährte, wonach sie sich schon so lange gesehnt hatte, ging auch das letzte bisschen logischen Denkens im Strudel aus Emotion und Bewegung unter. Es zählte nur noch ihr Verlangen nach diesem Mann, das mit jeder Bewegung, jedem Stöhnen und jedem Atemzug nur umso heftiger brannte. Axilla ließ sich von ihm erobern und eroberte gleichermaßen, bis sie nicht mehr wusste, wer wen hielt, wer wem was schenkte, bis sie sich so eins mit ihm fühlte wie noch nie zuvor. Küssend, ihn haltend, ihn an sich ziehend, sich ihm entgegen biegend. Bis sich all die Sehnsucht und all die Lust in einem lautstarken Crescendo vereinigten und sie sich von süßer Ekstase hinfort tragen ließ. Ein Moment des reinsten Glücks.


    Ermattet und zitternd schließlich hielt sie sich nur noch an Vala fest. Erst jetzt merkte sie, dass sie geweint hatte. Nicht viel, aber ein paar Tränen, die sich mit dem Salz auf ihrer Haut vermischten. Dem Salz auf Valas Haut. Sie küsste seine Schulter, sanft. Sie meinte sich zu erinnern, ihn vorhin dort gebissen zu haben, aber sie war sich nicht sicher. Sie war sich überhaupt über vieles nicht sicher, außer der einen Tatsache, dass sie jetzt und hier bei ihm glücklich war und es in keinster Weise bereute. Und dass sie bei ihm sein wollte.
    Sie fing an, ihn ein wenig zu streicheln, hatte Angst, das falsche zu sagen. Überhaupt kamen die Worte nur spärlich wieder zurück in ihr Bewusstsein, wo ein ertrunkener Verstand sich wohl ans Land gerettet hatte und erstmal ordentlich Wasser aus der See der Leidenschaften spuckte, ehe er sich äußern konnte.
    Es gab viel, was sie ihm sagen wollte und sich nicht traute. Der Moment war so perfekt, sie wollte nicht, dass er endete. Sie wollte ihn nicht mit etwas überfordern, was er ihr nicht geben konnte, oder etwas verlangen, was ihm nicht entsprechen würde. Sie liebte ihn, aber das musste er wissen. Die Worte würden nur einen Käfig um ihn herum errichten, und Axilla wollte ihn nicht einsperren. So sehr sie sich auch wünschte, er würde sich freiwillig in diese süße Gefangenschaft begeben.
    Schließlich, endlich, fand sie aber doch Worte, die sie ihm sagen wollte und musste. Sie wollte nicht, dass er ging. Nicht jetzt. “Bleib bei mir heute Nacht“ flüsterte sie ihm küssend zu. Nur heute Nacht. Sie wollte mit ihm einschlafen und mit ihm aufwachen. Vielleicht auch mehrmals. Er sollte nur bleiben.

  • Rom.
    Rom brannte lichterloh. Lichterloh brannte Rom.
    Oh Rom, oh Rom, oh Rom.


    Doch auch der gewalt'gen Scharen Herr,
    geschlagen lag in eigener Not,
    in recht plattem Gras... ziemlich tot,
    von männerlicher Macht war garnix mehr.


    Was lang verharrt vor der eig'nen Nasen Spitze,
    so klein, so schön, so fein, so zart,
    war nun erkannt, und gleich gewahrt,
    zu erobern es, in Venus' schöner Hitze,


    Genommen, gebrandschatzt, geplündert, geraubt,
    lag Feind auf Freund, lag Freund auf Feind,
    umschlungen nun, wie noch nie geeint,
    genossen war's sehr, und viel weniger erlaubt,


    Wie die Natur verlangt haben Weib und Mann sich erblickt,
    so in Raserei war er, ein Mal der Gewalt,
    sie lustvolle Anmut und schön in Gestalt,
    unter den steinernen Augen des Faun wurde so richtig ge... streichelt,


    Um zu Enden in weltvergess'ner Glückseligkeit,
    nach Atem ringend, wie sie so auch er,
    die brennende Stadt verließ nun das Heer,
    (denn wir wollen nicht sprechen vom barbarischen Speer :D ),
    ein weiterer Sieg, Gold für des Mannes Großartigkeit,


    Nach langem, großem Kampf und noch größ'rem Geschrei,
    lag Kopf auf Schulter, strichen Finger durch's Haar,
    so wurd man sich auch der erschöpften Stille gewahr,
    doch mit des Weibes elender Frage, da war's dann vorbei,


    Mann gab keine Regung, keine Antwort über seine Lippen,
    als wäre Zwang zu sprechen, als würd' er müssen,
    viel lieber den vorlauten Mund des Weibes zu küssen,
    und begann zu streicheln sie erneut, über ihren Rippen,


    Denn Reden wollt er nicht, nicht zu dieser Zeit,
    wollte lieber das Werk erneut beginnen,
    bevor der Schweiß tat kalt verrinnen,
    wieder genießen die Hitze der Einigkeit,


    Doch diesmal nicht unter den Augen des Faun,
    so reckte sich der Mann und stieg nun empor,
    das Weib über den Schultern, wie schon zuvor,
    mit einem festen 'WOHIN??' und befehlendem Ton,
    nackt schreitend zu des Weibes Gewohn,
    um noch einmal das Glück der Venus zu schaun,


    Verlangend und gebend, liebend und zart, barbarisch und wild,
    in des Liebenden Wärme warf man sich erneut,
    kein Landstrich, kein Siedlung, kein Ort wurde gescheut,
    vereint waren die beiden, verschmolzen im Bild,


    Bis erneut man seelig ermattet lag im eigenen Schweiß,
    der zog seine Bahnen über schwelende Leiber,
    so zugetan, wie erfassen könnt kein Schreiber,
    begehrt, erfüllt, berührt wie nur ein Liebender weiß,


    Und derart beglückt fiel man in erholenden Schlaf,
    ihre Hand an der seinen, seine an der ihren,
    berührt bis in des Morpheus' Gevieren,
    zumindest in dieser Zeit war er sowas ähnliches wie brav.


    Inmitten in der Nocturna Stille auf schlug er den Blick,
    rafft' sich zusammen der Toga stoffliche Flecken,
    kleidete sich erneut, ohne sie zu wecken,
    all das mit des verführenden Könners' Geschick,


    Doch als er sich zur Tür wandte und zu gehen gedachte,
    noch einmal gegen seine Art verharrte im Moment,
    küsst die Schlafende, wie er's selbst nicht kennt,
    und sich gleichzeitig fragend, warum er das machte,


    Doch im Dunkel verschwunden war er dann,
    mit seltsamen Gedanken, die er kaum kannte,
    und mit Gewalt den Gedanken an Rückkehr verbannte,
    war auf den Wegen ein recht nachdenklicher Mann.


    Um kurzum zu erzählen wozu dieser Bericht:
    Vala blieb nicht.

  • Seneca saß im Garten, er war lange nicht mehr hier gewesen und doch recht erfreut darüber dass die Sklaven einen grünen Daumen zu haben schieben, und das Grünzeug gut in Schuss gehalten hatten. Plötzlich kam Araros in den Hortus, und hinter ihm ein junger Kerl, den Seneca nicht so richtig zuzuordnen wusste. Araros warf Seneca kurz einen skeptischen Blick zu und er verstand und nickte, und wandte sich dann an Avianus, "Salve, ich bin Aulus Seneca von den Iuniern, wer bist du wenn ich fragen darf?", sagte Seneca während er sich langsam erhob und einen Schritt auf den Kerl zuging..

  • "Salve! Ich bin Avianus, dein Vetter.", gab er mit freundlichem Ton zurück. Er nahm Seneca nicht übel, dass er ihn nicht wiedererkannte. Es war Jahre her und Avianus konnte sich selbst kaum mehr an ihr letztes Treffen erinnern. "Du hast dich aber auch ganz schön verändert.", fügte er hinzu und lächelte.

  • Seneca blickte den Kerl verwirrt an, es dauerte schon eine ganze Weile bis er auf den Trichter kam und sich wage an denn Namen zu erinnern glaubte, "Avianus..", sagte er leise und blickte ihn dann an, "Ja, genau! Avianus! Dich habe ich ja seit etruskischen Zeiten nicht mehr gesehen! Wie ist es dir ergangen?", fragte Seneca aufgeregt, es kam ja nicht alle Tage vor dass verschollen geglaubte aus dem Nichts auftauchen..

  • "Ich hoffe, mein plötzlicher Besuch macht dir keine Umstände." Avianus lachte leise auf. "Nun, ich habe viel Zeit bei meiner Mutter in Misenum verbracht. Ich will nicht sagen, dass es mir dort nicht gefiel, aber nun bin ich nach Rom gekommen um mein eigenes Leben zu beginnen.", beantwortete er Senecas Frage. "Aber ich könnte dich dasselbe Fragen." Er sah sich interressiert im Garten um. Ja, vieles hatte sich verändert, daran gab es keine Zweifel. "Ich habe gehört, Axilla hat einem Sohn das Leben geschenkt. Was ist sonst noch passiert? Man erfährt so wenig, wenn sich niemand mehr an einen erinnert.", fuhr er schmunzelnd fort, ging ein paar Schritte und sog genüsslich die frische Luft ein.

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