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    Ein paar Tage nach unserer Verlobung war es, als ich Valentina zur Mittagszeit einen kleinen Besuch abstattete. Sie hatte mich im Tablinum empfangen, und ich hatte ihr die Blumen überreicht, die ich ihr diesmal mitgebracht hatte, einen sonnigen Strauss hochaufragenden goldener Königskerzen und Rosen der Sorte "Aurora". Nachdem wir dann ein wenig über das Fest geplaudert hatten, fiel mir der verirrte Brief wieder ein, und ich bemerkte:
    "Übrigens, es ist Post für dich bei uns angekommen. Mir scheint, die Klatschbasen der Stadt haben die Verlobung schon gleich zur Hochzeit aufgebauscht. Ich habs dir mitgebracht..." Ich kramte in meiner Tasche, so eine praktische Legionärs-Pera war das, mit gekreuzten Riemen, und wurde fündig.
    "Hier. Der Brief, und das Kästchen kam auch dazu."

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  • Tatsächlich waren nun schon ein paar Tage seit dem Fest vergangen und Valentina fing an sich langsam aber sicher wieder an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie eine Verlobte war. Es fühlte sich gut an je länger sie darüber nachdachte. Wenngleich immer eine gewisse Wehmut mit dabei sein würde. Heute kam ihr Zukünftiger kurz vorbei und es freute Valentina ihn in ihrem kleinen Heim in Empfang nehmen zu können. Verglichen mit seiner Casa war Ihre nichts Besonderes und doch freute sie sich sehr über den Strauß Blumen, den er ihr mitbrachte. Ihr kleines Näschen in den Blüten versenkend gab sie daraufhin bekannt wie gut diese doch rochen und wie sehr sie sich darüber freute. Es war schön das Fest noch einmal Revue passieren zu lassen. Valentina stellte die ein oder andere Frage und lies sich die genauen Zusammenhänge erklären.


    Dann rückte Serapio einen Brief heraus und verwundert nahm Valentina ihn entgegen. Ein Brief für sie und dann auch noch an ihr neues Zuhause? Mit einer gewissen Neugier nahm sie ihn entgegen und hielt erschrocken die Luft an, als sie das Wappen darauf sah. „Varus.“ Flüsterte sie leise und ihre Finger beeilten sich das Siegel zu brechen und den Brief zu lesen. Für den Moment war ihr Zukünftiger, der neben ihr saß, einfach vergessen. Obwohl sie gleich beim Anblick des Wappens ein ungutes Gefühl befallen hatte, wollte Valentina wissen was in dem Brief stand. Und so flogen ihre Augen regelrecht über die Zeilen.
    Doch je mehr sie las umso schneller verblasste ihr freudiges Lächeln und in ihren Blick trat ein nicht zu leugnender Ausdruck von Schock und Trauer. Als sie ungefähr bei der Hälfte des Textes angekommen war, lies sie den Brief sinken und sah zu Serapio hinüber. Doch sie sah ihn in diesem Moment nicht. Sie konnte nicht glauben was sie da las. Valentina zwang sich noch einmal von vorne anzufangen. Vielleicht hatte sie in der Aufregung einfach etwas falsch verstanden. Doch es war genauso wie sie es gelesen hatte. Dieses Mal las sie den Brief bis zum Ende und eine einzelne Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel. Langsam lies sie das Papier sinken und legte es achtlos neben sich auf die Kline. Dann nahm sie Serapio wortlos das Kästchen aus der Hand, welches dieser immer noch hielt und öffnete langsam den Deckel. Doch als hätte sich darin eine giftige Schlange versteckt, die nun nach ihr schnappte, lies sie das Geschenk mit einem kleinen Aufschrei fallen und sprang auf. Sie ging zu einem der Fenster und blickte hinaus. Kein Wort verließ ihre Lippen und sie gestattete sich auch sonst keiner Regung, wie eine Statue verharrte sie dort am Fenster. Bis sie irgendwann die Augen schloss und leise schluchzte.

  • Varus. Sie flüsterte den Namen, hauchte ihn, und brach sogleich das Siegel, widmete sich dem Brief. So als wäre ich gar nicht hier. Seltsam, so kannte ich Valentina nicht, die sonst stets so zugewandt und höflich war, und überrascht sah ich sie mit schräggelegtem Kopf an, wie sie sich hingebungsvoll in den Brief vertiefte.
    Unschlüssig rieb ich mir über meinen Schmiss. Varus und ein Widderwappen. Helvetius Varus? Der nette Winzer, der damals ein Auge auf die kleine Stellula geworfen hatte? War dieser Mann der Rivale, den ich ausgestochen hatte? Schien so. Und Valentinas Reaktion nach zu urteilen, war er ihr alles andere als gleichgültig. Hmm......
    Es gefiel mir nicht, doch Valentina hatte schon so viel noble Seelenruhe gegenüber Borkan und mir aufgebracht, dass ich beschloss, jetzt mal nicht kleinlich zu sein. Ich lehnte mich also zurück, legte den Arm über die Lehne, und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen.
    Ich las die Titel der Bücher im Regal.. ich betrachtete die Motive der Wandmalereien... dann die gelben Köpfe der Königskerzen, was meine Gedanken zu der Bemerkung des Kaisers über die Vertreibung der Könige brachte, dann überlegte ich, was alles für die öffentliche Weihe der Imagines vorzubereiten war... ob eine Vorführung der Reitkunst der Equites besser war – könnte besonders der Kaiserin gefallen, falls sie uns auch beehrte – oder eine Vorführung unserer Artillerie – auf die ich besonders stolz war – oder beides...


    ...bis Valentina den Kopf zu mir wandte, und doch durch mich hindurchblickte, mit völlig verstörtem Gesichtsausdruck.
    "Valentina?! Was ist denn?" fragte ich bestürzt, doch sie antwortete nicht, las wieder, nahm das Kästchen und schreckte davor zurück. Es fiel zu Boden und ein Stein sprang heraus. Verwirrt hob ich ihn auf, drehte ihn in der Hand: nur ein knubelliger Stein. Oder, ach so: ein gebrochenes Herz. Ein blutendes gebrochenes Herz sogar. Der Helvetier schien einen Hang zum Kitsch zu haben.
    Valentina stand am Fenster, in ihren Gram gehüllt wie in einen Harnisch. Den Brief hatte sie liegen lassen. Ich musste wissen, was da los war!! Also nahm ich das Papyrus und begann zu lesen.
    "Mala leche! Was für ein Bastard!" entfuhr es mir, als ich meine Verlobte so übel, so unter der Gürtellinie, beschimpft sah. Schwarz auf weiß. "Was für ein scheinheiliger, hinterfotziger, elender Jammerlappen! Bei Mars und Bellona, dem brech ich alle Knochen...!"
    Nicht mal, dass er mich einen Kriegshelden und noch dazu "schön" genannt hatte, konnte meine Empörung lindern, angesichts einer solchen Ungeheuerlichkeit. Nein, mein hispanisches Blut kochte, und ich wäre sogleich losgestürmt, doch zuerst galt es Valentina Trost zu spenden. Herrje, die Arme!
    Ich trat an sie heran, entkrampfte meine geballten Fäuste, und streichelte vorsichtig ihre zuckenden Schultern. Dann legte ich, so sanft wie ein Elefant seinen Rüssel um den der Gefährtin schlingt, meinen Arm von hinten um sie herum.
    "Valentina, meine liebe Valentina, mein kleines Rotkehlchen..." murmelte ich, gab ihr einen Kuss auf die Schläfe, und hielt sie tröstend in meinen Armen... "Der spinnt doch. Das ist doch bodenloser Schwachsinn den er schreibt. Hämischer, bodenloser Schwachsinn. Jeder, der dich kennt, weiß, dass du nicht so bist wie er dich hinzustellen versucht, sondern die beste, die liebevollste und sanfteste, die ehrlichste und edelmütigste aller Frauen. Einen Korb zu bekommen, das ist nie schön, aber dich deswegen so anzugehen, das ist das Allerletzte, und ich verspreche dir, so wahr ich hier stehe: Er wird das bereuen! Bitterlich!!"

  • Als Serapio hinter ihr zu zetern anfing zuckte Valentina kurz zusammen. Doch sie sagte kein Wort. Bis zu einem gewissen Teil wollte da etwas in ihr ihrem Zukünftigen zustimmen.
    Als er dann zu ihr kam und sie in seine Arme schloss fühlte sie sich beschützt, fühlte sie sich sicher. Sie schluckte ihre Tränen hinunter und wischte sich die restlichen von den Wangen.
    "Ich habe ihn wirklich geliebt, Serapio. Wir lernten uns auf der so verhängnisvollen Hochzeit kennen auf der sich auch unsere Wege kreuzten. Wir haben den Abend zusammen verbracht und sind am nächsten Morgen zusammen aufgewacht. Meine Gefühle waren echt, nicht geheuchelt wie er schreibt. Aber er muss das natürlich denken, habe ich mich doch gegen ihn entschieden. Er hat mir einen Tag vor dir einen Heiratsantrag gestellt. Doch ich konnte ihn nicht gleich annehmen. Die Götter wissen warum. Vielleicht weil sie wussten, dass du mir am nächsten Tag die gleiche Frage stellen würdest. Ich bat ihn um einen Tag Bedenkzeit. Genau wie ich es bei dir getan habe. Und wie ich mich entschieden habe, wissen wir beide. Aber ich habe ihn wirklich geliebt, nur mein Verstand hat mir dazu geraten dich zu heiraten. Mein Herz war stets dagegen. Du bist ein wundervoller Mensch, doch genauso wie du jemand anderen liebst, habe ich ihn geliebt und während unserer Verlobungsfeier habe ich mir die ganze Zeit gewünscht er stünde neben mir. Doch da wusste ich auch noch nicht, wie er über mich denkt."
    Die letzte Worte hatte sie nur geflüstert und sah erste jetzt zu Serapio auf, der immer noch hinter ihr stand.
    "Ich habe ihm das Herz gebrochen, so wie er schreibt. Doch die Anschuldigen sind so...." Sie schluckte wieder. "Das hätte ich niemals von ihm erwartet. Auf mich wirkte er so sanft, so liebevoll." Eben so wie sie sich einen Mann gewünscht hätte.
    Sie lehnte sich an Serapio und legte ihren Hinterkopf an seine Brust. "Und du würdest dich wirklich für mich an ihm für den Brief rächen?"

  • Gut dass ich hinter Valentina stand, und sie mein Gesicht nicht sehen konnte. Es entglitt mir nämlich, und mein Unterkiefer klappte herunter, als sie so beiläufig davon erzählte, dass sie sich von Helvetius hatte verführen lassen, noch am selben Tag an dem sie ihn kennengelernt hatte.
    "Was?!" japste ich ungläubig. Ich war ja nicht sonderlich prüde, aber Valentina war eine Frau, noch dazu eine die ich zu heiraten gedachte, und die ich allerortens als Muster von Sittsamkeit gepriesen hatte. Es widerstrebte mir zu denken, dass ich sie so falsch eingeschätzt haben könnte. Bestimmt hatte ich sie irgendwie falsch verstanden.


    Meine Umarmung verlor aber doch etwas von ihrer Stärke. Ich blickte auf Valentinas goldblonden Hinterkopf, und erinnerte mich an etwas, was ich eigentlich schon seit langem wusste, und doch, weil dieses Wissen schwer erträglich war, immer wieder mal zu vergessen pflegte – im Grunde wissen wir nichts über die Menschen die wir zu kennen glauben. Wir sind alle nur Figuren in einer Landschaft. Manchmal stellt irgendein unbewegter Beweger zwei Figuren eine Zeitlang nebeneinander. Dann wieder auseinander. Weiter ist nichts dabei.
    "Mhm." machte ich, und "Hmhm."
    Es kränkte mich, wie sie sagte, dass ihr Herz gegen mich war, und dass sie sich während des Festes die ganze Zeit den Helvetier herbeigewünscht hatte. Ich fand nämlich, dass Freundschaft, echte Freundschaft, durchaus auch von Herzen kam. Valentina war mir ans Herz gewachsen, und mir hatte das Fest trotz aller Kompromisse wirklich Spaß gemacht.
    "Selbstverständlich." antwortete ich schmallippig. "Aber was heißt rächen. Es ist doch meine Pflicht deine Ehre zu verteidigen."
    ...
    "Valentina." fragte ich angespannt nach. "Habe ich das eben recht verstanden?!"

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  • Natürlich spürte Valentina, dass sich die Art der Umarmung änderte und als sie soweit gelockert wurde, dass sie daraus entschlüpfen konnte, tat sie das. Sie entfernte sich vom Fenster und ging die wenigen Schritte zu dem kleinen Beistelltisch auf dem die mitgebrachten Blumen in einer schönen Vase standen. Bald würde sie neue Vasen kaufen müssen mit so vielen Blumen wie Serapio sie überschüttete. Aber irgendwie hatte Valentina das Gefühl, das könnte jetzt dann vorbei sein. Er wollte wissen ob er das richtig verstanden hatte. Und irgendwie ging die Quintilia nicht davon aus, dass er das mit der Ehre verteidigen meinte. Sie war ehrlich zu ihrem Zukünftigen gewesen. Hatte ihm gesagt was Sache war und doch schien das nicht richtig gewesen zu sein. Vielleicht weil Serapio doch dem Schundbrief Glauben schenkte, der dort noch immer auf der Kline lag. Ein kurzer Seitenblick zu diesem Zeugnis davon, was sie verloren hatte, dann strichen ihre Finger fast liebevoll über die goldenen Kerzen des Straußes.
    „Du denkst jetzt vermutlich Varus hat recht mit dem was er dort geschrieben hat. Und doch sage ich dir die Wahrheit. Bei der Hochzeit löste Aculeo meine Verlobung auf. Es war abzusehen, hatten wir doch schon ein paar Tage vorher kaum noch miteinander geredet. Er verließ die Stadt und ich war an dem Abend nicht ich selbst. Ich stand vollkommen alleine in dieser feiernden Menschenmenge. Das berauschende Räucherwerk und der ein oder andere Becher Wein taten dann ihr Übriges. Aber ich möchte betonen, dass wir am nächsten Morgen angezogen nebeneinander aufgewacht sind.“ Sie sah über ihre Schulter zu Serapio.
    „Es ist nichts passiert, ich konnte mit ihm nur so ungezwungen reden, er hat mir von seinem Weingut erzählt und mir Komplimente gemacht. Welche Frau hört das nicht gerne? Dann hat er mich am nächsten Morgen vor meiner Casa abgesetzt und sich einige Tage nicht gemeldet. Ich dachte schon das war einfach der Rausch des Festes gewesen. Erst dann wurde aus dieser anfänglichen Schwärmerei mehr. Doch bis zum heutigen Tag hatten wir keine Nacht zusammen verbracht.“
    Ihre Stimme wurde etwas bitterer und leiser, als sie erneut über die Blüten der Blumen strich. „Ich habe ihm erzählt, dass ich bereits mehrere Männer kannte, die mich liebten und ich sie. Drei um genau zu sein. Sie starben und jedes Mal starb ein Teil von mir. Deswegen war die Einwilligung in das Heiratsangebot damals von Aculeo auch eine reine Vernunftentscheidung. Es hatten sich zarte Gefühle entwickelt, doch dann musste er gehen. Varus aber war anders… ich glaube wirklich, dass ich ihn geliebt habe.“


    Nun drehte sie sich um und sah Serapio an. „Was denkst du jetzt von mir? Das ich das bin was er da schreibt?“ Sie deutete auf den Brief. „Was willst du hören? Das du nicht mein erster Mann bist? Ja, das stimmt. Das ich dich nur nehme weil du viel Geld hast? Das ich jeden nehme, der mir schöne Augen macht? Dann muss ich dir aber sagen, dass ich mich nicht nur für dich entschieden habe, weil du mehr Geld als Varus hast. Nein, ich habe dich als Freund kennen gelernt. Als jemand, der mir in der größten Not geholfen hat. Und deswegen habe ich mich gegen mein Herz entschieden. Du warst es, der für mich da war, als ich am meisten jemanden gebraucht habe. Und auch wenn du es mir nicht glaubst, so werde ich ab sofort niemand anderen mehr in mein Leben lassen. Ich gehöre zu dir, ich werde deine Frau und nichts wird daran etwas ändern. Es macht mir nichts aus, dass die Seite meines Bettes oft leer sein wird, ich habe mich dafür entschieden. Natürlich hast du Geld und verleihst meiner Familie damit wieder das Glück, dass uns so lange verlassen hat. Bin ich deswegen schlecht? Weil ich für meine Familie das Beste will? Und es tut mir leid, wenn ich bis heute immer noch dem Mann nachgetrauert habe, der mein Herz berührt hat. Doch du kannst dir gewiss sein, dass dies vorbei ist. Er verabscheut mich und ich habe nun endgültig verstanden, dass die Götter für mich nicht vorgesehen haben, dass ich geliebt werde. Uns verbindet etwas Serapio. Warum sonst haben die Götter mich damals auf dieser Hochzeit auf dich zugehen lassen? Gegen den Willen meines damaligen Begleiters? Sie wussten, dass wir unseren Weg ab sofort zusammen gehen sollen. Und was mich betrifft werden wir das auch. Du wirst verstehen, dass es für mich neu ist zu lernen dich mit jemandem teilen zu müssen. Nur weil ich zugestimmt habe und meine Worte auch ehrlich waren, so wird mir dennoch ein bisschen Zeit zustehen um das alles geregelt zu bekommen. Ich mag Borkan, schließlich war er damals bei meiner Ehrenrettung auch dabei.“


    Sie atmete tief durch und betrachtete sich wieder die Blumen neben sich. Schließlich schlang sie die Arme um sich selbst und rieb sich mit den Handinnenflächen über die Oberarme als wäre ihr kalt. Was wenn Serapio sie nun wirklich verließ, weil er dem Brief Glauben schenkte? „Ich habe ihn geliebt, doch das ist nun vorbei. Du bist nun der einzige Mann in meinem Leben. Ich schätze dich als Freund und bin dir dankbar für das was du mir und meiner Familie ermöglichst. Und sicherlich werde ich auch noch lernen dich auf eine ganz spezielle Art zu lieben. Vorausgesetzt du willst das jetzt noch.“
    Die letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.

  • Schon nach ihren ersten paar Sätzen verflüchtigte sich mein vager Verdachtsgedanke – Valentina war einfach zu ehrlich! Nach ihren nächsten paar Sätzen regte sich schon mein schlechtes Gewissen – wie hatte ich meiner holden Zukünftigen, die einfach nur ein wenig ihren Kummer betäubt hatte, auch nur in Gedanken so rüde Unterstellungen machen können?! Angezogen war sie aufgewacht, wer sonst hätte das wohl von sich sagen können?
    Und spätestens, als Valentina sich von den Blumen abwandte und sich zu mir drehte und mich so eindringlich fragte, was ich nun nun von ihr dachte, da war mir bewußt wie tief, knietief, hüfttief, ich hier in den Fettnapf gesprungen war. Ich errötete.
    "Ähm... Aber nein! Nein, in keinster Weise, ich habe mich... grob und fälschlich ausgedrückt, es war unverzeihlich, ich würde doch niemals so von dir denken!" beteuerte ich überstürzt, mit hängenden Schultern. Oh je! Was wenn sie mir jetzt den Laufpass gab? Dann wäre es Sense mit der Hochzeit!
    Schuldbewußt hörte ich was sie zu sagen hatte. Und es begann mir... schon beinahe... leid zu tun, für sie, dass ihre Liebe zu dem Helvetier so böse geendet hatte. Es war natürlich gut für mich, wenn meine Zukünftige dieser Versuchung nicht mehr ausgesetzt war, und Liebe war ja auch eine ganz schlechte Basis für eine Ehe (bekanntlicherweise), und doch klang es so furchbar traurig wie sie erklärte: "Ich habe nun endgültig verstanden, dass die Götter für mich nicht vorgesehen haben, dass ich geliebt werde." Wenn dies ein Theaterdrama gewesen wäre... dann hätte ich die Maske des stinkreichen, nach der Braut lechzenden Greises getragen, der die Liebenden in der Mitte des Stückes entzweit, nur um am Ende durch eine plötzliche Schicksalswendung beseitigt zu werden, so dass die Liebenden endlich vereint sein konnten. Hmpf.


    "Aber natürlich will ich das!" rief ich impulsiv, als Valentina geendet hatte. "Du hast ganz recht. Wir gehören zusammen, und ich kann mich glücklich schätzen dass du mich... trotzdem... also, trotz allem, zum Mann willst. Ich will für dich da sein. Und den Weg mit dir zusammen gehen."
    Ich trat auf sie zu, zögerte jedoch, nach allem gesagten, sie einfach wieder in den Arm zu nehmen, und blieb etwas linkisch vor ihr stehen.
    "Entschuldige Valentina, du wirkst immer so entschlossen, ich habe das nicht so bedacht, dass auch du Zeit brauchst für das Neue, um dich daran zu gewöhnen. - Du sollst natürlich die Zeit haben die du brauchst. Wir heiraten dann wenn du bereit dazu bist. Aber nur dass du es weißt: von mir aus können wir das gleich morgen machen, vom Fleck weg, ich muß gar nicht den großen Pomp haben..." Es war zwar nicht meine Natur, einen Anlass zum großen Feiern auszulassen, doch ich wollte die Sache unbedingt über die Bühne bringen. Damit auch ja nichts mehr dazwischen kommen konnte. Und unsere Verlobungsfeier war ja auch schon ganz schön gewesen.
    "...es sei denn natürlich, du möchtest ein rauschendes Fest. Du sollst alles haben was du willst, meine carissima Valentina!"

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  • Nachdem Valentina geendet hatte, fühlte sie sich gar nicht gut. War es das jetzt wieder? Würde sie wieder ohne einen Mann dastehen? Wie sollte sie das ihren Nichten erklären? All das ging ihr durch den Kopf, doch als Serapio so impulsiv bestätigte, dass er sie trotz allem noch haben wollte, hob Valentina den Kopf. Ein zartes Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Konnte es wirklich sein? Als er dann meinte sie wirkte stets so entschlossen, bekamen ihre Wangen eine gesunde Farbe. Sie schaffte es also doch ihre Unsicherheit zu einem gewissen Teil zu überspielen. Dennoch würde sie wohl noch viel lernen müssen. Aber es war immerhin schon mal ein Anfang.
    Er erzählte von der Hochzeit und das er sie gleich morgen heiraten wollte. Jetzt war ihr Blick schon gefestigter und sie hob ihre Hand um sie ihm auf die Brust zu legen. Entschieden schüttelte sie den Kopf. „Morgen bereits heiraten geht auf keinen Fall.“ Und sie schaffte es sogar einen Moment den Blickkontakt aufrecht zu halten und ernst zu bleiben. „Ich habe nichts anzuziehen! Das braucht Zeit und Vorbereitung.“ Nun lächelte sie und es war offen und ehrlich. Valentina freute sich wirklich sehr darauf mit ihren Nichten endlich ein Hochzeitsgewand aussuchen zu können.
    „Und was die Größe der Feier betrifft nun, da von meiner Familie außer meinem Cousin und meinen beiden Nichten niemand mehr kommen kann, brauche ich kein rauschendes Fest. Mir ist es viel lieber wir heiraten im Kreise unserer Liebsten und müssen nicht aufgrund irgendwelcher Verpflichtungen Leute einladen, die wir nicht sehen möchten.“


    Es war ihr voller Ernst, sie dachte vor allem am Fausta, die mit Sicherheit am Arm ihres Mannes hängen würde, den man auch einladen musste, wollte man nicht gegen die Regeln der Gesellschaft verstoßen. Und so sehr sie auf deren Gesellschaft verzichten konnte, konnte ihr Zukünftiger auf den Mann verzichten, so war ihnen also beiden geholfen, blieb dieses Paar der Feier fern.
    „Gib mir also noch einen Tag Zeit um ein Gewand zu finden und dann können wir heiraten.“ Und sie meinte es so wie sie es sagte und war eben noch so viel Selbstzweifel und Verzweiflung greifbar, so waren sie nun stillschweigend zur Übereinkunft gekommen, dass alles in Ordnung war. Und vielleicht war das ja gar keine so schlechte Basis für eine Hochzeit. Dann stellte Valentina sich auf die Zehenspitzen und gab Serapio einen Kuss.

  • Energisch wurde mein Vorschlag abgelehnt, und mein Gesicht wurde noch länger, als ich glaubte, mich nur noch tiefer in die Bredouille gebracht zu haben. Doch den Göttern sei dank – sie hatte nur gescherzt. Sie hatte nichts anzuziehen? Übermorgen wäre in Ordnung?
    Ich machte ein verdutztes Gesicht, dann entlud sich die ganze Anspannung, ich lachte erleichtert auf.
    "Ein Glück, ein Glück dass du das auch findest!" Und wie reizend sie in ihrer Bescheidenheit war. "Und ein Glück dass du nicht erst monatelang eine Hochzeitstunica weben willst." Das war vielleicht altväterliche Sitte, aber mal ehrlich, wer hielt sich schon heutzutage noch daran.
    "Ich habe auch nichts anzuziehen. Wir sollten uns unbedingt farblich abstimmen. Und weiß du was, wir können aber doch, dafür dass wir es ganz bescheiden feiern, an irgendeinem besonders schönen Fleck heiraten. Ähm... ein romantischer Waldschrein oder eine Nymphenquelle oder auf einer geschmückte Barke, oder sonst etwas nettes. Mein Centurio früher, der hat damals in einem privaten Tierpark zwischen den wilden Bestien geheiratet. Gut, ganz so exzentrisch muß es ja nicht sein. Was ist denn dein Lieblingsplatz?...-"
    An besonderen Orten zu heiraten, das war, so sah ich das zumindest, der letzte Schrei. Und wesentlich amüsanter als die üblichen Haus-Hochzeiten war es sowieso. Doch...
    Huch! Mit einem Mal...
    war sie so nahe...
    Valentina küsste mich.
    Oh.
    Es war ein ganzes Leben lang her, dass ich Frauenlippen geküsst hatte. Ich hatte mir jetzt, seitdem die Hochzeit im Raume stand, immer gedacht ich solle bei dieser ganzen Sache wohl mal etwas "üben" (Scybale könnte mir da sicher helfen), und dann hatte ich immer gedacht, dass ja noch Zeit dafür war und das Thema weiter verschoben...
    Überrumpelt stand ich da, spürte die Berührung, zart, sehr weich, sehr fein.
    Reiß dich zusammen, Faustus!
    Zaghaft legte ich die Arme um meine Verlobte, strich ihr liebevoll über das Blondhaar. Und vorsichtig erwiderte ich den Kuss ein wenig. Sehr keusch. Es fühlte sich angenehm an, auf eine kühle Weise frisch und angenehm.

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  • Zugegeben, oft war Valentina noch nicht geküsst worden. Und dennoch merkte sie die Zurückhaltung bei Serapio. Doch sie wusste gleichzeitig auch woher das kam, schließlich küsste er für gewöhnlich keine Frauen. Doch sie war ihm dankbar, dass er ihr wenigstens die Chance gab ihm nahe sein zu können. Deswegen aber zog sie den Kuss nicht unnötig in die Länge und löste sich bald wieder von ihm. Immer nur ein kleines bisschen würde genügen. Sie war nicht gierig.
    "Ein privater Tierpark? Nein, lieber nicht am Ende wirst du mir von einem wilden Tier gefressen und Borkan und ich müssen dein ganzes Vermögen alleine durchbringen." Sie schüttelte in einer fast schon ernst wirkenden Geste den Kopf, wäre da nicht das kleine verräterische Schmunzeln um ihre Lippen. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und genoss die Umarmung.
    "Ich habe auch dir zu danken, dass du mir glaubst." Flüsterte sie und sah auf die Blumen in der Vase.


    Vielleicht lag es daran, dass auch Valentina nicht unnötig viel Zeit aufbringen wollte wegen den Hochzeitsvorbereitungen und dem Gewand. Sie hatte ohnehin niemand, der ihr dabei helfen konnte und mir Hilfe von Sklaven wollte sie das Gewand dann auch nicht machen lassen. Da erstand sie es lieber auf dem Markt. Außerdem war sie immer schon etwas aus der Familientradition gefallen. Dann strich sie über seinen Arm und fuhr fort, das Thema Hochzeit in den Vordergrund zu stellen.
    "Mein Lieblingsort ist der Rosengarten in meinem Haus. Ich habe die Stille dort immer sehr genossen. Doch der ist nicht angebracht genug und außerdem viel zu klein." Die ganze Casa Quintilia war nicht groß, aber das wusste Serapio bereits. "Eine Nymphenquelle hört sich sehr romantisch an. Und was die Kleidung betrifft. Wie stehst du zu Traditionen? Soll ich eine gelbrote Palla galbeata tragen oder eine Farbe die mir und damit auch dir besser zu Gesicht steht?"

  • Ob das wohl so in Ordnung war? Ob sie zufrieden war? Und ob sie jetzt..... etwa gleich mehr erwartete...?
    Ich war schon ein wenig erleichtert, als sie sich, ohne mich zu überfordern, schon nach einem kurzen Kuss wieder von mir löste. Ja, so irgendwie würde das gehen, Schritt für Schritt. So viel anders als einen Jüngling zu küssen war das ja auch nicht, versuchte ich mir einzureden. Auf jeden Fall war es ein Glück, dass meine grazile Zukünftige nicht zu diesen furchtbaren, üppigen, weichkurvigen und wogebusigen Wesen gehörte, deren offensive Weiblichkeit mir immer nur kalte Schauer über den Rücken jagte.


    Befreit lachte ich über ihren Scherz, und hielt sie in meiner Umarmung. In einem Rosengarten zu feiern, das würde mir auch gefallen.
    "Ich werde Icarion und Narcissus ausschicken, die haben Sinn für sowas, wäre doch gelacht wenn sie nicht einen lauschigen Ort für uns auftreiben."
    Wie ich zu Traditionen stand. Ich witterte eine Fangfrage. "Ähem.... ja also, Traditionen... Ja, das kommt ganz darauf an. Natürlich muß man sie ehren. So generell. Aber ich würde nicht soweit gehen, dass ich sagen würde, dass man das Recht oder gar die Pflicht hat, das höhere Gut der Ästhetik dem hinten an zu stellen... Ja. Ähm. Und wie siehst du das?"
    Rotgelb... war bei ihrem hellen Teint nun wirklich eher heikel.
    "Wenn, dann muss es ein safrangelb sein. Ein sattes mit goldenen Akzenten. Aber... aber ich würde doch eher zu reinen Rottönen tendieren. Flammenrot, oder – das ist ja deine Farbe, ganz eindeutig deine Farbe: Rosenrot. Oder natürlich: Rosarot, das leichte, duftige. Wobei die pastelligen Wassertöne dir natürlich auch wunderbar zu Gesicht stehen - ....Amethyst! Ich liebe ja Amethyst, und es ist so klassisch, dass es schon wieder brandheiß ist. Und Seide sollte es schon sein, mit Metallplättchen-Stickerei vielleicht, oder mit Goldfaden durchwirkt... - Aber weißt du was, ich habe eine gute Idee -" Man mußte nämlich auch mal delegieren können. Und mein Dienst ließ mir, dem Apoll sei's geklagt, einfach keine Zeit mich dem Thema unserer Hochzeitsgewandungen gebührend zu widmen. "Such du doch einfach für uns beide den Stoff aus. Nimm den schönsten den du finden kannst, und was wir sonst so brauchen, ich vertraue dir da voll und ganz, und dann lassen wir beide uns was daraus schneidern."
    Die Zwillinge und die Damen des Hauses Decima hätten bestimmt auch nichts dagegen, sie da zu beraten.


    "Abgemacht? Ich schicke dir nachher einen Sklaven mit dem Geld dafür vorbei. Ausserdem wirst du noch eine kleine Schenkung von mir erhalten. Jetzt, vor der Hochzeit, danach ist es ja nicht mehr erlaubt." Ich drückte sie, gab ihr einen Kuss auf die Stirn, und straffte mich. "So, dann werde ich mich mal wieder aufmachen."
    Da fiel mein Blick auf den Schandbrief, und den hochsymbolischen Stein. Ich löste mich von Valentina, erklärte schmallippig:
    "Und das Zeug da, das lasse ich jetzt mal verschwinden." Mit spitzen Fingern, als klebe Gift daran, nahm ich es an mich.

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  • Von jemandem festgehalten zu werden, dem man vertrauen konnte war ein schönes Gefühl und Valentina gönnte sich die Freiheit das auch zu genießen. Ja, sie fing wirklich an daran zu glauben, dass es bald gut werden würde. Bestimmt würde auch der Ort ihrer Hochzeit wunderschön werden.
    Als Serapio dann meinte man sollte Safrangelb nehmen, konnte sie es allerdings nicht ganz verhindern ihre Lippen zu kräuseln. Hatte er sie schon mal in Safrangelb gesehen? Da würde man wohl kaum noch etwas sehen von der Braut, so wenig stand ihr diese Farbe. Aber wenn das sein Wunsch war.... zum Glück sprach er weiter und malte die schönsten Farben in ihren Kopf. Ja rosarot war schön, doch das trug sie, wie er selbst sagte, so schon gerne und oft. Zu ihrer Hochzeit sollte es etwas ausgefallenes sein. Pastellige Wassertöne... Ihre Gedanken glitten zu dem Stoff, den sie zur Verlobungsfeier bekommen hatte und der noch unverarbeitet in ihrem Zimmer lag. Ja das wäre eine würdevolle Nutzung dafür, doch als er dann mit "Amethyst... ist eine wundervolle Farbe!" Sah sie ihn nickend an. Und damit wäre es wohl beschlossen, dass man zumindest bei der Farbwahl der Kleider dezent von den Traditionen abweichen würde. Valentina hatte damit keine Probleme.


    "Soso, der werte Herr stiehlt sich also damit schon geschickt aus den ersten Hochzeitsvorbereitungen." Meinte sie lächelnd und pickte ihm mit der Fingerspitze leicht gegen die Brust. In Gedanken aber war Valentina schon auf dem Markt. Ihre Nichten würden sie bestimmt begleiten und wer weiß wen sie noch dafür finden konnte.
    "Du brauchst mir doch nichts schenken." Sah sie ihn dann an. "Ich habe wirklich alles was ich brauche." Dann trat sie zurück und lies ihn natürlich seiner Arbeit nachgehen. Nur als er dann den Brief und das Kästchen nahm, welches sie erreicht hatte, sah Valentina zur Seite weg. "Ja, sodass es niemand jemals wieder zu Gesicht bekommen soll."

  • Dass meine Zukünftige so sanft und aufmerksam gegenüber meinen Vorstellungen war, bei der Frage der Farbwahl, die ja sehr bedeutsam war, das erfüllte mich mit einem entspanten Gefühl der Zufriedenheit. Und mit der Zuversicht, dass Valentina sich auch in den anderen entscheidenden Fragen, die sich uns in der Zukunft noch so stellen würden (wo soll das Speisesofa stehen, wie sollen die Kinder heißen, und so weiter), ebenso feinfühlig und entgegenkommend zeigen würde. Nicht so herrisch wie die Frauen in meiner Familie allesamt waren, so bestimmend, nein, ganz traditionell und sanftmütig. Ja, doch, unsere Ehe könnte wirklich eine harmonische werden... so dachte ich, und lächelte ob ihres neckenden Zeigefingers, pflückte ihre Hand aus der Luft und hauchte ihr scherzhaft einen übertrieben gallanten Kuss darauf.
    "Carissima Valentina, ich hätte so gar nichts dagegen jetzt mit dir schöne Seidenstoffe auszusuchen!" versicherte ich ihr. Es war die reine Wahrheit. Und der Gedanke daran, was ich jetzt an diesem angebrochenen Nachmittag als nächstes zu tun hatte, ließ den Gedanken an einen entspannten Einkaufsbummel noch viel verlockender erscheinen.
    Bei der Ankündigung des Geschenkes, da zeigte sich wieder ihre natürliche Bescheidenheit, ich lächelte verschmitzt, denn zu schenken machte mir stets große Freude, und meinte nur:
    "Ich möchte aber."


    Der Brief fühlte sich so... komisch an in meiner Hand, und ich fragte mich, ob vielleicht ein Fluch an dem Papyrus haftete?! Hastig berührte ich mein Serapis-Amulett mit den Fingerspitzen, dann mein Mars-Ancilum-Amulett, dann die Lunulae an meinem Gürtel... faltete das Schreiben zusammen und verstaute es, zusammen mit dem Stein, in dem Kästchen.
    "Das verspreche ich dir. Ich kümmere mich darum." meinte ich ernsthaft, umarmte sie zum Abschied. "Bis bald mein kleines Rotkehlchen. Pass auf dich auf."


    Darauf machte ich mich wieder auf den Weg, doch dieser führte mich nicht etwa direkt wieder in die Castra. Nein, zuallererst begab ich mich in den Tempel der Iuno......

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    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img40/8946/icarion.jpg]| Icarion


    Später an jenem Tag, etwa zur Cena-Zeit, erschien schnellen Schrittes der Libertus Decimianus Icarion (mit Begleitschutz) in der Casa Quintilia. Er überbrachte der Hausherrin "Mit den besten Grüßen von meinem Patron, verehrte Dame!" zum einen: einen Brief, dem eine Besitzurkunde beigefügt war, zum anderen: einen Beutel voller Aurei, und zuletzt: einen großen Keramiktopf. Wenn man den Deckel lüftete, würde man darin einen gutgewürzten saftigen Lendenbraten vom jungen Schaf, mit viel Thymian und Rosmarin, finden, noch warm, da eilig geliefert aus der Küche der Casa Decima.
    In dem Brief stand geschrieben:


    Liebe Valentina,
    hier also das Geld für die Einkäufe, und dazu noch etwas zur Stärkung. Ausserdem bin ich zu dem Schluß gekommen, dass Du - denn man weiß ja nie - durch eigenen Besitz abgesichert sein solltest. Darum überschreibe ich Dir hier ein einträgliches Gut mit zwei Centuriae Land* dabei. Es ist hübsch gelegen, bei Ardea, besteht aus einer Villa Rustica mit weitläufigen Olivenhainen, Reben und Fischteichen. Auch um der Sommerhitze der Stadt zu entfliehen eignet es sich gut.
    Vale bene!


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    Sim-Off:

    * ~ 2 WiSim-Grundstücke

  • Der kleinen Gruppe vorauseilend, deutete Valentina auf mehrere Tische, die sie herbeischaffen hatte lassen damit die Stoffe auch schön drapiert werden konnten. Auf einem Beistelltisch stand ein Tablett mit einer kleinen Erfrischung, schließlich wusste man nie, wie lange so etwas dauert. „So, bitteschön.“ Sie machte eine ausladende Geste mit der Hand und konnte es kaum erwarten bis Aculeo seine Waren präsentierte.

  • Sila war aufgeregt, hatte ihre Tante ihr doch gesagt, das heute die Stoffe kommen würden und auch sie und Pina durften sich einen aussuchen. Ja Sila strahlte förmlich übers ganze Gesicht. Einkaufen war schön, aber hier so bequem zu Hause in aller Ruhe aussuchen, ja das hatte eindeutig was von Oberschicht. Ja ihre Tante hatte wirklich Glück mit ihrem Zukünftigen. Sila hoffte, dass sie es eines Tages auch so gut treffen würde.
    So kam sie also aufgeregt ins Tablinum. „Ist er schon da?“

  • Hier angekommen deutete er wieder schweigend auf eine der Liegen, dann auf einen kleinen Tisch, auf dem immer eine Karaffe stand aus der man unerwarteten Gästen einschenken konnte. Die Herrin des Hauses achtete stets auf Gastfreundschaft. Dann schlappte der Sklave davon.
    Kurze Zeit später hörte man erneut Schritte, dieses Mal schneller und irgendwie leichter. Valentina erreichte den Raum und sah ihren Gast verwundert an.
    „Salve.“ Sie trat zu dem ihr noch unbekannten Mann heran und überlegte woher sie diesen Blick kannte. „Kennen wir uns?“ Fragte sie dann etwas zögerlich.

  • Trogus begutachtete den Raum, er gefiel ihm. Nicht zu pompös eingerichtet, aber auch nicht allzu schlicht. Ein paar Bücher, schöne Malereien... ja hier konnte man verweilen. Dann betrat eine Frau den Raum, deren Beschreibung auf Valentina passte.
    "Salve. Nein, wir kennen uns noch nicht. Ich nehme an du bist Quintilia Valentina. Ich bin Aulus Trogus, dein Neffe. Mein Vater hat mich hier her gesendet, leider muss ich dir mitteilen dass dein Bruder verstorben ist. Ich soll dir diesen Brief hier geben."



    Salve Schwester,


    wenn du diesen Zeilen liest werde ich leider wohl bereits verstorben sein, oder kurz davor stehen. Der junge Mann der ihn dir überbringt ist mein Sohn Aulus. Ich habe ihn nach Rom geschickt da er auf dem Land ,wo wir die Jahre verbrachten seit ich mit der Familie brach, keine Chancen haben wird eine Karriere zu machen die seinen Fähigkeiten entspricht.


    Es tut mir leid zu euch allen den Kontakt abgebrochen zu haben, aber ich denke wir beide wissen dass es besser war. Ich hoffe aber dass Aulus wieder den Anschluss an seine Familie findet und im Namen seiner und damit auch deiner Vorfahren einige gute Taten verrichten wird.


    Aulus hat auch noch eine Schwester die ein Jahr älter als er selbst ist, ich weiß aber nicht ob sie auch nach Rom kommen wird oder nicht, ich habe es ihr überlassen selbst zu entscheiden. Sie heißt Epicharis, ein wundervoller Name wie ich finde. Ich hoffe ihr lernt euch eines Tages auch kennen.


    Ich wünsche dir ein erfolgreiches Leben,


    Dein Marcus


    Er schaute dabei traurig auf den Boden, während Valentina die Zeilen las.

  • Der Gast gab an, dass er ihr Neffe war und nun wusste sie woher ihr dieser Blick bekannt vorkam. Er hatte die Augen ihres Bruders. Doch dann hörte sie schlimme Dinge und bekam ein Schriftstück überreicht. Schon bei den ersten Zeilen, die sie las, traten ihr die Tränen in die Augen und sie musste sich auf die Kline setzen, die direkt neben ihr stand. Immer wieder blinzelt sie, damit die auftretenden Tränen nicht die Tinte verwischten. Sie las langsam und sehr aufmerksam, dann senkte sie den Brief und atmete in paar Mal tief durch.
    „Schon lange hatte ich eine Vermutung, es nun aber zu lesen ist schlimm. Es ist bereits mein zweiter Bruder, dessen Tod ich bestätigt bekomme.“ Und vom dritten Bruder war es sicherlich auch bald Gewissheit, dass er nicht mehr lebte.
    Traurig blickte sie auf und deutete dann auf eine Kline. „Bitte, setz dich doch.“ Sie langte zu dem Tischchen rüber und goss einen Becher des verdünnten Weines ein um ihm ihrem Gast zu reichen. Er war sicherlich durstig.
    Erst dann hatte sie sich wieder soweit unter Kontrolle, dass sie vernünftig weitersprechen konnte.
    „Natürlich werde ich dem Wunsch meines Bruders entsprechen und du hast hier dein neues Zuhause gefunden, wenn du es wünschst. Dies ist unser Elternhaus. Viel kann ich dir noch nicht bieten, aber es soll dir gut gehen. Man wird gleich ein Zimmer für dich fertig machen lassen, dann kannst du dich erst einmal von den Strapazen der Reise erholen.“

  • Auch wenn diese Frau Aulus total fremd war, als er sah wie sehr sie litt hatte er der Bedürfnis den Arm um sie zu legen und sie zu trösten. Aber er hielt sich zurück, wusste nicht was angemessen war und was nicht und nahm daher erst einmal selbst platz.
    "Es tut mir leid keine besseren Nachrichten zu bringen."


    Auch ihm saß nun ein Klos im Hals, die Gedanken von Vaters Tod kamen wieder hoch und er nahm sich schnell etwas zu trinken und goss Valentina auch direkt etwas aus.
    "Vater hat hin und wieder von dir geredet und nur gute Worte verloren. Ich denke er hat dich sehr vermisst, aber er schaffte es nicht über seinen Schatten zu springen, auch nicht nachdem Mutter tot war." Er trank einen weiteren Schluck. "Ich danke dir für die Gastfreundschaft, ich werde aber nur einige Tage hier verweilen. Ich habe auf dem Weg zu dir eine Parade verfolgt, und die Rede des neuen Praefectus Praetorio gehört. Es hat mich nur darin bestätigt mein Glück in die Hand zu nehmen und mich bei den Urbanern zu melden. Und wer weiß, vielleicht trage ich ja eines Tages selbst das Schwarz der Garde."

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