Büro des Marcus Vinicius Lucianus

  • ‚Warte einen Moment!‘ Diese Zeitangabe würde Antias gut einhalten können, denn der Herr wusste sofort, wie seine Entscheidung ausfiel. „Gut“, nickte der Sklave also, mit einem abschließenden: „Faciam, domine!*“ und machte sich wieder auf zur Haustüre.
    Nun galt es nur noch, das den Lictor wissen zu lassen. Der würde sich freuen, wenn er auf Anhieb eine positive Antwort bei seinem Vorgesetzten vermelden konnte.


    Sim-Off:

    * Mach ich, Herr!

  • Wann immer Phaeneas diese Stimme hörte, wurde ihm leicht ums Herz, und wann immer er mit der Person zu tun hatte, zu der sie gehörte, entstand in ihm so etwas wie ein ausgewogenes, angenehmes Wohlbefinden, ein Gefühl, als wäre alles in Ordnung – oder würde es zumindest noch eine Zeit lang so bleiben.
    Sich nur einen Tag ohne diese Stimme und diese Person vorzustellen, war für den Bithynier komplett unmöglich und musste unweigerlich darin enden, dass dieses Gefühl der Ausgewogenheit aus ihm herausgerissen würde und sich Leere und wirre Empfindungen in ihm ausbreiten würden. So wie vor Lucianus‘ Zeit eben.


    Aber dergleichen Katastrophenszenarien standen schließlich kein bisschen ins Haus, die Stimme rief ja und entfernte sich nicht und Phaeneas folgte ihr in Lucianus‘ Arbeitszimmer.
    „Lucianus“, sprach er freudig den an, den er da wie zu erwarten vorfand. „Was gibt es?“

  • Wie gesagt, solche Katastrophen drohten kein bisschen und Lucianus wendete auch nur den geringsten Schatten von so etwas ab, als er jetzt sprach.
    Zum einen war durch Italia zu reisen für Phaeneas nichts neues, ungewöhnliches, nichts was sein Leben oder seine Vorstellung davon irgendwie durcheinander bringen könnte.
    Und zum anderen betonte er, dass er nicht alleine aufbrechen würde, seinen Leibsklaven in Rom zurücklassend, sondern dass Phaeneas ganz selbstverständlicher Teil dieser neuen Aufgabe sein würde.
    Deshalb sagte der Bithynier nur, mehr oder minder schulterzuckend: „Ja, gut. Wann brechen wir auf?“ Das war sozusagen alles, was Phaeneas in dieser Sache noch als offen empfand.

  • "In zwei Tagen, am frühen Morgen..... bereite mein Gepäck vor, besorge ein paar Sklaven zu unserem Schutz und frage meine Schwägerin, ob sie uns belgieten möchte...."


    Letzteres erwähnte ich so selbstverständlich, als würde nie jemand auf die Idee kommen, dahinter etwas Unanständiges zu vermuten.

  • „So bald schon? Na gut“, schloss der bithynische Sklave. An ihm sollt’s nicht scheitern.


    Als die Rede auf Lucianus‘ Schwägerin kam, gingen Phaeneas‘ Augenbrauen nach oben.
    „Wieso deine Schwägerin und nicht deine Frau? Nimmst du etwa Rücksicht auf Paulina, weil sie auf Rom niemals verzichten könnte?“ Etwas ironisch waren seine Worte einwandfrei – natürlich nur im Scherz. „Das Gleiche könntest du auch bei deiner Schwägerin tun ...“, fügte er lammfromm hinzu, ganz so als würde er Lucianus wirklich nur solche verständnisvollen Überlegungen zutrauen ...

  • Die Kinder hatten eine Amme und die wiederum hatte genug Sklavinnen zur Seite, für eine Mutter blieb da selten viel zu tun. Aber Lucianus hatte recht, es machte sich nicht gut, die Zwillinge mutterlos zurückzulassen.
    Fast wollte er nicken und sich auf den Weg zu Lucianus‘ Schwägerin machen, da fiel ihm doch noch etwas bezüglich der Reise ein. „Werden wir für Senatssitzungen und dergleichen von Zeit zu Zeit wieder nach Rom kommen oder werden wir ununterbrochen unterwegs sein?“, wollte er noch wissen – und dachte dabei an jemanden. Die einzige Person außer Lucianus, die sich derzeit Phaeneas‘ Aufmerksamkeit sicher sein konnte. Cimon.
    Der Bithynier fragte fast nie etwas, ohne dabei eine Person im Hinterkopf zu haben. Das war sozusagen seine einzige Motivation.

  • „Ah ja, gut zu wissen“, bestätigte Phaeneas und vermerkte entsprechende gedankliche Notizen. Die sich allerdings mehr auf seine eigene Vorgehensweise bezüglich seiner eigenen Angelegenheiten bezogen. Für Custodes corporis und Lucianus‘ Gepäck war die Information relativ irrelevant. Und seine Schwägerin würde es auch nur eventuell interessieren.
    „In Ordnung, dann mach ich mich mal an die Vorbereitungen ...“, verabschiedete sich der Leibsklave von Lucianus.

  • Wie ziemlich oft in letzter Zeit wanderte Phaenaeas von Petronillas Cubiculum zu Lucianus‘ Arbeitszimmer, um wiedermal eine Botschaft zwischen beiden hin- und herzutragen. Erneut war es eine erfreuliche, nämlich eine Zusage.
    „Deine Schwägerin meinte wortwörtlich, sie könne es kaum erwarten, dich als Curator zu begleiten. Außerdem wollte sie dich wissen lassen, dass sie für die Reise keinen passenden Umhang hat.“ Schlicht nur so übermittelte der Sklave ihren Wunsch.

  • "Sehr schön..." antwortete ich und fügte an "..... dann musst du wohl wieder den Einkaufsführer für sie spielen!"


    Natürlich wusste Phaeneas, dass die Kosten für die Garderobe aus meiner tasche bezahlt wurden....

  • „Gut“, nickte Phaeneas. „Ach ja“, fiel ihm dann ein, „noch etwas, was dich vielleicht interessieren könnte, Lucianus – als ich einmal bei deiner Schwägerin war, wollte sie wissen, wie lang ich schon für dich arbeite, hat sich zu meinen Aufgabenbereichen geäußert und sich nach dem Wesen deiner Frau erkundigt.“

  • „Willst du das alles hören?!“ So komplett aus dem Zusammenhang gerissen war das schon ein bisschen schwierig zu schildern und für Lucianus zu verfolgen.
    „Na ja, gut. Ich habe ihr geantwortet, dass ich dir seit Beginn deiner Statthalterschaft in Germania gehöre, und habe bestätigt, dass ich deine Briefe schreibe – zu allem, was sie darüber hinaus für sich festgestellt hat, ohne ausdrücklich um Bestätigung zu bitten, habe ich nichts gesagt. Von deiner Frau habe ich von ihrer Leidenschaft für Kleidung, Schmuck und Kosmetik erzählt, dass sie dich üblicherweise auf offiziellen Anlässen begleitet und insgesamt ihre Pflichten als deine Gattin erfüllt. Dass sie sich ihres Standes bewusst ist und es als Herrin gut mit Sklaven meint, wenn man ihr gegenüber ein angemessenes Verhalten an den Tag legt. Schließlich wollte sie von der Perspektive eines Sklaven erfahren“, schloss Phaeneas ab. Dann konnte sie sich so etwas auch anhören ...

  • Während Phaeneas erzählte musste ich immer wider Lächeln, war es doch zu amüsant, wie Petronilla versuchte aus Allem und Jedem ihren Vorteil zu ziehen....


    "Nun, meine werte Schwägerin dürfte wohl sehr neugierig sein, nichte wahr!?"

  • Es war ja schön, dass es Lucianus belustigte, und Phaeneas wünschte, er könnte es genauso durch und durch erheitert sehen. Aber eine gewisse Besorgnis gegenüber solchen Ausfragereien konnte er nicht leugnen, hatte er sowas doch schon in ganz anderen Dimensionen erlebt ... und mit ganz anderen Risiken für Leib und Leben, für seine körperliche und seelische Gesundheit.
    Außerdem, Phaeneas mochte keine Intrigen.
    „Ja, das dürfte sie wohl sein, Lucianus. Und solange es bei so harmloser Neugierde bleibt, soll es mir gleich sein. Ich wollte nur, dass du es weißt.“ Dabei sah der Sklave ihn an. Den, der schützend seine Hand über ihn hielt. Seinen Felsen in der Brandung. „Es soll nichts, was dich betrifft, hinter deinem Rücken geschehen, ohne dass du nicht davon erfährst.“

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