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Tief in der Subura, inmitten eines Labyrinthes krummer Gassen, schmaler Stiegen und finsterer Hinterhöfe, an der Kreuzung von Schindergasse und Petersilienweg, lag ein abschüssiger Platz. Er war umgeben von hohen Insulae, so dass er fast immer im Schatten lag. Magere Disteln sprossen im staubigen Boden, die Strassengräben lagen voll Müll. Eine der angrenzenden Insulae war vor Jahren eingestürzt und aufgrund irgendwelcher Spekulationen noch immer Ruine. Zwischen den Mauerresten hatten sich einige Vertreter der Ärmsten der Armen der Stadt elende kleine Behausungen gebaut. Es war ein Winkel von Rom, den keiner der vielen Besucher, die in die Stadt kamen um Forum und Circus zu besichtigen, je zu Gesicht bekam – und die Besucher hatten damit nichts verpasst. Auch Urbaner und Vigilen tauchten nur sehr selten, und ausschließlich in größeren Trupps hier auf, denn die Strassenzüge waren fest in der Hand diverser Banden.
Nur zweimal im Jahr, da rückte dieser elende Fleck in den Mittelpunkt, wurde zum Schauplatz eines unerhörten Spectaculums: und zwar dann wenn hier Das Große Rattenbeissen stattfand.
Diese Nacht war es einmal wieder soweit. Warm war es, als wäre noch immer Hochsommer, die Luft stand in den Gassen, stickig und geschwängert von Staub, Rauch, und den Ausdünstungen der Stadt. Lagerfeuer auf offener Strasse und rußende Öllaternen erhellten den Platz, in dessen Mitte eine kleine hölzerne Arena aufgebaut war, aus schlechten Brettern flüchtig zusammengenagelt. Um diese drängte sich eine Masse von Menschen, die meisten eher ärmlich, manche völlig zerlumpt, doch dazwischen fanden sich auch wohlgekleidete und -genährte Besucher. Das große Rattenbeissen, früher ein Ereignis ganz ohne Aussenstehende, war in den letzten Jahren etwas bekannter geworden, zum Geheimtip sozusagen, und der Ruf des Verruchten zog nun auch den ein oder anderen wohlhabenden Römer auf der Suche nach gefährlicher Zerstreuung, die ein oder andere gelangweilte Römerin an, was zu einer kuriosen Mischung des Publikums führte.
Man munkelte ausserdem, das sich in dieser Nacht auch die Bandenführer des Viertels treffen würden, um hier ihre Angelegenheiten zu klären und Territorien abzustecken. Wer weiß. Der flackernde Feuerschein beschien jedenfalls eine Menge Waffen, die ganz offen in den Gürteln getragen wurden.
Noch hatten die Wettkämpfe nicht begonnen. Neben der Arena standen ein paar Kisten, aus denen das Getrappel kleiner Füsse, und manchmal ein schrilles Quieken zu hören war. Viele der Besucher standen bei den Wettmachern, und setzten auf ihre Favoriten, andere schlenderten herum und begutachteten die Waren, die am Rande des Platzes feilgeboten wurden: ein Sammelsurium von Trödelkram, Messern, Schrott und höchst absonderlichen Dingen. Vor einer angrenzenden Spelunke standen grobe Tische und Bänke, da gab es billigen Wein und Schalen mit Eintopf. Auch fliegende Händler waren unterwegs und schenkten aus, niemand der ein paar Asse hatte musste durstig bleiben.